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Seelenfänger und ihre Arbeitsweisen Wie die Religion ... - Sekten.ch

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<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 1<br />

Aus der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des<br />

"ERLÖSUNGSWERK GOTTES",<br />

der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> deren "Boten Gottes"<br />

Eine kritis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift eines Zeitzeugen aus dem Jahre 1931<br />

<strong>Seelenfänger</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>ihre</strong><br />

<strong>Arbeitsweisen</strong><br />

<strong>Wie</strong> <strong>die</strong> <strong>Religion</strong> missbrau<strong>ch</strong>t wird<br />

Zur Warnung<br />

ges<strong>ch</strong>rieben von Friedri<strong>ch</strong> Wolf<br />

Preis 25 Pfg.<br />

Dresden 1931<br />

Selbstverlag des Verfassers<br />

Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

Vorwort<br />

Die Werbung neuer Mitglieder<br />

Das neuapostolis<strong>ch</strong>e System<br />

Vom "Wirken des Heiligen Geistes"<br />

Der Grösste unter ihnen<br />

"Boten Gottes"<br />

"Gottesw<strong>und</strong>er"<br />

"Gottes Mühlen"<br />

Finanzielle Dinge<br />

"Li<strong>ch</strong>twaffen"<br />

Die Satzung der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde<br />

Na<strong>ch</strong>wort<br />

*


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 2<br />

Vorwort<br />

Als Jesus einst am See von Galiläa zu Simon <strong>und</strong> Andreas sagte, er wolle sie zu Mens<strong>ch</strong>enfis<strong>ch</strong>ern<br />

ma<strong>ch</strong>en, hatte er den ents<strong>ch</strong>eidendsten S<strong>ch</strong>ritt zur Ausbreitung des Christentums getan. Wir heute lebenden<br />

Mens<strong>ch</strong>en blicken nun auf <strong>die</strong> Vergangenheit zurück <strong>und</strong> fragen uns: Ist Jesus eigentli<strong>ch</strong> von den Mens<strong>ch</strong>en<br />

ri<strong>ch</strong>tig verstanden worden? Gibt es heute no<strong>ch</strong> "Mens<strong>ch</strong>enfis<strong>ch</strong>er" im Sinne Jesu?<br />

Zweifellos ist <strong>die</strong> Zahl derer sehr gross, <strong>die</strong> Mens<strong>ch</strong>enfis<strong>ch</strong>erei <strong>und</strong> Seelenfang ni<strong>ch</strong>t im Sinne Jesu betreiben<br />

– <strong>die</strong> es in erster Linie darauf abgesehen haben, <strong>ihre</strong> Mitmens<strong>ch</strong>en auszubeuten, um ein re<strong>ch</strong>t angenehmes<br />

Leben führen zu können. Aber wie kommt es, dass sol<strong>ch</strong>e Leute in unserer "aufgeklärten Zeit" immer no<strong>ch</strong><br />

so grosse Erfolge haben?<br />

Immer <strong>und</strong> immer wieder habe i<strong>ch</strong> bei vielen Mens<strong>ch</strong>en auf religiösem Gebiet eine geradezu kindli<strong>ch</strong>e<br />

Einfalt <strong>und</strong> blinde Vertrauensseligkeit feststellen müssen – am meisten im <strong>Sekten</strong>wesen. Viele sehen hier nur<br />

den heiligen Mantel <strong>und</strong> <strong>die</strong> guten Seiten, <strong>die</strong> gern zur S<strong>ch</strong>au gestellt werden – aber was si<strong>ch</strong> hinter den Kulissen<br />

abspielt, davon haben <strong>die</strong> wenigsten eine Ahnung.<br />

I<strong>ch</strong> habe selbst das erste Vierteljahrh<strong>und</strong>ert meines Lebens einer Sekte, nämli<strong>ch</strong> der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde, angehört. Obwohl i<strong>ch</strong> nur einfa<strong>ch</strong>es Glied war, habe i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> in <strong>die</strong>ser langen Zeit <strong>die</strong><br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde hinrei<strong>ch</strong>end kennen gelernt, um mir ein Urteil über sie erlauben zu können, zumal es<br />

mir no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene günstige Umstände mögli<strong>ch</strong> gewesen ist, tiefere Einblicke zu bekommen.<br />

I<strong>ch</strong> habe <strong>die</strong>se Bros<strong>ch</strong>üre ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>rieben, um Staub aufzuwirbeln, sondern um meiner Enttäus<strong>ch</strong>ung<br />

