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Psychologische Interpretation. Biographien – Texte – Tests - Jochen ...

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Dauer oder Anzahl von psychologisch wichtigen Episoden anzustellen. Wie soll<br />

aber die Auswahl sonst getroffen werden?<br />

Wenn von einem Bewusstseinsstrom gesprochen wird (James, 1890), dann gibt<br />

es auch einen Verhaltensstrom (und natürlich den Strom physiologischer<br />

Funktionen). Es übersteigt unser Vorstellungsvermögen, eine vollständige<br />

Dokumentation dieser in sich zusammengehörigen Teil-Prozesse wie in einer<br />

riesigen Partitur mit allen einzelnen Noten festhalten zu können. Das Tageslauf-<br />

Protokoll soll die unerlässliche, extreme Selektion und die zugrundeliegenden<br />

Vorentscheidungen deutlich machen. Was ist psychologisch wichtig? Stellen<br />

diese Auswahlentscheidungen nicht bereits psychologische Konstruktionen und<br />

Selbstinterpretationen dar? Welche Selbstkonzepte, welche impliziten (naiven,<br />

populären) Sichtweisen und welche fachwissenschaftlichen Konzepte könnten<br />

hier zur Begründung dienen?<br />

Thomae (1968) hat sich ausführlich mit den Einheiten des Tageslaufs<br />

beschäftigt. Solche abgrenzbaren Einheiten des Erlebens und Handelns werden<br />

auch als Episoden bezeichnet (siehe Abschnitt 11.2). Diese wurden von Thomae<br />

nach inhaltlichen und formalen Qualitäten zu größeren Themen zusammengefasst.<br />

In ähnlicher Weise wurden später die Kategorien zur Beschreibung einer<br />

ganzen Biographie abgeleitet (siehe Abschnitt 11.2).<br />

Heute haben die meisten Studierenden kaum noch Erfahrungen, ein Tagebuch<br />

zu führen, wie es früher nicht unüblich war. Deshalb ist eine schriftliche Darstellung<br />

solcher Selbstreflektionen ungewohnt. Im Plenum könnte aufgegriffen<br />

werden, wer zeitweilig doch ein Tagebuch geschrieben hat. In welchem Alter<br />

geschieht dies typisch und mit welchen Inhalten? Weshalb wurde es wieder<br />

aufgegeben?<br />

Statt eines schriftlichen Tagebuchs könnte auch ein modernes digitales<br />

Diktiersystem oder ein hand-held PC als “elektronisches Tagebuch” verwendet<br />

werden. Solche computer-unterstützten Methoden eignen sich für kurze<br />

Selbstberichte (Selbstprotokollierungen), zu denen nach einem vorher festgelegten<br />

zeitlichen Schema durch ein akustisches Signal des kleinen hand-held PC aufgefordert<br />

wird. Die Abbildung 2 zeigt ein typisches Protokoll, wie es mit der MONI-<br />

TOR Software für die PSION Serie 3 entwickelt wurde (siehe Fahrenberg,<br />

Leonhart & Foerster, 2002). Außer den Selbstberichten können mit portablen<br />

Mess-Systemen auch Verhaltensmaße sowie physiologische Funktionen wie<br />

Herzfrequenz und Blutdruck aufgezeigt werden. Dieses ambulante Monitoring und<br />

Assessment ermöglicht alltagsnahe Psychologie mit höherer ökologischer Validität<br />

als im Labor oder Untersuchungszimmer. Für diese Methodik gibt es zahlreiche<br />

praktische und innovative Anwendungen in vielen Bereichen der Psychologie und<br />

Medizin (siehe Fahrenberg & Myrtek, 1996, 2001a, 2001b).<br />

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