Göttgens, Astrid - Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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<strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
Catholic University of Applied Sciences<br />
-Abteilung Köln-<br />
„Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />
von Drogenabhängigen in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung“<br />
vorgelegt von<br />
<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong><br />
Matrikel Nr.: 277110<br />
Erstprüferin: Prof. Dr. Wilma Funke<br />
Zweitprüfer: Prof. Dr. Michael Klein<br />
Aachen, Juli 2013
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Zusammenfassung 3<br />
1. Einleitung 4<br />
2. Theoretischer Teil 6<br />
2.1. Begriffsdefinition 6<br />
2.1.1. Suchtstörung 6<br />
2.1.2. Drogenabhängigkeit 9<br />
2.2. Epidemiologie und Folgen von Drogenabhängigkeit 9<br />
2.3. Erklärungsmodelle für Suchtstörungen 11<br />
2.4. Risikofaktoren im Vorfeld von Suchtstörungen 14<br />
2.4.1. Allgemeine Risikofaktoren 14<br />
2.4.2. Familiäre Risikofaktoren 16<br />
2.4.3. Alkoholbelastete Herkunftsfamilie als Risikofaktor 19<br />
2.5. Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Erwachsenen 25<br />
2.5.1. Zugangswege zur Erfassung des subjektiv erinnerten 26<br />
elterlichen Erziehungsverhaltens<br />
2.5.2. Merkmale und Dimensionen elterlichen Erziehungsverhaltens 26<br />
2.5.3. Erziehungsstilforschung und Konzepte zum elterlichen 29<br />
Erziehungsverhalten<br />
2.5.4. Elterliches Erziehungsverhalten und Bindung 31<br />
2.5.5. Auswirkungen elterlichen Erziehungsverhaltens 34<br />
2.5.6. Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung des erinnerten 35<br />
elterlichen Erziehungsverhaltens<br />
2.6. Forschungsstand 37<br />
2.7. Fragestellungen 40<br />
3. Empirischer Teil 43<br />
2.8. Methode 43<br />
3.1.1. Hypothesen 43<br />
3.1.2. Untersuchungsdesign 43<br />
3.1.3. Fragebogen 45<br />
3.1.4. Stichprobenkonstruktion 50<br />
3.1.5. Rahmenbedingungen 51<br />
I<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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3.1.6. Untersuchungsdurchführung 53<br />
3.1.7. Auswertungsmethoden 55<br />
3.2. Ergebnisse 58<br />
3.2.1. Stichprobenbeschreibung 58<br />
3.2.2. Deskriptive Darstellung der Ergebnisse 59<br />
3.2.2.1. Soziodemographische Daten 59<br />
3.2.2.2. Suchtbezogene Daten 60<br />
3.2.2.3. Familienbezogene Daten 61<br />
3.2.2.4. Auswertung FEE 61<br />
3.2.3. Ergebnisse der Fragestellungen und Signifikanztestungen 63<br />
4. Diskussion 69<br />
5. Fazit 76<br />
6. Literaturverzeichnis 79<br />
7. Anhang 88<br />
I. Klinikbeschreibung 88<br />
II. Anschreiben an die Klinik. 91<br />
III. Ablaufplan Befragung 93<br />
IV. Fragebogen 95<br />
V. Kodierungen 102<br />
VI. Daten und Berechnungen 105<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tab. 1: Suchtkranke Eltern bei Drogenabhängigen 11<br />
Tab. 2: Soziodemographische Daten 59<br />
Tab. 3: Suchtbezogene Daten 60<br />
Tab. 4: Familienbezogene Daten 61<br />
Tab. 5: Statistik Kennwerte FEE 62<br />
Tab. 6: Unterschiede der Mittelwerte des FEE der Befragten ohne elterliche 64<br />
Alkoholbelastung und mit elterlicher Alkoholbelastung<br />
Tab. 7: Kreuztabelle elterliche Alkoholbelastung und Beginn der 65<br />
eignen Substanzstörung<br />
Tab. 8: Unterschiede der Mittelwerte des FEE für Frauen und Männer 66<br />
Tab. 9: Unterschiede der Mittelwerte des FEE erste und zweite Behandlungshälfte 68<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Modell zur Entstehung von Suchtstörungen 13<br />
Abb. 2: Unterschiedliche Typen von Erziehungsstilen 28<br />
I<br />
2
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Zusammenfassung<br />
In der vorliegenden Studie wurde das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten,<br />
Aspekte der Familienstruktur und der Suchtstörung von Drogenabhängigen in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung untersucht.<br />
Insgesamt wurden Daten von 97 Patienten ausgewertet, die sich zum Befragungszeitraum in<br />
Stationärer Medizinischer Rehabilitation Sucht befanden. Das subjektiv erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten wurde mit dem „Fragebogen zum erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten“ (FEE) von Schumacher, Eisemann u. Brähler, 2000 erhoben.<br />
Die Befragten berichteten häufig von einer „broken home“ Situation (58%) und einer<br />
elterlichen Alkoholbelastung (48%). Die Auswertung des FEE ergab für die Gruppe der hier<br />
Befragten kein auffälliges Ergebnis auf den Skalen „Emotionale Wärme“, „Kontrolle und<br />
Überbehütung“ und „Strafe und Ablehnung“, die t-Werte lagen im Normbereich des FEE.<br />
Es konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einer elterlichen<br />
Alkoholabhängigkeit und dem Beginn der Suchtmittelabhängigkeit der Befragten ermittelt<br />
werden. Im Vergleich der Behandlungshälften ergab sich ebenfalls kein signifikanter<br />
Unterschied.<br />
Die Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung erinnerten ihre Mutter als signifikant strafender<br />
und ablehnender, beim Vater ergab sich eine Tendenz für eine höhere Strafintensität und<br />
stärkerer Ablehnung. Der Vater wurde auch von Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung als<br />
signifikant weniger warm empfunden.<br />
Die weiblichen Befragten empfanden ihre Mutter als tendenziell strafender und ablehnender<br />
und beschrieben sowohl ihre Mutter als auch ihren Vater als signifikant emotional weniger<br />
warm.<br />
Vor dem Hintergrund der hier gefundenen Befunde liegt es nahe, weitere Untersuchungen zu<br />
diesem Thema anzuregen, um die Einflussgröße des subjektiv erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhaltens im Rahmen eines multifaktoriellen Entstehungsmodells für<br />
Suchtstörungen besser erfassen zu können.<br />
I<br />
3
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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1. Einleitung<br />
„Aus ganz normalen Familien kommen ganz normale Süchtige.“<br />
Im Gegensatz zu dieser Aussage berichten drogenabhängige Patienten in der Beratungs- und<br />
therapeutischen Arbeit häufig darüber, dass sie die Beziehung zu ihren Eltern als belastend<br />
empfinden. Bei weiterer Exploration zeigt sich in vielen Fällen, dass die beschriebenen<br />
Belastungen nicht nur auf die Suchtstörung der Patienten zurückzuführen sind, sondern dass<br />
schon zu einem frühen Zeitpunkt in der Entwicklung die familiären Beziehungen als belastet<br />
beschrieben werden. So berichten die Patienten oft von Gewalterfahrung,<br />
Trennung/Scheidung der Eltern, sozialer Deprivation, emotionaler Kälte, Überbehütung und<br />
Verwöhnung, Vernachlässigung, Suchtstörungen und weiteren vielfältigen negativen<br />
Aspekten in ihren Herkunftsfamilien.<br />
Familiäre Bindungen und Erziehungspraktiken stellen einen wichtigen Sozialisationsfaktor bei<br />
der Bildung individueller Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen dar, weshalb sie das<br />
Leben eines Menschen weit über seine Kindheit und Jugend hinaus beeinflussen<br />
(Schneewind, Pekrun, 1994).<br />
Die Qualität des subjektiv erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens wird in der neueren<br />
Forschung immer wieder mit der Entstehung bzw. Manifestation psychischer Störungen im<br />
Kindes- Jugend- und Erwachsenenalter in Verbindung gebracht (Schumacher, 2002).<br />
Die vorliegende Arbeit wird sich mit den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Suchtstörung<br />
bzw. Drogenabhängigkeit, insbesondere mit familiären Risikofaktoren, auseinandersetzen<br />
und dabei vor allem auf das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von<br />
Drogenabhängigen fokussieren.<br />
Im ersten Teil der Arbeit wird eine Übersicht über den für die Untersuchung relevanten<br />
theoretischen Hintergrund gegeben.<br />
Im ersten Kapitel wird ein Überblick über die Epidemiologie von Drogen- und<br />
Alkoholabhängigkeit, die Definition und Klassifikation von Abhängigkeitserkrankungen sowie<br />
multifaktorielle Modelle zur Entstehung von Abhängigkeitserkrankungen gegeben.<br />
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den familiären Risikofaktoren im Vorfeld von<br />
Drogenabhängigkeit. Es werden unterschiedliche theoretische Ansätze und<br />
Forschungsergebnisse zum Thema familiäre Risikofaktoren im Vorfeld von<br />
Drogenabhängigkeit vorgestellt. Ein Schwerpunkt dieses Kapitels wird dem Thema elterliches<br />
Erziehungsverhalten/Erziehungsstil in der Herkunftsfamilie und späterer Drogenabhängigkeit<br />
und Drogengebrauch gewidmet sein. Ein weiterer Schwerpunkt des Kapitels wird -<br />
entsprechend dem Thema und den Untersuchungszielen - die Darstellung der Situation in<br />
I<br />
4
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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alkoholbelasteten Herkunftsfamilien, der Transmission von Suchtstörungen sowie möglichen<br />
Auswirkungen in der Eltern- Kindbeziehung durch die Alkoholabhängigkeit eines oder beider<br />
Elternteile sein. Die Ausführungen zum theoretischen Hintergrund werden mit der Darstellung<br />
des Konzeptes zum subjektiv erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten Erwachsener, dem<br />
hierzu vorliegenden Forschungsstand sowie einer Überleitung zum Forschungsthema<br />
abgeschlossen.<br />
Der empirische Teil schließlich widmet sich dem methodischen Vorgehen, dem<br />
Untersuchungsablauf sowie der Darstellung der Ergebnisse und deren Diskussion.<br />
I<br />
5
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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2. Theoretischer Teil<br />
2.1. Begriffsbestimmungen<br />
2.1.1 Suchtstörung<br />
„Unter dem Begriff der Suchtstörung werden alle Phänomene zusammengefasst, die mit der<br />
unkontrollierten, selbstschädigenden Einnahme psychotroper Substanzen und/oder dem<br />
ebenso unkontrollierten, selbstschädigenden Ausführen bestimmter Verhaltensweisen<br />
zusammenhängen (Klein, 2001, S. 227).<br />
Der Begriff „Sucht“ kennzeichnet folgende Merkmale menschlichen Verhaltens:<br />
- Im Hinblick auf die Dauer, die Menge und die Häufigkeit handelt es sich um ein<br />
übermäßiges Verhalten, das durch die Minderung der spezifischen<br />
Verhaltenskontrolle gekennzeichnet ist.<br />
- Das Verhalten ist mit der Erzeugung von Lustzuständen und mit der Vermeidung<br />
oder Minderung von Unlustzuständen verbunden.<br />
- Es handelt sich um ein krankheitswertiges Geschehen. Damit ist die<br />
„Eigengesetzlichkeit“ der süchtigen Entwicklung gemeint, die sich störend auf die<br />
sozialen, psychischen und körperlichen Funktionen auswirkt.<br />
(Tretter, 2001).<br />
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nahm 1964 eine Unterscheidung der Begriffe<br />
„Abhängigkeit“ und „Sucht“ vor und empfahl, nur noch von psychischer und physischer<br />
Abhängigkeit zu sprechen. Dennoch ist der Begriff „Sucht“ weit verbreitet, sowohl im<br />
alltäglichen als auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch und wird auch in der<br />
vorliegenden Arbeit verwendet. Bei der Verwendung der beiden Begriffe ist darauf zu achten,<br />
dass „Sucht“ immer einen Prozess mit Krankheitswert auf der Basis von mangelnder<br />
Selbstkontrolle meint, während „Abhängigkeit“ nicht notwendigerweise negativ sein muss und<br />
teilweise lebenswichtig ist (Klein, 2001).<br />
Die aktuellen Klassifikationssysteme ICD 10 (International Classification of Deases) und DSM<br />
IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) basieren in ihrem Konzept für<br />
Abhängigkeit auf dem dichotomen Abhängigkeitskonzept von Edwards et al. (1976).<br />
Schädlicher Gebrauch (ICD 10) bzw. Missbrauch (DSM IV) und eine Abhängigkeit von<br />
Substanzen werden als zwei voneinander getrennte Phänomene betrachtet und klassifiziert.<br />
I<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Während die Klassifikation im ICD 10 den schädlichen Substanzgebrauch als ein<br />
Konsummuster mit Gesundheitsschädigung definiert, beinhaltet die Klassifikation des DSM IV<br />
auch die Beeinträchtigung der sozialen Dimension.<br />
Die Abgrenzung zwischen schädlichem Gebrauch/Missbrauch und Frühformen der<br />
Abhängigkeit ist aufgrund des dimensionalen Charakters von Abhängigkeitserkrankungen in<br />
der klinischen Arbeit häufig schwierig (Schmidt, 1997).<br />
Beide Diagnosesysteme beschreiben die Substanzabhängigkeit auf der Symptomebene.<br />
Mehrere gleichzeitig auftretende Symptome ergeben ein Syndrom. Auf ätiologische Aspekte<br />
wurde zugunsten von beobachtbaren Symptomen und Syndromen verzichtet. Damit soll eine<br />
einheitliche Anwendung der Klassifikationskriterien erreicht werden. Dies ist Voraussetzung<br />
für die Durchführung von Vergleichsuntersuchungen. Aus ökonomischen Gründen werden in<br />
dieser Arbeit nur die Kriterien des ICD 10 vorgestellt.<br />
Die diagnostischen Kriterien für ein Abhängigkeitssyndrom des ICD 10 lauten:<br />
1. Ein starkes Verlangen (Craving) oder eine Art Zwang, die Substanzen zu<br />
konsumieren.<br />
2. Verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch, d.h. über Beginn, Beendigung<br />
oder Menge des Konsums, deutlich daran, dass oft mehr von der Substanz oder<br />
über einen längeren Zeitraum konsumiert wird als geplant, oder an dem<br />
anhaltenden Wunsch oder erfolglosen Versuchen, den Substanzkonsum zu<br />
verringern oder zu kontrollieren.<br />
3. Ein körperliches Entzugssyndrom (siehe F 1x.3 und F 1x.4), wenn die Substanz<br />
reduziert oder abgesetzt wird, mit den für die Substanz typischen<br />
Entzugssymptomen oder nachweisbar durch den Gebrauch derselben oder einer<br />
ähnlichen Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden.<br />
4. Toleranzentwicklung gegenüber den Wirkungen der Substanz. Für eine<br />
Intoxikation oder um den gewünschten Effekt zu erreichen, müssen größere<br />
Mengen der Substanz konsumiert werden, oder es treten bei fortgesetztem<br />
Konsum derselben Menge deutlich geringere Effekte auf.<br />
5. Einengung auf den Substanzgebrauch, deutlich an der Aufgabe oder<br />
Vernachlässigung anderer wichtiger Vergnügen oder Interessenbereiche wegen<br />
des Substanzgebrauchs oder es wird viel Zeit darauf verwandt, die Substanz zu<br />
bekommen, zu konsumieren oder sich davon zu erholen.<br />
6. Anhaltender Substanzgebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen (s. F1 x 1),<br />
deutlich an dem, fortgesetzten Gebrauch, obwohl der Betreffende sich über die Art<br />
I<br />
7
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte. (Dilling u.<br />
Feyberger, 2010, S. 77-78).<br />
Die drei ersten Kriterien sind Voraussetzung dafür, dass auch eine körperliche Abhängigkeit<br />
vorliegt, während die anderen Kriterien Symptome einer psychischen Abhängigkeit<br />
beschreiben.<br />
Die Kriterien fünf und sechs sind im ICD 10 zusammengefasst, während das Kriterium sieben<br />
dort nicht aufgeführt ist. Ebenso wie im DSM IV müssen drei der Kriterien in demselben 12-<br />
Monatszeitraum erfüllt sein, damit ein Abhängigkeitssyndrom vorliegt.<br />
Die Festlegung auf drei Kriterien, um eine Substanzabhängigkeit zu diagnostizieren, ist eine<br />
Konvention und basiert nicht auf empirischen Daten (Schmidt, 1997).<br />
Substanzabhängigkeit wird in beiden Klassifikationssystemen als eigenständige Störung<br />
begriffen und nicht als Folge einer anderen Störung bzw. als Symptom. Ebenso können<br />
mehrere Abhängigkeitssyndrome hinsichtlich unterschiedlicher Substanzen bei einer Person<br />
diagnostiziert werden. Diese können in gleicher Gewichtung bestehen, oder es kann aufgrund<br />
des Konsummusters die Abhängigkeit von einer Substanz im Vordergrund stehen.<br />
Die Kriterien für ein Abhängigkeitssyndrom sind für die einzelnen Suchtmittel gleich. Das<br />
ICD10 unterscheidet folgende psychische und verhaltensbezogene Störungen durch folgende<br />
Substanzklassen (F für psychische Störung und die Zehnerstelle für Störungen durch<br />
psychotrope Substanzen):<br />
F10 Störungen durch Alkohol<br />
F11 Störungen durch Opioide<br />
F12 Störungen durch Cannabinoide<br />
F13 Störungen durch Sedativa oder Hypnotika<br />
F14 Störungen durch Kokain<br />
F15 Störungen durch Stimulanzien, einschl. Koffein<br />
F16 Störungen durch Halluzinogene<br />
F17 Störungen durch Tabak<br />
F18 Störungen durch flüchtige Lösungsmittel<br />
F19 Störungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer<br />
psychotroper Substanzen<br />
Im DSM IV wird zusätzlich noch Phencyclidin aufgeführt.<br />
I<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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2.1.2. Drogenabhängigkeit<br />
Eine Drogenabhängigkeit kann dann angenommen werden, wenn die Kriterien für eine<br />
Abhängigkeit für mindestens eine der folgenden Substanzen erfüllt sind: Opioide,<br />
Cannabinoide, Kokain, Stimulanzien / z. B. Amphetamine, Halluzinogene, Phencyclidin. Ein<br />
multipler Substanzgebrauch liegt dann vor - wenn mindestens zwei oder mehrere - der<br />
genannten Substanzen in chaotischer Weise oder wahllos eingenommen werden und/oder<br />
die Substanz, die die Störung ausgelöst hat, nicht identifiziert werden kann (ICD 10).<br />
Das Vorliegen eines Abhängigkeitssyndroms, wie in ICD 10 und DSM IV klassifiziert, ist<br />
Voraussetzung, um eine stationäre Rehabilitation Sucht in einer entsprechenden durch die<br />
Rentenversicherung anerkannten Klinik durchführen zu können.<br />
2.2. Epidemiologie und Folgen von problematischen Drogenkonsum<br />
Laut Jahrbuch Sucht 2012 der DHS konsumierten 4,9 % der 12- bis 17- jährigen<br />
Jugendlichen und 5,1 % der 18- bis 64- jährigen der in Deutschland lebenden Menschen<br />
irgendeine illegale Droge. Dabei war die Konsumprävalenz bei Männern höher als bei Frauen.<br />
Der Konsum von Cannabis stand dabei deutlich im Vordergrund.<br />
„In den Hoch-Einkommens-Ländern gehört der Gebrauch illegaler Drogen zu den<br />
zehn bedeutendsten Risikofaktoren für die Gesundheit und belegt bei Männern und<br />
Frauen jeweils den achten Rangplatz. Bei Männern gehen etwa 3 % und bei Frauen<br />
jeweils etwa 1 % aller durch Krankheit verlorenen gesunden Lebensjahre auf den<br />
Konsum illegaler Substanzen zurück. Ein im Vergleich zu Tabak und Alkohol zwar<br />
kleinerer, trotzdem aber bedeutender Anteil gesundheitlicher Schäden könnte ohne<br />
den Konsum illegaler Drogen vermieden werden.“<br />
(DHS, Jahrbuch Sucht 2012, 113).<br />
Schätzungen zufolge konsumieren in Deutschland 4, 0 Personen pro 1.000 Einwohner im<br />
Alter von 15 – 64 Jahren in problematischer Weise Drogen.<br />
Häufigkeit und Menge des Konsums illegaler Drogen bestimmen das Mortalitätsrisiko. Das<br />
gefährlichste Konsummuster stellt dabei der über eine Periode von Jahren tägliche oder fast<br />
tägliche intravenöse Drogengebrauch dar (DHS, Jahrbuch Sucht 2012, 2012).<br />
Die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Konsum illegaler Drogen verbunden sind, sind von<br />
der jeweiligen Substanz und der Konsumform abhängig (DHS, 2006).<br />
Todesfälle infolge von Drogenkonsum geschehen häufig durch eine unbeabsichtigte<br />
Überdosierung, beabsichtigten Suizid aufgrund negativer Lebensumstände,<br />
substanzbedingten Gesundheitsschädigungen sowie tödlichen Unfällen unter Drogeneinfluss.<br />
I<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Drogenabhängige, die intravenös konsumieren, haben zudem ein erhöhtes Risiko, an<br />
Infektionskrankheiten wie Hepatitis B oder C und AIDS zu erkranken (Pinquart, Weichhold u.<br />
Silberreisen, 2005).<br />
Häufig ist die soziale Situation von drogenabhängigen Menschen durch erhebliche Probleme<br />
gekennzeichnet. Hier wären vor allem unvollständige Schul- und Berufsausbildung,<br />
Arbeitslosigkeit, Wohnungslosigkeit und soziale Bindungslosigkeit, hohe Schulden,<br />
Strafverfahren und Haftantritte zu nennen.<br />
Je früher der problematische Drogenkonsum im Jugendalter beginnt, desto größer sind die<br />
biologischen, sozialen und psychischen Defizite (DHS, 2006).<br />
Ein Schwerpunkt in der vorliegenden Untersuchung ist der Vergleich des erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhaltens Drogenabhängiger, die aus einer suchtbelasteten<br />
Herkunftsfamilie stammen, und denen, deren Familienangehörige, insbesondere die Eltern,<br />
keine Suchtstörung haben.<br />
Nach Klein, Ferrari u. Krüschner (2003), Klein (2005 a) und Lachner u. Wittchen (1997) leben<br />
in Deutschland ca. 2,65 Millionen Kinder, bei denen ein Elternteil eine Alkoholstörung<br />
(Missbrauch oder Abhängigkeit) aufweist.<br />
Demnach geht es nach Klein (2009) nicht um eine gesellschaftliche Randgruppe, sondern<br />
vielmehr um eine substantielle Gruppe von Kindern, die ein erheblich erhöhtes<br />
Entwicklungsrisiko aufweisen.<br />
Zudem gelten sie nach Klein (1998) und Zobel (2000) als die Risikogruppe für die<br />
Entwicklung einer eigenen Suchtstörung, insbesondere einer Alkoholabhängigkeit. In der<br />
folgenden Tabelle werden Untersuchungsergebnisse bzgl. der Sucht- bzw. Alkoholbelastung<br />
in der Herkunftsfamilie von Drogenabhängigen dargestellt. Die Zahlen verdeutlichen eine<br />
hohe Rate von Suchterkrankung bzw. Alkoholabhängigkeit in den Herkunftsfamilien der<br />
befragten Drogenabhängigen.<br />
I 10
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Tab. 1: Suchtkranke Eltern(teile) bei Drogenabhängigen<br />
54 Patientinnen in gemischten<br />
Drogentherapieeinrichtungen<br />
51,00% ein suchtkranker<br />
Elternteil<br />
191 Patienten in gemischten<br />
36,00% ein suchtkranker<br />
Drogentherapieeinrichtungen<br />
Elternteil<br />
59 Offene Drogenszene 54,20% ein suchtkranker<br />
Elternteil<br />
56 Drogenabhängige in Therapie 51,80% ein suchtkranker<br />
Elternteil<br />
34 Patientinnen im niedrigschwelligen 41,20% alkoholabhängige<br />
Drogenentzug<br />
Mutter<br />
68 Patienten im niedrigschwelligen 48,20% alkoholabhängige<br />
Drogenentzug<br />
Mutter<br />
102 Drogenabhängige im<br />
58,80% alkoholabhängiger<br />
niedrigschwelligen Drogenentzug<br />
Vater<br />
501 Drogenabhängige im<br />
45,00% alkoholabhängiger<br />
niedrigschwelligen Bereich<br />
Vater<br />
651 Männliche Drogenkonsumenten 22,20% alkoholabhängiger<br />
Vater<br />
Hanel, 1988<br />
Hanel, 1988<br />
Sickinger,<br />
1994<br />
Arnold &<br />
Steier, 1997<br />
Hoffmann at<br />
all., 1997<br />
Hoffmann at<br />
all., 1997<br />
Hoffmann at<br />
all., 1997<br />
Mann &<br />
Kapp, 1997<br />
Küffner at<br />
al., 2000<br />
(Klein, 2009, S.41).<br />
10,30%<br />
alkoholabhängige<br />
Mutter<br />
2.3. Erklärungsmodelle für die Entwicklung von Substanzabhängigkeiten<br />
Es gibt eine Reihe von Erklärungsmodellen und Theorien zur Ätiologie der Suchtstörungen.<br />
Insbesondere verhaltenstherapeutische, psychoanalytische, systemische und<br />
familientherapeutische Ansätze haben sich als theoretische Grundlagen in der Behandlung<br />
von Menschen mit Suchtstörungen durchgesetzt. Ebenso haben unterschiedliche<br />
Berufsgruppen, die in der Behandlung und Erforschung von Suchtstörungen tätig sind,<br />
unterschiedliche Annahmen und Schwerpunkte hinsichtlich der ätiologischen Aspekte.<br />
Für die Entstehung einer Suchtstörung wird zunächst ein bio-psycho-sozialer<br />
Erklärungsansatz vorgestellt, der aus drei Faktoren besteht, die in Wechselwirkung<br />
miteinander stehen und in unterschiedlichem Ausmaß wirksam sind:<br />
- die Substanz mit ihrer spezifischen Wirkung und ihrer Verfügbarkeit<br />
- die Person mit ihrer sowohl genetisch wie lebensgeschichtlich bedingten psychischen<br />
und physischen Ausstattung<br />
- das soziale Umfeld, das sowohl allgemeine gesellschaftliche Faktoren als auch das<br />
direkte soziale Umfeld und die gesamten sozialisierenden Beziehungen umfasst.<br />
(Küfner u. Soyka, 2008).<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Es wird in der vorliegenden Arbeit nicht davon ausgegangen, dass es monokausale oder<br />
einfache multikausale Zusammenhänge gibt, sondern dass bei der Entstehung von<br />
Suchtstörungen eine Vielzahl von Faktoren wirksam sind, die in der Summe ihrer jeweiligen<br />
Risiko- und Schutzfunktion die Wahrscheinlichkeit, ob jemand eine Suchtstörung entwickelt,<br />
ausmachen.<br />
In dieser Arbeit werden ausschließlich die Faktoren vorgestellt, die die Entstehung einer<br />
Suchtstörung begünstigen. Dies hat ökonomische Gründe und ist inhaltlich darauf<br />
zurückzuführen, dass es sich bei der untersuchten Gruppe um drogenabhängige Menschen<br />
handelt, die also bereits eine klinisch relevante Störung entwickelt haben.<br />
Risikofaktoren definieren sich durch die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, eine Störung zu<br />
entwickeln, während Schutzfaktoren dadurch definiert sind, die Wahrscheinlichkeit für eine<br />
Störung zu reduzieren (Küfner, Duwe u. Schumann, 2000; Oerter, 1999).<br />
Die klinische Arbeit zeigt, dass die meisten Substanzstörungen, die durch illegale Substanzen<br />
(Cannabis, Kokain, Amphetamine, Halluzinogene, Heroin etc.) hervorgerufen werden, im<br />
Jugend- und jungen Erwachsenenalter beginnen.<br />
Deshalb wird im Folgenden ein weiteres Erklärungsmodell vorgestellt, das verschiedene<br />
Dimensionen unter besonderer Berücksichtigung des Entwicklungsprozesses beschreibt und<br />
dieser Arbeit als theoretische Annahme über die Entstehung einer Suchtstörung zu Grunde<br />
liegt. Der Herkunftsfamilie wird in diesem Modell ein hoher Stellenwert eingeräumt. Das<br />
vorgestellte Modell wurde in Anlehnung an Edwards et al. (1981) entwickelt und liegt der von<br />
Lieb et.al. (1999) durchgeführten prospektiv- longitudinalen Verlaufsstudie EDSP zugrunde,<br />
die die Epidemiologie des Konsums, des Missbrauchs und der Abhängigkeit von illegalen<br />
Drogen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen untersucht.<br />
Das Modell unterscheidet zwischen personalen/familiären und sozialen Vulnerabilitätsfaktoren<br />
und modifizierenden proximal wirkenden Faktoren. Während davon ausgegangen wird, dass<br />
sich ein Substanzmissbrauch entwickelt, wenn eine Vulnerabilität für Suchtstörungen besteht,<br />
tragen die modifizierenden proximalen Faktoren zu einer Manifestation bei. Der Manifestation<br />
einer Abhängigkeit kann ein schädlicher Gebrauch vorausgehen, dies ist allerdings keine<br />
notwendige Voraussetzung (Thomasius, R., 2005).<br />
Vulnerabilität ist ein Ordnungsbegriff und umfasst die Risikofaktoren einer Person i. S. einer<br />
Disposition (Küfner et al., 2000).<br />
Oerter (1999) stellt fest, dass die beiden Begriffe „Vulnerabilität“ und „Risikofaktoren“<br />
methodisch nicht leicht handhabbar seien. Er weist aus der Sicht der<br />
Entwicklungspsychopathologie darauf hin, dass Vulnerabilität ein Begriff sei, der<br />
ausschließlich am Individuum festzumachen sei und sich auf das Ausmaß der Wirksamkeit<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
der Risikofaktoren beziehe, d. h. je höher die Vulnerabilität, desto ungünstiger können<br />
Risikofaktoren in der Entwicklung wirksam werden. Man könne grob sagen, dass ein System,<br />
das schon früh in der Entwicklung destabilisiert sei, anfälliger für Risikofaktoren sei. Er schlägt<br />
bezüglich des Begriffes Vulnerabilität eine Unterscheidung zwischen biologischen und<br />
psychologischen Bedingungen einer Person vor.<br />
Risikofaktoren setzen sich aus heterogenen Variablen zusammen, die sich sowohl auf äußere<br />
Rahmenbedingungen (Wohngebiet, Armut etc.) wie Beziehungen und Eigenschaften von<br />
wichtigen Bezugspersonen (Gewalt in der Familie etc.) und internalen Bedingungen als auch<br />
z. B. Temperament, Problemlöse- und Copingstrategien und biologischen Faktoren beziehen.<br />
Trotz einer meist additativen Wirkung von Risikofaktoren könne nicht von einfachen<br />
Wirkungszusammenhängen ausgegangen werden (ebd.).<br />
Mit anderen Worten, es ist der Mensch als Ganzes, als System, das solche Faktoren<br />
verarbeitet und je nach Konstellation in pathologische oder adaptive Zustände gerät.<br />
(Oerter, 1999, S. 4).<br />
In dem vorgestellten Modell wird zwischen personalen/familiären und einer sozialen<br />
Vulnerabilität unterschieden, die durch die jeweils benannten Faktoren vermittelt bzw.<br />
übertragen wird.<br />
personale/familiäre Faktoren<br />
Alter, Geschlecht,<br />
Persönlichkeit,<br />
genetische/biologische<br />
Vulnerabilität,<br />
familiäre Faktoren, frühe<br />
psychische Störungen<br />
psychosoziale<br />
Stressoren<br />
Substanzspezifische<br />
Wirksamkeitserwartung,<br />
psychische Probleme,<br />
anhaltende Belastungen,<br />
Coping, Life skills,<br />
Verfügbarkeit, Peers<br />
akute Konsequenzen<br />
Soziale Probleme,<br />
Unfälle,<br />
Gewaltbereitschaft,<br />
medizinische<br />
Komplikationen<br />
Substanzgebrauch<br />
Substanzabhängigkeit<br />
soziale Faktoren<br />
Gesellschaft, Religion,<br />
Familie, soziales Netz,<br />
Einstellungen, Normen,<br />
Rituale, Bildung<br />
biologische<br />
Veränderungen<br />
langfristige<br />
Konsequenzen<br />
somatische, psychische,<br />
soziale<br />
Einschränkungen /<br />
Störungen<br />
Vulnerabilität modifizierende / proximale Variablen Konsequenzen<br />
