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M&K 50. Jahrgang 2/2002<br />
55 und sie pfeifen auch[da]zu wau;<br />
56 BS: [ja]<br />
57 BS: soll ich dir maln marsch blasen(.)eh pfeifen,<br />
58 SR: <br />
59 ((beide lachen))<br />
60 SR: olala(—)olala<br />
61 XP: ((klatschen, lachen johlen))<br />
In den Zeilen 29–60 wird deutlich, wie Stefan Raab durch Parallelsprechen versucht, Komik<br />
zu erzeugen. Er spricht nicht nur gleichzeitig mit seinem Gast dessen Äußerungen<br />
mit, sondern gestikuliert wie Bettina mit der rechten Hand und verstärkt so den Effekt<br />
des verbalen Nachahmens. Nach dem Parallelsprechen geht Raab erneut auf Bettinas<br />
Fähigkeiten ein und forciert so den vermeintlichen Sensationscharakter der Situation. Er<br />
fragt Bettina, ob sie während ihres Auftritts auch singt, diese bejaht, woraufhin Raab<br />
Anerkennung zeigt, die zwischen Ernst und Ironie changiert (Z52–56). Syntaktisch<br />
ähneln diese Zeilen der vorangegangenen Aufzählung der Blasinstrumente (Z41ff.) und<br />
wirken durch die Übernahme bzw. Fortsetzung dieses Konstruktionsformates komisch.<br />
In Z55 lässt sich eine weitere Strategie Raabs zur Erzeugung von Komik erkennen: Das<br />
Heucheln von Begeisterung („wau“) wird häufig eingesetzt, um Gäste vorzuführen.<br />
Doch Bettina lässt sich auf Raabs Versuche, sie in eine doppelbödige Kommunikationssituation<br />
hineinzuziehen (wie ihm das etwa bei Ali gelang), nicht ein und sichert sich mit<br />
dem Wortspiel „Marsch blasen” (Z57) die Lacher des Publikums. Sie „schlägt“ zurück<br />
und versucht ihrerseits intentional komisch zu sein, wodurch sie einen Schlagabtausch<br />
mit dem Moderator initiiert.<br />
3.2.2 Auftritt des Gastes, Beispiel 10: „Machen sie bitte noch mal diesen Spagat“<br />
Stefan Raab stellt immer wieder durch bestimmte Aufforderungen wie „Achtung“ und<br />
„passen Sie auf“ Aufmerksamkeit her und versucht mit dieser Fokussierungstechnik<br />
Spektakuläres und Komisches herzustellen – so auch mehrfach im Falle von Frau Stark<br />
(u.a. in Z1, 14, 65 etc.). Die darin enthaltene Bewertung bleibt jedoch – wie mehrfach betont<br />
– ambivalent. Dies zeigt sich auf der Mikroebene v.a. dadurch, dass er seinen Gästen<br />
nicht nur ständig ins Wort fällt, sondern auch ihre zuvor als sehenswerte Einmaligkeiten<br />
gewürdigte Vorführungen abrupt unterbricht (Z86/87). Er zeigt auf diese Weise<br />
Dominanz und sorgt durch solche Respektlosigkeiten für den einen oder anderen Lacher.<br />
Umgekehrt vermittelt er seinen Gästen damit implizit, wo sie ,hingehören‘: Sie sind<br />
keine großen Stars, sondern Lachnummern, die man jederzeit unterbrechen bzw. herumdirigieren<br />
kann (s. etwa Z91;93).<br />
80 SR: meine damen und herrn(.)bettina stAk(-)seien sie<br />
81 gefasst(-)auf was spEktakuläres(.)passen sie auf<br />
82 (- - -)achtung,<br />
83((Fr. Stark führt ihr Kunststück vor: sie bläst Posaune und<br />
84 geht anschließend singend in einen Spagat; Dauer: 1 Min.))<br />
85 ((Publikum und Raab klatschen mit, pfeifen und johlen))<br />
86 SR: <br />
88 BS: ((führt weiter vor))<br />
89 SR: also(-)wie,<br />
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