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Normale Sprachentwicklung ICD-10-Kategorien Klassifikation

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Sprachstörungen im Kindesalter<br />

(<strong>Sprachentwicklung</strong>sstörungen, Stottern, Poltern,<br />

Mutismus, Aphasien)<br />

PD Dr. M. Noterdaeme<br />

<strong>Normale</strong> <strong>Sprachentwicklung</strong><br />

Alter<br />

rezeptiv expressiv<br />

1 Mo Lautwahrnehmung, Sensitivität für Rhythmus/Prosodie,<br />

Erkennen Muttersprache<br />

1-5 Mo Kategoriale Wahrnehmung, Erkennen von<br />

Intonationsmustern und Silben, Baby-talk<br />

5-9 Mo Kind sucht Gegenstände bei Benennung, erstes<br />

Wortverständnis, Erkennen von Phrasenstruktur<br />

9-12 Mo Worterkennen, Wortverständnis, Kind reagiert auf<br />

seinen Namen und auf einfachste Aufträge<br />

12-16 Mo Versteht ca. <strong>10</strong>0-150 Wörter, einfache Sätze/<br />

Aufforderungen/Fragen<br />

16-20 Mo Versteht deutlich mehr als 200 Wörter, Etablierung von<br />

Wortkategorien<br />

Schreien, reaktive Laute,<br />

Gurren, Lachen, Nachahmung<br />

von Vokalen<br />

Spiel mit Lauten, kanonisches<br />

Lallen<br />

Lange Lallsequenzen, erste<br />

Wörter<br />

„Einwortsätze“. Produktion<br />

20-30 Wörter<br />

50- 200 Wörter, Wortexplosion<br />

Funktionswörtern<br />

20-24 Mo Verstehen von Relationen und Wortordnung Mehrwortäußerungen<br />

Wortschatzausbau<br />

> 24 Mo Versteht zunehmend komplexere Sätze Ausbau Syntax,Morphologie<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84)<br />

–! frühkindlicher Autismus<br />

–! atypischer Autismus<br />

–! Asperger Syndrom<br />

<strong>ICD</strong>-<strong>10</strong>-<strong>Kategorien</strong><br />

Umschriebene Entwicklungsstörungen (F80)<br />

–! Artikulationsstörung<br />

–! expressive Sprachstörung<br />

–! rezeptive Sprachstörung<br />

–! erworbene Aphasie/Epilepsie<br />

Störungen der sozialen Funktionen mit Beginn in<br />

der Kindheit (F94)<br />

–! elektiver Mutismus<br />

Sonstige Verhaltens- und emotionale Störungen<br />

mit Beginn in der Kindheit (F98)<br />

–! Poltern und Stottern<br />

Sprachstörungen bei leichter und<br />

mäßiger Intelligenzminderung (F7)<br />

Dysphasie und Aphasie (R47),<br />

Apraxie (R48), Stimmstörung (R49)<br />

Hörstörung/Taubheit<br />

<strong>Klassifikation</strong><br />

!! Sprachstörungen bei psychiatrischen<br />

Erkrankungen<br />

o! psychogene Aphonie<br />

o! bei Intelligenzstörungen<br />

o! bei Autismus<br />

o! bei Depressionen oder Schizophrenie u.s.w.<br />

!! Sprachstörung bei organischen Erkrankungen<br />

o! Aphasien<br />

o! Dysarthrien<br />

!! Sprachstörungen bei Taubheit (Audimutitas)<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Entwicklungsstörungen<br />