Abb. 1: Modell zur Entstehung von Substanzstörungen (Thomasius, 2005, S. 83, mod. nach Lieb et al. 2000).<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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2.4. Risikofaktoren im Vorfeld von Suchtstörungen<br />
2.4.1. Allgemeine Risikofaktoren<br />
Im Folgenden sollen nun einige der vulnerabilitätsvermittelnden Faktoren für eine<br />
Suchtstörung näher erläutert werden, wobei auf eine ausführliche Darstellung der familiären<br />
Einflussfaktoren verzichtet wird, weil diese in den weiteren Kapiteln ausführlich dargestellt<br />
werden.<br />
Nach Pinquart u. Silberreisen (2005) sind vermittelnde Faktoren der genetisch bedingten<br />
Übertragung insbesondere zwei Temperamentseigenschaften, nämlich ein starkes Bedürfnis<br />
nach erregenden Erfahrungen und Defizite in der Verhaltensregulation - insbesondere<br />
Defizite in der Selbstkontrolle und einer damit verbundenen Vulnerabilität für<br />
normabweichendes Verhalten. Dabei trete der Zusammenhang zwischen Substanzkonsum<br />
und Persönlichkeitsfaktoren stärker in einer Umgebung auf, in der Substanzen wenig<br />
verbreitet seien (Luthar u. D`Avanzo, 1999; nach Pinquart u. Silberreisen, 2005). Vor allem<br />
Kinder mit einer unterdurchschnittlichen Vermeidung von negativen Konsequenzen machten<br />
früher Erfahrungen mit Nikotin, Alkohol und illegalen Drogen (Masse u. Tremblay, 1997; zitiert<br />
nach Pinquart u. Silberreisen, 2005). Diejenigen Kinder, die interpersonelle Probleme<br />
aggressiv lösten, zeigten im jungen Erwachsenenalter einen höheren Konsum von Alkohol<br />
und illegalen Drogen (Pulkkinen u. Pikaenen, 1994; nach Pinquart u. Silberreisen, 2005 b).<br />
Lehmkuhl (2003) kommt zu ähnlichen Ergebnissen und bilanziert aufgrund von<br />
Längsschnittstudien, dass Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen, motorischer Unruhe und<br />
aggressivem Verhalten ein deutlich erhöhtes Risiko haben, im Jugendalter Drogen zu<br />
nehmen und deliquent zu werden.<br />
Hierbei interagieren die genetisch/persönlichkeitsbedingten und Umwelt- und<br />
Familienfaktoren miteinander. So lösen nach Pinquart u. Silberreisen (2005 b) Probleme des<br />
Kindes in der Selbstregulation bei Eltern Hilflosigkeit, Depressivität, Gefühle des Versagens,<br />
Wut und Ablehnung aus. Es komme zu einem sich gegenseitigen Aufschaukeln von<br />
Entwicklungsproblemen und nicht angemessenem Elternverhalten. Nach Lehmkuhl ist davon<br />
auszugehen, dass die Ursache für aggressives und dissoziales Verhalten in einem engen<br />
Zusammenhang mit bestimmten Erziehungsvariablen steht. Charakteristisch seien eine<br />
inkonsistente Erziehung, mangelnde Kontrolle und Wärme sowie eine geringe<br />
Aufmerksamkeit für prosoziale Ansätze Kindern gegenüber (Döpfner u. Lehmkuhl, 2002; nach<br />
Lehmkuhl, 2003)).<br />
Dissoziale Störungen und Suchtmittelkonsum stünden in einem Zusammenhang, wobei die<br />
Sozialstörung meist primär vorhanden sei (Loeber et al., 2000; nach Lehmkuhl 2003).<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Aggressiv auffällige Jugendliche, deren Verhalten durch Impulsivität geprägt sei, die von<br />
Gleichaltrigen abgelehnt werden und deren schulische Laufbahn durch Misserfolge geprägt<br />
sei, zeigten eine Tendenz, sich gleichgesinnten divianten Gruppen anzuschließen. Diese<br />
Gruppen stellen einen zentralen Übungsort für deliquente Handlungen und<br />
Drogenmissbrauch dar (Lehmkuhl, 2003).<br />
Auch Kandel (1996) resümiert, dass Kinder und Jugendliche mit auffälligem Verhalten sich<br />
gleichen oder ähnlichen Gleichaltrigen anschließen und in diesem Zusammenhang erste<br />
Erfahrungen mit Alkohol und Drogen machen.<br />
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch emotionale Störungen wie Depressivität,<br />
Angststörungen und Phobien sowie eine posttraumatische Belastungsstörungen als<br />
prämorbid mit Suchtstörungen in Zusammenhang gebracht werden (Lehmkuhl, 2003).<br />
Pinquart u. Silbereisen (2005 b) benennen im Bereich der Peergruppe insbesondere drei<br />
vermittelnde Einflussfaktoren auf den Substanzkonsum:<br />
- Substanzkonsum der Peers<br />
- Normen der Peers<br />
- Allgemeine Qualität der Beziehungen<br />
Allen, Donohue, Griffin u. Tuner (2003) sieht den Substanzkonsum der Peers als eines der<br />
stärksten Korrelate hinsichtlich des Substanzkonsums im Jugendalter.<br />
Hier wird jedoch auch auf die weiter oben beschriebenen Selektionsprozesse hingewiesen<br />
(Kandel, 1996; Lehmkuhl 2003), die eine wechselseitige Beeinflussung entsprechender<br />
Verhaltensweisen beschreibt.<br />
Bei den Einstellungen der Peers seien die Befunde weniger eindeutig. Pinquart u.<br />
Silberreisen (2005 a) sehen hier auch das Selbstvertrauen der Jugendlichen, dem<br />
Gruppendruck zu widerstehen, als relevanten Faktor, ob es zu angepassten oder<br />
unangepassten Verhaltensweisen kommt.<br />
Im Bereich der Peergruppe reduziert z. B. das konsistente Setzen von Regeln durch die<br />
Eltern und ein hohes Maß an elterlicher Aufsicht den Gruppendruck der Peers hinsichtlich des<br />
Substanzkonsums (Kung u. Farrel, 2000; nach Pinquart u. Silbereisen, 2005 b).<br />
Reinherz, Giacona, Hauf, Wassermann u. Paradis (2000) beschreiben die Zurückweisung<br />
durch Gleichaltrige ebenfalls als Risikofaktor. Allerdings sei auch hier auf die weiter oben<br />
beschriebenen vermittelnden Faktoren hingewiesen (Kandel, 1996; Lehmkuhl, 2003), die<br />
einerseits Ablehnung - bedingt durch schon vorhandenes unangepasstes Verhalten - bei<br />
Gleichaltrigen hervorrufen können und andererseits i. S. von Konsistenzbestrebungen<br />
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Selektionsprozesse beim Betroffenen auslösen, die dazu führen, dass sich Jugendliche<br />
gleichgesinnten Gruppierungen anschließen.<br />
Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass eine Gruppe von Menschen mit Suchtstörungen erst<br />
im Zusammenhang mit dem Auftreten erheblicher Probleme oder Lebenskrisen im<br />
Erwachsenenalter eine Suchtstörung entwickelt (Pinquart u. Silbereisen 2005 a).<br />
2.4.2. Familiäre Risikofaktoren<br />
Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, entstehen Substanzstörungen in einem komplexen<br />
Zusammenspiel unterschiedlicher bio-psycho-sozialer Faktoren, die teilweise eher i. S. einer<br />
Vulnerabilität wirksam oder aber modifizierend proximal wirksam sind, d. h. zu einem<br />
Zeitpunkt, an dem der Substanzkonsum bereits eingesetzt hat.<br />
Die meisten Menschen verbringen ihre Kindheit und Jugend bei ihren Eltern. Vor allem in den<br />
ersten Lebensjahren sind die Kontakte zur eigenen Familie intensiv und stellen die primären<br />
Kontakte des Kindes dar. Insofern bestimmen familiäre Bedingungen und Einflussfaktoren die<br />
Sozialisation von Heranwachsenden entscheidend mit. Ein wichtiger Einflussfaktor ist hierbei<br />
das elterliche Erziehungsverhalten. (Schumacher, J., Eisemann, M. u. Brähler, E., 2000).<br />
Nach Pinquart u. Silberreisen (2005 b) wird der elterliche Einfluss auf den Substanzkonsum<br />
ihrer Kinder oft unterschätzt. Dies gelte vor allem dann, wenn man neben den direkten auch<br />
die indirekten Einflüsse einbeziehe.<br />
Klein et al. (2003) gehen ebenfalls davon aus, dass bei der Entstehung und Aufrechterhaltung<br />
einer Suchtstörung die Personen des sozialen Umfeldes eine wichtige und häufig<br />
unterschätzte Rolle spielen. Zu diesem sozialen Umfeld sei insbesondere die Familie zu<br />
zählen.<br />
Elterliche Einflüsse interagieren dabei - wie schon beschrieben - mit anderen vermittelnden<br />
Faktoren.<br />
Deshalb ist dieses Kapitel vor allen den Faktoren gewidmet, die eher familiäre Risikofaktoren<br />
darstellen und eine Vulnerabilität für die Entstehung einer Suchtstörung vermitteln können.<br />
Nach Thomasius (2005) stellt die Familie im günstigsten Fall den besten Schutz vor<br />
Drogenkonsum und Drogenmissbrauch dar, im ungünstigen Fall könne sie jedoch als<br />
erheblicher Risikofaktor innerhalb eines multifaktoriellen Bedingungsgefüges die Entwicklung<br />
und den Verlauf des Drogenmissbrauchs negativ beeinflussen.<br />
Der Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die so genannte Kernfamilie, d. h. die<br />
Eltern und ihre leiblichen Kinder sowie Geschwister. In Bezug auf die Erinnerungen an das<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Erziehungsverhalten der Eltern wird in dieser Befragung das erinnerte Erziehungsverhalten<br />
der leiblichen Eltern erfragt.<br />
Die Familie spielt als zentrales Beziehungssystem in der psychosozialen Entwicklung und in<br />
der Entwicklung von angepasstem und abweichendem Verhalten eine zentrale Rolle.<br />
Thomasius, Sack, Küstner u. Schindler, (2005) fassen folgende familiäre Risikofaktoren im<br />
Vorfeld von Suchtstörungen zusammen (nach Dodgen u. Shea 2000; Eikhoff u. Zinnecker<br />
2000; Reinherz et al. 2000):<br />
- genetische Prädisposition, Fälle von Psychopathologie in der Familiengeschichte<br />
- über Generationen tradierte gestörte Familienverhältnisse, dissoziales Verhalten<br />
der Eltern, Probleme der Eltern untereinander<br />
- Eltern und/oder Geschwister als negative soziale Modelle in Bezug auf den<br />
Substanzgebrauch<br />
- Gewalt- und Missbrauchserfahrungen (auch als Zeuge solcher Handlungen)<br />
- soziale Isolation der Familie nach außen<br />
- Scheidung, Todesfall in der Familie<br />
- Armut und sozialer Abstieg der Familie<br />
- Überforderung, Krankheit, Stress eines Familienmitgliedes<br />
- geringeres Zugehörigkeitsgefühl zur Herkunftsfamilie als zu den Peers<br />
- fehlende elterliche Wärme, geringe Eltern – Kind – Bindung, fehlende Offenheit in<br />
der familiären Kommunikation<br />
- Art des Kontrollverhaltens der Eltern: gleichgültig (laissez- faire) oder überfordernd<br />
-kalt (autoritär).<br />
Basierend auf Conger u. Rueter (1996) weist Thomasius darauf hin, dass auch der<br />
Substanzkonsum von Geschwistern einen Einfluss auf das Konsumverhalten hat. So sage ein<br />
höherer Alkoholkonsum von Geschwistern die Zunahme des Alkoholkonsums eines<br />
Jugendlichen voraus. Vermittlungsfaktor sei hier wahrscheinlich die Förderung des Kontaktes<br />
zu ebenfalls trinkenden Peers.<br />
Reinherz, Giaconia, Hauf, Wassermann u. Paradis (2000) fanden in ihrer Untersuchung zu<br />
generellen und spezifischen Risikofaktoren für Depression und Drogenabhängigkeit im frühen<br />
Erwachsenenalter, dass spezifische familiäre Risikofaktoren für eine spätere<br />
Drogenabhängigkeit, das Aufwachsen in einer großen Familie und ein geringer<br />
sozialökonomischer Status seien.<br />
Für Frauen konnte eine elterliche Substanzabhängigkeit und die Tatsache, das Kind junger<br />
Eltern zu sein, als Risikofaktor festgestellt werden.<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Kandel (1996) unterscheidet drei elterliche Faktoren, die Einfluss auf den späteren<br />
Substanzgebrauch haben: den elterlichen Konsum, elterliche Einstellungen zum<br />
Substanzkonsum (vermittelt über soziale Bekräftigung) und die allgemeine Qualität der Eltern-<br />
Kind-Beziehung, wobei sie dies nicht nur auf den Substanzkonsum bezieht, sondern auf<br />
insgesamt normabweichendes Verhalten (worunter sie auch Substanzkonsum versteht). Auf<br />
den Zusammenhang zwischen normabweichendem Verhalten im Jugendalter und<br />
Suchtmittelkonsum wurde im vorangegangenen Unterkapitel hingewiesen.<br />
Basierend auf mehreren Studien resümiert Kandel (1996), dass sich die direkten elterlichen<br />
Effekte über die Rollenmodelle der Eltern, über die elterlichen Einstellungen und die Qualität<br />
der Eltern- Kind- Beziehung - hier vor allem die elterliche Kontrolle über die Aktivitäten des<br />
Kindes- und fehlende Bindung in der Eltern- Kind- Beziehung ergeben.<br />
Einen indirekten elterlichen Einfluss auf die Kinder hinsichtlich eines möglichen<br />
normabweichenden Verhaltens sieht sie darin, welcher Peergruppe sich die Kinder<br />
anschließen. Eine geringe elterliche Kontrolle, eine geringe Nähe in der Eltern-Kind<br />
Beziehung, normabweichendes Verhalten der Eltern sowie unangebrachte Disziplinierung<br />
durch die Eltern seien damit assoziiert, dass sich Jugendliche Peergruppen anschließen, die<br />
zu normabweichenden Verhalten tendierten.<br />
Allen et al. (2003) sieht auch einen Zusammenhang bei älteren Jugendlichen zwischen<br />
Elternvariablen und einem Konsum von Alkohol, Zigaretten und Marihuana, entgegen der<br />
geläufigen Annahme, dass der elterliche Einfluss auf das Verhalten mit wachsendem Alter der<br />
Kinder abnehme.<br />
Nach Patton (1995) können ein inkonsistenter Erziehungsstil, eine geringe mütterliche<br />
Beteiligung an den Aktivitäten der Kinder und ein Mangel oder eine inkonsistente elterliche<br />
Kontrolle den Drogen- und Alkoholkonsum von Kindern begünstigen. Zusätzlich könne ein<br />
hohes Ausmaß an familiären Konflikten den Substanzkonsum begünstigen. Dabei sei das<br />
Ausmaß der Konflikte wichtiger als die familiäre Struktur per se.<br />
Thomasius (2005) weist darauf hin, dass Jugendliche aus unvollständigen Familien (brokenhome)<br />
häufiger Alkohol und Zigaretten konsumierten als Jugendliche aus vollständigen<br />
Familien.<br />
Hornung, Schmidtchen u. Scholl-Schaaf (1983) fand in einer repräsentativen Untersuchung in<br />
der Schweiz, dass insbesondere die Konsumenten illegaler Drogen mit extremem Konsum<br />
deutlich häufiger aus so genannten „broken home“ Situationen stammen als<br />
Nichtkonsumenten, wobei insgesamt alle Konsumenten von Drogen in dieser Untersuchung<br />
häufiger aus unvollständigen Familien stammten. Dabei scheine die familiäre Struktur einen<br />
eher indirekten Einfluss zu haben, insofern sie einen Rahmen für mögliche Interaktionen<br />
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zwischen den Familienmitgliedern biete. Bezug nehmend auf die Befunde unterschiedlicher<br />
Untersuchungen weisen nach Hornung et al. (1983) drei Merkmale des elterlichen<br />
Erziehungsverhaltens eine Beziehung zum Drogenkonsum auf: Verständnislosigkeit der<br />
Eltern, Gleichgültigkeit, Überbesorgtheit der Mutter und inkonsequentes Verhalten der Eltern.<br />
Amerikanische Schüler, die einen gewohnheitsmäßigen polyvalenten Konsum in einer Studie<br />
aufwiesen, berichteten auch von den meisten familiären Risiken. Vor allem schilderten sie<br />
eine dysfunktionale Beziehung der Eltern, Erziehung durch einen alleinerziehenden Elternteil,<br />
Scheidung sowie eine größere Kinderzahl in der Familie. Suchterfahrungen innerhalb der<br />
Familie wurden ebenfalls häufiger von poylvalenten Gewohnheitskonsumenten berichtet<br />
(Harrison et al., 1997; nach Reis, Fegert u. Häßler, 2006).<br />
In einer Übersichtsarbeit stellt Petraitis (1998) fest, dass insgesamt sechs prospektive Studien<br />
zu dem Ergebnis kommen, dass Jugendliche, die sich mit ihren Bedürfnissen nicht von ihren<br />
Eltern angenommen fühlten und sich in ihren persönlichen Interessen von diesen entmutigt<br />
sehen, letztlich einen höheren Marihuanakonsum haben als Jugendliche, die diese Aspekte<br />
elterlichen Verhaltens positiver schildern. Insgesamt zeige sich, wenn auch nicht konsistent,<br />
dass Jugendliche eher illegale Drogen konsumierten, wenn ihre Eltern einen nachgiebigen<br />
Erziehungsstil praktizierten.<br />
Thomasius (2005) kommt zu dem Schluss, dass Jugendliche die häufig Drogen und Alkohol<br />
konsumierten, das Erziehungsverhalten ihrer Eltern in der Kindheit als ungünstiger erlebten<br />
als andere Gleichaltrige. Er weist darauf hin, dass Jugendliche, die nur wenige oder keine<br />
Drogen oder keinen Alkohol konsumieren, in ihrer Kindheit Wärme und Zuwendung sowie<br />
klare Verhaltensregeln durch ihre Eltern erfahren hätten. Ein hohes Maß an elterlicher<br />
Unterstützung führe zudem dazu, dass sich Jugendliche eher an ihre Eltern wendeten und<br />
weniger an ihre Peergruppe, was wiederum die Einflussmöglichkeiten der Eltern auf den<br />
Substanzkonsum ihrer Kinder erhöhen würde (Barnes et al., 2000; nach Thomasius, 2005).<br />
2.4.3. Alkoholbelastete Herkunftsfamilie<br />
Nach Klein et al. (2003), Klein (2005 a) und Lachner u. Wittchen (1997) leben in Deutschland<br />
ca. 2,65 Millionen Kinder, bei denen ein Elternteil eine Alkoholstörung (Missbrauch oder<br />
Abhängigkeit) aufweist.<br />
Demnach geht es nach Klein (2009) nicht um eine gesellschaftliche Randgruppe, sondern<br />
vielmehr um eine substantielle Gruppe von Kindern, die ein erheblich erhöhtes<br />
Entwicklungsrisiko aufweist.<br />
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Zwischenzeitlich liegen zahlreiche Studien aus dem angloamerikanischen und deutschen<br />
Raum vor, die belegen, dass Alkoholabhängige häufig aus Familien stammen, die durch die<br />
Alkoholabhängigkeit des Vaters und/oder Mutter belastet sind (Klein, 2005 a).<br />
Klein (2005 a) geht aufgrund eigener Studien und in Übereinstimmung mit einer Vielzahl<br />
anderer Studien von einem bis zu sechsfach erhöhten Risiko für Kinder alkoholbelasteter<br />
Eltern, später selbst alkoholabhängig zu werden, aus.<br />
Basierend auf den Übersichtsarbeiten von Maier et al. (2000) sowie Merikangas u. Swenden<br />
(1997) fasst Lieb (2005) zusammen, dass Familienmitglieder von Menschen mit<br />
Alkoholstörungen im Vergleich zu Kontrollpersonen ein im Durchschnitt sogar siebenfach<br />
erhöhtes Risiko zeigen, eine Alkoholstörung zu entwickeln.<br />
In mehreren Studien zeigte sich, dass bei Familienmitgliedern von Personen mit einer<br />
Lebenszeitdiagnose Alkoholabhängigkeit auch Missbrauch und Abhängigkeit von anderen<br />
Substanzen gehäuft vorkommen.<br />
Die Befunde deuten daraufhin, dass eine Alkoholabhängigkeit eines oder beider Elternteile<br />
das Risiko einer Substanzabhängigkeit insgesamt erhöhen könnte und nicht nur die<br />
spezifische Transmission einer Alkoholstörung (Lachner u. Wittchen, 1997).<br />
Nach Lachner u. Wittchen (1997) interpretieren viele Forschergruppen diesen<br />
Zusammenhang dahingehend, dass die Vulnerabilität von Substanzgebrauch transmittiert<br />
wird, die Entstehung einer spezifischen Substanzstörung durch die Verfügbarkeit der<br />
einzelnen Substanzen und dem „Substanzumfeld“ (z. B. Konsumverhalten der Peers)<br />
bestimmt wird.<br />
Insgesamt wird in der Literatur sowohl von substanzspezifischer als auch von<br />
substanzübergreifender familiärer Transmission berichtet. Lieb (2005) weist jedoch darauf<br />
hin, dass die ermittelten Assoziationsbefunde bei der substanzspezifischen<br />
Betrachtungsweise am höchsten sind.<br />
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass Personen aus alkoholbelasteten<br />
Familien ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben, an einer anderen psychischen Störung zu<br />
erkranken (Klein, 2005; Zobel, 2000; Lachner u. Wittchen 1997), wobei der Grad der<br />
familiären Aggregation geringer ist als bei Substanzstörungen (Lachner u. Wittchen, 1997).<br />
Die Weitergabe der gleichen Störung auf die nächste Generation wird als homopathologische<br />
Transmission und die Weitergabe einer anderen psychischen Störung als heterogene<br />
Transmission bezeichnet (Klein, 2005 b).<br />
Es ist davon auszugehen, dass ca. ein Drittel der Kinder suchtkranker Eltern eine<br />
gravierende Störung entwickelt, die chronifizieren kann. Ein weiteres Drittel entwickelt leichte<br />
bis mittelschwere Probleme mit einer entsprechenden Beeinträchtigung der<br />
Funktionsfähigkeit, die häufig vorübergehen.<br />
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Wiederum ein Drittel entwickelt keine relevanten Probleme und psychische Beeinträchtigung<br />
(Klein, 2009).<br />
Aus einer Vielzahl von Studien lasse sich ableiten, dass durch das Aufwachsen in einer<br />
suchtbelasteten Familie eine erhöhte Vulnerabilität bestehe, lebensgeschichtlich früher mit<br />
Alkohol- und Drogenmissbrauch zu beginnen (Klein u. Zobel, 1997).<br />
Ein Schwerpunkt in der vorliegenden Untersuchung ist der Vergleich des erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhaltens Drogenabhängiger, die aus einer suchtbelasteten<br />
Herkunftsfamilie stammen und denen, deren Familienangehörige, insbesondere die Eltern,<br />
keine Suchtstörung haben.<br />
Im Hinblick auf das Thema der vorliegenden Arbeit wird auf die Darstellung<br />
biologischer/genetischer Aspekt verzichtet. Es sei an dieser Stelle nur erwähnt, dass eine<br />
überwiegende genetisch bedingte Vererbung von Alkoholismus nach Klein (2005 b) nicht<br />
haltbar ist.<br />
In der Regel wird unterschieden zwischen den direkten und indirekten Auswirkungen einer<br />
elterlichen Alkoholabhängigkeit. Direkte Auswirkungen sind z. B. Alkoholvergiftungen und<br />
Alkoholembryopathie. Die indirekten Auswirkungen ergeben sich aus Begleitumständen der<br />
Suchterkrankung. Im familiären Rahmen werden hier vor allem ein hoher Duldungs- und<br />
Katastrophenstress, Instabilität und Unberechenbarkeit im Erziehungsverhalten,<br />
Einschränkungen in der Eltern-Kind-Bindung, wenig kindliche Bedürfnisbefriedigung,<br />
Vernachlässigung, Verlusterlebnisse und Diskontinuitäten (Klein, 2005 a, 2009) benannt.<br />
Nach Klein (2005 b) ist die familiäre Situation von Kindern, die in einem durch Suchtstörungen<br />
beeinträchtigten Umfeld aufwachsen, durch eine häusliche Atmosphäre von Instabilität,<br />
Willkür, unklaren Grenzen, Respektlosigkeit, emotionaler Kälte und mangelnder Förderung<br />
und mangelndem Interesse seitens des abhängigen Elternteils bestimmt. Die indirekten<br />
Auswirkungen sind bedingt durch die Verhaltenskonsequenzen aufgrund des<br />
Alkoholmissbrauchs des trinkenden Elternteils. Diese können in verdeckter Form ihre<br />
Pathogenität in der Interaktion mit Familien und Umweltvariablen entfalten (Klein et al., 2003;<br />
Klein 2005 b).<br />
Ein hervorstechendes Merkmal in suchtbelasteten Familien sei dabei die Varianzstärke des<br />
Elternverhaltens gegenüber ihren Kindern. Dieses Phänomen, das auch als<br />
Verhaltensvolatilität der Eltern in Abhängigkeit vom Grad ihrer Intoxikation verstanden werden<br />
könne, sei eines der schwerwiegendsten Probleme für die aufwachsenden Kinder.<br />
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Dies bedeute konkret, dass das Verhalten - insbesondere das des abhängigen Elternteils-<br />
innerhalb kurzer Zeit von liebevoll und zugewandt hin zu abweisend und gewalttätig<br />
verändern kann (Klein, 2009).<br />
In der klinischen Literatur schildern Autoren wie Wegscheider (1988), Black (1988), Woititz<br />
(1990) und in Deutschland Lambrou (1990) die überwiegenden Stimmungen,<br />
ungeschriebenen Gesetze in alkoholbelasteten Familien und die emotionalen Nöte der<br />
Kinder. Demnach könne sich kein Familienmitglied der Abhängigkeitserkrankung entziehen,<br />
weil die Abhängigkeitserkrankung den Lebensalltag der Familie grundlegend verändere.<br />
Übereinstimmend berichten die o. g. Autoren die vorher nach Klein (2009) beschriebene<br />
Verhaltensvolatilität des abhängigen Elternteils. Die Beziehung des Abhängigen zu seinen<br />
Kindern wird in den Veröffentlichungen dieser Autoren vor allem als eher gleichgültig<br />
beschrieben. Das vorrangige Interesse des Suchtkranken gelte dem Alkohol. Er oder sie<br />
fördere nicht die Kompetenzen der Kinder und setzte keine Grenzen. Die Kinder würden so<br />
zu Reagierenden und stark verunsichert. Wenn sich der abhängige Elternteil ihnen zuwende,<br />
tue er dies in erster Linie, um für sich etwas zu bekommen und nicht, um den Kindern etwas<br />
zu geben. Zudem führten die Familienregeln („rede nicht, vertraue niemanden, zeige keine<br />
Gefühle“) zur Isolation der Kinder (vgl. Zobel, 2000).<br />
Insbesondere die von den o. g. Autoren entwickelten Rollenmodelle für Kinder aus<br />
suchtbelasteten Familien (z. B. Held, Sündenbock, Verlorenes Kind, Clown nach<br />
Wegscheider, 1988) erlangten eine breite Anerkennung und Öffentlichkeit. Von einer<br />
weiteren Darstellung wird aufgrund des Themas der vorliegenden Arbeit jedoch abgesehen.<br />
Nach Zobel (2000, S. 18) sind für die unterschiedlichen Entwicklungsabläufe von Kindern aus<br />
suchtbelasteten Familien folgende Faktoren von Bedeutung:<br />
● in welcher Entwicklungsphase des Kindes die Chronifizierung der Abhängigkeit<br />
eintrat,<br />
● ob es längere Phasen von abstinentem Verhalten des Abhängigen gab,<br />
● ob weitere Risikofaktoren wirksam werden, wie etwa eine elterliche<br />
Komorbidität in Form einer Depression oder antisozialen<br />
Persönlichkeitsstörung,<br />
● wie sich die Abhängigkeit auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirkt,<br />
● welche Schutzfaktoren wirksam wurden,<br />
● welche kritischen Lebensereignisse eintraten und<br />
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● welche Lebensentscheidungen vom Kind getroffen wurden (z. B.<br />
Internalisierung eines negativen Selbstkonzeptes, Übernahme von<br />
Verantwortung für andere).<br />
Als weiterer Faktor für die Verstärkung der negativen Effekte benennt Zobel (2000) eine<br />
Abhängigkeitserkrankung beider Elternteile, weil dann kein Elternteil zur Verfügung stehe, der<br />
die Auswirkungen der Suchterkrankung kompensieren könne.<br />
Basierend auf Dube et al. (2001) bilanziert Klein (2005 b), dass die durch Alkohol belastete<br />
Familie durch das Auftreten zahlreicher Stressoren eines der wichtigsten und häufigsten<br />
Beispiele für dysfunktionale Familienkontexte darstellt.<br />
Als mögliche psychische Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen, die im Kindes- und<br />
Jugendalter in suchtbelasteten Familien gehäuft im Vergleich zu nicht suchtbelasteten<br />
Familien auftreten, benennt Klein (2005 b): Alkoholembryopahtie, Angst und Depression,<br />
Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen, soziale Interaktionsprobleme und Störungen<br />
des Sozialverhaltens und mangelnde Verhaltenskontrolle. Die benannten Auffälligkeiten sind<br />
wiederum in unterschiedlicher Weise als solche Risiko erhöhend für die Entwicklung einer<br />
Suchtstörung (s. Kapitel 2.4.1.).<br />
Die direkten Alkoholeffekte bestehen darin, dass durch die Wirkung des Alkohols das Fühlen,<br />
Denken und Handeln des abhängigen Elternteils beeinflusst wird. Dies führt zur weiter oben<br />
beschriebenen Verhaltensvolatilität des abhängigen Elternteils. Durch die fortschreitende<br />
Chronifizierung der Abhängigkeitserkrankung kommt es zu medizinischen Problemen, die mit<br />
Krankenhausaufenthalten und nachfolgender Schonung verbunden sind. Das Familienklima<br />
und die Familienatmosphäre verändern sich und werden häufig durch Willkür, Angst und<br />
Anspannung sowie durch die oben unausgesprochenen Familienregeln bestimmt (Zobel,<br />
2000).<br />
Nach Klein (2005 b) spielt bei der Transmission von Abhängigkeitserkrankungen eine<br />
unzuverlässige, instabile und stressvolle Familienatmosphäre, die durch mangelnde<br />
Unterstützung und eine geringe Eltern-Kind-Bindung geprägt ist, eine wichtige Rolle. Auch<br />
Zobel (2000) betont die mögliche mangelnde Unterstützung und die mögliche geringe<br />
emotionale Bindung in der Eltern-Kind-Beziehung als einen Risikofaktor für die Entwicklung<br />
einer Suchtstörung bei den Kindern.<br />
Die Familieneffekte werden teilweise auch durch die direkten Alkoholeffekte bestimmt.<br />
Aufgrund des Alkoholkonsums bei einem oder beiden Elternteile kommt es häufig zu Eheund<br />
Familienkonflikten, Trennung/Scheidung, zur sozialen Isolation der Familie, zur Aufgabe<br />
I 23
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
gemeinsamer Familienrituale und zu finanziellen Problemen. Die Eltern können ihren Kindern<br />
nicht ausreichend Vorbild sein und ihnen wichtige Werte vermitteln (Klein, 2005; Zobel, 2000).<br />
Konflikte zwischen den Eltern können das Erziehungsverhalten beeinträchtigen, eine Allianz<br />
der Eltern aufweichen und zur Bildung einer „Eltern-Kind-Allianz“ führen.<br />
Nach Zobel (2000) werde insbesondere durch die o. g. Effekte ein unzureichendes<br />
Erziehungsverhalten bedingt, weil die Kinder kaum positive emotionale Beziehungen sowie<br />
Anleitung und Unterstützung aufgrund der angespannten häuslichen Atmosphäre und der<br />
Instabilität erführen. Eine weitere Einschränkung des Erziehungsverhaltens sei dann<br />
anzunehmen, wenn eine elterliche Komorbidität i. S. einer psychiatrischen Störung eines<br />
Elternteils und/oder beider Elternteile bestehe.<br />
Am Ende dieses Kapitels wird noch eine von Pruhm (2003) in Österreich durchgeführte<br />
Untersuchung zum Thema „Erziehungsstile in Familien mit unterschiedlicher elterlicher<br />
Alkoholbelastung“ vorgestellt. Sie befragte 113 Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren<br />
mittels des „Erziehungsstilinventars“ (ESI von Krohne u. Pulsack, 1995). Dabei wurden die<br />
Ergebnisse von 55 Jugendlichen, deren Eltern sich in einem stationären Alkoholentzug<br />
befanden, mit denen von 58 Jugendlichen verglichen, deren Eltern keine Alkoholstörung<br />
hatten.<br />
Das ESI erhebt folgende Erziehungsstildimensionen: Unterstützung, Einschränkung, Lob,<br />
Tadel, Strafintensität und Inkonsistenz. Die Ergebnisse der Untersuchung spiegeln das<br />
subjektiv wahrgenommene Erziehungsverhalten der Jugendlichen wider.<br />
Beide Elternteile in einer alkoholbelasteten Familie zeigten demnach eine signifikant höhere<br />
Inkonsistenz als die Eltern der Kontrollgruppe. Zudem zeigte sich, dass alkoholabhängige<br />
Väter ihren Kinder ein signifikant geringeres Maß an Unterstützung zu kommen ließen; ein<br />
