Durchblick 9/2003 - Kirchenkreis Altenkirchen
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Thema<br />
Interview<br />
Interview mit Kantor Achim Runge (Hamm) zu Popularmusik im kirchlichen Bereich<br />
„Eine Art der Musik nimmt<br />
der anderen nichts weg...“<br />
Viele wollten mitmachen, 50 konnten an den Start gehen, 20 durften<br />
schließlich die Prüfung machen, und 18 haben sie bestanden. Darunter<br />
Achim Runge, Kirchenmusiker aus Hamm. Er absolvierte erfolgreich die<br />
zweijährige berufsbegleitende Ausbildung „Popularmusik im kirchlichen<br />
Bereich“an der Bundeskakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen.<br />
DURCHBLICK sprach mit dem nun „Pop-geprüften“ Musiker.<br />
DURCHBLICK: Zunächst „Herzlichen<br />
Glückwunsch“ zur bestandenen<br />
Prüfung. Was ging dem denn<br />
voraus?<br />
Runge: Danke für die Blumen! „Popgeprüft“<br />
klingt so wie „Leid-geprüft“,<br />
und für viele ist das Thema<br />
ja ein rotes Tuch. Ich rede übrigens<br />
lieber von „Popularmusik“. Pop ist<br />
eine spezielle Stilistik, wie auch Rock,<br />
Swing, Samba, Funk. Popularmusik<br />
meint alle. Ja, was ging voraus? Arbeit.<br />
Vier Arbeitswochen plus eine<br />
Prüfungswoche, verteilt auf zwei<br />
Jahre klingt ja sehr harmlos. Aber<br />
wir hatten sehr professionelle Dozenten,<br />
die uns sehr schnell gezeigt<br />
haben, was uns alles so fehlt, und die<br />
üppigen Hausaufgaben haben auch<br />
dafür gesorgt, dass uns „Trossingen“<br />
immer präsent war. Und wer nicht<br />
ständig am Ball blieb, hatte bald ein<br />
Problem. Von 50 Gestarteten 20 am<br />
Ziel, ist ja deutlich.<br />
DURCHBLICK: Durfte da jeder<br />
mitmachen?<br />
Runge: Der Lehrgang war für hauptamtliche<br />
Kirchenmusiker ausgeschrieben,<br />
das heißt, man ging schon<br />
von professionellen Grundvoraussetzungen<br />
aus.<br />
DURCHBLICK: Was gehörte zur<br />
Ausbildung?<br />
6<br />
Runge: Hauptfächer waren Chorleitung<br />
und Klavier/Keyboard.<br />
Ja, ja, das können wir ja... Einen<br />
Blues improvisieren konnten wir<br />
alle nicht, oder eine vorgegebene<br />
Akkordfolge in verschiedene Stile<br />
umsetzen. Popballaden und Swing<br />
ging ja noch. Samba und Reggae<br />
waren da schon spannender. Und<br />
die sogenannten Nebenfächer: Am<br />
Schlagzeug waren wir alle Anfänger;<br />
das war sehr angenehm, weil alle<br />
gleichviel üben mussten. An der<br />
Gitarre waren die Vorkenntnisse<br />
unterschiedlich, und in der Theorie<br />
wussten wir auch bald, dass wir noch<br />
nichts wussten...<br />
DURCHBLICK: Was hat Sie persönlich<br />
an der Fortbildung gereizt?<br />
Runge: Ich wollte das, was ich bisher<br />
so häppchenweise hier und da<br />
aufgeschnappt hatte, endlich mal<br />
gründlich lernen. Es ist auch gut,<br />
sich selbst mal wieder auf den<br />
Prüfstand zu stellen. Und der ganze<br />
Bereich macht mir natürlich einfach<br />
Spaß!<br />
DURCHBLICK: Kantor Runge<br />
kennt nun beide Seiten und mag sie<br />
gleichberechtigt?<br />
Runge: „Zwei Seiten“ lädt wieder so<br />
zum Polarisieren ein: Gut und Böse,<br />
U-und E-Musik. Das geht immer<br />
schief. Ich habe zu manchen Musikepochen<br />
und -stilen einen stärkeren<br />
Draht als zu anderen, habe klare<br />
Lieblingskomponisten, ich liebe<br />
kleine Jazz-Besetzungen: z.B. Klavier,<br />
Bass, Schlagzeug, aber natürlich<br />
nicht alle Interpreten. Das ist aber<br />
keine Fragen von Seiten, sondern<br />
vom jeweiligen Musikstück. Und was<br />
die verschiedenen Instrumenten-<br />
Gattungen angeht: in Psalm 150<br />
sind sie alle einträchtig versammelt:<br />
Saiteninstrumente, Blasinstrumente<br />
- einschließlich Percussion. Mit allen<br />
sollen wir Gott loben.<br />
PSALM 150<br />
Halleluja.<br />
Lobet den Herrn in seinem Heiligtum;<br />
lobet ihn in der Feste seiner Macht!<br />
Lobet ihn in seinen Taten; lobet ihn in<br />
seiner großen Herrlichkeit!<br />
Lobet ihn mit Posaunen; lobet ihn mit<br />
Psalter und Harfe!<br />
Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet<br />
ihn mit Saiten und Pfeifen!<br />
Lobet ihn mit hellen Zimbeln; lobet ihn<br />
mit wohlklingenden Zimbeln!<br />
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!<br />
Halleluja!<br />
DURCHBLICK: Wenn Sie jetzt<br />
Inhaber des ‘Trossinger Pop-Zeugnisses“<br />
sind, was bedeutet das für die<br />
Kirchenmusik in Hamm?<br />
Runge: Auf jeden Fall nicht, dass<br />
Kirchenmusik hier nun ganz anders<br />
ist! Ich hoffe, dass einiges ein bißchen<br />
professioneller ist als vorher.<br />
Beispiel: Liedbegleitung „Danke“<br />
oder „Komm, Herr, segne uns“<br />
klingen schon (lächelt) ein bißchen<br />
anders. Auch an der Orgel. Einen<br />
Gottesdienst hatte ich kürzlich mit