Entwicklungsstörungen<br />

•! Beginn in der frühen Kindheit.<br />

•! Störungen von Funktionen, die eng an<br />

die biologische Reifung des ZNS<br />

gebunden sind.<br />

•! Stetiger, chronischer Verlauf, ohne<br />

Rezidiven oder Remissionen.<br />

•! Umschriebene<br />

Entwicklungsstörungen<br />

Definition über<br />

Diskrepanzkriterium<br />

•! Tiefgreifende<br />

Entwicklungsstörungen<br />

Definition über eine<br />

bestimmte<br />

Verhaltenskonstellation<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

<strong>Klassifikation</strong><br />

Definition<br />

•!<br />

•!<br />

•!<br />

F 80 Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache<br />

–! F 80.0 Artikulationsstörung<br />

–! F 80.1 Expressive Sprachstörung<br />

–! F 80.2 Rezeptive Sprachstörung<br />

–! F 80.3 Erworbene Aphasie<br />

F 81 Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten<br />

–! F 81.0 Lese- und Rechtschreibstörung<br />

–! F 81.1 Isolierte Rechtschreibstörung<br />

–! F 81.2 Rechenstörung<br />

–! F 81.3 Kombinierte Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten<br />

F 82 Entwicklungsstörung der motorischen Fertigkeiten<br />

•! Sprachfertigkeit<br />

außerhalb der<br />

Norm<br />

•! Altersentsprechendes<br />

Kommunikationbedürfnis<br />

•! keine Hörstörung<br />

•! keine geistige<br />

Behinderung<br />

•! keine Cerebralparese<br />

•! keine Deprivation<br />

•! keine psychiatrische<br />

Störung (z.B. Autismus)<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Leitsymptome Expressive Sprache<br />

Leitsymptome rezeptive Sprache<br />

•! spätes Sprechen<br />

•! Geringer Wortschatz<br />

•! Äußerungslänge zu kurz für das Alter<br />

–! Ein-/Zwei-Wort-Sätze mit 3 Jahren<br />

–! einfache Hauptsätze mit 6 - 7 Jahren<br />

•! Wortstellung inkorrekt<br />

•! Wortform inkorrekt<br />

•! Erlebnisse werden nicht verständlich dargestellt<br />

•! Wortfindungsprobleme<br />

•! Im Vordergrund der Symptomatik stehen<br />

anfangs oft autistisch oder zwanghaft<br />

wirkende Verhaltensweisen, später<br />

Verhaltensstörungen mit geringem sozialen<br />

Kontakt, Rückzug, Depressivität,<br />

Schulverweigerung oder Aggressivität.<br />

•! Die Sprachverständnisstörung wird erst bei<br />

gezielter Beobachtung und Untersuchung<br />

deutlich.<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Expressive Sprachstörung<br />

Rezeptive Sprachstörung<br />

Eine umschriebene Entwicklungsstörung, bei<br />

der die Fähigkeit des Kindes, die expressiv<br />

gesprochene Sprache zu verwenden, deutlich<br />

unterhalb des seinem Intelligenzalter<br />

angemessenen Niveaus liegt, bei dem jedoch<br />

das Sprachverständnis im Normbereich liegt.<br />

Artikulationsstörungen können vorhanden<br />

sein.<br />

Eine umschriebene Entwicklungsstörung, bei<br />

der das Sprachverständnis des Kindes<br />

deutlich unterhalb des seinem Intelligenzalter<br />

angemessenen Niveaus liegt.<br />

In fast allen Fällen ist auch die expressive<br />

Sprache deutlich gestört, Unregelmäßigkeiten<br />

in der Wort-Laut-Produktion sind häufig.<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Prävalenz Entwicklungsstörungen<br />

Diagnostik<br />

DSM-IV Komorbidität<br />

F 80.0 2-3 % 1-2 %<br />

F 80.1 +F 80.2 3-5 % 50-60 %<br />

F 84.0 0.6 % -<br />

F 70 - 30-40 %<br />

Nach Esser und Schmid 1994, Baird et al., Fombonne et al., Sarimsky<br />

•! Anamnese<br />

•! Untersuchung der Sprache<br />

•! Untersuchung der Entwicklungsstörungen<br />

•! Untersuchung der Intelligenz<br />

•! Psychischer Befund (Verhalten)<br />

•! Neurologischer Befund, Gehör<br />

•! motorische Untersuchung<br />

•! EEG, CT, NMR<br />

•! Psychosoziale Bedingungen<br />

•! Analyse der Schulleistung<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