solcher Unterschied ließ sich bei den alkoholabhängigen Müttern im Vergleich mit der<br />
Kontrollgruppe nicht ermitteln.<br />
Bei der Variable „Lob“ konnte kein Unterschied festgestellt werden. Sowohl der<br />
alkoholabhängige Elternteil als auch der nicht alkoholabhängige Elternteil zeigten nicht<br />
weniger positive Rückmeldungen ihren Kindern gegenüber als die Eltern der Kontrollgruppe.<br />
Väterliche Alkoholabhängigkeit führe bei beiden Elternteilen zu signifikant höherer<br />
Einschränkung und einem signifikant höherem Ausmaß an Tadel, während bei einer<br />
alkoholabhängigen Mutter der mütterliche Erziehungsstil zwar signifikant einschränkender<br />
war, jedoch kein signifikant höheres Ausmaß an Tadel aufwies. Demgegenüber zeigten Väter<br />
in einer Familie mit mütterlicher Alkoholabhängigkeit ein signifikant höheres Ausmaß an<br />
Tadel, schienen aber nicht signifikant einschränkender als die Väter der Kontrollgruppe.<br />
I 24
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Sowohl der alkoholabhängige als auch der nicht alkoholabhängige Elternteil zeigten eine<br />
höhere Strafintensität als die Eltern der Kontrollgruppe.<br />
Pruhm (2003) deutet dieses Ergebnis dahingehend, dass der alkoholabhängige Elternteil<br />
durch die höhere Strafintensität versuche, seinen Autoritätsverlust innerhalb der Familie<br />
auszugleichen, während der nicht alkoholabhängige Elternteil eine höhere Strafintensität in<br />
Folge der Überforderung hinsichtlich der Alkoholabhängigkeit des Partners zeige.<br />
Es zeigte sich in der Untersuchung, dass Kinder aus alkoholbelasteten Familien die negativen<br />
Rückmeldungen ihrer Eltern auch weniger nachvollziehen konnten als die Kinder der<br />
Kontrollgruppe. Das häufig in klinischen Berichten beschriebene Nicht- Einhalten von<br />
Versprechungen konnte in dieser Studie nicht nachgewiesen werden.<br />
Basierend auf den beschriebenen Ergebnissen bilanziert Pruhm (2003), dass die<br />
Alkoholabhängigkeit eines Elternteils starke Auswirkungen auf einige Bereiche des elterlichen<br />
Erziehungsstils des abhängigen und des nicht abhängigen Elternteils habe. Gleichzeitig<br />
betonen die Ergebnisse nach Pruhm (2003) die Rolle des Erziehungsverhaltens als einen<br />
möglichen wichtigen Mediator in der Transmission der Alkoholabhängigkeit.<br />
2.5. Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Erwachsenen<br />
Die Skalen des „Fragebogens zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten“ von<br />
Schumacher et al. (2000), der in dieser Untersuchung zur Befragung eingesetzt wird,<br />
repräsentieren inhaltlich zentrale Dimensionen des elterlichen Erziehungsverhaltens, wie sie<br />
in der Erziehungsstilforschung beschrieben und in Studien immer wieder bestätigt wurden<br />
(Schumacher, 1999, 2002).<br />
Deshalb wird an dieser Stelle näher auf die Aspekte der Erziehungsstilforschung und deren<br />
relevante Konzepte eingegangen.<br />
Der thematische Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung ist das erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung welches<br />
einen wichtigen Aspekt in der subjektiv erlebten Eltern-Kind-Beziehung darstellt.<br />
Deshalb werden, nachdem die konzeptionellen Ausführungen zum erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten von Erwachsenen in Kapitel 2.5.3. abgeschlossen sind, weitere<br />
Untersuchungen zum subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhalten von<br />
drogenabhängigen Menschen in Kapitel 2.6. vorgestellt.<br />
Familiäre Bindungen und Erziehungspraktiken stellen einen wichtigen Sozialisationsfaktor bei<br />
der Bildung individueller Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen dar, weshalb sie das<br />
Leben eines Menschen weit über seine Kindheit und Jugend hinaus beeinflussen<br />
(Schneewind u. Pekrun, 1994).<br />
I 25
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Schon in den 60- er und 70- er Jahren betrachtete die vor allem im deutschsprachigen Raum<br />
betriebene Erziehungsstilforschung den elterlichen Erziehungsstil als erklärende Variable für<br />
die Entstehung und Ausformung unterschiedlicher Persönlichkeitsmerkmale und psychischer<br />
Störungen (Krohne u. Hock, 1994; nach Schumacher et al., 2000), wobei sich die Forschung<br />
vor allem mit den Auswirkungen des elterlichen Erziehungsverhaltens auf die Entwicklung im<br />
Kindes- und Jugendalter beschäftigte.<br />
Während zunächst vorwiegend der Begriff des Erziehungsstils Verwendung fand, wurde in<br />
späteren Veröffentlichungen (etwa ab 1980) auch von „elterlichem Erziehungsverhalten“<br />
gesprochen (Ratzke u. Zander, 1996).<br />
In der vorliegenden Arbeit werden deshalb beide Begriffe synonym eingesetzt.<br />
2.5.1. Zugangswege zur Erfassung des elterlichen Erziehungsverhaltens<br />
Die Erfassung des subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens im Rahmen<br />
einer Befragung lässt ich danach einteilen, welche zeitliche Perspektive herangezogen und<br />
welche Person dazu befragt wird.<br />
Grundsätzlich kann mittels Befragung das aktuell subjektiv wahrgenommene<br />
Erziehungsverhalten oder das in der Vergangenheit liegende und damit das subjektiv<br />
wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erfasst werden.<br />
Im Erwachsenenalter können Informationen über das subjektiv wahrgenommene elterliche<br />
Erziehungsverhalten nur in retrospektiver Form gewonnen werden, da die entsprechenden<br />
Erfahrungen als Erinnerungen vorliegen, die im autobiographischen Gedächtnis gespeichert<br />
sind (Schumacher et al., 2000; Schumacher 2002).<br />
Von „selbstperizipierten“ oder „elternperizipierten“ Erziehungsverhalten spricht man dann,<br />
wenn die Eltern befragt werden und von „fremdperizipierten“ oder „kindperizipierten“<br />
Erziehungsverhalten spricht man, wenn eine dritte Person oder das Kind befragt werden<br />
(Schumacher 2000).<br />
2.5.2. Merkmale und Dimensionen elterlichen Erziehungsverhaltens<br />
Krohne (1988) bezeichnet das Konzept des „Erziehungsstils“ als ein integratives Konzept,<br />
weil es Fragen der Persönlichkeitsforschung, der allgemeinen Psychologie, der<br />
Sozialpsychologie, der pädagogischen Psychologie und der Entwicklungspsychologie<br />
miteinander vereine. Der integrierende Sachverhalt dabei sei die Persönlichkeitserklärung,<br />
denn im Zentrum der Erziehungsstilforschung stehe der Versuch, Befunde und Konzepte zum<br />
(sozialen) Lernen zu einer Theorie der interindividuell variablen Ausprägungen von<br />
bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zu vereinen. Hierdurch sollen sich aus der Kenntnis<br />
bestimmter Aspekte - vor allem bezogen auf das elterliche Erziehungsverhalten -<br />
I 26
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Vorhersagen über die Entstehung einzelner Merkmale beim so Erzogenen ableiten lassen<br />
(Krohne 1988; Schneewind, 1980).<br />
„Elterliches Erziehungsverhalten“ in einem weiter definierten Erziehungsbegriff meint alle<br />
kindbezogenen Erlebnis- und Handlungsweisen, die Elternpersonen mit oder ohne<br />
Beeinflussungsabsicht äußern.<br />
„Elterliches Erziehungsverhalten“ unter Berücksichtigung eines enger gefassten<br />
Erziehungsbegriffs setzt hingegen das absichtsvolle Handeln von Erziehungspersonen voraus<br />
(Schneewind, 1980).<br />
Eine weiter gefasste Betrachtungsweise, die elterliches Erziehungsverhalten nicht auf<br />
konkretes Handeln beschränkt, findet sich in der Unterteilung verschiedener Autoren wieder,<br />
die das Erziehungsverhalten als typische Konfiguration bestimmter Erziehungspraktiken,<br />
Erziehungseinstellungen und Erziehungszielen in Bezug auf ein bestimmtes Kind unterteilen<br />
(Schumacher, 2002).<br />
Andere Autoren beziehen sich auf einen engen Verhaltensbegriff. So betont Krohne (1988),<br />
dass unter dem Begriff „Erziehungsstil“ ausdrücklich Verhaltenstendenzen von Eltern in<br />
erziehungsthematischen Situationen zu verstehen sind.<br />
Überwiegende Einigkeit besteht jedoch in der Annahme, dass Erziehungsstile als<br />
interindividuell variable, aber intraindividuell recht stabile Tendenzen von Eltern, auf ihre<br />
Kinder zu reagieren, zu verstehen sind. Das heißt, dass Eltern in verschiedenen<br />
kindbezogenen Situationen, aber auch zu verschiedenen Zeitpunkten ähnlich, d. h. für ihre<br />
Person charakteristisch auf das Kind reagieren und sich damit von andern Eltern<br />
unterscheiden (Krohne 1988; Schumacher, 2002; Ratzke et al., 1996).<br />
Schneewind (1980) weist jedoch darauf hin, dass das Erziehungsverhalten nicht nur als<br />
erklärende Variable, sondern auch als zu erklärende Variable angenommen werden kann.<br />
Das elterliche Erziehungsverhalten wird demnach von Merkmalen des Kindes und der Eltern,<br />
der elterlichen Paarbeziehung und der sozialen und ökonomischen Situation der Eltern/der<br />
Familie beeinflusst (Schumacher, 2002). Schumacher (ebd.) betont, dass eine erfolgreiche<br />
Bewältigung der Erziehungsaufgaben und des Erziehungsalltags nur im Rahmen einer<br />
„Erziehungspartnerschaft“ möglich ist und wenn sich beide Elternteile gegenseitig als Teil<br />
eines Unterstützungssystems begreifen. Unstimmigkeiten und Konflikte zwischen den Eltern<br />
könnten zu einer Beeinträchtigung des Erziehungsverhaltens, einer Aufweichung der<br />
Elternallianz und zur Bildung einer „Eltern-Kind-Allianz“ führen.<br />
Zusammenhänge zwischen elterlichem Erziehungsverhalten und der<br />
Persönlichkeitsentwicklung des Erzogenen ist als ein Ergebnis zahlreicher wechselseitiger<br />
I 27
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Beziehungen zwischen Eltern, Kind und kontextuellen Rahmenbedingungen zu verstehen<br />
(Kruse, 2000).<br />
Im Hinblick auf die relevanten Erziehungsstildimensionen besteht in der Literatur eine<br />
weitgehende Übereinstimmung. Es finden sich vor allem Modelle mit zwei Hauptdimensionen.<br />
Die meist faktoranalytisch gewonnen Dimensionen werden häufig durch begriffliche<br />
Gegenpole charakterisiert und voneinander unabhängig betrachtet. Der erste Faktor kann<br />
dabei als Akzeptanz (Zuwendung, Fürsorge, Wärme) vs. Ablehnung (Zurückweisung,<br />
Feindseligkeit) bezeichnet werden und der zweite Faktor als Kontrolle/Überbehütung vs.<br />
Autonomie. Nach Auffassung einiger Autoren gibt es noch eine dritte Dimension, die jedoch<br />
weniger konsistent zu sein scheint. Diese wird meist als „Strafe“ und „Strenge/Konsequenz“<br />
bezeichnet (Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002).<br />
Die Erziehungsstildimension „Autonomie vs. Kontrolle“ kann als Förderung oder Hemmung<br />
der kindlichen Selbstverwirklichung verstanden werden. Dann steht Autonomie für eine aktive<br />
Ermutigung zur Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.<br />
Sie kann jedoch auch als „unterschiedlich große Erziehungsintensität“ aufgefasst werden,<br />
wobei Autonomie dann eine gleichgültige laizer-faire Haltung des Erziehenden beschreibt und<br />
Kontrolle für ein starkes erzieherisches Engagement steht (Stapf, 1972; Schumacher et al.,<br />
2000; Schumacher, 2002).<br />
In der folgenden Abbildung werden auf Basis der beiden Hauptdimensionen vier Typen von<br />
Erziehungsstilen gebildet:<br />
Akzeptanz<br />
(Zuwendung, Wärme,<br />
Fürsorge, Responsivität)<br />
permissiver<br />
(„antiautoritärer“)<br />
Erziehungsstil<br />
autoritativer<br />
Erziehungsstil<br />
Autonomie<br />
(Liberalität)<br />
Vernachlässigender<br />
Erziehungsstil<br />
autoritärer<br />
Erziehungsstil<br />
Kontrolle<br />
(Überbehütung,<br />
Restriktion)<br />
Ablehnung<br />
(Zurückweisung,<br />
Feindseligkeit)<br />
Abb. 2: Unterschiedliche Typen von Erziehungsstilen. (Maccoby & Martin zitiert nach Schumacher, 2002, S. 17).<br />
I 28
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
- ein autoritativer Erziehungsstil ist durch eine hohe Akzeptanz und Unterstützung und<br />
starke Kontrolle<br />
- eine autoritärer Erziehungsstil ist durch eine geringe Akzeptanz und eine starke<br />
Kontrolle<br />
- der antiautoritäre Erziehungsstil durch eine hohe Akzeptanz und geringe Kontrolle<br />
- der vernachlässigende Erziehungsstil durch eine geringe Akzeptanz und eine geringe<br />
Kontrolle gekennzeichnet.<br />
(Schumacher, 2002).<br />
Die drei faktoranalytisch konstruierten Skalen des FEE sind inhaltlich auf das in der Literatur<br />
favorisierte zweidimensionale Modell elterlichen Erziehungsverhaltens zurückzuführen.<br />
Dabei repräsentieren die FEE Skalen „Emotionale Wärme“ und „Ablehnung und Strafe“ im<br />
Wesentlichen die zwei Pole der Dimensionen „Ablehnung vs. Akzeptanz/Fürsorge/Wärme“<br />
und die Skala „Kontrolle und Überbehütung“ eher den Kontroll- Pol der Dimension „Kontrolle/<br />
Überbehütung vs. Autonomie“ (Schumacher et al., 2000).<br />
2.5.3. Erziehungsstilforschung und Konzepte zur elterlichen Erziehungsverhalten<br />
Krohne (1988) und Krohne u. Hock (1998) unterscheiden, basierend auf Hermann und<br />
Stapf, Hermann, Stapf u. Säcker (1972), zwischen zwei Gruppen innerhalb der<br />
Erziehungsstilforschung, den indukativ-klassifikatorischen Ansätzen und den A- Priori<br />
Theorien.<br />
Krohne (1988) und Krohne u. Hock (1994) kritisieren den indukativ-klassifikatorischen Ansatz<br />
insofern, als dass diesem keine psychologische Theorie zu Grunde liegt, aus der heraus<br />
Aussagen zur Klassifikation von Verhaltensweisen der Erziehung und zu deren Wirkung auf<br />
den Erzogenen abgeleitet werden könnten, Hypothesen häufig erst nach der Datenanalyse<br />
erhoben würden und ein insgesamt unsystematisches Vorgehen bestehe. Dies erschwere<br />
den Vergleich der Befunde verschiedener Untersuchungen. Im A-priorisch orientierten Ansatz<br />
versuche man dies zu überwinden Es werde zunächst eine allgemeine psychologische<br />
Theorie formuliert, auf deren Grundlage sich das Erziehungsverhalten und zu<br />
berücksichtigende Merkmale beim Kind beschreiben lassen. Sie sind als Teilbereichstheorien<br />
konzipiert. Es würden vergleichsweise wenige Annahmen abgeleitet, mit deren Hilfe<br />
spezifische Merkmale des Kindes aufgrund der Kenntnis des Erziehungsverhaltens abgeleitet<br />
werden könnten. Es werde eine theoriegeleitete Operationalisierung der zentralen Konstrukte<br />
angestrebt, um gegebenenfalls theoretische Annahmen des Modells empiriegeleitet<br />
verändern zu können (Krohne, 1988; Krohne u. Hock, 1994).<br />
I 29
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Im Folgenden werden kurz die wichtigsten a- priorisch orientierten Erziehungsstilmodelle<br />
vorgestellt. Dabei wird auf die lerntheoretisch und sozial -kognitiv begründeten Modelle<br />
fokussiert, weil sie zu den Bekanntesten gehören und weitgehend in empirischen Studien<br />
überprüft wurden.<br />
Im Zentrum des Zweikomponenten- Modells elterlicher Bekräftigung von Stapf et al. (1972)<br />
steht die Annahme, dass ausschließlich über Anreizmotivation vermitteltes<br />
Bekräftigungslernen (instrumentelles Lernen) den Zusammenhang zwischen elterlichen<br />
Erziehungsverhalten und der Ausprägung von Merkmalen beim Erzogenen erklärt (Krohne,<br />
1988; Schumacher, 2002).<br />
Das elterliche Erziehungsverhalten wird durch die Merkmale „Strenge und Unterstützung“<br />
bestimmt und beim Erzogenen werden die Merkmale „Gebots- und Verbotsorientierung“<br />
bestimmt. Es wird angenommen, dass die Gebots- und Verbotsorientierung des Erzogenen<br />
durch das Ausmaß an Unterstützung oder Strenge seitens der Eltern erklärt werden kann.<br />
Dabei soll die elterliche Unterstützung mit der Gebotsorientierung des Erzogenen in<br />
Zusammenhang stehen und beim Kind mit einem aktiv aufsuchenden Verhalten, einem<br />
differenzierten Verhaltensrepertoire, einer positiven Einstellung zur Leistung und verbesserten<br />
schulischen Leistungen einhergehen, während elterliche Strenge mit einer verstärkten<br />
Tendenz zu aktiver und passiver Vermeidung und einer erhöhten Ängstlichkeit beim Kind<br />
einhergeht (Schumacher, 2002; Krohne 1988).<br />
Für das Kontrollmustermodell von Heilbrun (1973) ist vor allem das mütterliche<br />
Erziehungsverhalten relevant. Das Modell nimmt Bezug auf das zweidimensionale Modell mit<br />
den Faktoren „Akzeptanz vs. Ablehnung“ und „Autonomie vs. Kontrolle“. Dabei wird das<br />
mütterliche Erziehungsverhalten den zwei unabhängig voneinander bestehenden<br />
Dimensionen „Unterstützung“ und „Kontrolle“ zugeordnet.<br />
Daraus wurden vier Erziehungsstildimensionen konzipiert, die als vernachlässigend,<br />
akzeptierend, zurückweisend und überbehütend bezeichnet werden. Diese werden mit<br />
bestimmten Anpassungs- und Bewältigungsverhalten des Kindes in Beziehung gesetzt.<br />
Das Muster der Zurückweisung soll mit einer generell schlechten Anpassung<br />
(erhöhten Ängstlichkeit) des Kindes einhergehen. Das Muster der Akzeptierung soll zur<br />
besten Anpassung führen.<br />
Das „Zweiprozess- Modell elterlicher Erziehungswirkung“ von Krohne (1988) versucht, die<br />
zentralen Annahme der o. g. Modelle und Befunde der experimentellen Angst- und<br />
Bewältigungsforschung miteinander zu verbinden. Es beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit<br />
der Entwicklung von Ängstlichkeit beim Kind (Schumacher, 2002).<br />
I 30
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Dabei nimmt das „Zweiprozess Modell elterlicher Erziehungswirkung“ direkten Bezug auf<br />
sozial-kognitive Lerntheorien, wie sie von Bandura und vor allem Mischel (Krohne, 1988)<br />
entwickelt wurden.<br />
Die zentrale Annahme des Modells ist, dass sich aus bestimmten Mustern elterlicher<br />
Erziehungsstildimensionen personenspezifische Ausprägungen von Kompetenzen sowie<br />
Kompetenz- und Konsequenzerwartungen beim Erzogenen vorhersehen lassen (Krohne,<br />
1988). Es werden sechs Erziehungsstilvariablen zur Erklärung der Merkmalsausprägung beim<br />
erzogenen Kind herangezogen, die mittels des „Erziehungsstil Inventars“ (ESI) von Krohne<br />
ermittelt werden können: Unterstützung, Einschränkung, Lob, Tadel, Strafintensität und<br />
Inkonsistenz. Einschränkung und Unterstützung werden dabei als durchführungsorientierte<br />
Erziehungsstile und Lob und Tadel als ergebnisorientierte Erziehungsstile definiert. Das<br />
elterliche Erziehungsverhalten wird somit über zwei unterschiedliche Arten von<br />
Lernprozessen wirksam (Krohne u. Hock, 1994, 1998; nach Schumacher; 2002).<br />
Ängstlichkeit beim Kind soll sich dann entwickeln, wenn das elterliche Erziehungsverhalten<br />
durch wenig Unterstützung, intensive Strafen, hohe Einschränkungen, viel Tadel und<br />
inkonsistente Rückmeldungen gekennzeichnet ist (Schumacher, 2002).<br />
Auch der FEE trifft Aussagen über den Zusammenhang von erinnertem subjektiv<br />
wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhalten und anderen psychologischen Variabeln<br />
beim Erzogenen.<br />
Ebenso wie die oben beschriebenen Konzepte fokussiert der FEE dabei nicht ausdrücklich<br />
bzw. ausschließlich auf klinisch psychologisch ausgerichtete Variabeln. In den zugrunde<br />
liegenden, eigens dafür durchgeführten Untersuchungen wurden insbesondere<br />
Selbstkonzeptmerkmale, Lebensqualität, interpersonale Probleme, partnerbezogene<br />
Erwartungs- und Bindungsmuster, wahrgenommene Qualität der Partnerschaft und subjektive<br />
Körperbeschwerden untersucht (Schumacher et al., 2000).<br />
Die sich daraus ergebenden empirischen Forschungsergebnisse flossen in die Auswertung<br />
des FEE mit ein.<br />
2.5.4. Elterliches Erziehungsverhalten und Bindung<br />
Nach Küfner et al. (2000) ist die familiäre Bindung von erheblicher Bedeutung für den<br />
Drogenkonsum und auch für die spätere Entwicklung einer Suchtdiagnose.<br />
Zahlreiche und wesentliche Bindungserfahrungen, die Menschen in ihrer Kindheit und Jugend<br />
machen, entstehen aus den erziehungsbezogenen Interaktionen zwischen ihnen und ihren<br />
Eltern.<br />
I 31
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Deshalb kann die Qualität des elterlichen Erziehungsverhaltens als eine wesentliche<br />
Bedingung für die Entstehung bestimmter kindlicher Bindungsmuster angenommen werden<br />
(Schumacher, 2002).<br />
Die Bindungstheorie beschäftigt sich mit der spezifischen Bindung des Kindes an seine<br />
Bezugsperson und deren Konsequenzen für die Entwicklung der Persönlichkeit und für die<br />
Entwicklung psychopathologischer Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.<br />
„Bindung“ wird als ein Gefühl der Sicherheit verstanden und als ein subjektiv<br />
wahrgenommener Schutz vor Gefahr durch die Anwesenheit der Bezugsperson. Dieses<br />
Phänomen wird als „sichere Basis“ oder „sicherer Hafen“ bezeichnet und scheint für das<br />
seelische und körperliche Wohlbefinden über die gesamte Lebensspanne von Bedeutung zu<br />
sein (Schumacher, 2000, 2002, 2004; Sprangler u. Zimmermann, 1999).<br />
Die mit der Bezugsperson gemachten Interaktionserfahrungen des Kindes werden im sog.<br />
„inneren Arbeitsmodell“ kognitiv repräsentiert. Das „innere Arbeitsmodell“ umfasst sowohl die<br />
Bezugsperson als auch die eigene Person. Diese inneren Modelle, also das der<br />
Bezugsperson und das der eigenen Person, sind komplementär und als subjektive<br />
Repräsentationen einer gegenseitigen Bindung zu betrachten.<br />
Im Wesentlichen wurden vier unterschiedliche Typen kindlicher Bindungsstile im Rahmen<br />
eines Beobachtungsverfahrens, dem sog. „Fremde- Situation- Test“ von Ainsworth et al. bei<br />
12 bis 18 Monate alten Kindern ermittelt:<br />
- sicherer Bindungsstil<br />
- unsicher – vermeidender Bindungsstil<br />
- unsicher – ambivalenter Bindungsstil<br />
- desorganisiertes – desorientierter Bindungsstil<br />
Der vierte Bindungsstil wurde erst später von anderen Autoren hinzugefügt.<br />
Nach Sprangler u. Zimmermann (1999) ist ein sicherer Bindungsstil ein protektiver Faktor für<br />
die sozial emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, während eine langfristig<br />
unsichere Bindung eher als ein Risikofaktor betrachtet werden kann.<br />
In den letzten Jahren hat sich die Bindungsforschung verstärkt dem Erwachsenenalter<br />
zugewandt. Im Fokus des Forschungsinteresses stehen die sog. „Bindungsrepräsentationen“.<br />
Hierunter werden bindungsrelevante Erinnerungen und Bewertungen der Erfahrungen mit<br />
Bezugspersonen (vor allem der Eltern) verstanden.<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Das für die Erforschung von Bindungsrepräsentationen häufig eingesetzte „Adult Attachment<br />
Interview“ von Goerge, Kaplan und Main unterscheidet wiederum vier unterschiedliche Typen<br />
von Bindungsrepräsentationen:<br />
- sicher – autonom<br />
- unsicher – distanziert<br />
- unsicher – verwickelt<br />
- unverarbeitet – traumatisiert.<br />
Hintergrund des verstärkten Forschungsinteresses mit Bindungsrepräsentationen<br />
erwachsener Personen war die Erkenntnis, dass das Interaktionsverhalten der Eltern durch<br />
die eigene Bindungserfahrung in der Herkunftsfamilie bestimmt wird, weshalb von einer<br />
Transmission von Bindung über Generationen ausgegangen wird<br />
(Gloger-Tippelt, 1999; nach Schumacher, 2002).<br />
Nach Schumacher (2002) sind Bindungsrepräsentationen erwachsener Personen ganz<br />
wesentlich auch subjektive Repräsentationen der erziehungsbezogenen Interaktionen<br />
zwischen Eltern und ihren Kinder in der Kindheit und Jugend.<br />
Diese Repräsentationen entsprechen dabei dem perizipierten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten, das unter den Bedingungen einer retrospektiven Befragung von<br />
erwachsenen Probanden berichtet wird. Das perizipierte elterliche<br />
Erziehungsverhalten Erwachsener kann somit als eine spezifische<br />
Bindungsrepräsentation aufgefasst werden, die sich auf den erziehungsbezogenen<br />
Interaktionserfahrungen mit den Eltern bezieht. In der frühen Kindheit stellen die<br />
erziehungsthematischen Interaktionen zwischen Eltern und dem Kind die wichtigste<br />
Quelle von Interaktionserfahrung dar.<br />
Betrachtet man nur diesen Lebensabschnitt, dürften hier die darauf bezogenen<br />
Bindungsrepräsentationen weitgehend identisch mit dem perizipierten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten sein.“ (Schumacher, 2002, S. 39-40)<br />
Weil in der Kindheit und Jugend eine Vielzahl von Bindungserfahrungen in der Interaktion mit<br />
anderen Bezugspersonen gemacht werden, kann das subjektiv wahrgenommene elterliche<br />
Erziehungsverhalten als eine „Teilmenge“ der Bindungsrepräsentationen betrachtet werden<br />
(Schumacher, 2002).<br />
Die Begriffe und Konzepte „perzipiertes elterliches Erziehungsverhalten“ und „Bindung“ bzw.<br />
„Bindungsrepräsentationen“ werden häufig synonym verwendet. Das international häufig<br />
eingesetzte „Parental Bonding Instrument“ (PBI) von Parker et al. (1979) wird sowohl zur<br />
retrospektiven Erfassung der Bindung des Erzogenen zu seinen Eltern als auch zur<br />
I 33
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Erfassung des subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens eingesetzt. Die<br />
verwendete Begrifflichkeit scheint in hohem Maße vom Forschungskontext abhängig zu sein<br />
(Schumacher, 2002).<br />
2.5.5. Auswirkungen des elterlichen Erziehungsverhaltens auf den Erzogenen<br />
Die im Kapitel 2.5.3. vorgestellten Erziehungsstilkonzepte haben keine ausdrücklich klinischpsychologische<br />
Ausrichtung. Hingegen haben sich andere Forschungsansätze ausführlicher<br />
mit möglichen Zusammenhängen zwischen dem subjektiv wahrgenommenen elterlichen<br />
Erziehungsverhalten und späteren psychischen Beeinträchtigungen bzw. Störungen<br />
beschäftigt.<br />
Insbesondere die im vorangegangenen Kapitel beschriebene Bindungstheorie weist in ihrer<br />
Forschung eine solche klinisch-psychologische Ausrichtung aus.<br />
In den letzten Jahren ist das elterliche Erziehungsverhalten im Zusammenhang mit der<br />
Manifestation von psychischen Störungen und Beeinträchtigungen nicht nur im Kindes- und<br />
Jugendalter, sondern auch im Erwachsenenalter verstärkt in den Fokus gerückt. Mit dieser<br />
Entwicklung geht eine schwerpunktmäßige Beschäftigung mit Bindungsrepräsentationen und<br />
dem subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhalten einher (Schumacher, 2002).<br />
Die Qualität des subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens wird in der<br />
neueren klinisch-psychiatrischen Forschung als ein ätiopathogenetisch relevanter Faktor<br />
eines multifaktoriellen Vulnerabilitätsmodells psychischer Störungen betrachtet<br />
(Perris, 1994; nach Schumacher , 2000, 2002).<br />
Vor allem ein erlebter Mangel an emotionaler Wärme und Liebe, häufig in Verbindung mit<br />
einer ausgeprägten Kontrolle und Überbehütung durch die Eltern, wird als ein bedeutsam<br />
relevanter Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen im Erwachsenenalter (vor<br />
allem Depression) angenommen.<br />
Das subjektiv wahrgenommene elterliche Erziehungsverhalten wird jedoch nicht nur mit<br />
Depressionen, sondern auch mit einer ganzen Reihe anderer Störungen in Zusammenhang<br />
gebracht (Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002).<br />
Eine prospektive Langzeitstudie zeigte, dass insbesondere das Erleben von Überbehütung<br />
und Ablehnung im Erziehungsverhalten der Eltern das Risiko für die Entstehung einer<br />
sozialen Phobie beim Heranwachsenden erhöht (Lieb et al., 2000; nach Schumacher et al.,<br />
2000).<br />
Einige Autoren sehen das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten in einem Zusammenhang<br />
mit der Entstehung von Angststörungen (Rappee u. Meville, 1997; Wiborg u. Dahl, 1997;<br />
nach Schumacher et al., 2000 u. Schumacher 2002), Persönlichkeitsstörungen (Parker et al.,<br />
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1999; nach Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002) und Schizophrenien (Helgeland u.<br />
Torgensen, 1997; Perris, 1994; Skagerlind, Perris u. Eisemann, 1996; nach Schumacher et<br />
al., 2000 u. 2002).<br />
Die Studien, die das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten und Substanzmissbrauch bzw.<br />
Suchtmittelabhängigkeit zum Untersuchungsgegenstand haben, werden im Kapitel 2.6.<br />
näher dargestellt.<br />
Schumacher et al. (2000) gingen in Untersuchungen der Frage nach, inwieweit dass subjektiv<br />
erinnerte elterliche Erziehungsverhalten mit psychologischen Variablen in Zusammenhang<br />
steht, die eine weniger klinische Ausrichtung haben (Selbstkonzeptmerkmale, subjektive<br />
Körperbeschwerden, die Lebenszufriedenheit, interpersonelle Probleme, die<br />
wahrgenommene soziale Unterstützung, partnerbezogene Erwartungen und Bindungsmuster<br />
und die wahrgenommene Qualität der Partnerschaft).<br />
Hierbei ließen sich für alle Variablen relevante Zusammenhänge mit den Skalen des FEE<br />
finden.<br />
Diejenigen Personen, die das Erziehungsverhalten als emotional weniger warm, stark<br />
kontrollierend und überbehütend, stärker ablehnend und strafend beschrieben, gaben an,<br />
mehr Probleme im Umgang mit Menschen zu haben, hatten eine negativeres Selbstkonzept,<br />
schilderten mehr körperliche Beschwerden und zeigten sich insgesamt weniger zufrieden mit<br />
ihrem Leben als diejenigen, die die Erzeihung ihrer Eltern positiver erinnerten. Ebenso<br />
wurden mehr Partnerschaftsprobleme beschrieben die Tendenz, weniger soziale<br />
Unterstützung wahrzunehmen. (ebd.)<br />
