04/05 - Kirchengemeinde Wöbbel, Belle und Billerbeck
04/05 - Kirchengemeinde Wöbbel, Belle und Billerbeck
04/05 - Kirchengemeinde Wöbbel, Belle und Billerbeck
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
APOSTELGESCHICHTE 4, 20<br />
Wir können`s ja nicht lassen, von dem zu reden, das wir gesehen <strong>und</strong> gehört haben<br />
Als ich ein kleines Kind war, konnte<br />
ich kein Geheimnis für mich behalten.<br />
Selbst als ich im Kindergarten ein<br />
Muttertagsgeschenk gebastelt hatte,<br />
das unter größter Geheimhaltung<br />
der Kindergärtnerinnen erstellt wurde,<br />
konnte ich es nicht ertragen, dieses<br />
Geheimnis zu hüten. Ich habe<br />
noch am selben Tag meiner Mutter<br />
voller Ernst erklärt, dass es ein großes<br />
Geheimnis sei, was sie zum<br />
Muttertag geschenkt bekommen<br />
würde. „Ich darf Dir nicht verraten,<br />
was Du geschenkt bekommst, aber<br />
ich sag’s Dir ganz leise ins Ohr.“ Und<br />
schon war das Geheimnis aufgedeckt<br />
<strong>und</strong> ich war beruhigt. Mit den<br />
Worten: „Aber das musst Du ganz<br />
schnell wieder vergessen, damit es<br />
eine Überraschung wird“ zog ich zufrieden<br />
von dannen.<br />
Es gibt schöne Geschichten, Ereignisse<br />
oder Geschenke, die kann<br />
man einfach nicht für sich behalten.<br />
Wenn ich schon nicht über mein<br />
Muttertagsgeschenk schweigen<br />
konnte, um wie viel schwerer muss<br />
es sein eine Nachricht von der Erlösung<br />
der Menschheit zu verschweigen.<br />
Das könnte ich gar nicht!<br />
Und das konnten auch Petrus <strong>und</strong><br />
Johannes nicht. Sie waren nach<br />
Christi Himmelfahrt so voller Freude,<br />
dass sie ihre Erlebnisse nicht für<br />
sich behalten konnten. Sie erzählten<br />
die Frohe Botschaft <strong>und</strong> wurden<br />
deswegen vor den Hohen Rat, das<br />
höchste jüdische Entscheidungsgremium<br />
gerufen. Dem Hohen Rat<br />
kam es seltsam vor, dass nach dem<br />
Tod Jesu am Kreuz immer noch von<br />
ihm gesprochen wurde. Eigentlich<br />
hätte es doch ruhiger um die Jünger<br />
werden müssen. Aber das Gegenteil<br />
war der Fall. Die Jünger<br />
konnten die Frohe Botschaft nicht für<br />
sich behalten, sie erzählten ihre Erlebnisse<br />
<strong>und</strong> heilten sogar Kranke.<br />
Als Petrus <strong>und</strong> Johannes dann vor<br />
dem Hohen Rat standen <strong>und</strong> ihnen<br />
verboten werden sollte über die Ereignisse<br />
zu sprechen, antworten sie:<br />
„Wir können´s ja nicht lassen, von<br />
dem zu reden, was wir gesehen <strong>und</strong><br />
gehört haben.“ (Apg 4,20). Der Hohe<br />
Rat konnte gegen so einen Glauben<br />
<strong>und</strong> eine Begeisterung nichts tun, sie<br />
ließen die beiden unter Drohungen<br />
– <strong>und</strong> wahrscheinlich tief beeindruckt<br />
– gehen.<br />
So legten die Apostel den Gr<strong>und</strong>stein<br />
dessen, was über die Jahre<br />
zum Christentum geworden ist. Nur<br />
durch den Mut der Apostel <strong>und</strong> das<br />
Unvermögen die Erlebnisse für<br />
sich zu behalten sind wir heute<br />
hier <strong>und</strong> können ein Gemeindeglied<br />
sein.<br />
Manchmal wünsche ich mir, dass<br />
mehr Menschen die gleiche Courage<br />
<strong>und</strong> den gleichen Mut wie<br />
die Apostel hätten. Zu dem stehen,<br />
was man gesehen <strong>und</strong> erlebt<br />
hat.<br />
Das W<strong>und</strong>er des Osterfestes, die<br />
Sendung des Heiligen Geistes an<br />
Pfingsten <strong>und</strong> alle Dinge, die wir<br />
in der Gemeinde <strong>und</strong><br />
möglicherweise<br />
am<br />
Himmelfahrtswochenende auf<br />
dem Kirchentag in Bremen erleben,<br />
über all diese Dinge sollten<br />
wir nicht schweigen, wir sollten<br />
sie genauso selbstverständlich<br />
<strong>und</strong> begeistert erzählen, wie<br />
Johannes <strong>und</strong> Petrus es damals vor<br />
dem Hohen Rat taten.<br />
Vielleicht haben wir manchmal das<br />
Gefühl, dass uns die Überzeugungskraft<br />
fehlt <strong>und</strong> unser Glaube<br />
zu klein ist. Aber ist es nicht gerade<br />
dann Zeit, unseren Glauben durch<br />
die spürbare Oster- <strong>und</strong><br />
Pfingstbotschaft erfrischen zu lassen<br />
<strong>und</strong> daraus die Motivation zu schöpfen,<br />
sichtbare <strong>und</strong> lebendige Gemeinde<br />
zu sein?<br />
Lassen wir uns anstecken durch die<br />
Begeisterung der Apostel <strong>und</strong> Ostern<br />
<strong>und</strong> Pfingsten zu einer Art „Generalüberholung“<br />
unseres Glaubens werden,<br />
damit wir gar nicht anders können,<br />
als all diese schönen Dinge weiterzugeben,<br />
die wir gehört <strong>und</strong> erlebt<br />
haben.<br />
Ich wünsche uns allen den Mut <strong>und</strong><br />
das nicht-anders-können all diese<br />
schönen Dinge weiterzugeben die wir<br />
gehört <strong>und</strong> erlebt haben.<br />
Mit einem herzlichen Gruß<br />
Wolfgang Loest<br />
(Gemeindepraktikant)<br />
SEITE 2