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Göttgens, Astrid - Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

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<strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

Catholic University of Applied Sciences<br />

-Abteilung Köln-<br />

„Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />

von Drogenabhängigen in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung“<br />

vorgelegt von<br />

<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong><br />

Matrikel Nr.: 277110<br />

Erstprüferin: Prof. Dr. Wilma Funke<br />

Zweitprüfer: Prof. Dr. Michael Klein<br />

Aachen, Juli 2013


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung 3<br />

1. Einleitung 4<br />

2. Theoretischer Teil 6<br />

2.1. Begriffsdefinition 6<br />

2.1.1. Suchtstörung 6<br />

2.1.2. Drogenabhängigkeit 9<br />

2.2. Epidemiologie und Folgen von Drogenabhängigkeit 9<br />

2.3. Erklärungsmodelle für Suchtstörungen 11<br />

2.4. Risikofaktoren im Vorfeld von Suchtstörungen 14<br />

2.4.1. Allgemeine Risikofaktoren 14<br />

2.4.2. Familiäre Risikofaktoren 16<br />

2.4.3. Alkoholbelastete Herkunftsfamilie als Risikofaktor 19<br />

2.5. Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Erwachsenen 25<br />

2.5.1. Zugangswege zur Erfassung des subjektiv erinnerten 26<br />

elterlichen Erziehungsverhaltens<br />

2.5.2. Merkmale und Dimensionen elterlichen Erziehungsverhaltens 26<br />

2.5.3. Erziehungsstilforschung und Konzepte zum elterlichen 29<br />

Erziehungsverhalten<br />

2.5.4. Elterliches Erziehungsverhalten und Bindung 31<br />

2.5.5. Auswirkungen elterlichen Erziehungsverhaltens 34<br />

2.5.6. Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung des erinnerten 35<br />

elterlichen Erziehungsverhaltens<br />

2.6. Forschungsstand 37<br />

2.7. Fragestellungen 40<br />

3. Empirischer Teil 43<br />

2.8. Methode 43<br />

3.1.1. Hypothesen 43<br />

3.1.2. Untersuchungsdesign 43<br />

3.1.3. Fragebogen 45<br />

3.1.4. Stichprobenkonstruktion 50<br />

3.1.5. Rahmenbedingungen 51<br />

I<br />

1


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

3.1.6. Untersuchungsdurchführung 53<br />

3.1.7. Auswertungsmethoden 55<br />

3.2. Ergebnisse 58<br />

3.2.1. Stichprobenbeschreibung 58<br />

3.2.2. Deskriptive Darstellung der Ergebnisse 59<br />

3.2.2.1. Soziodemographische Daten 59<br />

3.2.2.2. Suchtbezogene Daten 60<br />

3.2.2.3. Familienbezogene Daten 61<br />

3.2.2.4. Auswertung FEE 61<br />

3.2.3. Ergebnisse der Fragestellungen und Signifikanztestungen 63<br />

4. Diskussion 69<br />

5. Fazit 76<br />

6. Literaturverzeichnis 79<br />

7. Anhang 88<br />

I. Klinikbeschreibung 88<br />

II. Anschreiben an die Klinik. 91<br />

III. Ablaufplan Befragung 93<br />

IV. Fragebogen 95<br />

V. Kodierungen 102<br />

VI. Daten und Berechnungen 105<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Suchtkranke Eltern bei Drogenabhängigen 11<br />

Tab. 2: Soziodemographische Daten 59<br />

Tab. 3: Suchtbezogene Daten 60<br />

Tab. 4: Familienbezogene Daten 61<br />

Tab. 5: Statistik Kennwerte FEE 62<br />

Tab. 6: Unterschiede der Mittelwerte des FEE der Befragten ohne elterliche 64<br />

Alkoholbelastung und mit elterlicher Alkoholbelastung<br />

Tab. 7: Kreuztabelle elterliche Alkoholbelastung und Beginn der 65<br />

eignen Substanzstörung<br />

Tab. 8: Unterschiede der Mittelwerte des FEE für Frauen und Männer 66<br />

Tab. 9: Unterschiede der Mittelwerte des FEE erste und zweite Behandlungshälfte 68<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Modell zur Entstehung von Suchtstörungen 13<br />

Abb. 2: Unterschiedliche Typen von Erziehungsstilen 28<br />

I<br />

2


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Zusammenfassung<br />

In der vorliegenden Studie wurde das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten,<br />

Aspekte der Familienstruktur und der Suchtstörung von Drogenabhängigen in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung untersucht.<br />

Insgesamt wurden Daten von 97 Patienten ausgewertet, die sich zum Befragungszeitraum in<br />

Stationärer Medizinischer Rehabilitation Sucht befanden. Das subjektiv erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten wurde mit dem „Fragebogen zum erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten“ (FEE) von Schumacher, Eisemann u. Brähler, 2000 erhoben.<br />

Die Befragten berichteten häufig von einer „broken home“ Situation (58%) und einer<br />

elterlichen Alkoholbelastung (48%). Die Auswertung des FEE ergab für die Gruppe der hier<br />

Befragten kein auffälliges Ergebnis auf den Skalen „Emotionale Wärme“, „Kontrolle und<br />

Überbehütung“ und „Strafe und Ablehnung“, die t-Werte lagen im Normbereich des FEE.<br />

Es konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einer elterlichen<br />

Alkoholabhängigkeit und dem Beginn der Suchtmittelabhängigkeit der Befragten ermittelt<br />

werden. Im Vergleich der Behandlungshälften ergab sich ebenfalls kein signifikanter<br />

Unterschied.<br />

Die Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung erinnerten ihre Mutter als signifikant strafender<br />

und ablehnender, beim Vater ergab sich eine Tendenz für eine höhere Strafintensität und<br />

stärkerer Ablehnung. Der Vater wurde auch von Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung als<br />

signifikant weniger warm empfunden.<br />

Die weiblichen Befragten empfanden ihre Mutter als tendenziell strafender und ablehnender<br />

und beschrieben sowohl ihre Mutter als auch ihren Vater als signifikant emotional weniger<br />

warm.<br />

Vor dem Hintergrund der hier gefundenen Befunde liegt es nahe, weitere Untersuchungen zu<br />

diesem Thema anzuregen, um die Einflussgröße des subjektiv erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhaltens im Rahmen eines multifaktoriellen Entstehungsmodells für<br />

Suchtstörungen besser erfassen zu können.<br />

I<br />

3


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

1. Einleitung<br />

„Aus ganz normalen Familien kommen ganz normale Süchtige.“<br />

Im Gegensatz zu dieser Aussage berichten drogenabhängige Patienten in der Beratungs- und<br />

therapeutischen Arbeit häufig darüber, dass sie die Beziehung zu ihren Eltern als belastend<br />

empfinden. Bei weiterer Exploration zeigt sich in vielen Fällen, dass die beschriebenen<br />

Belastungen nicht nur auf die Suchtstörung der Patienten zurückzuführen sind, sondern dass<br />

schon zu einem frühen Zeitpunkt in der Entwicklung die familiären Beziehungen als belastet<br />

beschrieben werden. So berichten die Patienten oft von Gewalterfahrung,<br />

Trennung/Scheidung der Eltern, sozialer Deprivation, emotionaler Kälte, Überbehütung und<br />

Verwöhnung, Vernachlässigung, Suchtstörungen und weiteren vielfältigen negativen<br />

Aspekten in ihren Herkunftsfamilien.<br />

Familiäre Bindungen und Erziehungspraktiken stellen einen wichtigen Sozialisationsfaktor bei<br />

der Bildung individueller Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen dar, weshalb sie das<br />

Leben eines Menschen weit über seine Kindheit und Jugend hinaus beeinflussen<br />

(Schneewind, Pekrun, 1994).<br />

Die Qualität des subjektiv erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens wird in der neueren<br />

Forschung immer wieder mit der Entstehung bzw. Manifestation psychischer Störungen im<br />

Kindes- Jugend- und Erwachsenenalter in Verbindung gebracht (Schumacher, 2002).<br />

Die vorliegende Arbeit wird sich mit den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Suchtstörung<br />

bzw. Drogenabhängigkeit, insbesondere mit familiären Risikofaktoren, auseinandersetzen<br />

und dabei vor allem auf das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von<br />

Drogenabhängigen fokussieren.<br />

Im ersten Teil der Arbeit wird eine Übersicht über den für die Untersuchung relevanten<br />

theoretischen Hintergrund gegeben.<br />

Im ersten Kapitel wird ein Überblick über die Epidemiologie von Drogen- und<br />

Alkoholabhängigkeit, die Definition und Klassifikation von Abhängigkeitserkrankungen sowie<br />

multifaktorielle Modelle zur Entstehung von Abhängigkeitserkrankungen gegeben.<br />

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den familiären Risikofaktoren im Vorfeld von<br />

Drogenabhängigkeit. Es werden unterschiedliche theoretische Ansätze und<br />

Forschungsergebnisse zum Thema familiäre Risikofaktoren im Vorfeld von<br />

Drogenabhängigkeit vorgestellt. Ein Schwerpunkt dieses Kapitels wird dem Thema elterliches<br />

Erziehungsverhalten/Erziehungsstil in der Herkunftsfamilie und späterer Drogenabhängigkeit<br />

und Drogengebrauch gewidmet sein. Ein weiterer Schwerpunkt des Kapitels wird -<br />

entsprechend dem Thema und den Untersuchungszielen - die Darstellung der Situation in<br />

I<br />

4


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

alkoholbelasteten Herkunftsfamilien, der Transmission von Suchtstörungen sowie möglichen<br />

Auswirkungen in der Eltern- Kindbeziehung durch die Alkoholabhängigkeit eines oder beider<br />

Elternteile sein. Die Ausführungen zum theoretischen Hintergrund werden mit der Darstellung<br />

des Konzeptes zum subjektiv erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten Erwachsener, dem<br />

hierzu vorliegenden Forschungsstand sowie einer Überleitung zum Forschungsthema<br />

abgeschlossen.<br />

Der empirische Teil schließlich widmet sich dem methodischen Vorgehen, dem<br />

Untersuchungsablauf sowie der Darstellung der Ergebnisse und deren Diskussion.<br />

I<br />

5


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

2. Theoretischer Teil<br />

2.1. Begriffsbestimmungen<br />

2.1.1 Suchtstörung<br />

„Unter dem Begriff der Suchtstörung werden alle Phänomene zusammengefasst, die mit der<br />

unkontrollierten, selbstschädigenden Einnahme psychotroper Substanzen und/oder dem<br />

ebenso unkontrollierten, selbstschädigenden Ausführen bestimmter Verhaltensweisen<br />

zusammenhängen (Klein, 2001, S. 227).<br />

Der Begriff „Sucht“ kennzeichnet folgende Merkmale menschlichen Verhaltens:<br />

- Im Hinblick auf die Dauer, die Menge und die Häufigkeit handelt es sich um ein<br />

übermäßiges Verhalten, das durch die Minderung der spezifischen<br />

Verhaltenskontrolle gekennzeichnet ist.<br />

- Das Verhalten ist mit der Erzeugung von Lustzuständen und mit der Vermeidung<br />

oder Minderung von Unlustzuständen verbunden.<br />

- Es handelt sich um ein krankheitswertiges Geschehen. Damit ist die<br />

„Eigengesetzlichkeit“ der süchtigen Entwicklung gemeint, die sich störend auf die<br />

sozialen, psychischen und körperlichen Funktionen auswirkt.<br />

(Tretter, 2001).<br />

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nahm 1964 eine Unterscheidung der Begriffe<br />

„Abhängigkeit“ und „Sucht“ vor und empfahl, nur noch von psychischer und physischer<br />

Abhängigkeit zu sprechen. Dennoch ist der Begriff „Sucht“ weit verbreitet, sowohl im<br />

alltäglichen als auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch und wird auch in der<br />

vorliegenden Arbeit verwendet. Bei der Verwendung der beiden Begriffe ist darauf zu achten,<br />

dass „Sucht“ immer einen Prozess mit Krankheitswert auf der Basis von mangelnder<br />

Selbstkontrolle meint, während „Abhängigkeit“ nicht notwendigerweise negativ sein muss und<br />

teilweise lebenswichtig ist (Klein, 2001).<br />

Die aktuellen Klassifikationssysteme ICD 10 (International Classification of Deases) und DSM<br />

IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) basieren in ihrem Konzept für<br />

Abhängigkeit auf dem dichotomen Abhängigkeitskonzept von Edwards et al. (1976).<br />

Schädlicher Gebrauch (ICD 10) bzw. Missbrauch (DSM IV) und eine Abhängigkeit von<br />

Substanzen werden als zwei voneinander getrennte Phänomene betrachtet und klassifiziert.<br />

I<br />

6


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Während die Klassifikation im ICD 10 den schädlichen Substanzgebrauch als ein<br />

Konsummuster mit Gesundheitsschädigung definiert, beinhaltet die Klassifikation des DSM IV<br />

auch die Beeinträchtigung der sozialen Dimension.<br />

Die Abgrenzung zwischen schädlichem Gebrauch/Missbrauch und Frühformen der<br />

Abhängigkeit ist aufgrund des dimensionalen Charakters von Abhängigkeitserkrankungen in<br />

der klinischen Arbeit häufig schwierig (Schmidt, 1997).<br />

Beide Diagnosesysteme beschreiben die Substanzabhängigkeit auf der Symptomebene.<br />

Mehrere gleichzeitig auftretende Symptome ergeben ein Syndrom. Auf ätiologische Aspekte<br />

wurde zugunsten von beobachtbaren Symptomen und Syndromen verzichtet. Damit soll eine<br />

einheitliche Anwendung der Klassifikationskriterien erreicht werden. Dies ist Voraussetzung<br />

für die Durchführung von Vergleichsuntersuchungen. Aus ökonomischen Gründen werden in<br />

dieser Arbeit nur die Kriterien des ICD 10 vorgestellt.<br />

Die diagnostischen Kriterien für ein Abhängigkeitssyndrom des ICD 10 lauten:<br />

1. Ein starkes Verlangen (Craving) oder eine Art Zwang, die Substanzen zu<br />

konsumieren.<br />

2. Verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch, d.h. über Beginn, Beendigung<br />

oder Menge des Konsums, deutlich daran, dass oft mehr von der Substanz oder<br />

über einen längeren Zeitraum konsumiert wird als geplant, oder an dem<br />

anhaltenden Wunsch oder erfolglosen Versuchen, den Substanzkonsum zu<br />

verringern oder zu kontrollieren.<br />

3. Ein körperliches Entzugssyndrom (siehe F 1x.3 und F 1x.4), wenn die Substanz<br />

reduziert oder abgesetzt wird, mit den für die Substanz typischen<br />

Entzugssymptomen oder nachweisbar durch den Gebrauch derselben oder einer<br />

ähnlichen Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden.<br />

4. Toleranzentwicklung gegenüber den Wirkungen der Substanz. Für eine<br />

Intoxikation oder um den gewünschten Effekt zu erreichen, müssen größere<br />

Mengen der Substanz konsumiert werden, oder es treten bei fortgesetztem<br />

Konsum derselben Menge deutlich geringere Effekte auf.<br />

5. Einengung auf den Substanzgebrauch, deutlich an der Aufgabe oder<br />

Vernachlässigung anderer wichtiger Vergnügen oder Interessenbereiche wegen<br />

des Substanzgebrauchs oder es wird viel Zeit darauf verwandt, die Substanz zu<br />

bekommen, zu konsumieren oder sich davon zu erholen.<br />

6. Anhaltender Substanzgebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen (s. F1 x 1),<br />

deutlich an dem, fortgesetzten Gebrauch, obwohl der Betreffende sich über die Art<br />

I<br />

7


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte. (Dilling u.<br />

Feyberger, 2010, S. 77-78).<br />

Die drei ersten Kriterien sind Voraussetzung dafür, dass auch eine körperliche Abhängigkeit<br />

vorliegt, während die anderen Kriterien Symptome einer psychischen Abhängigkeit<br />

beschreiben.<br />

Die Kriterien fünf und sechs sind im ICD 10 zusammengefasst, während das Kriterium sieben<br />

dort nicht aufgeführt ist. Ebenso wie im DSM IV müssen drei der Kriterien in demselben 12-<br />

Monatszeitraum erfüllt sein, damit ein Abhängigkeitssyndrom vorliegt.<br />

Die Festlegung auf drei Kriterien, um eine Substanzabhängigkeit zu diagnostizieren, ist eine<br />

Konvention und basiert nicht auf empirischen Daten (Schmidt, 1997).<br />

Substanzabhängigkeit wird in beiden Klassifikationssystemen als eigenständige Störung<br />

begriffen und nicht als Folge einer anderen Störung bzw. als Symptom. Ebenso können<br />

mehrere Abhängigkeitssyndrome hinsichtlich unterschiedlicher Substanzen bei einer Person<br />

diagnostiziert werden. Diese können in gleicher Gewichtung bestehen, oder es kann aufgrund<br />

des Konsummusters die Abhängigkeit von einer Substanz im Vordergrund stehen.<br />

Die Kriterien für ein Abhängigkeitssyndrom sind für die einzelnen Suchtmittel gleich. Das<br />

ICD10 unterscheidet folgende psychische und verhaltensbezogene Störungen durch folgende<br />

Substanzklassen (F für psychische Störung und die Zehnerstelle für Störungen durch<br />

psychotrope Substanzen):<br />

F10 Störungen durch Alkohol<br />

F11 Störungen durch Opioide<br />

F12 Störungen durch Cannabinoide<br />

F13 Störungen durch Sedativa oder Hypnotika<br />

F14 Störungen durch Kokain<br />

F15 Störungen durch Stimulanzien, einschl. Koffein<br />

F16 Störungen durch Halluzinogene<br />

F17 Störungen durch Tabak<br />

F18 Störungen durch flüchtige Lösungsmittel<br />

F19 Störungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer<br />

psychotroper Substanzen<br />

Im DSM IV wird zusätzlich noch Phencyclidin aufgeführt.<br />

I<br />

8


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

2.1.2. Drogenabhängigkeit<br />

Eine Drogenabhängigkeit kann dann angenommen werden, wenn die Kriterien für eine<br />

Abhängigkeit für mindestens eine der folgenden Substanzen erfüllt sind: Opioide,<br />

Cannabinoide, Kokain, Stimulanzien / z. B. Amphetamine, Halluzinogene, Phencyclidin. Ein<br />

multipler Substanzgebrauch liegt dann vor - wenn mindestens zwei oder mehrere - der<br />

genannten Substanzen in chaotischer Weise oder wahllos eingenommen werden und/oder<br />

die Substanz, die die Störung ausgelöst hat, nicht identifiziert werden kann (ICD 10).<br />

Das Vorliegen eines Abhängigkeitssyndroms, wie in ICD 10 und DSM IV klassifiziert, ist<br />

Voraussetzung, um eine stationäre Rehabilitation Sucht in einer entsprechenden durch die<br />

Rentenversicherung anerkannten Klinik durchführen zu können.<br />

2.2. Epidemiologie und Folgen von problematischen Drogenkonsum<br />

Laut Jahrbuch Sucht 2012 der DHS konsumierten 4,9 % der 12- bis 17- jährigen<br />

Jugendlichen und 5,1 % der 18- bis 64- jährigen der in Deutschland lebenden Menschen<br />

irgendeine illegale Droge. Dabei war die Konsumprävalenz bei Männern höher als bei Frauen.<br />

Der Konsum von Cannabis stand dabei deutlich im Vordergrund.<br />

„In den Hoch-Einkommens-Ländern gehört der Gebrauch illegaler Drogen zu den<br />

zehn bedeutendsten Risikofaktoren für die Gesundheit und belegt bei Männern und<br />

Frauen jeweils den achten Rangplatz. Bei Männern gehen etwa 3 % und bei Frauen<br />

jeweils etwa 1 % aller durch Krankheit verlorenen gesunden Lebensjahre auf den<br />

Konsum illegaler Substanzen zurück. Ein im Vergleich zu Tabak und Alkohol zwar<br />

kleinerer, trotzdem aber bedeutender Anteil gesundheitlicher Schäden könnte ohne<br />

den Konsum illegaler Drogen vermieden werden.“<br />

(DHS, Jahrbuch Sucht 2012, 113).<br />

Schätzungen zufolge konsumieren in Deutschland 4, 0 Personen pro 1.000 Einwohner im<br />

Alter von 15 – 64 Jahren in problematischer Weise Drogen.<br />

Häufigkeit und Menge des Konsums illegaler Drogen bestimmen das Mortalitätsrisiko. Das<br />

gefährlichste Konsummuster stellt dabei der über eine Periode von Jahren tägliche oder fast<br />

tägliche intravenöse Drogengebrauch dar (DHS, Jahrbuch Sucht 2012, 2012).<br />

Die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Konsum illegaler Drogen verbunden sind, sind von<br />

der jeweiligen Substanz und der Konsumform abhängig (DHS, 2006).<br />

Todesfälle infolge von Drogenkonsum geschehen häufig durch eine unbeabsichtigte<br />

Überdosierung, beabsichtigten Suizid aufgrund negativer Lebensumstände,<br />

substanzbedingten Gesundheitsschädigungen sowie tödlichen Unfällen unter Drogeneinfluss.<br />

I<br />

9


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Drogenabhängige, die intravenös konsumieren, haben zudem ein erhöhtes Risiko, an<br />

Infektionskrankheiten wie Hepatitis B oder C und AIDS zu erkranken (Pinquart, Weichhold u.<br />

Silberreisen, 2005).<br />

Häufig ist die soziale Situation von drogenabhängigen Menschen durch erhebliche Probleme<br />

gekennzeichnet. Hier wären vor allem unvollständige Schul- und Berufsausbildung,<br />

Arbeitslosigkeit, Wohnungslosigkeit und soziale Bindungslosigkeit, hohe Schulden,<br />

Strafverfahren und Haftantritte zu nennen.<br />

Je früher der problematische Drogenkonsum im Jugendalter beginnt, desto größer sind die<br />

biologischen, sozialen und psychischen Defizite (DHS, 2006).<br />

Ein Schwerpunkt in der vorliegenden Untersuchung ist der Vergleich des erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhaltens Drogenabhängiger, die aus einer suchtbelasteten<br />

Herkunftsfamilie stammen, und denen, deren Familienangehörige, insbesondere die Eltern,<br />

keine Suchtstörung haben.<br />

Nach Klein, Ferrari u. Krüschner (2003), Klein (2005 a) und Lachner u. Wittchen (1997) leben<br />

in Deutschland ca. 2,65 Millionen Kinder, bei denen ein Elternteil eine Alkoholstörung<br />

(Missbrauch oder Abhängigkeit) aufweist.<br />

Demnach geht es nach Klein (2009) nicht um eine gesellschaftliche Randgruppe, sondern<br />

vielmehr um eine substantielle Gruppe von Kindern, die ein erheblich erhöhtes<br />

Entwicklungsrisiko aufweisen.<br />

Zudem gelten sie nach Klein (1998) und Zobel (2000) als die Risikogruppe für die<br />

Entwicklung einer eigenen Suchtstörung, insbesondere einer Alkoholabhängigkeit. In der<br />

folgenden Tabelle werden Untersuchungsergebnisse bzgl. der Sucht- bzw. Alkoholbelastung<br />

in der Herkunftsfamilie von Drogenabhängigen dargestellt. Die Zahlen verdeutlichen eine<br />

hohe Rate von Suchterkrankung bzw. Alkoholabhängigkeit in den Herkunftsfamilien der<br />

befragten Drogenabhängigen.<br />

I 10


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Tab. 1: Suchtkranke Eltern(teile) bei Drogenabhängigen<br />

54 Patientinnen in gemischten<br />

Drogentherapieeinrichtungen<br />

51,00% ein suchtkranker<br />

Elternteil<br />

191 Patienten in gemischten<br />

36,00% ein suchtkranker<br />

Drogentherapieeinrichtungen<br />

Elternteil<br />

59 Offene Drogenszene 54,20% ein suchtkranker<br />

Elternteil<br />

56 Drogenabhängige in Therapie 51,80% ein suchtkranker<br />

Elternteil<br />

34 Patientinnen im niedrigschwelligen 41,20% alkoholabhängige<br />

Drogenentzug<br />

Mutter<br />

68 Patienten im niedrigschwelligen 48,20% alkoholabhängige<br />

Drogenentzug<br />

Mutter<br />

102 Drogenabhängige im<br />

58,80% alkoholabhängiger<br />

niedrigschwelligen Drogenentzug<br />

Vater<br />

501 Drogenabhängige im<br />

45,00% alkoholabhängiger<br />

niedrigschwelligen Bereich<br />

Vater<br />

651 Männliche Drogenkonsumenten 22,20% alkoholabhängiger<br />

Vater<br />

Hanel, 1988<br />

Hanel, 1988<br />

Sickinger,<br />

1994<br />

Arnold &<br />

Steier, 1997<br />

Hoffmann at<br />

all., 1997<br />

Hoffmann at<br />

all., 1997<br />

Hoffmann at<br />

all., 1997<br />

Mann &<br />

Kapp, 1997<br />

Küffner at<br />

al., 2000<br />

(Klein, 2009, S.41).<br />

10,30%<br />

alkoholabhängige<br />

Mutter<br />

2.3. Erklärungsmodelle für die Entwicklung von Substanzabhängigkeiten<br />

Es gibt eine Reihe von Erklärungsmodellen und Theorien zur Ätiologie der Suchtstörungen.<br />

Insbesondere verhaltenstherapeutische, psychoanalytische, systemische und<br />

familientherapeutische Ansätze haben sich als theoretische Grundlagen in der Behandlung<br />

von Menschen mit Suchtstörungen durchgesetzt. Ebenso haben unterschiedliche<br />

Berufsgruppen, die in der Behandlung und Erforschung von Suchtstörungen tätig sind,<br />

unterschiedliche Annahmen und Schwerpunkte hinsichtlich der ätiologischen Aspekte.<br />

Für die Entstehung einer Suchtstörung wird zunächst ein bio-psycho-sozialer<br />

Erklärungsansatz vorgestellt, der aus drei Faktoren besteht, die in Wechselwirkung<br />

miteinander stehen und in unterschiedlichem Ausmaß wirksam sind:<br />

- die Substanz mit ihrer spezifischen Wirkung und ihrer Verfügbarkeit<br />

- die Person mit ihrer sowohl genetisch wie lebensgeschichtlich bedingten psychischen<br />

und physischen Ausstattung<br />

- das soziale Umfeld, das sowohl allgemeine gesellschaftliche Faktoren als auch das<br />

direkte soziale Umfeld und die gesamten sozialisierenden Beziehungen umfasst.<br />

(Küfner u. Soyka, 2008).<br />

I 11


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Es wird in der vorliegenden Arbeit nicht davon ausgegangen, dass es monokausale oder<br />

einfache multikausale Zusammenhänge gibt, sondern dass bei der Entstehung von<br />

Suchtstörungen eine Vielzahl von Faktoren wirksam sind, die in der Summe ihrer jeweiligen<br />

Risiko- und Schutzfunktion die Wahrscheinlichkeit, ob jemand eine Suchtstörung entwickelt,<br />

ausmachen.<br />

In dieser Arbeit werden ausschließlich die Faktoren vorgestellt, die die Entstehung einer<br />

Suchtstörung begünstigen. Dies hat ökonomische Gründe und ist inhaltlich darauf<br />

zurückzuführen, dass es sich bei der untersuchten Gruppe um drogenabhängige Menschen<br />

handelt, die also bereits eine klinisch relevante Störung entwickelt haben.<br />

Risikofaktoren definieren sich durch die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, eine Störung zu<br />

entwickeln, während Schutzfaktoren dadurch definiert sind, die Wahrscheinlichkeit für eine<br />

Störung zu reduzieren (Küfner, Duwe u. Schumann, 2000; Oerter, 1999).<br />

Die klinische Arbeit zeigt, dass die meisten Substanzstörungen, die durch illegale Substanzen<br />

(Cannabis, Kokain, Amphetamine, Halluzinogene, Heroin etc.) hervorgerufen werden, im<br />

Jugend- und jungen Erwachsenenalter beginnen.<br />

Deshalb wird im Folgenden ein weiteres Erklärungsmodell vorgestellt, das verschiedene<br />

Dimensionen unter besonderer Berücksichtigung des Entwicklungsprozesses beschreibt und<br />

dieser Arbeit als theoretische Annahme über die Entstehung einer Suchtstörung zu Grunde<br />

liegt. Der Herkunftsfamilie wird in diesem Modell ein hoher Stellenwert eingeräumt. Das<br />

vorgestellte Modell wurde in Anlehnung an Edwards et al. (1981) entwickelt und liegt der von<br />

Lieb et.al. (1999) durchgeführten prospektiv- longitudinalen Verlaufsstudie EDSP zugrunde,<br />

die die Epidemiologie des Konsums, des Missbrauchs und der Abhängigkeit von illegalen<br />

Drogen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen untersucht.<br />

Das Modell unterscheidet zwischen personalen/familiären und sozialen Vulnerabilitätsfaktoren<br />

und modifizierenden proximal wirkenden Faktoren. Während davon ausgegangen wird, dass<br />

sich ein Substanzmissbrauch entwickelt, wenn eine Vulnerabilität für Suchtstörungen besteht,<br />

tragen die modifizierenden proximalen Faktoren zu einer Manifestation bei. Der Manifestation<br />

einer Abhängigkeit kann ein schädlicher Gebrauch vorausgehen, dies ist allerdings keine<br />

notwendige Voraussetzung (Thomasius, R., 2005).<br />

Vulnerabilität ist ein Ordnungsbegriff und umfasst die Risikofaktoren einer Person i. S. einer<br />

Disposition (Küfner et al., 2000).<br />

Oerter (1999) stellt fest, dass die beiden Begriffe „Vulnerabilität“ und „Risikofaktoren“<br />

methodisch nicht leicht handhabbar seien. Er weist aus der Sicht der<br />

Entwicklungspsychopathologie darauf hin, dass Vulnerabilität ein Begriff sei, der<br />

ausschließlich am Individuum festzumachen sei und sich auf das Ausmaß der Wirksamkeit<br />

I 12


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

der Risikofaktoren beziehe, d. h. je höher die Vulnerabilität, desto ungünstiger können<br />

Risikofaktoren in der Entwicklung wirksam werden. Man könne grob sagen, dass ein System,<br />

das schon früh in der Entwicklung destabilisiert sei, anfälliger für Risikofaktoren sei. Er schlägt<br />

bezüglich des Begriffes Vulnerabilität eine Unterscheidung zwischen biologischen und<br />

psychologischen Bedingungen einer Person vor.<br />

Risikofaktoren setzen sich aus heterogenen Variablen zusammen, die sich sowohl auf äußere<br />

Rahmenbedingungen (Wohngebiet, Armut etc.) wie Beziehungen und Eigenschaften von<br />

wichtigen Bezugspersonen (Gewalt in der Familie etc.) und internalen Bedingungen als auch<br />

z. B. Temperament, Problemlöse- und Copingstrategien und biologischen Faktoren beziehen.<br />

Trotz einer meist additativen Wirkung von Risikofaktoren könne nicht von einfachen<br />

Wirkungszusammenhängen ausgegangen werden (ebd.).<br />

Mit anderen Worten, es ist der Mensch als Ganzes, als System, das solche Faktoren<br />

verarbeitet und je nach Konstellation in pathologische oder adaptive Zustände gerät.<br />

(Oerter, 1999, S. 4).<br />

In dem vorgestellten Modell wird zwischen personalen/familiären und einer sozialen<br />

Vulnerabilität unterschieden, die durch die jeweils benannten Faktoren vermittelt bzw.<br />

übertragen wird.<br />

personale/familiäre Faktoren<br />

Alter, Geschlecht,<br />

Persönlichkeit,<br />

genetische/biologische<br />

Vulnerabilität,<br />

familiäre Faktoren, frühe<br />

psychische Störungen<br />

psychosoziale<br />

Stressoren<br />

Substanzspezifische<br />

Wirksamkeitserwartung,<br />

psychische Probleme,<br />

anhaltende Belastungen,<br />

Coping, Life skills,<br />

Verfügbarkeit, Peers<br />

akute Konsequenzen<br />

Soziale Probleme,<br />

Unfälle,<br />

Gewaltbereitschaft,<br />

medizinische<br />

Komplikationen<br />

Substanzgebrauch<br />

Substanzabhängigkeit<br />

soziale Faktoren<br />

Gesellschaft, Religion,<br />

Familie, soziales Netz,<br />

Einstellungen, Normen,<br />

Rituale, Bildung<br />

biologische<br />

Veränderungen<br />

langfristige<br />

Konsequenzen<br />

somatische, psychische,<br />

soziale<br />

Einschränkungen /<br />

Störungen<br />

Vulnerabilität modifizierende / proximale Variablen Konsequenzen<br />

Abb. 1: Modell zur Entstehung von Substanzstörungen (Thomasius, 2005, S. 83, mod. nach Lieb et al. 2000).<br />

I 13


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

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2.4. Risikofaktoren im Vorfeld von Suchtstörungen<br />

2.4.1. Allgemeine Risikofaktoren<br />

Im Folgenden sollen nun einige der vulnerabilitätsvermittelnden Faktoren für eine<br />

Suchtstörung näher erläutert werden, wobei auf eine ausführliche Darstellung der familiären<br />

Einflussfaktoren verzichtet wird, weil diese in den weiteren Kapiteln ausführlich dargestellt<br />

werden.<br />

Nach Pinquart u. Silberreisen (2005) sind vermittelnde Faktoren der genetisch bedingten<br />

