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Todor Kuljić (Belgrad) Zum Stand der historischen Aufarbeitung des ...

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Erinnerungskultur war <strong>der</strong> Sozialismus das erste Opfer. Man kann<br />

gar von einer Mythologisierung <strong>der</strong> kommunistischen Untaten<br />

sprechen, d. h. über die Instrumentalisierung einer fixierten<br />

Interpretation <strong>der</strong> Vergangenheit für die Identität eines<br />

politischen Kollektivs. Es handelt sich noch immer um eine<br />

undifferenzierte Stilisierung <strong>der</strong> Kommunisten und Titos zu<br />

tödlichen Feinden <strong>der</strong> Serben und <strong>der</strong> Demokratie. Die<br />

Erinnerung an den »nationenfeindlichen Sozialismus« war<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Stand</strong> <strong>der</strong> <strong>historischen</strong> <strong>Aufarbeitung</strong> <strong>des</strong> jugoslawischen Sozialismus JHK 2002 312<br />

beson<strong>der</strong>s in den Jahren 1990 bis 1995 eine Waffe gegen den<br />

Vielvölkerstaat. Milošević’ Regime kontrollierte zwar die<br />

Geschichtsbücher, aber das Regime war nicht imstande, die<br />

ganze Historiographie zu kontrollieren. In <strong>der</strong> serbischen<br />

Historiographie offenbarte sich die schnell schwindende Kraft <strong>der</strong><br />

linken Ideologien. Das zeigen auch die zerrissenen Biographien<br />

<strong>der</strong> heutigen Historiker auf: Einerseits die Doktorarbeiten aus<br />

dem »sozialistischen Zeitalter« und aktuelle antikommunistische<br />

Bücher an<strong>der</strong>seits. Die Kontroverse zwischen dem früheren<br />

Jugoslawismus und dem heutigen Nationalismus vertieft diese<br />

Kluft noch mehr. Zur Überwindung <strong>der</strong> Konversion sind gleich<br />

Rationalisierungsversuche entstanden nach den Formeln: »Ich<br />

war nie ein wahrer Kommunist« o<strong>der</strong> »Obwohl formal Kommunist,<br />

war ich innerer Dissident und Opfer« usw. Die Konversion von<br />

links nach rechts ist zwar ein globaleuropäisches Phänomen, aber<br />

in Jugoslawien verlief die Wandlung <strong>der</strong> führenden Historiker<br />

dramatischer (Petranovic, Djuretic, Gligorijevic usw.). Neben den<br />

turbulenten politischen Umständen ist ein wichtiger<br />

innerwissenschaftlicher Grund für die schnelle Konversion <strong>der</strong><br />

Historiker wahrscheinlich in <strong>der</strong> narrativen<br />

Geschichtsvermittlung ohne theoriegeschichtlichen Hintergrund

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