Morbus Crohn der DGVS
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1108<br />
Leitlinie<br />
Statement 3.9<br />
Bei Patienten mit Frührezidiv sollte Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin<br />
zusätzlich (o<strong>der</strong>, falls Unverträglichkeiten bestehen bzw.<br />
Nebenwirkungen auftreten, Methotrexat) eingesetzt werden (B).<br />
Kommentar<br />
Bei Patienten mit <strong>Crohn</strong>-Kolitis ist die Therapie mit Salazosulfapyridin<br />
(3 – 6 g/Tag) wirksam [189, 190]; wichtig ist die relativ<br />
hohe Nebenwirkungsrate, die zum Abbruch <strong>der</strong> Therapie<br />
bei über 30 % <strong>der</strong> Patienten führt. Extraintestinale Manifestationen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Arthritiden, stellen zusätzliche Indikationen<br />
für diese Therapie dar [191]. Für die Akutbehandlung mit<br />
5–ASA-Präparaten (unabhängig <strong>der</strong> verschiedenen galenischen<br />
Formen) besteht kein Wirkungsnachweis.<br />
Systemisch wirkende Steroide sind in <strong>der</strong> Akuttherapie effektiv<br />
[183, 189, 190]. Für Budesonid (9 mg/Tag) besteht bei Patienten<br />
mit isoliertem Kolonbefall nur eine stark eingeschränkte Wirkung<br />
– vermutlich aus galenischen Gründen. Bei Patienten, die<br />
im Rahmen eines Ileozçkalbefalls entzündliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
nur im proximalen Kolon haben, kann Budesonid bei niedriger<br />
Krankheitsaktivität versucht werden [192].<br />
Ein distaler Befall, insbeson<strong>der</strong>e ein perianaler Befall, ist ein<br />
prognostisch ungünstiger Parameter [193]; die therapeutischen<br />
Mçglichkeiten sind limitiert. So gibt es Patienten mit <strong>Morbus</strong><br />
<strong>Crohn</strong>, bei denen einzig <strong>der</strong> perianale Befall mit seinen Symptomen<br />
und Komplikationen (siehe dazu auch Fisteltherapie)<br />
das Krankheitsbild bestimmt. Aufgrund fehlen<strong>der</strong> Studien besteht<br />
für den Einsatz topischer 5–ASA- o<strong>der</strong> Steroid-Präparate<br />
(Suppositorien, Klysmen o<strong>der</strong> Schäume) kein sicherer Wirksamkeitsnachweis.<br />
Für den Einsatz dieser Präparate bestand jedoch<br />
bei den Experten ein sehr hoher Konsens.<br />
Ausgedehnter Dünndarmbefall<br />
Statement 3.10<br />
Ein <strong>Morbus</strong> <strong>Crohn</strong> mit ausgedehntem Dünndarmbefall sollte mit<br />
systemisch wirkenden Glukokortikoiden behandelt werden (B).<br />
Statement 3.11<br />
Bei mäßiger bis schwerer Krankheitsaktivität sollte diese Therapie<br />
frühzeitig durch eine immunsuppressive Therapie mit Azathioprin<br />
bzw. 6-MP (o<strong>der</strong>, falls Unverträglichkeiten bestehen, Methotrexat)<br />
ergänzt werden (C). Die Behandlung mit Antikçrpern gegen<br />
TNF-a sollte bei Nichtansprechen auf Glukokortikoide und<br />
Immunsuppressiva nach Ausschluss chirurgischer Therapieoptionen<br />
durchgeführt werden. Im Einzelfall kçnnen bei Persistenz <strong>der</strong><br />
hohen Krankheitsaktivität trotz adäquater Steroiddosis o<strong>der</strong> Kontraindikationen<br />
für Glukokortikoide anti-TNF-a-Antikçrper vor<br />
Immunsuppressiva eingesetzt werden (B).<br />
Kommentar<br />
Die Langzeitfolgen eines ausgedehnten Dünndarmbefalls mit<br />
den Auswirkungen <strong>der</strong> Malabsorption, aber auch die Gefahren<br />
