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Presseheft (dt.) - Central-Kino

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Sie haben über ein Jahrzehnt gebraucht, bis sie das Geld für Blue Valentine<br />

zusammen hatten. Wie lief es dieses Mal mit der Finanzierung?<br />

Während der zwölf Jahre, die ich auf Blue Valentine warten musste, habe ich mich ständig auch nach<br />

anderen Möglichkeiten umgeschaut. Durch den Erfolg meines letzten Films ging es dann relativ schnell.<br />

Die Leute bei Sidney Kimmel Entertainment haben sofort verstanden, wohin ich mit dem Film wollte. Sie<br />

waren von Anfang an sehr enthusiastisch bei der Sache. Dafür bin ich sehr dankbar. Sie haben mir<br />

Vertrauen, Freiraum und viel Zeit gegeben, um den Film so zu drehen, wie ich es mir vorstellte. Auf der<br />

anderen Seite haben sie mich auch angetrieben und mir gleichzeitig sinnvolle Grenzen gesetzt. Ein<br />

Filmemacher wie ich braucht Grenzen, ich muss sozusagen wissen, wo der Abgrund ist. Erst dann kann ich<br />

ihm so nahe wie möglich kommen ohne abzustürzen. Ansonsten würde ich wohl einfach ewig<br />

weitermachen und mich irgendwann total verheddern.<br />

Was war das Verrückteste an dieser Produktion?<br />

Der Hurrikan Irene schlug zu und Schenectady erlebt die größte Überschwemmung seit 500 Jahren. In der<br />

Nacht zuvor habe ich meine Familie noch aus unserer Unterkunft evakuiert, und am Morgen stand das<br />

Haus vier Meter unter Wasser. Die Sta<strong>dt</strong> war verwüstet. Wir haben einen Drehtag verloren, weil die Trucks<br />

mit unserer Ausrüstung unter Wasser lagen. In einem von diesen lag das Material von zwei<br />

abgeschlossenen Drehtagen. Ich habe schon einmal belichteten Film verloren, das ist wie ein kleiner Tod.<br />

Unser Kameraassistent Ludovic Littee schnappte sich ein paar Kollegen und ein Kanu, und gemeinsam<br />

haben sie das Material gerettet. Der Kerl ist mein Held, wirklich!<br />

Apropos: Sprechen wir doch über das Kreativteam.<br />

Mit Produktionsdesignerin Inbal Weinberg habe ich schon bei Blue Valentine zusammengearbeitet. Ich<br />

liebe die Arbeit mit ihr, weil sie jederzeit für ihre Ideen einsteht und mir Contra gibt – immerhin war sie in<br />

der israelischen Armee. Ihre Einstellung und ihr Geschmack gefallen mir sehr. Sie kann einen Ort einzigartig<br />

machen, ohne dass er schräg oder verschroben aussieht. Sie hat jedes Zimmer in jedem Haus voll<br />

ausgestattet, auch wenn wir gar nicht vorhatten, dort zu drehen. Wir haben so viel „on location“ gedreht,<br />

dass die Schauspieler dadurch weiter in ihrer Welt leben konnten.<br />

Als Kameramann fungierte Sean Bobbitt. Erst wollte ich wie bei Blue Valentine wieder mit Andrij Parekh<br />

zusammenarbeiten, aber eines Nachts hatte Andrij eine Vision, dass er beim Dreh von THE PLACE<br />

BEYOND THE PINES sterben würde. Daraufhin hat er hingeschmissen, ganz im Ernst. Es gab einige<br />

Kameraleute in der näheren Auswahl. Sean erzählte mir, wie er seine Arbeit versteht: Er bevorzugt die<br />

Handkamera und natürliches Licht, und er erklärte mir seine Konzepte von Schwenks und Fahrten. Da<br />

wusste ich schon, dass Sean auch als Kriegsfotograf gearbeitet hatte. Ich fragte ihn vorsichtshalber, ob er<br />

glaubte, dass er beim Dreh umkommen würde, und er antwortete: „Nein, ich war schon oft im Krieg.“ Ein<br />

furchtloser Kerl, und er half uns allen dabei, genauso furchtlos zu sein. Gleich die erste Einstellung sollte<br />

geradezu episch sein. Sie führt uns traumgleich von Lukes Wohnwagen über einen Jahrmarkt bis ins<br />

Zirkuszelt, wo die Stunttruppe „Handsome Luke and the Heartthrobs“ mit ihren Stunt-Bikes kopfüber die<br />

Wände einer metallenen Kugel entlang rasen und da wollte Sean rein. Er hat sich einen Schutz<br />

übergestreift, wir haben die Fünfminuteneinstellung gedreht und am Ende ist er rein in die Kugel. Erst sah es<br />

wunderbar aus, dann bekam ich ein verzerrtes Bild auf meinem Monitor und dann hörte ich den Crash. Wir<br />

liefen zur Kugel, und da lag Sean unter drei Motorrädern begraben. Die Sanitäter kamen, jeder wollte<br />

wissen, ob Sean okay ist. Er war nicht okay – er war wütend, dass er die Einstellung versaut hatte! Er wollte<br />

noch mal rein. Ich habe ihm abgeraten, aber er ließ sich nicht davon abbringen. Also nochmals von vorne:<br />

Wohnwagen, Jahrmarkt, Kugel des Todes, und in demselben Moment wie vorher wird der Monitor<br />

schwarz und Sean liegt wieder unter einem Haufen von Motorrädern. Er war noch aufgebrachter als beim<br />

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