Übertragung insbesondere zwei Temperamentseigenschaften, nämlich ein starkes Bedürfnis<br />

nach erregenden Erfahrungen und Defizite in der Verhaltensregulation - insbesondere<br />

Defizite in der Selbstkontrolle und einer damit verbundenen Vulnerabilität für<br />

normabweichendes Verhalten. Dabei trete der Zusammenhang zwischen Substanzkonsum<br />

und Persönlichkeitsfaktoren stärker in einer Umgebung auf, in der Substanzen wenig<br />

verbreitet seien (Luthar u. D`Avanzo, 1999; nach Pinquart u. Silberreisen, 2005). Vor allem<br />

Kinder mit einer unterdurchschnittlichen Vermeidung von negativen Konsequenzen machten<br />

früher Erfahrungen mit Nikotin, Alkohol und illegalen Drogen (Masse u. Tremblay, 1997; zitiert<br />

nach Pinquart u. Silberreisen, 2005). Diejenigen Kinder, die interpersonelle Probleme<br />

aggressiv lösten, zeigten im jungen Erwachsenenalter einen höheren Konsum von Alkohol<br />

und illegalen Drogen (Pulkkinen u. Pikaenen, 1994; nach Pinquart u. Silberreisen, 2005 b).<br />

Lehmkuhl (2003) kommt zu ähnlichen Ergebnissen und bilanziert aufgrund von<br />

Längsschnittstudien, dass Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen, motorischer Unruhe und<br />

aggressivem Verhalten ein deutlich erhöhtes Risiko haben, im Jugendalter Drogen zu<br />

nehmen und deliquent zu werden.<br />

Hierbei interagieren die genetisch/persönlichkeitsbedingten und Umwelt- und<br />

Familienfaktoren miteinander. So lösen nach Pinquart u. Silberreisen (2005 b) Probleme des<br />

Kindes in der Selbstregulation bei Eltern Hilflosigkeit, Depressivität, Gefühle des Versagens,<br />

Wut und Ablehnung aus. Es komme zu einem sich gegenseitigen Aufschaukeln von<br />

Entwicklungsproblemen und nicht angemessenem Elternverhalten. Nach Lehmkuhl ist davon<br />

auszugehen, dass die Ursache für aggressives und dissoziales Verhalten in einem engen<br />

Zusammenhang mit bestimmten Erziehungsvariablen steht. Charakteristisch seien eine<br />

inkonsistente Erziehung, mangelnde Kontrolle und Wärme sowie eine geringe<br />

Aufmerksamkeit für prosoziale Ansätze Kindern gegenüber (Döpfner u. Lehmkuhl, 2002; nach<br />

Lehmkuhl, 2003)).<br />

Dissoziale Störungen und Suchtmittelkonsum stünden in einem Zusammenhang, wobei die<br />

Sozialstörung meist primär vorhanden sei (Loeber et al., 2000; nach Lehmkuhl 2003).<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

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Aggressiv auffällige Jugendliche, deren Verhalten durch Impulsivität geprägt sei, die von<br />

Gleichaltrigen abgelehnt werden und deren schulische Laufbahn durch Misserfolge geprägt<br />

sei, zeigten eine Tendenz, sich gleichgesinnten divianten Gruppen anzuschließen. Diese<br />

Gruppen stellen einen zentralen Übungsort für deliquente Handlungen und<br />

Drogenmissbrauch dar (Lehmkuhl, 2003).<br />

Auch Kandel (1996) resümiert, dass Kinder und Jugendliche mit auffälligem Verhalten sich<br />

gleichen oder ähnlichen Gleichaltrigen anschließen und in diesem Zusammenhang erste<br />

Erfahrungen mit Alkohol und Drogen machen.<br />

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch emotionale Störungen wie Depressivität,<br />

Angststörungen und Phobien sowie eine posttraumatische Belastungsstörungen als<br />

prämorbid mit Suchtstörungen in Zusammenhang gebracht werden (Lehmkuhl, 2003).<br />

Pinquart u. Silbereisen (2005 b) benennen im Bereich der Peergruppe insbesondere drei<br />

vermittelnde Einflussfaktoren auf den Substanzkonsum:<br />

- Substanzkonsum der Peers<br />

- Normen der Peers<br />

- Allgemeine Qualität der Beziehungen<br />

Allen, Donohue, Griffin u. Tuner (2003) sieht den Substanzkonsum der Peers als eines der<br />

stärksten Korrelate hinsichtlich des Substanzkonsums im Jugendalter.<br />

Hier wird jedoch auch auf die weiter oben beschriebenen Selektionsprozesse hingewiesen<br />

(Kandel, 1996; Lehmkuhl 2003), die eine wechselseitige Beeinflussung entsprechender<br />

Verhaltensweisen beschreibt.<br />

Bei den Einstellungen der Peers seien die Befunde weniger eindeutig. Pinquart u.<br />

Silberreisen (2005 a) sehen hier auch das Selbstvertrauen der Jugendlichen, dem<br />

Gruppendruck zu widerstehen, als relevanten Faktor, ob es zu angepassten oder<br />

unangepassten Verhaltensweisen kommt.<br />

Im Bereich der Peergruppe reduziert z. B. das konsistente Setzen von Regeln durch die<br />

Eltern und ein hohes Maß an elterlicher Aufsicht den Gruppendruck der Peers hinsichtlich des<br />

Substanzkonsums (Kung u. Farrel, 2000; nach Pinquart u. Silbereisen, 2005 b).<br />

Reinherz, Giacona, Hauf, Wassermann u. Paradis (2000) beschreiben die Zurückweisung<br />

durch Gleichaltrige ebenfalls als Risikofaktor. Allerdings sei auch hier auf die weiter oben<br />

beschriebenen vermittelnden Faktoren hingewiesen (Kandel, 1996; Lehmkuhl, 2003), die<br />

einerseits Ablehnung - bedingt durch schon vorhandenes unangepasstes Verhalten - bei<br />

Gleichaltrigen hervorrufen können und andererseits i. S. von Konsistenzbestrebungen<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

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Selektionsprozesse beim Betroffenen auslösen, die dazu führen, dass sich Jugendliche<br />

gleichgesinnten Gruppierungen anschließen.<br />

Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass eine Gruppe von Menschen mit Suchtstörungen erst<br />

im Zusammenhang mit dem Auftreten erheblicher Probleme oder Lebenskrisen im<br />

Erwachsenenalter eine Suchtstörung entwickelt (Pinquart u. Silbereisen 2005 a).<br />

2.4.2. Familiäre Risikofaktoren<br />

Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, entstehen Substanzstörungen in einem komplexen<br />

Zusammenspiel unterschiedlicher bio-psycho-sozialer Faktoren, die teilweise eher i. S. einer<br />

Vulnerabilität wirksam oder aber modifizierend proximal wirksam sind, d. h. zu einem<br />

Zeitpunkt, an dem der Substanzkonsum bereits eingesetzt hat.<br />

Die meisten Menschen verbringen ihre Kindheit und Jugend bei ihren Eltern. Vor allem in den<br />

ersten Lebensjahren sind die Kontakte zur eigenen Familie intensiv und stellen die primären<br />

Kontakte des Kindes dar. Insofern bestimmen familiäre Bedingungen und Einflussfaktoren die<br />

Sozialisation von Heranwachsenden entscheidend mit. Ein wichtiger Einflussfaktor ist hierbei<br />

das elterliche Erziehungsverhalten. (Schumacher, J., Eisemann, M. u. Brähler, E., 2000).<br />

Nach Pinquart u. Silberreisen (2005 b) wird der elterliche Einfluss auf den Substanzkonsum<br />

ihrer Kinder oft unterschätzt. Dies gelte vor allem dann, wenn man neben den direkten auch<br />

die indirekten Einflüsse einbeziehe.<br />

Klein et al. (2003) gehen ebenfalls davon aus, dass bei der Entstehung und Aufrechterhaltung<br />

einer Suchtstörung die Personen des sozialen Umfeldes eine wichtige und häufig<br />

unterschätzte Rolle spielen. Zu diesem sozialen Umfeld sei insbesondere die Familie zu<br />

zählen.<br />

Elterliche Einflüsse interagieren dabei - wie schon beschrieben - mit anderen vermittelnden<br />

Faktoren.<br />

Deshalb ist dieses Kapitel vor allen den Faktoren gewidmet, die eher familiäre Risikofaktoren<br />

darstellen und eine Vulnerabilität für die Entstehung einer Suchtstörung vermitteln können.<br />

Nach Thomasius (2005) stellt die Familie im günstigsten Fall den besten Schutz vor<br />

Drogenkonsum und Drogenmissbrauch dar, im ungünstigen Fall könne sie jedoch als<br />

erheblicher Risikofaktor innerhalb eines multifaktoriellen Bedingungsgefüges die Entwicklung<br />

und den Verlauf des Drogenmissbrauchs negativ beeinflussen.<br />

Der Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die so genannte Kernfamilie, d. h. die<br />

Eltern und ihre leiblichen Kinder sowie Geschwister. In Bezug auf die Erinnerungen an das<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Erziehungsverhalten der Eltern wird in dieser Befragung das erinnerte Erziehungsverhalten<br />

der leiblichen Eltern erfragt.<br />

Die Familie spielt als zentrales Beziehungssystem in der psychosozialen Entwicklung und in<br />

der Entwicklung von angepasstem und abweichendem Verhalten eine zentrale Rolle.<br />

Thomasius, Sack, Küstner u. Schindler, (2005) fassen folgende familiäre Risikofaktoren im<br />

Vorfeld von Suchtstörungen zusammen (nach Dodgen u. Shea 2000; Eikhoff u. Zinnecker<br />

2000; Reinherz et al. 2000):<br />

- genetische Prädisposition, Fälle von Psychopathologie in der Familiengeschichte<br />

- über Generationen tradierte gestörte Familienverhältnisse, dissoziales Verhalten<br />

der Eltern, Probleme der Eltern untereinander<br />

- Eltern und/oder Geschwister als negative soziale Modelle in Bezug auf den<br />

Substanzgebrauch<br />

- Gewalt- und Missbrauchserfahrungen (auch als Zeuge solcher Handlungen)<br />

- soziale Isolation der Familie nach außen<br />

- Scheidung, Todesfall in der Familie<br />

- Armut und sozialer Abstieg der Familie<br />

- Überforderung, Krankheit, Stress eines Familienmitgliedes<br />

- geringeres Zugehörigkeitsgefühl zur Herkunftsfamilie als zu den Peers<br />

- fehlende elterliche Wärme, geringe Eltern – Kind – Bindung, fehlende Offenheit in<br />

der familiären Kommunikation<br />

- Art des Kontrollverhaltens der Eltern: gleichgültig (laissez- faire) oder überfordernd<br />

-kalt (autoritär).<br />

Basierend auf Conger u. Rueter (1996) weist Thomasius darauf hin, dass auch der<br />

Substanzkonsum von Geschwistern einen Einfluss auf das Konsumverhalten hat. So sage ein<br />

höherer Alkoholkonsum von Geschwistern die Zunahme des Alkoholkonsums eines<br />

Jugendlichen voraus. Vermittlungsfaktor sei hier wahrscheinlich die Förderung des Kontaktes<br />

zu ebenfalls trinkenden Peers.<br />

Reinherz, Giaconia, Hauf, Wassermann u. Paradis (2000) fanden in ihrer Untersuchung zu<br />

generellen und spezifischen Risikofaktoren für Depression und Drogenabhängigkeit im frühen<br />

Erwachsenenalter, dass spezifische familiäre Risikofaktoren für eine spätere<br />

Drogenabhängigkeit, das Aufwachsen in einer großen Familie und ein geringer<br />

sozialökonomischer Status seien.<br />

Für Frauen konnte eine elterliche Substanzabhängigkeit und die Tatsache, das Kind junger<br />

Eltern zu sein, als Risikofaktor festgestellt werden.<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Kandel (1996) unterscheidet drei elterliche Faktoren, die Einfluss auf den späteren<br />

Substanzgebrauch haben: den elterlichen Konsum, elterliche Einstellungen zum<br />

Substanzkonsum (vermittelt über soziale Bekräftigung) und die allgemeine Qualität der Eltern-<br />

Kind-Beziehung, wobei sie dies nicht nur auf den Substanzkonsum bezieht, sondern auf<br />

insgesamt normabweichendes Verhalten (worunter sie auch Substanzkonsum versteht). Auf<br />

den Zusammenhang zwischen normabweichendem Verhalten im Jugendalter und<br />

Suchtmittelkonsum wurde im vorangegangenen Unterkapitel hingewiesen.<br />

Basierend auf mehreren Studien resümiert Kandel (1996), dass sich die direkten elterlichen<br />

Effekte über die Rollenmodelle der Eltern, über die elterlichen Einstellungen und die Qualität<br />

der Eltern- Kind- Beziehung - hier vor allem die elterliche Kontrolle über die Aktivitäten des<br />

Kindes- und fehlende Bindung in der Eltern- Kind- Beziehung ergeben.<br />

Einen indirekten elterlichen Einfluss auf die Kinder hinsichtlich eines möglichen<br />

normabweichenden Verhaltens sieht sie darin, welcher Peergruppe sich die Kinder<br />

anschließen. Eine geringe elterliche Kontrolle, eine geringe Nähe in der Eltern-Kind<br />

Beziehung, normabweichendes Verhalten der Eltern sowie unangebrachte Disziplinierung<br />

durch die Eltern seien damit assoziiert, dass sich Jugendliche Peergruppen anschließen, die<br />

zu normabweichenden Verhalten tendierten.<br />

Allen et al. (2003) sieht auch einen Zusammenhang bei älteren Jugendlichen zwischen<br />

Elternvariablen und einem Konsum von Alkohol, Zigaretten und Marihuana, entgegen der<br />

geläufigen Annahme, dass der elterliche Einfluss auf das Verhalten mit wachsendem Alter der<br />

Kinder abnehme.<br />

Nach Patton (1995) können ein inkonsistenter Erziehungsstil, eine geringe mütterliche<br />

Beteiligung an den Aktivitäten der Kinder und ein Mangel oder eine inkonsistente elterliche<br />

Kontrolle den Drogen- und Alkoholkonsum von Kindern begünstigen. Zusätzlich könne ein<br />

hohes Ausmaß an familiären Konflikten den Substanzkonsum begünstigen. Dabei sei das<br />

Ausmaß der Konflikte wichtiger als die familiäre Struktur per se.<br />

Thomasius (2005) weist darauf hin, dass Jugendliche aus unvollständigen Familien (brokenhome)<br />

häufiger Alkohol und Zigaretten konsumierten als Jugendliche aus vollständigen<br />

Familien.<br />

Hornung, Schmidtchen u. Scholl-Schaaf (1983) fand in einer repräsentativen Untersuchung in<br />

der Schweiz, dass insbesondere die Konsumenten illegaler Drogen mit extremem Konsum<br />

deutlich häufiger aus so genannten „broken home“ Situationen stammen als<br />

Nichtkonsumenten, wobei insgesamt alle Konsumenten von Drogen in dieser Untersuchung<br />

häufiger aus unvollständigen Familien stammten. Dabei scheine die familiäre Struktur einen<br />

eher indirekten Einfluss zu haben, insofern sie einen Rahmen für mögliche Interaktionen<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

zwischen den Familienmitgliedern biete. Bezug nehmend auf die Befunde unterschiedlicher<br />

Untersuchungen weisen nach Hornung et al. (1983) drei Merkmale des elterlichen<br />

Erziehungsverhaltens eine Beziehung zum Drogenkonsum auf: Verständnislosigkeit der<br />

Eltern, Gleichgültigkeit, Überbesorgtheit der Mutter und inkonsequentes Verhalten der Eltern.<br />

Amerikanische Schüler, die einen gewohnheitsmäßigen polyvalenten Konsum in einer Studie<br />

aufwiesen, berichteten auch von den meisten familiären Risiken. Vor allem schilderten sie<br />

eine dysfunktionale Beziehung der Eltern, Erziehung durch einen alleinerziehenden Elternteil,<br />

Scheidung sowie eine größere Kinderzahl in der Familie. Suchterfahrungen innerhalb der<br />

Familie wurden ebenfalls häufiger von poylvalenten Gewohnheitskonsumenten berichtet<br />

(Harrison et al., 1997; nach Reis, Fegert u. Häßler, 2006).<br />

In einer Übersichtsarbeit stellt Petraitis (1998) fest, dass insgesamt sechs prospektive Studien<br />

zu dem Ergebnis kommen, dass Jugendliche, die sich mit ihren Bedürfnissen nicht von ihren<br />

Eltern angenommen fühlten und sich in ihren persönlichen Interessen von diesen entmutigt<br />

sehen, letztlich einen höheren Marihuanakonsum haben als Jugendliche, die diese Aspekte<br />

elterlichen Verhaltens positiver schildern. Insgesamt zeige sich, wenn auch nicht konsistent,<br />

dass Jugendliche eher illegale Drogen konsumierten, wenn ihre Eltern einen nachgiebigen<br />

Erziehungsstil praktizierten.<br />

Thomasius (2005) kommt zu dem Schluss, dass Jugendliche die häufig Drogen und Alkohol<br />

konsumierten, das Erziehungsverhalten ihrer Eltern in der Kindheit als ungünstiger erlebten<br />

als andere Gleichaltrige. Er weist darauf hin, dass Jugendliche, die nur wenige oder keine<br />

Drogen oder keinen Alkohol konsumieren, in ihrer Kindheit Wärme und Zuwendung sowie<br />

klare Verhaltensregeln durch ihre Eltern erfahren hätten. Ein hohes Maß an elterlicher<br />

Unterstützung führe zudem dazu, dass sich Jugendliche eher an ihre Eltern wendeten und<br />

weniger an ihre Peergruppe, was wiederum die Einflussmöglichkeiten der Eltern auf den<br />

Substanzkonsum ihrer Kinder erhöhen würde (Barnes et al., 2000; nach Thomasius, 2005).<br />

2.4.3. Alkoholbelastete Herkunftsfamilie<br />

Nach Klein et al. (2003), Klein (2005 a) und Lachner u. Wittchen (1997) leben in Deutschland<br />

ca. 2,65 Millionen Kinder, bei denen ein Elternteil eine Alkoholstörung (Missbrauch oder<br />

Abhängigkeit) aufweist.<br />

Demnach geht es nach Klein (2009) nicht um eine gesellschaftliche Randgruppe, sondern<br />

vielmehr um eine substantielle Gruppe von Kindern, die ein erheblich erhöhtes<br />

Entwicklungsrisiko aufweist.<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

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Zwischenzeitlich liegen zahlreiche Studien aus dem angloamerikanischen und deutschen<br />

Raum vor, die belegen, dass Alkoholabhängige häufig aus Familien stammen, die durch die<br />

Alkoholabhängigkeit des Vaters und/oder Mutter belastet sind (Klein, 2005 a).<br />

Klein (2005 a) geht aufgrund eigener Studien und in Übereinstimmung mit einer Vielzahl<br />

anderer Studien von einem bis zu sechsfach erhöhten Risiko für Kinder alkoholbelasteter<br />

Eltern, später selbst alkoholabhängig zu werden, aus.<br />

Basierend auf den Übersichtsarbeiten von Maier et al. (2000) sowie Merikangas u. Swenden<br />

(1997) fasst Lieb (2005) zusammen, dass Familienmitglieder von Menschen mit<br />

Alkoholstörungen im Vergleich zu Kontrollpersonen ein im Durchschnitt sogar siebenfach<br />

erhöhtes Risiko zeigen, eine Alkoholstörung zu entwickeln.<br />

In mehreren Studien zeigte sich, dass bei Familienmitgliedern von Personen mit einer<br />

Lebenszeitdiagnose Alkoholabhängigkeit auch Missbrauch und Abhängigkeit von anderen<br />

Substanzen gehäuft vorkommen.<br />

Die Befunde deuten daraufhin, dass eine Alkoholabhängigkeit eines oder beider Elternteile<br />

das Risiko einer Substanzabhängigkeit insgesamt erhöhen könnte und nicht nur die<br />

spezifische Transmission einer Alkoholstörung (Lachner u. Wittchen, 1997).<br />

Nach Lachner u. Wittchen (1997) interpretieren viele Forschergruppen diesen<br />

Zusammenhang dahingehend, dass die Vulnerabilität von Substanzgebrauch transmittiert<br />

wird, die Entstehung einer spezifischen Substanzstörung durch die Verfügbarkeit der<br />

einzelnen Substanzen und dem „Substanzumfeld“ (z. B. Konsumverhalten der Peers)<br />

bestimmt wird.<br />

Insgesamt wird in der Literatur sowohl von substanzspezifischer als auch von<br />

substanzübergreifender familiärer Transmission berichtet. Lieb (2005) weist jedoch darauf<br />

hin, dass die ermittelten Assoziationsbefunde bei der substanzspezifischen<br />

Betrachtungsweise am höchsten sind.<br />

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass Personen aus alkoholbelasteten<br />

Familien ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben, an einer anderen psychischen Störung zu<br />

erkranken (Klein, 2005; Zobel, 2000; Lachner u. Wittchen 1997), wobei der Grad der<br />

familiären Aggregation geringer ist als bei Substanzstörungen (Lachner u. Wittchen, 1997).<br />

Die Weitergabe der gleichen Störung auf die nächste Generation wird als homopathologische<br />

Transmission und die Weitergabe einer anderen psychischen Störung als heterogene<br />

Transmission bezeichnet (Klein, 2005 b).<br />

Es ist davon auszugehen, dass ca. ein Drittel der Kinder suchtkranker Eltern eine<br />

gravierende Störung entwickelt, die chronifizieren kann. Ein weiteres Drittel entwickelt leichte<br />

bis mittelschwere Probleme mit einer entsprechenden Beeinträchtigung der<br />

Funktionsfähigkeit, die häufig vorübergehen.<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

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Wiederum ein Drittel entwickelt keine relevanten Probleme und psychische Beeinträchtigung<br />

(Klein, 2009).<br />

Aus einer Vielzahl von Studien lasse sich ableiten, dass durch das Aufwachsen in einer<br />

suchtbelasteten Familie eine erhöhte Vulnerabilität bestehe, lebensgeschichtlich früher mit<br />

Alkohol- und Drogenmissbrauch zu beginnen (Klein u. Zobel, 1997).<br />

Ein Schwerpunkt in der vorliegenden Untersuchung ist der Vergleich des erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhaltens Drogenabhängiger, die aus einer suchtbelasteten<br />

Herkunftsfamilie stammen und denen, deren Familienangehörige, insbesondere die Eltern,<br />

keine Suchtstörung haben.<br />

Im Hinblick auf das Thema der vorliegenden Arbeit wird auf die Darstellung<br />

biologischer/genetischer Aspekt verzichtet. Es sei an dieser Stelle nur erwähnt, dass eine<br />

überwiegende genetisch bedingte Vererbung von Alkoholismus nach Klein (2005 b) nicht<br />

haltbar ist.<br />

In der Regel wird unterschieden zwischen den direkten und indirekten Auswirkungen einer<br />

elterlichen Alkoholabhängigkeit. Direkte Auswirkungen sind z. B. Alkoholvergiftungen und<br />

Alkoholembryopathie. Die indirekten Auswirkungen ergeben sich aus Begleitumständen der<br />

Suchterkrankung. Im familiären Rahmen werden hier vor allem ein hoher Duldungs- und<br />

Katastrophenstress, Instabilität und Unberechenbarkeit im Erziehungsverhalten,<br />

Einschränkungen in der Eltern-Kind-Bindung, wenig kindliche Bedürfnisbefriedigung,<br />

Vernachlässigung, Verlusterlebnisse und Diskontinuitäten (Klein, 2005 a, 2009) benannt.<br />

Nach Klein (2005 b) ist die familiäre Situation von Kindern, die in einem durch Suchtstörungen<br />

beeinträchtigten Umfeld aufwachsen, durch eine häusliche Atmosphäre von Instabilität,<br />

Willkür, unklaren Grenzen, Respektlosigkeit, emotionaler Kälte und mangelnder Förderung<br />

und mangelndem Interesse seitens des abhängigen Elternteils bestimmt. Die indirekten<br />

Auswirkungen sind bedingt durch die Verhaltenskonsequenzen aufgrund des<br />

Alkoholmissbrauchs des trinkenden Elternteils. Diese können in verdeckter Form ihre<br />

Pathogenität in der Interaktion mit Familien und Umweltvariablen entfalten (Klein et al., 2003;<br />

Klein 2005 b).<br />

Ein hervorstechendes Merkmal in suchtbelasteten Familien sei dabei die Varianzstärke des<br />

Elternverhaltens gegenüber ihren Kindern. Dieses Phänomen, das auch als<br />

Verhaltensvolatilität der Eltern in Abhängigkeit vom Grad ihrer Intoxikation verstanden werden<br />

könne, sei eines der schwerwiegendsten Probleme für die aufwachsenden Kinder.<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Dies bedeute konkret, dass das Verhalten - insbesondere das des abhängigen Elternteils-<br />

innerhalb kurzer Zeit von liebevoll und zugewandt hin zu abweisend und gewalttätig<br />

verändern kann (Klein, 2009).<br />

In der klinischen Literatur schildern Autoren wie Wegscheider (1988), Black (1988), Woititz<br />

(1990) und in Deutschland Lambrou (1990) die überwiegenden Stimmungen,<br />

ungeschriebenen Gesetze in alkoholbelasteten Familien und die emotionalen Nöte der<br />

Kinder. Demnach könne sich kein Familienmitglied der Abhängigkeitserkrankung entziehen,<br />

weil die Abhängigkeitserkrankung den Lebensalltag der Familie grundlegend verändere.<br />

Übereinstimmend berichten die o. g. Autoren die vorher nach Klein (2009) beschriebene<br />

Verhaltensvolatilität des abhängigen Elternteils. Die Beziehung des Abhängigen zu seinen<br />

Kindern wird in den Veröffentlichungen dieser Autoren vor allem als eher gleichgültig<br />

beschrieben. Das vorrangige Interesse des Suchtkranken gelte dem Alkohol. Er oder sie<br />

fördere nicht die Kompetenzen der Kinder und setzte keine Grenzen. Die Kinder würden so<br />

zu Reagierenden und stark verunsichert. Wenn sich der abhängige Elternteil ihnen zuwende,<br />

tue er dies in erster Linie, um für sich etwas zu bekommen und nicht, um den Kindern etwas<br />

zu geben. Zudem führten die Familienregeln („rede nicht, vertraue niemanden, zeige keine<br />

Gefühle“) zur Isolation der Kinder (vgl. Zobel, 2000).<br />

Insbesondere die von den o. g. Autoren entwickelten Rollenmodelle für Kinder aus<br />

suchtbelasteten Familien (z. B. Held, Sündenbock, Verlorenes Kind, Clown nach<br />

Wegscheider, 1988) erlangten eine breite Anerkennung und Öffentlichkeit. Von einer<br />

weiteren Darstellung wird aufgrund des Themas der vorliegenden Arbeit jedoch abgesehen.<br />

Nach Zobel (2000, S. 18) sind für die unterschiedlichen Entwicklungsabläufe von Kindern aus<br />

suchtbelasteten Familien folgende Faktoren von Bedeutung:<br />

● in welcher Entwicklungsphase des Kindes die Chronifizierung der Abhängigkeit<br />

eintrat,<br />

● ob es längere Phasen von abstinentem Verhalten des Abhängigen gab,<br />

● ob weitere Risikofaktoren wirksam werden, wie etwa eine elterliche<br />

Komorbidität in Form einer Depression oder antisozialen<br />

Persönlichkeitsstörung,<br />

● wie sich die Abhängigkeit auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirkt,<br />

● welche Schutzfaktoren wirksam wurden,<br />

● welche kritischen Lebensereignisse eintraten und<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

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● welche Lebensentscheidungen vom Kind getroffen wurden (z. B.<br />

Internalisierung eines negativen Selbstkonzeptes, Übernahme von<br />

Verantwortung für andere).<br />

Als weiterer Faktor für die Verstärkung der negativen Effekte benennt Zobel (2000) eine<br />

Abhängigkeitserkrankung beider Elternteile, weil dann kein Elternteil zur Verfügung stehe, der<br />

die Auswirkungen der Suchterkrankung kompensieren könne.<br />

Basierend auf Dube et al. (2001) bilanziert Klein (2005 b), dass die durch Alkohol belastete<br />

Familie durch das Auftreten zahlreicher Stressoren eines der wichtigsten und häufigsten<br />

Beispiele für dysfunktionale Familienkontexte darstellt.<br />

Als mögliche psychische Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen, die im Kindes- und<br />

Jugendalter in suchtbelasteten Familien gehäuft im Vergleich zu nicht suchtbelasteten<br />

Familien auftreten, benennt Klein (2005 b): Alkoholembryopahtie, Angst und Depression,<br />

Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen, soziale Interaktionsprobleme und Störungen<br />

des Sozialverhaltens und mangelnde Verhaltenskontrolle. Die benannten Auffälligkeiten sind<br />

wiederum in unterschiedlicher Weise als solche Risiko erhöhend für die Entwicklung einer<br />

Suchtstörung (s. Kapitel 2.4.1.).<br />

Die direkten Alkoholeffekte bestehen darin, dass durch die Wirkung des Alkohols das Fühlen,<br />

Denken und Handeln des abhängigen Elternteils beeinflusst wird. Dies führt zur weiter oben<br />

beschriebenen Verhaltensvolatilität des abhängigen Elternteils. Durch die fortschreitende<br />

Chronifizierung der Abhängigkeitserkrankung kommt es zu medizinischen Problemen, die mit<br />

Krankenhausaufenthalten und nachfolgender Schonung verbunden sind. Das Familienklima<br />

und die Familienatmosphäre verändern sich und werden häufig durch Willkür, Angst und<br />

Anspannung sowie durch die oben unausgesprochenen Familienregeln bestimmt (Zobel,<br />

2000).<br />

Nach Klein (2005 b) spielt bei der Transmission von Abhängigkeitserkrankungen eine<br />

unzuverlässige, instabile und stressvolle Familienatmosphäre, die durch mangelnde<br />

Unterstützung und eine geringe Eltern-Kind-Bindung geprägt ist, eine wichtige Rolle. Auch<br />

Zobel (2000) betont die mögliche mangelnde Unterstützung und die mögliche geringe<br />

emotionale Bindung in der Eltern-Kind-Beziehung als einen Risikofaktor für die Entwicklung<br />

einer Suchtstörung bei den Kindern.<br />

Die Familieneffekte werden teilweise auch durch die direkten Alkoholeffekte bestimmt.<br />

Aufgrund des Alkoholkonsums bei einem oder beiden Elternteile kommt es häufig zu Eheund<br />

Familienkonflikten, Trennung/Scheidung, zur sozialen Isolation der Familie, zur Aufgabe<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

gemeinsamer Familienrituale und zu finanziellen Problemen. Die Eltern können ihren Kindern<br />

nicht ausreichend Vorbild sein und ihnen wichtige Werte vermitteln (Klein, 2005; Zobel, 2000).<br />

Konflikte zwischen den Eltern können das Erziehungsverhalten beeinträchtigen, eine Allianz<br />

der Eltern aufweichen und zur Bildung einer „Eltern-Kind-Allianz“ führen.<br />

Nach Zobel (2000) werde insbesondere durch die o. g. Effekte ein unzureichendes<br />

Erziehungsverhalten bedingt, weil die Kinder kaum positive emotionale Beziehungen sowie<br />

Anleitung und Unterstützung aufgrund der angespannten häuslichen Atmosphäre und der<br />

Instabilität erführen. Eine weitere Einschränkung des Erziehungsverhaltens sei dann<br />

anzunehmen, wenn eine elterliche Komorbidität i. S. einer psychiatrischen Störung eines<br />

Elternteils und/oder beider Elternteile bestehe.<br />

Am Ende dieses Kapitels wird noch eine von Pruhm (2003) in Österreich durchgeführte<br />

Untersuchung zum Thema „Erziehungsstile in Familien mit unterschiedlicher elterlicher<br />

Alkoholbelastung“ vorgestellt. Sie befragte 113 Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren<br />

mittels des „Erziehungsstilinventars“ (ESI von Krohne u. Pulsack, 1995). Dabei wurden die<br />

Ergebnisse von 55 Jugendlichen, deren Eltern sich in einem stationären Alkoholentzug<br />

befanden, mit denen von 58 Jugendlichen verglichen, deren Eltern keine Alkoholstörung<br />

hatten.<br />

Das ESI erhebt folgende Erziehungsstildimensionen: Unterstützung, Einschränkung, Lob,<br />

Tadel, Strafintensität und Inkonsistenz. Die Ergebnisse der Untersuchung spiegeln das<br />

subjektiv wahrgenommene Erziehungsverhalten der Jugendlichen wider.<br />

Beide Elternteile in einer alkoholbelasteten Familie zeigten demnach eine signifikant höhere<br />

Inkonsistenz als die Eltern der Kontrollgruppe. Zudem zeigte sich, dass alkoholabhängige<br />

Väter ihren Kinder ein signifikant geringeres Maß an Unterstützung zu kommen ließen; ein<br />

solcher Unterschied ließ sich bei den alkoholabhängigen Müttern im Vergleich mit der<br />

Kontrollgruppe nicht ermitteln.<br />

Bei der Variable „Lob“ konnte kein Unterschied festgestellt werden. Sowohl der<br />

alkoholabhängige Elternteil als auch der nicht alkoholabhängige Elternteil zeigten nicht<br />

weniger positive Rückmeldungen ihren Kindern gegenüber als die Eltern der Kontrollgruppe.<br />