des Kurzdarmssyndroms nach (wie<strong>der</strong>holten) chirurgischen<br />
Eingriffen begründen bei betroffenen Patienten eine frühzeitig<br />
einsetzende, intensivierte medikamentçse Therapie. Diese Patienten<br />
kçnnen auf systemisch wirkende Steroide ansprechen.<br />
Budesonid ist nicht geeignet. Bei unzureichendem Ansprechen<br />
ist <strong>der</strong> zusätzliche Einsatz von Azathioprin/6-Mercaptopurin<br />
bzw. bei Unverträglichkeiten Methotrexat effektiv. Grundsätzlich<br />
stellt ein Dünndarmbefall keine Kontraindikation für chirurgische<br />
Therapieverfahren dar. Die Behandlung sollte in Zentren<br />
durchgeführt werden, die über eine entsprechende Expertise<br />
verfügen, um ausgiebige Resektionen und damit ein Kurzdarmsyndrom<br />
zu vermeiden [194, 195]. Bei einer entzündlichen und/<br />
o<strong>der</strong> langstreckigen Stenose sollte eine antientzündliche Therapie<br />
bevorzugt werden.<br />
Grçßere Studien, insbeson<strong>der</strong>e randomisierte Studien, die ausschließlich<br />
bei Patienten mit ausgedehntem Dünndarmbefall<br />
unterschiedliche Medikamente miteinan<strong>der</strong> verglichen hätten,<br />
liegen nicht vor [196]. Die Empfehlungen wurden daher abgeleitet<br />
aus Studien, in denen zumeist Patienten mit Ileozçkalbefall<br />
o<strong>der</strong> Kolitis eingeschlossen waren. Wahrscheinlich sind<br />
die Ergebnisse dieser Studien übertragbar.<br />
Bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> verschiedenen medikamentçsen Behandlungsmçglichkeiten<br />
wurde in <strong>der</strong> Paneldiskussion aufgrund<br />
<strong>der</strong> ungünstigen Prognose, <strong>der</strong> negativen Folgen <strong>der</strong> Malnutrition<br />
und <strong>der</strong> Gefahr des Kurzdarmsyndroms bei diesen<br />
Patienten die Meinung vertreten, auch anti-TNF-a-Antikçrper<br />
frühzeitig in die Therapie bei diesen Patienten mit aufzunehmen.<br />
So konnte in verschiedenen Post-hoc-Analysen gezeigt<br />
werden, dass das Ansprechen von Patienten mit <strong>Morbus</strong> <strong>Crohn</strong><br />
mit kurzer Krankheitsdauer auf eine anti-TNF-a-Antikçrper-Behandlung<br />
günstiger ist als bei Patienten mit längerer Krankheitsdauer<br />
[197, 198]. Ob dieses jedoch auch auf Patienten mit<br />
ausgedehntem Dünndarmbefall zu trifft, ist unklar.<br />
Bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen mit isoliertem Dünndarmbefall ist<br />
die ausschließliche Ernährungstherapie die Therapie <strong>der</strong> 1. Wahl<br />
(siehe 3.22).<br />
Befall des Ösophagus und Magens<br />
Statement 3.13<br />
Bei Befall des Ösophagus sollten bei relevanter Krankheitsaktivität<br />
primär systemisch wirkende Glukokortikoide eingesetzt<br />
werden (B).<br />
Statement 3.14<br />
Auch bei symptomatischem gastro-duodenalem Befall sollten<br />
primär systemisch wirkende Glukokortikoide in Kombination mit<br />
PPI eingesetzt werden. (C)<br />
Statement 3.12<br />
Da bei Patienten mit Dünndarmbefall eine Mangelernährung<br />
droht, sollte eine enterale Ernährungstherapie frühzeitig in Betracht<br />
gezogen werden (C).<br />
Statement 3.15<br />
Der frühzeitige Einsatz von Azathioprin/6-Mercaptopurin (o<strong>der</strong>,<br />
falls Unverträglichkeiten bestehen bzw. Nebenwirkungen auftreten,<br />
Methotrexat) ist zu erwägen (D).<br />
Hoffmann JC et al. Diagnostik und Therapie… Z Gastroenterol 2008; 46: 1094–1146