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Was bedeutet<br />
Tony Hawk<br />
für Skater heute?<br />
DER IMPERATOR<br />
Tony Hawk hat aus dem Lebensgefühl auf<br />
vier Rollen ein Geschäftsmodell entwickelt. Er war der<br />
weltbeste Skateboarder, heute ist er eine Marke<br />
INTERVIEW: FUMIKO LIPP // FOTOS: FRANK BAUER<br />
<strong>Feld</strong>: Herr Hawk...<br />
Tony Hawk: Sag Tony. Wir Skater<br />
duzen uns.<br />
Also, Tony, als Kind wurde bei dir<br />
ein IQ von 145 gemessen, damit<br />
gilt man als hochbegabt. Du<br />
hast sehr gut klassische Geige<br />
gespielt, warst ein Musterschüler.<br />
Warum hast du dich für eine<br />
Karriere im Skateboarden entschieden?<br />
Ich war schon immer eher ein<br />
Draufgänger, als Kind zu waghalsig<br />
für mein Alter. Dann fing ich<br />
früh an, mit den Nachbarskindern<br />
zu skaten. Auf dem Brett zu stehen,<br />
hat mir das Gefühl von Freiheit<br />
gegeben und gleichzeitig meine<br />
Kreativität gefordert, weil der<br />
Sport so individuell ist. Skateboarden<br />
war perfekt für mich.<br />
Mit 16 Jahren warst du bereits<br />
der beste Skateboarder der<br />
Welt. Dann warst du der Erste,<br />
der mit dieser Leidenschaft ein<br />
Vermögen verdient hat.<br />
Für mich war das noch eine<br />
schwierige Balance. Als ich anfing,<br />
erfolgreich zu werden, war Skateboarden<br />
„underground“ – nichts,<br />
womit man wirklich Geld verdienen<br />
konnte. Deshalb musste ich<br />
anfangs viel Kritik einstecken.<br />
Leicht war es nicht, aber dank mir<br />
haben heute viele junge Skater<br />
die Möglichkeit, von dem Sport<br />
zu leben.<br />
Wann konntest du davon leben?<br />
Skateboarden war ja lange der<br />
Sport der Subkultur: ohne offizielle<br />
Wettbewerbe, ohne Preisgelder.<br />
Ich habe gleich nach der Highschool<br />
angefangen, gutes Geld auf<br />
dem Brett zu verdienen. Ich habe<br />
mir ein Haus gekauft, mit 17. Kurz<br />
darauf starb der Hype wieder und<br />
dann ging nichts mehr. Ich musste<br />
zeitweise von fünf Dollar am Tag<br />
leben. Das erste Mal, dass ich richtig<br />
viel Geld mit dem Sport verdiente,<br />
war in den 90er Jahren.<br />
Mit Mitte Zwanzig siegt Tony<br />
Hawk bei fast jedem Contest: Bei<br />
103 Wettkämpfen gewinnt er 73<br />
Mal Gold und 19 Mal Silber. Er<br />
wird zwölf Jahre in Folge Weltmeister<br />
im Vertskaten, dem Fahren in der<br />
Halfpipe. Wenn Tony Hawk nicht<br />
auf dem Brett steht, feilt er an neuen<br />
Geschäftsideen. 1992 gründet er<br />
Birdhouse, sein Unternehmen für<br />
Skateboard-Zubehör. Der Grundstein<br />
für sein Imperium. Allein durch<br />
die Videospiele „Tony Hawk’s Skateboarding“,<br />
seine Klamottenlinie und<br />
die Birdhouse Gewinne verdient er<br />
in dieser Zeit mehr als 100 Millionen<br />
Dollar. Tony Hawk schafft es,<br />
jede seiner Geschäftsideen mit dem<br />
Skater-Lebensgefühl zu verbinden.<br />
Der wohl beeindruckenste Trick seiner<br />
Karriere.<br />
1999 kam „Tony Hawk’s Pro Skater<br />
1“ für Spielkonsolen auf den<br />
Markt – mittlerweile gibt es 17<br />
Teile. Spätestens durch die<br />
Videospiele kannte dich jedes<br />
Kind und wollte Tony Hawk nacheifern.<br />
War das dein Ziel?<br />
Mit meinem Einfluss hatte ich<br />
nicht gerechnet. Ich hatte gehofft,<br />
dass die Kinder das Spiel kaufen<br />
und mögen. Aber ich hätte nie<br />
damit gerechnet, dass es sie dazu<br />
inspiriert, selbst aufs Board zu<br />
steigen. Ich dachte, Computerspiele<br />
seien das Coole. Nicht das<br />
Skaten.<br />
Durch die Videospiele hast du<br />
die Marke „Tony Hawk“ endgültig<br />
etabliert. Hat sie den Sport<br />
verändert?<br />
Vielleicht habe ich ein paar Türen<br />
geöffnet, vor denen Leute Angst<br />
hatten. Früher wurde man verspottet,<br />
wenn man mit Skateboarden<br />
seinen Lebensunterhalt verdiente.<br />
Heute wollen es alle. Diese<br />
Wahrnehmung habe ich zumindest<br />
geändert.<br />
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