Väterliche Alkoholabhängigkeit führe bei beiden Elternteilen zu signifikant höherer<br />

Einschränkung und einem signifikant höherem Ausmaß an Tadel, während bei einer<br />

alkoholabhängigen Mutter der mütterliche Erziehungsstil zwar signifikant einschränkender<br />

war, jedoch kein signifikant höheres Ausmaß an Tadel aufwies. Demgegenüber zeigten Väter<br />

in einer Familie mit mütterlicher Alkoholabhängigkeit ein signifikant höheres Ausmaß an<br />

Tadel, schienen aber nicht signifikant einschränkender als die Väter der Kontrollgruppe.<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Sowohl der alkoholabhängige als auch der nicht alkoholabhängige Elternteil zeigten eine<br />

höhere Strafintensität als die Eltern der Kontrollgruppe.<br />

Pruhm (2003) deutet dieses Ergebnis dahingehend, dass der alkoholabhängige Elternteil<br />

durch die höhere Strafintensität versuche, seinen Autoritätsverlust innerhalb der Familie<br />

auszugleichen, während der nicht alkoholabhängige Elternteil eine höhere Strafintensität in<br />

Folge der Überforderung hinsichtlich der Alkoholabhängigkeit des Partners zeige.<br />

Es zeigte sich in der Untersuchung, dass Kinder aus alkoholbelasteten Familien die negativen<br />

Rückmeldungen ihrer Eltern auch weniger nachvollziehen konnten als die Kinder der<br />

Kontrollgruppe. Das häufig in klinischen Berichten beschriebene Nicht- Einhalten von<br />

Versprechungen konnte in dieser Studie nicht nachgewiesen werden.<br />

Basierend auf den beschriebenen Ergebnissen bilanziert Pruhm (2003), dass die<br />

Alkoholabhängigkeit eines Elternteils starke Auswirkungen auf einige Bereiche des elterlichen<br />

Erziehungsstils des abhängigen und des nicht abhängigen Elternteils habe. Gleichzeitig<br />

betonen die Ergebnisse nach Pruhm (2003) die Rolle des Erziehungsverhaltens als einen<br />

möglichen wichtigen Mediator in der Transmission der Alkoholabhängigkeit.<br />

2.5. Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Erwachsenen<br />

Die Skalen des „Fragebogens zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten“ von<br />

Schumacher et al. (2000), der in dieser Untersuchung zur Befragung eingesetzt wird,<br />

repräsentieren inhaltlich zentrale Dimensionen des elterlichen Erziehungsverhaltens, wie sie<br />

in der Erziehungsstilforschung beschrieben und in Studien immer wieder bestätigt wurden<br />

(Schumacher, 1999, 2002).<br />

Deshalb wird an dieser Stelle näher auf die Aspekte der Erziehungsstilforschung und deren<br />

relevante Konzepte eingegangen.<br />

Der thematische Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung ist das erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung welches<br />

einen wichtigen Aspekt in der subjektiv erlebten Eltern-Kind-Beziehung darstellt.<br />

Deshalb werden, nachdem die konzeptionellen Ausführungen zum erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten von Erwachsenen in Kapitel 2.5.3. abgeschlossen sind, weitere<br />

Untersuchungen zum subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhalten von<br />

drogenabhängigen Menschen in Kapitel 2.6. vorgestellt.<br />

Familiäre Bindungen und Erziehungspraktiken stellen einen wichtigen Sozialisationsfaktor bei<br />

der Bildung individueller Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen dar, weshalb sie das<br />

Leben eines Menschen weit über seine Kindheit und Jugend hinaus beeinflussen<br />

(Schneewind u. Pekrun, 1994).<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Schon in den 60- er und 70- er Jahren betrachtete die vor allem im deutschsprachigen Raum<br />

betriebene Erziehungsstilforschung den elterlichen Erziehungsstil als erklärende Variable für<br />

die Entstehung und Ausformung unterschiedlicher Persönlichkeitsmerkmale und psychischer<br />

Störungen (Krohne u. Hock, 1994; nach Schumacher et al., 2000), wobei sich die Forschung<br />

vor allem mit den Auswirkungen des elterlichen Erziehungsverhaltens auf die Entwicklung im<br />

Kindes- und Jugendalter beschäftigte.<br />

Während zunächst vorwiegend der Begriff des Erziehungsstils Verwendung fand, wurde in<br />

späteren Veröffentlichungen (etwa ab 1980) auch von „elterlichem Erziehungsverhalten“<br />

gesprochen (Ratzke u. Zander, 1996).<br />

In der vorliegenden Arbeit werden deshalb beide Begriffe synonym eingesetzt.<br />

2.5.1. Zugangswege zur Erfassung des elterlichen Erziehungsverhaltens<br />

Die Erfassung des subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens im Rahmen<br />

einer Befragung lässt ich danach einteilen, welche zeitliche Perspektive herangezogen und<br />

welche Person dazu befragt wird.<br />

Grundsätzlich kann mittels Befragung das aktuell subjektiv wahrgenommene<br />

Erziehungsverhalten oder das in der Vergangenheit liegende und damit das subjektiv<br />

wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erfasst werden.<br />

Im Erwachsenenalter können Informationen über das subjektiv wahrgenommene elterliche<br />

Erziehungsverhalten nur in retrospektiver Form gewonnen werden, da die entsprechenden<br />

Erfahrungen als Erinnerungen vorliegen, die im autobiographischen Gedächtnis gespeichert<br />

sind (Schumacher et al., 2000; Schumacher 2002).<br />

Von „selbstperizipierten“ oder „elternperizipierten“ Erziehungsverhalten spricht man dann,<br />

wenn die Eltern befragt werden und von „fremdperizipierten“ oder „kindperizipierten“<br />

Erziehungsverhalten spricht man, wenn eine dritte Person oder das Kind befragt werden<br />

(Schumacher 2000).<br />

2.5.2. Merkmale und Dimensionen elterlichen Erziehungsverhaltens<br />

Krohne (1988) bezeichnet das Konzept des „Erziehungsstils“ als ein integratives Konzept,<br />

weil es Fragen der Persönlichkeitsforschung, der allgemeinen Psychologie, der<br />

Sozialpsychologie, der pädagogischen Psychologie und der Entwicklungspsychologie<br />

miteinander vereine. Der integrierende Sachverhalt dabei sei die Persönlichkeitserklärung,<br />

denn im Zentrum der Erziehungsstilforschung stehe der Versuch, Befunde und Konzepte zum<br />

(sozialen) Lernen zu einer Theorie der interindividuell variablen Ausprägungen von<br />

bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zu vereinen. Hierdurch sollen sich aus der Kenntnis<br />

bestimmter Aspekte - vor allem bezogen auf das elterliche Erziehungsverhalten -<br />

I 26


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Vorhersagen über die Entstehung einzelner Merkmale beim so Erzogenen ableiten lassen<br />

(Krohne 1988; Schneewind, 1980).<br />

„Elterliches Erziehungsverhalten“ in einem weiter definierten Erziehungsbegriff meint alle<br />

kindbezogenen Erlebnis- und Handlungsweisen, die Elternpersonen mit oder ohne<br />

Beeinflussungsabsicht äußern.<br />

„Elterliches Erziehungsverhalten“ unter Berücksichtigung eines enger gefassten<br />

Erziehungsbegriffs setzt hingegen das absichtsvolle Handeln von Erziehungspersonen voraus<br />

(Schneewind, 1980).<br />

Eine weiter gefasste Betrachtungsweise, die elterliches Erziehungsverhalten nicht auf<br />

konkretes Handeln beschränkt, findet sich in der Unterteilung verschiedener Autoren wieder,<br />

die das Erziehungsverhalten als typische Konfiguration bestimmter Erziehungspraktiken,<br />

Erziehungseinstellungen und Erziehungszielen in Bezug auf ein bestimmtes Kind unterteilen<br />

(Schumacher, 2002).<br />

Andere Autoren beziehen sich auf einen engen Verhaltensbegriff. So betont Krohne (1988),<br />

dass unter dem Begriff „Erziehungsstil“ ausdrücklich Verhaltenstendenzen von Eltern in<br />

erziehungsthematischen Situationen zu verstehen sind.<br />

Überwiegende Einigkeit besteht jedoch in der Annahme, dass Erziehungsstile als<br />

interindividuell variable, aber intraindividuell recht stabile Tendenzen von Eltern, auf ihre<br />

Kinder zu reagieren, zu verstehen sind. Das heißt, dass Eltern in verschiedenen<br />

kindbezogenen Situationen, aber auch zu verschiedenen Zeitpunkten ähnlich, d. h. für ihre<br />

Person charakteristisch auf das Kind reagieren und sich damit von andern Eltern<br />

unterscheiden (Krohne 1988; Schumacher, 2002; Ratzke et al., 1996).<br />

Schneewind (1980) weist jedoch darauf hin, dass das Erziehungsverhalten nicht nur als<br />

erklärende Variable, sondern auch als zu erklärende Variable angenommen werden kann.<br />

Das elterliche Erziehungsverhalten wird demnach von Merkmalen des Kindes und der Eltern,<br />

der elterlichen Paarbeziehung und der sozialen und ökonomischen Situation der Eltern/der<br />

Familie beeinflusst (Schumacher, 2002). Schumacher (ebd.) betont, dass eine erfolgreiche<br />

Bewältigung der Erziehungsaufgaben und des Erziehungsalltags nur im Rahmen einer<br />

„Erziehungspartnerschaft“ möglich ist und wenn sich beide Elternteile gegenseitig als Teil<br />

eines Unterstützungssystems begreifen. Unstimmigkeiten und Konflikte zwischen den Eltern<br />

könnten zu einer Beeinträchtigung des Erziehungsverhaltens, einer Aufweichung der<br />

Elternallianz und zur Bildung einer „Eltern-Kind-Allianz“ führen.<br />

Zusammenhänge zwischen elterlichem Erziehungsverhalten und der<br />

Persönlichkeitsentwicklung des Erzogenen ist als ein Ergebnis zahlreicher wechselseitiger<br />

I 27


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Beziehungen zwischen Eltern, Kind und kontextuellen Rahmenbedingungen zu verstehen<br />

(Kruse, 2000).<br />

Im Hinblick auf die relevanten Erziehungsstildimensionen besteht in der Literatur eine<br />

weitgehende Übereinstimmung. Es finden sich vor allem Modelle mit zwei Hauptdimensionen.<br />

Die meist faktoranalytisch gewonnen Dimensionen werden häufig durch begriffliche<br />

Gegenpole charakterisiert und voneinander unabhängig betrachtet. Der erste Faktor kann<br />

dabei als Akzeptanz (Zuwendung, Fürsorge, Wärme) vs. Ablehnung (Zurückweisung,<br />

Feindseligkeit) bezeichnet werden und der zweite Faktor als Kontrolle/Überbehütung vs.<br />

Autonomie. Nach Auffassung einiger Autoren gibt es noch eine dritte Dimension, die jedoch<br />

weniger konsistent zu sein scheint. Diese wird meist als „Strafe“ und „Strenge/Konsequenz“<br />

bezeichnet (Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002).<br />

Die Erziehungsstildimension „Autonomie vs. Kontrolle“ kann als Förderung oder Hemmung<br />

der kindlichen Selbstverwirklichung verstanden werden. Dann steht Autonomie für eine aktive<br />

Ermutigung zur Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.<br />

Sie kann jedoch auch als „unterschiedlich große Erziehungsintensität“ aufgefasst werden,<br />

wobei Autonomie dann eine gleichgültige laizer-faire Haltung des Erziehenden beschreibt und<br />

Kontrolle für ein starkes erzieherisches Engagement steht (Stapf, 1972; Schumacher et al.,<br />

2000; Schumacher, 2002).<br />

In der folgenden Abbildung werden auf Basis der beiden Hauptdimensionen vier Typen von<br />

Erziehungsstilen gebildet:<br />

Akzeptanz<br />

(Zuwendung, Wärme,<br />

Fürsorge, Responsivität)<br />

permissiver<br />

(„antiautoritärer“)<br />

Erziehungsstil<br />

autoritativer<br />

Erziehungsstil<br />

Autonomie<br />

(Liberalität)<br />

Vernachlässigender<br />

Erziehungsstil<br />

autoritärer<br />

Erziehungsstil<br />

Kontrolle<br />

(Überbehütung,<br />

Restriktion)<br />

Ablehnung<br />

(Zurückweisung,<br />

Feindseligkeit)<br />

Abb. 2: Unterschiedliche Typen von Erziehungsstilen. (Maccoby & Martin zitiert nach Schumacher, 2002, S. 17).<br />

I 28


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

- ein autoritativer Erziehungsstil ist durch eine hohe Akzeptanz und Unterstützung und<br />

starke Kontrolle<br />

- eine autoritärer Erziehungsstil ist durch eine geringe Akzeptanz und eine starke<br />

Kontrolle<br />

- der antiautoritäre Erziehungsstil durch eine hohe Akzeptanz und geringe Kontrolle<br />

- der vernachlässigende Erziehungsstil durch eine geringe Akzeptanz und eine geringe<br />

Kontrolle gekennzeichnet.<br />

(Schumacher, 2002).<br />

Die drei faktoranalytisch konstruierten Skalen des FEE sind inhaltlich auf das in der Literatur<br />

favorisierte zweidimensionale Modell elterlichen Erziehungsverhaltens zurückzuführen.<br />

Dabei repräsentieren die FEE Skalen „Emotionale Wärme“ und „Ablehnung und Strafe“ im<br />

Wesentlichen die zwei Pole der Dimensionen „Ablehnung vs. Akzeptanz/Fürsorge/Wärme“<br />

und die Skala „Kontrolle und Überbehütung“ eher den Kontroll- Pol der Dimension „Kontrolle/<br />

Überbehütung vs. Autonomie“ (Schumacher et al., 2000).<br />

2.5.3. Erziehungsstilforschung und Konzepte zur elterlichen Erziehungsverhalten<br />

Krohne (1988) und Krohne u. Hock (1998) unterscheiden, basierend auf Hermann und<br />

Stapf, Hermann, Stapf u. Säcker (1972), zwischen zwei Gruppen innerhalb der<br />

Erziehungsstilforschung, den indukativ-klassifikatorischen Ansätzen und den A- Priori<br />

Theorien.<br />

Krohne (1988) und Krohne u. Hock (1994) kritisieren den indukativ-klassifikatorischen Ansatz<br />

insofern, als dass diesem keine psychologische Theorie zu Grunde liegt, aus der heraus<br />

Aussagen zur Klassifikation von Verhaltensweisen der Erziehung und zu deren Wirkung auf<br />

den Erzogenen abgeleitet werden könnten, Hypothesen häufig erst nach der Datenanalyse<br />

erhoben würden und ein insgesamt unsystematisches Vorgehen bestehe. Dies erschwere<br />

den Vergleich der Befunde verschiedener Untersuchungen. Im A-priorisch orientierten Ansatz<br />

versuche man dies zu überwinden Es werde zunächst eine allgemeine psychologische<br />

Theorie formuliert, auf deren Grundlage sich das Erziehungsverhalten und zu<br />

berücksichtigende Merkmale beim Kind beschreiben lassen. Sie sind als Teilbereichstheorien<br />

konzipiert. Es würden vergleichsweise wenige Annahmen abgeleitet, mit deren Hilfe<br />

spezifische Merkmale des Kindes aufgrund der Kenntnis des Erziehungsverhaltens abgeleitet<br />

werden könnten. Es werde eine theoriegeleitete Operationalisierung der zentralen Konstrukte<br />

angestrebt, um gegebenenfalls theoretische Annahmen des Modells empiriegeleitet<br />

verändern zu können (Krohne, 1988; Krohne u. Hock, 1994).<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Im Folgenden werden kurz die wichtigsten a- priorisch orientierten Erziehungsstilmodelle<br />

vorgestellt. Dabei wird auf die lerntheoretisch und sozial -kognitiv begründeten Modelle<br />

fokussiert, weil sie zu den Bekanntesten gehören und weitgehend in empirischen Studien<br />

überprüft wurden.<br />

Im Zentrum des Zweikomponenten- Modells elterlicher Bekräftigung von Stapf et al. (1972)<br />

steht die Annahme, dass ausschließlich über Anreizmotivation vermitteltes<br />

Bekräftigungslernen (instrumentelles Lernen) den Zusammenhang zwischen elterlichen<br />

Erziehungsverhalten und der Ausprägung von Merkmalen beim Erzogenen erklärt (Krohne,<br />

1988; Schumacher, 2002).<br />

Das elterliche Erziehungsverhalten wird durch die Merkmale „Strenge und Unterstützung“<br />

bestimmt und beim Erzogenen werden die Merkmale „Gebots- und Verbotsorientierung“<br />

bestimmt. Es wird angenommen, dass die Gebots- und Verbotsorientierung des Erzogenen<br />

durch das Ausmaß an Unterstützung oder Strenge seitens der Eltern erklärt werden kann.<br />

Dabei soll die elterliche Unterstützung mit der Gebotsorientierung des Erzogenen in<br />

Zusammenhang stehen und beim Kind mit einem aktiv aufsuchenden Verhalten, einem<br />

differenzierten Verhaltensrepertoire, einer positiven Einstellung zur Leistung und verbesserten<br />

schulischen Leistungen einhergehen, während elterliche Strenge mit einer verstärkten<br />

Tendenz zu aktiver und passiver Vermeidung und einer erhöhten Ängstlichkeit beim Kind<br />

einhergeht (Schumacher, 2002; Krohne 1988).<br />

Für das Kontrollmustermodell von Heilbrun (1973) ist vor allem das mütterliche<br />

Erziehungsverhalten relevant. Das Modell nimmt Bezug auf das zweidimensionale Modell mit<br />

den Faktoren „Akzeptanz vs. Ablehnung“ und „Autonomie vs. Kontrolle“. Dabei wird das<br />

mütterliche Erziehungsverhalten den zwei unabhängig voneinander bestehenden<br />

Dimensionen „Unterstützung“ und „Kontrolle“ zugeordnet.<br />

Daraus wurden vier Erziehungsstildimensionen konzipiert, die als vernachlässigend,<br />

akzeptierend, zurückweisend und überbehütend bezeichnet werden. Diese werden mit<br />

bestimmten Anpassungs- und Bewältigungsverhalten des Kindes in Beziehung gesetzt.<br />

Das Muster der Zurückweisung soll mit einer generell schlechten Anpassung<br />

(erhöhten Ängstlichkeit) des Kindes einhergehen. Das Muster der Akzeptierung soll zur<br />

besten Anpassung führen.<br />

Das „Zweiprozess- Modell elterlicher Erziehungswirkung“ von Krohne (1988) versucht, die<br />

zentralen Annahme der o. g. Modelle und Befunde der experimentellen Angst- und<br />

Bewältigungsforschung miteinander zu verbinden. Es beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit<br />

der Entwicklung von Ängstlichkeit beim Kind (Schumacher, 2002).<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Dabei nimmt das „Zweiprozess Modell elterlicher Erziehungswirkung“ direkten Bezug auf<br />

sozial-kognitive Lerntheorien, wie sie von Bandura und vor allem Mischel (Krohne, 1988)<br />

entwickelt wurden.<br />

Die zentrale Annahme des Modells ist, dass sich aus bestimmten Mustern elterlicher<br />

Erziehungsstildimensionen personenspezifische Ausprägungen von Kompetenzen sowie<br />

Kompetenz- und Konsequenzerwartungen beim Erzogenen vorhersehen lassen (Krohne,<br />

1988). Es werden sechs Erziehungsstilvariablen zur Erklärung der Merkmalsausprägung beim<br />

erzogenen Kind herangezogen, die mittels des „Erziehungsstil Inventars“ (ESI) von Krohne<br />

ermittelt werden können: Unterstützung, Einschränkung, Lob, Tadel, Strafintensität und<br />

Inkonsistenz. Einschränkung und Unterstützung werden dabei als durchführungsorientierte<br />

Erziehungsstile und Lob und Tadel als ergebnisorientierte Erziehungsstile definiert. Das<br />

elterliche Erziehungsverhalten wird somit über zwei unterschiedliche Arten von<br />

Lernprozessen wirksam (Krohne u. Hock, 1994, 1998; nach Schumacher; 2002).<br />

Ängstlichkeit beim Kind soll sich dann entwickeln, wenn das elterliche Erziehungsverhalten<br />

durch wenig Unterstützung, intensive Strafen, hohe Einschränkungen, viel Tadel und<br />

inkonsistente Rückmeldungen gekennzeichnet ist (Schumacher, 2002).<br />

Auch der FEE trifft Aussagen über den Zusammenhang von erinnertem subjektiv<br />

wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhalten und anderen psychologischen Variabeln<br />

beim Erzogenen.<br />

Ebenso wie die oben beschriebenen Konzepte fokussiert der FEE dabei nicht ausdrücklich<br />

bzw. ausschließlich auf klinisch psychologisch ausgerichtete Variabeln. In den zugrunde<br />

liegenden, eigens dafür durchgeführten Untersuchungen wurden insbesondere<br />

Selbstkonzeptmerkmale, Lebensqualität, interpersonale Probleme, partnerbezogene<br />

Erwartungs- und Bindungsmuster, wahrgenommene Qualität der Partnerschaft und subjektive<br />

Körperbeschwerden untersucht (Schumacher et al., 2000).<br />

Die sich daraus ergebenden empirischen Forschungsergebnisse flossen in die Auswertung<br />

des FEE mit ein.<br />

2.5.4. Elterliches Erziehungsverhalten und Bindung<br />

Nach Küfner et al. (2000) ist die familiäre Bindung von erheblicher Bedeutung für den<br />

Drogenkonsum und auch für die spätere Entwicklung einer Suchtdiagnose.<br />

Zahlreiche und wesentliche Bindungserfahrungen, die Menschen in ihrer Kindheit und Jugend<br />

machen, entstehen aus den erziehungsbezogenen Interaktionen zwischen ihnen und ihren<br />

Eltern.<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Deshalb kann die Qualität des elterlichen Erziehungsverhaltens als eine wesentliche<br />

Bedingung für die Entstehung bestimmter kindlicher Bindungsmuster angenommen werden<br />

(Schumacher, 2002).<br />

Die Bindungstheorie beschäftigt sich mit der spezifischen Bindung des Kindes an seine<br />

Bezugsperson und deren Konsequenzen für die Entwicklung der Persönlichkeit und für die<br />

Entwicklung psychopathologischer Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.<br />

„Bindung“ wird als ein Gefühl der Sicherheit verstanden und als ein subjektiv<br />

wahrgenommener Schutz vor Gefahr durch die Anwesenheit der Bezugsperson. Dieses<br />

Phänomen wird als „sichere Basis“ oder „sicherer Hafen“ bezeichnet und scheint für das<br />

seelische und körperliche Wohlbefinden über die gesamte Lebensspanne von Bedeutung zu<br />

sein (Schumacher, 2000, 2002, 2004; Sprangler u. Zimmermann, 1999).<br />

Die mit der Bezugsperson gemachten Interaktionserfahrungen des Kindes werden im sog.<br />

„inneren Arbeitsmodell“ kognitiv repräsentiert. Das „innere Arbeitsmodell“ umfasst sowohl die<br />

Bezugsperson als auch die eigene Person. Diese inneren Modelle, also das der<br />

Bezugsperson und das der eigenen Person, sind komplementär und als subjektive<br />

Repräsentationen einer gegenseitigen Bindung zu betrachten.<br />

Im Wesentlichen wurden vier unterschiedliche Typen kindlicher Bindungsstile im Rahmen<br />

eines Beobachtungsverfahrens, dem sog. „Fremde- Situation- Test“ von Ainsworth et al. bei<br />

12 bis 18 Monate alten Kindern ermittelt:<br />

- sicherer Bindungsstil<br />

- unsicher – vermeidender Bindungsstil<br />

- unsicher – ambivalenter Bindungsstil<br />

- desorganisiertes – desorientierter Bindungsstil<br />

Der vierte Bindungsstil wurde erst später von anderen Autoren hinzugefügt.<br />

Nach Sprangler u. Zimmermann (1999) ist ein sicherer Bindungsstil ein protektiver Faktor für<br />

die sozial emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, während eine langfristig<br />

unsichere Bindung eher als ein Risikofaktor betrachtet werden kann.<br />

In den letzten Jahren hat sich die Bindungsforschung verstärkt dem Erwachsenenalter<br />

zugewandt. Im Fokus des Forschungsinteresses stehen die sog. „Bindungsrepräsentationen“.<br />

Hierunter werden bindungsrelevante Erinnerungen und Bewertungen der Erfahrungen mit<br />

Bezugspersonen (vor allem der Eltern) verstanden.<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Das für die Erforschung von Bindungsrepräsentationen häufig eingesetzte „Adult Attachment<br />

Interview“ von Goerge, Kaplan und Main unterscheidet wiederum vier unterschiedliche Typen<br />

von Bindungsrepräsentationen:<br />

- sicher – autonom<br />

- unsicher – distanziert<br />

- unsicher – verwickelt<br />

- unverarbeitet – traumatisiert.<br />

Hintergrund des verstärkten Forschungsinteresses mit Bindungsrepräsentationen<br />

erwachsener Personen war die Erkenntnis, dass das Interaktionsverhalten der Eltern durch<br />

die eigene Bindungserfahrung in der Herkunftsfamilie bestimmt wird, weshalb von einer<br />

Transmission von Bindung über Generationen ausgegangen wird<br />

(Gloger-Tippelt, 1999; nach Schumacher, 2002).<br />

Nach Schumacher (2002) sind Bindungsrepräsentationen erwachsener Personen ganz<br />

wesentlich auch subjektive Repräsentationen der erziehungsbezogenen Interaktionen<br />

zwischen Eltern und ihren Kinder in der Kindheit und Jugend.<br />

Diese Repräsentationen entsprechen dabei dem perizipierten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten, das unter den Bedingungen einer retrospektiven Befragung von<br />

erwachsenen Probanden berichtet wird. Das perizipierte elterliche<br />

Erziehungsverhalten Erwachsener kann somit als eine spezifische<br />

Bindungsrepräsentation aufgefasst werden, die sich auf den erziehungsbezogenen<br />

Interaktionserfahrungen mit den Eltern bezieht. In der frühen Kindheit stellen die<br />

erziehungsthematischen Interaktionen zwischen Eltern und dem Kind die wichtigste<br />

Quelle von Interaktionserfahrung dar.<br />

Betrachtet man nur diesen Lebensabschnitt, dürften hier die darauf bezogenen<br />

Bindungsrepräsentationen weitgehend identisch mit dem perizipierten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten sein.“ (Schumacher, 2002, S. 39-40)<br />

Weil in der Kindheit und Jugend eine Vielzahl von Bindungserfahrungen in der Interaktion mit<br />

anderen Bezugspersonen gemacht werden, kann das subjektiv wahrgenommene elterliche<br />

Erziehungsverhalten als eine „Teilmenge“ der Bindungsrepräsentationen betrachtet werden<br />

(Schumacher, 2002).<br />

Die Begriffe und Konzepte „perzipiertes elterliches Erziehungsverhalten“ und „Bindung“ bzw.<br />

„Bindungsrepräsentationen“ werden häufig synonym verwendet. Das international häufig<br />

eingesetzte „Parental Bonding Instrument“ (PBI) von Parker et al. (1979) wird sowohl zur<br />

retrospektiven Erfassung der Bindung des Erzogenen zu seinen Eltern als auch zur<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Erfassung des subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens eingesetzt. Die<br />

verwendete Begrifflichkeit scheint in hohem Maße vom Forschungskontext abhängig zu sein<br />

(Schumacher, 2002).<br />

2.5.5. Auswirkungen des elterlichen Erziehungsverhaltens auf den Erzogenen<br />

Die im Kapitel 2.5.3. vorgestellten Erziehungsstilkonzepte haben keine ausdrücklich klinischpsychologische<br />

Ausrichtung. Hingegen haben sich andere Forschungsansätze ausführlicher<br />

mit möglichen Zusammenhängen zwischen dem subjektiv wahrgenommenen elterlichen<br />

Erziehungsverhalten und späteren psychischen Beeinträchtigungen bzw. Störungen<br />

beschäftigt.<br />

Insbesondere die im vorangegangenen Kapitel beschriebene Bindungstheorie weist in ihrer<br />

Forschung eine solche klinisch-psychologische Ausrichtung aus.<br />

In den letzten Jahren ist das elterliche Erziehungsverhalten im Zusammenhang mit der<br />

Manifestation von psychischen Störungen und Beeinträchtigungen nicht nur im Kindes- und<br />

Jugendalter, sondern auch im Erwachsenenalter verstärkt in den Fokus gerückt. Mit dieser<br />

Entwicklung geht eine schwerpunktmäßige Beschäftigung mit Bindungsrepräsentationen und<br />

dem subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhalten einher (Schumacher, 2002).<br />

Die Qualität des subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens wird in der<br />

neueren klinisch-psychiatrischen Forschung als ein ätiopathogenetisch relevanter Faktor<br />

eines multifaktoriellen Vulnerabilitätsmodells psychischer Störungen betrachtet<br />

(Perris, 1994; nach Schumacher , 2000, 2002).<br />

Vor allem ein erlebter Mangel an emotionaler Wärme und Liebe, häufig in Verbindung mit<br />

einer ausgeprägten Kontrolle und Überbehütung durch die Eltern, wird als ein bedeutsam<br />

relevanter Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen im Erwachsenenalter (vor<br />

allem Depression) angenommen.<br />

Das subjektiv wahrgenommene elterliche Erziehungsverhalten wird jedoch nicht nur mit<br />

Depressionen, sondern auch mit einer ganzen Reihe anderer Störungen in Zusammenhang<br />

gebracht (Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002).<br />

Eine prospektive Langzeitstudie zeigte, dass insbesondere das Erleben von Überbehütung<br />

und Ablehnung im Erziehungsverhalten der Eltern das Risiko für die Entstehung einer<br />

sozialen Phobie beim Heranwachsenden erhöht (Lieb et al., 2000; nach Schumacher et al.,<br />

2000).<br />

Einige Autoren sehen das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten in einem Zusammenhang<br />

mit der Entstehung von Angststörungen (Rappee u. Meville, 1997; Wiborg u. Dahl, 1997;<br />

nach Schumacher et al., 2000 u. Schumacher 2002), Persönlichkeitsstörungen (Parker et al.,<br />

I 34


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

1999; nach Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002) und Schizophrenien (Helgeland u.<br />

Torgensen, 1997; Perris, 1994; Skagerlind, Perris u. Eisemann, 1996; nach Schumacher et<br />

al., 2000 u. 2002).<br />

Die Studien, die das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten und Substanzmissbrauch bzw.<br />

Suchtmittelabhängigkeit zum Untersuchungsgegenstand haben, werden im Kapitel 2.6.<br />

näher dargestellt.<br />

Schumacher et al. (2000) gingen in Untersuchungen der Frage nach, inwieweit dass subjektiv<br />

erinnerte elterliche Erziehungsverhalten mit psychologischen Variablen in Zusammenhang<br />

steht, die eine weniger klinische Ausrichtung haben (Selbstkonzeptmerkmale, subjektive<br />

Körperbeschwerden, die Lebenszufriedenheit, interpersonelle Probleme, die<br />

wahrgenommene soziale Unterstützung, partnerbezogene Erwartungen und Bindungsmuster<br />

und die wahrgenommene Qualität der Partnerschaft).<br />

Hierbei ließen sich für alle Variablen relevante Zusammenhänge mit den Skalen des FEE<br />

finden.<br />

Diejenigen Personen, die das Erziehungsverhalten als emotional weniger warm, stark<br />

kontrollierend und überbehütend, stärker ablehnend und strafend beschrieben, gaben an,<br />

mehr Probleme im Umgang mit Menschen zu haben, hatten eine negativeres Selbstkonzept,<br />

schilderten mehr körperliche Beschwerden und zeigten sich insgesamt weniger zufrieden mit<br />

ihrem Leben als diejenigen, die die Erzeihung ihrer Eltern positiver erinnerten. Ebenso<br />

wurden mehr Partnerschaftsprobleme beschrieben die Tendenz, weniger soziale<br />

Unterstützung wahrzunehmen. (ebd.)<br />

2.5.6 Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung des subjektiv wahrgenommenen<br />

elterlichen Erziehungsverhaltens Erwachsener<br />

Wie schon an anderer Stelle in dieser Arbeit erwähnt, erlaubt die Befragung des subjektiv<br />

wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens – sowohl durch eine Befragung der<br />

Eltern als auch durch eine Befragung dritter Personen (erzogenes Kind oder andere Person)<br />

– keine Aussage darüber, inwieweit diese mit dem tatsächlich praktizierten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten übereinstimmt. Hierzu wären nach der Auffassung der meisten Autoren<br />

(Krohne, 1988; Krohne u. Hock, 1998; Schumacher et. al, 2000; Schumacher 2002;<br />

Schumacher et al. 2002; Schumacher et al. 2004) zusätzliche unbeteiligte Beobachter von<br />

Nöten, die das tatsächlich stattfindende elterliche Erziehungsverhalten beobachten. Dies ist<br />

jedoch bei einer retrospektiven Befragung aus erkennbaren Gründen nicht möglich.<br />

Die retrospektive Erfassung des subjektiv wahrgenommenen erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhaltens ist deshalb mit der Frage des Wahrheitsgehaltes dieser Aussagen<br />

I 35


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

verbunden. Ohne diese Frage in der vorliegenden Arbeit abschließend beantworten zu<br />

können, sollen in kompakter Form einige Befunde wieder gegeben werden.<br />

Die autobiographische Gedächtnisforschung ist eine der wichtigsten Forschungsrichtungen,<br />

die sich mit der Erinnerung an das eigene Leben beschäftigt. Dennoch liegen bezüglich des<br />

