Durchblick 9/2003 - Kirchenkreis Altenkirchen
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Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
was ist Ihr Lieblingsgericht? Wenn Sie alle mir Ihre Antworten zuschicken<br />
würden, gäbe das sicher eine stattliche Sammlung. Vielleicht wären ganz<br />
ausgefallen Gerichte darunter wie Pannhas oder Töttchen. Vermutlich gäbe<br />
es aber auch viele „Klassiker“ wie Fischstäbchen, Pizza, Pommes rot-weiß<br />
oder - etwas edler und vornehmer - Hummer, Kaviar oder Austern.<br />
Vermutlich würde aber niemand von Ihnen auf die Idee kommen zu<br />
schreiben: „Petersilie“<br />
Warum eigentlich nicht?<br />
Petersilie ist gesund, reich an Vitamin A, B und C, gut für den Magen und<br />
sie hat nach Ansicht mancher Forscher sogar etwa mit dem Gründonnerstag<br />
zu tun. Aber auch Sie hätten nicht geschrieben: Mein Lieblingsgericht<br />
ist Petersilie, sondern: Hähnchen, Forelle oder Hirschragout. Petersilie<br />
ist ja kein Hauptgericht, so wenig wie Salz und Pfeffer. Und doch geben<br />
die unseren Speisen erste die richtige Würze: Hähnchen ohne Salz? Vom<br />
Matjesfilet will ich gar nicht erst sprechen…<br />
Vielleicht sind sie ein wenig verwundert über diesen kulinarischen Ausflug.<br />
Habe ich versehentlich das Editorial für eine andere Ausgabe geschrieben?<br />
Sicher nicht. Ich bin auf die unscheinbare Petersilie durch einen Ausspruch<br />
von Kantor Achim Runge in diesem Heft gestoßen. In seiner bescheidenen<br />
Art stellt er dar, dass Kirchenmusik zwar unverzichtbar sei, aber immer nur<br />
wie Petersilie als Garnierung zu verwenden sei.<br />
Auf der einen Seite möchte ich ihm recht geben: Kirchenmusik ist im<br />
Leben einer Kirchengemeinde unverzichtbar. Das vorliegende Heft gibt<br />
davon in seinen Artikeln Zeugnis. Sie machen auch deutlich, wie weit der<br />
Begriff „Kirchenmusik“ zu fassen ist, dass sogar Improvisationsmusik<br />
dazu zählt.<br />
Auf der anderen Seite möchte ich vorsichtig widersprechen: Kirchenmusik<br />
ist im Gottesdienst nicht irgend ein Beiwerk: Sie ist genau so wie jede Predigt,<br />
jede Lesung, jedes Gebet vor allem eines: Verkündigung!<br />
- Das brausende, pfeifende Crescendo der Orgel, das versucht die<br />
Auferstehung erlebbar, hörbar und fühlbar zu machen;<br />
- Die ächzenden 16-Fuß-Pfeifen, die schwer und traurig „Aus tiefer Not“<br />
anstimmen und man vermag sich sogleich diese Not vorzustellen;<br />
- Der Kirchenchor, der sein „Lied der Freude über Gott“ so singt, dass<br />
man förmlich die Freude über Gott in den Ohren und Augen hat;<br />
- Der Posaunenchor, der auch in freier Wildbahn den Freiluftgottesdienst<br />
nicht im Stimmengewirr der Vögel und der im Tal vorbeifahrenden<br />
Eisenbahn untergehen lässt.<br />
All das ist Verkündigung, ebenso wie die therapeutische Kirchenmusik oder<br />
die neuen Klänge der Band eines „Superpfarrers“. All das und noch vieles<br />
andere ist Verkündigung der Gute Nachricht, der Freude darüber, dass Gott<br />
uns seine Liebe schenkt.<br />
Allen die sich der Kirchenmusik verbunden fühlen, aktiv oder passiv, sowie<br />
allen Mitwirkenden an diesen Heft sage ich: Vielen Dank für die „Vreude“,<br />
die ihr uns allen macht!<br />
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