2.5.6 Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung des subjektiv wahrgenommenen<br />
elterlichen Erziehungsverhaltens Erwachsener<br />
Wie schon an anderer Stelle in dieser Arbeit erwähnt, erlaubt die Befragung des subjektiv<br />
wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens – sowohl durch eine Befragung der<br />
Eltern als auch durch eine Befragung dritter Personen (erzogenes Kind oder andere Person)<br />
– keine Aussage darüber, inwieweit diese mit dem tatsächlich praktizierten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten übereinstimmt. Hierzu wären nach der Auffassung der meisten Autoren<br />
(Krohne, 1988; Krohne u. Hock, 1998; Schumacher et. al, 2000; Schumacher 2002;<br />
Schumacher et al. 2002; Schumacher et al. 2004) zusätzliche unbeteiligte Beobachter von<br />
Nöten, die das tatsächlich stattfindende elterliche Erziehungsverhalten beobachten. Dies ist<br />
jedoch bei einer retrospektiven Befragung aus erkennbaren Gründen nicht möglich.<br />
Die retrospektive Erfassung des subjektiv wahrgenommenen erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhaltens ist deshalb mit der Frage des Wahrheitsgehaltes dieser Aussagen<br />
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verbunden. Ohne diese Frage in der vorliegenden Arbeit abschließend beantworten zu<br />
können, sollen in kompakter Form einige Befunde wieder gegeben werden.<br />
Die autobiographische Gedächtnisforschung ist eine der wichtigsten Forschungsrichtungen,<br />
die sich mit der Erinnerung an das eigene Leben beschäftigt. Dennoch liegen bezüglich des<br />
Wahrheitsgehaltes solcher Erinnerungen vergleichsweise wenig empirische Befunde vor. Als<br />
wichtige Einflussfaktoren auf autobiographische Gedächtnisprozesse werden vor allem<br />
Selbstkonzept- und Persönlichkeitsmerkmale und situative Merkmale - hier vor allem die<br />
aktuelle Stimmung sowohl zum Zeitpunkt der Abspeicherung als auch des Abrufesangenommen<br />
(Schumacher et al. 2000; Schumacher, 2002; Schumacher et al. 2002).<br />
Die Befundlage hinsichtlich des Einflusses der Stimmungslage konnte dabei nicht eindeutig<br />
und konsistent nachgewiesen werden. Erinnerungen an das elterliche Erziehungsverhalten<br />
scheinen nur wenig anfällig durch die Einflussnahme der aktuellen Stimmungslage, stellt<br />
Schumacher (ebd.) fest und weist auf Studien hin, bei denen mit depressiven Patienten eine<br />
Befragung des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens - auch unter Veränderung der<br />
depressiven Symptomatik - durchgeführt wurden (Studien von Gerlsma, Das u. Emmelkamp,<br />
1993; Gerlsma, Kramer, Scholing u. Emmelkamp, 1994; nach Schumacher, 2002). Eine von<br />
Schumacher et al. (2002) durchgeführte Studie, die die Erinnerung junger Erwachsener<br />
(Studenten der Psychologie) und ihrer Eltern, die mittels des FEE erhoben wurden,<br />
miteinander vergleicht und auch den Einfluss durch die aktuelle Stimmungslage untersucht,<br />
kommt zu einem anderen Ergebnis. Vor allem die Ausprägung der FEE-Skalen „Emotionale<br />
Wärme“ und „Kontrolle und Überbehütung“ erwiesen sich als stimmungsabhängig. Diejenigen<br />
Studenten, die zum Zeitpunkt der Befragung angaben, sich in einer eher gedrückten<br />
Stimmung zu befinden, beschrieben ihre Mütter als stärker überbehütend und kontrollierend<br />
und sowohl das Erziehungsverhalten ihrer Mütter und ihrer Väter als emotional weniger warm<br />
(Schumacher et al., 2002). Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass es sich bei der<br />
Auswahl der Stichprobe und auch bei deren Größe nicht um eine Auswahl handele, die es<br />
erlaube, diese Ergebnisse ohne Weiteres zu generalisieren (ebd.).<br />
In der schon oben erwähnten Studie von Schumacher et al. (2002) wurden im Hinblick auf<br />
die Validität des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens die Angaben über eine Version<br />
des FEE, der das kinderperizpierte und einer solchen, die das elternperizipierte<br />
Erziehungsverhalten erhebt, miteinander verglichen.<br />
Dabei ließen sich zwar moderate, allerdings deutliche signifikante positive Korrelationen<br />
zwischen dem erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten der erwachsenen Kinder und ihrer<br />
Eltern ermittelt; ein Beleg für die Validität der mittels des FEE erfassten subjektiven<br />
Repräsentationen des elterlichen Erziehungsverhaltens.<br />
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2.6. Forschungsstand<br />
Der thematische Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung ist das erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung welches<br />
einen wichtigen Aspekt der subjektiv erlebten Eltern-Kind-Beziehung darstellt.<br />
Deshalb werden - dem Thema dieser Untersuchung folgend - nun einige Studien vorgestellt,<br />
die das subjektiv wahrgenommene elterliche Erziehungsverhalten von drogen- bzw.<br />
alkoholabhängigen Menschen zum Forschungsgegenstand haben.<br />
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, kann das subjektiv wahrgenommene elterliche<br />
Erziehungsverhalten bei Erwachsenen durch retrospektive Befragung erhoben werden, die<br />
hierzu eingesetzten Befragungsinstrumente erheben dann die subjektiv wahrgenommenen<br />
Repräsentationen des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens (Schumacher, 2002).<br />
Die Studie von Scheller und Balkenhol (1983) beschäftigt sich mit Einflüssen des<br />
Elternhauses hinsichtlich einer späteren Alkoholabhängigkeit bei Frauen.<br />
Scheller et al. (1983) untersuchten Einflüsse des Elternhauses als Determinaten der<br />
Alkoholabhängigkeit bei Frauen. Hierzu wurden 42 alkoholabhängige und 42 nicht<br />
alkoholabhängige Frauen befragt. Das subjektiv wahrgenommene Erziehungsverhalten wurde<br />
dabei mit einem auf Mantek (1979) basierenden Verfahren, das die Variabeln Überbehütung,<br />
autoritäre Anpassungsaufforderung und Eigenständigkeitsentwicklung erfasst erhoben.<br />
Zusätzlich wurde der für männliche Jugendliche konzipierte „PEE- Fragebogen“, (Bottenburg,<br />
Gareis u. Rusche, 1973), der die Dimensionen „Zurückweisung – Feindseligkeit“ und<br />
„Zuneigung – Fürsorge“ getrennt für Mutter und Vater erhebt, eingesetzt.<br />
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass alkoholabhängige Frauen häufiger einen<br />
alkoholabhängigen Vater haben, die erlebte Familienatmosphäre negativer beurteilen und<br />
häufiger nur bei einem Elternteil aufgewachsen sind. Insbesondere der mütterliche<br />
Erziehungsstil wurde als autoritärer und zurückweisender beschrieben.<br />
Die alkoholabhängigen Frauen beschrieben, signifikant mehr väterliche und mütterliche<br />
Zurückweisung erfahren zu haben als die Probandinnen der Kontrollgruppe. Zudem<br />
beschrieben die alkoholabhängigen Frauen signifikant mehr Einschränkungen in der<br />
Eigenständigkeitsentwicklung als die Frauen der Kontrollgruppe.<br />
Ein statistisch bedeutsamer Unterschied in Bezug auf erlebte mütterliche oder väterliche<br />
Überbehütung konnte hingegen nicht ermittelt werden.<br />
Die folgenden vier zitierten Studien beschäftigten sich überwiegend mit dem erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen und erhoben die Daten mittels des<br />
EMBU („Egna Minnen Betäffande Uppfostran“, übersetzt „Meine Erinnerungen an die<br />
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Erziehung“ nach Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002) von Perris, Jacobsson,<br />
Lindström, von Knorring u. Perris (1980) und dem PBI von Parker (1979).<br />
Im Hinblick auf einen möglichen Vergleich der Untersuchungsergebnisse wird hier noch<br />
einmal Schumacher (2002) zitiert, der auf zwei unabhängig voneinander durchgeführte<br />
Studien hinweist, die den EMBU und das PBI gemeinsam einsetzten, um diese bezüglich der<br />
Übereinstimmung ihrer dimensionalen Struktur zu vergleichen. Dabei zeigte sich, dass die<br />
inhaltlich vergleichbaren Skalen „Overprotection“ (PBI) und „Overprotection“ (EMBU) sowie<br />
die Skalen „Care“ (PBI) und „Emotional Warmth“ (EMBU) jeweils signifikant miteinander<br />
korrelierten. Jedoch warnen die Autoren der zweiten Studie aufgrund der in der Gesamtschau<br />
nur moderaten Zusammenhänge davor, diese als vollkommen identisch zu betrachten.<br />
(Arrindell, Gelsma, Vandereyken, Hageman u. Daeseleire, 1998; Livianos-Aldana u.<br />
Rojo.Moreno, 1999; nach Schumacher 2002).<br />
Emmelkamp u. Heeres (1988) befragten in den Niederlanden 80 drogenabhängige Patienten<br />
zwischen 19 und 35 Jahren einer Fachklinik (von denen 43 die Einschlusskriterien erfüllten)<br />
und 111 Personen im Alter von 20 bis 35 Jahren ohne Suchtproblematik als Kontrollgruppe.<br />
Ziel der Untersuchung war, in einer kontrollierten Studie das (erinnerte) Erziehungsverhalten<br />
von Eltern Drogenabhängiger zu untersuchen.<br />
Zur Erhebung des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens wurde der EMBU eingesetzt.<br />
Die durchschnittliche Konsumdauer bei den Drogenabhängigen betrug acht Jahre und nur<br />
zwei der befragten Drogenabhängigen hatten bisher keine Erfahrungen mit Heroin gemacht.<br />
Die drogenabhängigen Patienten fühlten sich häufiger zurückgewiesen durch ihre Eltern,<br />
gaben an, weniger emotionale Wärme durch ihre Eltern erfahren zu haben und wiesen ihren<br />
Eltern einen stärker überbehütenden Erziehungsstil zu als die Probanden der Kontrollgruppe.<br />
Dabei waren alle Unterschiede der erfassten Erziehungsstildimensionen für Vater und Mutter<br />
zwischen Drogenabhängigen und Kontrollgruppe signifikant, wobei die Unterschiede bei den<br />
Erziehungsstildimensionen „Zurückweisung“ und „Emotionale Wärme“ bei den Vätern am<br />
größten war.<br />
Die Differenz zwischen klinischer und Kontrollgruppe auf der Skala „Überbehütung“ war zwar<br />
auch signifikant, jedoch in geringerem Maße als die beiden Dimensionen „Zurückweisung“<br />
und „Emotionale Wärme“, weshalb die Autoren zu einem vorsichtigen Umgang mit möglichen<br />
Schlussfolgerungen hinsichtlich der letzten Dimension hinweisen.<br />
Bernadi, Jones u. Tennant (1989) befragten in Sydney im Rahmen ihrer Studie 70<br />
heroinabhängige, 40 alkoholabhängige Patienten einer Fachklinik und eine Kontrollgruppe<br />
ohne Suchtstörung von 127 Personen. Ziel der Studie war, die Qualität der Erziehung der drei<br />
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Gruppen miteinander zu vergleichen und Unterschiede festzustellen. Zur Erfassung des<br />
Erziehungsverhaltens und der relevanten Erziehungsstildimensionen wurde das PBI<br />
eingesetzt.<br />
Dabei ergaben sich signifikante Altersunterschiede; die Personen der Kontrollgruppe waren<br />
signifikant älter als die der Heroinabhängigen, aber signifikant jünger als die Gruppe der<br />
Alkoholabhängigen.<br />
Die Gruppe der Abhängigen gab signifikant häufiger einen überprotektiven Erziehungsstil an<br />
als die Probanden der Kontrollgruppe. Allerdings wiesen Heroinabhängige beiden Elternteilen<br />
einen solchen Erziehungsstil zu, während die Gruppe der Alkoholabhängigen eher ihren<br />
Müttern einen überprotektiven Erziehungsstil zuwiesen.<br />
Allerdings konnte in dieser Untersuchung keine statistisch signifikanten Unterschiede auf der<br />
Skala „Fürsorge“ („Care“) zwischen Untersuchungs- und Kontrollgruppe festgestellt werden.<br />
Schweitzer u. Lawton (1989) befragten in Australien 63 weibliche und männliche<br />
Opiatabhängige im Alter von 17-34 Jahren und eine Kontrollgruppe ohne<br />
Suchtmittelabhängigkeit im gleichen Alter. Ziel der Studie war- basierend auf der Annahme<br />
vieler Kliniker im Umfeld von Drogenabhängigen, dass emotionale Probleme der Klientel mit<br />
dem praktizierten elterlichen Erziehungsstil zusammenhängen, das (erinnerte) elterliche<br />
Erziehungsverhalten dieser Gruppe zu untersuchen. Die Erziehungsstildimensionen wurden<br />
mittels einer modifizierten Form (in Bezug auf die Ratingskalen) des PBI erfragt.<br />
Die Drogenabhängigen beschrieben -unabhängig von ihrem Geschlecht- ihre Eltern<br />
überwiegend als kalt, indifferent und kontrollierend. Mehr als die Hälfte der<br />
Drogenabhängigen wies sowohl den Müttern als auch den Vätern einen überprotektiven und<br />
einen wenig fürsorglichen Erziehungsstil zu, wohingegen dies weniger als ein Drittel der<br />
Kontrollgruppe angaben.<br />
Dabei handelt es sich um einen statistisch signifikanten Unterschied.<br />
Im Gegensatz dazu zeigten die Personen der Kontrollgruppe eine Tendenz, beiden<br />
Elternteilen einen nicht überbehütenden (d.h. wenig kontrollierend und damit die Möglichkeit<br />
gebend, Autonomie zu entwickeln, Anmerkung der Verfasserin) und fürsorglichen<br />
Erziehungsstil und damit ein optimales Erziehungsverhalten entsprechend dem PBI<br />
zuzuweisen, während dies nur wenige der Drogenabhängigen angaben; auch hier war der<br />
Unterschied signifikant.<br />
Torresani, Favaretto u. Zimmermann (2000) befragten 90 drogenabhängige Patienten einer<br />
Fachklinik und 44 Mütter und 35 Väter dieser Patienten mittels des PBI.<br />
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Ziel der Studie war, die Reliabilität des PBI in solchen Stichproben zu überprüfen sowie die<br />
elterlichen Repräsentationen über Generationen miteinander zu vergleichen.<br />
Die Drogenabhängigen waren heroinabhängig, im Mittel 27 Jahre alt und überwiegend<br />
männlich (89 %).<br />
Die drogenabhängigen Patienten als auch deren Mütter und Väter berichteten eine hohe<br />
mütterliche und väterliche Kontrolle (Überbehütung) und eine geringe mütterliche Fürsorge.<br />
Damit beschrieben sie den im PBI sogenannten „affectionsless control“ Erziehungsstil, d.h.<br />
ein Erziehungsverhalten, das durch wenig Zuneigung und gleichzeitiger Überbehütung<br />
gekennzeichnet ist.<br />
Die Ergebnisse der oben beschriebenen Studien sind an vielen Stellen unterschiedlich und<br />
sogar widersprüchlich. Dennoch finden sich in allen Studien Abweichungen im erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhalten von Probanden mit einer Suchtstörung und denen der<br />
Kontrollgruppen. Bei einer ausführlichen Interpretation der Ergebnisse wären sicherlich auch<br />
die unterschiedlichen Untersuchungsziele und die unterschiedliche Darstellung der<br />
Untersuchungsergebnisse zu berücksichtigen.<br />
Die in Kapitel 2.4.3. aufgeführte Studie von Pruhm ermittelt Unterschiede im subjektiv<br />
wahrgenommen elterlichen Erziehungsverhalten von Jugendlichen mit und ohne elterliche<br />
Alkoholbelastung. Insgesamt beschrieben die Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien<br />
das Erziehungsverhalten ihrer Eltern auf unterschiedlichen Skalen negativer. Sie konnte<br />
keine signifikanten Unterschiede dafür finden, dass sich das Erziehungsverhalten der<br />
Elternteile in einer alkoholbelasteten Familie signifikant mehr voneinander unterscheidet als<br />
bei Elternteilen in einer nicht alkoholbelasteten Familie.<br />
Die zentrale Frage der vorliegenden Befragung ist, wie Drogenabhängige in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung das subjektiv wahrgenommene elterliche Erziehungsverhalten<br />
erinnern, d.h. es handelt sich um eine ausschließlich klinische Untersuchungsgruppe.<br />
Ein interner Gruppenvergleich wird insofern vorgenommen, als dass das erinnerte subjektiv<br />
wahrgenommene Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen mit und ohne elterliche<br />
Alkoholbelastung verglichen wird.<br />
2.7. Fragestellungen<br />
Ziel der Untersuchung ist die Erhebung des subjektiv erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhaltens der befragten drogenabhängigen Patienten in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung, deren familiären Rahmenbedingungen sowie Daten des<br />
Suchtverlaufs, um hieraus ggfls. weiterführende Hypothesen, Anregungen für die weitere<br />
Forschungsarbeit zu gewinnen.<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Im theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit werden die familiären Risikofaktoren für die<br />
Entwicklung einer Suchtstörung beschrieben.<br />
Hier werden auch immer wieder Variablen des elterlichen Erziehungsverhaltens benannt<br />
(Thomasius, 2000; Patton, 1995; Kandel, 1996).<br />
So beschreibt Thomasius et al. (2005) (basierend auf Dodgen u. Shea , 2000; Eikhoff u.<br />
Zinnecker, Reinherz et al. 2000) fehlende elterliche Wärme, die Art des Kontrollverhaltens<br />
seitens der Eltern (gleichgültig oder überfordernd – kalt) als familiäre Risikofaktoren.<br />
Die in Kapitel 2.6. vorgestellten Studien weisen ebenfalls darauf hin, dass Drogenabhängige<br />
das Erziehungsverhalten ihrer Eltern negativer erinnern als die Personen der Kontrollgruppen.<br />
Zunächst wurde deshalb untersucht, ob das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />
der Befragten drogenabhängigen Patienten in stationärer Entwöhnungsbehandlung im<br />
unauffälligen Normbereich des FEE liegt oder ob sich auffällig Werte auf den einzelnen<br />
Skalen ergeben.<br />
Weiter wurden folgende Fragestellungen entwickelt:<br />
Unterscheidet sich das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der Befragten mit<br />
positiver Familienanamnese hinsichtlich einer elterlichen Alkoholbelastung von denen mit<br />
negativer Familienanamnese?<br />
Hintergrund der Frage ist, ob es Hinweise darauf gibt, dass die in Kapitel 2.4.3 beschriebenen<br />
direkten und indirekten Effekte einer elterlichen Alkoholabhängigkeit messbare<br />
Veränderungen im subjektiv erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten der Befragten<br />
ergeben.<br />
Entwickelten die Befragten der Stichprobe mit positiver Familienanamnese<br />
Drogenabhängigkeit als diejenigen mit negativer Familienanamnese?<br />
früher eine<br />
Klein und Zobel (1989) resümieren aus einer Vielzahl von Studien, dass durch das<br />
Aufwachsen in einer suchtbelasteten Familie eine erhöhte Vulnerabilität bestehe,<br />
lebensgeschichtlich mit Alkohol- und Drogenmissbrauch zu beginnen. In der vorliegenden<br />
Untersuchung wird deshalb geprüft, ob ein solcher Effekt in der untersuchten klinischen<br />
Stichprobe festzustellen ist.<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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Gibt es in der Stichprobe geschlechtsspezifische Unterschiede im subjektiv erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhalten?<br />
Aus der Literaturrecherche ergaben sich wenig Hinweise auf ausdrücklich<br />
geschlechtsspezifische familiäre Risikofaktoren für die Entwicklung einer Suchtstörung. Im<br />
Hinblick auf die Relevanz geschlechtsspezifischer Aspekte sowohl für die Suchtentstehung<br />
als auch für die Behandlung, wird geprüft, ob sich das subjektiv erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten bei den männlichen und weiblichen Befragten unterscheidet.<br />
Unterscheidet sich das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten in Abhängigkeit<br />
davon, ob sich die Befragten in der ersten oder zweiten Behandlungshälfte befinden?<br />
In einer von Schumacher et al. (2002) durchgeführten Untersuchung (vgl. Kapitel 2.5.6.)<br />
erwiesen sich die FEE- Skalen „Emotionale Wärme“ und „Kontrolle und Überbehütung“ als<br />
stimmungsabhängig. Die Befundlage hinsichtlich des Einflusses der Stimmungslage auf<br />
autobiographischer Erinnerungen konnte in weiteren Studien nicht konsistent nachgewiesen<br />
werden (Schumacher et al., 2000, Schumacher 2002), dennoch ist es für die vorliegende<br />
Untersuchung interessant, ob sich durch eine stationäre Entwöhnungsbehandlung und durch<br />
therapeutische Effekte (verbesserte Stimmungslage, Distanzierung von suchtmittelbezogenen<br />
Lebensbezügen, Auseinandersetzung mit biographischen und familiären Aspekten,<br />
Verbesserung der Introspektionsfähigkeit) die subjektive Erinnerung an das elterliche<br />
Erziehungsverhalten verändert.<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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3. Empirischer Teil<br />
3.1. Methoden<br />
2.8.1. Hypothesen<br />
Basierend auf den in Kapitel 2.7. formulierten Fragestellungen wurden im Hinblick auf die<br />
Signifikanztestungen die folgenden Hypothesen entwickelt:<br />
H1<br />
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der Befragten mit positiver<br />
Familienanamnese hinsichtlich einer elterlichen Alkoholbelastung unterscheidet sich<br />
von denjenigen Befragten mit negativer Familienanamnese hinsichtlich einer<br />
elterlichen Alkoholbelastung.<br />
H2<br />
Es gibt einen Zusammenhang zwischen einer positiven Familienanamnese hinsichtlich<br />
einer elterlichen Alkoholbelastung und dem Beginn der Drogenabhängigkeit.<br />
H3<br />
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der weiblichen Befragten<br />
unterschiedet sich von dem der männlichen Befragten.<br />
H4<br />
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der Befragten aus der ersten<br />
Behandlungshälfte unterscheidet sich von den Befragten aus der zweiten<br />
Behandlungshälfte.<br />
Aufgrund des multifaktoriellen Entstehungsmodells, den zahlreichen mit dem subjektiv<br />
erinnerten Erziehungsverhalten interagierenden Faktoren sowie dem in Kapitel 2.6.<br />
beschriebenen Forschungstand, wurden die Hypothesen ungerichtet formuliert.<br />
3.1.2. Untersuchungsdesign<br />
Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurde dargestellt, dass monokausale Zusammenhänge in<br />
Bezug auf die Entwicklung einer Suchtstörung nicht anzunehmen sind und ein<br />
multifaktorielles Bedingungsgefüge angenommen werden kann (Klein et al., 2003; Klein 2005<br />
a u. 2005 b; Küfner u. Soyka, 2008; Thomasius, 2005).<br />
Das subjektiv wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von<br />
Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung zum Gegenstand einer Studie zu<br />
machen, bedeutet, einen Teilbereich eines multifaktoriellen Geschehens zu untersuchen. Das<br />
erinnerte elterliche Erziehungsverhalten wird in der Literatur immer wieder als erklärende,<br />
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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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aber auch als zu erklärende Variable beschrieben (Schneewind, 1980). Eine Reihe von<br />
Autoren bringen das elterliche Erziehungsverhalten mit einer Reihe von<br />
Verhaltensauffälligkeiten bzw. -störungen im Kindes und Jugendalter (vgl. Kapitel 2.5.5.) in<br />
Zusammenhang. In der neueren klinisch-psychiatrischen Forschung wird die Qualität des<br />
subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens als ein relevanter<br />
ätiopathogenetischer Faktor eines multifaktoriellen Vulnerabilitätsmodells psychischer<br />
Störungen betrachtet (vgl. Kapitel 2.5.5.).<br />
Zudem zeigt sich in der klinischen Arbeit immer wieder eine durch die Patienten/Klienten<br />
dargestellte ungünstige Eltern-Kind-Beziehung, jedoch häufig auch eine idealisierte<br />
Beziehung zu den Eltern.<br />
Die Befundlage der vorgestellten Studien ist teilweise übereinstimmend, jedoch auch<br />
unterschiedlich und teils auch widersprüchlich. Familiäre Risikofaktoren, hier vor allem<br />
diejenigen, die auf die Eltern-Kind-Beziehung fokussieren, konnten immer wieder festgestellt<br />
werden, jedoch nicht konsistent.<br />
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer neuen Fragestellung, deshalb wird im<br />
Folgenden eine explorativ- quantitative Studie vorgestellt.<br />
Explorative Studien sind dann angezeigt, wenn das theoretische Vorverständnis noch nicht in<br />
einer solchen Weise elaboriert und fokussiert werden konnte, dass sich operationale und<br />
statistische Hypothesen ableiten lassen konnten (Bortz, 2006). Die Untersuchungsart<br />
impliziert ein induktives Vorgehen, d. h. die Bildung von Hypothesen kann – soweit die<br />
Ergebnisse dies rechtfertigen- als Ergebnis der Forschung betrachtet werden (vgl. ebd.).<br />
Es handelt sich bei den in dieser Untersuchung aufgeführten Fragestellungen um inhaltliche<br />
Hypothesen, weil es keine zugrundeliegende Theorie gibt, woraus sich statistische<br />
Hypothesen hätten ableiten lassen können. Es sei auf deren Vorläufigkeit hingewiesen.<br />
Mit der vorliegenden Studie sollten lediglich Aussagen über die in dieser Untersuchung<br />
befragte Stichprobe getroffen und überprüft werden, ob das subjektiv erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten der Gruppe drogenabhängigen Patienten in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung im unauffälligen Normbereich es FEE liegt oder ob sich auffällige<br />
Werte auf den einzelnen Skalen ergeben. Aufgrund dessen und der Untersuchungsart wurde<br />
die Untersuchung ohne Kontrollgruppe durchgeführt.<br />
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3.1.3. Fragebogen<br />
Die geplante Untersuchung soll die Familienstruktur und das erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten von drogenabhängigen Patienten in stationären<br />
Entwöhnungsbehandlungen untersuchen.<br />
Deshalb wurde in Form des FEE ein standardisiertes Selbstbeurteilungsinstrument zur<br />
Erfassung von Erinnerungen Erwachsener an das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />
integriert.<br />
Der Fragebogen kann innerhalb von 15-20 Minuten selbständig ausgefüllt werden. Die<br />
Fragen sind verständlich und einfach formuliert.<br />
Es handelt sich bei dem Untersuchungsinstrument um einen vollstandardisierten Fragebogen.<br />
Der Fragebogen besteht aus 45 Items, die sich auf folgende Bereiche verteilen: Acht Items zu<br />
biographischen Standarddaten, drei Items zum Suchtverlauf und zur Behandlung, neun Items<br />
zur Familienstruktur und zur Familiensituation und 24 Items zum erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten (FEE), die jeweils für Vater und Mutter getrennt erhoben werden, sowie<br />
einem Item, das den Teilnehmern ermöglichen soll, ihre eigenen Gedanken und Ergänzungen<br />
vorzunehmen.<br />
Das letzte Item des Fragebogens bietet die Möglichkeit, eigene Gedanken oder Gefühle zum<br />
Thema zu formulieren. Es wurde nicht mit in die Auswertung mit einbezogen.<br />
Pro Teilnehmer werden deshalb mindestens 45 Daten erhoben. Die 24 Daten des FEE<br />
werden jeweils separiert für Vater und Mutter erhoben, so dass pro Teilnehmer maximal 69<br />
Daten erhoben werden.<br />
Der erste Teil des Fragebogens umfasst 7 Items zu biographischen Standarddaten. Diese<br />
Standarddaten sollen einerseits die Stichprobe beschreiben, anderseits dienen sie auch dazu,<br />
die Einschlusskriterien zur Untersuchung zu kontrollieren, eine Auswertung des FEE zu<br />
ermöglichen und die Zusammenhänge zwischen schulischem/beruflichem Werdegang und<br />
Suchtmittelabhängigkeit darzustellen.<br />
Ein Schulabschluss und eine abgeschlossene Ausbildung trotz Suchtmittelkonsum können<br />
ein Hinweis auf protektive Faktoren im sozialen Umfeld der Betroffenen sein.<br />
Danach folgen drei Items zur Suchtmittelabhängigkeit und Behandlung, die im<br />
Zusammenhang mit den formulierten Fragestellungen stehen.<br />
Die Items zum Suchtverlauf fragen subjektive Einschätzungen der Patienten ab, ab welchem<br />
Zeitpunkt sie selbst glauben, suchtmittelabhängig geworden zu sein und von welchen<br />
Substanzen sie eine Abhängigkeitserkrankung entwickelt haben. Diese sind somit nicht i. S.<br />
einer Diagnostik zu verstehen.<br />
I 45
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Zur Einschätzung des Abhängigkeitsbeginns werden fünf Antwortmöglichkeiten vorgegeben.<br />
Die erste Möglichkeit ist „vor dem 14. Lebensjahr“. Dieser Altersabschnitt wurde gewählt, weil<br />
dann deutlich ist, dass es sich um eine sehr frühe Suchtstörung handelt, die den Patienten<br />
vermutlich stark in seiner weiteren Entwicklung beeinträchtigt hat. Die zweite Möglichkeit<br />
„zwischen dem 15. und 19. Lebensjahr“ wurde gewählt, weil zu dieser Zeit i. d. R. die Schule<br />
beendet bzw. die Sekundarstufe zwei beginnt oder eine Ausbildung begonnen und<br />
abgeschlossen werden kann.<br />
Die dritte Antwortmöglichkeit „zwischen dem 20 und 25. Lebensjahr“ wurde gewählt, weil in<br />
dieser Zeit entweder ein Studium begonnen/abgeschlossen wurde oder eine Etablierung im<br />
Berufsleben sowie andere Entwicklungsaufträge des jungen Erwachsenenalters vollzogen<br />
werden können. Die Entstehung einer Drogenabhängigkeit nach dem 25. Lebensjahr lässt<br />
eher vermuten, dass viele Entwicklungsaufträge des Jugend- und jungen Erwachsenenalters<br />
zumindest teilweise ohne die Beeinflussung einer Suchtstörung vollzogen werden konnten.<br />
Zudem kann bei der Entwicklung einer Drogenabhängigkeit nach dem 25. Lebensjahr eher<br />
von einer „späten“ Suchtstörung ausgegangen werden.<br />
Die klinische Arbeit zeigt, dass die meisten Drogenabhängigen vor dem 25. Lebensjahr eine<br />
Abhängigkeit entwickeln.<br />
Sollte die subjektive Einschätzung eines Befragten die sein, dass er keine<br />
Suchtmittelabhängigkeit entwickelt hat, kann er dies durch die Antwortmöglichkeit „trifft nicht<br />
zu“ deutlich machen.<br />
Die Fragen zur subjektiven Einschätzung der Abhängigkeitserkrankung werden retrospektiv<br />
erhoben, so dass durch Erinnerung das Antwortverhalten verzerrt werden könnte (Zobel,<br />
2000).<br />
Schließlich wird noch erfragt, ob sich die Patienten in der ersten oder in der zweiten<br />
Behandlungshälfte befinden. Patienten, die sich in der zweiten Behandlungshälfte befinden,<br />