„Leitlinien für Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-,<br />

Kindes- und Jugendalter“, Deutscher Ärzteverlag, 2007<br />

www.uni-duesseldorf.de/www/awmf/II/II_kjpp.htm<br />

ja<br />

2. Abgrenzung anderer Störungsbilder<br />

Diagnostisches Vorgehen bei<br />

Hörstörung?<br />

ja<br />

Erklärt Hörstörung die<br />

Sprachstörung?<br />

<strong>Sprachentwicklung</strong>sstörungen<br />

nein<br />

nein<br />

1. Operationalisierung der Sprachstörung<br />

Intelligenzstörung?<br />

ja<br />

Sprachstörung bei<br />

allgemeiner kognitiver<br />

Reifungsverzögerung<br />

nein<br />

Sprachfähigkeit<br />

außerhalb der Norm<br />

nein<br />

keine <strong>Sprachentwicklung</strong>sstörung<br />

Allgemeine<br />

Kommunikationsstörung<br />

ja<br />

Autistische Störung<br />

(F84)<br />

ja<br />

nein


nein<br />

Bedeutung komorbider Störungen<br />

Später auftretende<br />

Sprachstörung?<br />

nein<br />

Störung des<br />

Sprachverständnisses?<br />

nein<br />

Störung der<br />

Sprachproduktion?<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

Aphasie (z.B. Landau-Kleffner-<br />

Syndrom)<br />

rezeptive<br />

Sprachstörung<br />

(F80.2)<br />

expressive<br />

Sprachstörung<br />

(F80.1)<br />

•! Diagnostik<br />

–! Suchen nach anderen Teilleistungsstörungen<br />

–! Suchen nach psychiatrischen Störungen<br />

–! Ausreichende Diagnostik<br />

•! Therapie<br />

–! Umfassende Behandlung<br />

–! Gemeinsames Konzept<br />

–! Keine Überforderung<br />

•! Multimodales Konzept<br />

–! Einschränkungen des Kindes berücksichtigen<br />

–! Kurze Arbeitseinheiten (Aufmerksamkeitsstörungen)<br />

–! Einfache Anweisungen<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Ursachen<br />

•! Genetische Disposition<br />

–! Familiäre Häufung bei Sprachstörungen<br />

Zwillingsuntersuchungen<br />

–! Molekulargenetische Untersuchungen<br />

•! Hirnorganische Komponente<br />

–! Gehäufte Unreifezeichen des ZNS<br />

–! MRT und SPECT-Befunde<br />

–! Anfallszeichen?<br />

•! Umwelteinflüsse<br />

–! nicht ursächlich, begünstigen die Manifestation von<br />

Entwicklungsstörungen<br />

–! Häufung bei Unterschichtfamilie, Kaspar-Hauser<br />

-Syndrom<br />

Verlauf<br />

RLD<br />

(N=17)<br />

Geschwister<br />

(N=16)<br />

Intelligenz<br />

80 (92/84) <strong>10</strong>2 (<strong>10</strong>8/<strong>10</strong>5)<br />

Sprachverständnis<br />

<strong>10</strong> 15<br />

Lesen<br />

36 50<br />

Rechtschreiben 28 40<br />

Phonol. Verarbeitung 11 23<br />

TOM 16 20<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Clegg, Hollis, Mawhood, Rutter, 2005


Verlauf<br />

RLD<br />

(N=17)<br />

Geschwister<br />

(N=16)<br />

Bezahlte Arbeit<br />

3 15<br />

Arbeitslos<br />

14 1<br />

Lebt selbständig<br />

7 15<br />

Übungsbehandlung<br />

Sprache<br />

Kommunikation<br />

Andere TLS<br />

Beratung und Aufklärung<br />

Eltern - Kind<br />

Umfeld (Schule-Kind)<br />

Psychotherapeutische<br />

Unterstützung<br />

Soziale Kompetenz<br />

Bekanntschaften<br />

<strong>10</strong> 16<br />

Partnerschaft<br />

4 11<br />

Psychiatrische<br />

Probleme (MI-Score)<br />

4.5 2.7<br />

Medikamentöse Behandlung<br />

v.a bei Aufmerksamkeitsstörungen<br />

Heilpädagogische Maßnahmen<br />

Schulform, Berufsauswahl<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Clegg, Hollis, Mawhood, Rutter, 2005<br />

