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Psychologische Interpretation. Biographien – Texte – Tests - Jochen ...

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Mayring (1997, S. 58) unterschied drei Grundformen der <strong>Interpretation</strong>, die er in<br />

den vorhandenen text- und inhaltsanalytischen Verfahren mit verschiedener Akzentsetzung<br />

und Vollständigkeit verwirklicht sah. Diese Grundformen unterscheiden<br />

sich in ihren Zielen und ihre einzelnen Schritte lassen sich in Regeln fassen:<br />

• das Ziel ist die Zusammenfassung des Materials, so dass die wesentlichen<br />

Inhalte erfasst bzw. ein Abbild des Grundmaterials erhalten bleibt. Hier gibt<br />

es die Unterscheidung einer aufsteigenden (textgeleiteten) und einer absteigenden<br />

(schemageleiteten) Verarbeitung. Reduktion wird durch verschiedene<br />

Operationen wie Auslassen, Generalisation, Konstruktion, Integration,<br />

Selektion, Bündelung erreicht. Dieser Prozess der Reduktion kann zugleich<br />

als Weg der induktiven, materialangemessenen Kategorienbildung angesehen<br />

werden;<br />

• das Ziel ist die Explikation von fraglichen Textteilen durch zusätzliches<br />

Material, das eine <strong>Interpretation</strong> der Textstelle ermöglicht bzw. verbessert.<br />

Die engere Kontextanalyse beschränkt sich auf den vorliegenden Text, während<br />

die weitere Analyse auch den darüber hinausgehenden Text einbezieht;<br />

• das Ziel ist die Strukturierung, d. h. bestimmte Aspekte sind aus dem Material<br />

herauszufiltern, das Material ist nach bestimmten Kriterien formal, inhaltlich<br />

und typisierend zu ordnen oder nach bestimmten Kriterien zu skalieren, d. h.<br />

quantitativ einzuschätzen.<br />

Eine schwierige Aufgabe ist die für Zusammenfassungen notwendige Unterscheidung<br />

von inhaltstragenden und zu vernachlässigenden, ausschmückenden,<br />

verdeutlichenden, wiederholenden <strong>Texte</strong>lementen. Die unwichtigen <strong>Texte</strong>lemente<br />

werden gestrichen. Zur Reduktion des <strong>Texte</strong>s gehört außerdem die “Umschreibung”<br />

in eine einheitliche Sprachebene mit grammatikalischer Kurzform.<br />

Die Umschreibung der Kodiereinheiten wird als Paraphrasierung (griech. para<br />

neben, mit kleinem Abstand, phrase Aussage/Ausspruch) bezeichnet.<br />

An einem längeren Textbeispiel aus seiner eigenen Forschung über Lehrerarbeitslosigkeit<br />

werden insgesamt 15 Regeln für die Reduktionsschritte geschildert<br />

(Mayring, 1997, S. 62-71). Offensichtlich verlangt diese Paraphrasierung eine<br />

genau formulierte Fragestellung (“Was sind die hauptsächlichen Erfahrungen der<br />

arbeitslosen Lehrer über den “Praxisschock”?). Diese an den Protokollen von<br />

vier Lehrern vorgenommenen Reduktionen führten dann zu den Kategorien.<br />

Auch die Explikation (Kontextanalyse) und die Strukturierung der Inhalte (siehe<br />

oben) wurden an diesen Beispielen erläutert.<br />

Diese von Mayring (1997) entwickelte <strong>Interpretation</strong>slehre zeichnet sich durch<br />

ihre Systematik, durch die mögliche Verbindung “qualitativer” und “quantitativer”<br />

Schritte, durch ein explizites Regelsystem und durch ein instruktives<br />

Arbeitsbeispiel aus. Er behandelt, z. T. aber nur sehr kurz, wichtige methodische<br />

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