Ganzes Heft als PDF (5,1 MB) - Knickbein

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Seite 8 die Arbeitsverweigerung unseres Bindegewebes vorjammerten und lernten, wie man seinen Beckenboden gleich einem Zirkuszelt hochzieht. Auch wenn mir viel daran lag, spätere Inkontinenz zu verhindern – ich konnte mein Zirkuszelt nie finden. Damit unser Kleiner auch zu Hause ausreichende Förderung erfuhr, kauften wir ein überteuertes quietschbuntes Activitycenter, welches er standhaft verweigerte – vielleicht spürte er die vielen Weichmacher darin? Er bevorzugte Telefon, Smartphone und Fernbedienung. Eine solche hat meinen von der Kinderärztin als träge bezeichneten Sohn sogar veranlasst, ein erstes Mal zu krabbeln. Dass er darüber hinaus auch mit technischer Intelligenz ausgestattet ist, demonstrierte er, indem er unseren Fernseher so umprogrammierte, dass wir bis heute einige Sender vermissen. Unser Junior war sehr gut dressiert und konnte an seinem ersten Geburtstag auf Kommando winken wie Queen Mum, in die Hände klatschen und dank seinem Vater auch mit einem Handkuss mürrische Verkäuferinnen verzaubern. Ich übe immer noch, ihm einen kleinen Diener beizubringen und die Worte „Wie Sie wünschen, Mama“ aber trotz seiner Sprachbegabung (er spricht bisher zumindest Africaans, Russisch und Esperanto: Da, Klacklaute, A-A, Apa, Kadse, Wauwau, Muuh) bin ich bisher nicht so erfolgreich. Vielleicht ist das auch besser so, sonst rufen die Nachbarn beim Jugendamt an. Unsere Nachbarschaft ist überhaupt äußerst engagiert und fragt gerne, wann immer wir es nicht schnell genug schaffen zu fliehen: „Na, schläft der Junge nun endlich durch?“ Der Klassiker! Natürlich nicht! Und wenn der Junior es tatsächlich mal schafft, länger als die üblichen 4-5 Stunden zu schlafen, ohne sich meiner ungeteilten Aufmerksamkeit zu versichern, dann bin ich leider trotzdem wach, um per Handauflegen oder angestrengtem Lauschen zu kontrollieren, ob mein so ungewöhnlich friedlich schlafendes Kind noch lebt. Mein Mann nennt mich paranoid, weil ich im Stunden-Rhythmus meinem dösenden Sohn im Autositz den Puls fühle. Ich bin es eben gewohnt, dass Krankheiten oder Zähne uns den Schlaf rauben und der 2-Zahn- Wecker dennoch pünktlich um 6.30 Uhr klingelt. Leider verweigert der junge Mann nämlich eine geradezu himmlische Erfindung, die der Amerikaner liebevoll „pacifier“ nennt – den Schnuller. Meistens könnte mein Sohn mich ins Bett bringen. Dafür habe ich immer ein Gesprächsthema mit anderen geplagten Jungmüttern und bin mir deren Anteilnahme sicher. Im Pluralis Muttertatis erzählen wir uns hingebungsvoll und hemmungslos im Biosupermarkt: „Wir haben nur 4 Stunden geschlafen heute Nacht.“ „Wir haben jetzt schon 3 Zähne!“ „Wir haben eine ganz üble Magen-Darm!“ „Wir hatten heute Morgen einen handelsüblichen grünen Holz-Spielwürfel in der Windel!