Beratung und Anleitung der Eltern, Therapie der Kinder<br />

Frühe Interventionen<br />

Verbesserung der Kommunikation<br />

( auch nonverbal)<br />

Sprechfreude wecken, Verbesserung des<br />

Sprachverständnisses<br />

Verbesserung der Verständlichkeit<br />

Verbesserung der Grammatik<br />

Elternzentrierte Interventionen<br />

Fokus auf spezifische,<br />

sprachfördernde Techniken in<br />

alltäglichen Situationen<br />

–! Einzelsituation in ruhigem Raum<br />

–! Initiative liegt beim Kind<br />

–! Kurze Äußerungen, langsam sprechen,<br />

Überbetonung von Intonationskonturen<br />

–! Imitation der kindlichen Laute/Äußerungen<br />

–! Wiederholung der Wörter<br />

Tägliche Förderung in spezifischen<br />

Situationen und Einbindung in Alltag<br />

Anleitung der Eltern in der Gruppe<br />

Kindzentrierte<br />

Interventionen<br />

Individuelle sprachtherapeutische<br />

Förderung des Kindes<br />

Wöchentliche Therapie<br />

30 Minuten pro Sitzung<br />

In größeren Abständen Beratung<br />

der Eltern<br />

Verbesserung der Artikulation<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Hilfen im Alltag<br />

Stottern<br />

•!<br />

•!<br />

Aufmerksamkeit sichern<br />

–! Blickkontakt<br />

–! Handlungen unterbrechen<br />

–! nicht über weite Entfernungen<br />

sprechen<br />

–! einzeln ansprechen<br />

Überprüfen, ob das Kind<br />

wirklich verstanden hat<br />

–! gezielte Fragen stellen<br />

–! bei "nicht verstehen" keine<br />

zusätzlichen Informationen<br />

geben<br />

•!<br />

Die eigene Sprache<br />

modellieren<br />

–! Mimik und Gestik verwenden<br />

–! die wichtigen Wörter deutlich<br />

betonen<br />

–! langsam und deutlich sprechen<br />

–! kurze, einfache Sätze<br />

verwenden<br />

–! Dinge in der Reihenfolge<br />

erzählen, wie sie tatsächlich<br />

ablaufen<br />

•! Stottern ist ein Sprechen, das durch häufige<br />

Wiederholung oder Dehnung von Lauten, Silben oder<br />

Wörtern, oder durch häufiges Zögern und Innehalten, das<br />

den rhythmischen Sprechfluss unterbricht,<br />

gekennzeichnet ist.<br />

•! Es wird zwischen klonischem Stottern, tonischem Stottern<br />

und tonisch-klonischem Stottern unterschieden.<br />

–! Pressen beim Satz- oder Wortanfang,<br />

–! Laut-, Silben-, Wortwiederholungen,<br />

–! Koordinationsprobleme zwischen Sprechen, Mimik, Gestik,<br />

Atmung und Stimmgebung,<br />

–! Vegetative Symptome.<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Stottern - Symptomatik<br />

