unilink Oktober herunterladen (pdf, 1MB) - Abteilung Kommunikation ...
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Nachrichten und Namen<br />
Das Berufungsverfahren an der<br />
Universität Bern<br />
Die Fakultät definiert in einem ersten<br />
Schritt Profil und Aufgaben der neuen<br />
Professur. Die Stelle wird ausgeschrieben<br />
und die Bewerbungen werden von einer<br />
eingesetzten Ernennungskommission<br />
geprüft. Nach einer ersten Auswahl<br />
müssen die verbleibenden Kandidaten<br />
und Kandidatinnen Schriften zur Begutachtung<br />
einreichen. Danach folgt die<br />
Einladung zum Probevortrag und zum<br />
anschliessenden Gespräch mit den<br />
Kommissionsmitgliedern. Die Kommission<br />
stellt nach eingehender Diskussion fest,<br />
wer in Frage kommt und legt die Rangfolge<br />
fest. Sie reicht ihren Vorschlag bei<br />
der Fakultät, der Universitätsleitung und<br />
der Erziehungsdirektion ein. Die Wahl<br />
einer neuen Professorin beziehungsweise<br />
eines neuen Professors erfolgt durch den<br />
Regierungsrat.<br />
den verschiedenen Stufen des Verfahrens<br />
angewendet und wer bestimmt eigentlich<br />
die Gleichwertigkeit der Qualifikation?<br />
An der Universität Bern hat seit 1995 die<br />
Gleichstellungsbeauftragte Einsitz in die<br />
Ernennungskommissionen und verfasst<br />
einen Mitbericht, der zusammen mit dem<br />
Wahlantrag an den Regierungsrat geht.<br />
Die direkte Mitwirkung hat Vorteile, ist<br />
Sibylle Drack, die Leiterin der <strong>Abteilung</strong><br />
für die Gleichstellung, überzeugt. Einer<br />
davon ist die Unabhängigkeit, sie ist nicht<br />
Fakultätsmitglied. Allein ihre Anwesenheit<br />
gibt im Verfahren einer fairen Beurteilung<br />
aber Gewicht. Sie kann auf Diskriminierungen<br />
hinweisen und in ihrem Bericht<br />
werden die Kandidatinnen auf jeder Stufe<br />
des Verfahrens erfasst. Eher problematisch<br />
ist der Sonderstatus, den die Gleichstellungsbeauftragte<br />
innehat: Sie hat kein<br />
Stimmrecht, als Frau ist sie in der von<br />
Männern dominierten Kommission selber<br />
in der Minderheit und von fakultätsinternen<br />
Informationen ausgeschlossen. Die<br />
Einschätzung ihrer Anwesenheit reicht<br />
denn auch von breiter Akzeptanz über<br />
Skepsis – bis hin zum Störfaktor. Die<br />
Kriterien für die Auswahl der Kandidierenden<br />
sind nicht immer transparent und<br />
demzufolge für eine fachfremde Person<br />
schwierig zu durchschauen. Drack schätzt<br />
die Mitwirkung trotzdem als wertvoll,<br />
«denn diese unabhängige Instanz macht<br />
Gleichstellung sichtbar und noch wichtiger:<br />
Erfahrungen in den Kommissionen<br />
sind sehr hilfreich für die Nachwuchsförderung.<br />
Wir können junge Wissenschaftlerinnen<br />
mit Beratungen, in Kursen<br />
und mit speziellen Mentoringprogrammen<br />
besser über karriererelevante Selektionsverfahren<br />
informieren.»<br />
Der Generationenwechsel findet statt<br />
Der Arbeitsaufwand für die <strong>Abteilung</strong><br />
für Gleichstellung ist bei bis zu 20 Berufungen<br />
pro Jahr gross. Und er wird weiter<br />
zunehmen, da bis 2013 in der Professorenschaft<br />
ein grosser Generationswechsel<br />
stattfindet. Mit einem Leitfaden will die<br />
<strong>Abteilung</strong> die Kommissionsmitglieder auf<br />
Diskriminierung aufmerksam machen und<br />
in den Fakultäten ein Bewusstsein schaffen<br />
für eine faire Behandlung aller Kandidierenden.<br />
Die Fakultäten wollen selber mehr<br />
Professuren mit Frauen besetzen: Die<br />
Philosophisch-historische Fakultät will bis<br />
2009 den Frauenanteil auf 30 Prozent,<br />
die Medizinische Fakultät auf 15 Prozent<br />
erhöhen. Nicht zuletzt ist Chancengleichheit<br />
ein wichtiges Qualitätsmerkmal der<br />
universitären Personalpolitik.<br />
Wer an Universitäten heute gleiche<br />
Chancen auch hinsichtlich des Geschlechts<br />
fordert, hat bisher nichts zu jubeln. Aber<br />
etwas Optimismus ist angebracht: Seit<br />
der Lancierung des Bundesprogramms<br />
«Chancengleichheit» 1999 verdoppelte<br />
sich der Frauenanteil schweizweit<br />
immerhin von 7 auf 14 Prozent im Jahr<br />
2006. «Das genügt aber nicht», meint<br />
Sibylle Drack, «als neues Ziel für 2011 hat<br />
sich das Bundesprogramm einen Anteil<br />
von 25 Prozent gesetzt.»<br />
bm<br />
Homepage der <strong>Abteilung</strong> für Gleichstellung:<br />
www.gleichstellung.unibe.ch;<br />
bei der <strong>Abteilung</strong> kann auch der Tagungsband<br />
«Chancengleichheit im Berufungsverfahren»<br />
bezogen werden, erhältlich ist<br />
der Leitfaden zum Berufungsverfahren bei<br />
der <strong>Abteilung</strong> sowie bei den Dekanaten.<br />
Wissenschaftlerinnen<br />
werden tiefer qualifiziert<br />
und erhalten<br />
immer noch schlechtere<br />
Stellen als ihre<br />
männlichen Kollegen.<br />
<strong>unilink</strong> <strong>Oktober</strong>/2007