haben sich i. d. R. schon intensiver mit ihrer Geschichte und ihrem familiären Hintergrund<br />
auseinandergesetzt und sind i. d. R. distanzierter zu suchtmittelbedingten Lebensbezügen.<br />
Dies könnte das Antwortverhalten in Bezug auf den FEE beeinflussen, deshalb wird diese<br />
Variable kontrolliert.<br />
Der dritte Teil des Fragebogens enthält zehn Items, wovon sieben Items die Familienstruktur<br />
erfragen.<br />
Der frühe Verlust eines Elternteils oder die Trennung der Eltern wird häufig als Risikofaktor für<br />
eine spätere Suchtstörung beschrieben, zudem wirken sich beide Variablen auf das<br />
Antwortverhalten des FEE aus (Schumacher et al., 2000). Zunächst wird erfragt, ob ein<br />
Elternteil verstorben und ob es zu einer Trennung bzw. Scheidung der Eltern gekommen ist.<br />
I 46
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Danach wird erfragt, bei wem man aufgewachsen ist. Hier sind Mehrfachnennungen möglich<br />
und die Möglichkeit, Zeiträume anzugeben besteht.<br />
Ein Item erfragt, ob aktuell noch Kontakt zu den Eltern oder zu einem Elternteil besteht. Das<br />
Aufrechterhalten der Beziehung zwischen Eltern und ihren drogenabhängigen Kindern kann<br />
als Hinweis für die Stabilität der Beziehung gewertet werden, ohne dass zunächst die Qualität<br />
der aktuellen Beziehung beurteilt werden kann oder soll.<br />
Für die Untersuchung könnte jedoch relevant sein, ob diejenigen, die trotz der<br />
Abhängigkeitserkrankung noch Kontakt zu ihren Eltern haben, das Erziehungsverhalten ihrer<br />
Eltern positiver bewerten.<br />
Drei weitere Items erfragen, ob eine positive Familienanamnese bezüglich einer<br />
Alkoholabhängigkeit (oder einer anderen Abhängigkeitserkrankung) bei Vater oder Mutter<br />
bzw. einer anderen nahe stehenden Person vorliegt. Alle drei Items bieten die Möglichkeit der<br />
Verneinung verbunden damit, dass sollte eine andere Abhängigkeitserkrankung bestehen,<br />
diese eingetragen werden kann.<br />
Zur Identifizierung von Erwachsenen aus alkoholbelasteten Familien bieten sich mehrere<br />
Möglichkeiten an. Nach Zobel (2000) könnte man die Eltern selbst danach befragen, ob sie<br />
glauben, alkoholabhängig zu sein. Diese Möglichkeit kann für die geplante Untersuchung<br />
ausgeschlossen werden, weil die Eltern der Patienten nicht vor Ort sind.<br />
Eine weitere Möglichkeit über die Einschätzung der Kinder, eine<br />
Alkoholproblematik/Alkoholabhängigkeit der Eltern zu ermitteln, stellt die deutsche Version<br />
des „Children of Alcoholics Screening Test“ (CAST) dar. Die Originalversion wurde 1993 von<br />
Jones entwickelt. Der CAST umfasst 30 Items, die auf die Auswirkungen des<br />
Alkoholproblems in einer Familie abheben. Die Items werden bejaht oder verneint. Bei sechs<br />
bejahten Items ist von einer elterlichen Alkoholabhängigkeit auszugehen (Zobel, 2000).<br />
Eine Untermenge des CAST stellt der CAST-6 dar, der sechs Fragen mit den höchsten<br />
Faktorladungen des CAST enthält. Der cut-off-Wert liegt bei konserativer Herangehensweise<br />
bei drei bejahten Antworten und bei erweiterter Herangehensweise bei zwei bejahten<br />
Antworten.<br />
Der „Single-Item-Test“ besteht aus einer Frage, mit der Personen mit alkoholabhängigem<br />
Eltern/Elternteil identifiziert werden sollen. Diese sehr ökonomische Vorgehensweise besitzt<br />
als Methode zur Erfassung von Erwachsenen aus alkoholbelasteten Familien eine durchaus<br />
angemessene Reliabilität und Validität (Hodgins u. Shimp 1995; nach Zobel, 2000).<br />
Aus ökonomischen Gründen wird in der geplanten Untersuchung der „Single-Item-Test“<br />
verwandt.<br />
I 47
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Auch hier sei darauf hingewiesen, dass nach der Einschätzung der Patienten gefragt wird, ob<br />
eine Alkoholabhängigkeit oder eine andere Abhängigkeit eines oder beider Elternteile bzw.<br />
einer anderen wichtigen Bezugsperson vorliegt, so dass nicht davon ausgegangen werden<br />
kann, dass es bei der Antwort um eine gesicherte Diagnose handelt; eine entsprechend<br />
vorsichtige Interpretation wurde deshalb durchgeführt.<br />
Der vierte Teil des Fragebogens soll das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erfassen.<br />
Hierzu wurde der „Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten“ (Schumacher<br />
et al., 2000) integriert. Hierbei handelt es sich um ein Selbstbeurteilungsinstrument zur<br />
Erfassung von Erinnerungen erwachsener Personen an das Erziehungsverhalten ihrer Eltern.<br />
Der FEE ist ein standardisiertes Testverfahren.<br />
Die folgenden Ausführungen basieren - soweit nicht anders angegeben - aus dem Handbuch<br />
zum „Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten“ von Schumacher et al.<br />
(2000).<br />
Der FEE-Fragebogen stellt kein vollständig neu entwickeltes Verfahren dar, sondern basiert<br />
auf dem in Schweden entwickelten EMBU-Fragenbogen von Perris et al. 1980 („Egna Minnen<br />
Betraffande Uppfostran“/dt. „Meine Erinnerung an die Erziehung“).<br />
Das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten wird hinsichtlich drei faktoranalytisch ermittelten<br />
Dimensionen beurteilt: „Ablehnung und Strafe“, „Emotionale Wärme“ und „Kontrolle und<br />
Überbehütung“.<br />
Die Skala „Ablehnung und Strafe“ erfasst erziehungsrelevante Verhaltensmerkmale von<br />
Eltern, die durch Strenge, Kritik und Tadel geprägt sind und vom Befragten teilweise als<br />
unangemessen und als Zurückweisung und Ablehnung erlebt werden. Hohe Werte auf dieser<br />
Skala weisen darauf hin, dass sich der Befragte während seiner Kindheit und Jugend von<br />
seinen Eltern eher abgelehnt und zurückgewiesen gefühlt hat. Häufig wurde die Bestrafung<br />
als unangemessen empfunden, und er/sie wurden von ihren Eltern so behandelt, dass er/sie<br />
sich vor anderen Menschen schämten.<br />
Die Skala „Emotionale Wärme“ erfasst elterliche Verhaltensweisen, die vom Befragten als<br />
liebevoll, lobend, unterstützend und tröstend erlebt wurden, ohne dass eine zu starke<br />
Einmischung angenommen werden muss. Personen mit hohen Werten auf dieser Skala<br />
fühlten sich während ihrer Kindheit und Jugend von ihren Eltern unterstützt und erfuhren<br />
durch diese ein hohes Maß an Wärme, Unterstützung, Trost und Lob. Personen mit hohen<br />
I 48
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Werten auf dieser Skala erlebten ihre Eltern als Menschen, die wenig oder keine Probleme<br />
hatten, ihnen Gefühle wie Zuneigung, Liebe und Zärtlichkeit entgegen zu bringen.<br />
Die Skala „Überbehütung und Kontrolle“ erfasst erziehungsrelevante elterliche<br />
Verhaltensmerkmale, die vom Befragten als übertrieben fürsorglich, stark kontrollierend und<br />
einengend sowie einmischend erlebt wurden. Gleichzeitig wird eine hohe<br />
Leistungsorientierung und Erwartungshaltung der Eltern gegenüber ihren Kindern erfasst.<br />
Personen mit hohen Werten auf dieser Skala erlebten ihre Eltern als stark kontrollierend und<br />
zu fürsorglich. Sie erlebten ihre Eltern als einengend und fühlten sich durch deren<br />
Einmischung in ihrer Autonomieentwicklung eingeschränkt. Sie fühlten sich durch die hohen<br />
Erwartungen ihrer Eltern an sie unter Druck gesetzt. Personen mit hohen Werten auf dieser<br />
Skala berichten auch davon, dass ihre Eltern versuchten, in ihnen Schuldgefühle<br />
hervorzurufen.<br />
Zwischen der FEE-Skala „Emotionale Wärme“ und der Skala „Ablehnung und Strafe“ besteht<br />
eine negative Korrelation, während zwischen der Skala „Ablehnung und Strafe“ und „Kontrolle<br />
und Überbehütung“ ein positive Korrelation besteht.<br />
Die drei Skalen umfassen jeweils acht Items. Der FEE besteht somit aus 24 Items, die jeweils<br />
für Mutter und Vater getrennt erhoben werden. Die Items können auf einer vierstufigen<br />
Antwortskala („nein, niemals“, „ja, gelegentlich“, „ja, oft“, ja, ständig“) beantwortet werden.<br />
Die Auswertung erfolgt, in dem die Rohwerte der einzelnen Skalen aufaddiert werden. Die<br />
Items können Rohwerte zwischen 1 und 4 annehmen. Die Antwortkategorie „nein, niemals<br />
wird durch den Wert 1 kodiert, „ja, gelegentlich“ durch den Wert 2, „ ja, oft“ durch den Wert 3<br />
und „ja, ständig“ durch den Wert 4. Der Range der Skalenwerte reicht demnach zwischen 8<br />
und 32. Hohe Werte auf den einzelnen Skalen bedeuten eine starke Ausprägung der jeweilig<br />
erfassten Erziehungsstildimension.<br />
Die Umwandlung der FEE-Rohwerte in FEE-Normwerte ist dann sinnvoll, wenn das erinnerte<br />
elterliche Erziehungsverhalten von Personen verglichen werden soll und dabei Alters- und<br />
Geschlechtsunterschiede kontrolliert werden sollen. Als Normen wurden die Prozentränge<br />
und T-Werte berechnet.<br />
Der unauffällige Normbereich liegt bei allen drei Skalen um den Mittelwert von T = 50 und der<br />
Streuung von +/- 10 T-Wert Punkten.<br />
I 49
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Die Reliabilität der FEE-Skalen wurde als interne Konsistenz und als Testhalbierungs-<br />
Reliabilität bestimmt.<br />
Der Konsistenzkoeffizient (Cronbach`s Alpha) ermöglicht zu beurteilen, innerhalb welcher<br />
Grenzen Messfehler eines Testresultats liegen. Nach den in der Normierungsstichprobe<br />
berechneten Konsistenzeffizienten sind die jeweils acht Items unfassenden Skalen als<br />
befriedigend bis gut einzuschätzen. Sie nehmen Werte zwischen .72 und .89 an.<br />
Die Split-Half-Reliabilitätskoeffizienten (Spearmann-Brown) liegen zwischen .70 und .88. Die<br />
Reliabilitätskennwerte der Skalen „Ablehnung und Strafe“ und „Emotionale Wärme“ sind<br />
sowohl bezogen auf das erinnere Erziehungsverhalten der Mutter als auch des Vaters etwas<br />
besser als die der Skala „Kontrolle und Überbehütung“.<br />
Zur Retest-Reliabilität der einzelnen Skalen liegen bisher noch keine empirischen Befunde<br />
vor.<br />
Der FEE ist ein standardisierter Fragebogen, so dass eine hohe Durchführungsobjektivität<br />
angenommen werden kann (Schumacher et al., 2000).<br />
3.1.4. Stichprobenkonstruktion<br />
Die Stichprobe der vorliegenden Untersuchung entstammt der Grundgesamtheit (N) aller<br />
drogenabhängigen Patienten in stationärer Entwöhnungsbehandlung während des<br />
Befragungszeitraumes. Es wurden Patienten aus insgesamt sechs Kliniken der stationären<br />
medizinischen Rehabilitation Sucht befragt.<br />
Einschlusskriterien für die Teilnahme an der Befragung waren:<br />
- primäre Drogenabhängigkeit<br />
- Aufenthalt in einer stationären Rehabilitation Sucht zum Befragungszeitpunkt<br />
- zu mindest zeitweise bei mindestens einem leiblichen Elternteil aufgewachsen zu<br />
sein.<br />
Eine primäre Drogenabhängigkeit der Patienten kann deshalb angenommen werden, weil<br />
diese sich zum Befragungszeitpunkt in einer stationären medizinischen Rehabilitation Sucht<br />
befinden. Fünf der Kliniken behandeln ausschließlich primär drogenabhängige Patienten.<br />
Eine der Kliniken behandelt auch andere Formen der Abhängigkeitserkrankung. In dieser<br />
Klinik wurde in der Einweisung der Befragung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass<br />
ausschließlich die drogenabhängigen Patienten der Klinik an der Befragung teilnehmen<br />
können.<br />
Es wurde deshalb das Setting der stationären Entwöhnungsbehandlung gewählt, weil die<br />
Patienten dort in der Regel abstinent sind. Ein drogenbedingter Einfluss auf das<br />
Antwortverhalten zum Befragungszeitpunkt konnte somit weitestgehend ausgeschlossen<br />
werden.<br />
I 50
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Die Stichprobe wurde nicht nach Merkmalen wie Alter, Geschlecht etc. geschichtet.<br />
Fünf der Kliniken arbeiten mit rückfälligen Patienten. Dennoch entschied sich die Verfasserin,<br />
diese Variable nicht zu kontrollieren, weil eine Weiterführung der Therapie nur dann möglich<br />
ist, wenn eine entsprechende Bereitschaft der Patienten vorhanden ist, sich mit dem<br />
Rückfallgeschehen auseinanderzusetzen und bei entsprechender Intoxikation der Patienten<br />
die Behandlung entweder abgebrochen wird oder aber eine Entgiftungsbehandlung<br />
eingeleitet wird.<br />
3.1.5. Rahmenbedingungen<br />
Im folgenden Teil der Arbeit werden zunächst die Richtlinien der Kostenträger für die<br />
stationäre medizinische Rehabilitation Abhängigkeitskranker sowie Behandlungsleitlinien<br />
substanzbezogener Störungen in komprimierter Form vorgestellt. Es sei jetzt schon darauf<br />
hingewiesen, dass aus ökonomischen Gründen auf eine ausführliche Darstellung verzichtet<br />
werden muss und damit keine abschließende und umfassende Übersicht gegeben werden<br />
kann.<br />
Die Kurzdarstellungen der einzelnen Klinken, die sowohl strukturelle Merkmale,<br />
Behandlungsansätze und spezifische Behandlungsmerkmale berücksichtigt, befinden sich im<br />
Anhang der Arbeit.<br />
Die stationäre Entwöhnungsbehandlung für Abhängigkeitskranke zählt zu den<br />
Postakutbehandlungen substanzbezogener Störungen.<br />
Postakutbehandlungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie in ihrem Behandlungsansatz<br />
auf den Erhalt, die Verbesserung und/oder die Wiederherstellung der Funktions- und<br />
Leistungsfähigkeit des chronisch Kranken oder behinderten Menschen – i. S. der WHO, ICF<br />
(Seidel, 2005; nach Geyer et al., 2006)- in Alltag und Beruf fokussiert sind. Deshalb sind<br />
wichtige behandlungsleitende Ziele z. B. die Wiederherstellung der Arbeits- und<br />
Erwerbsfähigkeit, gleichberechtigte Teilhabe am Leben und die Sicherung der<br />
Selbstbestimmung (Geyer et al., 2006).<br />
Die sechs an der Untersuchung beteiligten Kliniken zur stationären Entwöhnungsbehandlung<br />
Abhängigkeitskranker arbeiten alle auf Basis der rechtlichen Grundlagen die in den<br />
Sozialgesetzbüchern und den Rahmenvereinbarungen, hier vor allem der „Vereinbarungen<br />
„Abhängigkeitserkrankungen“ vom 04.05.2001 sowie deren Anlagen. Diese wurden zwischen<br />
den Spitzenverbänden, der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung geschlossen<br />
wurden und den Rehabilitationsverbänden entsprechend § 111 a SGB V beschriebenen<br />
Rahmenempfehlungen beschlossen ( ebd.).<br />
I 51
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Im Sinne der „ Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen“ liegt eine Abhängigkeit dann vor,<br />
wenn eine Unfähigkeit zur Abstinenz oder der Verlust der Selbstkontrolle oder das<br />
periodische Auftreten eines dieser beiden Symptome besteht. Allgemeine Ziele der<br />
medizinischen Rehabilitation sind, die Abstinenz zu erreichen und zu erhalten, körperliche<br />
und seelische Störungen weitgehend zu beheben oder auszugleichen und die Eingliederung<br />
in Arbeit, Beruf und Gesellschaft möglichst dauerhaft zu erhalten bzw. zu erreichen<br />
(Fachverband Sucht e. V., 2001a).<br />
Die Anlage 2 zur „Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen“ regelt darüber hinaus die<br />
Anforderungen an die Einrichtungen zur Durchführung stationärer medizinischer Leistungen<br />
zur Rehabilitation; auf deren ausführliche Darstellung aus ökonomischen Gründen verzichtet<br />
werden muss.<br />
Die Anlage 3 zur „Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen“ (2001d) beschreibt Kriterien der<br />
Leistungsträger für die Entscheidung einer ambulanten oder stationären Rehabilitation Sucht.<br />
Demnach ist eine stationäre Entwöhnung angezeigt wenn<br />
- die Schwere der Störung im seelischen, körperlichen und sozialen Bereich den Erfolg<br />
einer ambulanten Maßnahme in Frage stellt,<br />
- keine stabile Wohnsituation vorhanden ist,<br />
- zur Sicherstellung des Behandlungserfolgs die Herausnahme aus einem pathogenen<br />
Umfeld (z. B. massive familiäre Konflikte) erforderlich ist,<br />
- das soziale Umfeld keine unterstützende Funktion hat,<br />
- keine berufliche Integration des Betroffenen besteht und die Notwendigkeit<br />
spezifischer Leistungen zur beruflichen Wiedereingliederung, die ambulant nicht<br />
geleistet werden können.<br />
Nach Vollmer und Krauth (2001) sind die Besonderheiten in der Behandlung<br />
drogenabhängiger Patienten das frühe Einstiegsalter sowie der frühe Beginn der<br />
Abhängigkeit, die Entwicklungs- und Sozialisationsdefizite, eine hoher Anteil von<br />
Komorbidität, starke Konditionierungsprozesse aufgrund der psychotropen Substanzen sowie<br />
deren Applikation, die frühe gesellschaftliche Ausgrenzung und eine Fixierung auf<br />
Subkulturen und eine dadurch bedingte diffuse Identitätsbildung. Deshalb bestünden bei<br />
Therapiebeginn drogenabhängiger Patienten insbesondere folgende Probleme: Fehlen eines<br />
stützenden sozialen Netzwerkes, soziale Isolation, keine längeren regelmäßigen<br />
Arbeitsverhältnisse, stark gestörte Familienbeziehungen sowie das Vorliegen von<br />
Persönlichkeitsstörungen und depressiven Episoden. Entsprechend ergeben sich die<br />
Behandlungsdauer, eine hohe Behandlungsintensität, eine umfangreiche Diagnostik, ein<br />
flexibler Umgang mit Rückfällen, eine Betonung der Arbeitstherapie und eine Vielzahl von<br />
Gruppenangeboten ergeben.<br />
I 52
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Thomasius und Gouzouis-Mayfrank (2006) weisen darauf hin, dass das Modell der<br />
Therapeutischen Gemeinschaft das traditionelle Behandlungsmodell für Drogenabhängige sei<br />
und weisen darauf hin, dass sich der größte Teil der Behandlungsgebote, die für Personen<br />
mit einer Substanzabhängigkeit von illegalen Drogen in Deutschland zur Verfügung stehen,<br />
auf die Gruppe der sozial schlecht adaptierten Substanzabhängigen reduziere.<br />
Generell seien erfolgreiche Therapiemodelle elektisch konzipiert, d. h. sie setzen sich aus<br />
unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren und andren methodischen Ansätzen<br />
zusammen (ebd.)<br />
3.1.6. Untersuchungsdurchführung<br />
Die Befragung wurde in der Zeit vom 17.07.2009 bis 19.08.2009 in sechs Kliniken zur<br />
stationären Entwöhnungsbehandlung für Abhängigkeitskranke durchgeführt.<br />
Die Verfasserin nahm zunächst telefonischen Kontakt zu den Kliniken auf. Die Kliniken 1<br />
und 2 wurden von der Verfasserin bekannte Mitarbeiter der Klinik kontaktiert, die die Anfrage<br />
an die Leitung der Klinik weitergaben, während die Anfragen an die anderen Klinken sofort<br />
über die Klinikleitung gestellt wurden.<br />
In diesem ersten telefonischen Kontakt formulierten alle angefragten Kliniken - nachdem die<br />
Untersuchung und deren Hintergrund durch die Verfasserin vorgestellt wurde -, ihre<br />
Bereitschaft und ihr Interesse, die Befragung in ihrem Hause möglich zu machen. Alle<br />
telefonisch kontaktierten Kliniken wurden daraufhin angeschrieben. In diesem Anschreiben<br />
wurden die Klinken offiziell angefragt, ob die Untersuchung in ihrem Hause durchgeführt<br />
werden konnte, die Untersuchung wurde vorgestellt und der komplette Fragebogen wurde<br />
dem Schreiben zur Information beigelegt sowie eine Mitteilung darüber gemacht, dass ein „ipod<br />
shuffle“ zur Verlosung ausgeschrieben sei (s. Anlage), verbunden mit der Bitte, dass die<br />
Patienten der angeschriebenen Klinik an der Verlosung teilnehmen können. Die Verlosung<br />
eines „ipod shuffle“ wurde ausgeschrieben, um die Teilnahmebereitschaft der Patienten zu<br />
erhöhen.<br />
Danach fand nochmals ein Telefonat statt, in dem alle angefragten Kliniken einwilligten, dass<br />
die Befragung in ihrer Einrichtung durchgeführt werden konnten, und es wurden Termine zur<br />
Befragung vereinbart.<br />
Die Einweisung in die Befragung wurde nach einem Ablaufplan (s. Anlage) durch die<br />
Verfasserin - außer in Klinik 4 - in allen Kliniken gleich durchgeführt. Ziel dieses Vorgehens, d.<br />
h. der Befragung durch die Verfasserin sowie die Organisation nach einem festgelegten<br />
Ablaufplan, war, die Untersuchungsbedingungen vor Ort soweit wie möglich zu kontrollieren.<br />
Veränderungen im Ablauf ergaben sich aufgrund von Gegebenheiten und Notwendigkeiten<br />
der Kliniken.<br />
I 53
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Die Patienten wurden darauf hingewiesen, dass die Teilnahme an der Untersuchung freiwillig<br />
sei, die Befragung anonym sei und keine Rückschlüsse auf ihre Person möglich seien. Die<br />
Patienten wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Teilnahme oder Nichtteilnahme<br />
sowie ihre Angaben keinerlei Einfluss auf ihren weiteren Behandlungsverlauf haben würden.<br />
Auf besondere Abläufe während der Befragung in den einzelnen Kliniken wird im Folgenden<br />
eingegangen:<br />
Klinik 1, 2 und 6<br />
Die Verfasserin suchte die Kliniken am 10.08.09 (Klinik 1), am 11.08.09 (Klinik 2) und am<br />
19.08.2009 (Klinik 6) persönlich auf. Die Verfasserin stellte die Befragung und die Verlosung<br />
allen Patienten in Begleitung einer Mitarbeiterin der Einrichtung in einem dafür zur Verfügung<br />
gestellten Raum vor. Die Patienten konnten dann entscheiden, ob sie an der Befragung<br />
teilnehmen wollten oder nicht. In Klinik 6 wurde, weil es sich dabei um eine Klinik handelt, die<br />
Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige behandelt, darauf hingewiesen, dass<br />
ausschließlich drogenabhängige Patienten befragt werden sollten. Diejenigen, die nicht an<br />
der Befragung teilnehmen wollten, verließen dann den Raum und die Teilnehmer wurden kurz<br />
in den Fragebogen durch die Verfasserin eingewiesen (s. Anlage) mit dem Hinweis, sich die<br />
genaue Einweisung in den Fragebogen vor dem Ausfüllen durchzulesen. Es wurde darauf<br />
hingewiesen, dass der ausgefüllte Fragebogen und die Teilnahmebescheinigung für die<br />
Verlosung in jeweils separate Boxen eingeworfen werden sollen. Die Patienten wurden<br />
ermutigt, dass falls sie Fragen zur Beantwortung des Fragebogens haben, diese der<br />
Verfasserin zu stellen. Des Weiteren wurden die Patienten darauf hingewiesen, dass wenn<br />
durch den Fragebogen eine starke Betroffenheit ausgelöst werden sollten, sie die Verfasserin<br />
oder zu einem späteren Zeitpunkt einen Therapeuten bzw. Mitarbeiter der Klinik ansprechen<br />
sollten.<br />
Klinik 3<br />
Die Verfasserin suchte die Klinik am 12.08.09 persönlich auf. Ablauf wie oben beschrieben.<br />
Jedoch informierte die Klinikleitung im Rahmen der Großgruppe die Patienten über die<br />
stattfindende Befragung. Die Patienten entschieden sich zu diesem Zeitpunkt, ob sie an der<br />
Untersuchung teilnehmen wollten oder nicht. Die Einweisung in den Fragebogen fand dann<br />
direkt darauf folgend durch die Verfasserin in einem für die Befragung zur Verfügung<br />
gestellten Raum ohne Begleitung eines Mitarbeiters der Klinik statt.<br />
I 54
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Klinik 4<br />
Schon während des ersten telefonischen Kontaktes wies die Klinikleitung darauf hin, dass sie<br />
eine postalische Befragung für geeigneter halte als eine durch die Verfasserin persönlich<br />
durchgeführte Untersuchung. Deshalb wurden die Fragebögen mit zwei frankierten<br />
Rückumschlägen an die Klinikleitung geschickt. Für die Befragung wurde der Zeitraum von<br />
17.07.2009 bis 07.08.2009 vorgegeben. In einen der Umschläge wurden die Fragebögen und<br />
in dem anderen die Teilnahmebögen für die Verlosung zurückgeschickt. Die Klinikleitung<br />
leitete die Fragebögen an die Therapeuten weiter, welche dann die Patienten ansprachen und<br />
den Patienten, die an der Befragung teilnahmen, einen Fragebogen aushändigten, der von<br />
diesen ausgefüllt wurde. Die Therapeuten leiteten die Fragebögen wieder zur Klinikleitung,<br />
welche diese gesammelt an die Verfasserin zurücksandte.<br />
Klinik 5<br />
Die Verfasserin suchte die Klinik am 18.08.2009 persönlich auf. Ablauf wie weiter oben<br />
beschrieben. Allerdings stellte die leitenden Psychologin die Untersuchung im Vorfeld den<br />
Patienten vor und diese entschieden, ob sie an der Untersuchung teilnehmen wollten oder<br />
nicht. Die Befragung selbst fand zu einem späteren Zeitpunkt statt. Die teilnehmenden<br />
Patienten wurden dann von der Verfasserin in einem dafür zur Verfügung gestellten Raum<br />
wie weiter oben beschrieben in die Befragung eingeführt.<br />
3.1.7. Auswertungsmethoden<br />
Die erhobenen Daten wurden in die Datensoftware SPSS 11.5 eingegeben, um eine<br />
entsprechende Auswertung vornehmen zu können.<br />
Aufgrund der Untersuchungsart hat die deskriptive Statistik, d. h. die Beschreibung der<br />
Stichprobe, in dieser Studie, einen hohen Stellenwert.<br />
15 Items zu den Bereichen demographische Daten, Daten zum Suchtverlauf und zur<br />
Behandlung sowie Familiendaten sind nominalskaliert. Hier kann jeweils die Häufigkeit der<br />
Ausprägung der Eigenschaft gezählt und der Modalwert berechnet werden (Bortz, 2006;<br />
Lamberti, 2001; Wirtz u. Nachtigall, 2008).<br />
Drei Items aus diesen Bereichen sind ordinalskaliert. Im Bereich der deskriptiven Statistik<br />
kann hier noch der Median und Prozentrang sowie die Spannweite angegeben werden (ebd.).<br />
Zwei der Items sind Ratioskalen. Diese beziehen sich auf die Angabe des Alters und auf die<br />
Anzahl der leiblichen- und der Halbgeschwister. Ratioskalen verfügen über einen natürlichen<br />
Nullpunkt und weisen gleiche Abstände zwischen den Abschnitten auf. Ratioskalen<br />
ermöglichen alle Rechenoperationen (ebd.).<br />
I 55
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Die 24 Items des FEE, die getrennt für Mutter und Vater erhoben werden, sind<br />
intervallskaliert. Der FEE ist ein standardisierter Test, der nach bestimmten<br />
Konstruktionsprinzipien entwickelt wurde und liefert deshalb per Definition einen<br />
intervallskalierten Wert (Lamberti, 2001; Wirtz u. Nachtigall, 2008). Jedoch weist Lamberti<br />
(2001) darauf hin, dass dieses Vorgehen bzw. diese Definition umstritten ist.<br />
Intervallskalen weisen neben der eindeutigen Rangfolge auch Gleichheit von Intervallen und<br />
Differenzen auf.<br />
Um die vorliegende Stichprobe zu beschreiben, wird der Mittelwert, die Streuung und das<br />
Minimum und Maximum berechnet.<br />
Die einzelnen Items des FEE haben ein vierstufiges Antwortformat, dem Zahlenwerte<br />
zugeordnet sind, um Rechenoperationen zu ermöglichen:<br />
Nein, niemals Ja, gelegentlich Ja, oft Ja,ständig<br />
1 2 3 4<br />
Die einzelnen Rohwerte der acht Items einer Skala des FEE wurden in die SPSS-Datei<br />
eingegeben, aufaddiert und in eine Variable transformiert.<br />
Um differenzierte Gruppenvergleiche zu ermöglichen, wurden die aufaddierten Rohwerte der<br />
einzelnen Skalen entsprechend der Normierungstabelle des FEE in Normwerte (t-Werte)<br />
umgewandelt. Diese Eingabe in die SPSS- Datei wurde wiederum manuell vorgenommen.<br />
Die Items mit einem missing data pro Skala pro Fall wurden in die Auswertung<br />
miteinbezogen. Schumacher et. al. (2000) raten von einer Auswertung des FEE dann ab,<br />
wenn pro Skala zwei Items unbeantwortet bleiben und bei mehr als sechs unbeantworteten<br />
Items insgesamt. Dies kam in der vorliegenden Befragung einmal vor. Allerdings ist es<br />
grundsätzlich möglich, den FEE nur für einen Elternteil auszufüllen, wenn man z. B. nur bei<br />
einem Elternteil aufgewachsen ist oder ein Elternteil verstorben ist.<br />
Dies wurde von 12 der Befragten so durchgeführt. Hier zeigte sich aber auch, dass diese nur<br />
bei einem leiblichen Elternteil aufgewachsen sind. Gleichzeitig gaben 10 der Befragten an,<br />
nur bei einem Elternteil aufgewachsen zu sein, beantworteten den FEE dann jedoch für beide<br />
Elternteile. Dies wurde von der Verfasserin dahingehend interpretiert, dass die Beziehung<br />
zum nicht primär erziehenden Elternteil zumindest zeitweise so eng war/ist, dass die<br />
Befragten Angaben zur Erinnerung an dessen Erziehungsverhalten machen kann.<br />
Insgesamt blieb in sieben Fällen jeweils ein Item auf insgesamt 12 Skalen unbeantwortet.<br />
Davon wurden drei Skalen nicht berücksichtigt, weil der aufaddierte Rohwert nur einen<br />
I 56
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Range von sieben ergab. Die Umwandlung eines aufaddierten Rohwertes in einen FEE-<br />
Normwert erfordert jedoch einen Range von mindestens acht.<br />
Die Umwandlung der Rohwerte in t-Werte des FEE erlaubt eine Differenzierung nach Alter,<br />
Geschlecht und danach, ob man seinen Wohnsitz in den alten oder neuen Bundesländern<br />
hat.<br />
Die Befragung wurde ausschließlich in Kliniken in den alten Bundesländern durchgeführt. Um<br />
eine möglichst differenzierte Auswertung des FEE zu gewährleisten, wurde berücksichtigt, ob<br />
jemand überwiegend in den alten oder neuen Bundesländern oder im Ausland aufgewachsen<br />
ist. Diejenigen, die angegeben haben, in den alten Bundesländer aufgewachsen zu sein,<br />
wurden in die t-Werte der alten und diejenigen die angaben, überwiegend in den neuen<br />
Bundesländern aufgewachsen zu sein, in die t-Werte für die neuen Bundesländer<br />
umgewandelt.<br />
Diejenigen, die angegeben haben, überwiegend im Ausland aufgewachsen zu sein wurden<br />
über die t-Werte der Gesamtnormierungsstichprobe ausgewertet.<br />
Die Signifikanztestungen wurden bei den Fragestellungen, bei denen das erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten der Befragten die abhängige Variable stellte, mittels des T-Tests für<br />
unabhängige Stichproben ermittelt.<br />
Der T-Test basiert auf dem Vergleich der Differenzen der beiden Mittelwerte der Gruppen in<br />
Relation zu der Standardabweichung der Stichprobe.<br />