Stottern – Symptomatik<br />

•! Leitsymptome<br />

o! Silbenwiederholungen (Kloni)<br />

o! Stummes Verharren bei der Lautproduktion (Blocks)<br />

o! Lautdrehungen (Toni)<br />

•! Strategien zum Durchbrechen der Sprechpausen<br />

o! Anspannung einzelner Muskelpartien<br />

o! Mitbewegungen<br />

•! Vermeidungsstrategien<br />

o! Vermeiden bestimmter Wörter<br />

o! Vermeiden spezifischer Sprechsituationen<br />

o! Spezielle Atemtechniken zur Vorbeugung von<br />

Stottersymptomen<br />

o! Einsetzen von stereotypen Äußerungen (Starter),<br />

Neubeginn (Zurückschnellen) u.ä.<br />

•! psychische Sekundärsymptome<br />

•! Stresssymptome beim Sprechen<br />

•! Frustrationserleben mit Auftreten von Ärger und Wut<br />

•! Sprechangst und sozialer Rückzug<br />

•! generalisierte Ängste, Selbstwertzweifel, depressive<br />

Störungen und psychosomatische Beschwerden<br />

•! Häufige Begleitsymptome<br />

•! <strong>Sprachentwicklung</strong>sstörungen<br />

(Lautbildungsstörungen, Dysgrammatismus)<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Stottern - Therapieziele<br />

•! Besserung der Stottersymptomatik<br />

•! Abbau der Sprechangst<br />

•! Abbau der sozialen Isolierung<br />

•! Akzeptanz einer Restsymptomatik<br />

•! Überführung in eine Phase der<br />

Stottern – Therapie<br />

•! systematische Sprechübungen (Fluency Shaping)<br />

•! Veränderung von Tempo, Lautstärke, Stimmeinsatz,<br />

Sprachmelodie<br />

•! prolongiertes Sprechen<br />

•! rhythmisches Sprechen<br />

•! akzentuiertes Sprechen<br />

•! Einsatz von Sprechhilfen<br />

Taktgeber zur Veränderung des Sprechrhythmus<br />

(metrisches Sprechen)<br />

verzögerte Rückkopplung (Lee-Effekt)<br />

•! Nicht-Vermeidungsansätze (Non Avoidance Therapy)<br />

„Selbstbehandlung“<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Stottern – Therapie<br />

–! Entspannungsverfahren<br />

–! Medikamente<br />

o! Autogenes Training<br />

o! Hypnose<br />

o! Tranquilizer<br />

o! Neuroleptika<br />

–! Therapie begleitender Sprachauffälligkeiten<br />

–! Atemübungen<br />

–! Einbeziehen der Bezugsperson<br />

Poltern<br />

Eine hohe Sprechgeschwindigkeit mit falscher<br />

Sprechflüssigkeit, jedoch ohne Zögern oder<br />

Dehnung, von einem Schweregrad, der zu einer<br />

beeinträchtigten Verständlichkeit führt.<br />

Das Sprechen ist unregelmäßig und unrhythmisch,<br />

mit schnellen, ruckartigen Anläufen, die gewöhnlich<br />

zu einem fehlerhaften Satzmuster führen.<br />

In schweren Fällen wird die Spontansprache<br />

unverständlich.<br />

–! Selbsthilfegruppen<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Poltern – Symptomatik<br />

