Praxishilfe (68 Seiten) - PDF-Format Gemeinsam mit anderen Trägern
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Kapitel 5<br />
werden. Dies kann den Zusammenhalt unter<br />
den Jugendlichen beider <strong>Seiten</strong> stärken und<br />
vor allem die informellen Kontakte intensivieren.<br />
• Im Optimalfall entsteht ein Klima der gegenseitigen<br />
Sprachanimation, d.h. über die<br />
Schlüsselpersonen, die beide Sprachen beherrschen,<br />
entsteht eine Offenheit und Neugier<br />
auf die jeweils andere Sprache, die auch<br />
das konkrete Lernen einzelner Wörter und<br />
Wendungen und da<strong>mit</strong> einen aktiven Erstzugang<br />
zur <strong>anderen</strong> Sprache ermöglicht.<br />
• Die Rolle als Sprach<strong>mit</strong>tlerIn kann ein Anstoß<br />
für eine aktivere Beschäftigung <strong>mit</strong> oder Wiederaneignung<br />
der eigenen Zweit- oder Muttersprache<br />
sein.<br />
• Die Rolle als Sprach<strong>mit</strong>tlerin kann zu einer<br />
Vergewisserung über die eigene kulturelle<br />
Identität und die Selbstverortung zwischen<br />
den oder in beiden Kulturen beitragen.<br />
Weitere Beobachtungen zum Umgang <strong>mit</strong> Sprache<br />
Während der Modellmaßnahmen gab es sehr unterschiedliche<br />
Erfahrungen zum Thema Sprache,<br />
Sprach<strong>mit</strong>tlung und sprachliche Kompetenz. Bei<br />
einer Maßnahme in der Türkei sprach neben den<br />
TeamerInnen nur ein 14-jähriges Mädchen deutsch<br />
und türkisch. Hier reagierte das Team <strong>mit</strong> der Regel,<br />
dass alle deutschen Teilnehmenden immer<br />
deutsch sprechen sollten. Diese Regel wurde im<br />
Wesentlichen eingehalten und hat das Mädchen<br />
vor einer deutlichen Überforderung bewahrt. Bei<br />
vielen <strong>anderen</strong> Maßnahmen haben die TeamerInnen<br />
den Umgang <strong>mit</strong> Sprache zwar beobachtet,<br />
aber weniger intensiv gesteuert. Dennoch zeigte<br />
sich auch hier, dass gerade bei jungen Teilnehmenden<br />
und solchen <strong>mit</strong> wenig interkulturellen<br />
bzw. internationalen Erfahrungen das Vertrauen<br />
in eine „Eins-zu-eins-Übersetzbarkeit“ sehr hoch<br />
ist. Dies kann durch „Laien-Sprach<strong>mit</strong>tlerInnen“<br />
fast nur enttäuscht werden und ist daher nicht<br />
ohne Risiko. Gleichzeitig gibt es viele Situationen,<br />
in denen Sprach<strong>mit</strong>tlerInnen auch <strong>mit</strong> wenigen<br />
Sprachkenntnissen bereits zur Entspannung<br />
von Situationen beitragen können. Sie können dafür<br />
sorgen, dass alle <strong>mit</strong>lachen können, Missverständnisse<br />
und unklare Abläufe in einem fremden<br />
Erfahrungen und Empfehlungen aus der<br />
Praxis des Modellprojekts<br />
Land leichter erläutert und da<strong>mit</strong> aufgeklärt werden<br />
können und dafür auch <strong>mit</strong> Anerkennung und<br />
Dankbarkeit rechnen.<br />
Aufschlussreich war auch die Selbsteinschätzung<br />
eines Teamers, der auf einem Fragebogen im Rahmen<br />
des Projekts gleichzeitig „Muttersprache“<br />
und „nur Grundkenntnisse“ ankreuzte. Es stellte<br />
sich heraus, dass er <strong>mit</strong> sieben Jahren die Türkei<br />
verlassen hatte, daher weitgehend auf dem damaligen<br />
Sprachstand „stehengeblieben“ war und die<br />
Selbsteinschätzung daher exakt zutraf, wenn sie<br />
auch zunächst widersprüchlich klang. Insbesondere<br />
jüngere Teilnehmende zeigen bei der Selbsteinschätzung<br />
gelegentlich mehr Unsicherheiten,<br />
da sie ihr Sprachniveau außerhalb des (familiären<br />
oder Freundschafts-) Zusammenhangs, in dem sie<br />
die Sprache benutzen, nur schwer einschätzen<br />
können.<br />
Auf jeden Fall vermieden werden sollte eine Konstellation,<br />
in der Teilnehmende zum (einzigen)<br />
sprachlichen Bindeglied zwischen den TeamerInnen<br />
aus den an der Begegnung beteiligten Ländern<br />
werden. Dies dürfte selbst bei guten Sprachkenntnissen<br />
im Allgemeinen zu einer Überforderung<br />
einzelner Teilnehmender führen.<br />
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass sich<br />
die Teilnehmenden-Rolle auf jeden Fall um eine<br />
Dienstleistungsrolle ergänzt, wenn Teilnehmende<br />
(zeitweise) als Sprach<strong>mit</strong>tlerInnen tätig sind und<br />
da<strong>mit</strong> weniger Raum für sich haben. Andererseits<br />
kann diese Rolle Anerkennung bedeuten und eine<br />
Person im positiven Sinne ausfüllen.<br />
Sicherheit: Ein zunehmend wichtiges Thema<br />
Zum einen sind in den letzten Jahren das Sicherheitsbedürfnis<br />
in der Gesellschaft im Allgemeinen<br />
sowie das Sicherheitsbedürfnis von Eltern in<br />
Bezug auf ihre Kinder im Besonderen gestiegen.<br />
Zum <strong>anderen</strong> wissen Eltern und andere Daheimgebliebene<br />
durch Mobiltelefone und Internet oft<br />
sehr gut Bescheid, was vor Ort auf einer Begegnung<br />
alles schief geht. Dies hat zu erhöhten Anforderungen<br />
an Reiseveranstalter sowie OrganisatorInnen<br />
und TeamerInnen von Internationalen<br />
Jugendbegegnungen geführt. Im Serviceteil finden<br />
sich einige Hinweise zu Versicherungen. Darüber<br />
hinaus kommt dem Schutz des Kindeswohls<br />
und der Verhinderung von sexuellen Übergriffen<br />
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