Gemeindebrief - Ev. Kirchengemeinde Lauffen
Gemeindebrief - Ev. Kirchengemeinde Lauffen
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Die Bestattung<br />
Die heutige Bestattungskultur ist<br />
geprägt von einer früher nicht<br />
gekannten Vielfalt an Bestattungsformen<br />
und einer zunehmenden<br />
Individualisierung. War früher allen<br />
Beteiligten meist klar, was man<br />
zu tun hat, was „normal“ und was<br />
die Ausnahme ist, so tendieren die<br />
Menschen heute dazu, eine individuell<br />
für Verstorbene und Hinterbliebene<br />
passende Form zu finden.<br />
Die klassische Erdbestattung wird<br />
seltener, dagegen liegen Feuerbestattungen<br />
„im Trend“.<br />
Seit ihren Anfängen stand die Kirche<br />
denen bei, die starben und denen,<br />
die um ihre Toten trauerten. Neben<br />
der Diakonie war es vor allem die<br />
christliche Bestattung, die die<br />
antiken Zeitgenossen an der jungen<br />
Kirche faszinierten und auch überzeugten.<br />
Die Christen wandten<br />
sich den Schwachen, Behinderten,<br />
Ausgestoßenen, auch den Verstorbenen<br />
und Trauernden zu und<br />
sorgten dafür, dass „Jedermann“,<br />
ein würdiges Begräbnis bekam,<br />
sogar die unbekannten, anonymen,<br />
an den Meeresstrand gespülten<br />
Leichen Schiffbrüchiger.<br />
Der Umgang mit dem Tod ist die<br />
Herausforderung des christlichen<br />
Glaubens schlechthin. Der durch<br />
die Lebenshingabe Jesu und seine<br />
Auferweckung begründete Trost<br />
wird in der Folgezeit zum Zentrum<br />
aller christlichen Bestattungsformen.<br />
Wie im Judentum war in der Kirche<br />
von Anfang an die Bestattung<br />
zunächst ein „Werk der Barmherzigkeit“.<br />
Die Gemeinde begleitete den<br />
Verstorbenen und die Angehörigen.<br />
Die Bestattung war also Sache der<br />
ganzen Gemeinde, nicht nur der<br />
Angehörigen. Dies äußerte sich in<br />
der Öffentlichkeit der Trauerfeier,<br />
dem Glockengeläut und der Fürbitte<br />
der Gemeinde.<br />
Die reformatorische Bewegung hat<br />
das Verständnis und die Form der<br />
Bestattung nachhaltig verändert.<br />
Das Begräbnis wird in erster Linie<br />
als eine Verkündigung des Auferstehungs-Glaubens<br />
verstanden.<br />
Nicht nur die Predigt, sondern auch<br />
das Begleiten der Gemeinde verkündet<br />
dies. Hinzu treten alle Formen<br />
der Feier, die Choräle und die<br />
Musik.<br />
Wie in den katholischen war auch<br />
in evangelischen Kirchen die Trauerfeier<br />
lange Zeit eher unpersönlich,<br />
ohne Bezug auf das Leben des<br />
Verstorbenen, gehalten. Heute hat<br />
sich bei uns eine persönliche<br />
Gestaltung der Trauerfeiern durchgesetzt.<br />
Es gehört unverzichtbar<br />
zur Würdigung der Toten und zum<br />
Trost der Hinterbliebenen, dass auf<br />
den Lebenslauf eingegangen wird,<br />
ja, dass dieser im Licht des <strong>Ev</strong>angeliums<br />
betrachtet wird.<br />
Christliche Trauerfeiern sind in<br />
vielerlei Hinsicht wichtige, spezielle<br />
und delikate Gottesdienste. Sie<br />
betreffen alle Anwesenden unmittelbar,<br />
da alle sich zum Kommen<br />
veranlasst sehen, weil alle sterbliche<br />
Menschen sind und sich diesem<br />
Thema stellen müssen und doch<br />
längst nicht alle im selben Glauben<br />
stehen. Nicht selten sind auch Zweifelnde,<br />
Agnostiker, Nichtchristen,<br />
Angehörige anderer Religionen oder<br />
Weltanschauungen zugegen. So<br />
werden alle Worte, Gesten und<br />
Rituale zum Bekenntnis, das besonders<br />
aufmerksam beachtet und<br />
geteilt oder eben nicht geteilt wird.<br />
Neue gesellschaftliche Entwicklungen<br />
ergeben neue Probleme und Herausforderungen.<br />
Die zunehmende<br />
Individualisierung, Vereinsamung<br />
und auch finanzielle Fragen führen<br />
immer öfter dazu, dass Trauerfeiern<br />
im kleinen oder kleinsten Rahmen<br />
stattfinden. Die Gemeinde ist kaum<br />
oder gar nicht vertreten und selbst<br />
bei Kirchenmitgliedern wird oft<br />
keine kirchliche Begleitung mehr<br />
gewünscht. Dies geschieht meist<br />
nicht aus Unglauben oder Ablehnung<br />
der Kirche, sondern weil<br />
Informationen über die bestehenden<br />
Möglichkeiten fehlen. Es ist jedoch<br />
ein Grundrecht und eine Frage der<br />
Würde, sich von einem Christenmenschen<br />
nicht ohne ein ehrendes<br />
und christliches Begräbnis – jedenfalls<br />
nicht ohne einen Segen – zu<br />
verabschieden.<br />
Hier kommt in moderner Form<br />
wieder die Frage nach der menschlichen<br />
und christlichen Würde auf.<br />
Nicht nur auf Dörfern lebt die alte<br />
Tradition der Begräbnischöre weiter.<br />
Kirchenmusiker versammeln auch<br />
in Großstädten freiwillige Sänger<br />
um sich, um den Trauerfeiern eine<br />
würdige Gestalt zu geben und<br />
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