Wahrheitsgehaltes solcher Erinnerungen vergleichsweise wenig empirische Befunde vor. Als<br />

wichtige Einflussfaktoren auf autobiographische Gedächtnisprozesse werden vor allem<br />

Selbstkonzept- und Persönlichkeitsmerkmale und situative Merkmale - hier vor allem die<br />

aktuelle Stimmung sowohl zum Zeitpunkt der Abspeicherung als auch des Abrufesangenommen<br />

(Schumacher et al. 2000; Schumacher, 2002; Schumacher et al. 2002).<br />

Die Befundlage hinsichtlich des Einflusses der Stimmungslage konnte dabei nicht eindeutig<br />

und konsistent nachgewiesen werden. Erinnerungen an das elterliche Erziehungsverhalten<br />

scheinen nur wenig anfällig durch die Einflussnahme der aktuellen Stimmungslage, stellt<br />

Schumacher (ebd.) fest und weist auf Studien hin, bei denen mit depressiven Patienten eine<br />

Befragung des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens - auch unter Veränderung der<br />

depressiven Symptomatik - durchgeführt wurden (Studien von Gerlsma, Das u. Emmelkamp,<br />

1993; Gerlsma, Kramer, Scholing u. Emmelkamp, 1994; nach Schumacher, 2002). Eine von<br />

Schumacher et al. (2002) durchgeführte Studie, die die Erinnerung junger Erwachsener<br />

(Studenten der Psychologie) und ihrer Eltern, die mittels des FEE erhoben wurden,<br />

miteinander vergleicht und auch den Einfluss durch die aktuelle Stimmungslage untersucht,<br />

kommt zu einem anderen Ergebnis. Vor allem die Ausprägung der FEE-Skalen „Emotionale<br />

Wärme“ und „Kontrolle und Überbehütung“ erwiesen sich als stimmungsabhängig. Diejenigen<br />

Studenten, die zum Zeitpunkt der Befragung angaben, sich in einer eher gedrückten<br />

Stimmung zu befinden, beschrieben ihre Mütter als stärker überbehütend und kontrollierend<br />

und sowohl das Erziehungsverhalten ihrer Mütter und ihrer Väter als emotional weniger warm<br />

(Schumacher et al., 2002). Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass es sich bei der<br />

Auswahl der Stichprobe und auch bei deren Größe nicht um eine Auswahl handele, die es<br />

erlaube, diese Ergebnisse ohne Weiteres zu generalisieren (ebd.).<br />

In der schon oben erwähnten Studie von Schumacher et al. (2002) wurden im Hinblick auf<br />

die Validität des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens die Angaben über eine Version<br />

des FEE, der das kinderperizpierte und einer solchen, die das elternperizipierte<br />

Erziehungsverhalten erhebt, miteinander verglichen.<br />

Dabei ließen sich zwar moderate, allerdings deutliche signifikante positive Korrelationen<br />

zwischen dem erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten der erwachsenen Kinder und ihrer<br />

Eltern ermittelt; ein Beleg für die Validität der mittels des FEE erfassten subjektiven<br />

Repräsentationen des elterlichen Erziehungsverhaltens.<br />

I 36


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

2.6. Forschungsstand<br />

Der thematische Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung ist das erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung welches<br />

einen wichtigen Aspekt der subjektiv erlebten Eltern-Kind-Beziehung darstellt.<br />

Deshalb werden - dem Thema dieser Untersuchung folgend - nun einige Studien vorgestellt,<br />

die das subjektiv wahrgenommene elterliche Erziehungsverhalten von drogen- bzw.<br />

alkoholabhängigen Menschen zum Forschungsgegenstand haben.<br />

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, kann das subjektiv wahrgenommene elterliche<br />

Erziehungsverhalten bei Erwachsenen durch retrospektive Befragung erhoben werden, die<br />

hierzu eingesetzten Befragungsinstrumente erheben dann die subjektiv wahrgenommenen<br />

Repräsentationen des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens (Schumacher, 2002).<br />

Die Studie von Scheller und Balkenhol (1983) beschäftigt sich mit Einflüssen des<br />

Elternhauses hinsichtlich einer späteren Alkoholabhängigkeit bei Frauen.<br />

Scheller et al. (1983) untersuchten Einflüsse des Elternhauses als Determinaten der<br />

Alkoholabhängigkeit bei Frauen. Hierzu wurden 42 alkoholabhängige und 42 nicht<br />

alkoholabhängige Frauen befragt. Das subjektiv wahrgenommene Erziehungsverhalten wurde<br />

dabei mit einem auf Mantek (1979) basierenden Verfahren, das die Variabeln Überbehütung,<br />

autoritäre Anpassungsaufforderung und Eigenständigkeitsentwicklung erfasst erhoben.<br />

Zusätzlich wurde der für männliche Jugendliche konzipierte „PEE- Fragebogen“, (Bottenburg,<br />

Gareis u. Rusche, 1973), der die Dimensionen „Zurückweisung – Feindseligkeit“ und<br />

„Zuneigung – Fürsorge“ getrennt für Mutter und Vater erhebt, eingesetzt.<br />

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass alkoholabhängige Frauen häufiger einen<br />

alkoholabhängigen Vater haben, die erlebte Familienatmosphäre negativer beurteilen und<br />

häufiger nur bei einem Elternteil aufgewachsen sind. Insbesondere der mütterliche<br />

Erziehungsstil wurde als autoritärer und zurückweisender beschrieben.<br />

Die alkoholabhängigen Frauen beschrieben, signifikant mehr väterliche und mütterliche<br />

Zurückweisung erfahren zu haben als die Probandinnen der Kontrollgruppe. Zudem<br />

beschrieben die alkoholabhängigen Frauen signifikant mehr Einschränkungen in der<br />

Eigenständigkeitsentwicklung als die Frauen der Kontrollgruppe.<br />

Ein statistisch bedeutsamer Unterschied in Bezug auf erlebte mütterliche oder väterliche<br />

Überbehütung konnte hingegen nicht ermittelt werden.<br />

Die folgenden vier zitierten Studien beschäftigten sich überwiegend mit dem erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen und erhoben die Daten mittels des<br />

EMBU („Egna Minnen Betäffande Uppfostran“, übersetzt „Meine Erinnerungen an die<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Erziehung“ nach Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002) von Perris, Jacobsson,<br />

Lindström, von Knorring u. Perris (1980) und dem PBI von Parker (1979).<br />

Im Hinblick auf einen möglichen Vergleich der Untersuchungsergebnisse wird hier noch<br />

einmal Schumacher (2002) zitiert, der auf zwei unabhängig voneinander durchgeführte<br />

Studien hinweist, die den EMBU und das PBI gemeinsam einsetzten, um diese bezüglich der<br />

Übereinstimmung ihrer dimensionalen Struktur zu vergleichen. Dabei zeigte sich, dass die<br />

inhaltlich vergleichbaren Skalen „Overprotection“ (PBI) und „Overprotection“ (EMBU) sowie<br />

die Skalen „Care“ (PBI) und „Emotional Warmth“ (EMBU) jeweils signifikant miteinander<br />

korrelierten. Jedoch warnen die Autoren der zweiten Studie aufgrund der in der Gesamtschau<br />

nur moderaten Zusammenhänge davor, diese als vollkommen identisch zu betrachten.<br />

(Arrindell, Gelsma, Vandereyken, Hageman u. Daeseleire, 1998; Livianos-Aldana u.<br />

Rojo.Moreno, 1999; nach Schumacher 2002).<br />

Emmelkamp u. Heeres (1988) befragten in den Niederlanden 80 drogenabhängige Patienten<br />

zwischen 19 und 35 Jahren einer Fachklinik (von denen 43 die Einschlusskriterien erfüllten)<br />

und 111 Personen im Alter von 20 bis 35 Jahren ohne Suchtproblematik als Kontrollgruppe.<br />

Ziel der Untersuchung war, in einer kontrollierten Studie das (erinnerte) Erziehungsverhalten<br />

von Eltern Drogenabhängiger zu untersuchen.<br />

Zur Erhebung des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens wurde der EMBU eingesetzt.<br />

Die durchschnittliche Konsumdauer bei den Drogenabhängigen betrug acht Jahre und nur<br />

zwei der befragten Drogenabhängigen hatten bisher keine Erfahrungen mit Heroin gemacht.<br />

Die drogenabhängigen Patienten fühlten sich häufiger zurückgewiesen durch ihre Eltern,<br />

gaben an, weniger emotionale Wärme durch ihre Eltern erfahren zu haben und wiesen ihren<br />

Eltern einen stärker überbehütenden Erziehungsstil zu als die Probanden der Kontrollgruppe.<br />

Dabei waren alle Unterschiede der erfassten Erziehungsstildimensionen für Vater und Mutter<br />

zwischen Drogenabhängigen und Kontrollgruppe signifikant, wobei die Unterschiede bei den<br />

Erziehungsstildimensionen „Zurückweisung“ und „Emotionale Wärme“ bei den Vätern am<br />

größten war.<br />

Die Differenz zwischen klinischer und Kontrollgruppe auf der Skala „Überbehütung“ war zwar<br />

auch signifikant, jedoch in geringerem Maße als die beiden Dimensionen „Zurückweisung“<br />

und „Emotionale Wärme“, weshalb die Autoren zu einem vorsichtigen Umgang mit möglichen<br />

Schlussfolgerungen hinsichtlich der letzten Dimension hinweisen.<br />

Bernadi, Jones u. Tennant (1989) befragten in Sydney im Rahmen ihrer Studie 70<br />

heroinabhängige, 40 alkoholabhängige Patienten einer Fachklinik und eine Kontrollgruppe<br />

ohne Suchtstörung von 127 Personen. Ziel der Studie war, die Qualität der Erziehung der drei<br />

I 38


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Gruppen miteinander zu vergleichen und Unterschiede festzustellen. Zur Erfassung des<br />

Erziehungsverhaltens und der relevanten Erziehungsstildimensionen wurde das PBI<br />

eingesetzt.<br />

Dabei ergaben sich signifikante Altersunterschiede; die Personen der Kontrollgruppe waren<br />

signifikant älter als die der Heroinabhängigen, aber signifikant jünger als die Gruppe der<br />

Alkoholabhängigen.<br />

Die Gruppe der Abhängigen gab signifikant häufiger einen überprotektiven Erziehungsstil an<br />

als die Probanden der Kontrollgruppe. Allerdings wiesen Heroinabhängige beiden Elternteilen<br />

einen solchen Erziehungsstil zu, während die Gruppe der Alkoholabhängigen eher ihren<br />

Müttern einen überprotektiven Erziehungsstil zuwiesen.<br />

Allerdings konnte in dieser Untersuchung keine statistisch signifikanten Unterschiede auf der<br />

Skala „Fürsorge“ („Care“) zwischen Untersuchungs- und Kontrollgruppe festgestellt werden.<br />

Schweitzer u. Lawton (1989) befragten in Australien 63 weibliche und männliche<br />

Opiatabhängige im Alter von 17-34 Jahren und eine Kontrollgruppe ohne<br />

Suchtmittelabhängigkeit im gleichen Alter. Ziel der Studie war- basierend auf der Annahme<br />

vieler Kliniker im Umfeld von Drogenabhängigen, dass emotionale Probleme der Klientel mit<br />

dem praktizierten elterlichen Erziehungsstil zusammenhängen, das (erinnerte) elterliche<br />

Erziehungsverhalten dieser Gruppe zu untersuchen. Die Erziehungsstildimensionen wurden<br />

mittels einer modifizierten Form (in Bezug auf die Ratingskalen) des PBI erfragt.<br />

Die Drogenabhängigen beschrieben -unabhängig von ihrem Geschlecht- ihre Eltern<br />

überwiegend als kalt, indifferent und kontrollierend. Mehr als die Hälfte der<br />

Drogenabhängigen wies sowohl den Müttern als auch den Vätern einen überprotektiven und<br />

einen wenig fürsorglichen Erziehungsstil zu, wohingegen dies weniger als ein Drittel der<br />

Kontrollgruppe angaben.<br />

Dabei handelt es sich um einen statistisch signifikanten Unterschied.<br />

Im Gegensatz dazu zeigten die Personen der Kontrollgruppe eine Tendenz, beiden<br />

Elternteilen einen nicht überbehütenden (d.h. wenig kontrollierend und damit die Möglichkeit<br />

gebend, Autonomie zu entwickeln, Anmerkung der Verfasserin) und fürsorglichen<br />

Erziehungsstil und damit ein optimales Erziehungsverhalten entsprechend dem PBI<br />

zuzuweisen, während dies nur wenige der Drogenabhängigen angaben; auch hier war der<br />

Unterschied signifikant.<br />

Torresani, Favaretto u. Zimmermann (2000) befragten 90 drogenabhängige Patienten einer<br />

Fachklinik und 44 Mütter und 35 Väter dieser Patienten mittels des PBI.<br />

I 39


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Ziel der Studie war, die Reliabilität des PBI in solchen Stichproben zu überprüfen sowie die<br />

elterlichen Repräsentationen über Generationen miteinander zu vergleichen.<br />

Die Drogenabhängigen waren heroinabhängig, im Mittel 27 Jahre alt und überwiegend<br />

männlich (89 %).<br />

Die drogenabhängigen Patienten als auch deren Mütter und Väter berichteten eine hohe<br />

mütterliche und väterliche Kontrolle (Überbehütung) und eine geringe mütterliche Fürsorge.<br />

Damit beschrieben sie den im PBI sogenannten „affectionsless control“ Erziehungsstil, d.h.<br />

ein Erziehungsverhalten, das durch wenig Zuneigung und gleichzeitiger Überbehütung<br />

gekennzeichnet ist.<br />

Die Ergebnisse der oben beschriebenen Studien sind an vielen Stellen unterschiedlich und<br />

sogar widersprüchlich. Dennoch finden sich in allen Studien Abweichungen im erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhalten von Probanden mit einer Suchtstörung und denen der<br />

Kontrollgruppen. Bei einer ausführlichen Interpretation der Ergebnisse wären sicherlich auch<br />

die unterschiedlichen Untersuchungsziele und die unterschiedliche Darstellung der<br />

Untersuchungsergebnisse zu berücksichtigen.<br />

Die in Kapitel 2.4.3. aufgeführte Studie von Pruhm ermittelt Unterschiede im subjektiv<br />

wahrgenommen elterlichen Erziehungsverhalten von Jugendlichen mit und ohne elterliche<br />

Alkoholbelastung. Insgesamt beschrieben die Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien<br />

das Erziehungsverhalten ihrer Eltern auf unterschiedlichen Skalen negativer. Sie konnte<br />

keine signifikanten Unterschiede dafür finden, dass sich das Erziehungsverhalten der<br />

Elternteile in einer alkoholbelasteten Familie signifikant mehr voneinander unterscheidet als<br />

bei Elternteilen in einer nicht alkoholbelasteten Familie.<br />

Die zentrale Frage der vorliegenden Befragung ist, wie Drogenabhängige in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung das subjektiv wahrgenommene elterliche Erziehungsverhalten<br />

erinnern, d.h. es handelt sich um eine ausschließlich klinische Untersuchungsgruppe.<br />

Ein interner Gruppenvergleich wird insofern vorgenommen, als dass das erinnerte subjektiv<br />

wahrgenommene Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen mit und ohne elterliche<br />

Alkoholbelastung verglichen wird.<br />

2.7. Fragestellungen<br />

Ziel der Untersuchung ist die Erhebung des subjektiv erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhaltens der befragten drogenabhängigen Patienten in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung, deren familiären Rahmenbedingungen sowie Daten des<br />

Suchtverlaufs, um hieraus ggfls. weiterführende Hypothesen, Anregungen für die weitere<br />

Forschungsarbeit zu gewinnen.<br />

I 40


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Im theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit werden die familiären Risikofaktoren für die<br />

Entwicklung einer Suchtstörung beschrieben.<br />

Hier werden auch immer wieder Variablen des elterlichen Erziehungsverhaltens benannt<br />

(Thomasius, 2000; Patton, 1995; Kandel, 1996).<br />

So beschreibt Thomasius et al. (2005) (basierend auf Dodgen u. Shea , 2000; Eikhoff u.<br />

Zinnecker, Reinherz et al. 2000) fehlende elterliche Wärme, die Art des Kontrollverhaltens<br />

seitens der Eltern (gleichgültig oder überfordernd – kalt) als familiäre Risikofaktoren.<br />

Die in Kapitel 2.6. vorgestellten Studien weisen ebenfalls darauf hin, dass Drogenabhängige<br />

das Erziehungsverhalten ihrer Eltern negativer erinnern als die Personen der Kontrollgruppen.<br />

Zunächst wurde deshalb untersucht, ob das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />

der Befragten drogenabhängigen Patienten in stationärer Entwöhnungsbehandlung im<br />

unauffälligen Normbereich des FEE liegt oder ob sich auffällig Werte auf den einzelnen<br />

Skalen ergeben.<br />

Weiter wurden folgende Fragestellungen entwickelt:<br />

Unterscheidet sich das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der Befragten mit<br />

positiver Familienanamnese hinsichtlich einer elterlichen Alkoholbelastung von denen mit<br />

negativer Familienanamnese?<br />

Hintergrund der Frage ist, ob es Hinweise darauf gibt, dass die in Kapitel 2.4.3 beschriebenen<br />

direkten und indirekten Effekte einer elterlichen Alkoholabhängigkeit messbare<br />

Veränderungen im subjektiv erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten der Befragten<br />

ergeben.<br />

Entwickelten die Befragten der Stichprobe mit positiver Familienanamnese<br />

Drogenabhängigkeit als diejenigen mit negativer Familienanamnese?<br />

früher eine<br />

Klein und Zobel (1989) resümieren aus einer Vielzahl von Studien, dass durch das<br />

Aufwachsen in einer suchtbelasteten Familie eine erhöhte Vulnerabilität bestehe,<br />

lebensgeschichtlich mit Alkohol- und Drogenmissbrauch zu beginnen. In der vorliegenden<br />

Untersuchung wird deshalb geprüft, ob ein solcher Effekt in der untersuchten klinischen<br />

Stichprobe festzustellen ist.<br />

I 41


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Gibt es in der Stichprobe geschlechtsspezifische Unterschiede im subjektiv erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhalten?<br />

Aus der Literaturrecherche ergaben sich wenig Hinweise auf ausdrücklich<br />

geschlechtsspezifische familiäre Risikofaktoren für die Entwicklung einer Suchtstörung. Im<br />

Hinblick auf die Relevanz geschlechtsspezifischer Aspekte sowohl für die Suchtentstehung<br />

als auch für die Behandlung, wird geprüft, ob sich das subjektiv erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten bei den männlichen und weiblichen Befragten unterscheidet.<br />

Unterscheidet sich das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten in Abhängigkeit<br />

davon, ob sich die Befragten in der ersten oder zweiten Behandlungshälfte befinden?<br />

In einer von Schumacher et al. (2002) durchgeführten Untersuchung (vgl. Kapitel 2.5.6.)<br />

erwiesen sich die FEE- Skalen „Emotionale Wärme“ und „Kontrolle und Überbehütung“ als<br />

stimmungsabhängig. Die Befundlage hinsichtlich des Einflusses der Stimmungslage auf<br />

autobiographischer Erinnerungen konnte in weiteren Studien nicht konsistent nachgewiesen<br />

werden (Schumacher et al., 2000, Schumacher 2002), dennoch ist es für die vorliegende<br />

Untersuchung interessant, ob sich durch eine stationäre Entwöhnungsbehandlung und durch<br />

therapeutische Effekte (verbesserte Stimmungslage, Distanzierung von suchtmittelbezogenen<br />

Lebensbezügen, Auseinandersetzung mit biographischen und familiären Aspekten,<br />

Verbesserung der Introspektionsfähigkeit) die subjektive Erinnerung an das elterliche<br />

Erziehungsverhalten verändert.<br />

I 42


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

3. Empirischer Teil<br />

3.1. Methoden<br />

2.8.1. Hypothesen<br />

Basierend auf den in Kapitel 2.7. formulierten Fragestellungen wurden im Hinblick auf die<br />

Signifikanztestungen die folgenden Hypothesen entwickelt:<br />

H1<br />

Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der Befragten mit positiver<br />

Familienanamnese hinsichtlich einer elterlichen Alkoholbelastung unterscheidet sich<br />

von denjenigen Befragten mit negativer Familienanamnese hinsichtlich einer<br />

elterlichen Alkoholbelastung.<br />

H2<br />

Es gibt einen Zusammenhang zwischen einer positiven Familienanamnese hinsichtlich<br />

einer elterlichen Alkoholbelastung und dem Beginn der Drogenabhängigkeit.<br />

H3<br />

Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der weiblichen Befragten<br />

unterschiedet sich von dem der männlichen Befragten.<br />

H4<br />

Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der Befragten aus der ersten<br />

Behandlungshälfte unterscheidet sich von den Befragten aus der zweiten<br />

Behandlungshälfte.<br />

Aufgrund des multifaktoriellen Entstehungsmodells, den zahlreichen mit dem subjektiv<br />

erinnerten Erziehungsverhalten interagierenden Faktoren sowie dem in Kapitel 2.6.<br />

beschriebenen Forschungstand, wurden die Hypothesen ungerichtet formuliert.<br />

3.1.2. Untersuchungsdesign<br />

Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurde dargestellt, dass monokausale Zusammenhänge in<br />

Bezug auf die Entwicklung einer Suchtstörung nicht anzunehmen sind und ein<br />

multifaktorielles Bedingungsgefüge angenommen werden kann (Klein et al., 2003; Klein 2005<br />

a u. 2005 b; Küfner u. Soyka, 2008; Thomasius, 2005).<br />

Das subjektiv wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von<br />

Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung zum Gegenstand einer Studie zu<br />

machen, bedeutet, einen Teilbereich eines multifaktoriellen Geschehens zu untersuchen. Das<br />

erinnerte elterliche Erziehungsverhalten wird in der Literatur immer wieder als erklärende,<br />

I 43


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

aber auch als zu erklärende Variable beschrieben (Schneewind, 1980). Eine Reihe von<br />

Autoren bringen das elterliche Erziehungsverhalten mit einer Reihe von<br />

Verhaltensauffälligkeiten bzw. -störungen im Kindes und Jugendalter (vgl. Kapitel 2.5.5.) in<br />

Zusammenhang. In der neueren klinisch-psychiatrischen Forschung wird die Qualität des<br />

subjektiv wahrgenommenen elterlichen Erziehungsverhaltens als ein relevanter<br />

ätiopathogenetischer Faktor eines multifaktoriellen Vulnerabilitätsmodells psychischer<br />

Störungen betrachtet (vgl. Kapitel 2.5.5.).<br />

Zudem zeigt sich in der klinischen Arbeit immer wieder eine durch die Patienten/Klienten<br />

dargestellte ungünstige Eltern-Kind-Beziehung, jedoch häufig auch eine idealisierte<br />

Beziehung zu den Eltern.<br />

Die Befundlage der vorgestellten Studien ist teilweise übereinstimmend, jedoch auch<br />

unterschiedlich und teils auch widersprüchlich. Familiäre Risikofaktoren, hier vor allem<br />

diejenigen, die auf die Eltern-Kind-Beziehung fokussieren, konnten immer wieder festgestellt<br />

werden, jedoch nicht konsistent.<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer neuen Fragestellung, deshalb wird im<br />

Folgenden eine explorativ- quantitative Studie vorgestellt.<br />

Explorative Studien sind dann angezeigt, wenn das theoretische Vorverständnis noch nicht in<br />

einer solchen Weise elaboriert und fokussiert werden konnte, dass sich operationale und<br />

statistische Hypothesen ableiten lassen konnten (Bortz, 2006). Die Untersuchungsart<br />

impliziert ein induktives Vorgehen, d. h. die Bildung von Hypothesen kann – soweit die<br />

Ergebnisse dies rechtfertigen- als Ergebnis der Forschung betrachtet werden (vgl. ebd.).<br />

Es handelt sich bei den in dieser Untersuchung aufgeführten Fragestellungen um inhaltliche<br />

Hypothesen, weil es keine zugrundeliegende Theorie gibt, woraus sich statistische<br />

Hypothesen hätten ableiten lassen können. Es sei auf deren Vorläufigkeit hingewiesen.<br />

Mit der vorliegenden Studie sollten lediglich Aussagen über die in dieser Untersuchung<br />

befragte Stichprobe getroffen und überprüft werden, ob das subjektiv erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten der Gruppe drogenabhängigen Patienten in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung im unauffälligen Normbereich es FEE liegt oder ob sich auffällige<br />

Werte auf den einzelnen Skalen ergeben. Aufgrund dessen und der Untersuchungsart wurde<br />

die Untersuchung ohne Kontrollgruppe durchgeführt.<br />

I 44


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

3.1.3. Fragebogen<br />

Die geplante Untersuchung soll die Familienstruktur und das erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten von drogenabhängigen Patienten in stationären<br />

Entwöhnungsbehandlungen untersuchen.<br />

Deshalb wurde in Form des FEE ein standardisiertes Selbstbeurteilungsinstrument zur<br />

Erfassung von Erinnerungen Erwachsener an das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />

integriert.<br />

Der Fragebogen kann innerhalb von 15-20 Minuten selbständig ausgefüllt werden. Die<br />

Fragen sind verständlich und einfach formuliert.<br />

Es handelt sich bei dem Untersuchungsinstrument um einen vollstandardisierten Fragebogen.<br />

Der Fragebogen besteht aus 45 Items, die sich auf folgende Bereiche verteilen: Acht Items zu<br />

biographischen Standarddaten, drei Items zum Suchtverlauf und zur Behandlung, neun Items<br />

zur Familienstruktur und zur Familiensituation und 24 Items zum erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten (FEE), die jeweils für Vater und Mutter getrennt erhoben werden, sowie<br />

einem Item, das den Teilnehmern ermöglichen soll, ihre eigenen Gedanken und Ergänzungen<br />

vorzunehmen.<br />

Das letzte Item des Fragebogens bietet die Möglichkeit, eigene Gedanken oder Gefühle zum<br />

Thema zu formulieren. Es wurde nicht mit in die Auswertung mit einbezogen.<br />

Pro Teilnehmer werden deshalb mindestens 45 Daten erhoben. Die 24 Daten des FEE<br />

werden jeweils separiert für Vater und Mutter erhoben, so dass pro Teilnehmer maximal 69<br />

Daten erhoben werden.<br />

Der erste Teil des Fragebogens umfasst 7 Items zu biographischen Standarddaten. Diese<br />

Standarddaten sollen einerseits die Stichprobe beschreiben, anderseits dienen sie auch dazu,<br />

die Einschlusskriterien zur Untersuchung zu kontrollieren, eine Auswertung des FEE zu<br />

ermöglichen und die Zusammenhänge zwischen schulischem/beruflichem Werdegang und<br />

Suchtmittelabhängigkeit darzustellen.<br />

Ein Schulabschluss und eine abgeschlossene Ausbildung trotz Suchtmittelkonsum können<br />

ein Hinweis auf protektive Faktoren im sozialen Umfeld der Betroffenen sein.<br />

Danach folgen drei Items zur Suchtmittelabhängigkeit und Behandlung, die im<br />

Zusammenhang mit den formulierten Fragestellungen stehen.<br />

Die Items zum Suchtverlauf fragen subjektive Einschätzungen der Patienten ab, ab welchem<br />

Zeitpunkt sie selbst glauben, suchtmittelabhängig geworden zu sein und von welchen<br />

Substanzen sie eine Abhängigkeitserkrankung entwickelt haben. Diese sind somit nicht i. S.<br />

einer Diagnostik zu verstehen.<br />

I 45


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Zur Einschätzung des Abhängigkeitsbeginns werden fünf Antwortmöglichkeiten vorgegeben.<br />

Die erste Möglichkeit ist „vor dem 14. Lebensjahr“. Dieser Altersabschnitt wurde gewählt, weil<br />

dann deutlich ist, dass es sich um eine sehr frühe Suchtstörung handelt, die den Patienten<br />

vermutlich stark in seiner weiteren Entwicklung beeinträchtigt hat. Die zweite Möglichkeit<br />

„zwischen dem 15. und 19. Lebensjahr“ wurde gewählt, weil zu dieser Zeit i. d. R. die Schule<br />

beendet bzw. die Sekundarstufe zwei beginnt oder eine Ausbildung begonnen und<br />

abgeschlossen werden kann.<br />

Die dritte Antwortmöglichkeit „zwischen dem 20 und 25. Lebensjahr“ wurde gewählt, weil in<br />

dieser Zeit entweder ein Studium begonnen/abgeschlossen wurde oder eine Etablierung im<br />

Berufsleben sowie andere Entwicklungsaufträge des jungen Erwachsenenalters vollzogen<br />

werden können. Die Entstehung einer Drogenabhängigkeit nach dem 25. Lebensjahr lässt<br />

eher vermuten, dass viele Entwicklungsaufträge des Jugend- und jungen Erwachsenenalters<br />

zumindest teilweise ohne die Beeinflussung einer Suchtstörung vollzogen werden konnten.<br />

Zudem kann bei der Entwicklung einer Drogenabhängigkeit nach dem 25. Lebensjahr eher<br />

von einer „späten“ Suchtstörung ausgegangen werden.<br />

Die klinische Arbeit zeigt, dass die meisten Drogenabhängigen vor dem 25. Lebensjahr eine<br />

Abhängigkeit entwickeln.<br />

Sollte die subjektive Einschätzung eines Befragten die sein, dass er keine<br />

Suchtmittelabhängigkeit entwickelt hat, kann er dies durch die Antwortmöglichkeit „trifft nicht<br />

zu“ deutlich machen.<br />

Die Fragen zur subjektiven Einschätzung der Abhängigkeitserkrankung werden retrospektiv<br />

erhoben, so dass durch Erinnerung das Antwortverhalten verzerrt werden könnte (Zobel,<br />

2000).<br />

Schließlich wird noch erfragt, ob sich die Patienten in der ersten oder in der zweiten<br />

Behandlungshälfte befinden. Patienten, die sich in der zweiten Behandlungshälfte befinden,<br />

haben sich i. d. R. schon intensiver mit ihrer Geschichte und ihrem familiären Hintergrund<br />

auseinandergesetzt und sind i. d. R. distanzierter zu suchtmittelbedingten Lebensbezügen.<br />

Dies könnte das Antwortverhalten in Bezug auf den FEE beeinflussen, deshalb wird diese<br />

Variable kontrolliert.<br />

Der dritte Teil des Fragebogens enthält zehn Items, wovon sieben Items die Familienstruktur<br />

erfragen.<br />

Der frühe Verlust eines Elternteils oder die Trennung der Eltern wird häufig als Risikofaktor für<br />

eine spätere Suchtstörung beschrieben, zudem wirken sich beide Variablen auf das<br />

Antwortverhalten des FEE aus (Schumacher et al., 2000). Zunächst wird erfragt, ob ein<br />

Elternteil verstorben und ob es zu einer Trennung bzw. Scheidung der Eltern gekommen ist.<br />

I 46


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Danach wird erfragt, bei wem man aufgewachsen ist. Hier sind Mehrfachnennungen möglich<br />

und die Möglichkeit, Zeiträume anzugeben besteht.<br />

Ein Item erfragt, ob aktuell noch Kontakt zu den Eltern oder zu einem Elternteil besteht. Das<br />

Aufrechterhalten der Beziehung zwischen Eltern und ihren drogenabhängigen Kindern kann<br />

als Hinweis für die Stabilität der Beziehung gewertet werden, ohne dass zunächst die Qualität<br />

der aktuellen Beziehung beurteilt werden kann oder soll.<br />

Für die Untersuchung könnte jedoch relevant sein, ob diejenigen, die trotz der<br />

Abhängigkeitserkrankung noch Kontakt zu ihren Eltern haben, das Erziehungsverhalten ihrer<br />

Eltern positiver bewerten.<br />

Drei weitere Items erfragen, ob eine positive Familienanamnese bezüglich einer<br />

Alkoholabhängigkeit (oder einer anderen Abhängigkeitserkrankung) bei Vater oder Mutter<br />

bzw. einer anderen nahe stehenden Person vorliegt. Alle drei Items bieten die Möglichkeit der<br />

Verneinung verbunden damit, dass sollte eine andere Abhängigkeitserkrankung bestehen,<br />

diese eingetragen werden kann.<br />

Zur Identifizierung von Erwachsenen aus alkoholbelasteten Familien bieten sich mehrere<br />

Möglichkeiten an. Nach Zobel (2000) könnte man die Eltern selbst danach befragen, ob sie<br />

glauben, alkoholabhängig zu sein. Diese Möglichkeit kann für die geplante Untersuchung<br />

ausgeschlossen werden, weil die Eltern der Patienten nicht vor Ort sind.<br />

Eine weitere Möglichkeit über die Einschätzung der Kinder, eine<br />

Alkoholproblematik/Alkoholabhängigkeit der Eltern zu ermitteln, stellt die deutsche Version<br />

des „Children of Alcoholics Screening Test“ (CAST) dar. Die Originalversion wurde 1993 von<br />

Jones entwickelt. Der CAST umfasst 30 Items, die auf die Auswirkungen des<br />

Alkoholproblems in einer Familie abheben. Die Items werden bejaht oder verneint. Bei sechs<br />

bejahten Items ist von einer elterlichen Alkoholabhängigkeit auszugehen (Zobel, 2000).<br />