“ Von dieser Kuriosität habe ich sogar ein Beweisfoto meinem Gatten ins Büro gemailt! Mütter! Etwas hat sich übrigens geändert: War der motivierte Jungvater anfänglich noch willig und erfreut, die Windel zu wechseln, um wertvolle Babyzeit zu haben, so änderte sich dies schlagartig mit der Einführung der Beikost, insbesondere der sonst vom Gatten sonst so geschätzten Fleischbeilage. Nun erinnerte der Geruch ganz und gar nicht mehr an warme Butterbrezel, wie er zuvor liebevoll scherzte. Der entsetzte Jungvater überlegte sogar kurz, ob er bei einem bekannten Windelhersteller Beschwerde einreichen sollte, da sich die prahlerisch mit 3-6 Kilogramm angekündigte Windel bei einem Fassungsvermögen von nur mehr 2 Kilogramm bereits geschlagen gab. Wer sich aus unserem kinderlosen Freundeskreis ebenfalls für dies spannenden Themen interessierte, blieb weiterhin unser Freund. Es gibt sogar Bekannte – intelligente Menschen mit Hochschulabschluss und Bausparvertrag – die extra bei uns auf der Matte stehen, um sich vollsabbern zu lassen und auf dem Boden herum zukugeln, aber natürlich sind ein paar unserer Single- und DINK- (Double income no kids) Freunde genervt. So hat mir eine kinderlose Freundin am Sonntag nach einem Anruf um 9 Uhr vorwurfsvoll an den Kopf geworfen, sie habe ja schließlich keine Elternzeit und könne nicht jeden Tag ausschlafen. Dann kam der erste Geburtstag, und mein Sohn konnte immer noch nicht laufen! Als unsichere Jungmutter vergleicht man natürlich viel zu viel. Man sehnt den nächsten Entwicklungsschritt herbei und muss sich dabei von einer anderen Mutti, deren Kind bereits einen Schritt weiter ist, mit wissendem Lächeln anhören: „Sei froh, dass Grafiken:[jh] deiner noch nicht dreht/robbt/krabbelt/hochzieht/ läuft …“, während ihr Kind deine Wohnung auf Kindertauglichkeit testet, indem es alles ausräumt oder runterschmeißt. Diese schöne Zeit ist nun also vorbei, denn nun sind nicht nur neun oder zehn Monate Schwangerschaft überstanden, sondern auch der 1. Geburtstag unseres Sohnes. Ich werde nie wieder Dinkelbrezeln, Trauben oder Reiswaffeln essen. Wir waren in den letzten Tagen bei ersten Geburtstagen von Pekipkindern, Yogakindern, Rückbildungskindern und dann kam endlich unser großes Fest, das ich mit großem Idealismus ausgerichtet habe. Ich resümiere: Ab jetzt nur noch so viele Kinder zur Geburtstagsparty wie Lebensjahre – und ohne die Eltern! Jetzt hat glücklicherweise der Papa erst einmal Elternzeit und darf sich um Kind und Kekse statt Karriere kümmern. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen der Vater beim Kinderwagenschieben von älteren Damen gefragt wurde: „Hat das Kind denn keine Mutter?“ Ich werde rufen: „Komm, dein Kind schreit!“ Ich werde vorwurfsvoll schauen, weil er nicht aufgepasst hat und sein Sohn im Zug die Fensterscheibe oder den Griff des Einkaufswagens ableckt. Ich werde ihm ein interessantes Erziehungsmagazin im TV empfehlen. Ich werde ihn ebenfalls auslachen, wenn er seinem Sohn ernsthaft erklärt: „A-A Wau-Wau Bäh“! Wickelfront statt Mammut jagen. Er wird die Elternzeit dann sicher nicht mehr „Urlaub“ nennen und ich wünsche ihm jetzt schon mal eine gute Waschmaschine, guten Schlaf und gute Nerven.