Ausdruck zu geben. Als ernster Gottessu<strong>ch</strong>er glaubte i<strong>ch</strong>, dass <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde wirkli<strong>ch</strong> das ist,<br />

was sie zu sein vorgibt – erst na<strong>ch</strong> <strong>und</strong> na<strong>ch</strong> bin i<strong>ch</strong> zu der Erkenntnis gekommen, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> auf einem<br />

gefährli<strong>ch</strong>en Irrwege befand.<br />

Da i<strong>ch</strong> aus eigener Erfahrung weiss, wie s<strong>ch</strong>wer es ist, si<strong>ch</strong> selbst <strong>und</strong> andere Mens<strong>ch</strong>en aus den Netzen<br />

der neuapostolis<strong>ch</strong>en <strong>Seelenfänger</strong> zu befreien, halte i<strong>ch</strong> es für meine Pfli<strong>ch</strong>t, zu warnen <strong>und</strong> Einblicke in das<br />

wahre Wesen der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde zu gewähren – so weit mir <strong>die</strong>s mögli<strong>ch</strong> ist – damit ni<strong>ch</strong>t immer<br />

wieder Tausende <strong>und</strong> Abertausende von Mens<strong>ch</strong>en geistig <strong>und</strong> materiell ges<strong>ch</strong>ädigt werden.<br />

I<strong>ch</strong> bringe Material aus den vers<strong>ch</strong>iedensten Zeiten bis in <strong>die</strong> jüngste Vergangenheit:<br />

1. Worte neuapostolis<strong>ch</strong>er Amtsträger, zum Teil <strong>ihre</strong>n eigenen S<strong>ch</strong>riften entnommen,<br />

2. meine eigenen Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen,<br />

3. Material aus sonstigen, unbedingt zuverlässigen Quellen.<br />

I<strong>ch</strong> weise au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> darauf hin, dass vieles bereits in einer von mir verfassten Aufklärungss<strong>ch</strong>rift1)<br />

enthalten ist, <strong>die</strong> i<strong>ch</strong> an <strong>die</strong> Mitglieder der Dresdner Gemeinde verteilt habe. Diese S<strong>ch</strong>rift habe i<strong>ch</strong> im Oktober<br />

1930 an zwölf führende Herren (Apostel) der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde gesandt (J. G. Bis<strong>ch</strong>off, Frankfurt a.<br />

M; P. Da<strong>ch</strong>, Düsseldorf; K. Gutbrod, Heilbronn; K. Hartmann, Karlsruhe; A. Landgraf, Leipzig; M. Lax, Berlin;<br />

J. Lembke, Hamburg; H. Magney, Dortm<strong>und</strong>; W. Oehlmann, Königsberg; G. S<strong>ch</strong>all, Stuttgart; J. S<strong>ch</strong>eel, Stettin:<br />

O. Steinweg, Brauns<strong>ch</strong>weig). Keiner <strong>die</strong>ser Herren hat mir irgend etwas widerlegt; alles wurde stills<strong>ch</strong>weigend<br />

hingenommen. Au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Drei-Monats-Frist zur Einrei<strong>ch</strong>ung einer Beleidigungsklage (§ 61 des Strafgesetzbu<strong>ch</strong>es)<br />

ist inzwis<strong>ch</strong>en abgelaufen, ohne dass das Geringste gegen mi<strong>ch</strong> unternommen worden wäre.2)<br />

I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>drückli<strong>ch</strong> betonen, dass si<strong>ch</strong> in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde ni<strong>ch</strong>ts<br />

Ents<strong>ch</strong>eidendes geändert hat, soweit i<strong>ch</strong> zurückblicken kann. Au<strong>ch</strong> der viellei<strong>ch</strong>t von neuapostolis<strong>ch</strong>er Seite<br />

gema<strong>ch</strong>te Einwand, dass im Jahre 1930 ein We<strong>ch</strong>sel in der Hauptleitung [Anm: Stammapostel] eingetreten <strong>und</strong><br />

dass dadur<strong>ch</strong> vieles anders geworden sei, ist ni<strong>ch</strong>t sti<strong>ch</strong>haltig; i<strong>ch</strong> werde das no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>weisen.<br />

