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April 2014 2

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Garten | Syke<br />

Der Geschmack des Frühlings<br />

Interview mit Praxisteil bei der Wildkräuterexpertin Heike König<br />

Während es in den<br />

meisten Gemüsebeeten<br />

noch kaum etwas zu<br />

ernten gibt, sprießen bereits<br />

viele Wildkräuter und einige<br />

Büsche und Bäume beginnen<br />

zu blühen. Um zu erfahren,<br />

was davon sich auch in<br />

heimische Küche verwenden<br />

lässt, besuchten wir die<br />

Heilpraktikerin und Buchautorin<br />

(„Die Wilde Kost“) Heike<br />

König in Syke.<br />

Sie hatte uns zuvor ermuntert<br />

einen blühenden Zweig von dem<br />

Pflaumenbaum mitzubingen,<br />

über den wir uns bei der Terminabsprache<br />

unterhalten hatten.<br />

Denn nicht nur die Blätter und<br />

Früchte vieler Pflanzen sind essbar,<br />

sondern auch die Blüten.<br />

Die Pflaumenblüten schmeckten<br />

im ersten Moment bitter, hinterließen<br />

dann aber einen angenehmen<br />

Nachgeschmack, der an<br />

Mandeln erinnerte.<br />

Heike König und Överblick­Redakteur Uwe Ciesla ließen bei der Dekoration des Salatteller mit den<br />

gesammelten Kräutern und Blüten ihrer Kreativität freien Lauf. Foto: ab<br />

Quittenblüten schmecken<br />

nach Bittermandel<br />

Noch beeindruckender sei<br />

aber der Geschmack von Quittenblüten,<br />

erklärte uns die Kräuterexpertin.<br />

Und so machten wir<br />

uns auf dem Weg zu einem Quittenstrauch<br />

in Syke, an dem es<br />

möglich ist, ein paar von ihnen<br />

zu ernten. Quitten sind, ohne<br />

dass es den meisten Menschen<br />

bewusst ist, als Zierpflanzen in<br />

vielen Vorgärten und öffentlichen<br />

Gartenanlagen zu finden. Ihre<br />

Blüten lassen sich genauso verwenden,<br />

wie die der Quitten­<br />

Obstbäume, so König. Sie enthalten<br />

u.a. den Stoff Amygdalm,<br />

der in der alternativen Krebsbehandlung<br />

verwendet wird. Zaghaft<br />

probierten wir frisch vom<br />

Strauch ein Blütenblatt. Der intensivste<br />

Geschmack steckt jedoch<br />

im Fruchtstempel, wurden<br />

wir belehrt und so steckten wir<br />

uns eine ganze Blüte in den<br />

Mund. Anfangs schmeckte es<br />

fruchtig, dann folgte ein Geschmack,<br />

der an Bittermandel<br />

erinnerte (Amaretto), bis sich<br />

zum Schluss ein Marzipan­Geschmack<br />

im Mund ausbreitete.<br />

Bitterstoffe sind wichtig<br />

für die Ernährung<br />

Der bittere Geschmack, so<br />

lernten wir, stammt von dem<br />

Gerb­ und Bitterstoffen, die in<br />

der Regel viel zu wenig in unserer<br />

Ernährung vorkommen. Sie<br />

neutralisieren der Gifte im Körper<br />

und wirken zusammenziehend,<br />

entzündungshemmend<br />

und antibakteriell. Bitterstoffe regen<br />

außerdem die Bildung der<br />

Magensäure an und wirken dadurch<br />

verdauungsfördernd.<br />

Unsere Zaghaftigkeit beim Essen<br />

der Blüten ist auch bei vielen<br />

anderen Menschen anzutreffen,<br />

erklärte uns König. Vielleicht liege<br />

das daran, dass vielen als<br />

Kind verboten wurde, Blüten zu<br />

essen um uns vor Vergiftungen<br />

zu schützen, denn es gibt natürlich<br />

auch einige ungenießbare<br />

Blüten im Garten, wie z.B. den<br />

Goldregen oder die Forsythie.<br />

Mit Blüten anfangen,<br />

die man gut kennt<br />

Aber auch die Auswahl an<br />

essbaren Blüten ist groß und<br />

man könne das ganze Jahr über<br />

welche finden, wenn man sich<br />

ein wenig auskennt. Die ersten<br />

essbaren Blumen im Jahr sind<br />

die Gänseblümchen. Auch Veilchen,<br />

Ehrenpreis und Löwenzahn<br />

sind zum Verzehr geeignet<br />

und haben alle positive Wirkung<br />

auf die Gesundheit. Am besten<br />

fange man mit den Blumen an,<br />

die man gut kenne und erweitere<br />

das Spektrum dann nach und<br />

nach weiter, empfiehlt König.<br />

Und damit es nicht bei der<br />

Theorie bleibe, schlug sie vor<br />

durch ihren verwildert wirkenden<br />

Garten zu ziehen und Blätter und<br />

Blüten für einen Salat zu sammeln.<br />

Schnell hatten wir eine<br />

Schale zusammen mit Vogelmiere,<br />

Taubnessel, Löwenzahn,<br />

Lungenblümchen, Knoblauchrauke,<br />

Giersch, Klettenlabkraut<br />

und einigem mehr.<br />

Kulinarisches Kunstwerk<br />

Kombiniert wurde der Salat<br />

mit Banane, Apfel­ und Orangenspalten<br />

und verziert mit den<br />

Pflaumen­, Veilchen­ und Quittenblüten.<br />

Das Ganze sah dann<br />

nicht nur wie ein kulinarisches<br />

Kunstwerk aus, es schmeckte<br />

auch so. Zuerst das saftige und<br />

säuerliche Aroma der Apfelsine,<br />

dann Amaretto bis sich zum<br />

Schluss der Marzipan Geschmack<br />

im Mund verteilt. Das<br />

herbe Aroma der Wildkräuter ergänzte<br />

sich hervorragend mit der<br />

süßen Banane und wir ließen<br />

uns immer neue Kombinationen<br />

einfallen, die wir uns mit der Gabel<br />

in der Mund schoben. Ein<br />

Salat, bei dem man kreativ sein<br />

kann und der wirklich gute Laune<br />

macht. Was für den Gärtner<br />

eine Unkrautplage ist, war für<br />

uns eine lehrreiche Geschmacks­Erfahrung.<br />

(ab/uc)<br />

Tipp: Heike Königs Buch über<br />

essbare Wildpflanzen gibt es<br />

unter www.die­wilde­kost.de.<br />

Wildkräuter­Veranstaltungen mit Heike König<br />

Wilde Schätze<br />

(Frische Rohkostsäfte und Wildkräutersalat)<br />

13. <strong>April</strong>, 17.00 – 20.00 Uhr<br />

Treffpunkt: Meyer­Toms Hof in Schwarme<br />

Kosten: 30,­ € | Teilnehmer: 10 Personen |<br />

Voranmeldung erbeten: Tel. 04258 / 241<br />

Wildkräuter in Syke und Umland<br />

19. <strong>April</strong>, 10.00 – 17.00Uhr<br />

Treffpunkt: Syker Bahnhof<br />

Kosten: 75,­ € | Teilnehmer: 10 Personen<br />

Voranmeldung erbeten: Tel. 04242 / 577840 oder<br />

E­Mail: kontakt@die­wilde­kost.de<br />

Das Ergebnis bot nicht nur ein optisches Erlebnis sondern auch eine<br />

einzigartige Geschmackserfahrungen. Foto: uc<br />

12 Överblick ∙ Das Kulturmagazin www.oeverblick.de

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