Eine Untermenge des CAST stellt der CAST-6 dar, der sechs Fragen mit den höchsten<br />

Faktorladungen des CAST enthält. Der cut-off-Wert liegt bei konserativer Herangehensweise<br />

bei drei bejahten Antworten und bei erweiterter Herangehensweise bei zwei bejahten<br />

Antworten.<br />

Der „Single-Item-Test“ besteht aus einer Frage, mit der Personen mit alkoholabhängigem<br />

Eltern/Elternteil identifiziert werden sollen. Diese sehr ökonomische Vorgehensweise besitzt<br />

als Methode zur Erfassung von Erwachsenen aus alkoholbelasteten Familien eine durchaus<br />

angemessene Reliabilität und Validität (Hodgins u. Shimp 1995; nach Zobel, 2000).<br />

Aus ökonomischen Gründen wird in der geplanten Untersuchung der „Single-Item-Test“<br />

verwandt.<br />

I 47


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Auch hier sei darauf hingewiesen, dass nach der Einschätzung der Patienten gefragt wird, ob<br />

eine Alkoholabhängigkeit oder eine andere Abhängigkeit eines oder beider Elternteile bzw.<br />

einer anderen wichtigen Bezugsperson vorliegt, so dass nicht davon ausgegangen werden<br />

kann, dass es bei der Antwort um eine gesicherte Diagnose handelt; eine entsprechend<br />

vorsichtige Interpretation wurde deshalb durchgeführt.<br />

Der vierte Teil des Fragebogens soll das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erfassen.<br />

Hierzu wurde der „Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten“ (Schumacher<br />

et al., 2000) integriert. Hierbei handelt es sich um ein Selbstbeurteilungsinstrument zur<br />

Erfassung von Erinnerungen erwachsener Personen an das Erziehungsverhalten ihrer Eltern.<br />

Der FEE ist ein standardisiertes Testverfahren.<br />

Die folgenden Ausführungen basieren - soweit nicht anders angegeben - aus dem Handbuch<br />

zum „Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten“ von Schumacher et al.<br />

(2000).<br />

Der FEE-Fragebogen stellt kein vollständig neu entwickeltes Verfahren dar, sondern basiert<br />

auf dem in Schweden entwickelten EMBU-Fragenbogen von Perris et al. 1980 („Egna Minnen<br />

Betraffande Uppfostran“/dt. „Meine Erinnerung an die Erziehung“).<br />

Das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten wird hinsichtlich drei faktoranalytisch ermittelten<br />

Dimensionen beurteilt: „Ablehnung und Strafe“, „Emotionale Wärme“ und „Kontrolle und<br />

Überbehütung“.<br />

Die Skala „Ablehnung und Strafe“ erfasst erziehungsrelevante Verhaltensmerkmale von<br />

Eltern, die durch Strenge, Kritik und Tadel geprägt sind und vom Befragten teilweise als<br />

unangemessen und als Zurückweisung und Ablehnung erlebt werden. Hohe Werte auf dieser<br />

Skala weisen darauf hin, dass sich der Befragte während seiner Kindheit und Jugend von<br />

seinen Eltern eher abgelehnt und zurückgewiesen gefühlt hat. Häufig wurde die Bestrafung<br />

als unangemessen empfunden, und er/sie wurden von ihren Eltern so behandelt, dass er/sie<br />

sich vor anderen Menschen schämten.<br />

Die Skala „Emotionale Wärme“ erfasst elterliche Verhaltensweisen, die vom Befragten als<br />

liebevoll, lobend, unterstützend und tröstend erlebt wurden, ohne dass eine zu starke<br />

Einmischung angenommen werden muss. Personen mit hohen Werten auf dieser Skala<br />

fühlten sich während ihrer Kindheit und Jugend von ihren Eltern unterstützt und erfuhren<br />

durch diese ein hohes Maß an Wärme, Unterstützung, Trost und Lob. Personen mit hohen<br />

I 48


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Werten auf dieser Skala erlebten ihre Eltern als Menschen, die wenig oder keine Probleme<br />

hatten, ihnen Gefühle wie Zuneigung, Liebe und Zärtlichkeit entgegen zu bringen.<br />

Die Skala „Überbehütung und Kontrolle“ erfasst erziehungsrelevante elterliche<br />

Verhaltensmerkmale, die vom Befragten als übertrieben fürsorglich, stark kontrollierend und<br />

einengend sowie einmischend erlebt wurden. Gleichzeitig wird eine hohe<br />

Leistungsorientierung und Erwartungshaltung der Eltern gegenüber ihren Kindern erfasst.<br />

Personen mit hohen Werten auf dieser Skala erlebten ihre Eltern als stark kontrollierend und<br />

zu fürsorglich. Sie erlebten ihre Eltern als einengend und fühlten sich durch deren<br />

Einmischung in ihrer Autonomieentwicklung eingeschränkt. Sie fühlten sich durch die hohen<br />

Erwartungen ihrer Eltern an sie unter Druck gesetzt. Personen mit hohen Werten auf dieser<br />

Skala berichten auch davon, dass ihre Eltern versuchten, in ihnen Schuldgefühle<br />

hervorzurufen.<br />

Zwischen der FEE-Skala „Emotionale Wärme“ und der Skala „Ablehnung und Strafe“ besteht<br />

eine negative Korrelation, während zwischen der Skala „Ablehnung und Strafe“ und „Kontrolle<br />

und Überbehütung“ ein positive Korrelation besteht.<br />

Die drei Skalen umfassen jeweils acht Items. Der FEE besteht somit aus 24 Items, die jeweils<br />

für Mutter und Vater getrennt erhoben werden. Die Items können auf einer vierstufigen<br />

Antwortskala („nein, niemals“, „ja, gelegentlich“, „ja, oft“, ja, ständig“) beantwortet werden.<br />

Die Auswertung erfolgt, in dem die Rohwerte der einzelnen Skalen aufaddiert werden. Die<br />

Items können Rohwerte zwischen 1 und 4 annehmen. Die Antwortkategorie „nein, niemals<br />

wird durch den Wert 1 kodiert, „ja, gelegentlich“ durch den Wert 2, „ ja, oft“ durch den Wert 3<br />

und „ja, ständig“ durch den Wert 4. Der Range der Skalenwerte reicht demnach zwischen 8<br />

und 32. Hohe Werte auf den einzelnen Skalen bedeuten eine starke Ausprägung der jeweilig<br />

erfassten Erziehungsstildimension.<br />

Die Umwandlung der FEE-Rohwerte in FEE-Normwerte ist dann sinnvoll, wenn das erinnerte<br />

elterliche Erziehungsverhalten von Personen verglichen werden soll und dabei Alters- und<br />

Geschlechtsunterschiede kontrolliert werden sollen. Als Normen wurden die Prozentränge<br />

und T-Werte berechnet.<br />

Der unauffällige Normbereich liegt bei allen drei Skalen um den Mittelwert von T = 50 und der<br />

Streuung von +/- 10 T-Wert Punkten.<br />

I 49


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Die Reliabilität der FEE-Skalen wurde als interne Konsistenz und als Testhalbierungs-<br />

Reliabilität bestimmt.<br />

Der Konsistenzkoeffizient (Cronbach`s Alpha) ermöglicht zu beurteilen, innerhalb welcher<br />

Grenzen Messfehler eines Testresultats liegen. Nach den in der Normierungsstichprobe<br />

berechneten Konsistenzeffizienten sind die jeweils acht Items unfassenden Skalen als<br />

befriedigend bis gut einzuschätzen. Sie nehmen Werte zwischen .72 und .89 an.<br />

Die Split-Half-Reliabilitätskoeffizienten (Spearmann-Brown) liegen zwischen .70 und .88. Die<br />

Reliabilitätskennwerte der Skalen „Ablehnung und Strafe“ und „Emotionale Wärme“ sind<br />

sowohl bezogen auf das erinnere Erziehungsverhalten der Mutter als auch des Vaters etwas<br />

besser als die der Skala „Kontrolle und Überbehütung“.<br />

Zur Retest-Reliabilität der einzelnen Skalen liegen bisher noch keine empirischen Befunde<br />

vor.<br />

Der FEE ist ein standardisierter Fragebogen, so dass eine hohe Durchführungsobjektivität<br />

angenommen werden kann (Schumacher et al., 2000).<br />

3.1.4. Stichprobenkonstruktion<br />

Die Stichprobe der vorliegenden Untersuchung entstammt der Grundgesamtheit (N) aller<br />

drogenabhängigen Patienten in stationärer Entwöhnungsbehandlung während des<br />

Befragungszeitraumes. Es wurden Patienten aus insgesamt sechs Kliniken der stationären<br />

medizinischen Rehabilitation Sucht befragt.<br />

Einschlusskriterien für die Teilnahme an der Befragung waren:<br />

- primäre Drogenabhängigkeit<br />

- Aufenthalt in einer stationären Rehabilitation Sucht zum Befragungszeitpunkt<br />

- zu mindest zeitweise bei mindestens einem leiblichen Elternteil aufgewachsen zu<br />

sein.<br />

Eine primäre Drogenabhängigkeit der Patienten kann deshalb angenommen werden, weil<br />

diese sich zum Befragungszeitpunkt in einer stationären medizinischen Rehabilitation Sucht<br />

befinden. Fünf der Kliniken behandeln ausschließlich primär drogenabhängige Patienten.<br />

Eine der Kliniken behandelt auch andere Formen der Abhängigkeitserkrankung. In dieser<br />

Klinik wurde in der Einweisung der Befragung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass<br />

ausschließlich die drogenabhängigen Patienten der Klinik an der Befragung teilnehmen<br />

können.<br />

Es wurde deshalb das Setting der stationären Entwöhnungsbehandlung gewählt, weil die<br />

Patienten dort in der Regel abstinent sind. Ein drogenbedingter Einfluss auf das<br />

Antwortverhalten zum Befragungszeitpunkt konnte somit weitestgehend ausgeschlossen<br />

werden.<br />

I 50


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Die Stichprobe wurde nicht nach Merkmalen wie Alter, Geschlecht etc. geschichtet.<br />

Fünf der Kliniken arbeiten mit rückfälligen Patienten. Dennoch entschied sich die Verfasserin,<br />

diese Variable nicht zu kontrollieren, weil eine Weiterführung der Therapie nur dann möglich<br />

ist, wenn eine entsprechende Bereitschaft der Patienten vorhanden ist, sich mit dem<br />

Rückfallgeschehen auseinanderzusetzen und bei entsprechender Intoxikation der Patienten<br />

die Behandlung entweder abgebrochen wird oder aber eine Entgiftungsbehandlung<br />

eingeleitet wird.<br />

3.1.5. Rahmenbedingungen<br />

Im folgenden Teil der Arbeit werden zunächst die Richtlinien der Kostenträger für die<br />

stationäre medizinische Rehabilitation Abhängigkeitskranker sowie Behandlungsleitlinien<br />

substanzbezogener Störungen in komprimierter Form vorgestellt. Es sei jetzt schon darauf<br />

hingewiesen, dass aus ökonomischen Gründen auf eine ausführliche Darstellung verzichtet<br />

werden muss und damit keine abschließende und umfassende Übersicht gegeben werden<br />

kann.<br />

Die Kurzdarstellungen der einzelnen Klinken, die sowohl strukturelle Merkmale,<br />

Behandlungsansätze und spezifische Behandlungsmerkmale berücksichtigt, befinden sich im<br />

Anhang der Arbeit.<br />

Die stationäre Entwöhnungsbehandlung für Abhängigkeitskranke zählt zu den<br />

Postakutbehandlungen substanzbezogener Störungen.<br />

Postakutbehandlungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie in ihrem Behandlungsansatz<br />

auf den Erhalt, die Verbesserung und/oder die Wiederherstellung der Funktions- und<br />

Leistungsfähigkeit des chronisch Kranken oder behinderten Menschen – i. S. der WHO, ICF<br />

(Seidel, 2005; nach Geyer et al., 2006)- in Alltag und Beruf fokussiert sind. Deshalb sind<br />

wichtige behandlungsleitende Ziele z. B. die Wiederherstellung der Arbeits- und<br />

Erwerbsfähigkeit, gleichberechtigte Teilhabe am Leben und die Sicherung der<br />

Selbstbestimmung (Geyer et al., 2006).<br />

Die sechs an der Untersuchung beteiligten Kliniken zur stationären Entwöhnungsbehandlung<br />

Abhängigkeitskranker arbeiten alle auf Basis der rechtlichen Grundlagen die in den<br />

Sozialgesetzbüchern und den Rahmenvereinbarungen, hier vor allem der „Vereinbarungen<br />

„Abhängigkeitserkrankungen“ vom 04.05.2001 sowie deren Anlagen. Diese wurden zwischen<br />

den Spitzenverbänden, der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung geschlossen<br />

wurden und den Rehabilitationsverbänden entsprechend § 111 a SGB V beschriebenen<br />

Rahmenempfehlungen beschlossen ( ebd.).<br />

I 51


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Im Sinne der „ Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen“ liegt eine Abhängigkeit dann vor,<br />

wenn eine Unfähigkeit zur Abstinenz oder der Verlust der Selbstkontrolle oder das<br />

periodische Auftreten eines dieser beiden Symptome besteht. Allgemeine Ziele der<br />

medizinischen Rehabilitation sind, die Abstinenz zu erreichen und zu erhalten, körperliche<br />

und seelische Störungen weitgehend zu beheben oder auszugleichen und die Eingliederung<br />

in Arbeit, Beruf und Gesellschaft möglichst dauerhaft zu erhalten bzw. zu erreichen<br />

(Fachverband Sucht e. V., 2001a).<br />

Die Anlage 2 zur „Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen“ regelt darüber hinaus die<br />

Anforderungen an die Einrichtungen zur Durchführung stationärer medizinischer Leistungen<br />

zur Rehabilitation; auf deren ausführliche Darstellung aus ökonomischen Gründen verzichtet<br />

werden muss.<br />

Die Anlage 3 zur „Vereinbarung Abhängigkeitserkrankungen“ (2001d) beschreibt Kriterien der<br />

Leistungsträger für die Entscheidung einer ambulanten oder stationären Rehabilitation Sucht.<br />

Demnach ist eine stationäre Entwöhnung angezeigt wenn<br />

- die Schwere der Störung im seelischen, körperlichen und sozialen Bereich den Erfolg<br />

einer ambulanten Maßnahme in Frage stellt,<br />

- keine stabile Wohnsituation vorhanden ist,<br />

- zur Sicherstellung des Behandlungserfolgs die Herausnahme aus einem pathogenen<br />

Umfeld (z. B. massive familiäre Konflikte) erforderlich ist,<br />

- das soziale Umfeld keine unterstützende Funktion hat,<br />

- keine berufliche Integration des Betroffenen besteht und die Notwendigkeit<br />

spezifischer Leistungen zur beruflichen Wiedereingliederung, die ambulant nicht<br />

geleistet werden können.<br />

Nach Vollmer und Krauth (2001) sind die Besonderheiten in der Behandlung<br />

drogenabhängiger Patienten das frühe Einstiegsalter sowie der frühe Beginn der<br />

Abhängigkeit, die Entwicklungs- und Sozialisationsdefizite, eine hoher Anteil von<br />

Komorbidität, starke Konditionierungsprozesse aufgrund der psychotropen Substanzen sowie<br />

deren Applikation, die frühe gesellschaftliche Ausgrenzung und eine Fixierung auf<br />

Subkulturen und eine dadurch bedingte diffuse Identitätsbildung. Deshalb bestünden bei<br />

Therapiebeginn drogenabhängiger Patienten insbesondere folgende Probleme: Fehlen eines<br />

stützenden sozialen Netzwerkes, soziale Isolation, keine längeren regelmäßigen<br />

Arbeitsverhältnisse, stark gestörte Familienbeziehungen sowie das Vorliegen von<br />

Persönlichkeitsstörungen und depressiven Episoden. Entsprechend ergeben sich die<br />

Behandlungsdauer, eine hohe Behandlungsintensität, eine umfangreiche Diagnostik, ein<br />

flexibler Umgang mit Rückfällen, eine Betonung der Arbeitstherapie und eine Vielzahl von<br />

Gruppenangeboten ergeben.<br />

I 52


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Thomasius und Gouzouis-Mayfrank (2006) weisen darauf hin, dass das Modell der<br />

Therapeutischen Gemeinschaft das traditionelle Behandlungsmodell für Drogenabhängige sei<br />

und weisen darauf hin, dass sich der größte Teil der Behandlungsgebote, die für Personen<br />

mit einer Substanzabhängigkeit von illegalen Drogen in Deutschland zur Verfügung stehen,<br />

auf die Gruppe der sozial schlecht adaptierten Substanzabhängigen reduziere.<br />

Generell seien erfolgreiche Therapiemodelle elektisch konzipiert, d. h. sie setzen sich aus<br />

unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren und andren methodischen Ansätzen<br />

zusammen (ebd.)<br />

3.1.6. Untersuchungsdurchführung<br />

Die Befragung wurde in der Zeit vom 17.07.2009 bis 19.08.2009 in sechs Kliniken zur<br />

stationären Entwöhnungsbehandlung für Abhängigkeitskranke durchgeführt.<br />

Die Verfasserin nahm zunächst telefonischen Kontakt zu den Kliniken auf. Die Kliniken 1<br />

und 2 wurden von der Verfasserin bekannte Mitarbeiter der Klinik kontaktiert, die die Anfrage<br />

an die Leitung der Klinik weitergaben, während die Anfragen an die anderen Klinken sofort<br />

über die Klinikleitung gestellt wurden.<br />

In diesem ersten telefonischen Kontakt formulierten alle angefragten Kliniken - nachdem die<br />

Untersuchung und deren Hintergrund durch die Verfasserin vorgestellt wurde -, ihre<br />

Bereitschaft und ihr Interesse, die Befragung in ihrem Hause möglich zu machen. Alle<br />

telefonisch kontaktierten Kliniken wurden daraufhin angeschrieben. In diesem Anschreiben<br />

wurden die Klinken offiziell angefragt, ob die Untersuchung in ihrem Hause durchgeführt<br />

werden konnte, die Untersuchung wurde vorgestellt und der komplette Fragebogen wurde<br />

dem Schreiben zur Information beigelegt sowie eine Mitteilung darüber gemacht, dass ein „ipod<br />

shuffle“ zur Verlosung ausgeschrieben sei (s. Anlage), verbunden mit der Bitte, dass die<br />

Patienten der angeschriebenen Klinik an der Verlosung teilnehmen können. Die Verlosung<br />

eines „ipod shuffle“ wurde ausgeschrieben, um die Teilnahmebereitschaft der Patienten zu<br />

erhöhen.<br />

Danach fand nochmals ein Telefonat statt, in dem alle angefragten Kliniken einwilligten, dass<br />

die Befragung in ihrer Einrichtung durchgeführt werden konnten, und es wurden Termine zur<br />

Befragung vereinbart.<br />

Die Einweisung in die Befragung wurde nach einem Ablaufplan (s. Anlage) durch die<br />

Verfasserin - außer in Klinik 4 - in allen Kliniken gleich durchgeführt. Ziel dieses Vorgehens, d.<br />

h. der Befragung durch die Verfasserin sowie die Organisation nach einem festgelegten<br />

Ablaufplan, war, die Untersuchungsbedingungen vor Ort soweit wie möglich zu kontrollieren.<br />

Veränderungen im Ablauf ergaben sich aufgrund von Gegebenheiten und Notwendigkeiten<br />

der Kliniken.<br />

I 53


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Die Patienten wurden darauf hingewiesen, dass die Teilnahme an der Untersuchung freiwillig<br />

sei, die Befragung anonym sei und keine Rückschlüsse auf ihre Person möglich seien. Die<br />

Patienten wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Teilnahme oder Nichtteilnahme<br />

sowie ihre Angaben keinerlei Einfluss auf ihren weiteren Behandlungsverlauf haben würden.<br />

Auf besondere Abläufe während der Befragung in den einzelnen Kliniken wird im Folgenden<br />

eingegangen:<br />

Klinik 1, 2 und 6<br />

Die Verfasserin suchte die Kliniken am 10.08.09 (Klinik 1), am 11.08.09 (Klinik 2) und am<br />

19.08.2009 (Klinik 6) persönlich auf. Die Verfasserin stellte die Befragung und die Verlosung<br />

allen Patienten in Begleitung einer Mitarbeiterin der Einrichtung in einem dafür zur Verfügung<br />

gestellten Raum vor. Die Patienten konnten dann entscheiden, ob sie an der Befragung<br />

teilnehmen wollten oder nicht. In Klinik 6 wurde, weil es sich dabei um eine Klinik handelt, die<br />

Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige behandelt, darauf hingewiesen, dass<br />

ausschließlich drogenabhängige Patienten befragt werden sollten. Diejenigen, die nicht an<br />

der Befragung teilnehmen wollten, verließen dann den Raum und die Teilnehmer wurden kurz<br />

in den Fragebogen durch die Verfasserin eingewiesen (s. Anlage) mit dem Hinweis, sich die<br />

genaue Einweisung in den Fragebogen vor dem Ausfüllen durchzulesen. Es wurde darauf<br />

hingewiesen, dass der ausgefüllte Fragebogen und die Teilnahmebescheinigung für die<br />

Verlosung in jeweils separate Boxen eingeworfen werden sollen. Die Patienten wurden<br />

ermutigt, dass falls sie Fragen zur Beantwortung des Fragebogens haben, diese der<br />

Verfasserin zu stellen. Des Weiteren wurden die Patienten darauf hingewiesen, dass wenn<br />

durch den Fragebogen eine starke Betroffenheit ausgelöst werden sollten, sie die Verfasserin<br />

oder zu einem späteren Zeitpunkt einen Therapeuten bzw. Mitarbeiter der Klinik ansprechen<br />

sollten.<br />

Klinik 3<br />

Die Verfasserin suchte die Klinik am 12.08.09 persönlich auf. Ablauf wie oben beschrieben.<br />

Jedoch informierte die Klinikleitung im Rahmen der Großgruppe die Patienten über die<br />

stattfindende Befragung. Die Patienten entschieden sich zu diesem Zeitpunkt, ob sie an der<br />

Untersuchung teilnehmen wollten oder nicht. Die Einweisung in den Fragebogen fand dann<br />

direkt darauf folgend durch die Verfasserin in einem für die Befragung zur Verfügung<br />

gestellten Raum ohne Begleitung eines Mitarbeiters der Klinik statt.<br />

I 54


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Klinik 4<br />

Schon während des ersten telefonischen Kontaktes wies die Klinikleitung darauf hin, dass sie<br />

eine postalische Befragung für geeigneter halte als eine durch die Verfasserin persönlich<br />

durchgeführte Untersuchung. Deshalb wurden die Fragebögen mit zwei frankierten<br />

Rückumschlägen an die Klinikleitung geschickt. Für die Befragung wurde der Zeitraum von<br />

17.07.2009 bis 07.08.2009 vorgegeben. In einen der Umschläge wurden die Fragebögen und<br />

in dem anderen die Teilnahmebögen für die Verlosung zurückgeschickt. Die Klinikleitung<br />

leitete die Fragebögen an die Therapeuten weiter, welche dann die Patienten ansprachen und<br />

den Patienten, die an der Befragung teilnahmen, einen Fragebogen aushändigten, der von<br />

diesen ausgefüllt wurde. Die Therapeuten leiteten die Fragebögen wieder zur Klinikleitung,<br />

welche diese gesammelt an die Verfasserin zurücksandte.<br />

Klinik 5<br />

Die Verfasserin suchte die Klinik am 18.08.2009 persönlich auf. Ablauf wie weiter oben<br />

beschrieben. Allerdings stellte die leitenden Psychologin die Untersuchung im Vorfeld den<br />

Patienten vor und diese entschieden, ob sie an der Untersuchung teilnehmen wollten oder<br />

nicht. Die Befragung selbst fand zu einem späteren Zeitpunkt statt. Die teilnehmenden<br />

Patienten wurden dann von der Verfasserin in einem dafür zur Verfügung gestellten Raum<br />

wie weiter oben beschrieben in die Befragung eingeführt.<br />

3.1.7. Auswertungsmethoden<br />

Die erhobenen Daten wurden in die Datensoftware SPSS 11.5 eingegeben, um eine<br />

entsprechende Auswertung vornehmen zu können.<br />

Aufgrund der Untersuchungsart hat die deskriptive Statistik, d. h. die Beschreibung der<br />

Stichprobe, in dieser Studie, einen hohen Stellenwert.<br />

15 Items zu den Bereichen demographische Daten, Daten zum Suchtverlauf und zur<br />

Behandlung sowie Familiendaten sind nominalskaliert. Hier kann jeweils die Häufigkeit der<br />

Ausprägung der Eigenschaft gezählt und der Modalwert berechnet werden (Bortz, 2006;<br />

Lamberti, 2001; Wirtz u. Nachtigall, 2008).<br />

Drei Items aus diesen Bereichen sind ordinalskaliert. Im Bereich der deskriptiven Statistik<br />

kann hier noch der Median und Prozentrang sowie die Spannweite angegeben werden (ebd.).<br />

Zwei der Items sind Ratioskalen. Diese beziehen sich auf die Angabe des Alters und auf die<br />

Anzahl der leiblichen- und der Halbgeschwister. Ratioskalen verfügen über einen natürlichen<br />

Nullpunkt und weisen gleiche Abstände zwischen den Abschnitten auf. Ratioskalen<br />

ermöglichen alle Rechenoperationen (ebd.).<br />

I 55


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Die 24 Items des FEE, die getrennt für Mutter und Vater erhoben werden, sind<br />

intervallskaliert. Der FEE ist ein standardisierter Test, der nach bestimmten<br />

Konstruktionsprinzipien entwickelt wurde und liefert deshalb per Definition einen<br />

intervallskalierten Wert (Lamberti, 2001; Wirtz u. Nachtigall, 2008). Jedoch weist Lamberti<br />

(2001) darauf hin, dass dieses Vorgehen bzw. diese Definition umstritten ist.<br />

Intervallskalen weisen neben der eindeutigen Rangfolge auch Gleichheit von Intervallen und<br />

Differenzen auf.<br />

Um die vorliegende Stichprobe zu beschreiben, wird der Mittelwert, die Streuung und das<br />

Minimum und Maximum berechnet.<br />

Die einzelnen Items des FEE haben ein vierstufiges Antwortformat, dem Zahlenwerte<br />

zugeordnet sind, um Rechenoperationen zu ermöglichen:<br />

Nein, niemals Ja, gelegentlich Ja, oft Ja,ständig<br />

1 2 3 4<br />

Die einzelnen Rohwerte der acht Items einer Skala des FEE wurden in die SPSS-Datei<br />

eingegeben, aufaddiert und in eine Variable transformiert.<br />

Um differenzierte Gruppenvergleiche zu ermöglichen, wurden die aufaddierten Rohwerte der<br />

einzelnen Skalen entsprechend der Normierungstabelle des FEE in Normwerte (t-Werte)<br />

umgewandelt. Diese Eingabe in die SPSS- Datei wurde wiederum manuell vorgenommen.<br />

Die Items mit einem missing data pro Skala pro Fall wurden in die Auswertung<br />

miteinbezogen. Schumacher et. al. (2000) raten von einer Auswertung des FEE dann ab,<br />

wenn pro Skala zwei Items unbeantwortet bleiben und bei mehr als sechs unbeantworteten<br />

Items insgesamt. Dies kam in der vorliegenden Befragung einmal vor. Allerdings ist es<br />

grundsätzlich möglich, den FEE nur für einen Elternteil auszufüllen, wenn man z. B. nur bei<br />

einem Elternteil aufgewachsen ist oder ein Elternteil verstorben ist.<br />

Dies wurde von 12 der Befragten so durchgeführt. Hier zeigte sich aber auch, dass diese nur<br />

bei einem leiblichen Elternteil aufgewachsen sind. Gleichzeitig gaben 10 der Befragten an,<br />

nur bei einem Elternteil aufgewachsen zu sein, beantworteten den FEE dann jedoch für beide<br />

Elternteile. Dies wurde von der Verfasserin dahingehend interpretiert, dass die Beziehung<br />

zum nicht primär erziehenden Elternteil zumindest zeitweise so eng war/ist, dass die<br />

Befragten Angaben zur Erinnerung an dessen Erziehungsverhalten machen kann.<br />

Insgesamt blieb in sieben Fällen jeweils ein Item auf insgesamt 12 Skalen unbeantwortet.<br />

Davon wurden drei Skalen nicht berücksichtigt, weil der aufaddierte Rohwert nur einen<br />

I 56


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Range von sieben ergab. Die Umwandlung eines aufaddierten Rohwertes in einen FEE-<br />

Normwert erfordert jedoch einen Range von mindestens acht.<br />

Die Umwandlung der Rohwerte in t-Werte des FEE erlaubt eine Differenzierung nach Alter,<br />

Geschlecht und danach, ob man seinen Wohnsitz in den alten oder neuen Bundesländern<br />

hat.<br />

Die Befragung wurde ausschließlich in Kliniken in den alten Bundesländern durchgeführt. Um<br />

eine möglichst differenzierte Auswertung des FEE zu gewährleisten, wurde berücksichtigt, ob<br />

jemand überwiegend in den alten oder neuen Bundesländern oder im Ausland aufgewachsen<br />

ist. Diejenigen, die angegeben haben, in den alten Bundesländer aufgewachsen zu sein,<br />

wurden in die t-Werte der alten und diejenigen die angaben, überwiegend in den neuen<br />

Bundesländern aufgewachsen zu sein, in die t-Werte für die neuen Bundesländer<br />

umgewandelt.<br />

Diejenigen, die angegeben haben, überwiegend im Ausland aufgewachsen zu sein wurden<br />

über die t-Werte der Gesamtnormierungsstichprobe ausgewertet.<br />

Die Signifikanztestungen wurden bei den Fragestellungen, bei denen das erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten der Befragten die abhängige Variable stellte, mittels des T-Tests für<br />

unabhängige Stichproben ermittelt.<br />

Der T-Test basiert auf dem Vergleich der Differenzen der beiden Mittelwerte der Gruppen in<br />

Relation zu der Standardabweichung der Stichprobe.<br />

Bei Gruppenvergleichen eines intervallskalierten Merkmals, ist für parametrische Verfahren<br />

annähernde Gleichheit der Varianzen (d. h. der Standardabweichungen) gefordert (Lamberti,<br />

2001; Mayer 2008; Nachtigall u. Wirtz, 2009).<br />

Zur Prüfung der Varianzhomogenität wurde deshalb der Levene-Test durchgeführt. SPSS<br />

berechnet bei ungleichen Varianzen eine korrigierte Variante (Nachtigall u. Wirtz, 2010).<br />

Weil die Hypothesen der vorliegenden Untersuchung ungerichtet sind, wurde eine zweiseitige<br />

Signifikanztestung durchgeführt.<br />

Die Verfasserin hat viele Signifikanztestungen durchgeführt. Multibles Testen erhöht die<br />

Wahrscheinlichkeit für Alphafehler (vgl. Raab- Steiner u. Benesch, 2010; Nachtigall u. Wirtz,<br />

2010). Dennoch wurde in der vorliegenden Studie auf eine alpha-Adjustierung aufgrund der<br />

Untersuchungsart verzichtet.<br />

Zur Klärung der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen einer elterlichen<br />

Alkoholbelastung und dem subjektiven vermuteten Beginn der eigenen<br />

Suchtmittelabhängigkeit gibt, wurde aufgrund des ordinalen Skalenniveaus der abhängigen<br />

Variable mit dem Chi-Quadrat- Test berechnet. Der Chi- Quadrat Test (nicht- parametrisches<br />

Testverfahren) prüft, ob zwei Variablen voneinander unabhängig sind. Dabei sei darauf<br />

I 57


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

hingewiesen, dass das Resultat nur eine Aussage dazu macht, ob ein signifikanter<br />

Zusammenhang zwischen den Faktoren aller Kategorien besteht, d. h. einzelne Kategorien<br />

können nicht isoliert betrachtet werden (Lamberti, 2001; Raab-Steiner u. Benesch, 2010).<br />

Das Signifikanzniveau für alle durchgeführten Signifikanztest wurde auf 5%, d. h. p= 0,05<br />

festgelegt. Dies ist in der Grundlagenforschung durchaus üblich (Bortz, 2006).<br />

3.2 Ergebnisse<br />

Zunächst wird eine deskriptive Darstellung der Ergebnisse vorgenommen, bevor mittels<br />

unterschiedlicher interferenzstatistischer Verfahren Zusammenhänge geprüft werden.<br />

Im Vorfeld soll jedoch auf einige wichtige Aspekte der Auswertung eingegangen werden.<br />

Wie schon an anderen Stellen ausdrücklich erwähnt, wird mit dem FEE das subjektiv<br />

wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erhoben und damit die subjektiven<br />

Repräsentationen; ob es sich dabei um das tatsächlich praktizierte elterliche<br />

Erziehungsverhalten handelt, kann mit der vorliegenden Untersuchung nicht beantwortet<br />

werden. Inwieweit diese subjektiven Repräsentationen durch Selbstkonzeptmerkmale,<br />

aktuelle Stimmungen, Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Reifungsprozesse etc.<br />

beeinflusst sind, kann ebenfalls mittels der vorliegenden Befragung nicht ermittelt werden.<br />

Da die Entwicklung einer Suchtstörung multifaktoriell bedingt ist, und auch das elterliche<br />

Erziehungsverhalten mit einer Reihe anderer Faktoren interagiert, konnten im Rahmen der<br />

vorliegenden Untersuchung nicht alle relevanten Variablen berücksichtigt werden.<br />