Man<strong>ch</strong>er ans<strong>ch</strong>einend dur<strong>ch</strong>aus normal veranlagte Mens<strong>ch</strong> hat si<strong>ch</strong> energis<strong>ch</strong> gesträubt, Mitglied der<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde zu werden; gar man<strong>ch</strong>er hat si<strong>ch</strong> wild aufgebäumt – bis er si<strong>ch</strong> in den Netzen der<br />

neuapostolis<strong>ch</strong>en <strong>Seelenfänger</strong> verstrickte <strong>und</strong>, glei<strong>ch</strong>sam von eisernen Krallen gepackt, si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

losreissen konnte. Die meisten werden später zahm <strong>und</strong> fühlen si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ganz wohl – aber ni<strong>ch</strong>t immer<br />

geht es so harmlos ab. Man<strong>ch</strong>er nahm si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Worte, mit denen seine arme Seele gemartert wurde, sehr zu<br />

Herzen, <strong>und</strong> so ist es ni<strong>ch</strong>t zu verw<strong>und</strong>ern, dass Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde geisteskrank<br />

geworden sind.3)<br />

Oft ist es mit Familienglück <strong>und</strong> Frieden im Hause vorbei, wenn ein Familienglied sol<strong>ch</strong>en Seelenverderbern<br />

in <strong>die</strong> Hände fällt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Angehörigen aus Mangel an Erfahrung si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu helfen wissen. Da ist<br />

gründli<strong>ch</strong>e Aufklärung bitter nötig!<br />

Möge <strong>die</strong> vorliegende Bros<strong>ch</strong>üre dazu beitragen, dass re<strong>ch</strong>t viele Mens<strong>ch</strong>en davon bewahrt bleiben,<br />

religiösen Wahnideen <strong>und</strong> bibelversgepanzerten Betrügern zum Opfer zu fallen !<br />

Dresden, Ende Juli 1931<br />

Friedri<strong>ch</strong> Wolf<br />

Dresden-N. 6, Böhmis<strong>ch</strong>e Str. 37.


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 3<br />

Die Werbung neuer Mitglieder<br />

Es ist ni<strong>ch</strong>t zu bestreiten, dass <strong>die</strong> Bots<strong>ch</strong>aft der neuaspostolis<strong>ch</strong>en Werber für religiös-s<strong>ch</strong>wärmeris<strong>ch</strong>e<br />

Personen man<strong>ch</strong>es Anziehende hat. Von der Lehre, dass Gott wieder Apostel gegeben hat, dass <strong>die</strong> Urkir<strong>ch</strong>e mit<br />

allen <strong>ihre</strong>n Gaben <strong>und</strong> Kräften wieder aufgeri<strong>ch</strong>tet sei usw.4) ganz abgesehen, versteht man es meist vortreffli<strong>ch</strong>,<br />

Vertrauen zu erwecken <strong>und</strong> <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde in ein günstiges Li<strong>ch</strong>t zu stellen.<br />

Die Anhänger einer jeden Sekte halten si<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> "Auserwählten" <strong>und</strong> meinen, dass nur sie allein <strong>die</strong><br />

"Braut Christi" bilden; <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>en ma<strong>ch</strong>en hierin keine Ausnahme – <strong>und</strong> mit sol<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lagworten<br />

haben <strong>die</strong> Werber der <strong>Sekten</strong> bei Unwissenden immer wieder Erfolg. Ausserdem behaupten <strong>die</strong><br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en gern, dass Gott "seine Kinder"5) in ganz besonderem Masse segne – <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> weisen<br />

sie no<strong>ch</strong> darauf hin, dass <strong>die</strong> Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde keine Kir<strong>ch</strong>ensteuern bezahlen<br />

müssen.6)<br />

Fremdlinge lässt man ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> in alles hineinsehen. Der Bezirksvorsteher K. (Leipzig) sagte z.B. am<br />

23. Februar 1931 in der Dresdner Mitgliederversammlung, mit Gästen dürfe man no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t über Totenversiegelung<br />

