April 2014 2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Garten | Syke<br />
Der Geschmack des Frühlings<br />
Interview mit Praxisteil bei der Wildkräuterexpertin Heike König<br />
Während es in den<br />
meisten Gemüsebeeten<br />
noch kaum etwas zu<br />
ernten gibt, sprießen bereits<br />
viele Wildkräuter und einige<br />
Büsche und Bäume beginnen<br />
zu blühen. Um zu erfahren,<br />
was davon sich auch in<br />
heimische Küche verwenden<br />
lässt, besuchten wir die<br />
Heilpraktikerin und Buchautorin<br />
(„Die Wilde Kost“) Heike<br />
König in Syke.<br />
Sie hatte uns zuvor ermuntert<br />
einen blühenden Zweig von dem<br />
Pflaumenbaum mitzubingen,<br />
über den wir uns bei der Terminabsprache<br />
unterhalten hatten.<br />
Denn nicht nur die Blätter und<br />
Früchte vieler Pflanzen sind essbar,<br />
sondern auch die Blüten.<br />
Die Pflaumenblüten schmeckten<br />
im ersten Moment bitter, hinterließen<br />
dann aber einen angenehmen<br />
Nachgeschmack, der an<br />
Mandeln erinnerte.<br />
Heike König und ÖverblickRedakteur Uwe Ciesla ließen bei der Dekoration des Salatteller mit den<br />
gesammelten Kräutern und Blüten ihrer Kreativität freien Lauf. Foto: ab<br />
Quittenblüten schmecken<br />
nach Bittermandel<br />
Noch beeindruckender sei<br />
aber der Geschmack von Quittenblüten,<br />
erklärte uns die Kräuterexpertin.<br />
Und so machten wir<br />
uns auf dem Weg zu einem Quittenstrauch<br />
in Syke, an dem es<br />
möglich ist, ein paar von ihnen<br />
zu ernten. Quitten sind, ohne<br />
dass es den meisten Menschen<br />
bewusst ist, als Zierpflanzen in<br />
vielen Vorgärten und öffentlichen<br />
Gartenanlagen zu finden. Ihre<br />
Blüten lassen sich genauso verwenden,<br />
wie die der Quitten<br />
Obstbäume, so König. Sie enthalten<br />
u.a. den Stoff Amygdalm,<br />
der in der alternativen Krebsbehandlung<br />
verwendet wird. Zaghaft<br />
probierten wir frisch vom<br />
Strauch ein Blütenblatt. Der intensivste<br />
Geschmack steckt jedoch<br />
im Fruchtstempel, wurden<br />
wir belehrt und so steckten wir<br />
uns eine ganze Blüte in den<br />
Mund. Anfangs schmeckte es<br />
fruchtig, dann folgte ein Geschmack,<br />
der an Bittermandel<br />
erinnerte (Amaretto), bis sich<br />
zum Schluss ein MarzipanGeschmack<br />
im Mund ausbreitete.<br />
Bitterstoffe sind wichtig<br />
für die Ernährung<br />
Der bittere Geschmack, so<br />
lernten wir, stammt von dem<br />
Gerb und Bitterstoffen, die in<br />
der Regel viel zu wenig in unserer<br />
Ernährung vorkommen. Sie<br />
neutralisieren der Gifte im Körper<br />
und wirken zusammenziehend,<br />
entzündungshemmend<br />
und antibakteriell. Bitterstoffe regen<br />
außerdem die Bildung der<br />
Magensäure an und wirken dadurch<br />
verdauungsfördernd.<br />
Unsere Zaghaftigkeit beim Essen<br />
der Blüten ist auch bei vielen<br />
anderen Menschen anzutreffen,<br />
erklärte uns König. Vielleicht liege<br />
das daran, dass vielen als<br />
Kind verboten wurde, Blüten zu<br />
essen um uns vor Vergiftungen<br />
zu schützen, denn es gibt natürlich<br />
auch einige ungenießbare<br />
Blüten im Garten, wie z.B. den<br />
Goldregen oder die Forsythie.<br />
Mit Blüten anfangen,<br />
die man gut kennt<br />
Aber auch die Auswahl an<br />
essbaren Blüten ist groß und<br />
man könne das ganze Jahr über<br />
welche finden, wenn man sich<br />
ein wenig auskennt. Die ersten<br />
essbaren Blumen im Jahr sind<br />
die Gänseblümchen. Auch Veilchen,<br />
Ehrenpreis und Löwenzahn<br />
sind zum Verzehr geeignet<br />
und haben alle positive Wirkung<br />
auf die Gesundheit. Am besten<br />
fange man mit den Blumen an,<br />
die man gut kenne und erweitere<br />
das Spektrum dann nach und<br />
nach weiter, empfiehlt König.<br />
Und damit es nicht bei der<br />
Theorie bleibe, schlug sie vor<br />
durch ihren verwildert wirkenden<br />
Garten zu ziehen und Blätter und<br />
Blüten für einen Salat zu sammeln.<br />
Schnell hatten wir eine<br />
Schale zusammen mit Vogelmiere,<br />
Taubnessel, Löwenzahn,<br />
Lungenblümchen, Knoblauchrauke,<br />
Giersch, Klettenlabkraut<br />
und einigem mehr.<br />
Kulinarisches Kunstwerk<br />
Kombiniert wurde der Salat<br />
mit Banane, Apfel und Orangenspalten<br />
und verziert mit den<br />
Pflaumen, Veilchen und Quittenblüten.<br />
Das Ganze sah dann<br />
nicht nur wie ein kulinarisches<br />
Kunstwerk aus, es schmeckte<br />
auch so. Zuerst das saftige und<br />
säuerliche Aroma der Apfelsine,<br />
dann Amaretto bis sich zum<br />
Schluss der Marzipan Geschmack<br />
im Mund verteilt. Das<br />
herbe Aroma der Wildkräuter ergänzte<br />
sich hervorragend mit der<br />
süßen Banane und wir ließen<br />
uns immer neue Kombinationen<br />
einfallen, die wir uns mit der Gabel<br />
in der Mund schoben. Ein<br />
Salat, bei dem man kreativ sein<br />
kann und der wirklich gute Laune<br />
macht. Was für den Gärtner<br />
eine Unkrautplage ist, war für<br />
uns eine lehrreiche GeschmacksErfahrung.<br />
(ab/uc)<br />
Tipp: Heike Königs Buch über<br />
essbare Wildpflanzen gibt es<br />
unter www.diewildekost.de.<br />
WildkräuterVeranstaltungen mit Heike König<br />
Wilde Schätze<br />
(Frische Rohkostsäfte und Wildkräutersalat)<br />
13. <strong>April</strong>, 17.00 – 20.00 Uhr<br />
Treffpunkt: MeyerToms Hof in Schwarme<br />
Kosten: 30, € | Teilnehmer: 10 Personen |<br />
Voranmeldung erbeten: Tel. 04258 / 241<br />
Wildkräuter in Syke und Umland<br />
19. <strong>April</strong>, 10.00 – 17.00Uhr<br />
Treffpunkt: Syker Bahnhof<br />
Kosten: 75, € | Teilnehmer: 10 Personen<br />
Voranmeldung erbeten: Tel. 04242 / 577840 oder<br />
EMail: kontakt@diewildekost.de<br />
Das Ergebnis bot nicht nur ein optisches Erlebnis sondern auch eine<br />
einzigartige Geschmackserfahrungen. Foto: uc<br />
12 Överblick ∙ Das Kulturmagazin www.oeverblick.de