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Ganz<br />

schön viel<br />

Stoff<br />

Die meisten von uns ziehen sich aus, wenn sie ins Wasser gehen.<br />

Für Muslimas gelten jedoch strenge Regeln.<br />

Der Burkini soll Wassersport und Islam versöhnen.<br />

Aber wie schwimmt es sich mit der Bade-Burka?<br />

TEXT: MICHEL PENKE // FOTO: SVEN ZELLNER<br />

FLUTLICHT<br />

<strong>Feld</strong>: Frau Demir, Sie sind Muslima<br />

und ausgebildete Rettungsschwimmerin.<br />

Ist der Burkini Last<br />

oder Befreiung?<br />

Leyla Demir: Beides. Es ist<br />

schwieriger, in einem Burkini zu<br />

schwimmen als in einem Bikini<br />

oder Badeanzug. Andererseits war<br />

es vorher beinahe unmöglich für<br />

eine gläubige Muslima wie mich,<br />

in einem Freibad oder am Strand<br />

schwimmen zu gehen. Der Burkini<br />

ist auch eine Befreiung.<br />

Der Burkini ist eine Erfindung<br />

der Australierin Aheda<br />

Zanetti. Als Kind besuchte<br />

Zanetti heimlich den<br />

Schwimmunterricht. Jahre<br />

später entwarf sie für ihre<br />

Töchter den Burkini. Aus<br />

der Idee wurde ein Geschäft.<br />

Selbst der oberste australische<br />

Mufti gab dem<br />

muslimischen Badeanzug<br />

seinen Segen.<br />

Warum konnten Sie früher nicht<br />

schwimmen gehen?<br />

Ich konnte, aber es war schwierig.<br />

Strenggläubige Muslimas müssen<br />

ihren Körper verdecken. Ausgenommen<br />

sind nur Gesicht, Hände<br />

und Füße. Bis vor Kurzem war das<br />

nur in Burka möglich. Haben Sie<br />

schon mal versucht, in mehreren<br />

Stoffschichten und Kopftuch<br />

schwimmen zu gehen? Ich sage<br />

Ihnen, das ist kein Vergnügen!<br />

Die Burka ist in vielen europäischen<br />

Ländern verpönt. In manchen<br />

sogar verboten. Wie kommt<br />

der Burkini hierzulande an?<br />

Sehr unterschiedlich. Die meisten<br />

schauen neugierig, sind aber zu<br />

schüchtern, um mich anzusprechen.<br />

In einigen privaten<br />

Schwimmbädern sind Burkinis aus<br />

hygienischen Gründen verboten,<br />

da die Badeaufsicht nicht kontrollieren<br />

kann, ob unter dem Burkini<br />

Unterwäsche getragen wird. Ich<br />

halte das für ein vorgeschobenes<br />

Argument. Shorts sind ja auch erlaubt.<br />

Persönlich habe ich noch<br />

keine schlechten Erfahrungen gemacht.<br />

Einmal kam ein kleiner<br />

Junge zu mir und fragte, warum<br />

ich in einem Kleid schwimmen<br />

gehe. Ich habe gelacht und ihm<br />

dann erklärt, dass meine Religion<br />

mir das vorschreibt. Er hat trotzdem<br />

sehr skeptisch geguckt.<br />

In Australien gab es 2010 die<br />

erste muslimische Rettungsschwimmerin<br />

in Burkini. Gibt es<br />

bald auch in Deutschland Burkini-Rettungsschwimmerinnen?<br />

Warum nicht? Ich arbeite nicht als<br />

Bademeisterin, habe aber einen<br />

Schein als Rettungsschwimmerin<br />

mit Burkini gemacht. Und ich bin<br />

nicht die Einzige. Vielleicht sehen<br />

Sie eines Tages eine Frau mit Burkini<br />

am Beckenrand. Und vielleicht<br />

werden Sie es nicht einmal<br />

weiter bemerken, so normal wird<br />

es in Ihren Augen sein.<br />

Leyla Demir, 26, ist eine deutsche Muslima.<br />

Vor Kurzem machte sie eine Ausbildung zur<br />

Rettungsschwimmerin – in Burkini. Darin<br />

fotografieren lassen wollte sie sich nicht.<br />

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