Sinn durch Sinnlichkeit? - Institut für Sexualpädagogik
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Forum 7<br />
Beate Martin & Christa Wanzeck-Sielert<br />
Wie sollen Kinder Sexualität lernen?<br />
Kindersexualität zwischen Doktorspielen und Erwachsenenzentrismus<br />
70<br />
Kindliche<br />
Sexualität ist<br />
etwas anderes<br />
als das<br />
Erwachsenenbild<br />
von ihr<br />
Kinder entdecken ihre Sexualität meistens<br />
im Spiel mit sich und anderen. In der Erwachsenenwelt<br />
stehen die Interessen nach Schutz,<br />
nach Erziehung und nach Förderung im Widerstreit.<br />
Wie kann es Erwachsenen gelingen, die<br />
Entdeckungsfreude der Kinder zu erhalten, damit<br />
sie sich möglichst körperfreundlich, selbst<br />
gestaltend, sinnlich, störungsarm und<br />
konfliktbewußt entwickeln?<br />
Daß auch (kleine) Kinder Sexualität haben,<br />
wird heute niemand mehr bestreiten. Wie sich<br />
diese Sexualität aber äußert, wie Kinder sie zeigen<br />
dürfen oder wie sie lernen sollen, das ist<br />
immer noch ein bedeutender gesellschaftlich<br />
kontrovers diskutierter Streitpunkt.<br />
In diesem Forum ging es um Sexualität im<br />
Spannungsfeld der kindlichen Neugier auf den<br />
eigenen und fremden Körper und die Reaktionen<br />
und der Blick von Erwachsenen darauf. Somit<br />
befaßten wir uns im ersten Teil mit den vielfältigen<br />
Ausdrucksformen von kindlicher Sexualität<br />
und im zweiten Teil mit dem gesellschaftlichen<br />
Diskurs zur kindlichen Sexualität und<br />
Sexualerziehung.<br />
Methoden und Ergebnisse<br />
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ermöglichte<br />
das Polaritätenspiel, daß die Teilnehmer-<br />
Innen sich noch etwas besser in ihren unterschiedlichen<br />
Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
kennenlernten. Zu folgenden Fragen sollten sie<br />
sich dem Ja-Pol bzw. dem Nein-Pol zuordnen:<br />
• Wer arbeitet mit Kindern im Vorschulalter,<br />
wer mit MultiplikatorInnen oder Eltern?<br />
• Wer hat eigene Kinder bzw. lebt mit Kindern<br />
in einem Haushalt?<br />
• Wer glaubt, daß er/sie in einer sexualfreundlichen<br />
<strong>Institut</strong>ion arbeitet?<br />
Die TeilnehmerInnen arbeiteten in verschiedenen<br />
Arbeitsbereichen. Etwa jeweils die Hälfte<br />
arbeitete mit Kindern selbst und ebenfalls die<br />
Hälfte lebte mit Kind(ern) in einem Haushalt.<br />
Nur wenige meinten, in einer sexualfreundlichen<br />
<strong>Institut</strong>ion tätig zu sein.<br />
Als Einstieg in das Thema des Forums entschieden<br />
wir uns <strong>für</strong> die Interpretation von<br />
Kinderfotos. Die Übung sollte den Teilnehmer-<br />
Innen verdeutlichen, daß jede/r Kinder in einer<br />
unterschiedlichen Weise wahrnimmt. Alle sollten<br />
sich zunächst ein Kinderfoto aussuchen,<br />
<strong>durch</strong> das sie/er sich angesprochen fühlt. Erst<br />
danach wurde die Aufgabe gestellt, das Kind<br />
kurz vorzustellen und zu fantasieren, welche<br />
Ausdrucksform kindlicher Sexualität das abgebildete<br />
Kind zeigt. Einige hätten sich unter dieser<br />
Fragestellung eine andere Postkarte ausgewählt.<br />
Uns war es aber wichtig, den Teilnehmer-<br />
Innen deutlich zu machen, wie sehr wir <strong>durch</strong><br />
einen ersten Eindruck beeinflußt werden, daß<br />
wir uns die Kinder, die etwas fragen oder mit<br />
denen wir arbeiten, meistens nicht aussuchen<br />
können und deshalb häufig spontan reagieren<br />
müssen.<br />
Als kindliche Ausdrucksformen von Sexualität<br />
in Zusammenhang mit den Postkarten wurde<br />
folgendes genannt:<br />
„Oraler Genuß“, „spielen ohne Hintergedanken“,<br />
„Geht gerne nackt am FKK-Strand baden“,<br />
„Die Erwachsenen sollen mit mir behutsam<br />
umgehen“, „Ich erhoffe mir Schutz“, „Meine<br />
Sexualität ist normal“, „Ich befriedige mich<br />
selbst, wenn ich Lust dazu habe“, „Kinder sind<br />
gerne nackt, spielen gerne nackt“, „Ich brauche<br />
Schutz“, „Mit dem Kind wird nicht über Sexualität<br />
geredet“, „Kinder als Wonneproppen verheißen<br />
lustvolle Sexualität“, „Die Körperpflege<br />
bei Kindern ist eine gesellschaftlich legitimierte,<br />
erotische Form der Sexualität zwischen den<br />
Generationen“, „Das Kind ist offen <strong>für</strong> Doktor-