Bei Gruppenvergleichen eines intervallskalierten Merkmals, ist für parametrische Verfahren<br />
annähernde Gleichheit der Varianzen (d. h. der Standardabweichungen) gefordert (Lamberti,<br />
2001; Mayer 2008; Nachtigall u. Wirtz, 2009).<br />
Zur Prüfung der Varianzhomogenität wurde deshalb der Levene-Test durchgeführt. SPSS<br />
berechnet bei ungleichen Varianzen eine korrigierte Variante (Nachtigall u. Wirtz, 2010).<br />
Weil die Hypothesen der vorliegenden Untersuchung ungerichtet sind, wurde eine zweiseitige<br />
Signifikanztestung durchgeführt.<br />
Die Verfasserin hat viele Signifikanztestungen durchgeführt. Multibles Testen erhöht die<br />
Wahrscheinlichkeit für Alphafehler (vgl. Raab- Steiner u. Benesch, 2010; Nachtigall u. Wirtz,<br />
2010). Dennoch wurde in der vorliegenden Studie auf eine alpha-Adjustierung aufgrund der<br />
Untersuchungsart verzichtet.<br />
Zur Klärung der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen einer elterlichen<br />
Alkoholbelastung und dem subjektiven vermuteten Beginn der eigenen<br />
Suchtmittelabhängigkeit gibt, wurde aufgrund des ordinalen Skalenniveaus der abhängigen<br />
Variable mit dem Chi-Quadrat- Test berechnet. Der Chi- Quadrat Test (nicht- parametrisches<br />
Testverfahren) prüft, ob zwei Variablen voneinander unabhängig sind. Dabei sei darauf<br />
I 57
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
hingewiesen, dass das Resultat nur eine Aussage dazu macht, ob ein signifikanter<br />
Zusammenhang zwischen den Faktoren aller Kategorien besteht, d. h. einzelne Kategorien<br />
können nicht isoliert betrachtet werden (Lamberti, 2001; Raab-Steiner u. Benesch, 2010).<br />
Das Signifikanzniveau für alle durchgeführten Signifikanztest wurde auf 5%, d. h. p= 0,05<br />
festgelegt. Dies ist in der Grundlagenforschung durchaus üblich (Bortz, 2006).<br />
3.2 Ergebnisse<br />
Zunächst wird eine deskriptive Darstellung der Ergebnisse vorgenommen, bevor mittels<br />
unterschiedlicher interferenzstatistischer Verfahren Zusammenhänge geprüft werden.<br />
Im Vorfeld soll jedoch auf einige wichtige Aspekte der Auswertung eingegangen werden.<br />
Wie schon an anderen Stellen ausdrücklich erwähnt, wird mit dem FEE das subjektiv<br />
wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erhoben und damit die subjektiven<br />
Repräsentationen; ob es sich dabei um das tatsächlich praktizierte elterliche<br />
Erziehungsverhalten handelt, kann mit der vorliegenden Untersuchung nicht beantwortet<br />
werden. Inwieweit diese subjektiven Repräsentationen durch Selbstkonzeptmerkmale,<br />
aktuelle Stimmungen, Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Reifungsprozesse etc.<br />
beeinflusst sind, kann ebenfalls mittels der vorliegenden Befragung nicht ermittelt werden.<br />
Da die Entwicklung einer Suchtstörung multifaktoriell bedingt ist, und auch das elterliche<br />
Erziehungsverhalten mit einer Reihe anderer Faktoren interagiert, konnten im Rahmen der<br />
vorliegenden Untersuchung nicht alle relevanten Variablen berücksichtigt werden.<br />
3.2.1. Stichprobenbeschreibung<br />
Die Grundgesamtheit der Untersuchung sind alle drogenabhängigen Patienten in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung während des Befragungszeitraums (N).<br />
Eine Generalisierung der Ergebnisse auf die Grundgesamtheit ist nicht möglich, da es sich<br />
bei der Stichprobe - aufgrund der Größe - nicht um eine repräsentative Stichprobe handelt.<br />
Insgesamt nahmen 105 drogenabhängige Patienten (n=105) aus sechs Kliniken der<br />
stationären medizinischen Rehabilitation Sucht teil. Allerdings waren insgesamt acht<br />
Fragebögen nicht auswertbar, so dass insgesamt 97 Fragebögen in der Auswertung<br />
berücksichtigt werden konnten.<br />
Bei drei der nicht auswertbaren Fragebögen stellte sich heraus, dass die Patienten nicht bei<br />
ihren leiblichen Eltern, sondern z. B. bei Adoptiveltern aufgewachsen sind, und weitere fünf<br />
waren nicht auswertbar, weil sie so unvollständig beantwortet wurden, dass eine Auswertung<br />
nicht mehr möglich war.<br />
I 58
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
3.2.2. Deskriptive Darstellung der Ergebnisse<br />
Insgesamt konnte 97 Fragebögen ausgewertet werden. Die folgenden Angaben beziehen<br />
sich auf die auswertbaren Fragebögen.<br />
3.2.2.1. Soziodemographische Daten<br />
Tabelle 2: Soziodemographische Daten<br />
Soziodemographische Daten<br />
Merkmal Stichprobe<br />
(N=97)<br />
Geschlecht<br />
weiblich<br />
Absolute<br />
Häufigkeit<br />
16<br />
Werte in<br />
%<br />
16,5%<br />
M 1 SD 2 Min/M<br />
ax<br />
Modal<br />
Wert<br />
Median n 3<br />
97<br />
männlich 81 83,5%<br />
Alter 28,74 8,749 18/54 22 26 97<br />
Schulabschluss kein<br />
23 23,7%<br />
95<br />
Schulabschluss<br />
Sonderschule<br />
2<br />
2,1%<br />
Hauptschule<br />
31<br />
32%<br />
Realschule<br />
22<br />
22,7%<br />
Berufsausbildung<br />
Fachoberschule/<br />
Gymnasium<br />
Keine<br />
Berufsausbildung<br />
17<br />
48<br />
17,5%<br />
49,5%<br />
96<br />
Ausbildung<br />
abgeschlossen<br />
40<br />
41,2%<br />
Aktueller<br />
Familienstand<br />
Studium<br />
abgeschlossen<br />
ledig<br />
verheiratet<br />
8<br />
81<br />
5<br />
8,3%<br />
83,5%<br />
5,2%<br />
97<br />
geschieden<br />
10<br />
10,3%<br />
aufgewachsen<br />
verwitwet<br />
alte<br />
Bundesländer<br />
1<br />
78<br />
1%<br />
80,4%<br />
96<br />
neue<br />
Bundesländer<br />
6<br />
6,2%<br />
Ausland<br />
11 11,3%<br />
M 1 = Mittelwert/ SD 2 = Standardabweichung/ n 3 = gültige Daten<br />
I 59
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
3.2.2.2. Suchtbezogene Daten<br />
Tabelle 3: Suchtbezogene Daten<br />
Suchtbezogene Daten<br />
Merkmal Stichprobe (N=97) Absolute<br />
Häufigkeit<br />
Beginn<br />
vor dem 14. Lj 38<br />
Suchtmittelabhängigkeit<br />
15 – 17 Lj<br />
37<br />
Werte<br />
in %<br />
39,2%<br />
38,1%<br />
n 1<br />
97<br />
18 – 21 Lj<br />
9<br />
93%<br />
nach 21. Lj<br />
12<br />
12,4%<br />
Abhängigkeit von<br />
(Mehrfachnennung)<br />
trifft nichts zu<br />
Alkohol<br />
Medikamente<br />
1<br />
50<br />
19<br />
1%<br />
51,5%<br />
19,6%<br />
97<br />
Kokain<br />
45<br />
46,4%<br />
Amphetamin<br />
59<br />
60,8%<br />
Ecstasy/Halluzinogen<br />
42<br />
43,3%<br />
Opiate<br />
42<br />
43,3%<br />
Cannabis<br />
84<br />
86,6%<br />
Behandlungshälfte<br />
Flüchtige<br />
Lösungsmittel<br />
erste<br />
Behandlungshälfte<br />
2<br />
53<br />
2,1%<br />
54,6%<br />
93<br />
n 1 = gültige Daten<br />
zweite<br />
Behandlungshälfte<br />
40<br />
41,2%<br />
I 60
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
3.2.2.3. Familienbezogene Daten<br />
Tabelle 4: Familienbezogene Daten<br />
Familienbezogene Daten<br />
Merkmal Stichprobe Absolute<br />
Häufigkeit<br />
Tod des Vaters ja/Alter 16<br />
Werte<br />
in %<br />
16,5%<br />
M 1 SD 2 Min/Max Modal<br />
wert<br />
25,9 13,06 5/52 18<br />
Median n 3<br />
20,5<br />
94<br />
Tod der Mutter<br />
Scheidung /<br />
Trennung der<br />
Eltern<br />
Alter bei<br />
Scheidung /<br />
Trennung<br />
Aufgewachsen<br />
bei<br />
ja/Alter<br />
ja<br />
nein<br />
beiden Eltern<br />
Mutter<br />
Vater<br />
nicht bei Eltern<br />
Verwandte<br />
7<br />
57<br />
38<br />
80<br />
44<br />
11<br />
16<br />
7,2%<br />
58,8%<br />
39,2%<br />
82,5%<br />
45,4%<br />
11,3%<br />
16,5%<br />
34,5 10,72 19/48 19 36,5<br />
96<br />
8,18 6,17 0/22 12 7 57<br />
96<br />
Pflegeeltern<br />
7<br />
7,2%<br />
Geschwister<br />
(leiblich)<br />
ja<br />
nein<br />
11<br />
71<br />
26<br />
11,3%<br />
73,1<br />
26,8<br />
97<br />
Halbgeschwist<br />
er<br />
ja<br />
nein<br />
28<br />
69<br />
28,8<br />
71,1<br />
Position in der<br />
Geschwisterreihe<br />
Einzelkind<br />
Ältester<br />
12<br />
35<br />
12,4%<br />
36,1%<br />
94<br />
Mittlerer<br />
19<br />
19,6%<br />
Kontakt zu den<br />
Eltern<br />
Jüngster<br />
zu beiden<br />
Eltern<br />
27<br />
48<br />
27,8%<br />
49,5%<br />
97<br />
Mutter<br />
35<br />
36,1%<br />
Vater<br />
4<br />
4,1%<br />
kein Kontakt 9<br />
9,3%<br />
M 1 = Mittelwert/ SD 2 = Standardabweichung/ n 3 = gültige Daten<br />
3.2.2.4. Auswertung FEE<br />
Für die Beschreibung des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens wurden sowohl für die<br />
aufaddierten Rohwerte der einzelnen Skalen als auch für die T-Werte, der Mittelwert, die<br />
Standardabweichung sowie Minimum und Maximum berechnet.<br />
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt:<br />
I 61
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Tabelle V: Statistik Kennwerte FEE<br />
FEE- Skala M 13 SD 14 Minimum/Maximum n 15<br />
FEE 1 A + S (V) 13,49 5, 62 8/30 84<br />
T-FEE 2 A + S (V) 53,00 11,29 34,00/80, 00 84<br />
FEE 3 A +S (M) 12,42 4,78 8/29 95<br />
T-FEE 4 A + S (M) 53,00 9,92 37,00/80,00 95<br />
FEE 5 EMO (V) 17,47 6,05 8/32 83<br />
T-FEE 6 EMO (V) 48,52 13,01 25,00/ 80,00 83<br />
FEE 7 EMO (M) 12,42 5,85 8/32 96<br />
T-FEE 8 EMO (M) 50,68 13,57 23,00/80,00 96<br />
FEE 9 K + Ü (V) 15,70 4,42 8/29 83<br />
T-FEE 10 K + Ü (V) 53,33 10,53 30,00/79,00 83<br />
FEE 11 K + Ü (M) 15,70 4,42 8/30 96<br />
T-FEE 12 K + Ü (M) 54,48 9,58 32,00/80,00 96<br />
FEE 1<br />
FEE 2<br />
FEE 3<br />
FEE 4<br />
FEE 5<br />
FEE 6<br />
FEE 7<br />
FEE 8<br />
FEE 9<br />
FEE 10<br />
FEE 11<br />
FEE 12<br />
M 13<br />
SD 14<br />
n 15<br />
= Ablehnung und Strafe, Rohwerte, Vater<br />
= Ablehnung und Strafe, t-Werte, Vater<br />
= Ablehnung und Strafe , Rohwerte, Mutter<br />
= Ablehnung und Strafe, t-Werte, Mutter<br />
= Emotionale Wärme, Rohwerte, Vater<br />
= Emotionale Wärme, t-Werte, Vater<br />
= Emotionale Wärme, Rohwerte, Mutter<br />
= Emotionale Wärme, t-Werte, Mutter<br />
= Kontrolle und Überbehütung, Rohwerte, Vater<br />
= Kontrolle und Überbehütung, t-Werte, Vater<br />
= Kontrolle und Überbehütung, Rohwerte, Mutter<br />
= Kontrolle und Überbehütung, t-Werte, Mutter<br />
= Mittelwert<br />
= Standardabweichung<br />
= gültige Daten<br />
Der „unauffällige“ Normbereich wird in der Auswertung des FEE um den Mittelwert von T= 50<br />
und einer Streuung von +/- 10 angegeben. Damit befinden sich alle t-Werte einzelnen Skalen<br />
der Stichprobe im unauffälligen Normbereich. Die Streuung der t-Werte zeigt im Hinblick auf<br />
heterogene Varianzen keine auffälligen Ausprägungen. Lediglich auf der Skala „Emotionale<br />
Wärme“ für Vater und Mutter ergeben sich zwei erhöhte Standardabweichungen, jedoch im<br />
moderaten Bereich.<br />
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der klinischen Stichprobe zeigt<br />
demnach keine besonderen Ausprägungen des Mittelwertes auf den einzelnen Skalen.<br />
I 62
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
3.2.5. Ergebnisse der Fragestellungen und Signifikanztestungen<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Signifikanztestungen vorgestellt.<br />
Bei der Formulierung wurden sowohl inhaltliche als auch formale Faktoren berücksichtigt.<br />
Aufgrund des Themas der vorliegenden Studie, den theoretischen Befunden und den<br />
deskriptiven Ergebnissen der Arbeit war die Frage relevant, ob sich das subjektiv<br />
wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der untersuchten klinischen<br />
Stichprobe bei denjenigen mit oder ohne elterliche Alkoholbelastung unterscheidet.<br />
Es handelt sich bei der Fragestellung, ob sich das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />
der Personen mit bzw. ohne elterliche Alkoholabhängigkeit unterscheidet, um einen<br />
Gruppenvergleich, der Unterschiede in der Merkmalsausprägungen zweier Gruppen<br />
miteinander vergleicht.<br />
Die elterliche Alkoholabhängigkeit wurde dabei durch das Zusammenfassen der beiden Items<br />
„Glauben Sie, dass Ihr Vater alkoholabhängig ist/war?“ und „Glauben Sie, dass ihre Mutter<br />
alkoholabhängig ist/war?“, sofern dieses von den Befragten bejaht wurde, gebildet. Die<br />
beiden Gruppen wurden dann durch das Aufaddieren der bejahten Antworten für Vater und<br />
Mutter gebildet. Die Werte der abhängigen Variable, dem subjektiv wahrgenommenen<br />
erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten, wurden über die t-Werte der einzelnen Skalen für<br />
Vater und Mutter ermittelt.<br />
I 63
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.<br />
Tabelle 6:<br />
Unterschiede der Mittelwerte des FEE der Befragten ohne elterliche<br />
Alkoholbelastung und mit elterlicher Alkoholbelastung<br />
Skala/<br />
Familienbelastung<br />
n 1 M 2 SD 3 Standard-<br />
T<br />
Signifi<br />
T-Werte FEE<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
fehler<br />
kanz<br />
des<br />
Mittelwertes<br />
Strafe<br />
Keine Belastung<br />
46<br />
50,94<br />
8,74<br />
1,28815<br />
u. Ablehnung<br />
Vater<br />
Belastung<br />
1,812 ,075<br />
38<br />
55,53<br />
13,45<br />
2,18157<br />
Strafe<br />
Keine Belastung<br />
50<br />
50,97<br />
8,10<br />
1,14589<br />
u.<br />
Ablehnung<br />
Belastung<br />
2,155 ,034*<br />
Mutter<br />
45<br />
55,53<br />
11,27<br />
1,67983<br />
Emotionale<br />
Wärme<br />
Vater<br />
Emotionale<br />
Wärme<br />
Mutter<br />
Kontrolle u.<br />
Überbehütung<br />
durch Vater<br />
Kontrolle u.<br />
Überbehütung<br />
Mutter<br />
Keine Belastung 45 53,50 12,46 1,85962<br />
Belastung<br />
4,162 ,000*<br />
38 42,61 11,15 1,81057<br />
Keine Belastung 51 52,69 13,21 1,84911<br />
Belastung<br />
1,556 ,123<br />
45 48,40 13,76 2,05121<br />
Keine Belastung 45 54,50 9,77 1,45631<br />
Belastung<br />
1,117 ,267<br />
38 51,9211 11,36467 1,84359<br />
Keine Belastung 51 54,48 8,00 1,12210<br />
Belastung<br />
0,12 ,990<br />
45 54,47 11,18 1,66655<br />
n 1 = gültige Datenangaben / M 2 = Mittelwerte/ SD 3 = Standardabweichung/ *= signifikantes Ergebnis/<br />
In Bezug auf die Skala „Ablehnung und Strafe“ durch den Vater wurden bei ungleichen<br />
Varianzen auf dem in dieser Untersuchung festgelegten Signifikanzniveau von p=0,05 zwar<br />
kein signifikantes Ergebnis, jedoch ein Trend, dass diejenigen mit elterlicher Alkoholbelastung<br />
sich häufiger durch ihren Vater abgelehnt und bestraft fühlten als diejenigen ohne elterliche<br />
Alkoholbelastung.<br />
I 64
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Die Skala „Strafe und Ablehnung“ durch die Mutter wurde bei gleichen Varianzen von den<br />
befragten mit elterlicher Alkoholbelastung signifikant (p= ,034) höher bewerteten, d. h., dass<br />
diese sich signifikant häufiger durch die Mutter abgelehnt und bestraft fühlten als diejenigen<br />
ohne elterliche Alkoholbelastung. Dabei befanden sich die Mittelwerte für diese Skala bei<br />
beiden Gruppen im Normbereich des FEE.<br />
Auf der Skala „Emotionale Wärme“ für den Vater ergab sich bei gleicher Varianz ein<br />
hochsignifikanter Unterschied im Gruppenvergleich. Diejenigen, die angaben, in einer Familie<br />
mit elterlicher Alkoholbelastung aufgewachsen zu sein, gaben an, das subjektiv<br />
wahrgenommene Erziehungsverhalten ihres Vaters signifikant weniger emotional warm (d. h.<br />
auch weniger fürsorglich) zu erinnern (p= ,000) als diejenigen ohne elterliche<br />
Alkoholbelastung. Obwohl sich auch hier die Mittelwerte beider Gruppen im angegebenen<br />
Normbereich des FEE befinden, sei darauf hingewiesen, dass sich der Mittelwert der Skala<br />
„Emotionale Wärme“ für den Vater bei denjenigen mit elterlicher Alkoholbelastung im unteren<br />
Normbereich des FEE befindet.<br />
Bei den anderen Skalen ergaben sich weder für Mutter noch für Vater signifikante Ergebnisse<br />
im Vergleich der Mittelwerte.<br />
Aufgrund der Ausführungen im theoretischen Teil hinsichtlich einer elterlichen<br />
Alkoholabhängigkeit und sich daraus ergebender Risikofaktoren, wird insbesondere für<br />
Alkohol auch ein früherer Trink- und Abhängigkeitsbeginn beschrieben (vgl. Kapitel 2.4.3.).<br />
Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung geprüft, ob es in dieser Stichprobe einen<br />
Zusammenhang zwischen elterlicher Alkoholabhängigkeit und Beginn der<br />
Drogenabhängigkeit gibt.<br />
Tabelle 7: Kreuztabelle elterliche Alkoholabhängigkeit und Beginn<br />
Suchtmittelabhängigkeit<br />
Beginn Suchtmittelabhängigkeit<br />
Elterliche<br />
Alkoholbelastung<br />
n Vor dem<br />
14.Lebensjahr<br />
zwischen<br />
dem 15. u. 17.<br />
zwischen dem<br />
18. u. 21.<br />
nach<br />
dem 21.<br />
trifft nicht<br />
zu<br />
Lebensjahr<br />
Lebensjahr<br />
Lebensjahr<br />
Keine Belastung<br />
52<br />
19<br />
16<br />
8<br />
8<br />
1<br />
Belastung<br />
45<br />
19<br />
21<br />
1<br />
4<br />
0<br />
gesamt<br />
97 38<br />
37<br />
9<br />
12<br />
1<br />
n = gültige Daten<br />
Die Berechnung ergab, dass vier Zellen von zehn Zellen eine erwartete Häufigkeit kleiner als<br />
fünf hatten. Damit ist eine Voraussetzung des Chi-Quadrat-Tests nicht erfüllt. Weil dies aber<br />
I 65
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
für weniger als der Hälfte der Zellen gilt und aufgrund der Untersuchungsart wurde der Chi-<br />
Quadrat nach Pearson und die Asymptotische Signifikanz interpretiert.<br />
Der Chi-Quadrat Wert nach Pearson beträgt 7,990 und die asymptotische Signifikanz p= ,092.<br />
Somit ist das Ergebnis nicht signifikant und es ist von einer Unabhängigkeit der Variablen<br />
„elterliche Alkoholbelastung“ und „Beginn der Suchtmittelabhängigkeit auszugehen. Auch eine<br />
Zusammenfassung der Daten führte nicht zu einem signifikanten Ergebnis.<br />
Eine grundsätzliche Relevanz in Bezug auf das subjektiv wahrgenommene erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten hat die Beantwortung der Frage, ob es einen geschlechtsspezifischen<br />
Unterschied in dessen Wahrnehmung gibt.<br />
Die Beantwortung der Frage, ob es einen geschlechtsspezifischen Unterschied im subjektiv<br />
wahrgenommen erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten in der gewonnenen Stichprobe<br />
gibt, wurde ebenfalls über einen Gruppenvergleich (männlich/weiblich) der Mittelwerte der<br />
jeweiligen t-Werte des FEE ermittelt. Dabei ergaben sich - wie der folgenden Tabelle zu<br />
entnehmen ist - auf der Skala „Emotionale Wärme“ sowohl für Vater und Mutter signifikante<br />
Unterschiede.<br />
Tabelle 8: Unterschiede der Mittelwerte des FEE der Befragten für Frauen und<br />
Männer<br />
Skala/ T- Geschlecht n 1 M 2 SD 3 Standardfehler T Signifikanz<br />
Werte FEE<br />
des Mittelwertes<br />
Strafe u.<br />
Ablehnung<br />
Vater<br />
weiblich<br />
männlich<br />
11<br />
73<br />
51,00<br />
53,32<br />
6,68<br />
11,81<br />
2,01359<br />
1,38401<br />
Strafe u. weiblich 16 56,94 12,20 3,04886<br />
Ablehnung<br />
Mutter männlich 79 52,23 9,27 1,04413<br />
Emotionale weiblich 11 40,55 7,70 2,32521<br />
Wärme<br />
Vater männlich 72 49, 74 13,26 1,56410<br />
Emotionale weiblich 16 41,30 13,13 3, 28217<br />
Wärme<br />
Mutter männlich 80 52,54 12,94 1,44629<br />
Kontrolle u. weiblich 11 49,73 12,87 3,88023<br />
Überbehütung<br />
Vater männlich 72 53,88 10,14 1,19466<br />
Kontrolle u. weiblich 16 51, 30 10,60 2,65003<br />
Überbehütung<br />
Mutter männlich 80 55,10 9,30 1,03972<br />
n 1 = gültige Datenangaben/ M 2 = Mittelwert/ SD 3 =Standardabweichung/ *=signifikant<br />
-,632<br />
-,947<br />
1,751<br />
1,461<br />
-2,232<br />
-3,280<br />
-3,164<br />
- 3,133<br />
-1,219<br />
-1,022<br />
-1,458<br />
-1,335<br />
,529<br />
,083<br />
,004*<br />
,002*<br />
,226<br />
,148<br />
I 66
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Auf der Skala „Ablehnung und Strafe“ durch die Mutter ergab sich bei gleichen Varianzen auf<br />
dem in dieser Untersuchung festgelegten Signifikanzniveau von p= 0,05 kein signifikantes<br />
Ergebnis, dennoch mit p= 0,83 eine Tendenz, dass die weiblichen Befragten ihre Mutter als<br />
signifikant ablehnender und strafender erinnern als die männlichen Befragten.<br />
Bei ungleichen Varianzen ergab sich auf der Skala „Emotionale Wärme“ für den Vater, dass<br />
die weiblichen Befragten ihren Vater als signifikant (p= ,004) weniger emotional warm<br />
erinnern als die männlichen Befragten.<br />
Bei gleichen Varianzen ergab sich auf der Skala „Emotionale Wärme“ für die Mutter, dass die<br />
weiblichen Befragten ihre Mutter als signifikant weniger emotional warm (p= ,002) erinnern<br />
als die männlichen Befragten.<br />
Die Mittelwerte der Skala „Emotionale Wärme“ liegen für Vater und Mutter im Normbereich<br />
des FEE. Allerdings liegen die Mittelwerte für die Skala „Emotionale Wärme“ für die Mutter im<br />
unteren Normbereich des FEE.<br />
Die anderen Skalen ergaben keine Signifikanzen im Gruppenvergleich.<br />
Die Befragungen wurden im Setting stationärer Entwöhnungsbehandlungen für Suchtkranke<br />
durchgeführt. Im Fragebogen wurde erfragt, ob sich jemand in der ersten oder zweiten<br />
Behandlungshälfte befindet. Hintergrund war, dass sich - mit fortschreitender Therapiedauer<br />
und den damit verbundenen bzw. vermuteten Nachreifungsprozessen - die Bewertung des<br />
subjektiv wahrgenommenen erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens verändern könnte.<br />
Hierbei wurde wiederum ein Gruppenvergleich vorgenommen, um Unterschiede in der<br />
Merkmalsausprägung festzustellen<br />
I 67
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Die Ergebnisse sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.<br />
Tabelle 9:<br />
Skala<br />
T-Werte FEE<br />
Strafe<br />
u. Ablehnung<br />
Vater<br />
Unterschiede der Mittelwerte des FEE für 1. und 2. Behandlungshälfte<br />
Behandlungshälfte n 1 M 2 SD 3 Standardfehler<br />
des<br />
Mittelwertes<br />
T Signifikanz<br />
1.<br />
46 54,03 11,26 1,66172<br />
Behandlungshälfte<br />
,644 ,521<br />
2.<br />
Behandlungshälfte 34 52,37 11,59 1,9704<br />
Strafe<br />
1.<br />
51<br />
52,61<br />
9,53<br />
1,33404<br />
u. Ablehnung<br />
Behandlungshälfte<br />
Mutter<br />
-,608 ,545<br />
2.<br />
Behandlungshälfte<br />
40<br />
53,90<br />
10,71<br />
1,69532<br />
Emotionale<br />
1.<br />
45<br />
46,89<br />
12,70<br />
1,89290<br />
Wärme<br />
Behandlungshälfte<br />
Vater<br />
-,824 ,413<br />
2.<br />
Behandlungshälfte<br />
34<br />
49,31<br />
13,40<br />
2,30040<br />
Emotionale<br />
1.<br />
52<br />
49,60<br />
13,70<br />
1,90008<br />
Wärme<br />
Behandlungshälfte<br />
Mutter<br />
-,607 ,546<br />
2.<br />
Behandlungshälfte<br />
40<br />
51,34<br />
13,80<br />
2,18196<br />
Kontrolle u.<br />
1.<br />
45<br />
52,70<br />
11,26<br />
1,68074<br />
Überbehütung<br />
Behandlungshälfte<br />
Vater<br />
-,494 ,623<br />
2.<br />
Behandlungshälfte<br />
34<br />
53,90<br />
9,88<br />
1,69374<br />
Kontrolle u.<br />
1.<br />
52<br />
53,72<br />
10,18<br />
1,41158<br />
Überbehütung<br />
Behandlungshälfte<br />
Mutter<br />
-,668 ,506<br />
2.<br />
Behandlungshälfte<br />
40<br />
55,10<br />
9,17<br />
1,44949<br />
n 1 = gültige Datenangaben/ M 2 = Mittelwerte/ SD 3 = Standardabweichung/ *= signifikant<br />
I 68
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Hierbei ergab sich auf keiner der Skalen des FEE für Mutter und Vater in Abhängigkeit von<br />
der Behandlungshälfte ein signifikanter Unterschied.<br />
4. Diskussion<br />
In wesentlichen Punkten decken sich die Ergebnisse der deskriptiven Statistik mit den<br />
Erfahrungswerten der klinischen Arbeit sowie den Befunden aus der Suchtforschung und der<br />
Literatur.<br />
So fand sich in der durchgeführten Studie die in den oben genannten Bereichen häufig<br />
beschriebene „broken home“ Situation in der Herkunftsfamilie für Drogenabhängige wieder; in<br />
der vorliegenden Stichprobe gaben über 58,8 % der Befragten eine Trennung bzw.<br />
Scheidung ihrer Eltern an.<br />
Hornung et al. (1983) und Reis et al. (2006) beschreiben, dass insbesondere<br />
Drogenkonsumenten mit schweren und/oder polyvalenten Konsummustern angeben, aus<br />
unvollständigen Familien zu stammen. In der vorliegenden Untersuchung gaben lediglich 10<br />
Personen an, nur von einer Substanz abhängig geworden zu sein, die anderen 86 Personen<br />
haben nach eigener Einschätzung eine Abhängigkeit von zwei oder mehreren Substanzen<br />
entwickelt. Ein multipler Substanzgebrauch kann nur dann sicher angenommen werden, wenn<br />
neben der Anzahl der Substanzen auch die Konsumform/-gewohnheit erhoben wird. Dies<br />
wurde in der vorliegenden Studie nicht gemacht; dennoch kann aufgrund der erhobenen<br />
Daten und der Zielgruppe davon ausgegangen werden, dass die Anzahl derer mit<br />
polyvalenten und extremen Konsummustern in der vorliegenden Stichprobe hoch ist. Hierfür<br />
sprechen auch die Angaben zum Beginn der Suchtmittelabhängigkeit. Dieser wird immerhin<br />
von 38 % der Befragten vor dem 14. Lebensjahr und von 37 % zwischen dem 15. und 17.<br />
Lebensjahr angegeben. Insbesondere vor dem 14. Lebensjahr sind wichtige Aufträge des<br />
frühen Jugendalters noch nicht abgeschlossen. Eine frühe Suchtstörung ist in der Literatur<br />
und der klinischen Arbeit mit einem schweren Verlauf der Suchtstörung assoziiert<br />
(Thomasius, 2005; Klein 2005 b) und mit einer höheren Rate an biologischen, sozialen und<br />
psychischen Defiziten (DHS, 2006).<br />
In der vorliegenden Studie gaben immerhin 74 von 95 Personen, die hierzu Angaben<br />
gemacht haben, an, eine abgeschlossene Schulausbildung zu haben. Allerdings haben auch<br />
48 von 96 Personen angegeben, keine abgeschlossene Berufsausbildung zu haben. Dies<br />
I 69
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
könnte darauf hindeuten, dass trotz des Drogenkonsums viele der Befragten noch über eine<br />
ausreichende soziale und psychische Stabilität verfügten, um ihre schulische Ausbildung zu<br />
beenden, eine berufliche Ausbildung aufgrund des Substanzgebrauchs für viele dann jedoch<br />
nicht mehr möglich war.<br />
Grundsätzlich könnte hierbei die Frage von Relevanz sein, ob familiäre Beziehungen und<br />
Unterstützung die schulische und berufliche Entwicklung beeinflusst haben, insbesondere das<br />
Erziehungsverhalten der Eltern. In der Literatur wird z. B. beschrieben, dass sich das<br />
konsistente Setzen von Regeln und elterliche Aufsicht positiv darauf auswirkt, dass<br />
Jugendliche dem Druck in der Peergroup, dem Substanzkonsum widerstehen können (Kung<br />
u. Farrell, 2000; nach Pinquart u. Silberreisen, 2006). Dies könnte zumindest phasenweise<br />
dem Fortschreiten des Substanzkonsums entgegen wirkt und die schulische Laufbahn positiv<br />
beeinflusst haben.<br />
Diese Frage war im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht zu klären, hierfür hätten<br />
weitere Variablen, die spezifischer auf den schulischen und beruflichen Werdegang abzielen,<br />
erhoben werden müssen.<br />
Die Tatsache, dass die befragte klinische Stichprobe das subjektiv erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten im Normbereich des FEE angegeben hat, könnte darauf hindeuten.<br />
Im Bereich der familiären Situation ist auffallend, dass nur neun Personen angegeben haben,<br />
zu keinem Elternteil Kontakt zu haben. Madanas, Dukes u. Harbin (1981) beschreiben<br />
basierend auf Stanton u. Todd et al. (1978) eine enge Bindung des erwachsenen<br />
Drogenabhängigen an seine Herkunftsfamilie. In der klinischen Arbeit ergibt sich nach<br />
Einschätzung der Verfasserin ein heterogeneres Bild. Während viele der Drogenabhängigen<br />
den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen haben oder dieser durch die Eltern abgebrochen<br />
wurde, haben andere eine sehr enge Bindung zu ihren Eltern, wobei hieraus keine Schlüsse<br />
auf die Qualität der Eltern – Kind – Beziehung gezogen werden können. So kann der Kontakt<br />
zu den Eltern z.B. auch eine hohe Funktonalität für den Suchtmittelabhängigen haben<br />
(finanzielle Unterstützung durch die Eltern, Vermeidung negativer Konsequenzen durch<br />
elterliche Schutzhandlungen etc.)<br />
In der klinischen Arbeit zeigt sich - nach Meinung der Verfasserin - häufig das Bild, dass wenn<br />
sich die Abhängigen in ein Behandlungsangebot begeben, der Kontakt zur Herkunftsfamilie<br />
bzw. zu den Eltern wieder hergestellt wird.<br />
In Bezug auf eine elterliche Alkoholbelastung gaben 46,4 % der Befragten an, aus einem<br />
alkoholbelasteten Elternhaus zu stammen, davon nahmen 35 Personen an, dass ihr Vater<br />
alkoholabhängig ist und 18 Personen gehen davon aus, das ihre Mutter alkoholabhängig ist.<br />
I 70
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um die subjektive<br />
Einschätzung der Patienten handelt und nicht um eine gesicherte Diagnose hinsichtlich einer<br />
elterlichen Alkoholabhängigkeit.<br />
Damit ist die elterliche Alkoholbelastung in der vorliegenden Stichprobe hoch.<br />
In Deutschland ist in jeder siebten Familie vorübergehend und in jeder zwölften Familie<br />
dauerhaft ein Kind von der Alkoholstörung eines oder beider Elternteile betroffen (Klein, 2005<br />
b).<br />
In der vorliegenden Untersuchung gibt nahezu jeder zweite der Befragten an, dass ein<br />
Elternteil alkoholabhängig war bzw. ist.<br />
Vergleicht man diese Werte mit der von Klein vorgestellten Tabelle in Kapitel 2.4.3., die die<br />
elterliche Alkoholbelastung von Drogenabhängigen darstellt, so zeigt sich, dass dort ähnliche<br />
Werte zu finden sind. In Abhängigkeit vom Setting wird die elterliche Alkoholabhängigkeit für<br />
einen Elternteil zwischen 33, 5 % und 58,8 % angegeben.<br />
Unterschiedliche Familienstudien gehen davon aus, dass neben Alkoholstörungen auch<br />