Stottern / Poltern - Differentialdiagnostik<br />

•! Poltern, unregelmäßiges Sprechen mit Pausen und<br />

Sprechausbrüchen<br />

•! hohe Sprechgeschwindigkeit<br />

•! Auslassungen und Verschlucken von Silben und Wörtern<br />

•! ruckartige, schnelle Sprechansätze<br />

•! Stolpern bei Konsonantenhäufungen und langen Wörtern<br />

•! fehlerhafte Satzmuster<br />

•! Monotonie der Sprechmelodie<br />

•! Besserung bei bewusstem und langsamen Sprechen<br />

Stottern<br />

Poltern<br />

Störungsbewusstsein vorhanden fehlt<br />

Leidensdruck vorhanden fehlt<br />

Therapiemotivation vorhanden fehlt<br />

Aufmerksamkeitslenkung<br />

auf die Artikulation<br />

bewirkt Verschlechterung<br />

bewirkt Besserung<br />

vor Fremden wird schlechter gesprochen besser gesprochen<br />

bei ungezwungener Rede<br />

wird die Sprache<br />

besser<br />

schlechter<br />

Wiederholungen bewirken eher Verschlechterung Besserung<br />

in der Therapie<br />

Ablenken von der<br />

Artikulation<br />

Hinlenken auf die<br />

Artikulation<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Mutismus<br />

•! Es handelt sich um eine emotional bedingte<br />

Störung der sprachlichen Kommunikation. Sie<br />

ist durch selektives Sprechen mit bestimmten<br />

Personen in definierten Situationen<br />

gekennzeichnet.<br />

•! Artikulation, expressive und rezeptive<br />

Sprache der Betroffenen liegen in der Regel<br />

im Normbereich, allenfalls sind sie - bezogen<br />

auf den Entwicklungsstand - leicht<br />

beeinträchtigt.<br />

Symptomatik<br />

•! Verweigerung des Sprechens in fast allen sozialen<br />

Situationen<br />

(Kind spricht zu Hause und/oder mit engen Freunden,<br />

aber nicht mit Fremden, im Kindergarten/Schule – aber<br />

auch umgekehrtes Verhalten und andere Muster sind<br />

möglich)<br />

(chronisch, vorhersehbar = mindestens einige Monate)<br />

•! erhaltenes Sprachverständnis und Sprechfähigkeit<br />

•! Fehlen einer anderweitigen körperlichen oder<br />

psychischen Störung<br />

(nicht durch hirnorganischen Antriebsmangel oder<br />

Psychose bedingt)<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Symptomatik<br />

•! häufige Zusatzsymptome sind:<br />

–! Sprachretardierung<br />

(meist Stammeln, Dysgrammatismus, selten Stottern)<br />

–! Intelligenzminderung (1/3 lernbehindert)<br />

–! psychische Auffälligkeiten<br />

(kontaktarm/ängstlich, selbstunsicher, sozialer Rückzug, enge<br />

Mutterbindung, eigenwillig, oppositionell, bockig, übernachhaltig)<br />

–! Kinderfehler und andere Verhaltensauffälligkeiten<br />

(Einnässen, Nägelknappern, Daumenlutschen)<br />

–! Beginn meist in der Kindheit<br />

(Maximum bei Kindergarten- bzw. Schuleintritt)<br />

Therapie<br />

•! persönlichkeitszentrierte Psychotherapie zur<br />

Angstreduktion und Kontaktförderung<br />

•! Verhaltenstherapie zur Symptomdurchbrechung<br />

(operante Konditionierung)<br />

•! Elternberatung / Elterntherapie<br />

•! Soziotherapie<br />

(Kindergarten, Schule, Freizeitaktivität, Kontakt zu Gleichaltrigen)<br />

•! (Psychopharmaka)<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

F80.3 Landau-Kleffner-Syndrom<br />

•! vor dem 6. – 8. Lbj.<br />

bei lokalisierten Hirnerkrankungen treten eine<br />

Sprachreggression bzw. ein Verstummen ein mit guter<br />

Rückbildungstendenz über die üblichen Stufen der<br />

<strong>Sprachentwicklung</strong><br />

•! nach dem 6. – 8. Lbj.<br />

aphasische Bilder wie im Erwachsenenalter<br />

•! Verlust der rezeptiven (und expressiven) Sprache<br />

bei erhaltener Intelligenz<br />

•! Spitzenpotentiale (vorwiegend perisylvisch) im<br />

EEG mit und ohne Anfälle (meist vokal komplexe<br />

Anfälle und/oder atypische Absencen)<br />

•! Erkrankungsbeginn im Alter von 3 bis 7 Jahren<br />

•! Fakultativ Verhaltens- und emotionale Störungen<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009


Therapie LKS<br />

•! logopädische Behandlung<br />

•! Antiepileptika (Mittel der 1. Wahl<br />

Sultiam)<br />

•! bei Therapieresistenz ACTH oder<br />

Kortikoide<br />

Noterdaem, Sprachstörungen, 2009

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