<strong>und</strong> derglei<strong>ch</strong>en reden, <strong>die</strong>se müssten erst einmal glauben lernen (!). Um derart überspannte Dinge für<br />

mögli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> für nötig zu halten, müssen si<strong>ch</strong> Neulinge freili<strong>ch</strong> erst in <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>e Vorstellungswelt eingelebt<br />

haben !<br />

Können Gäste irgend etwas ni<strong>ch</strong>t begreifen, so sind <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträger s<strong>ch</strong>nell mit<br />

s<strong>ch</strong>önen Ausreden da: "Lassen Sie das 'anstehen', das werden Sie später no<strong>ch</strong> erkennen", "Was Sie no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

glauben können, das glauben wir für Sie" usw. Wagt es aber jemand, später, na<strong>ch</strong>dem er längst Mitglied<br />

geworden ist, über <strong>die</strong>ses oder jenes zu fragen, was ihm unbegreifli<strong>ch</strong> ist, dann hat er <strong>die</strong> beste Aussi<strong>ch</strong>t,<br />

angedonnert zu werden: "Was, so lange sind Sie s<strong>ch</strong>on apostolis<strong>ch</strong>, <strong>und</strong> das wissen Sie no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t?" Das ist zwar<br />

keine Auskunft, aber der unbequeme Frager ist wenigstens wieder abgespeist !<br />

Gäste, denen <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Lehren ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t einleu<strong>ch</strong>ten können <strong>und</strong> <strong>die</strong> deshalb keine Lust<br />

haben, der Gemeinde beizutreten, versteht man auf äusserst raffinierte Weise von der Notwendigkeit <strong>ihre</strong>s<br />

Beitritts zur Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde zu überzeugen.<br />

Einem Widerspenstigen <strong>die</strong>ser Art sagt man, er habe <strong>die</strong> Bots<strong>ch</strong>aft gehört, Gott sei in <strong>die</strong>sem oder<br />

jenem Mens<strong>ch</strong>en zu ihm gekommen; wenn er <strong>die</strong>se Bots<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t annehme, habe er vor Gott keine<br />

Ents<strong>ch</strong>uldigung <strong>und</strong> hätte deshalb damit zu re<strong>ch</strong>nen, dass er auf ewig verdammt werde. Er sei hier an der<br />

Stätte, wo Gott selbst dur<strong>ch</strong> seine Boten redet <strong>und</strong> ein "Zurück" gebe es ni<strong>ch</strong>t.<br />

In der neuapostolis<strong>ch</strong>en Halbmonatss<strong>ch</strong>rift "Der Jugendfre<strong>und</strong>" (Nummer vom 24. Mai 1931) beri<strong>ch</strong>tet<br />

ein Neuapostolis<strong>ch</strong>er darüber, wie er Mitglied der Gemeinde geworden ist.7) Als junger Mann hatte er einen<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en, namens D. (heute Apostel in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde !) kennengelernt, der ihn für <strong>die</strong><br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde zu gewinnen su<strong>ch</strong>te, was ihm s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> gelang. Die Eltern <strong>die</strong>ses jungen<br />

Mannes ma<strong>ch</strong>ten ihm nun in einem Brief Vorhaltungen, dass er von seinem Glauben abgefallen sei, sein<br />

Konfirmationsgelübde gebro<strong>ch</strong>en hätte usw. Der Verfasser <strong>die</strong>ses Artikels s<strong>ch</strong>reibt hierzu wörtli<strong>ch</strong> (Seite 76/77):<br />

"Na<strong>ch</strong>dem i<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sen Brief gelesen hatte, weinte i<strong>ch</strong> bitterli<strong>ch</strong>, so dass i<strong>ch</strong> erst ents<strong>ch</strong>lossen war zu tun, was<br />

meine Eltern von mir forderten. Tag <strong>und</strong> Na<strong>ch</strong>t musste i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> damit bes<strong>ch</strong>äftigen; ein fur<strong>ch</strong>tbarer Kampf<br />

tobte in mir. Meinen Eltern wollte i<strong>ch</strong> keinen Kummer bereiten; i<strong>ch</strong> war aber au<strong>ch</strong> darüber geängstigt, etwas<br />

zu tun, was mir ewigen S<strong>ch</strong>aden brä<strong>ch</strong>te. Oft wollte i<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sen fur<strong>ch</strong>tbaren Zwiespalt in meiner Seele<br />

abs<strong>ch</strong>ütteln, aber i<strong>ch</strong> konnte mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr dazu ents<strong>ch</strong>liessen zurückzukehren. In <strong>die</strong>sen Kämpfen wurde<br />

meine Seele geläutert <strong>und</strong> bereitete si<strong>ch</strong> dadur<strong>ch</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Wie</strong>dergeburt vor.<br />

In meiner Seelennot wandte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> an meinen Fre<strong>und</strong> D. Zuglei<strong>ch</strong> wollte i<strong>ch</strong> von ihm Abs<strong>ch</strong>ied nehmen<br />

