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Nachrichten und Namen<br />
Die Zwerghirse ist zu hoch<br />
Die Zwerghirse «Teff» ist das<br />
kleinste Getreide der Welt und<br />
eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel<br />
Äthiopiens. Sie gehört<br />
zu denjenigen Pflanzen, die von<br />
der Wissenschaft bisher übergangen<br />
wurden. Jetzt kümmern sich<br />
zahlreiche Forscher um vernachlässigte<br />
Anbaupflanzen; sie stellten<br />
ihre Forschungsprojekte an<br />
einer Konferenz in Bern vor.<br />
Ein äthiopischer Bauer<br />
bei der Teff-Ernte.<br />
Einer der Referenten war Dr. Zerihun<br />
Tadele vom Institut für Pflanzenwissenschaften<br />
der Universität Bern. Seine<br />
Teff-Forschung sei äusserst sinnvoll, weil<br />
die Pflanze ideal an die klimatischen<br />
Bedingungen Äthiopiens angepasst ist. Sie<br />
gedeiht problemlos auf trockenen wie auf<br />
nassen Böden. «Die Pflanze ist auch resistenter<br />
gegen Krankheiten und Schädlinge<br />
als andere Getreidearten», so der Forscher.<br />
Grösstes Hindernis beim Anbau ist, dass<br />
Teff einen langen und mageren Stängel<br />
hat und deshalb leicht umknickt. Der<br />
Ernteertrag fällt massiv tiefer aus als bei<br />
den meisten anderen Getreidearten. Hier<br />
kommt Tadele ins Spiel: «Ich will die Höhe<br />
der Pflanzen reduzieren.» Weil das Erbgut<br />
der Zwerghirse noch nicht entschlüsselt<br />
ist, greift er auf besser erforschte Nutzpflanzen<br />
wie Mais oder Gerste zurück, um<br />
herauszufinden, welche Gene für die Höhe<br />
der Pflanze verantwortlich sind.<br />
Uni Bern fördert Orphan Crops<br />
Private und industrielle Investitionen in<br />
die Pflanzenforschung konzentrieren sich<br />
auf einige wenige Produkte wie Weizen,<br />
Soja oder Reis. Viele Pflanzen werden<br />
nicht international gehandelt, sind für den<br />
lokalen Eigenbedarf jedoch von grosser<br />
Bedeutung. Sie wurden bisher von der<br />
Forschung grossspurig umfahren. Zu<br />
diesen vernachlässigten Nutzpflanzen,<br />
den «Orphan Crops», gehören etwa die<br />
Süsskartoffel, der Maniok sowie zahlreiche<br />
Erbsen- und Hirsearten. Der Nationale<br />
Forschungsschwerpunkt «Plant Survival»<br />
hat sich zum Ziel gesetzt, die Produktivität<br />
dieser Orphan Crops zu steigern.<br />
Der Berner Pflanzenforscher Prof. Cris<br />
Kuhlemeier attestiert vielen dieser Pflanzen<br />
ein erhebliches Entwicklungspotential,<br />
da sie noch praktisch unerforscht sind.<br />
«Wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen<br />
Forschern aus Nord und Süd», erklärt<br />
Kuhlemeier.<br />
Teff ist äusserst gesund<br />
Abgeleitet von seiner lateinischen Bezeichnung<br />
«Eragrostis tef» wird die Zwerghirse<br />
auch als «Liebesgras» bezeichnet. Ein<br />
passender Name, denn aus verschiedenen<br />
Gründen könnte Teff auch bei uns ein<br />
beliebtes Korn werden: für Allergiker, weil<br />
es glutenfrei ist, für Diabetiker, weil es sich<br />
positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirkt,<br />
oder für Sportler, weil es wichtige Mineralstoffe<br />
für Muskeln und Nerven enthält<br />
– und damit möglicherweise das Erfolgsgeheimnis<br />
äthiopischer Marathonläufer ist.<br />
Austausch Nord – Süd<br />
Tadele gibt sich optimistisch, dass er<br />
dem kleinsten Getreide der Welt – 3000<br />
Körner wiegen ein einziges Gramm – zum<br />
grossen Durchbruch verhelfen kann: «In<br />
einem Jahr habe ich schon gute Resultate<br />
erzielt und erste Teff-Kulturen in<br />
Bern züchten können.» Um eine Aussage<br />
über ihr gesundes Wachstum und die<br />
Fruchtbarkeit der Körner zu machen, sei<br />
es aber noch zu früh. Auch holländische<br />
Wissenschaftler tüfteln seit 2002 an einem<br />
Saatgut von Teff, das dem europäischen<br />
Klima und Boden angepasst ist; Äthiopien<br />
erhält fünf Prozent vom Gewinn verkaufter<br />
Teff-Produkte in Holland und dank einem<br />
Wissenstransfer profitieren äthiopische<br />
Bauern wieder davon.<br />
ma<br />
Teff-Körner lassen sich lange<br />
lagern, ohne dass sie von Schädlingen<br />
befallen werden.<br />
Institut für Pflanzenwissenschaften:<br />
www.ips.unibe.ch, NCCR Plant survival:<br />
www2.unine.ch/nccr.<br />
<strong>unilink</strong> <strong>Oktober</strong>/2007<br />
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