3.2.1. Stichprobenbeschreibung<br />

Die Grundgesamtheit der Untersuchung sind alle drogenabhängigen Patienten in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung während des Befragungszeitraums (N).<br />

Eine Generalisierung der Ergebnisse auf die Grundgesamtheit ist nicht möglich, da es sich<br />

bei der Stichprobe - aufgrund der Größe - nicht um eine repräsentative Stichprobe handelt.<br />

Insgesamt nahmen 105 drogenabhängige Patienten (n=105) aus sechs Kliniken der<br />

stationären medizinischen Rehabilitation Sucht teil. Allerdings waren insgesamt acht<br />

Fragebögen nicht auswertbar, so dass insgesamt 97 Fragebögen in der Auswertung<br />

berücksichtigt werden konnten.<br />

Bei drei der nicht auswertbaren Fragebögen stellte sich heraus, dass die Patienten nicht bei<br />

ihren leiblichen Eltern, sondern z. B. bei Adoptiveltern aufgewachsen sind, und weitere fünf<br />

waren nicht auswertbar, weil sie so unvollständig beantwortet wurden, dass eine Auswertung<br />

nicht mehr möglich war.<br />

I 58


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

3.2.2. Deskriptive Darstellung der Ergebnisse<br />

Insgesamt konnte 97 Fragebögen ausgewertet werden. Die folgenden Angaben beziehen<br />

sich auf die auswertbaren Fragebögen.<br />

3.2.2.1. Soziodemographische Daten<br />

Tabelle 2: Soziodemographische Daten<br />

Soziodemographische Daten<br />

Merkmal Stichprobe<br />

(N=97)<br />

Geschlecht<br />

weiblich<br />

Absolute<br />

Häufigkeit<br />

16<br />

Werte in<br />

%<br />

16,5%<br />

M 1 SD 2 Min/M<br />

ax<br />

Modal<br />

Wert<br />

Median n 3<br />

97<br />

männlich 81 83,5%<br />

Alter 28,74 8,749 18/54 22 26 97<br />

Schulabschluss kein<br />

23 23,7%<br />

95<br />

Schulabschluss<br />

Sonderschule<br />

2<br />

2,1%<br />

Hauptschule<br />

31<br />

32%<br />

Realschule<br />

22<br />

22,7%<br />

Berufsausbildung<br />

Fachoberschule/<br />

Gymnasium<br />

Keine<br />

Berufsausbildung<br />

17<br />

48<br />

17,5%<br />

49,5%<br />

96<br />

Ausbildung<br />

abgeschlossen<br />

40<br />

41,2%<br />

Aktueller<br />

Familienstand<br />

Studium<br />

abgeschlossen<br />

ledig<br />

verheiratet<br />

8<br />

81<br />

5<br />

8,3%<br />

83,5%<br />

5,2%<br />

97<br />

geschieden<br />

10<br />

10,3%<br />

aufgewachsen<br />

verwitwet<br />

alte<br />

Bundesländer<br />

1<br />

78<br />

1%<br />

80,4%<br />

96<br />

neue<br />

Bundesländer<br />

6<br />

6,2%<br />

Ausland<br />

11 11,3%<br />

M 1 = Mittelwert/ SD 2 = Standardabweichung/ n 3 = gültige Daten<br />

I 59


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

3.2.2.2. Suchtbezogene Daten<br />

Tabelle 3: Suchtbezogene Daten<br />

Suchtbezogene Daten<br />

Merkmal Stichprobe (N=97) Absolute<br />

Häufigkeit<br />

Beginn<br />

vor dem 14. Lj 38<br />

Suchtmittelabhängigkeit<br />

15 – 17 Lj<br />

37<br />

Werte<br />

in %<br />

39,2%<br />

38,1%<br />

n 1<br />

97<br />

18 – 21 Lj<br />

9<br />

93%<br />

nach 21. Lj<br />

12<br />

12,4%<br />

Abhängigkeit von<br />

(Mehrfachnennung)<br />

trifft nichts zu<br />

Alkohol<br />

Medikamente<br />

1<br />

50<br />

19<br />

1%<br />

51,5%<br />

19,6%<br />

97<br />

Kokain<br />

45<br />

46,4%<br />

Amphetamin<br />

59<br />

60,8%<br />

Ecstasy/Halluzinogen<br />

42<br />

43,3%<br />

Opiate<br />

42<br />

43,3%<br />

Cannabis<br />

84<br />

86,6%<br />

Behandlungshälfte<br />

Flüchtige<br />

Lösungsmittel<br />

erste<br />

Behandlungshälfte<br />

2<br />

53<br />

2,1%<br />

54,6%<br />

93<br />

n 1 = gültige Daten<br />

zweite<br />

Behandlungshälfte<br />

40<br />

41,2%<br />

I 60


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

3.2.2.3. Familienbezogene Daten<br />

Tabelle 4: Familienbezogene Daten<br />

Familienbezogene Daten<br />

Merkmal Stichprobe Absolute<br />

Häufigkeit<br />

Tod des Vaters ja/Alter 16<br />

Werte<br />

in %<br />

16,5%<br />

M 1 SD 2 Min/Max Modal<br />

wert<br />

25,9 13,06 5/52 18<br />

Median n 3<br />

20,5<br />

94<br />

Tod der Mutter<br />

Scheidung /<br />

Trennung der<br />

Eltern<br />

Alter bei<br />

Scheidung /<br />

Trennung<br />

Aufgewachsen<br />

bei<br />

ja/Alter<br />

ja<br />

nein<br />

beiden Eltern<br />

Mutter<br />

Vater<br />

nicht bei Eltern<br />

Verwandte<br />

7<br />

57<br />

38<br />

80<br />

44<br />

11<br />

16<br />

7,2%<br />

58,8%<br />

39,2%<br />

82,5%<br />

45,4%<br />

11,3%<br />

16,5%<br />

34,5 10,72 19/48 19 36,5<br />

96<br />

8,18 6,17 0/22 12 7 57<br />

96<br />

Pflegeeltern<br />

7<br />

7,2%<br />

Geschwister<br />

(leiblich)<br />

ja<br />

nein<br />

11<br />

71<br />

26<br />

11,3%<br />

73,1<br />

26,8<br />

97<br />

Halbgeschwist<br />

er<br />

ja<br />

nein<br />

28<br />

69<br />

28,8<br />

71,1<br />

Position in der<br />

Geschwisterreihe<br />

Einzelkind<br />

Ältester<br />

12<br />

35<br />

12,4%<br />

36,1%<br />

94<br />

Mittlerer<br />

19<br />

19,6%<br />

Kontakt zu den<br />

Eltern<br />

Jüngster<br />

zu beiden<br />

Eltern<br />

27<br />

48<br />

27,8%<br />

49,5%<br />

97<br />

Mutter<br />

35<br />

36,1%<br />

Vater<br />

4<br />

4,1%<br />

kein Kontakt 9<br />

9,3%<br />

M 1 = Mittelwert/ SD 2 = Standardabweichung/ n 3 = gültige Daten<br />

3.2.2.4. Auswertung FEE<br />

Für die Beschreibung des erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens wurden sowohl für die<br />

aufaddierten Rohwerte der einzelnen Skalen als auch für die T-Werte, der Mittelwert, die<br />

Standardabweichung sowie Minimum und Maximum berechnet.<br />

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt:<br />

I 61


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Tabelle V: Statistik Kennwerte FEE<br />

FEE- Skala M 13 SD 14 Minimum/Maximum n 15<br />

FEE 1 A + S (V) 13,49 5, 62 8/30 84<br />

T-FEE 2 A + S (V) 53,00 11,29 34,00/80, 00 84<br />

FEE 3 A +S (M) 12,42 4,78 8/29 95<br />

T-FEE 4 A + S (M) 53,00 9,92 37,00/80,00 95<br />

FEE 5 EMO (V) 17,47 6,05 8/32 83<br />

T-FEE 6 EMO (V) 48,52 13,01 25,00/ 80,00 83<br />

FEE 7 EMO (M) 12,42 5,85 8/32 96<br />

T-FEE 8 EMO (M) 50,68 13,57 23,00/80,00 96<br />

FEE 9 K + Ü (V) 15,70 4,42 8/29 83<br />

T-FEE 10 K + Ü (V) 53,33 10,53 30,00/79,00 83<br />

FEE 11 K + Ü (M) 15,70 4,42 8/30 96<br />

T-FEE 12 K + Ü (M) 54,48 9,58 32,00/80,00 96<br />

FEE 1<br />

FEE 2<br />

FEE 3<br />

FEE 4<br />

FEE 5<br />

FEE 6<br />

FEE 7<br />

FEE 8<br />

FEE 9<br />

FEE 10<br />

FEE 11<br />

FEE 12<br />

M 13<br />

SD 14<br />

n 15<br />

= Ablehnung und Strafe, Rohwerte, Vater<br />

= Ablehnung und Strafe, t-Werte, Vater<br />

= Ablehnung und Strafe , Rohwerte, Mutter<br />

= Ablehnung und Strafe, t-Werte, Mutter<br />

= Emotionale Wärme, Rohwerte, Vater<br />

= Emotionale Wärme, t-Werte, Vater<br />

= Emotionale Wärme, Rohwerte, Mutter<br />

= Emotionale Wärme, t-Werte, Mutter<br />

= Kontrolle und Überbehütung, Rohwerte, Vater<br />

= Kontrolle und Überbehütung, t-Werte, Vater<br />

= Kontrolle und Überbehütung, Rohwerte, Mutter<br />

= Kontrolle und Überbehütung, t-Werte, Mutter<br />

= Mittelwert<br />

= Standardabweichung<br />

= gültige Daten<br />

Der „unauffällige“ Normbereich wird in der Auswertung des FEE um den Mittelwert von T= 50<br />

und einer Streuung von +/- 10 angegeben. Damit befinden sich alle t-Werte einzelnen Skalen<br />

der Stichprobe im unauffälligen Normbereich. Die Streuung der t-Werte zeigt im Hinblick auf<br />

heterogene Varianzen keine auffälligen Ausprägungen. Lediglich auf der Skala „Emotionale<br />

Wärme“ für Vater und Mutter ergeben sich zwei erhöhte Standardabweichungen, jedoch im<br />

moderaten Bereich.<br />

Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der klinischen Stichprobe zeigt<br />

demnach keine besonderen Ausprägungen des Mittelwertes auf den einzelnen Skalen.<br />

I 62


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

3.2.5. Ergebnisse der Fragestellungen und Signifikanztestungen<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Signifikanztestungen vorgestellt.<br />

Bei der Formulierung wurden sowohl inhaltliche als auch formale Faktoren berücksichtigt.<br />

Aufgrund des Themas der vorliegenden Studie, den theoretischen Befunden und den<br />

deskriptiven Ergebnissen der Arbeit war die Frage relevant, ob sich das subjektiv<br />

wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten der untersuchten klinischen<br />

Stichprobe bei denjenigen mit oder ohne elterliche Alkoholbelastung unterscheidet.<br />

Es handelt sich bei der Fragestellung, ob sich das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten<br />

der Personen mit bzw. ohne elterliche Alkoholabhängigkeit unterscheidet, um einen<br />

Gruppenvergleich, der Unterschiede in der Merkmalsausprägungen zweier Gruppen<br />

miteinander vergleicht.<br />

Die elterliche Alkoholabhängigkeit wurde dabei durch das Zusammenfassen der beiden Items<br />

„Glauben Sie, dass Ihr Vater alkoholabhängig ist/war?“ und „Glauben Sie, dass ihre Mutter<br />

alkoholabhängig ist/war?“, sofern dieses von den Befragten bejaht wurde, gebildet. Die<br />

beiden Gruppen wurden dann durch das Aufaddieren der bejahten Antworten für Vater und<br />

Mutter gebildet. Die Werte der abhängigen Variable, dem subjektiv wahrgenommenen<br />

erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten, wurden über die t-Werte der einzelnen Skalen für<br />

Vater und Mutter ermittelt.<br />

I 63


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.<br />

Tabelle 6:<br />

Unterschiede der Mittelwerte des FEE der Befragten ohne elterliche<br />

Alkoholbelastung und mit elterlicher Alkoholbelastung<br />

Skala/<br />

Familienbelastung<br />

n 1 M 2 SD 3 Standard-<br />

T<br />

Signifi<br />

T-Werte FEE<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

fehler<br />

kanz<br />

des<br />

Mittelwertes<br />

Strafe<br />

Keine Belastung<br />

46<br />

50,94<br />

8,74<br />

1,28815<br />

u. Ablehnung<br />

Vater<br />

Belastung<br />

1,812 ,075<br />

38<br />

55,53<br />

13,45<br />

2,18157<br />

Strafe<br />

Keine Belastung<br />

50<br />

50,97<br />

8,10<br />

1,14589<br />

u.<br />

Ablehnung<br />

Belastung<br />

2,155 ,034*<br />

Mutter<br />

45<br />

55,53<br />

11,27<br />

1,67983<br />

Emotionale<br />

Wärme<br />

Vater<br />

Emotionale<br />

Wärme<br />

Mutter<br />

Kontrolle u.<br />

Überbehütung<br />

durch Vater<br />

Kontrolle u.<br />

Überbehütung<br />

Mutter<br />

Keine Belastung 45 53,50 12,46 1,85962<br />

Belastung<br />

4,162 ,000*<br />

38 42,61 11,15 1,81057<br />

Keine Belastung 51 52,69 13,21 1,84911<br />

Belastung<br />

1,556 ,123<br />

45 48,40 13,76 2,05121<br />

Keine Belastung 45 54,50 9,77 1,45631<br />

Belastung<br />

1,117 ,267<br />

38 51,9211 11,36467 1,84359<br />

Keine Belastung 51 54,48 8,00 1,12210<br />

Belastung<br />

0,12 ,990<br />

45 54,47 11,18 1,66655<br />

n 1 = gültige Datenangaben / M 2 = Mittelwerte/ SD 3 = Standardabweichung/ *= signifikantes Ergebnis/<br />

In Bezug auf die Skala „Ablehnung und Strafe“ durch den Vater wurden bei ungleichen<br />

Varianzen auf dem in dieser Untersuchung festgelegten Signifikanzniveau von p=0,05 zwar<br />

kein signifikantes Ergebnis, jedoch ein Trend, dass diejenigen mit elterlicher Alkoholbelastung<br />

sich häufiger durch ihren Vater abgelehnt und bestraft fühlten als diejenigen ohne elterliche<br />

Alkoholbelastung.<br />

I 64


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Die Skala „Strafe und Ablehnung“ durch die Mutter wurde bei gleichen Varianzen von den<br />

befragten mit elterlicher Alkoholbelastung signifikant (p= ,034) höher bewerteten, d. h., dass<br />

diese sich signifikant häufiger durch die Mutter abgelehnt und bestraft fühlten als diejenigen<br />

ohne elterliche Alkoholbelastung. Dabei befanden sich die Mittelwerte für diese Skala bei<br />

beiden Gruppen im Normbereich des FEE.<br />

Auf der Skala „Emotionale Wärme“ für den Vater ergab sich bei gleicher Varianz ein<br />

hochsignifikanter Unterschied im Gruppenvergleich. Diejenigen, die angaben, in einer Familie<br />

mit elterlicher Alkoholbelastung aufgewachsen zu sein, gaben an, das subjektiv<br />

wahrgenommene Erziehungsverhalten ihres Vaters signifikant weniger emotional warm (d. h.<br />

auch weniger fürsorglich) zu erinnern (p= ,000) als diejenigen ohne elterliche<br />

Alkoholbelastung. Obwohl sich auch hier die Mittelwerte beider Gruppen im angegebenen<br />

Normbereich des FEE befinden, sei darauf hingewiesen, dass sich der Mittelwert der Skala<br />

„Emotionale Wärme“ für den Vater bei denjenigen mit elterlicher Alkoholbelastung im unteren<br />

Normbereich des FEE befindet.<br />

Bei den anderen Skalen ergaben sich weder für Mutter noch für Vater signifikante Ergebnisse<br />

im Vergleich der Mittelwerte.<br />

Aufgrund der Ausführungen im theoretischen Teil hinsichtlich einer elterlichen<br />

Alkoholabhängigkeit und sich daraus ergebender Risikofaktoren, wird insbesondere für<br />

Alkohol auch ein früherer Trink- und Abhängigkeitsbeginn beschrieben (vgl. Kapitel 2.4.3.).<br />

Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung geprüft, ob es in dieser Stichprobe einen<br />

Zusammenhang zwischen elterlicher Alkoholabhängigkeit und Beginn der<br />

Drogenabhängigkeit gibt.<br />

Tabelle 7: Kreuztabelle elterliche Alkoholabhängigkeit und Beginn<br />

Suchtmittelabhängigkeit<br />

Beginn Suchtmittelabhängigkeit<br />

Elterliche<br />

Alkoholbelastung<br />

n Vor dem<br />

14.Lebensjahr<br />

zwischen<br />

dem 15. u. 17.<br />

zwischen dem<br />

18. u. 21.<br />

nach<br />

dem 21.<br />

trifft nicht<br />

zu<br />

Lebensjahr<br />

Lebensjahr<br />

Lebensjahr<br />

Keine Belastung<br />

52<br />

19<br />

16<br />

8<br />

8<br />

1<br />

Belastung<br />

45<br />

19<br />

21<br />

1<br />

4<br />

0<br />

gesamt<br />

97 38<br />

37<br />

9<br />

12<br />

1<br />

n = gültige Daten<br />

Die Berechnung ergab, dass vier Zellen von zehn Zellen eine erwartete Häufigkeit kleiner als<br />

fünf hatten. Damit ist eine Voraussetzung des Chi-Quadrat-Tests nicht erfüllt. Weil dies aber<br />

I 65


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

für weniger als der Hälfte der Zellen gilt und aufgrund der Untersuchungsart wurde der Chi-<br />

Quadrat nach Pearson und die Asymptotische Signifikanz interpretiert.<br />

Der Chi-Quadrat Wert nach Pearson beträgt 7,990 und die asymptotische Signifikanz p= ,092.<br />

Somit ist das Ergebnis nicht signifikant und es ist von einer Unabhängigkeit der Variablen<br />

„elterliche Alkoholbelastung“ und „Beginn der Suchtmittelabhängigkeit auszugehen. Auch eine<br />

Zusammenfassung der Daten führte nicht zu einem signifikanten Ergebnis.<br />

Eine grundsätzliche Relevanz in Bezug auf das subjektiv wahrgenommene erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten hat die Beantwortung der Frage, ob es einen geschlechtsspezifischen<br />

Unterschied in dessen Wahrnehmung gibt.<br />

Die Beantwortung der Frage, ob es einen geschlechtsspezifischen Unterschied im subjektiv<br />

wahrgenommen erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten in der gewonnenen Stichprobe<br />

gibt, wurde ebenfalls über einen Gruppenvergleich (männlich/weiblich) der Mittelwerte der<br />

jeweiligen t-Werte des FEE ermittelt. Dabei ergaben sich - wie der folgenden Tabelle zu<br />

entnehmen ist - auf der Skala „Emotionale Wärme“ sowohl für Vater und Mutter signifikante<br />

Unterschiede.<br />

Tabelle 8: Unterschiede der Mittelwerte des FEE der Befragten für Frauen und<br />

Männer<br />

Skala/ T- Geschlecht n 1 M 2 SD 3 Standardfehler T Signifikanz<br />

Werte FEE<br />

des Mittelwertes<br />

Strafe u.<br />

Ablehnung<br />

Vater<br />

weiblich<br />

männlich<br />

11<br />

73<br />

51,00<br />

53,32<br />

6,68<br />

11,81<br />

2,01359<br />

1,38401<br />

Strafe u. weiblich 16 56,94 12,20 3,04886<br />

Ablehnung<br />

Mutter männlich 79 52,23 9,27 1,04413<br />

Emotionale weiblich 11 40,55 7,70 2,32521<br />

Wärme<br />

Vater männlich 72 49, 74 13,26 1,56410<br />

Emotionale weiblich 16 41,30 13,13 3, 28217<br />

Wärme<br />

Mutter männlich 80 52,54 12,94 1,44629<br />

Kontrolle u. weiblich 11 49,73 12,87 3,88023<br />

Überbehütung<br />

Vater männlich 72 53,88 10,14 1,19466<br />

Kontrolle u. weiblich 16 51, 30 10,60 2,65003<br />

Überbehütung<br />

Mutter männlich 80 55,10 9,30 1,03972<br />

n 1 = gültige Datenangaben/ M 2 = Mittelwert/ SD 3 =Standardabweichung/ *=signifikant<br />

-,632<br />

-,947<br />

1,751<br />

1,461<br />

-2,232<br />

-3,280<br />

-3,164<br />

- 3,133<br />

-1,219<br />

-1,022<br />

-1,458<br />

-1,335<br />

,529<br />

,083<br />

,004*<br />

,002*<br />

,226<br />

,148<br />

I 66


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Auf der Skala „Ablehnung und Strafe“ durch die Mutter ergab sich bei gleichen Varianzen auf<br />

dem in dieser Untersuchung festgelegten Signifikanzniveau von p= 0,05 kein signifikantes<br />

Ergebnis, dennoch mit p= 0,83 eine Tendenz, dass die weiblichen Befragten ihre Mutter als<br />

signifikant ablehnender und strafender erinnern als die männlichen Befragten.<br />

Bei ungleichen Varianzen ergab sich auf der Skala „Emotionale Wärme“ für den Vater, dass<br />

die weiblichen Befragten ihren Vater als signifikant (p= ,004) weniger emotional warm<br />

erinnern als die männlichen Befragten.<br />

Bei gleichen Varianzen ergab sich auf der Skala „Emotionale Wärme“ für die Mutter, dass die<br />

weiblichen Befragten ihre Mutter als signifikant weniger emotional warm (p= ,002) erinnern<br />

als die männlichen Befragten.<br />

Die Mittelwerte der Skala „Emotionale Wärme“ liegen für Vater und Mutter im Normbereich<br />

des FEE. Allerdings liegen die Mittelwerte für die Skala „Emotionale Wärme“ für die Mutter im<br />

unteren Normbereich des FEE.<br />

Die anderen Skalen ergaben keine Signifikanzen im Gruppenvergleich.<br />

Die Befragungen wurden im Setting stationärer Entwöhnungsbehandlungen für Suchtkranke<br />

durchgeführt. Im Fragebogen wurde erfragt, ob sich jemand in der ersten oder zweiten<br />

Behandlungshälfte befindet. Hintergrund war, dass sich - mit fortschreitender Therapiedauer<br />

und den damit verbundenen bzw. vermuteten Nachreifungsprozessen - die Bewertung des<br />

subjektiv wahrgenommenen erinnerten elterlichen Erziehungsverhaltens verändern könnte.<br />

Hierbei wurde wiederum ein Gruppenvergleich vorgenommen, um Unterschiede in der<br />

Merkmalsausprägung festzustellen<br />

I 67


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Die Ergebnisse sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.<br />

Tabelle 9:<br />

Skala<br />

T-Werte FEE<br />

Strafe<br />

u. Ablehnung<br />

Vater<br />

Unterschiede der Mittelwerte des FEE für 1. und 2. Behandlungshälfte<br />

Behandlungshälfte n 1 M 2 SD 3 Standardfehler<br />

des<br />

Mittelwertes<br />

T Signifikanz<br />

1.<br />

46 54,03 11,26 1,66172<br />

Behandlungshälfte<br />

,644 ,521<br />

2.<br />

Behandlungshälfte 34 52,37 11,59 1,9704<br />

Strafe<br />

1.<br />

51<br />

52,61<br />

9,53<br />

1,33404<br />

u. Ablehnung<br />

Behandlungshälfte<br />

Mutter<br />

-,608 ,545<br />

2.<br />

Behandlungshälfte<br />

40<br />

53,90<br />

10,71<br />

1,69532<br />

Emotionale<br />

1.<br />

45<br />

46,89<br />

12,70<br />

1,89290<br />

Wärme<br />

Behandlungshälfte<br />

Vater<br />

-,824 ,413<br />

2.<br />

Behandlungshälfte<br />

34<br />

49,31<br />

13,40<br />

2,30040<br />

Emotionale<br />

1.<br />

52<br />

49,60<br />

13,70<br />

1,90008<br />

Wärme<br />

Behandlungshälfte<br />

Mutter<br />

-,607 ,546<br />

2.<br />

Behandlungshälfte<br />

40<br />

51,34<br />

13,80<br />

2,18196<br />

Kontrolle u.<br />

1.<br />

45<br />

52,70<br />

11,26<br />

1,68074<br />

Überbehütung<br />

Behandlungshälfte<br />

Vater<br />

-,494 ,623<br />

2.<br />

Behandlungshälfte<br />

34<br />

53,90<br />

9,88<br />

1,69374<br />

Kontrolle u.<br />

1.<br />

52<br />

53,72<br />

10,18<br />

1,41158<br />

Überbehütung<br />

Behandlungshälfte<br />

Mutter<br />

-,668 ,506<br />

2.<br />

Behandlungshälfte<br />

40<br />

55,10<br />

9,17<br />

1,44949<br />

n 1 = gültige Datenangaben/ M 2 = Mittelwerte/ SD 3 = Standardabweichung/ *= signifikant<br />

I 68


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Hierbei ergab sich auf keiner der Skalen des FEE für Mutter und Vater in Abhängigkeit von<br />

der Behandlungshälfte ein signifikanter Unterschied.<br />

4. Diskussion<br />

In wesentlichen Punkten decken sich die Ergebnisse der deskriptiven Statistik mit den<br />

Erfahrungswerten der klinischen Arbeit sowie den Befunden aus der Suchtforschung und der<br />

Literatur.<br />

So fand sich in der durchgeführten Studie die in den oben genannten Bereichen häufig<br />

beschriebene „broken home“ Situation in der Herkunftsfamilie für Drogenabhängige wieder; in<br />

der vorliegenden Stichprobe gaben über 58,8 % der Befragten eine Trennung bzw.<br />

Scheidung ihrer Eltern an.<br />

Hornung et al. (1983) und Reis et al. (2006) beschreiben, dass insbesondere<br />

Drogenkonsumenten mit schweren und/oder polyvalenten Konsummustern angeben, aus<br />

unvollständigen Familien zu stammen. In der vorliegenden Untersuchung gaben lediglich 10<br />

Personen an, nur von einer Substanz abhängig geworden zu sein, die anderen 86 Personen<br />

haben nach eigener Einschätzung eine Abhängigkeit von zwei oder mehreren Substanzen<br />

entwickelt. Ein multipler Substanzgebrauch kann nur dann sicher angenommen werden, wenn<br />

neben der Anzahl der Substanzen auch die Konsumform/-gewohnheit erhoben wird. Dies<br />

wurde in der vorliegenden Studie nicht gemacht; dennoch kann aufgrund der erhobenen<br />

Daten und der Zielgruppe davon ausgegangen werden, dass die Anzahl derer mit<br />

polyvalenten und extremen Konsummustern in der vorliegenden Stichprobe hoch ist. Hierfür<br />

sprechen auch die Angaben zum Beginn der Suchtmittelabhängigkeit. Dieser wird immerhin<br />

von 38 % der Befragten vor dem 14. Lebensjahr und von 37 % zwischen dem 15. und 17.<br />

Lebensjahr angegeben. Insbesondere vor dem 14. Lebensjahr sind wichtige Aufträge des<br />

frühen Jugendalters noch nicht abgeschlossen. Eine frühe Suchtstörung ist in der Literatur<br />

und der klinischen Arbeit mit einem schweren Verlauf der Suchtstörung assoziiert<br />

(Thomasius, 2005; Klein 2005 b) und mit einer höheren Rate an biologischen, sozialen und<br />

psychischen Defiziten (DHS, 2006).<br />

In der vorliegenden Studie gaben immerhin 74 von 95 Personen, die hierzu Angaben<br />

gemacht haben, an, eine abgeschlossene Schulausbildung zu haben. Allerdings haben auch<br />

48 von 96 Personen angegeben, keine abgeschlossene Berufsausbildung zu haben. Dies<br />

I 69


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

könnte darauf hindeuten, dass trotz des Drogenkonsums viele der Befragten noch über eine<br />

ausreichende soziale und psychische Stabilität verfügten, um ihre schulische Ausbildung zu<br />

beenden, eine berufliche Ausbildung aufgrund des Substanzgebrauchs für viele dann jedoch<br />

nicht mehr möglich war.<br />

Grundsätzlich könnte hierbei die Frage von Relevanz sein, ob familiäre Beziehungen und<br />

Unterstützung die schulische und berufliche Entwicklung beeinflusst haben, insbesondere das<br />

Erziehungsverhalten der Eltern. In der Literatur wird z. B. beschrieben, dass sich das<br />

konsistente Setzen von Regeln und elterliche Aufsicht positiv darauf auswirkt, dass<br />

Jugendliche dem Druck in der Peergroup, dem Substanzkonsum widerstehen können (Kung<br />

u. Farrell, 2000; nach Pinquart u. Silberreisen, 2006). Dies könnte zumindest phasenweise<br />

dem Fortschreiten des Substanzkonsums entgegen wirkt und die schulische Laufbahn positiv<br />

beeinflusst haben.<br />

Diese Frage war im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht zu klären, hierfür hätten<br />

weitere Variablen, die spezifischer auf den schulischen und beruflichen Werdegang abzielen,<br />

erhoben werden müssen.<br />

Die Tatsache, dass die befragte klinische Stichprobe das subjektiv erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten im Normbereich des FEE angegeben hat, könnte darauf hindeuten.<br />

Im Bereich der familiären Situation ist auffallend, dass nur neun Personen angegeben haben,<br />

zu keinem Elternteil Kontakt zu haben. Madanas, Dukes u. Harbin (1981) beschreiben<br />

basierend auf Stanton u. Todd et al. (1978) eine enge Bindung des erwachsenen<br />

Drogenabhängigen an seine Herkunftsfamilie. In der klinischen Arbeit ergibt sich nach<br />

Einschätzung der Verfasserin ein heterogeneres Bild. Während viele der Drogenabhängigen<br />

den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen haben oder dieser durch die Eltern abgebrochen<br />

wurde, haben andere eine sehr enge Bindung zu ihren Eltern, wobei hieraus keine Schlüsse<br />

auf die Qualität der Eltern – Kind – Beziehung gezogen werden können. So kann der Kontakt<br />

zu den Eltern z.B. auch eine hohe Funktonalität für den Suchtmittelabhängigen haben<br />

(finanzielle Unterstützung durch die Eltern, Vermeidung negativer Konsequenzen durch<br />

elterliche Schutzhandlungen etc.)<br />

In der klinischen Arbeit zeigt sich - nach Meinung der Verfasserin - häufig das Bild, dass wenn<br />

sich die Abhängigen in ein Behandlungsangebot begeben, der Kontakt zur Herkunftsfamilie<br />

bzw. zu den Eltern wieder hergestellt wird.<br />

In Bezug auf eine elterliche Alkoholbelastung gaben 46,4 % der Befragten an, aus einem<br />

alkoholbelasteten Elternhaus zu stammen, davon nahmen 35 Personen an, dass ihr Vater<br />

alkoholabhängig ist und 18 Personen gehen davon aus, das ihre Mutter alkoholabhängig ist.<br />

I 70


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Es sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um die subjektive<br />

Einschätzung der Patienten handelt und nicht um eine gesicherte Diagnose hinsichtlich einer<br />

elterlichen Alkoholabhängigkeit.<br />

Damit ist die elterliche Alkoholbelastung in der vorliegenden Stichprobe hoch.<br />

In Deutschland ist in jeder siebten Familie vorübergehend und in jeder zwölften Familie<br />

dauerhaft ein Kind von der Alkoholstörung eines oder beider Elternteile betroffen (Klein, 2005<br />

b).<br />

In der vorliegenden Untersuchung gibt nahezu jeder zweite der Befragten an, dass ein<br />

Elternteil alkoholabhängig war bzw. ist.<br />

Vergleicht man diese Werte mit der von Klein vorgestellten Tabelle in Kapitel 2.4.3., die die<br />

elterliche Alkoholbelastung von Drogenabhängigen darstellt, so zeigt sich, dass dort ähnliche<br />

Werte zu finden sind. In Abhängigkeit vom Setting wird die elterliche Alkoholabhängigkeit für<br />

einen Elternteil zwischen 33, 5 % und 58,8 % angegeben.<br />

Unterschiedliche Familienstudien gehen davon aus, dass neben Alkoholstörungen auch<br />

Missbrauch und/oder Abhängigkeit von anderen Substanzen bei Familienmitgliedern von<br />

Personen mit einer Lebenszeitdiagnose von Alkoholabhängigkeit gehäuft vorkommen<br />

(Lachner u. Wittchen, 1997). Dies wird von einigen Forschergruppen dahingehend gedeutet,<br />

dass die Vulnerabilität für Substanzgebrauch transmittiert wird (ebd.).<br />

Das Ergebnis der vorliegenden Studie könnte ebenfalls in diese Richtung deuten, wobei<br />

keine Aussagen darüber getroffen werden können, über welche Mechanismen der<br />

Weitergabe einer Suchtstörung erfolgt, weil hierzu ein Untersuchungsdesgin notwendig wäre,<br />

das den Umfang der vorliegenden Arbeit sprengen würde.<br />

Die Auswertung des FEE ergab, dass sich alle Mittelwerte für die drei Skalen „Ablehnung und<br />

Strafe“, „Emotionale Wärme“ und „Kontrolle und Überbehütung“ im Normbereich des FEE<br />

befanden.<br />

D. h., dass die Befragten der klinischen Stichprobe durchschnittlich das Erziehungsverhalten<br />

ihrer Eltern im Mittel als nicht übermäßig streng und ablehnend, kontrollierend und<br />

