Morbus Crohn der DGVS
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1116<br />
Leitlinie<br />
Medikamente während <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
Statement 6.5<br />
Eine Schub- o<strong>der</strong> eine remissionserhaltende Therapie sollte bei<br />
bestehen<strong>der</strong> Indikation auch bei Kin<strong>der</strong>wunsch und während <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft durchgeführt werden (B).<br />
Statement 6.6<br />
Eine Methotrexat-Therapie muss mindestens 3 Monate vor einer<br />
Schwangerschaft beendet werden (D).<br />
Statement 6.7<br />
Eine Folsäuresubstitution muss bei Frauen mit Kin<strong>der</strong>wunsch<br />
durchgeführt werden (D).<br />
Kommentar<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Risken, die ein Rezidiv eines <strong>Morbus</strong> <strong>Crohn</strong> für<br />
den Schwangerschaftsverlauf und die fçtale Entwicklung mit<br />
sich bringt, sollte eine erfolgreiche remissionserhaltende Therapie<br />
nicht beendet werden. Für Mesalazin und Azathioprin/<br />
6-MP wurde in großen Beobachtungsstudien kein erhçhtes fetales<br />
und maternales Risiko nachgewiesen [319]. Sie kçnnen<br />
daher für die remissionserhaltende Therapie in <strong>der</strong> Gravidität<br />
angewandt werden. Im Falle von anti-TNF-a-Antikçrpern sind<br />
die vorliegenden Daten noch limitiert. Für Infliximab wurden<br />
bisher keine negativen Folgen für eine Gravidität berichtet. Da<br />
Infliximab auf den Feten übertragen wird, ist damit zu rechnen,<br />
dass bis 3 Monate nach <strong>der</strong> Geburt ein Neugeborenes erheblich<br />
immunsupprimiert ist. Sofern Infliximab überhaupt in<br />
<strong>der</strong> Schwangerschaft gegeben wird, sollte Infliximab in den<br />
3 Monaten vor dem errechneten Geburtstermin, wann immer<br />
mçglich, pausiert werden. Methotrexat ist streng kontraindiziert.<br />
Methotrexat wirkt abortiv und ist teratogen.<br />
Schwangerschaft und Endoskopie<br />
Statement 6.8<br />
Während <strong>der</strong> Schwangerschaft kann eine endoskopische Untersuchung<br />
durch erfahrene Endoskopiker durchgeführt werden (D).<br />
Kommentar<br />
Allerdings muss insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Schwangerschaft die Indikation<br />
für eine endoskopische Untersuchung beson<strong>der</strong>s bedacht<br />
werden. Es sind nur wenige Situationen vorstellbar, in<br />
denen es einer endoskopischen Evaluation unbedingt bedarf.<br />
Alternative diagnostische Verfahren, insbeson<strong>der</strong>e die Sonografie<br />
durch einen erfahrenen Untersucher, sollten vordringlich<br />
genutzt werden. Ein MRT kann ergänzend auch erwogen<br />
werden, wobei leicht erhçhte Fehlbildungsraten mçglich sind.<br />
Fisteln und Schwangerschaft<br />
Statement 6.9<br />
Bei Schwangerschaft sind die OP-Indikationen identisch (D).<br />
Art <strong>der</strong> Entbindung<br />
Statement 6.10<br />
Die Art <strong>der</strong> Entbindung sollte sich in erster Linie nach geburtshilflichen<br />
Notwendigkeiten und Indikationen richten. Anzustreben<br />
ist die Zusammenarbeit mit einem Gastroenterologen. Patientinnen<br />
mit unkompliziertem <strong>Morbus</strong> <strong>Crohn</strong> ohne perianalen Befall<br />
sollten nach vorausgegangener geburtshilflicher Untersuchung<br />
vaginal entbinden (C). Bei aktiver perianaler Erkrankung sollte<br />
eine Sectio bevorzugt werden (C). Bei inaktiver perianaler Erkrankung<br />
kann die Sectio erwogen werden (D). Patientinnen mit Colostoma<br />
o<strong>der</strong> Ileostoma kçnnen vaginal entbinden (C). Bei erhçhtem<br />
geburtshilflichem Risiko sollte eine Sectio durchgeführt<br />
werden. Allerdings ist die Sectio unter diesen Umständen mit einem<br />
erhçhten Komplikationsrisiko behaftet (C).<br />
Statement 6.11<br />
Die Episiotomie sollte mçglichst vermieden werden, ist aber im<br />
Zweifelsfall besser als <strong>der</strong> spontane unkontrollierte Dammriss. Allerdings<br />
ist die Literatur zu diesem Thema uneinheitlich (C).<br />
Kommentar<br />
Über die Art <strong>der</strong> Entbindung sollte <strong>der</strong> behandelnde Gynäkologe<br />
entscheiden. Allerdings sollte ein Gastroenterologe hinzugezogen<br />
werden, um perianale Komplikationen zu beurteilen. Bei<br />
Patientinnen in Remission o<strong>der</strong> mil<strong>der</strong> Erkrankung ist die vaginale<br />
Entbindung Standard [320]. Die Sectio wird empfohlen bei<br />
Patientinnen mit perianaler Erkrankung [321] ebenso wie bei<br />
Patientinnen mit ileo-pouch-analer Anastomose wegen <strong>der</strong><br />
theoretischen Gefahr <strong>der</strong> Sphinkterverletzung [307, 321 – 323].<br />
Patientinnen mit Kolostomie o<strong>der</strong> Ileostomie kçnnen vaginal<br />
entbinden [322]. Wegen <strong>der</strong> hohen Rate an perianalen Komplikationen<br />
sollte ein Dammschnitt mçglichst vermieden werden,<br />
ist aber dem unkontrollierten Dammriss vorzuziehen [324].<br />
Medikamente in <strong>der</strong> Stillzeit<br />
Statement 6.12<br />
Mesalazin und Kortikosteroide kçnnen während <strong>der</strong> Stillzeit unter<br />
gründlicher Überprüfung <strong>der</strong> Indikation fortgeführt werden (D).<br />
Bei notwendiger Immunsuppression mit Azathioprin/6 MP, Methotrexat,<br />
Cyclosporin, Tacrolimus und anti-TNF-a-Antikçrpern<br />
sollte abgestillt werden (D).<br />
7. Schmerztherapie<br />
Statement 7.1<br />
Schmerzen kçnnen in allen Stadien <strong>der</strong> Erkrankung aus verschiedenen<br />
Ursachen auftreten. Eine differenzierte Schmerzanalyse<br />
(Krankheitsaktivität, chirurgisch behandelbare Komplikationen<br />
wie Stenosen o<strong>der</strong> Abszesse, Nebenwirkungen <strong>der</strong> antiinflammatorischen<br />
Therapie, funktionelle gastrointestinale Stçrungen,<br />
psychische Stçrungen) sollte vor Einleitung einer symptomatischen<br />
Schmerztherapie durchgeführt werden (D).<br />
Hoffmann JC et al. Diagnostik und Therapie… Z Gastroenterol 2008; 46: 1094–1146