Seite 9 Einblicken: SCHULE Immer in Bewegung Projektwoche an der Bodelschwinghschule Von Elke Hollenbach links: Schüler im WM-Bus der deutschen Fußballmannschaft von 1974 oben: Pokalsieg der Fußballmannschaft der Gruppe Ballspiele Adventsbasar am 30.11.13 von 15–18 Uhr Mit Kaffee und Kuchen, Verkauf von Schülerarbeiten, Auftritt der Schulband, Spiel- und Bastelangebote für Kinder. Alle sind herzlich eingeladen! „Wir bewegen was“ – unter diesem Motto fand im April dieses Jahres die Projektwoche an der Bodelschwinghschule in Stuttgart-Möhringen statt. Fünf Tage lang haben sich die Schüler in verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen (Fort-)Bewegungen beschäftigt. Diese selbst gewählten Themen weckten ein besonderes Interesse bei den Lernenden. Eine Woche setzten sie sich intensiv mit diesen Themen auseinander und konnten Neues in größeren Zusammenhängen erkunden. Da sich die Gruppen klassenund sogar stufenübergreifend zusammengesetzt haben, kamen ganz unterschiedliche Blickwinkel auf die Themen zum Tragen. Nun wurde in der Bodelschwinghschule also eine Woche lang mit Leidenschaft, Neugier und Ausdauer getanzt, gekickt, gefahren und viel Neues erkundet. Ein Angebot der Projektwoche war das „Tanzprojekt“. Gemeinsam haben die Schüler eine Choreografie zu dem Lied „Zeig mir wie du tanzt“ von Frida Gold einstudiert. Außerdem konnten die Schüler sich eigene Tanzschritte ausdenken, Choreografien mit einer Spielkonsole nachtanzen, sich schminken, Bilder gestalten, einen Tanzfilm anschauen und zum Abschluss der Woche in der Disco feiern und tanzen. Die Projektgruppe Ballspiele hat sich mit verschiedenen Ballspielen wie Fußball, Minigolf, Federball und Kricket beschäftigt. Eines der Highlights der Woche war das Fußballturnier in der Schule für Körperbehinderte, bei dem die Schulmannschaft den Pokalsieg mit nach Hause brachte. Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung der Mercedes-Benz Arena – die Schüler hatten dort die seltene Gelegenheit, auf der Reservebank des VfB zu sitzen und die Kabine der Mannschaft anzuschauen. Die Stadterkundungsgruppe machte sich mit verschiedenen Verkehrsmitteln wie Stadtbahn, Zacke und Seilbahn auf den Weg durch Stuttgart. Dabei wurden die wichtigsten und sehenswürdigsten Gebäude fotografisch festgehalten. Für die Schüler ging es bergauf und bergab, kreuz und quer durch Stuttgart. Am Killesberg lief die Gruppe durch den ganzen Park um dann 348 Stufen auf den Killesbergturm hinauf zu klettern und die Stadt auch noch von oben zu sehen. Von dort gab es einen wunderschönen Blick über ganz Stuttgart – inklusive Frühlingsfest. Das besuchten die Schüler selbstverständlich auch und gönnten sich Pommes, Currywurst, Riesenrad, Wildwasserbahn und Karussell. Die Gruppe „Fortbewegungsmittel“ erlebte nicht minder spannende Tage. Bei einer Führung durch den Flughafen Stuttgart erkundete sie dieses riesengroße Gelände und durfte dort alles sehen – die Schalter, die Kontrollen, die Gepäckdurchleuchtung, die Gepäckbeförderung, die Feuerwache, usw. Mit dem Bus ging es direkt an den großen Flugzeugen vorbei. Ganz andere Fortbewegungsmittel gab es im Mercedes-Benz Museum – dort konnten die Schüler sogar im WM-Bus der deutschen Fußballmannschaft von 1974 sitzen! Nebenher bastelten sie viele kleine Fahrzeuge und gestalteten ein tolles Fotoalbum zur Erinnerung. Und auch die Allerkleinsten machten mit bei der Projektwoche – die Schüler der 1. Klasse beschäftigten sich mit dem Fahrrad fahren. Gleich am ersten Tag hatten die Kinder Besuch von Polizisten der Verkehrsschule, die mit ihnen grundlegende Regeln bei der Nutzung des Fahrrads einübten. Mit großem Eifer versuchten die Schülerinnen und Schüler das Gelernte umzusetzen und übten die ganze Woche über den richtigen Umgang mit den Fahrrädern. Und ganz am Ende der ereignisreichen Woche zeigten alle Schüler bei einer Präsentation stolz ihren Eltern, Mitschülern und Lehrern was sie gesehen, erlebt und gelernt hatten. Es war eine bewegte Woche – rundum toll und spannend. Oder um es mit den Worten eines Schülers auszudrücken: „Wann machen wir wieder Projektwoche?“ Stadterkundungsgruppe auf dem Killesberg
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