überbehütend und nicht als emotional kalt empfunden haben und zunächst keine besonderen<br />

Ausprägungen erkennbar sind. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass die Skala<br />

„Emotionale Wärme“ genau um den t-Mittelwert 50 liegen. Insbesondere hohe Werte auf<br />

dieser Skala weisen auf ein liebevolles, lobendes, unterstützendes und tröstendes, also<br />

insgesamt emotional warmes Erziehungsverhalten hin.<br />

I 71


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Dies war von der Verfasserin im Hinblick auf die im Vorfeld recherchierten theoretischen<br />

Befunde anders erwartet worden (vgl. Hornung et al., 1983; Kandel, 1996; Dodgen u. Shea,<br />

2000; Eikhoff u. Zinbecker, 2000; Reinherz et al., 2000, nach Thomasius et al. 2005).<br />

Schweitzer et al. (1989) u. Emmelkamp et al. (1988) fanden nicht nur im Vergleich mit der<br />

Kontrollgruppe signifikante Unterschiede im subjektiv erinnerten Erziehungsverhalten,<br />

sondern auch die Auswertungen als solche zeigten negative Tendenzen (vgl. Kapitel 2.6).<br />

Torresani et al. (2000) führten mit dem PBI ebenfalls eine Untersuchung in einer klinischen<br />

Stichprobe durch und untersuchten das subjektiv erinnerte Erziehungsverhalten von<br />

Drogenabhängigen und ihren Eltern. Sowohl die Eltern als auch deren drogenabhängigen<br />

Kindern schrieben dem subjektiv erinnerten Erziehungsverhalten eine hohe mütterliche und<br />

väterliche Kontrolle und eine geringe mütterliche Fürsorge zu.<br />

Im Vorfeld der Befragung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich um eine<br />

freiwillige Teilnahme handelt. Grundsätzlich könnten sich deshalb Personen gemeldet haben,<br />

die die Beziehung zu ihren Eltern eher positiv erlebt haben und für die das Ausfüllen eines<br />

solchen Fragebogens deshalb weniger belastend ist. Ein anderer Grund könnte auch der<br />

sein, dass einige der Befragten die Beziehung idealisiert darstellen – nicht im Sinne einer<br />

sozialen Erwünschtheit, sondern vielmehr im Sinne einer „Selbsttäuschung“, zur Abwehr<br />

aversiver Gefühle.<br />

Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurde ausgeführt, dass die Entstehung einer Suchtstörung<br />

multifaktoriell bedingt ist und dass das elterliche Erziehungsverhalten einen Faktor in einem<br />

solchen Bedingungsgefüge darstellt. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass das<br />

erinnerte elterliche Erziehungsverhalten selbst von unterschiedlichen Variablen beeinflusst<br />

werden kann, wobei der mögliche Einfluss von z. B. Persönlichkeits- und<br />

Selbstkonzeptmerkmalen noch nicht abschließend geklärt ist. Für eine weitere Untersuchung<br />

könnte es deshalb von Bedeutung sei, diese Variablen zu kontrollieren.<br />

Der FEE ist nicht ausdrücklich für die Befragung klinischer Gruppen konzipiert (Schumacher<br />

et al., 2000; Schuhmacher 2002). Deshalb wäre es möglich, dass Besonderheiten familiärer<br />

Interaktionserfahrungen dieser Personengruppe zwischen Eltern und Kindern mit dem FEE<br />

nicht erfasst werden. Beispielhaft sei hier die von Klein (2009) beschriebene<br />

Verhaltensvotalität seitens eines alkoholabhängigen Elternteils zu nennen.<br />

Die von Klein et al., (2003), Klein, (2005a, 2005 b) u. Zobel (2000) beschriebene Inkonsistenz<br />

im Erziehungsverhalten in alkoholbelasteten Familien ist nach Hornung et al. (1983) und<br />

Patton (1995) auch für Kinder und Jugendliche aus nicht suchbelastete Familien als<br />

risikoerhöhend für späteren Alkohol- und Drogenkonsum. In einer weiteren Untersuchung<br />

I 72


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

wäre es deshalb sinnvoll, ergänzende Items zu erheben, um damit eine differenzierte<br />

Auswertung vornehmen zu können.<br />

Einige der in Kapital 2.6 dargestellten Studien arbeiten mit Kontrollgruppen. Dabei ergaben<br />

sich insbesondere auf den Skalen „ Emotionale Wärme“ (PBI „ Fürsorge“) und „Kontrolle und<br />

Überbehütung“ (PBI „Überbehütung“) signifikante Unterschiede zwischen klinischer<br />

Untersuchungsgruppe und Kontrollgruppe. Um zu aussagekräftigeren Ergebnissen zu<br />

kommen, könnte es sinnvoll sein, eine weitere Untersuchung mit Kontrollgruppe planen. (In<br />

der vorliegenden Studie hat die Verfasserin sich aufgrund der theoretischen Befunde und<br />

ihrer privaten Situation aus ökonomischen Gründen gegen ein Untersuchungsdesign mit<br />

Kontrollgruppe entschieden.) Andererseits muss gesagt werden, dass selbst wenn bei einer<br />

Untersuchung mit Kontrollgruppe signifikante Ergebnisse erzielt werden, die Mittelwerte der<br />

hier untersuchten Gruppe im Normbereich des FEE liegen.<br />

Insgesamt muss für die durchgeführte Untersuchung und die darin durchgeführten<br />

Signifikanztestungen darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine eher kleine<br />

Stichprobe handelt und die Wahrscheinlichkeit zu signifikanten Ergebnissen zu kommen, bei<br />

kleinem Stichprobenumfang grundsätzlich geringer ist als bei größeren Stichproben (Bortz,<br />

2006).<br />

Andererseits wurden viele Signifikanztests durchgeführt und aufgrund der Untersuchungsart<br />

keine Anpassung des Signifikanzniveaus vorgenommen (vgl. Kapitel 3.1.6.).<br />

In der durchgeführten Studie konnte kein Zusammenhang zwischen einer elterlichen<br />

Alkoholbelastung und dem Beginn der eigenen Suchtmittelabhängigkeit der Befragten<br />

gefunden werden. Eine positive Familienanamnese hinsichtlich einer Alkoholbelastung ist bei<br />

Menschen mit einer Alkoholstörung mit einem früheren Trinkbeginn assoziiert. Ebenso steigt<br />

das Risiko, lebensgeschichtlich früher eine Abhängigkeit von Alkohol oder Drogen zu<br />

entwickeln (Klein & Zobel 1997).<br />

Die Frage, warum ein solcher Zusammenhang in der vorliegenden Stichprobe nicht<br />

nachweisbar war, kann zum einen darin begründet sein, dass der lebensgeschichtlich frühe<br />

Beginn einer Suchmittelabhängigkeit Merkmal der untersuchten Personengruppe<br />

(Drogenabhängige) ist. Vollmer (2001) benennt das durchschnittliche Alter für den Beginn<br />

einer Drogenabhängigkeit mit 18 Jahren. Die klinische Arbeit zeigt, dass der Beginn einer<br />

Drogenabhängigkeit häufig deutlich unter dem 18. Lebensjahr liegt. Der frühe Beginn einer<br />

Abhängigkeit scheint also ein spezifisches Merkmal für drogenabhängige Menschen zu sein.<br />

I 73


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Methodisch wäre es demnach wichtig, den Stichprobenumfang zu vergrößern, insbesondere<br />

für diejenigen, die erst in einem späteren Lebensalter eine Drogenabhängigkeit entwickelt<br />

haben, um Effekte überhaupt nachweisen zu können.<br />

In Bezug auf das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten ergaben sich signifikante<br />

Ergebnisse im Gruppenvergleich zwischen denjenigen, die angaben, aus einem<br />

alkoholbelasteten Elternhaus zu stammen, und denjenigen ohne elterliche Alkoholbelastung<br />

auf den Skalen „ Strafe und Ablehnung“ für die Mutter und auf der Skala „Emotionale Wärme“<br />

für den Vater. Hierbei wurde nicht unterschieden, ob Vater oder Mutter alkoholabhängig<br />

waren/ sind. Die Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung gaben an, ihre Mutter signifikant<br />

häufiger strafender und ablehnender wahrgenommen zu haben als diejenigen ohne elterliche<br />

Alkoholbelastung. Für den Vater ergab sich kein signifikantes Ergebnis, jedoch eine Tendenz,<br />

dass sich die Befragten mit elterlicher Alkoholbelastung stärker durch diesen abgelehnt und<br />

bestraft fühlten. Möglich wäre dass, aufgrund der Überforderung hinsichtlich der<br />

Alkoholabhängigkeit und um das Funktionieren des Familiensystems zu gewährleisten, der<br />

nicht alkoholabhängige Elternteil eine strengere Erziehung ausübt, die mit mehr Tadel und<br />

Kritik verbunden ist und vom Erzogenen als ablehnender empfunden wird. Bei einer<br />

alkoholabhängigen Mutter könnte die signifikant höhere Ausprägung auf der Skala „Strafe und<br />

Ablehnung“ darauf hindeuten, dass die trinkende Mutter ihrem Autoritätsverlust in der Familie<br />

entgegenzuwirken versucht und sich durch die Kinder in ihrem Trinkverhalten gestört fühlt, so<br />

dass diese ihre Mutter auch als ablehnender empfinden. Ebenso könnte die tendenziell<br />

wahrgenommene höhere Strafintensität und Ablehnung väterlicherseits bei einem<br />

alkoholabhängigen Vater interpretiert werden (vgl. Pruhm, 2003)<br />

Ein signifikanter Unterschied ergab sich ebenfalls auf der Skala „Emotionale Wärme“ insofern,<br />

als dass diejenigen mit positiver Familienanamnese ihren Vater als signifikant weniger<br />

emotional warm erinnern als diejenigen ohne elterliche Alkoholbelastung, d. h. sich signifikant<br />

weniger durch diesen getröstet, unterstützt, gelobt und liebevoll behandelt fühlten. Der t-Wert<br />

befand sich zudem im unterersten Normbereich des FEE. Im Falle eines alkoholabhängigen<br />

Vaters könnte dies auf die insbesondere in der klinischen Literatur beschriebene<br />

Gleichgültigkeit des trinkenden Vaters hindeuten, der allzu sehr auf das Suchtmittel fixiert ist.<br />

Unter Umständen könnte auch eine Komorbidität des Vaters die emotionale Zugewandtheit<br />

sowie die Alkoholeffekte die emotionale Verfügbarkeit den Kindern gegenüber eingeschränkt<br />

haben (vgl. Kapitel 2.4.3.). Bezogen auf eine alkoholabhängige Mutter könnte die signifikant<br />

andere Bewertung der emotionalen Wärme des Vaters seinen Kindern gegenüber auf eine<br />

Distanzierung des Vaters innerhalb des Familiensystems hinweisen. In der klinischen Arbeit<br />

zeigt sich häufiger, dass während Partnerinnen von Alkoholikern die häusliche Situation<br />

I 74


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

länger tragen, sich die Partner von Alkoholikerinnen häufiger zurückziehen. Unter Umständen<br />

fühlen sich Kinder mit einer alkoholabhängigen Mutter in besonderer Weise verpflichtet, diese<br />

zu schützen, und es kommt zu einer „Mutter-Kind-Allianz“ (vgl. Zobel, 2000). Eine solche<br />

Veränderung in der Eltern-Kind-Beziehung könnte dazu führen, dass diese sich auf das<br />

subjektiv wahrgenommene Erziehungsverhalten des Vaters auswirkt.<br />

Mit dem eingesetzten Untersuchungsinstrument ließ sich die in der klinischen und<br />

Fachliteratur häufig beschriebene Inkonsistenz im Erziehungsverhalten in alkoholbelasteten<br />

Familien leider nicht erfassen. In einer weiterführenden Untersuchung wäre es sicherlich<br />

angezeigt, entsprechende Items einzusetzen. So könnten die Ergebnisse des FEE<br />

gegebenenfalls weitergehend interpretiert werden.<br />

Im Geschlechtervergleich ergab sich auf der Skala „ Strafe und Ablehnung“ zwar kein<br />

signifikantes Ergebnis, jedoch eine Tendenz, dass die weiblichen Befragten ihre Mutter als<br />

ablehnender und strafender empfinden als die männlichen Befragten.<br />

Im Geschlechtsvergleich ergab sich ein signifikanter Unterschied auf der Skala „Emotionale<br />

Wärme“. Die weiblichen Befragen gaben an, sowohl vom Vater als auch von der Mutter<br />

signifikant weniger emotionale Wärme erfahren zu haben als die männlichen Befragten.<br />

Allerdings ist hier kritisch zu bewerten, dass wesentlich weniger Frauen (n= 16) als Männer<br />

(n= 81) ausgewertet werden konnten. Bei einer weiteren Untersuchung dieser Zielgruppe<br />

könnte es deshalb z. B. sinnvoll sein, Kliniken, die nur Frauen behandeln, in die Befragung<br />

mit einzubeziehen, um den Anteil weiblicher Probanden zu erhöhen.<br />

Das Ergebnis ist insofern bemerkenswert, als dass in der bevölkerungsrepräsentativen<br />

Befragung 1994 des FEE die weiblichen Befragten ihre Mütter als emotional wärmer<br />

erinnerten als die männlichen Befragten und in der Validierungstichprobe aus dem Jahre<br />

1999 des FEE Vater und Mutter von den weiblichen Befragten als signifikant emotional<br />

wärmer erinnerten wurden. Ebenso wurden die Mütter rückblickend als weniger strafend und<br />

ablehnend beschrieben. (Schumacher et al., 2000; Schumacher, 2002).<br />

In der vorliegenden klinischen Stichprobe wurde demnach ein gegenteiliger Geschlechtseffekt<br />

festgestellt.<br />

Dies könnte auf eine besondere familiäre Situation in der Herkunftsfamilie der<br />

drogenabhängigen Frauen hindeuten oder aber auf ein besonderes Bedürfnis der Betroffenen<br />

nach emotionaler Wärme, dem seitens der Eltern nicht entsprochen wurde. Der zweite Faktor<br />

würde dann besondere Merkmale in der Persönlichkeitsausprägung der Betroffenen<br />

betreffen. Um hier differenzierte Aussagen treffen zu können, wäre in einer weiteren<br />

Untersuchung erforderlich, weitere Variablen zu kontrollieren.<br />

I 75


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Insbesondere im Hinblick darauf, dass verschiedene Autoren (Küfner et al., 2000; Thomasius,<br />

2005; Klein 2005 b) darauf hinweisen, dass eine fehlende emotionale Bindung, als<br />

Risikofaktor für eine spätere Suchtstörung sein kann, wäre es sinnvoll den hier gefunden<br />

Effekt weiter zu untersuchen, weil sich daraus Hinweise auf mögliche geschlechtsspezifische<br />

Risikofaktoren oder möglicher Mediatoren im Erziehungsverhalten ergeben könnten.<br />

Die Signifikanztestung des Gruppenvergleichs erste/zweite Behandlungshälfte führte auf<br />

keine der Skalen des FEE zu einem signifikanten Ergebnis. Hintergrund der Testung war der<br />

Gedanke, dass sich therapeutische Inhalte und persönliche Nachreifungsprozesse bei den<br />

drogenabhängigen Patienten auf das Antwortverhalten in Bezug auf das subjektiv<br />

wahrgenommene erinnerte elterliche Erziehungsverhalten auswirken könnten. Unter<br />

Umständen ist hierfür die hier vorgenommene Einteilung zu grob, um Effekte nachweisen zu<br />

können. Die aufgesuchten Kliniken bieten individuelle Therapiezeiten an, die sich z. B.<br />

danach richten, ob es sich um eine Wiederholungstherapie handelt.<br />

Während die Dauer einer regulären Entwöhnungsbehandlung i. d. R. 26 Wochen beträgt,<br />

kann eine sogenannte Kompakttherapie nur 12 Wochen betragen, so dass die Unterteilung in<br />

„erste Behandlungshälfte“ oder „zweite Behandlungshälfte“ nicht ausreichend aussagekräftig<br />

über die tatsächliche Aufenthaltsdauer scheint.<br />

So könnten z. B. Effekte dadurch zu Stande kommen, dass zu Beginn einer Therapie und<br />

zum Ende der Therapie das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten erfragt wird.<br />

Im Hinblick auf die in Kapitel 2.5.6. dargestellten Zusammenhänge zum Wahrheitsgehalt von<br />

retrospektiv erhobenen Daten und dem erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten könnte es<br />

auch sinnvoller sein eher stimmungsbedingte Variablen oder persönliche Bewertungen der<br />

Therapiefortschritte zu erfragen, als formale Parameter wie die Behandlungsdauer.<br />

Grundsätzlich könnten diese natürlich auch zusätzlich erhoben werden.<br />

Grundsätzlich kann das Ergebnis aber auch darauf hindeuten, dass die Erinnerung an das<br />

subjektiv wahrgenommen elterliche Erziehungsverhalten durch therapeutische Impulse nicht<br />

direkt verändert wird und damit für die Reliabilität des FEE sprechen.<br />

I 76


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

5. Fazit<br />

Die im theoretischen Teil beschriebenen familiären Risikofaktoren, die auf das elterliche<br />

Erziehungsverhalten fokussieren, konnten in der vorliegenden Untersuchung für die gesamte<br />

Stichprobe zunächst nicht bestätigt werden.<br />

Allerdings ergaben sich im internen Gruppenvergleich bei den Befragten Effekte mit elterlicher<br />

Alkoholbelastung und im Geschlechtervergleich.<br />

Diejenigen mit elterlicher Alkoholbelastung erinnerten ihre Mutter als signifikant ablehnender<br />

und strafender. Beim Vater ergab sich neben einer Tendenz für eine höhere Strafintensität<br />

und Ablehnung auch ein signifikant weniger emotional warmes Erziehungsverhalten in der<br />

Erinnerung der Befragten.<br />

Im Geschlechtervergleich ergab sich, dass die befragten Frauen ihre Mutter als tendenziell<br />

ablehnender u. strafender und sowohl Mutter und Vater als signifikant weniger emotional<br />

warm erinnern als die männlichen Befragten.<br />

Hingegen ergaben sich im Vergleich der Behandlungshälften keine signifikanten Unterschiede<br />

und es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen elterlicher Alkoholbelastung und<br />

Beginn der Suchtmittelabhängigkeit ermittelt werden.<br />

Welche Schlussfolgerungen lassen sich nun für die weitere Forschung ziehen?<br />

Insgesamt sollten zukünftige Forschungsdesgins aufgrund des multifaktoriellen Modells für<br />

Suchtstörungen und den zahlreichen mit dem elterlichen Erziehungsverhalten interagierenden<br />

Faktoren zusätzliche Parameter erheben. Hierzu zählen vor allem eine mögliche Komorbidität<br />

der Befragten selbst oder deren Eltern, Inkonsistenz im Erziehungsverhalten, zusätzliche<br />

Items, die vor allem auf die Bereiche Vernachlässigung und Verwöhnung abheben. Zusätzlich<br />

könnte untersucht werden, wie oder ob Erziehungsvariablen mit Variablen aus dem Bereich<br />

der Peergruppe miteinander in Zusammenhang stehen. Hierzu müssten weitere Items<br />

erhoben werden. Ein Kontrollgruppendesgin könnte insgesamt zu aussagekräftigeren<br />

Ergebnissen führen.<br />

Auch wenn es nicht um eine isolierte Betrachtung ausschließlich familiärer Risikofaktoren und<br />

hier vor allem dem subjektiv erinnerten Erziehungsverhalten gehen kann und diese immer nur<br />

eine Teilmenge innerhalb eines multifaktoriellen Bedingungsgefüges darstellen, könnten<br />

weitere Untersuchungen zu dem Thema zu einem erweiterten Verständnis zur Ätiologie von<br />

Suchtstörungen beitragen.<br />

I 77


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Insbesondere im Hinblick auf die gefundenen Effekte im Vergleich alkoholbelastete<br />

Herkunftsfamilie vs. nicht alkoholbelastete Herkunftsfamilie und im Geschlechtervergleich<br />

erscheinen der Verfasserin weitere Untersuchungen angezeigt.<br />

Für die Gruppe der Drogenabhängigen mit elterlicher Alkoholbelastung könnten weitere<br />

Untersuchungen klären, welche Bedeutung dem (subjektiv erinnerten) elterlichen<br />

Erziehungsverhalten als möglichen Mediator bei der Transmission von Suchtstörungen zu<br />

kommt.<br />

Zudem könnten weitere Erkenntnisse die Forderung verstärken, dass Alkoholabhängige und<br />

ihre Partner in der Behandlung deutlicher in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt werden (vgl.<br />

Pruhm, 2003).<br />

Die gefundenen Effekte im Geschlechtervergleich könnten auf besondere<br />

Sozialisationsbedingungen drogenabhängiger Frauen hindeuten, wobei hier wieder auf die<br />

geringe Anzahl (n= 16) der weiblichen Probandinnen hinzuweisen ist. Deshalb wäre es in<br />

weiteren Untersuchungen unbedingt notwendig, eine höhere Anzahl von Frauen zu<br />

rekrutieren.<br />

Sollten sich die hier gefundenen Effekte bestätigen, könnte dieses Wissen auch in der<br />

therapeutischen Behandlung von Frauen niederschlagen.<br />

Nach Schumacher (2002) kann das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten als<br />

spezifische Bindungsrepräsentation aufgefasst werde, die sich auf die erziehungsrelevanten<br />

Interaktionserfahrungen mit den Eltern bezieht. Bindungsrepräsentationen Erwachsener sind<br />

deshalb von Bedeutung, weil die Interaktionserfahrungen der Eltern in der Herkunftsfamilie<br />

bestimmt wird und von einer Transmission von Bindung über Generationen ausgegangen<br />

wird (Gloger-Tippelt, 1999; nach Schumacher 2002). Im Hinblick darauf, dass viele<br />

drogenabhängige Frauen auch Mütter sind, könnten weitere Erkenntnisse gezielt eingesetzt<br />

werden, um die betroffen Frauen in ihrer Mutterrolle zu unterstützen.<br />

Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, dass eine weitere Erforschung der hier<br />

gefundenen Effekte auch im Hinblick auf die Patienten-Therapeuten Beziehung von<br />

Bedeutung sein könnten. Denn schließlich transportieren die Patienten ihre<br />

Bindungserfahrung in die Beziehung zum Therapeuten, und es entstehen mannigfaltige<br />

Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene. Weitere Erkenntnisse könnten die<br />

fortschreitende Konzeptionalisierung der therapeutischen Suchtarbeit bereichern und weiter<br />

absichern.<br />

I 78


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

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Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

ANHANG<br />

I. Klinikbeschreibung<br />

Beschreibung der Kliniken<br />

Klinik 1<br />

Abhängigkeiten: Abhängigkeitserkrankungen von illegalen Drogen.<br />

Alter der Patienten: ab dem 18 Lebensjahr.<br />

Geschlecht: Männer und Frauen.<br />

Behandlungsdauer: vier bis sechs Monate.<br />

Konzept: Systemische Familientherapie, Gestalt-, Gesprächstherapie,<br />

tiefenpsychologische-, lösungs- und ressourcenorientierte Therapie.<br />

Klinik 2:<br />

Abhängigkeiten: Abhängigkeitserkrankungen von illegalen Drogen.<br />

Alter der Patienten: ab dem 16. Lebensjahr.<br />

Geschlecht: ausschließlich männlich.<br />

Behandlungsdauer: zwischen 16 und 39 Wochen.<br />

Konzept:<br />

Psychotherapeutischer Ansatz orientiert sich an tiefenpsychologischen<br />

Methoden, die durch systemische- gestalttherapeutische- und<br />

verhaltenstherapeutische Ansätze ergänzt werden.<br />

Klinik 3:<br />

Abhängigkeiten: Drogenabhängige unterschiedlicher Abhängigkeitsgrade und<br />

Konsummuster.<br />

Alter der Patienten: ab dem 18.Lebensjahr.<br />

Geschlecht: Männer und Frauen.<br />

Behandlungsdauer: Regelbehandlung 26 Wochen.<br />

Konzept: Konzeption basiert auf suchtmedizinischen Erkenntnissen und<br />

Ansätzen. Die Sozio- und Psychotherapie ist primär an Theorien,<br />

Methoden u. Techniken der Integrativen Therapie orientiert. Diese wird<br />

ergänzt durch systemische, psychonanalytisches,<br />

gestalttherapeutisches, und psychodramatisches Vorgehen ergänzt.<br />

Klinik 4:<br />

Abhängigkeiten: Polytoxikomanie, polyvalente Konsummuster unter Beteiligung von<br />

Alkohol, Medikamenten und illegalen Drogen, sekundäre<br />

Abhängigkeiten.<br />

Alter der Patienten: ab dem 18. Lebensjahr.<br />

Geschlecht: Männer und Frauen.<br />

I 85


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Behandlungsdauer: Individualisierte Behandlungsdauer 16 – 26 Wochen.<br />

Konzept:<br />

Systemisches Behandlungskonzept unter besonderer Berücksichtigung<br />

verhaltenstherapeutischer Selbstmanagmentkonzepte. Arbeit mit<br />

Rückfall.<br />

Klinik 5:<br />

Abhängigkeiten: Drogenabhängigkeit, Mehrfachabhängigkeit sowie deren psychischen<br />

Folgen und Begleiterkrankungen.<br />

Alter der Patienten: ab dem 18.Lebensjahr.<br />

Geschlecht: Männer und Frauen.<br />

Behandlungsdauer: 26 Wochen.<br />

Konzept:<br />

Tiefenpsychologischer Ansatz, der durch verhaltenstherapeutische,<br />

systemorientierte Interventionen und Methoden der Gestalt- und<br />

Gesprächsterminen erweitert wird. Arbeit mit Rückfall (nach Entgiftung<br />

Wiederaufnahme).<br />

Klinik 6:<br />

Abhängigkeit: Behandlung erfolgt im Rahmen eines integrierten Modells, das für<br />

Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige gleichermaßen<br />

geeignet ist.<br />

Alter der Patienten: ab dem 18. Lebensjahr.<br />

Geschlecht: Männer und Frauen.<br />

Behandlungsdauer: Drogenabhängige 26 Wochen.<br />

Konzept: Tiefenpsychologische Fundierung. Integration<br />

verhaltenstherapeutischer und gruppentherapeutischer Verfahren.<br />

I 86


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

II. Anschreiben an die Kliniken<br />

Erhebung von Patientendaten zum Thema „Das erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung“<br />

zur Erstellung meiner Masterthesis<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

im Rahmen des Masterstudienganges „Suchthilfe“ an der <strong>Katholische</strong>n <strong>Hochschule</strong> Köln<br />

beschäftige ich mich aktuell mit meiner Masterthesis. Hierzu bitte ich um Ihre Unterstützung.<br />

Insgesamt benötige ich eine Stichprobe von ca. 80 männlichen und weiblichen Patienten, die<br />

sich in stationärer Entwöhnungsbehandlung befinden. Weitere Einschlusskriterien würde ich<br />

gerne in einem persönlichen Termin besprechen.<br />

Um einen Anreiz zu schaffen, an der Verlosung teilzunehmen, würde ich gerne einen „ipod<br />

shuffle“ GB 1 am Ende der gesamten Befragung verlosen und möchte Sie diesbezüglich um<br />

Ihr Einverständnis bitten, dass auch die teilnehmenden Patienten der Therapeutischen<br />

Gemeinschaft Tauwetter an dieser Verlosung teilnehmen können.<br />

Selbstverständlich wäre ich bereit, Ihnen die Ergebnisse zu kommen zu lassen z. B. in Form<br />

eines Exemplars meiner Abschlussarbeit.<br />

Das Thema der Masterthesis wird, wie oben benannt, das erinnerte elterliche<br />

Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung sein.<br />

Hierzu möchte ich gerne drogenabhängige Patienten in mehreren Kliniken, die i. S. der<br />

stationären Rehabilitation Sucht tätig sind, befragen. Dies soll in anonymisierter Form und auf<br />

freiwilliger Basis geschehen. Die Befragung wird mittels des „Fragebogen zum erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhalten“ (FEE) von Schumacher J., Eisemann, M. u. Brähler, E.<br />

(2000) und einem von mir erstellten Fragebogen, der Items zu soziodemographischen Daten,<br />

zu sucht- und behandlungsbezogenen Daten sowie Daten zur familiären Situation in der<br />

Herkunftsfamilie enthält.<br />

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mein Vorhaben unterstützen und mit mir einen Termin<br />

abstimmen würden, an dem ich mich zur Information Ihrer Patienten vorstellen könnte. Ich<br />

werde in den nächsten Tagen telefonisch hierzu anfragen.<br />

I 87


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Ich stehe für Rückfragen jederzeit zur Verfügung und bedanke mich für Ihr Verständnis.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong><br />

Anlage<br />

Fragebogen<br />

I 88


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

III. Ablaufplan Befragung<br />

Vorstellung in der Großgruppe (Zeitschiene ca. 15 bis 20 Minuten)<br />

Einleitung:<br />

Bedanken für die Bereitschaft zum zu Hören und für die Aufmerksamkeit, trotz eines straffen<br />

Therapieplanes.<br />

Angaben zu meiner Person:<br />

- Name, Alter<br />

- Seit 13 Jahren in der Suchthilfe Alsdorf tätig, Beratung für legal /illegal, PsB, seit 4<br />

Jahren im therapeutischen Bereich tätig (vorwiegend nachstationär, also für<br />

Menschen, die eine stationäre Therapie gemacht haben und danach therapeutisch<br />

weiterarbeiten wollen).<br />

Warum diese Befragung?<br />

Im Rahmen der therapeutischen Ausbildung an der <strong>Katholische</strong>n <strong>Hochschule</strong> in Köln und der<br />

notwendigen Masterthesis bzw. Abschlussarbeit.<br />

Persönliches Interesse an familiären Bedingungen von suchterkrankten Menschen.<br />

Thema der Befragung vorstellen:<br />

„Das erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung“<br />

d. h. es geht darum, wie Sie selbst das Erziehungsverhalten (bzw. die Erziehung) ihrer Eltern<br />

erinnern.<br />

Teilnahme:<br />

- ist freiwillig<br />

- Befragung ist anonym<br />

- drogenabhängige Patienten sollen befragt werden<br />

- es geht um die Erziehung der leiblichen Eltern, nicht von Stiefelternteilen<br />

I 89


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

- d.h. man muss zumindest zeitweise bei beiden bzw. bei einem leiblichen Elternteil<br />

aufgewachsen sein.<br />

- Es wird ein IPOD Shuffle verlost<br />

Die Fragen nach dem Erziehungsverhalten der Eltern werden mit einem dafür entwickelten<br />

und gut überprüften Fragebogen erhoben.<br />

Ziel der Befragung:<br />

Die Erinnerungen drogenabhängiger Patienten an das Erziehungsverhalten ihrer Eltern zu<br />

beschreiben und Klärung, ob es besondere Merkmale gibt.<br />

Evtl. können diese Kenntnisse in die therapeutische Arbeit einfließen.<br />

Darauf hinweisen, dass man ich mich über eine Teilnahme sehr freue aber auch Freiwilligkeit<br />

betonen.<br />

Befragung wird in der Gruppe durchgeführt. Konkrete Hinweise zur Untersuchung, kurz vor<br />

der Befragung.<br />

Angebot: Sollte jemand nicht gut lesen können, bin ich gerne bereit, die einzelnen Fragen<br />

des Fragebogens vorzulesen (dann in einer Einzelbefragung bzw. wenn mehrere dieses<br />

Angebot nutzen wollen, mit Mehreren.<br />

Darauf hinweisen, dass ich während der gesamten Befragung zur Verfügung, um Fragen zu<br />

beantworten.<br />

Einweisung in den Fragebogen:<br />

Nochmals für Teilnahme bedanken.<br />

Darauf hinweisen bitte alle Fragen gründlich durchzulesen, bevor man diese beantwortet.<br />

Vorstellung des Fragebogens:<br />

- Allgemeine Fragen<br />

- Daten zur Abhängigkeitserkrankung und Behandlung<br />

I 90


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

- Fragen zur Herkunftsfamilie<br />

- Fragen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten in Form einer Tabelle<br />

- Kurzer Hinweis wegen Item 14<br />

Die Teilnehmer/innen ausdrücklich darauf hinweisen, dass sie, wenn sie Fragen haben, diese<br />

bitte stellen. Kurze Erklärung, warum so ein Fragebogen oder Fragen manchmal nicht so gut<br />

verständlich sind.<br />

Ansonsten weitere mündliche Erläuterungen. S. Fragebogen.<br />

I 91


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Fragebogen zum erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in<br />

stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

Sehr geehrte Patientin,<br />

sehr geehrter Patient,<br />

wir möchten mit dieser Untersuchung feststellen, wie Sie das Erziehungsverhalten Ihrer Eltern<br />

erinnern. Möglicherweise können wir mit Hilfe der Ergebnisse die therapeutische Arbeit und<br />

die therapeutischen Konzepte für die Behandlung von drogenabhängigen Menschen<br />

verbessern.<br />

Die Befragung erfolgt anonym und hat keinerlei Konsequenzen auf Ihre weitere Behandlung.<br />

Sie benötigen für die Beantwortung der Fragen ca. 20 Minuten. Bitte stecken Sie den<br />