Missbrauch und/oder Abhängigkeit von anderen Substanzen bei Familienmitgliedern von<br />
Personen mit einer Lebenszeitdiagnose von Alkoholabhängigkeit gehäuft vorkommen<br />
(Lachner u. Wittchen, 1997). Dies wird von einigen Forschergruppen dahingehend gedeutet,<br />
dass die Vulnerabilität für Substanzgebrauch transmittiert wird (ebd.).<br />
Das Ergebnis der vorliegenden Studie könnte ebenfalls in diese Richtung deuten, wobei<br />
keine Aussagen darüber getroffen werden können, über welche Mechanismen der<br />
Weitergabe einer Suchtstörung erfolgt, weil hierzu ein Untersuchungsdesgin notwendig wäre,<br />
das den Umfang der vorliegenden Arbeit sprengen würde.<br />
Die Auswertung des FEE ergab, dass sich alle Mittelwerte für die drei Skalen „Ablehnung und<br />
Strafe“, „Emotionale Wärme“ und „Kontrolle und Überbehütung“ im Normbereich des FEE<br />
befanden.<br />
D. h., dass die Befragten der klinischen Stichprobe durchschnittlich das Erziehungsverhalten<br />
ihrer Eltern im Mittel als nicht übermäßig streng und ablehnend, kontrollierend und<br />
überbehütend und nicht als emotional kalt empfunden haben und zunächst keine besonderen<br />
Ausprägungen erkennbar sind. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass die Skala<br />
„Emotionale Wärme“ genau um den t-Mittelwert 50 liegen. Insbesondere hohe Werte auf<br />
dieser Skala weisen auf ein liebevolles, lobendes, unterstützendes und tröstendes, also<br />
insgesamt emotional warmes Erziehungsverhalten hin.<br />
I 71
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Dies war von der Verfasserin im Hinblick auf die im Vorfeld recherchierten theoretischen<br />
Befunde anders erwartet worden (vgl. Hornung et al., 1983; Kandel, 1996; Dodgen u. Shea,<br />
2000; Eikhoff u. Zinbecker, 2000; Reinherz et al., 2000, nach Thomasius et al. 2005).<br />
Schweitzer et al. (1989) u. Emmelkamp et al. (1988) fanden nicht nur im Vergleich mit der<br />
Kontrollgruppe signifikante Unterschiede im subjektiv erinnerten Erziehungsverhalten,<br />
sondern auch die Auswertungen als solche zeigten negative Tendenzen (vgl. Kapitel 2.6).<br />
Torresani et al. (2000) führten mit dem PBI ebenfalls eine Untersuchung in einer klinischen<br />
Stichprobe durch und untersuchten das subjektiv erinnerte Erziehungsverhalten von<br />
Drogenabhängigen und ihren Eltern. Sowohl die Eltern als auch deren drogenabhängigen<br />
Kindern schrieben dem subjektiv erinnerten Erziehungsverhalten eine hohe mütterliche und<br />
väterliche Kontrolle und eine geringe mütterliche Fürsorge zu.<br />
Im Vorfeld der Befragung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich um eine<br />
freiwillige Teilnahme handelt. Grundsätzlich könnten sich deshalb Personen gemeldet haben,<br />
die die Beziehung zu ihren Eltern eher positiv erlebt haben und für die das Ausfüllen eines<br />
solchen Fragebogens deshalb weniger belastend ist. Ein anderer Grund könnte auch der<br />
sein, dass einige der Befragten die Beziehung idealisiert darstellen – nicht im Sinne einer<br />
sozialen Erwünschtheit, sondern vielmehr im Sinne einer „Selbsttäuschung“, zur Abwehr<br />
aversiver Gefühle.<br />
Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurde ausgeführt, dass die Entstehung einer Suchtstörung<br />
multifaktoriell bedingt ist und dass das elterliche Erziehungsverhalten einen Faktor in einem<br />
solchen Bedingungsgefüge darstellt. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass das<br />
erinnerte elterliche Erziehungsverhalten selbst von unterschiedlichen Variablen beeinflusst<br />
werden kann, wobei der mögliche Einfluss von z. B. Persönlichkeits- und<br />
Selbstkonzeptmerkmalen noch nicht abschließend geklärt ist. Für eine weitere Untersuchung<br />
könnte es deshalb von Bedeutung sei, diese Variablen zu kontrollieren.<br />
Der FEE ist nicht ausdrücklich für die Befragung klinischer Gruppen konzipiert (Schumacher<br />
et al., 2000; Schuhmacher 2002). Deshalb wäre es möglich, dass Besonderheiten familiärer<br />
Interaktionserfahrungen dieser Personengruppe zwischen Eltern und Kindern mit dem FEE<br />
nicht erfasst werden. Beispielhaft sei hier die von Klein (2009) beschriebene<br />
Verhaltensvotalität seitens eines alkoholabhängigen Elternteils zu nennen.<br />
Die von Klein et al., (2003), Klein, (2005a, 2005 b) u. Zobel (2000) beschriebene Inkonsistenz<br />
im Erziehungsverhalten in alkoholbelasteten Familien ist nach Hornung et al. (1983) und<br />
Patton (1995) auch für Kinder und Jugendliche aus nicht suchbelastete Familien als<br />
risikoerhöhend für späteren Alkohol- und Drogenkonsum. In einer weiteren Untersuchung<br />
I 72
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
wäre es deshalb sinnvoll, ergänzende Items zu erheben, um damit eine differenzierte<br />
Auswertung vornehmen zu können.<br />
Einige der in Kapital 2.6 dargestellten Studien arbeiten mit Kontrollgruppen. Dabei ergaben<br />
sich insbesondere auf den Skalen „ Emotionale Wärme“ (PBI „ Fürsorge“) und „Kontrolle und<br />
Überbehütung“ (PBI „Überbehütung“) signifikante Unterschiede zwischen klinischer<br />
Untersuchungsgruppe und Kontrollgruppe. Um zu aussagekräftigeren Ergebnissen zu<br />
kommen, könnte es sinnvoll sein, eine weitere Untersuchung mit Kontrollgruppe planen. (In<br />
der vorliegenden Studie hat die Verfasserin sich aufgrund der theoretischen Befunde und<br />
ihrer privaten Situation aus ökonomischen Gründen gegen ein Untersuchungsdesign mit<br />
Kontrollgruppe entschieden.) Andererseits muss gesagt werden, dass selbst wenn bei einer<br />
Untersuchung mit Kontrollgruppe signifikante Ergebnisse erzielt werden, die Mittelwerte der<br />
hier untersuchten Gruppe im Normbereich des FEE liegen.<br />
Insgesamt muss für die durchgeführte Untersuchung und die darin durchgeführten<br />
Signifikanztestungen darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine eher kleine<br />
Stichprobe handelt und die Wahrscheinlichkeit zu signifikanten Ergebnissen zu kommen, bei<br />
kleinem Stichprobenumfang grundsätzlich geringer ist als bei größeren Stichproben (Bortz,<br />
2006).<br />
Andererseits wurden viele Signifikanztests durchgeführt und aufgrund der Untersuchungsart<br />
keine Anpassung des Signifikanzniveaus vorgenommen (vgl. Kapitel 3.1.6.).<br />
In der durchgeführten Studie konnte kein Zusammenhang zwischen einer elterlichen<br />
Alkoholbelastung und dem Beginn der eigenen Suchtmittelabhängigkeit der Befragten<br />
gefunden werden. Eine positive Familienanamnese hinsichtlich einer Alkoholbelastung ist bei<br />
Menschen mit einer Alkoholstörung mit einem früheren Trinkbeginn assoziiert. Ebenso steigt<br />
das Risiko, lebensgeschichtlich früher eine Abhängigkeit von Alkohol oder Drogen zu<br />
entwickeln (Klein & Zobel 1997).<br />
Die Frage, warum ein solcher Zusammenhang in der vorliegenden Stichprobe nicht<br />
nachweisbar war, kann zum einen darin begründet sein, dass der lebensgeschichtlich frühe<br />
Beginn einer Suchmittelabhängigkeit Merkmal der untersuchten Personengruppe<br />
(Drogenabhängige) ist. Vollmer (2001) benennt das durchschnittliche Alter für den Beginn<br />
einer Drogenabhängigkeit mit 18 Jahren. Die klinische Arbeit zeigt, dass der Beginn einer<br />
Drogenabhängigkeit häufig deutlich unter dem 18. Lebensjahr liegt. Der frühe Beginn einer<br />
Abhängigkeit scheint also ein spezifisches Merkmal für drogenabhängige Menschen zu sein.<br />
I 73
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Methodisch wäre es demnach wichtig, den Stichprobenumfang zu vergrößern, insbesondere<br />
für diejenigen, die erst in einem späteren Lebensalter eine Drogenabhängigkeit entwickelt<br />
haben, um Effekte überhaupt nachweisen zu können.<br />
In Bezug auf das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten ergaben sich signifikante<br />
Ergebnisse im Gruppenvergleich zwischen denjenigen, die angaben, aus einem<br />
alkoholbelasteten Elternhaus zu stammen, und denjenigen ohne elterliche Alkoholbelastung<br />
auf den Skalen „ Strafe und Ablehnung“ für die Mutter und auf der Skala „Emotionale Wärme“<br />
für den Vater. Hierbei wurde nicht unterschieden, ob Vater oder Mutter alkoholabhängig<br />
waren/ sind. Die Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung gaben an, ihre Mutter signifikant<br />
häufiger strafender und ablehnender wahrgenommen zu haben als diejenigen ohne elterliche<br />
Alkoholbelastung. Für den Vater ergab sich kein signifikantes Ergebnis, jedoch eine Tendenz,<br />
dass sich die Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung stärker durch diesen abgelehnt und<br />
bestraft fühlten. Möglich wäre dass, aufgrund der Überforderung hinsichtlich der<br />
Alkoholabhängigkeit und um das Funktionieren des Familiensystems zu gewährleisten, der<br />
nicht alkoholabhängige Elternteil eine strengere Erziehung ausübt, die mit mehr Tadel und<br />
Kritik verbunden ist und vom Erzogenen als ablehnender empfunden wird. Bei einer<br />
alkoholabhängigen Mutter könnte die signifikant höhere Ausprägung auf der Skala „Strafe und<br />
Ablehnung“ darauf hindeuten, dass die trinkende Mutter ihrem Autoritätsverlust in der Familie<br />
entgegenzuwirken versucht und sich durch die Kinder in ihrem Trinkverhalten gestört fühlt, so<br />
dass diese ihre Mutter auch als ablehnender empfinden. Ebenso könnte die tendenziell<br />
wahrgenommene höhere Strafintensität und Ablehnung väterlicherseits bei einem<br />
alkoholabhängigen Vater interpretiert werden (vgl. Pruhm, 2003)<br />
Ein signifikanter Unterschied ergab sich ebenfalls auf der Skala „Emotionale Wärme“ insofern,<br />
als dass diejenigen mit positiver Familienanamnese ihren Vater als signifikant weniger<br />
emotional warm erinnern als diejenigen ohne elterliche Alkoholbelastung, d. h. sich signifikant<br />
weniger durch diesen getröstet, unterstützt, gelobt und liebevoll behandelt fühlten. Der t-Wert<br />
befand sich zudem im unterersten Normbereich des FEE. Im Falle eines alkoholabhängigen<br />
Vaters könnte dies auf die insbesondere in der klinischen Literatur beschriebene<br />
Gleichgültigkeit des trinkenden Vaters hindeuten, der allzu sehr auf das Suchtmittel fixiert ist.<br />
Unter Umständen könnte auch eine Komorbidität des Vaters die emotionale Zugewandtheit<br />
sowie die Alkoholeffekte die emotionale Verfügbarkeit den Kindern gegenüber eingeschränkt<br />
haben (vgl. Kapitel 2.4.3.). Bezogen auf eine alkoholabhängige Mutter könnte die signifikant<br />
andere Bewertung der emotionalen Wärme des Vaters seinen Kindern gegenüber auf eine<br />
Distanzierung des Vaters innerhalb des Familiensystems hinweisen. In der klinischen Arbeit<br />
zeigt sich häufiger, dass während Partnerinnen von Alkoholikern die häusliche Situation<br />
I 74
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
länger tragen, sich die Partner von Alkoholikerinnen häufiger zurückziehen. Unter Umständen<br />
fühlen sich Kinder mit einer alkoholabhängigen Mutter in besonderer Weise verpflichtet, diese<br />
zu schützen, und es kommt zu einer „Mutter-Kind-Allianz“ (vgl. Zobel, 2000). Eine solche<br />
Veränderung in der Eltern-Kind-Beziehung könnte dazu führen, dass diese sich auf das<br />
subjektiv wahrgenommene Erziehungsverhalten des Vaters auswirkt.<br />
Mit dem eingesetzten Untersuchungsinstrument ließ sich die in der klinischen und<br />
Fachliteratur häufig beschriebene Inkonsistenz im Erziehungsverhalten in alkoholbelasteten<br />
Familien leider nicht erfassen. In einer weiterführenden Untersuchung wäre es sicherlich<br />
angezeigt, entsprechende Items einzusetzen. So könnten die Ergebnisse des FEE<br />
gegebenenfalls weitergehend interpretiert werden.<br />
Im Geschlechtervergleich ergab sich auf der Skala „ Strafe und Ablehnung“ zwar kein<br />
signifikantes Ergebnis, jedoch eine Tendenz, dass die weiblichen Befragten ihre Mutter als<br />
ablehnender und strafender empfinden als die männlichen Befragten.<br />
Im Geschlechtsvergleich ergab sich ein signifikanter Unterschied auf der Skala „Emotionale<br />
Wärme“. Die weiblichen Befragen gaben an, sowohl vom Vater als auch von der Mutter<br />
signifikant weniger emotionale Wärme erfahren zu haben als die männlichen Befragten.<br />
Allerdings ist hier kritisch zu bewerten, dass wesentlich weniger Frauen (n= 16) als Männer<br />
(n= 81) ausgewertet werden konnten. Bei einer weiteren Untersuchung dieser Zielgruppe<br />
könnte es deshalb z. B. sinnvoll sein, Kliniken, die nur Frauen behandeln, in die Befragung<br />
mit einzubeziehen, um den Anteil weiblicher Probanden zu erhöhen.<br />
Das Ergebnis ist insofern bemerkenswert, als dass in der bevölkerungsrepräsentativen<br />
Befragung 1994 des FEE die weiblichen Befragten ihre Mütter als emotional wärmer<br />
erinnerten als die männlichen Befragten und in der Validierungstichprobe aus dem Jahre<br />
1999 des FEE Vater und Mutter von den weiblichen Befragten als signifikant emotional<br />
wärmer erinnerten wurden. Ebenso wurden die Mütter rückblickend als weniger strafend und<br />
ablehnend beschrieben. (Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002).<br />
In der vorliegenden klinischen Stichprobe wurde demnach ein gegenteiliger Geschlechtseffekt<br />
festgestellt.<br />
Dies könnte auf eine besondere familiäre Situation in der Herkunftsfamilie der<br />
drogenabhängigen Frauen hindeuten oder aber auf ein besonderes Bedürfnis der Betroffenen<br />
nach emotionaler Wärme, dem seitens der Eltern nicht entsprochen wurde. Der zweite Faktor<br />
würde dann besondere Merkmale in der Persönlichkeitsausprägung der Betroffenen<br />
betreffen. Um hier differenzierte Aussagen treffen zu können, wäre in einer weiteren<br />
Untersuchung erforderlich, weitere Variablen zu kontrollieren.<br />
I 75
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Insbesondere im Hinblick darauf, dass verschiedene Autoren (Küfner et al., 2000; Thomasius,<br />
2005; Klein 2005 b) darauf hinweisen, dass eine fehlende emotionale Bindung, als<br />
Risikofaktor für eine spätere Suchtstörung sein kann, wäre es sinnvoll den hier gefunden<br />
Effekt weiter zu untersuchen, weil sich daraus Hinweise auf mögliche geschlechtsspezifische<br />
Risikofaktoren oder möglicher Mediatoren im Erziehungsverhalten ergeben könnten.<br />
Die Signifikanztestung des Gruppenvergleichs erste/zweite Behandlungshälfte führte auf<br />
keine der Skalen des FEE zu einem signifikanten Ergebnis. Hintergrund der Testung war der<br />
Gedanke, dass sich therapeutische Inhalte und persönliche Nachreifungsprozesse bei den<br />
drogenabhängigen Patienten auf das Antwortverhalten in Bezug auf das subjektiv<br />
wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten auswirken könnten. Unter<br />
Umständen ist hierfür die hier vorgenommene Einteilung zu grob, um Effekte nachweisen zu<br />
können. Die aufgesuchten Kliniken bieten individuelle Therapiezeiten an, die sich z. B.<br />
danach richten, ob es sich um eine Wiederholungstherapie handelt.<br />
Während die Dauer einer regulären Entwöhnungsbehandlung i. d. R. 26 Wochen beträgt,<br />
kann eine sogenannte Kompakttherapie nur 12 Wochen betragen, so dass die Unterteilung in<br />
„erste Behandlungshälfte“ oder „zweite Behandlungshälfte“ nicht ausreichend aussagekräftig<br />
über die tatsächliche Aufenthaltsdauer scheint.<br />
So könnten z. B. Effekte dadurch zu Stande kommen, dass zu Beginn einer Therapie und<br />
zum Ende der Therapie das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erfragt wird.<br />
Im Hinblick auf die in Kapitel 2.5.6. dargestellten Zusammenhänge zum Wahrheitsgehalt von<br />
retrospektiv erhobenen Daten und dem erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten könnte es<br />
auch sinnvoller sein eher stimmungsbedingte Variablen oder persönliche Bewertungen der<br />
Therapiefortschritte zu erfragen, als formale Parameter wie die Behandlungsdauer.<br />
Grundsätzlich könnten diese natürlich auch zusätzlich erhoben werden.<br />
Grundsätzlich kann das Ergebnis aber auch darauf hindeuten, dass die Erinnerung an das<br />
subjektiv wahrgenommen elterliche Erziehungsverhalten durch therapeutische Impulse nicht<br />
direkt verändert wird und damit für die Reliabilität des FEE sprechen.<br />
I 76
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
5. Fazit<br />
Die im theoretischen Teil beschriebenen familiären Risikofaktoren, die auf das elterliche<br />
Erziehungsverhalten fokussieren, konnten in der vorliegenden Untersuchung für die gesamte<br />
Stichprobe zunächst nicht bestätigt werden.<br />
Allerdings ergaben sich im internen Gruppenvergleich bei den Befragten Effekte mit elterlicher<br />
Alkoholbelastung und im Geschlechtervergleich.<br />
Diejenigen mit elterlicher Alkoholbelastung erinnerten ihre Mutter als signifikant ablehnender<br />
und strafender. Beim Vater ergab sich neben einer Tendenz für eine höhere Strafintensität<br />
und Ablehnung auch ein signifikant weniger emotional warmes Erziehungsverhalten in der<br />
Erinnerung der Befragten.<br />
Im Geschlechtervergleich ergab sich, dass die befragten Frauen ihre Mutter als tendenziell<br />
ablehnender u. strafender und sowohl Mutter und Vater als signifikant weniger emotional<br />
warm erinnern als die männlichen Befragten.<br />
Hingegen ergaben sich im Vergleich der Behandlungshälften keine signifikanten Unterschiede<br />
und es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen elterlicher Alkoholbelastung und<br />
Beginn der Suchtmittelabhängigkeit ermittelt werden.<br />
Welche Schlussfolgerungen lassen sich nun für die weitere Forschung ziehen?<br />
Insgesamt sollten zukünftige Forschungsdesgins aufgrund des multifaktoriellen Modells für<br />
Suchtstörungen und den zahlreichen mit dem elterlichen Erziehungsverhalten interagierenden<br />
Faktoren zusätzliche Parameter erheben. Hierzu zählen vor allem eine mögliche Komorbidität<br />
der Befragten selbst oder deren Eltern, Inkonsistenz im Erziehungsverhalten, zusätzliche<br />
Items, die vor allem auf die Bereiche Vernachlässigung und Verwöhnung abheben. Zusätzlich<br />
könnte untersucht werden, wie oder ob Erziehungsvariablen mit Variablen aus dem Bereich<br />
der Peergruppe miteinander in Zusammenhang stehen. Hierzu müssten weitere Items<br />
erhoben werden. Ein Kontrollgruppendesgin könnte insgesamt zu aussagekräftigeren<br />
Ergebnissen führen.<br />
Auch wenn es nicht um eine isolierte Betrachtung ausschließlich familiärer Risikofaktoren und<br />
hier vor allem dem subjektiv erinnerten Erziehungsverhalten gehen kann und diese immer nur<br />
eine Teilmenge innerhalb eines multifaktoriellen Bedingungsgefüges darstellen, könnten<br />
weitere Untersuchungen zu dem Thema zu einem erweiterten Verständnis zur Ätiologie von<br />
Suchtstörungen beitragen.<br />
I 77
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Insbesondere im Hinblick auf die gefundenen Effekte im Vergleich alkoholbelastete<br />
Herkunftsfamilie vs. nicht alkoholbelastete Herkunftsfamilie und im Geschlechtervergleich<br />
erscheinen der Verfasserin weitere Untersuchungen angezeigt.<br />
Für die Gruppe der Drogenabhängigen mit elterlicher Alkoholbelastung könnten weitere<br />
Untersuchungen klären, welche Bedeutung dem (subjektiv erinnerten) elterlichen<br />
Erziehungsverhalten als möglichen Mediator bei der Transmission von Suchtstörungen zu<br />
kommt.<br />
Zudem könnten weitere Erkenntnisse die Forderung verstärken, dass Alkoholabhängige und<br />
ihre Partner in der Behandlung deutlicher in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt werden (vgl.<br />
Pruhm, 2003).<br />
Die gefundenen Effekte im Geschlechtervergleich könnten auf besondere<br />
Sozialisationsbedingungen drogenabhängiger Frauen hindeuten, wobei hier wieder auf die<br />
geringe Anzahl (n= 16) der weiblichen Probandinnen hinzuweisen ist. Deshalb wäre es in<br />
weiteren Untersuchungen unbedingt notwendig, eine höhere Anzahl von Frauen zu<br />
rekrutieren.<br />
Sollten sich die hier gefundenen Effekte bestätigen, könnte dieses Wissen auch in der<br />
therapeutischen Behandlung von Frauen niederschlagen.<br />
Nach Schumacher (2002) kann das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten als<br />
spezifische Bindungsrepräsentation aufgefasst werde, die sich auf die erziehungsrelevanten<br />
Interaktionserfahrungen mit den Eltern bezieht. Bindungsrepräsentationen Erwachsener sind<br />
deshalb von Bedeutung, weil die Interaktionserfahrungen der Eltern in der Herkunftsfamilie<br />
bestimmt wird und von einer Transmission von Bindung über Generationen ausgegangen<br />
wird (Gloger-Tippelt, 1999; nach Schumacher 2002). Im Hinblick darauf, dass viele<br />
drogenabhängige Frauen auch Mütter sind, könnten weitere Erkenntnisse gezielt eingesetzt<br />
werden, um die betroffen Frauen in ihrer Mutterrolle zu unterstützen.<br />
Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, dass eine weitere Erforschung der hier<br />
gefundenen Effekte auch im Hinblick auf die Patienten-Therapeuten Beziehung von<br />
Bedeutung sein könnten. Denn schließlich transportieren die Patienten ihre<br />
Bindungserfahrung in die Beziehung zum Therapeuten, und es entstehen mannigfaltige<br />
Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene. Weitere Erkenntnisse könnten die<br />
fortschreitende Konzeptionalisierung der therapeutischen Suchtarbeit bereichern und weiter<br />
absichern.<br />
I 78
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
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ANHANG<br />
I. Klinikbeschreibung<br />
Beschreibung der Kliniken<br />
Klinik 1<br />
Abhängigkeiten: Abhängigkeitserkrankungen von illegalen Drogen.<br />
Alter der Patienten: ab dem 18 Lebensjahr.<br />
Geschlecht: Männer und Frauen.<br />
Behandlungsdauer: vier bis sechs Monate.<br />
Konzept: Systemische Familientherapie, Gestalt-, Gesprächstherapie,<br />
tiefenpsychologische-, lösungs- und ressourcenorientierte Therapie.<br />
Klinik 2:<br />
Abhängigkeiten: Abhängigkeitserkrankungen von illegalen Drogen.<br />
Alter der Patienten: ab dem 16. Lebensjahr.<br />
Geschlecht: ausschließlich männlich.<br />
Behandlungsdauer: zwischen 16 und 39 Wochen.<br />
Konzept:<br />
Psychotherapeutischer Ansatz orientiert sich an tiefenpsychologischen<br />
Methoden, die durch systemische- gestalttherapeutische- und<br />
verhaltenstherapeutische Ansätze ergänzt werden.<br />
Klinik 3:<br />
Abhängigkeiten: Drogenabhängige unterschiedlicher Abhängigkeitsgrade und<br />
Konsummuster.<br />
Alter der Patienten: ab dem 18.Lebensjahr.<br />
Geschlecht: Männer und Frauen.<br />
Behandlungsdauer: Regelbehandlung 26 Wochen.<br />
Konzept: Konzeption basiert auf suchtmedizinischen Erkenntnissen und<br />
Ansätzen. Die Sozio- und Psychotherapie ist primär an Theorien,<br />
Methoden u. Techniken der Integrativen Therapie orientiert. Diese wird<br />
ergänzt durch systemische, psychonanalytisches,<br />
gestalttherapeutisches, und psychodramatisches Vorgehen ergänzt.<br />
Klinik 4:<br />
Abhängigkeiten: Polytoxikomanie, polyvalente Konsummuster unter Beteiligung von<br />
Alkohol, Medikamenten und illegalen Drogen, sekundäre<br />
Abhängigkeiten.<br />
Alter der Patienten: ab dem 18. Lebensjahr.<br />
Geschlecht: Männer und Frauen.<br />
I 85
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Behandlungsdauer: Individualisierte Behandlungsdauer 16 – 26 Wochen.<br />
Konzept:<br />
Systemisches Behandlungskonzept unter besonderer Berücksichtigung<br />
verhaltenstherapeutischer Selbstmanagmentkonzepte. Arbeit mit<br />
Rückfall.<br />
Klinik 5:<br />
Abhängigkeiten: Drogenabhängigkeit, Mehrfachabhängigkeit sowie deren psychischen<br />
Folgen und Begleiterkrankungen.<br />
Alter der Patienten: ab dem 18.Lebensjahr.<br />
Geschlecht: Männer und Frauen.<br />
Behandlungsdauer: 26 Wochen.<br />
Konzept:<br />
Tiefenpsychologischer Ansatz, der durch verhaltenstherapeutische,<br />
systemorientierte Interventionen und Methoden der Gestalt- und<br />
Gesprächsterminen erweitert wird. Arbeit mit Rückfall (nach Entgiftung<br />
Wiederaufnahme).<br />
Klinik 6:<br />
Abhängigkeit: Behandlung erfolgt im Rahmen eines integrierten Modells, das für<br />
Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige gleichermaßen<br />
geeignet ist.<br />
Alter der Patienten: ab dem 18. Lebensjahr.<br />
Geschlecht: Männer und Frauen.<br />
Behandlungsdauer: Drogenabhängige 26 Wochen.<br />
Konzept: Tiefenpsychologische Fundierung. Integration<br />
verhaltenstherapeutischer und gruppentherapeutischer Verfahren.<br />
I 86
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
II. Anschreiben an die Kliniken<br />
Erhebung von Patientendaten zum Thema „Das erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung“<br />
zur Erstellung meiner Masterthesis<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
im Rahmen des Masterstudienganges „Suchthilfe“ an der <strong>Katholische</strong>n <strong>Hochschule</strong> Köln<br />
beschäftige ich mich aktuell mit meiner Masterthesis. Hierzu bitte ich um Ihre Unterstützung.<br />
Insgesamt benötige ich eine Stichprobe von ca. 80 männlichen und weiblichen Patienten, die<br />
sich in stationärer Entwöhnungsbehandlung befinden. Weitere Einschlusskriterien würde ich<br />
gerne in einem persönlichen Termin besprechen.<br />
Um einen Anreiz zu schaffen, an der Verlosung teilzunehmen, würde ich gerne einen „ipod<br />
shuffle“ GB 1 am Ende der gesamten Befragung verlosen und möchte Sie diesbezüglich um<br />
Ihr Einverständnis bitten, dass auch die teilnehmenden Patienten der Therapeutischen<br />
Gemeinschaft Tauwetter an dieser Verlosung teilnehmen können.<br />
Selbstverständlich wäre ich bereit, Ihnen die Ergebnisse zu kommen zu lassen z. B. in Form<br />
eines Exemplars meiner Abschlussarbeit.<br />
Das Thema der Masterthesis wird, wie oben benannt, das erinnerte elterliche<br />
Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung sein.<br />
Hierzu möchte ich gerne drogenabhängige Patienten in mehreren Kliniken, die i. S. der<br />
stationären Rehabilitation Sucht tätig sind, befragen. Dies soll in anonymisierter Form und auf<br />
freiwilliger Basis geschehen. Die Befragung wird mittels des „Fragebogen zum erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhalten“ (FEE) von Schumacher J., Eisemann, M. u. Brähler, E.<br />
(2000) und einem von mir erstellten Fragebogen, der Items zu soziodemographischen Daten,<br />
zu sucht- und behandlungsbezogenen Daten sowie Daten zur familiären Situation in der<br />
Herkunftsfamilie enthält.<br />
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mein Vorhaben unterstützen und mit mir einen Termin<br />
abstimmen würden, an dem ich mich zur Information Ihrer Patienten vorstellen könnte. Ich<br />
werde in den nächsten Tagen telefonisch hierzu anfragen.<br />
I 87
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Ich stehe für Rückfragen jederzeit zur Verfügung und bedanke mich für Ihr Verständnis.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong><br />
Anlage<br />
Fragebogen<br />
I 88
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
III. Ablaufplan Befragung<br />
Vorstellung in der Großgruppe (Zeitschiene ca. 15 bis 20 Minuten)<br />
Einleitung:<br />
Bedanken für die Bereitschaft zum zu Hören und für die Aufmerksamkeit, trotz eines straffen<br />
Therapieplanes.<br />
Angaben zu meiner Person:<br />
- Name, Alter<br />
- Seit 13 Jahren in der Suchthilfe Alsdorf tätig, Beratung für legal /illegal, PsB, seit 4<br />
Jahren im therapeutischen Bereich tätig (vorwiegend nachstationär, also für<br />
Menschen, die eine stationäre Therapie gemacht haben und danach therapeutisch<br />
weiterarbeiten wollen).<br />
Warum diese Befragung?<br />
Im Rahmen der therapeutischen Ausbildung an der <strong>Katholische</strong>n <strong>Hochschule</strong> in Köln und der<br />
notwendigen Masterthesis bzw. Abschlussarbeit.<br />
Persönliches Interesse an familiären Bedingungen von suchterkrankten Menschen.<br />
Thema der Befragung vorstellen:<br />
„Das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung“<br />
d. h. es geht darum, wie Sie selbst das Erziehungsverhalten (bzw. die Erziehung) ihrer Eltern<br />
erinnern.<br />
Teilnahme:<br />
- ist freiwillig<br />
- Befragung ist anonym<br />
- drogenabhängige Patienten sollen befragt werden<br />
- es geht um die Erziehung der leiblichen Eltern, nicht von Stiefelternteilen<br />
I 89
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
- d.h. man muss zumindest zeitweise bei beiden bzw. bei einem leiblichen Elternteil<br />
aufgewachsen sein.<br />
- Es wird ein IPOD Shuffle verlost<br />
Die Fragen nach dem Erziehungsverhalten der Eltern werden mit einem dafür entwickelten<br />
und gut überprüften Fragebogen erhoben.<br />
Ziel der Befragung:<br />
Die Erinnerungen drogenabhängiger Patienten an das Erziehungsverhalten ihrer Eltern zu<br />
beschreiben und Klärung, ob es besondere Merkmale gibt.<br />
Evtl. können diese Kenntnisse in die therapeutische Arbeit einfließen.<br />
Darauf hinweisen, dass man ich mich über eine Teilnahme sehr freue aber auch Freiwilligkeit<br />
betonen.<br />
Befragung wird in der Gruppe durchgeführt. Konkrete Hinweise zur Untersuchung, kurz vor<br />
der Befragung.<br />
Angebot: Sollte jemand nicht gut lesen können, bin ich gerne bereit, die einzelnen Fragen<br />
des Fragebogens vorzulesen (dann in einer Einzelbefragung bzw. wenn mehrere dieses<br />
Angebot nutzen wollen, mit Mehreren.<br />
Darauf hinweisen, dass ich während der gesamten Befragung zur Verfügung, um Fragen zu<br />
beantworten.<br />
Einweisung in den Fragebogen:<br />
Nochmals für Teilnahme bedanken.<br />
Darauf hinweisen bitte alle Fragen gründlich durchzulesen, bevor man diese beantwortet.<br />
Vorstellung des Fragebogens:<br />
- Allgemeine Fragen<br />
- Daten zur Abhängigkeitserkrankung und Behandlung<br />
I 90
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
- Fragen zur Herkunftsfamilie<br />
- Fragen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten in Form einer Tabelle<br />
- Kurzer Hinweis wegen Item 14<br />
Die Teilnehmer/innen ausdrücklich darauf hinweisen, dass sie, wenn sie Fragen haben, diese<br />
bitte stellen. Kurze Erklärung, warum so ein Fragebogen oder Fragen manchmal nicht so gut<br />
verständlich sind.<br />
Ansonsten weitere mündliche Erläuterungen. S. Fragebogen.<br />
I 91
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Fragebogen zum erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in<br />
stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
Sehr geehrte Patientin,<br />
sehr geehrter Patient,<br />
wir möchten mit dieser Untersuchung feststellen, wie Sie das Erziehungsverhalten Ihrer Eltern<br />
erinnern. Möglicherweise können wir mit Hilfe der Ergebnisse die therapeutische Arbeit und<br />
die therapeutischen Konzepte für die Behandlung von drogenabhängigen Menschen<br />
verbessern.<br />
Die Befragung erfolgt anonym und hat keinerlei Konsequenzen auf Ihre weitere Behandlung.<br />
Sie benötigen für die Beantwortung der Fragen ca. 20 Minuten. Bitte stecken Sie den<br />
Fragebogen nach dem Ausfüllen in den beiliegenden Umschlag.<br />
Bitte lesen Sie die Anweisungen auf der folgenden Seite gründlich durch, bevor Sie<br />
den Fragebogen ausfüllen.<br />
Vielen Dank für Ihre freundliche Mitarbeit.<br />
Als „Dankeschön“ für Ihre Unterstützung können Sie an der Verlosung eines „Apple<br />
iPod shuffle 1GB“ teilnehmen.<br />
Sollten Sie sich für eine Teilnahme entscheiden, tragen Sie bitte Ihre Adresse auf das letzte<br />
Blatt des Fragebogens ein und trennen Sie dieses von den übrigen Blättern. Bitte werfen Sie<br />
Ihre Adresse und Ihren Namen in die dafür vorgesehen Box.<br />
Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.<br />
I 92
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
I. Fragebogen<br />
Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten in der<br />
Herkunftsfamilie von Drogenabhängigen in stationärer<br />
Entwöhnungsbehandlung<br />
(<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong> , Diplom Sozialarbeiterin)<br />
mit Unterstützung von:<br />
Dr. Wilma Funke<br />
Prof. Dr. Michael Klein<br />
<strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong> Köln <strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong><br />
Köln<br />
Forschungsschwerpunkt Sucht<br />
Forschungsschwerpunkt<br />
Sucht<br />
Bitte lesen Sie jede Frage des Fragebogens und die dazugehörigen Antwortmöglichkeiten<br />
gründlich durch, bevor Sie eine Antwort ankreuzen.<br />
Füllen Sie bitte zunächst die Fragen zu Ihrer Person auf der folgenden Seite aus. Danach<br />
werden Fragen zu Ihrem Suchtverlauf und eine Frage zu Ihrer aktuellen Behandlung gestellt.<br />
Im dritten Teil werden Fragen zu Ihrer Familiensituation während Ihrer Kindheit und Jugend<br />
gestellt. Sollten Mehrfachnennungen möglich sein, wird darauf hingewiesen.<br />
Hier noch einige Hinweise zu den Fragen zum erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten, die in diesem Fragenbogen in Form einer Tabelle gestellt werden.<br />
Bitte kreuzen Sie für jede Frage die Antwort an, die dem Verhalten Ihres Vaters/Ihrer Mutter<br />
während Ihrer Kindheit und Jugend am ehesten entspricht. Unterscheiden sie bitte<br />
zwischen Ihrem Vater und Ihrer Mutter. Sollten Sie ausschließlich bei Vater oder Mutter<br />
aufgewachsen sein, beantworten Sie den Fragenbogen bitte ausschließlich für den<br />
erziehenden Elternteil.<br />
Es gibt keine „falschen“ oder „richtigen“ Antworten; antworten Sie bitte so, wie Sie das<br />
Erziehungsverhalten Ihres Vaters oder Ihrer Mutter erinnern, unabhängig davon, ob Ihre<br />
Erinnerung positiv oder negativ ist.<br />
Hier nun ein Beispiel, wie sie den Fragenbogen ausfüllen:<br />
FEE<br />
Nein,<br />
niemals<br />
Ja,<br />
gelegentlich<br />
Ja,<br />
oft<br />
Ja,<br />
ständig<br />
1 Zeigten Ihre Eltern Ihnen, dass<br />
sie Sie gerne hatten?<br />
Vater<br />
Mutter<br />
X<br />
X<br />
Aus dem Beispiel geht hervor, dass der Vater oft zeigte, dass er Sie gerne hatte, während die<br />
Mutter es gelegentlich tat.<br />
Bitte beachten Sie, dass bei den Fragen zum erinnerten elterlichen<br />
Erziehungsverhalten nur eine Antwortmöglichkeit pro Elterteil angekreuzt werden darf.<br />
Bitte lassen Sie keine Frage unbeantwortet.<br />
(<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong>, 2009 in Anlehnung an Schumacher et al. 2000, „Fragebogen zum erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhalten)<br />
I 93
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Fragebogen:<br />
I. Basisdaten<br />
1. Geschlecht □ weiblich □ männlich<br />
2. Alter ……….Jahre<br />
3. Welchen Schulabschluss haben Sie?<br />
□ kein Schulabschluss □ Sonderschule □ Hauptschule<br />
□ Realschule<br />
□ Gymnasium/Fachoberschule<br />
4. Welche Berufsausbildungen haben Sie abgeschlossen?<br />
□ keine Berufausbildung begonnen/Berufsausbildung abgebrochen<br />
□ Lehre als……………………………………………………………............................<br />
□ Studium als……………………………………………………………………………<br />
5. Sind Sie zur Zeit berufstätig?<br />
□ ja, als………………………………………………………………………………….<br />
□ nein, ich bin arbeitslos<br />
□ nein, ich bin Hausfrau/Hausmann<br />
□ erwerbslos ( z. B. Rentner)<br />
□ nein, ich befinde mich in einer Umschulung als……………………………………<br />
6. Wie ist Ihr derzeitiger Familienstand?<br />
□ ledig<br />
□ verheiratet<br />
□ geschieden/getrenntlebend<br />
□ verwitwet<br />
7. Ich bin überwiegend aufgewachsen<br />
□ in den neuen Bundesländern (Ostdeutschland)<br />
□ in den alten Bundessländern (Westdeutschland)<br />
□ im Ausland<br />
II. Suchtverlauf/Behandlungsdaten:<br />
8. Wann sind Sie suchtmittelabhängig geworden?<br />
□ vor dem14. Lebensjahr<br />
□ zwischen dem 15. und dem 17. Lebensjahr<br />
□ zwischen dem 18.und dem 21. Lebensjahr<br />
□ später, im ……. Lebensjahr<br />
□ trifft nicht zu<br />
9. Welche Substanzen haben bei Ihnen zu einer Abhängigkeitserkrankung geführt?<br />
(Mehrfachnennung möglich)<br />
□ Alkohol<br />
□ Cannabis<br />
□ Kokain<br />
□ Heroin/andere Opiate<br />
□ Medikamente<br />
□ Amphetamine<br />
□ Flüchtige Lösungsmittel<br />
□ Ecstasy/Halluzinogene<br />
I 94
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
10. Sie sind in der<br />
□ ersten Behandlungshälfte<br />
□ zweiten Behandlungshälfte<br />
III. Familiendaten:<br />
11. □ Mein Vater lebt noch.<br />
□ Mein Vater starb, als ich ………. Jahre alt war.<br />
12. □ Meine Mutter lebt noch.<br />
□ Meine Mutter starb, als ich ………. Jahre alt war.<br />
13. Ließen Ihre Eltern sich scheiden oder trennten sie sich?<br />
□ ja, als ich ……….Jahre alt war<br />
□ nein<br />
14. Ich bin aufgewachsen bei (Mehrfachnennungen möglich)<br />
□ meinen beiden Eltern von……..bis……..Lebensjahr<br />
□ nur bei meinem Vater von……..bis……..Lebensjahr<br />
□ nur bei meiner Mutter von……..bis……..Lebensjahr<br />
□ Verwandten<br />
von……..bis……..Lebensjahr<br />
□ Heim/Pflegeeltern von……..bis……..Lebensjahr<br />
15. Anzahl der leiblichen Geschwister ……., davon……Brüder……Schwestern<br />
Anzahl der Halbgeschwister ……, davon…….Brüder…….Schwestern<br />
(Sollten Sie keine leiblichen Geschwister oder Halbgeschwister haben, tragen sie bitte<br />
die Zahl 0 ein.)<br />
16. Welche Position nehmen Sie unter Ihren leiblichen Geschwistern ein?<br />
□ Einzelkind<br />
□ Älteste(r)<br />
□ Mittlere/r<br />
□ Jüngste(r)<br />
17. Haben Sie nach wie vor Kontakt zu Ihren Eltern?<br />
□ zu beiden Elternteilen<br />
□ zu meiner Mutter<br />
□ zu meinem Vater<br />
□ zu beiden Elternteilen kein Kontakt,<br />
weil……………………………………….<br />
18. Glauben Sie, dass Ihre Mutter alkoholabhängig war/ist?<br />
□ ja<br />
□ nein<br />
□ nein, aber abhängig von……………………………………….<br />
19. Glauben Sie, dass Ihr Vater alkoholabhängig war/ist?<br />
□ ja<br />
□ nein<br />
□ nein, aber abhängig von……………………………………….<br />
20. Glauben Sie, dass andere wichtige Personen aus Ihrer Kindheit und Jugend (z. B.<br />
Onkel, Geschwister, Stiefelternteil) alkoholabhängig waren/sind?<br />
□ ja<br />
□ nein<br />
□ nein, aber abhängig von……………………………………….<br />
(<strong>Astrid</strong>, <strong>Göttgens</strong>, 2009, in Anlehnung an Schumacher et al., 2000, „Fragebogen zum erinnerten<br />
elterlichen Erziehungsverhalten“ und Zobel, 2000, „Erhebungsbogen für Jugendliche und junge<br />
Erwachsene aus alkoholbelasteten Familien“).<br />
I 95
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
IV. Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten<br />
FEE<br />
Nein,<br />
niemals<br />
Ja,<br />
gelegentlich<br />
Ja,<br />
oft<br />
Ja,<br />
ständig<br />
21 Wurden Sie von Ihren Eltern hart<br />
bestraft, auch für Kleinigkeiten?<br />
22 Spürten Sie, dass Ihre Eltern Sie<br />
gerne hatten?<br />
23 Kam es vor, dass Ihre Eltern Sie<br />
auch für kleine „Sünden“<br />
bestraften?<br />
24 Versuchten Ihre Eltern Sie zu<br />
beeinflussen, etwas „Besseres“<br />
zu werden?<br />
25 Kam es vor, dass Ihre Eltern aus<br />
Angst, Ihnen könnte etwas<br />
zustoßen, Dinge verboten, die<br />
anderen in Ihrem Alter erlaubt<br />
waren?<br />
26 Kam es vor, dass Sie als Kind vor<br />
anderen ausgeschimpft oder<br />
geschlagen wurden?<br />
27 Fanden Sie, dass Ihre Eltern<br />
versuchten, Sie zu trösten und<br />
aufzumuntern, wenn Ihnen etwas<br />
daneben gegangen war?<br />
28 Kam es vor, dass Ihnen Ihre<br />
Eltern mehr Schläge erteilten, als<br />
Sie verdient hatten?<br />
29 Konnten Sie von Ihren Eltern<br />
Unterstützung erwarten, wenn Sie<br />
vor einer schweren Aufgabe<br />
standen?<br />
30 Lehnten Ihre Eltern die Freunde<br />
und Kameraden ab, mit denen<br />
Sie sich gerne trafen?<br />
31 Versuchten Ihre Eltern Sie<br />
anzutreiben, „Beste/r“ zu sein?<br />
32 Zeigten Ihre Eltern vor anderen,<br />
dass sie Sie gerne hatten?<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
I 96
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
FEE<br />
Nein,<br />
niemals<br />
Ja,<br />
gelegentlich<br />
Ja,<br />
oft<br />
Ja,<br />
ständig<br />
33 Gebrauchten Ihre Eltern folgende<br />
Redensart:<br />
„Wenn Du das nicht tust, bin ich<br />
traurig?“<br />
34 Wurden Sie von Ihren Eltern<br />
gelobt?<br />
35 Wurden Sie von Ihren Eltern<br />
getröstet, wenn Sie traurig<br />
waren?<br />
36 Kam es vor, dass Sie von Ihren<br />
Eltern bestraft wurden, ohne<br />
etwas getan zu haben?<br />
37 Zeigten Ihre Eltern mit Worten<br />
und Gesten, dass sie Sie gern<br />
hatten?<br />
38 Kam es vor, dass Sie ohne Grund<br />
Schläge bekamen?<br />
39 Wünschten Sie sich manchmal,<br />
dass sich Ihre Eltern weniger<br />
darum kümmerten, was Sie<br />
taten?<br />
40 Bekamen Sie von Ihren Eltern<br />
Schläge?<br />
41 Setzten Ihre Eltern bestimmte<br />
Grenzen für das, was Sie tun und<br />
lassen durften, und bestanden<br />
Sie eisern darauf?<br />
42 Behandelten Sie Ihre Eltern so,<br />
dass Sie sich schämten?<br />
43 Finden Sie, dass Ihre Eltern<br />
übertrieben ängstlich darüber<br />
waren, dass Ihnen etwas<br />
zustoßen könnte?<br />
44 Konnten Ihre Eltern mit Ihnen<br />
schmusen?<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Schumacher et al. (2000), Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten © by<br />
Verlag Hans Huber. Bern. Göttingen. Toronto. Seattle.<br />
I 97
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
45. Ich möchte noch Folgendes zu meiner Familie, meiner Abhängigkeit sagen und/oder<br />
Gedanken äußern, die mir während des Ausfüllens gekommen sind:<br />
……………………………………………………………………………………………………<br />
……………………………………………………………………………………………………<br />
……………………………………………………………………………………………………<br />
……………………………………………………………………………………………………<br />
Um an der Verlosung teilzunehmen, tragen sie bitte hier Ihren Namen und Ihre<br />
derzeitige Adresse bzw. wenn sie bald aus der Klinik entlassen werden, die<br />
Entlassadresse ein:<br />
Name,<br />
Vorname:……………………………………………………………………………….<br />
Aktuelle/Entlassadresse<br />
Adresse:…………………………………………………………….<br />
………………………………………………………………………………………………….<br />
………………………………………………………………………………………………….<br />
I 98
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
II. Kodierungen<br />
Item<br />
1<br />
Geschlecht<br />
2<br />
Alter<br />
3<br />
Höchster<br />
Schulabschluss<br />
4<br />
Höchster<br />
Berufsabschluss<br />
5<br />
Berufs- und<br />
Erwerbstätigkeit<br />
6<br />
Familienstand<br />
7<br />
Aufgewachsen<br />
8<br />
Beginn<br />
Suchtmittelabhängigkeit<br />
Merkmal Kodierung Skalenniveau<br />
Weiblich<br />
Männlich<br />
Missing<br />
Kein Schulabschluß<br />
Sonderschule<br />
Hauptschule<br />
Realschule<br />
Gymnasium /<br />
Fachoberschule<br />
Missing<br />
Keine<br />
Berufsausbildung<br />
begonnen /<br />
Berufsausbildung<br />
abgeschlossen<br />
Lehre als<br />
Studium als<br />
Missing<br />
Ja als<br />
Nein, ich bin arbeitslos<br />
Nein, ich bin<br />
Hausmann / Hausfrau<br />
Erwerbslos<br />
Nein, ich befinde mich<br />
in einer Umschulung<br />
Missing<br />
Ledig<br />
Verheiratet<br />
Geschieden / getrennt<br />
Verwitwet<br />
Missing<br />
In den alten<br />
Bundesländern<br />
In den neuen<br />
Bundesländern<br />
Im Ausland<br />
Missing<br />
Vor dem 14.<br />
Lebensjahr<br />
Zwischen dem 15. und<br />
17. Lebensjahr<br />
Zwischen dem 18. und<br />
21. Lebensjahr<br />
Später im…Lebensjahr<br />
Trifft nicht zu<br />
Missing<br />
1<br />
2<br />
9<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
9<br />
0<br />
1<br />
2<br />
9<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
9<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
9<br />
1<br />
2<br />
3<br />
9<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
9<br />
nominal<br />
rational<br />
ordinal<br />
ordinal<br />
nominal<br />
nominal<br />
nominal<br />
ordinal<br />
I 99
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
9<br />
Substanzen von denen<br />
eine Abhängigkeit<br />
entwickelt wurde<br />
(Mehrfachnennungen)<br />
Alkohol<br />
Kokain<br />
Medikamente<br />
Flüchtige Lösungsmittel<br />
Cannabis<br />
Heroin/andere Opiate<br />
Amphetamine<br />
Ecstasy/Halluzinogene<br />
Nein (kein Kreuz)<br />
Ja (angekreuzt)<br />
Missing (keinerlei<br />
Angabe)<br />
0<br />
1<br />
9<br />
nominal<br />
10<br />
Behandlungshälfte<br />
11<br />
Lebt Vater noch<br />
Bei Tod des Vaters Alter<br />
eintragen<br />
12<br />
Lebt Mutter noch<br />
Bei Tod der Mutter Alter<br />
eintragen<br />
13<br />
Trennung Scheidung<br />
der Eltern<br />
Erste<br />
Behandlungshälfte<br />
Zweite<br />
Behandlungshälfte<br />
Missing<br />
Lebt noch<br />
Verstarb<br />
Missing<br />
Missing<br />
Lebt noch<br />
Verstarb<br />
Missing<br />
Missing<br />
Nein<br />
Ja<br />
Missing<br />
1<br />
2<br />
9<br />
1<br />
0<br />
9<br />
99<br />
1<br />
0<br />
9<br />
99<br />
0<br />
1<br />
9<br />
nominal<br />
Nominal<br />
Nominal<br />
nominal<br />
14<br />
Aufgewachsen bei<br />
15<br />
Anzahl leibliche<br />
Geschwister und<br />
Halbgeschwister<br />
16<br />
Position in der<br />
Geschwisterreihe<br />
17<br />
Kontakt zu<br />
18<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
Mutter<br />
Nein (nicht<br />
angekreuzt)<br />
Ja (angekreuzt)<br />
Missing<br />
Missing 999<br />
Einzelkind<br />
Mittlerer<br />
Ältester<br />
Jüngster<br />
Missing<br />
Zu beiden Elternteilen<br />
Zu meinem Vater<br />
Zu meiner Mutter<br />
Zu beiden Elternteilen<br />
kein Kontakt<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nein, aber abhängig<br />
von<br />
Missing<br />
0<br />
1<br />
9<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
9<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
0<br />
3<br />
9<br />
nominal<br />
rational<br />
nominal<br />
nominal<br />
nominal<br />
I 100
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
19<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
Vater<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nein, aber abhängig<br />
von<br />
Missing<br />
1<br />
0<br />
3<br />
9<br />
nominal<br />
20<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
anderer Verwandter<br />
21-44<br />
FEE<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nein, aber abhängig<br />
von<br />
Missing<br />
Nein, niemals<br />
Ja, gelegentlich<br />
Ja, oft<br />
Ja, ständig<br />
Missing<br />
1<br />
0<br />
3<br />
9<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
9<br />
nominal<br />
intervallskaliert<br />
I 101
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
VI. Tabellen der statistischen Auswertung<br />
a. Anzahl leibliche Geschwister<br />
Häufigkeit Prozent Gültige<br />
Prozente<br />
Kumulierte<br />
Prozente<br />
0 26 26,8 26,8 26,8<br />
1 36 37,1 37,1 63,9<br />
2 20 20,6 20,6 84,5<br />
3 5 5,2 5,2 89,7<br />
Gültig<br />
4 4 4,1 4,1 93,8<br />
5 4 4,1 4,1 97,9<br />
6 1 1,0 1,0 99,0<br />
8 1 1,0 1,0 100,0<br />
Gesamt 97 100,0 100,0<br />
b. Anzahl der Halbgeschwister<br />
Häufigkeit Prozent Gültige<br />
Prozente<br />
Kumulierte<br />
Prozente<br />
0 69 71,1 71,1 71,1<br />
1 7 7,2 7,2 78,4<br />
2 10 10,3 10,3 88,7<br />
Gültig<br />
3 6 6,2 6,2 94,8<br />
4 4 4,1 4,1 99,0<br />
9 1 1,0 1,0 100,0<br />
Gesamt 97 100,0 100,0<br />
I 102
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
c. Gruppenvergleich elterliche Alkoholbelastung<br />
Familienbelastung Sucht N Mittelwert Standardabweichung<br />
Standardfehler<br />
des Mittelwertes<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
keine Belastung 46 50,9348 8,73665 1,28815<br />
Suchtbelastung 38 55,5263 13,44807 2,18157<br />
keine Belastung 50 50,9800 8,10263 1,14589<br />
Suchtbelastung 45 55,2889 11,26867 1,67983<br />
keine Belastung 45 53,5111 12,47474 1,85962<br />
Suchtbelastung 38 42,6053 11,16108 1,81057<br />
keine Belastung 51 52,6863 13,20529 1,84911<br />
Suchtbelastung 45 48,4000 13,75996 2,05121<br />
keine Belastung 45 54,5111 9,76921 1,45631<br />
Suchtbelastung 38 51,9211 11,36467 1,84359<br />
keine Belastung 51 54,4902 8,01342 1,12210<br />
Suchtbelastung 45 54,4667 11,17953 1,66655<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
Levene-Test der Varianzgleichheit<br />
T-Test für die<br />
Mittelwertgleichheit<br />
F Signifikanz T df<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich 6,528 ,012 -1,885 82<br />
Varianzen sind nicht gleich -1,812 61,183<br />
Varianzen sind gleich 2,951 ,089 -2,155 93<br />
Varianzen sind nicht gleich -2,119 79,096<br />
Varianzen sind gleich 1,323 ,253 4,162 81<br />
Varianzen sind nicht gleich 4,202 80,710<br />
Varianzen sind gleich ,065 ,800 1,556 94<br />
Varianzen sind nicht gleich 1,552 91,434<br />
Varianzen sind gleich 1,124 ,292 1,117 81<br />
Varianzen sind nicht gleich 1,102 73,512<br />
Varianzen sind gleich 7,971 ,006 ,012 94<br />
Varianzen sind nicht gleich ,012 78,703<br />
I 103
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />
Sig. (2-seitig) Mittlere Differenz Standardfehler<br />
der Differenz<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich ,063 -4,59153 2,43605<br />
Varianzen sind nicht gleich ,075 -4,59153 2,53349<br />
Varianzen sind gleich ,034 -4,30889 1,99928<br />
Varianzen sind nicht gleich ,037 -4,30889 2,03344<br />
Varianzen sind gleich ,000 10,90585 2,62012<br />
Varianzen sind nicht gleich ,000 10,90585 2,59545<br />
Varianzen sind gleich ,123 4,28627 2,75448<br />
Varianzen sind nicht gleich ,124 4,28627 2,76164<br />
Varianzen sind gleich ,267 2,59006 2,31947<br />
Varianzen sind nicht gleich ,274 2,59006 2,34940<br />
Varianzen sind gleich ,990 ,02353 1,96874<br />
Varianzen sind nicht gleich ,991 ,02353 2,00910<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />
95% Konfidenzintervall der Differenz<br />
Untere<br />
Obere<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich -9,43762 ,25455<br />
Varianzen sind nicht gleich -9,65725 ,47418<br />
Varianzen sind gleich -8,27907 -,33871<br />
Varianzen sind nicht gleich -8,35628 -,26150<br />
Varianzen sind gleich 5,69263 16,11906<br />
Varianzen sind nicht gleich 5,74144 16,07026<br />
Varianzen sind gleich -1,18281 9,75536<br />
Varianzen sind nicht gleich -1,19904 9,77159<br />
Varianzen sind gleich -2,02496 7,20507<br />
Varianzen sind nicht gleich -2,09173 7,27185<br />
Varianzen sind gleich -3,88545 3,93251<br />
Varianzen sind nicht gleich -3,97572 4,02278<br />
I 104
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
b. Zusammenhang elterliche Alkoholbelastung /Beginn eigene<br />
Suchtmittelabhängigkeit<br />
Verarbeitete Fälle<br />
Fälle<br />
Gültig Fehlend Gesamt<br />
N Prozent N Prozent N Prozent<br />
Familienbelastung Sucht *<br />
beginn<br />
Suchtmittelabhängigkeit<br />
97 100,0% 0 0,0% 97 100,0%<br />
Anzahl<br />
Familienbelastung Sucht * beginn Suchtmittelabhängigkeit Kreuztabelle<br />
beginn Suchtmittelabhängigkeit<br />
trifft nicht zu nach dem 21<br />
Lebensjahr<br />
zwischen dem<br />
18. und 21.<br />
Lebensjahr<br />
keine Belastung 1 8 8<br />
Familienbelastung Sucht<br />
Suchtbelastung 0 4 1<br />
Gesamt 1 12 9<br />
Anzahl<br />
Familienbelastung Sucht * beginn Suchtmittelabhängigkeit Kreuztabelle<br />
beginn Suchtmittelabhängigkeit<br />
Gesamt<br />
zwischen dem 15.<br />
und 17 Lebensjahr<br />
vor dem 14.<br />
Lebensjahr<br />
keine Belastung 16 19 52<br />
Familienbelastung Sucht<br />
Suchtbelastung 21 19 45<br />
Gesamt 37 38 97<br />
I 105
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Chi-Quadrat-Tests<br />
Wert df Asymptotische<br />
Signifikanz (2-<br />
seitig)<br />
Exakte<br />
Signifikanz (2-<br />
seitig)<br />
Exakte<br />
Signifikanz (1-<br />
seitig)<br />
Chi-Quadrat nach Pearson 7,990 a 4 ,092 ,072<br />
Likelihood-Quotient 9,115 4 ,058 ,061<br />
Exakter Test nach Fisher 7,860 ,071<br />
Zusammenhang linear-mitlinear<br />
3,151 b 1 ,076 ,079 ,046<br />
Anzahl der gültigen Fälle 97<br />
Chi-Quadrat-Tests<br />
Punkt-Wahrscheinlichkeit<br />
Chi-Quadrat nach Pearson<br />
Likelihood-Quotient<br />
Exakter Test nach Fisher<br />
Zusammenhang linear-mit-linear<br />
Anzahl der gültigen Fälle<br />
,016 b<br />
a. 4 Zellen (40,0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist ,46.<br />
b. Die standardisierte Statistik ist 1,775.<br />
c. Gruppenvergleich Geschlecht<br />
Gruppenstatistiken<br />
Geschlecht<br />
N Mittelwert Standardabweichung<br />
Standardfehler<br />
des Mittelwertes<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
weiblich 11 51,0000 6,67832 2,01359<br />
männlich 73 53,3151 11,82497 1,38401<br />
weiblich 16 56,9375 12,19546 3,04886<br />
männlich 79 52,2278 9,28046 1,04413<br />
weiblich 11 40,5455 7,71186 2,32521<br />
männlich 72 49,7361 13,27180 1,56410<br />
weiblich 16 41,3125 13,12869 3,28217<br />
männlich 80 52,5500 12,93597 1,44629<br />
weiblich 11 49,7273 12,86927 3,88023<br />
männlich 72 53,8750 10,13700 1,19466<br />
weiblich 16 51,3125 10,60012 2,65003<br />
männlich 80 55,1125 9,29951 1,03972<br />
I 106
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
Levene-Test der Varianzgleichheit<br />
T-Test für die<br />
Mittelwertgleichheit<br />
F Signifikanz T df<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich 3,174 ,079 -,632 82<br />
Varianzen sind nicht gleich -,947 21,029<br />
Varianzen sind gleich ,699 ,405 1,751 93<br />
Varianzen sind nicht gleich 1,461 18,675<br />
Varianzen sind gleich 6,583 ,012 -2,232 81<br />
Varianzen sind nicht gleich -3,280 20,506<br />
Varianzen sind gleich ,187 ,667 -3,164 94<br />
Varianzen sind nicht gleich -3,133 21,239<br />
Varianzen sind gleich ,492 ,485 -1,219 81<br />
Varianzen sind nicht gleich -1,022 11,971<br />
Varianzen sind gleich ,320 ,573 -1,458 94<br />
Varianzen sind nicht gleich -1,335 19,884<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />
Sig. (2-seitig) Mittlere Differenz Standardfehler<br />
der Differenz<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich ,529 -2,31507 3,66230<br />
Varianzen sind nicht gleich ,354 -2,31507 2,44336<br />
Varianzen sind gleich ,083 4,70965 2,68924<br />
Varianzen sind nicht gleich ,161 4,70965 3,22270<br />
Varianzen sind gleich ,028 -9,19066 4,11701<br />
Varianzen sind nicht gleich ,004 -9,19066 2,80232<br />
Varianzen sind gleich ,002 -11,23750 3,55114<br />
Varianzen sind nicht gleich ,005 -11,23750 3,58670<br />
Varianzen sind gleich ,226 -4,14773 3,40326<br />
Varianzen sind nicht gleich ,327 -4,14773 4,05998<br />
Varianzen sind gleich ,148 -3,80000 2,60688<br />
Varianzen sind nicht gleich ,197 -3,80000 2,84669<br />
I 107
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />
95% Konfidenzintervall der Differenz<br />
Untere<br />
Obere<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich -9,60055 4,97041<br />
Varianzen sind nicht gleich -7,39590 2,76576<br />
Varianzen sind gleich -,63065 10,04996<br />
Varianzen sind nicht gleich -2,04348 11,46278<br />
Varianzen sind gleich -17,38221 -,99911<br />
Varianzen sind nicht gleich -15,02697 -3,35434<br />
Varianzen sind gleich -18,28836 -4,18664<br />
Varianzen sind nicht gleich -18,69135 -3,78365<br />
Varianzen sind gleich -10,91915 2,62370<br />
Varianzen sind nicht gleich -12,99607 4,70062<br />
Varianzen sind gleich -8,97602 1,37602<br />
Varianzen sind nicht gleich -9,74032 2,14032<br />
d. Gruppenvergleich Behandlungshälften<br />
Gruppenstatistiken<br />
Behandlungshälfte N Mittelwert Standardabweichung<br />
Standardfehler<br />
des Mittelwertes<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
erste Behandlungshälfte 46 54,0435 11,27033 1,66172<br />
zweite Behandlungshälfte 34 52,3824 11,58634 1,98704<br />
erste Behandlungshälfte 51 52,6078 9,52697 1,33404<br />
zweite Behandlungshälfte 40 53,9000 10,72213 1,69532<br />
erste Behandlungshälfte 45 46,8889 12,69793 1,89290<br />
zweite Behandlungshälfte 34 49,3235 13,41352 2,30040<br />
erste Behandlungshälfte 52 49,5962 13,70167 1,90008<br />
zweite Behandlungshälfte 40 51,3500 13,79994 2,18196<br />
erste Behandlungshälfte 45 52,7111 11,27471 1,68074<br />
zweite Behandlungshälfte 34 53,9118 9,87610 1,69374<br />
erste Behandlungshälfte 52 53,7308 10,17902 1,41158<br />
zweite Behandlungshälfte 40 55,1000 9,16739 1,44949<br />
I 108
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
Levene-Test der Varianzgleichheit<br />
T-Test für die<br />
Mittelwertgleichheit<br />
F Signifikanz T df<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich ,036 ,851 ,644 78<br />
Varianzen sind nicht gleich ,641 70,140<br />
Varianzen sind gleich ,215 ,644 -,608 89<br />
Varianzen sind nicht gleich -,599 78,712<br />
Varianzen sind gleich ,039 ,844 -,824 77<br />
Varianzen sind nicht gleich -,817 69,068<br />
Varianzen sind gleich ,031 ,862 -,607 90<br />
Varianzen sind nicht gleich -,606 83,748<br />
Varianzen sind gleich ,067 ,796 -,494 77<br />
Varianzen sind nicht gleich -,503 75,258<br />
Varianzen sind gleich ,641 ,425 -,668 90<br />
Varianzen sind nicht gleich -,677 87,719<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />
Sig. (2-seitig) Mittlere Differenz Standardfehler<br />
der Differenz<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich ,521 1,66113 2,57944<br />
Varianzen sind nicht gleich ,523 1,66113 2,59030<br />
Varianzen sind gleich ,545 -1,29216 2,12645<br />
Varianzen sind nicht gleich ,551 -1,29216 2,15726<br />
Varianzen sind gleich ,413 -2,43464 2,95615<br />
Varianzen sind nicht gleich ,417 -2,43464 2,97908<br />
Varianzen sind gleich ,546 -1,75385 2,89059<br />
Varianzen sind nicht gleich ,546 -1,75385 2,89331<br />
Varianzen sind gleich ,623 -1,20065 2,43086<br />
Varianzen sind nicht gleich ,616 -1,20065 2,38613<br />
Varianzen sind gleich ,506 -1,36923 2,05128<br />
Varianzen sind nicht gleich ,500 -1,36923 2,02326<br />
I 109
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />
95% Konfidenzintervall der Differenz<br />
Untere<br />
Obere<br />
T Strafe V<br />
T Strafe M<br />
T Emotion V<br />
T Emotion M<br />
T Kontrolle V<br />
T Kontrolle M<br />
Varianzen sind gleich -3,47415 6,79640<br />
Varianzen sind nicht gleich -3,50488 6,82713<br />
Varianzen sind gleich -5,51738 2,93306<br />
Varianzen sind nicht gleich -5,58632 3,00201<br />
Varianzen sind gleich -8,32108 3,45180<br />
Varianzen sind nicht gleich -8,37763 3,50835<br />
Varianzen sind gleich -7,49650 3,98881<br />
Varianzen sind nicht gleich -7,50777 4,00008<br />
Varianzen sind gleich -6,04111 3,63980<br />
Varianzen sind nicht gleich -5,95380 3,55249<br />
Varianzen sind gleich -5,44445 2,70599<br />
Varianzen sind nicht gleich -5,39021 2,65175<br />
I 110
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Erklärung<br />
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine<br />
anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.<br />
Aachen, 22.07.2013<br />
<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong><br />
I 111
Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />
____________________________________________________________________________<br />
Danksagung<br />
Ich möchte mich sehr bei allen bedanken, die diese Arbeit unterstützt und begleitet<br />
haben, allen voran, möchte ich Prof. Dr. Wilma Funke meinen Dank aussprechen für<br />
Ihre Geduld, für das Weitergeben Ihres Wissens und Ihre guten Ratschläge.<br />
I 112