Fragebogen nach dem Ausfüllen in den beiliegenden Umschlag.<br />

Bitte lesen Sie die Anweisungen auf der folgenden Seite gründlich durch, bevor Sie<br />

den Fragebogen ausfüllen.<br />

Vielen Dank für Ihre freundliche Mitarbeit.<br />

Als „Dankeschön“ für Ihre Unterstützung können Sie an der Verlosung eines „Apple<br />

iPod shuffle 1GB“ teilnehmen.<br />

Sollten Sie sich für eine Teilnahme entscheiden, tragen Sie bitte Ihre Adresse auf das letzte<br />

Blatt des Fragebogens ein und trennen Sie dieses von den übrigen Blättern. Bitte werfen Sie<br />

Ihre Adresse und Ihren Namen in die dafür vorgesehen Box.<br />

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.<br />

I 92


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

I. Fragebogen<br />

Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten in der<br />

Herkunftsfamilie von Drogenabhängigen in stationärer<br />

Entwöhnungsbehandlung<br />

(<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong> , Diplom Sozialarbeiterin)<br />

mit Unterstützung von:<br />

Dr. Wilma Funke<br />

Prof. Dr. Michael Klein<br />

<strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong> Köln <strong>Katholische</strong> <strong>Hochschule</strong><br />

Köln<br />

Forschungsschwerpunkt Sucht<br />

Forschungsschwerpunkt<br />

Sucht<br />

Bitte lesen Sie jede Frage des Fragebogens und die dazugehörigen Antwortmöglichkeiten<br />

gründlich durch, bevor Sie eine Antwort ankreuzen.<br />

Füllen Sie bitte zunächst die Fragen zu Ihrer Person auf der folgenden Seite aus. Danach<br />

werden Fragen zu Ihrem Suchtverlauf und eine Frage zu Ihrer aktuellen Behandlung gestellt.<br />

Im dritten Teil werden Fragen zu Ihrer Familiensituation während Ihrer Kindheit und Jugend<br />

gestellt. Sollten Mehrfachnennungen möglich sein, wird darauf hingewiesen.<br />

Hier noch einige Hinweise zu den Fragen zum erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten, die in diesem Fragenbogen in Form einer Tabelle gestellt werden.<br />

Bitte kreuzen Sie für jede Frage die Antwort an, die dem Verhalten Ihres Vaters/Ihrer Mutter<br />

während Ihrer Kindheit und Jugend am ehesten entspricht. Unterscheiden sie bitte<br />

zwischen Ihrem Vater und Ihrer Mutter. Sollten Sie ausschließlich bei Vater oder Mutter<br />

aufgewachsen sein, beantworten Sie den Fragenbogen bitte ausschließlich für den<br />

erziehenden Elternteil.<br />

Es gibt keine „falschen“ oder „richtigen“ Antworten; antworten Sie bitte so, wie Sie das<br />

Erziehungsverhalten Ihres Vaters oder Ihrer Mutter erinnern, unabhängig davon, ob Ihre<br />

Erinnerung positiv oder negativ ist.<br />

Hier nun ein Beispiel, wie sie den Fragenbogen ausfüllen:<br />

FEE<br />

Nein,<br />

niemals<br />

Ja,<br />

gelegentlich<br />

Ja,<br />

oft<br />

Ja,<br />

ständig<br />

1 Zeigten Ihre Eltern Ihnen, dass<br />

sie Sie gerne hatten?<br />

Vater<br />

Mutter<br />

X<br />

X<br />

Aus dem Beispiel geht hervor, dass der Vater oft zeigte, dass er Sie gerne hatte, während die<br />

Mutter es gelegentlich tat.<br />

Bitte beachten Sie, dass bei den Fragen zum erinnerten elterlichen<br />

Erziehungsverhalten nur eine Antwortmöglichkeit pro Elterteil angekreuzt werden darf.<br />

Bitte lassen Sie keine Frage unbeantwortet.<br />

(<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong>, 2009 in Anlehnung an Schumacher et al. 2000, „Fragebogen zum erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhalten)<br />

I 93


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Fragebogen:<br />

I. Basisdaten<br />

1. Geschlecht □ weiblich □ männlich<br />

2. Alter ……….Jahre<br />

3. Welchen Schulabschluss haben Sie?<br />

□ kein Schulabschluss □ Sonderschule □ Hauptschule<br />

□ Realschule<br />

□ Gymnasium/Fachoberschule<br />

4. Welche Berufsausbildungen haben Sie abgeschlossen?<br />

□ keine Berufausbildung begonnen/Berufsausbildung abgebrochen<br />

□ Lehre als……………………………………………………………............................<br />

□ Studium als……………………………………………………………………………<br />

5. Sind Sie zur Zeit berufstätig?<br />

□ ja, als………………………………………………………………………………….<br />

□ nein, ich bin arbeitslos<br />

□ nein, ich bin Hausfrau/Hausmann<br />

□ erwerbslos ( z. B. Rentner)<br />

□ nein, ich befinde mich in einer Umschulung als……………………………………<br />

6. Wie ist Ihr derzeitiger Familienstand?<br />

□ ledig<br />

□ verheiratet<br />

□ geschieden/getrenntlebend<br />

□ verwitwet<br />

7. Ich bin überwiegend aufgewachsen<br />

□ in den neuen Bundesländern (Ostdeutschland)<br />

□ in den alten Bundessländern (Westdeutschland)<br />

□ im Ausland<br />

II. Suchtverlauf/Behandlungsdaten:<br />

8. Wann sind Sie suchtmittelabhängig geworden?<br />

□ vor dem14. Lebensjahr<br />

□ zwischen dem 15. und dem 17. Lebensjahr<br />

□ zwischen dem 18.und dem 21. Lebensjahr<br />

□ später, im ……. Lebensjahr<br />

□ trifft nicht zu<br />

9. Welche Substanzen haben bei Ihnen zu einer Abhängigkeitserkrankung geführt?<br />

(Mehrfachnennung möglich)<br />

□ Alkohol<br />

□ Cannabis<br />

□ Kokain<br />

□ Heroin/andere Opiate<br />

□ Medikamente<br />

□ Amphetamine<br />

□ Flüchtige Lösungsmittel<br />

□ Ecstasy/Halluzinogene<br />

I 94


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

10. Sie sind in der<br />

□ ersten Behandlungshälfte<br />

□ zweiten Behandlungshälfte<br />

III. Familiendaten:<br />

11. □ Mein Vater lebt noch.<br />

□ Mein Vater starb, als ich ………. Jahre alt war.<br />

12. □ Meine Mutter lebt noch.<br />

□ Meine Mutter starb, als ich ………. Jahre alt war.<br />

13. Ließen Ihre Eltern sich scheiden oder trennten sie sich?<br />

□ ja, als ich ……….Jahre alt war<br />

□ nein<br />

14. Ich bin aufgewachsen bei (Mehrfachnennungen möglich)<br />

□ meinen beiden Eltern von……..bis……..Lebensjahr<br />

□ nur bei meinem Vater von……..bis……..Lebensjahr<br />

□ nur bei meiner Mutter von……..bis……..Lebensjahr<br />

□ Verwandten<br />

von……..bis……..Lebensjahr<br />

□ Heim/Pflegeeltern von……..bis……..Lebensjahr<br />

15. Anzahl der leiblichen Geschwister ……., davon……Brüder……Schwestern<br />

Anzahl der Halbgeschwister ……, davon…….Brüder…….Schwestern<br />

(Sollten Sie keine leiblichen Geschwister oder Halbgeschwister haben, tragen sie bitte<br />

die Zahl 0 ein.)<br />

16. Welche Position nehmen Sie unter Ihren leiblichen Geschwistern ein?<br />

□ Einzelkind<br />

□ Älteste(r)<br />

□ Mittlere/r<br />

□ Jüngste(r)<br />

17. Haben Sie nach wie vor Kontakt zu Ihren Eltern?<br />

□ zu beiden Elternteilen<br />

□ zu meiner Mutter<br />

□ zu meinem Vater<br />

□ zu beiden Elternteilen kein Kontakt,<br />

weil……………………………………….<br />

18. Glauben Sie, dass Ihre Mutter alkoholabhängig war/ist?<br />

□ ja<br />

□ nein<br />

□ nein, aber abhängig von……………………………………….<br />

19. Glauben Sie, dass Ihr Vater alkoholabhängig war/ist?<br />

□ ja<br />

□ nein<br />

□ nein, aber abhängig von……………………………………….<br />

20. Glauben Sie, dass andere wichtige Personen aus Ihrer Kindheit und Jugend (z. B.<br />

Onkel, Geschwister, Stiefelternteil) alkoholabhängig waren/sind?<br />

□ ja<br />

□ nein<br />

□ nein, aber abhängig von……………………………………….<br />

(<strong>Astrid</strong>, <strong>Göttgens</strong>, 2009, in Anlehnung an Schumacher et al., 2000, „Fragebogen zum erinnerten<br />

elterlichen Erziehungsverhalten“ und Zobel, 2000, „Erhebungsbogen für Jugendliche und junge<br />

Erwachsene aus alkoholbelasteten Familien“).<br />

I 95


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

IV. Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten<br />

FEE<br />

Nein,<br />

niemals<br />

Ja,<br />

gelegentlich<br />

Ja,<br />

oft<br />

Ja,<br />

ständig<br />

21 Wurden Sie von Ihren Eltern hart<br />

bestraft, auch für Kleinigkeiten?<br />

22 Spürten Sie, dass Ihre Eltern Sie<br />

gerne hatten?<br />

23 Kam es vor, dass Ihre Eltern Sie<br />

auch für kleine „Sünden“<br />

bestraften?<br />

24 Versuchten Ihre Eltern Sie zu<br />

beeinflussen, etwas „Besseres“<br />

zu werden?<br />

25 Kam es vor, dass Ihre Eltern aus<br />

Angst, Ihnen könnte etwas<br />

zustoßen, Dinge verboten, die<br />

anderen in Ihrem Alter erlaubt<br />

waren?<br />

26 Kam es vor, dass Sie als Kind vor<br />

anderen ausgeschimpft oder<br />

geschlagen wurden?<br />

27 Fanden Sie, dass Ihre Eltern<br />

versuchten, Sie zu trösten und<br />

aufzumuntern, wenn Ihnen etwas<br />

daneben gegangen war?<br />

28 Kam es vor, dass Ihnen Ihre<br />

Eltern mehr Schläge erteilten, als<br />

Sie verdient hatten?<br />

29 Konnten Sie von Ihren Eltern<br />

Unterstützung erwarten, wenn Sie<br />

vor einer schweren Aufgabe<br />

standen?<br />

30 Lehnten Ihre Eltern die Freunde<br />

und Kameraden ab, mit denen<br />

Sie sich gerne trafen?<br />

31 Versuchten Ihre Eltern Sie<br />

anzutreiben, „Beste/r“ zu sein?<br />

32 Zeigten Ihre Eltern vor anderen,<br />

dass sie Sie gerne hatten?<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

I 96


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

FEE<br />

Nein,<br />

niemals<br />

Ja,<br />

gelegentlich<br />

Ja,<br />

oft<br />

Ja,<br />

ständig<br />

33 Gebrauchten Ihre Eltern folgende<br />

Redensart:<br />

„Wenn Du das nicht tust, bin ich<br />

traurig?“<br />

34 Wurden Sie von Ihren Eltern<br />

gelobt?<br />

35 Wurden Sie von Ihren Eltern<br />

getröstet, wenn Sie traurig<br />

waren?<br />

36 Kam es vor, dass Sie von Ihren<br />

Eltern bestraft wurden, ohne<br />

etwas getan zu haben?<br />

37 Zeigten Ihre Eltern mit Worten<br />

und Gesten, dass sie Sie gern<br />

hatten?<br />

38 Kam es vor, dass Sie ohne Grund<br />

Schläge bekamen?<br />

39 Wünschten Sie sich manchmal,<br />

dass sich Ihre Eltern weniger<br />

darum kümmerten, was Sie<br />

taten?<br />

40 Bekamen Sie von Ihren Eltern<br />

Schläge?<br />

41 Setzten Ihre Eltern bestimmte<br />

Grenzen für das, was Sie tun und<br />

lassen durften, und bestanden<br />

Sie eisern darauf?<br />

42 Behandelten Sie Ihre Eltern so,<br />

dass Sie sich schämten?<br />

43 Finden Sie, dass Ihre Eltern<br />

übertrieben ängstlich darüber<br />

waren, dass Ihnen etwas<br />

zustoßen könnte?<br />

44 Konnten Ihre Eltern mit Ihnen<br />

schmusen?<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Schumacher et al. (2000), Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten © by<br />

Verlag Hans Huber. Bern. Göttingen. Toronto. Seattle.<br />

I 97


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

45. Ich möchte noch Folgendes zu meiner Familie, meiner Abhängigkeit sagen und/oder<br />

Gedanken äußern, die mir während des Ausfüllens gekommen sind:<br />

……………………………………………………………………………………………………<br />

……………………………………………………………………………………………………<br />

……………………………………………………………………………………………………<br />

……………………………………………………………………………………………………<br />

Um an der Verlosung teilzunehmen, tragen sie bitte hier Ihren Namen und Ihre<br />

derzeitige Adresse bzw. wenn sie bald aus der Klinik entlassen werden, die<br />

Entlassadresse ein:<br />

Name,<br />

Vorname:……………………………………………………………………………….<br />

Aktuelle/Entlassadresse<br />

Adresse:…………………………………………………………….<br />

………………………………………………………………………………………………….<br />

………………………………………………………………………………………………….<br />

I 98


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

II. Kodierungen<br />

Item<br />

1<br />

Geschlecht<br />

2<br />

Alter<br />

3<br />

Höchster<br />

Schulabschluss<br />

4<br />

Höchster<br />

Berufsabschluss<br />

5<br />

Berufs- und<br />

Erwerbstätigkeit<br />

6<br />

Familienstand<br />

7<br />

Aufgewachsen<br />

8<br />

Beginn<br />

Suchtmittelabhängigkeit<br />

Merkmal Kodierung Skalenniveau<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

Missing<br />

Kein Schulabschluß<br />

Sonderschule<br />

Hauptschule<br />

Realschule<br />

Gymnasium /<br />

Fachoberschule<br />

Missing<br />

Keine<br />

Berufsausbildung<br />

begonnen /<br />

Berufsausbildung<br />

abgeschlossen<br />

Lehre als<br />

Studium als<br />

Missing<br />

Ja als<br />

Nein, ich bin arbeitslos<br />

Nein, ich bin<br />

Hausmann / Hausfrau<br />

Erwerbslos<br />

Nein, ich befinde mich<br />

in einer Umschulung<br />

Missing<br />

Ledig<br />

Verheiratet<br />

Geschieden / getrennt<br />

Verwitwet<br />

Missing<br />

In den alten<br />

Bundesländern<br />

In den neuen<br />

Bundesländern<br />

Im Ausland<br />

Missing<br />

Vor dem 14.<br />

Lebensjahr<br />

Zwischen dem 15. und<br />

17. Lebensjahr<br />

Zwischen dem 18. und<br />

21. Lebensjahr<br />

Später im…Lebensjahr<br />

Trifft nicht zu<br />

Missing<br />

1<br />

2<br />

9<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

9<br />

0<br />

1<br />

2<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

9<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

9<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

9<br />

nominal<br />

rational<br />

ordinal<br />

ordinal<br />

nominal<br />

nominal<br />

nominal<br />

ordinal<br />

I 99


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

9<br />

Substanzen von denen<br />

eine Abhängigkeit<br />

entwickelt wurde<br />

(Mehrfachnennungen)<br />

Alkohol<br />

Kokain<br />

Medikamente<br />

Flüchtige Lösungsmittel<br />

Cannabis<br />

Heroin/andere Opiate<br />

Amphetamine<br />

Ecstasy/Halluzinogene<br />

Nein (kein Kreuz)<br />

Ja (angekreuzt)<br />

Missing (keinerlei<br />

Angabe)<br />

0<br />

1<br />

9<br />

nominal<br />

10<br />

Behandlungshälfte<br />

11<br />

Lebt Vater noch<br />

Bei Tod des Vaters Alter<br />

eintragen<br />

12<br />

Lebt Mutter noch<br />

Bei Tod der Mutter Alter<br />

eintragen<br />

13<br />

Trennung Scheidung<br />

der Eltern<br />

Erste<br />

Behandlungshälfte<br />

Zweite<br />

Behandlungshälfte<br />

Missing<br />

Lebt noch<br />

Verstarb<br />

Missing<br />

Missing<br />

Lebt noch<br />

Verstarb<br />

Missing<br />

Missing<br />

Nein<br />

Ja<br />

Missing<br />

1<br />

2<br />

9<br />

1<br />

0<br />

9<br />

99<br />

1<br />

0<br />

9<br />

99<br />

0<br />

1<br />

9<br />

nominal<br />

Nominal<br />

Nominal<br />

nominal<br />

14<br />

Aufgewachsen bei<br />

15<br />

Anzahl leibliche<br />

Geschwister und<br />

Halbgeschwister<br />

16<br />

Position in der<br />

Geschwisterreihe<br />

17<br />

Kontakt zu<br />

18<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

Mutter<br />

Nein (nicht<br />

angekreuzt)<br />

Ja (angekreuzt)<br />

Missing<br />

Missing 999<br />

Einzelkind<br />

Mittlerer<br />

Ältester<br />

Jüngster<br />

Missing<br />

Zu beiden Elternteilen<br />

Zu meinem Vater<br />

Zu meiner Mutter<br />

Zu beiden Elternteilen<br />

kein Kontakt<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nein, aber abhängig<br />

von<br />

Missing<br />

0<br />

1<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

0<br />

3<br />

9<br />

nominal<br />

rational<br />

nominal<br />

nominal<br />

nominal<br />

I 100


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

19<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

Vater<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nein, aber abhängig<br />

von<br />

Missing<br />

1<br />

0<br />

3<br />

9<br />

nominal<br />

20<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

anderer Verwandter<br />

21-44<br />

FEE<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nein, aber abhängig<br />

von<br />

Missing<br />

Nein, niemals<br />

Ja, gelegentlich<br />

Ja, oft<br />

Ja, ständig<br />

Missing<br />

1<br />

0<br />

3<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

9<br />

nominal<br />

intervallskaliert<br />

I 101


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

VI. Tabellen der statistischen Auswertung<br />

a. Anzahl leibliche Geschwister<br />

Häufigkeit Prozent Gültige<br />

Prozente<br />

Kumulierte<br />

Prozente<br />

0 26 26,8 26,8 26,8<br />

1 36 37,1 37,1 63,9<br />

2 20 20,6 20,6 84,5<br />

3 5 5,2 5,2 89,7<br />

Gültig<br />

4 4 4,1 4,1 93,8<br />

5 4 4,1 4,1 97,9<br />

6 1 1,0 1,0 99,0<br />

8 1 1,0 1,0 100,0<br />

Gesamt 97 100,0 100,0<br />

b. Anzahl der Halbgeschwister<br />

Häufigkeit Prozent Gültige<br />

Prozente<br />

Kumulierte<br />

Prozente<br />

0 69 71,1 71,1 71,1<br />

1 7 7,2 7,2 78,4<br />

2 10 10,3 10,3 88,7<br />

Gültig<br />

3 6 6,2 6,2 94,8<br />

4 4 4,1 4,1 99,0<br />

9 1 1,0 1,0 100,0<br />

Gesamt 97 100,0 100,0<br />

I 102


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

c. Gruppenvergleich elterliche Alkoholbelastung<br />

Familienbelastung Sucht N Mittelwert Standardabweichung<br />

Standardfehler<br />

des Mittelwertes<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

keine Belastung 46 50,9348 8,73665 1,28815<br />

Suchtbelastung 38 55,5263 13,44807 2,18157<br />

keine Belastung 50 50,9800 8,10263 1,14589<br />

Suchtbelastung 45 55,2889 11,26867 1,67983<br />

keine Belastung 45 53,5111 12,47474 1,85962<br />

Suchtbelastung 38 42,6053 11,16108 1,81057<br />

keine Belastung 51 52,6863 13,20529 1,84911<br />

Suchtbelastung 45 48,4000 13,75996 2,05121<br />

keine Belastung 45 54,5111 9,76921 1,45631<br />

Suchtbelastung 38 51,9211 11,36467 1,84359<br />

keine Belastung 51 54,4902 8,01342 1,12210<br />

Suchtbelastung 45 54,4667 11,17953 1,66655<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

Levene-Test der Varianzgleichheit<br />

T-Test für die<br />

Mittelwertgleichheit<br />

F Signifikanz T df<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich 6,528 ,012 -1,885 82<br />

Varianzen sind nicht gleich -1,812 61,183<br />

Varianzen sind gleich 2,951 ,089 -2,155 93<br />

Varianzen sind nicht gleich -2,119 79,096<br />

Varianzen sind gleich 1,323 ,253 4,162 81<br />

Varianzen sind nicht gleich 4,202 80,710<br />

Varianzen sind gleich ,065 ,800 1,556 94<br />

Varianzen sind nicht gleich 1,552 91,434<br />

Varianzen sind gleich 1,124 ,292 1,117 81<br />

Varianzen sind nicht gleich 1,102 73,512<br />

Varianzen sind gleich 7,971 ,006 ,012 94<br />

Varianzen sind nicht gleich ,012 78,703<br />

I 103


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />

Sig. (2-seitig) Mittlere Differenz Standardfehler<br />

der Differenz<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich ,063 -4,59153 2,43605<br />

Varianzen sind nicht gleich ,075 -4,59153 2,53349<br />

Varianzen sind gleich ,034 -4,30889 1,99928<br />

Varianzen sind nicht gleich ,037 -4,30889 2,03344<br />

Varianzen sind gleich ,000 10,90585 2,62012<br />

Varianzen sind nicht gleich ,000 10,90585 2,59545<br />

Varianzen sind gleich ,123 4,28627 2,75448<br />

Varianzen sind nicht gleich ,124 4,28627 2,76164<br />

Varianzen sind gleich ,267 2,59006 2,31947<br />

Varianzen sind nicht gleich ,274 2,59006 2,34940<br />

Varianzen sind gleich ,990 ,02353 1,96874<br />

Varianzen sind nicht gleich ,991 ,02353 2,00910<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />

95% Konfidenzintervall der Differenz<br />

Untere<br />

Obere<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich -9,43762 ,25455<br />

Varianzen sind nicht gleich -9,65725 ,47418<br />

Varianzen sind gleich -8,27907 -,33871<br />

Varianzen sind nicht gleich -8,35628 -,26150<br />

Varianzen sind gleich 5,69263 16,11906<br />

Varianzen sind nicht gleich 5,74144 16,07026<br />

Varianzen sind gleich -1,18281 9,75536<br />

Varianzen sind nicht gleich -1,19904 9,77159<br />

Varianzen sind gleich -2,02496 7,20507<br />

Varianzen sind nicht gleich -2,09173 7,27185<br />

Varianzen sind gleich -3,88545 3,93251<br />

Varianzen sind nicht gleich -3,97572 4,02278<br />

I 104


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

b. Zusammenhang elterliche Alkoholbelastung /Beginn eigene<br />

Suchtmittelabhängigkeit<br />

Verarbeitete Fälle<br />

Fälle<br />

Gültig Fehlend Gesamt<br />

N Prozent N Prozent N Prozent<br />

Familienbelastung Sucht *<br />

beginn<br />

Suchtmittelabhängigkeit<br />

97 100,0% 0 0,0% 97 100,0%<br />

Anzahl<br />

Familienbelastung Sucht * beginn Suchtmittelabhängigkeit Kreuztabelle<br />

beginn Suchtmittelabhängigkeit<br />

trifft nicht zu nach dem 21<br />

Lebensjahr<br />

zwischen dem<br />

18. und 21.<br />

Lebensjahr<br />

keine Belastung 1 8 8<br />

Familienbelastung Sucht<br />

Suchtbelastung 0 4 1<br />

Gesamt 1 12 9<br />

Anzahl<br />

Familienbelastung Sucht * beginn Suchtmittelabhängigkeit Kreuztabelle<br />

beginn Suchtmittelabhängigkeit<br />

Gesamt<br />

zwischen dem 15.<br />

und 17 Lebensjahr<br />

vor dem 14.<br />

Lebensjahr<br />

keine Belastung 16 19 52<br />

Familienbelastung Sucht<br />

Suchtbelastung 21 19 45<br />

Gesamt 37 38 97<br />

I 105


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Chi-Quadrat-Tests<br />

Wert df Asymptotische<br />

Signifikanz (2-<br />

seitig)<br />

Exakte<br />

Signifikanz (2-<br />

seitig)<br />

Exakte<br />

Signifikanz (1-<br />

seitig)<br />

Chi-Quadrat nach Pearson 7,990 a 4 ,092 ,072<br />

Likelihood-Quotient 9,115 4 ,058 ,061<br />

Exakter Test nach Fisher 7,860 ,071<br />

Zusammenhang linear-mitlinear<br />

3,151 b 1 ,076 ,079 ,046<br />

Anzahl der gültigen Fälle 97<br />

Chi-Quadrat-Tests<br />

Punkt-Wahrscheinlichkeit<br />

Chi-Quadrat nach Pearson<br />

Likelihood-Quotient<br />

Exakter Test nach Fisher<br />

Zusammenhang linear-mit-linear<br />

Anzahl der gültigen Fälle<br />

,016 b<br />

a. 4 Zellen (40,0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist ,46.<br />

b. Die standardisierte Statistik ist 1,775.<br />

c. Gruppenvergleich Geschlecht<br />

Gruppenstatistiken<br />

Geschlecht<br />

N Mittelwert Standardabweichung<br />

Standardfehler<br />

des Mittelwertes<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

weiblich 11 51,0000 6,67832 2,01359<br />

männlich 73 53,3151 11,82497 1,38401<br />

weiblich 16 56,9375 12,19546 3,04886<br />

männlich 79 52,2278 9,28046 1,04413<br />

weiblich 11 40,5455 7,71186 2,32521<br />

männlich 72 49,7361 13,27180 1,56410<br />

weiblich 16 41,3125 13,12869 3,28217<br />

männlich 80 52,5500 12,93597 1,44629<br />

weiblich 11 49,7273 12,86927 3,88023<br />

männlich 72 53,8750 10,13700 1,19466<br />

weiblich 16 51,3125 10,60012 2,65003<br />

männlich 80 55,1125 9,29951 1,03972<br />

I 106


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

Levene-Test der Varianzgleichheit<br />

T-Test für die<br />

Mittelwertgleichheit<br />

F Signifikanz T df<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich 3,174 ,079 -,632 82<br />

Varianzen sind nicht gleich -,947 21,029<br />

Varianzen sind gleich ,699 ,405 1,751 93<br />

Varianzen sind nicht gleich 1,461 18,675<br />

Varianzen sind gleich 6,583 ,012 -2,232 81<br />

Varianzen sind nicht gleich -3,280 20,506<br />

Varianzen sind gleich ,187 ,667 -3,164 94<br />

Varianzen sind nicht gleich -3,133 21,239<br />

Varianzen sind gleich ,492 ,485 -1,219 81<br />

Varianzen sind nicht gleich -1,022 11,971<br />

Varianzen sind gleich ,320 ,573 -1,458 94<br />

Varianzen sind nicht gleich -1,335 19,884<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />

Sig. (2-seitig) Mittlere Differenz Standardfehler<br />

der Differenz<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich ,529 -2,31507 3,66230<br />

Varianzen sind nicht gleich ,354 -2,31507 2,44336<br />

Varianzen sind gleich ,083 4,70965 2,68924<br />

Varianzen sind nicht gleich ,161 4,70965 3,22270<br />

Varianzen sind gleich ,028 -9,19066 4,11701<br />

Varianzen sind nicht gleich ,004 -9,19066 2,80232<br />

Varianzen sind gleich ,002 -11,23750 3,55114<br />

Varianzen sind nicht gleich ,005 -11,23750 3,58670<br />

Varianzen sind gleich ,226 -4,14773 3,40326<br />

Varianzen sind nicht gleich ,327 -4,14773 4,05998<br />

Varianzen sind gleich ,148 -3,80000 2,60688<br />

Varianzen sind nicht gleich ,197 -3,80000 2,84669<br />

I 107


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />

95% Konfidenzintervall der Differenz<br />

Untere<br />

Obere<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich -9,60055 4,97041<br />

Varianzen sind nicht gleich -7,39590 2,76576<br />

Varianzen sind gleich -,63065 10,04996<br />

Varianzen sind nicht gleich -2,04348 11,46278<br />

Varianzen sind gleich -17,38221 -,99911<br />

Varianzen sind nicht gleich -15,02697 -3,35434<br />

Varianzen sind gleich -18,28836 -4,18664<br />

Varianzen sind nicht gleich -18,69135 -3,78365<br />

Varianzen sind gleich -10,91915 2,62370<br />

Varianzen sind nicht gleich -12,99607 4,70062<br />

Varianzen sind gleich -8,97602 1,37602<br />

Varianzen sind nicht gleich -9,74032 2,14032<br />

d. Gruppenvergleich Behandlungshälften<br />

Gruppenstatistiken<br />

Behandlungshälfte N Mittelwert Standardabweichung<br />

Standardfehler<br />

des Mittelwertes<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

erste Behandlungshälfte 46 54,0435 11,27033 1,66172<br />

zweite Behandlungshälfte 34 52,3824 11,58634 1,98704<br />

erste Behandlungshälfte 51 52,6078 9,52697 1,33404<br />

zweite Behandlungshälfte 40 53,9000 10,72213 1,69532<br />

erste Behandlungshälfte 45 46,8889 12,69793 1,89290<br />

zweite Behandlungshälfte 34 49,3235 13,41352 2,30040<br />

erste Behandlungshälfte 52 49,5962 13,70167 1,90008<br />

zweite Behandlungshälfte 40 51,3500 13,79994 2,18196<br />

erste Behandlungshälfte 45 52,7111 11,27471 1,68074<br />

zweite Behandlungshälfte 34 53,9118 9,87610 1,69374<br />

erste Behandlungshälfte 52 53,7308 10,17902 1,41158<br />

zweite Behandlungshälfte 40 55,1000 9,16739 1,44949<br />

I 108


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

Levene-Test der Varianzgleichheit<br />

T-Test für die<br />

Mittelwertgleichheit<br />

F Signifikanz T df<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich ,036 ,851 ,644 78<br />

Varianzen sind nicht gleich ,641 70,140<br />

Varianzen sind gleich ,215 ,644 -,608 89<br />

Varianzen sind nicht gleich -,599 78,712<br />

Varianzen sind gleich ,039 ,844 -,824 77<br />

Varianzen sind nicht gleich -,817 69,068<br />

Varianzen sind gleich ,031 ,862 -,607 90<br />

Varianzen sind nicht gleich -,606 83,748<br />

Varianzen sind gleich ,067 ,796 -,494 77<br />

Varianzen sind nicht gleich -,503 75,258<br />

Varianzen sind gleich ,641 ,425 -,668 90<br />

Varianzen sind nicht gleich -,677 87,719<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />

Sig. (2-seitig) Mittlere Differenz Standardfehler<br />

der Differenz<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich ,521 1,66113 2,57944<br />

Varianzen sind nicht gleich ,523 1,66113 2,59030<br />

Varianzen sind gleich ,545 -1,29216 2,12645<br />

Varianzen sind nicht gleich ,551 -1,29216 2,15726<br />

Varianzen sind gleich ,413 -2,43464 2,95615<br />

Varianzen sind nicht gleich ,417 -2,43464 2,97908<br />

Varianzen sind gleich ,546 -1,75385 2,89059<br />

Varianzen sind nicht gleich ,546 -1,75385 2,89331<br />

Varianzen sind gleich ,623 -1,20065 2,43086<br />

Varianzen sind nicht gleich ,616 -1,20065 2,38613<br />

Varianzen sind gleich ,506 -1,36923 2,05128<br />

Varianzen sind nicht gleich ,500 -1,36923 2,02326<br />

I 109


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />

95% Konfidenzintervall der Differenz<br />

Untere<br />

Obere<br />

T Strafe V<br />

T Strafe M<br />

T Emotion V<br />

T Emotion M<br />

T Kontrolle V<br />

T Kontrolle M<br />

Varianzen sind gleich -3,47415 6,79640<br />

Varianzen sind nicht gleich -3,50488 6,82713<br />

Varianzen sind gleich -5,51738 2,93306<br />

Varianzen sind nicht gleich -5,58632 3,00201<br />

Varianzen sind gleich -8,32108 3,45180<br />

Varianzen sind nicht gleich -8,37763 3,50835<br />

Varianzen sind gleich -7,49650 3,98881<br />

Varianzen sind nicht gleich -7,50777 4,00008<br />

Varianzen sind gleich -6,04111 3,63980<br />

Varianzen sind nicht gleich -5,95380 3,55249<br />

Varianzen sind gleich -5,44445 2,70599<br />

Varianzen sind nicht gleich -5,39021 2,65175<br />

I 110


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Erklärung<br />

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine<br />

anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.<br />

Aachen, 22.07.2013<br />

<strong>Astrid</strong> <strong>Göttgens</strong><br />

I 111


Das subjektiv erinnerte elterliche Erziehungsverhalten von Drogenabhängigen in stationärer Entwöhnungsbehandlung<br />

____________________________________________________________________________<br />

Danksagung<br />

Ich möchte mich sehr bei allen bedanken, die diese Arbeit unterstützt und begleitet<br />

haben, allen voran, möchte ich Prof. Dr. Wilma Funke meinen Dank aussprechen für<br />

Ihre Geduld, für das Weitergeben Ihres Wissens und Ihre guten Ratschläge.<br />

I 112

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