<strong>und</strong> überrei<strong>ch</strong>te ihm unter Tränen, ohne ein Wort zu sagen, den Brief meiner Mutter. Als er ihn gelesen hatte,<br />

verwies er mi<strong>ch</strong> auf <strong>die</strong> Worte Jesu: 'Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mi<strong>ch</strong>, der ist mein ni<strong>ch</strong>t wert;<br />

<strong>und</strong> wer Sohn oder To<strong>ch</strong>ter mehr liebt denn mi<strong>ch</strong>, der ist mein ni<strong>ch</strong>t wert' (Matthäus 10, 37). No<strong>ch</strong> nie hatte<br />

mi<strong>ch</strong> ein Wort so getroffen wie <strong>die</strong>ses; denn i<strong>ch</strong> glaubte, der Herr hätte es persönli<strong>ch</strong> zu mir gespro<strong>ch</strong>en.<br />

Seiner unwert zu sein, wäre mir fur<strong>ch</strong>tbar gewesen. Aber was sollte i<strong>ch</strong> tun; denn i<strong>ch</strong> geda<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> an das<br />

vierte Gebot <strong>und</strong> wollte meinen Eltern gegenüber ni<strong>ch</strong>t als ungehorsam erf<strong>und</strong>en werden? Au<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se von mir<br />

geäusserten Bedenken wusste mein Fre<strong>und</strong> zu zerstreuen, indem er sagte: 'Man muss Gott mehr gehor<strong>ch</strong>en<br />

denn den Mens<strong>ch</strong>en (Apostelges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te 5, 29). Wenn deine Eltern wüssten, dass es si<strong>ch</strong> bei der apostolis<strong>ch</strong>en<br />

Kir<strong>ch</strong>e um das Werk Gottes handelt, würden sie dir niemals im Wege stehen. Betrittst du aber wieder den<br />

alten Weg, so werden dir deine Eltern in Ewigkeit Vorwürfe darüber ma<strong>ch</strong>en.'"<br />

Bea<strong>ch</strong>tenswert ist, wie <strong>die</strong>ser überzeugte Anhänger der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde seine seelis<strong>ch</strong>e<br />

Verzweiflung s<strong>ch</strong>ildert <strong>und</strong> auf wel<strong>ch</strong>e Weise D. alle Bedenken zu zerstreuen wusste. So ähnli<strong>ch</strong> ist es<br />

Tausenden gegangen, bevor sie zur Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde übertraten – sie wussten keinen anderen<br />

Ausweg mehr!<br />

Aber ni<strong>ch</strong>t nur dadur<strong>ch</strong> lässt si<strong>ch</strong> das Wa<strong>ch</strong>sen der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde erklären. Man hat au<strong>ch</strong><br />

wirksame Mittel, um zur Werbung anzutreiben. Man sagt, es sei zum Erringen der ewigen Seligkeit nötig,<br />

dass man andere Mens<strong>ch</strong>en "errette"; man weist auf den rei<strong>ch</strong>en Lohn im Himmel hin, der dem fleissigen


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 4<br />

"Arbeiter" winken soll <strong>und</strong> behauptet s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>, dass dem viele Sünden vergeben werden, der eine Seele<br />

"vom Tode errettet".<br />

<strong>Wie</strong> der Dresdner Vorsteher, Herr K., über Mens<strong>ch</strong>en denkt, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde<br />

geworben werden sollen, geht aus folgendem hervor:<br />

Am 22. April 1930 gab er in einem kleinen Kreise von Mitgliedern <strong>die</strong> Adresse eines Herrn Hupka<br />

bekannt, damit ihn <strong>die</strong> Mitglieder besu<strong>ch</strong>en sollen, um ihn für <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde zu gewinnen. Herr<br />

K. sagte bei <strong>die</strong>ser Gelegenheit: "Na, der heisst ja glei<strong>ch</strong> Hupka, der wird s<strong>ch</strong>on Huppen." [Anmerkung des<br />

Abtippers: 'huppen' ist in Sa<strong>ch</strong>sen ein m<strong>und</strong>artli<strong>ch</strong>er Ausdruck für 'hüpfen', 'springen'.] Das klingt wenig besorgt<br />

um das Seelenheil eines Mitmens<strong>ch</strong>en, rie<strong>ch</strong>t vielmehr stark na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>äft !<br />

Am deutli<strong>ch</strong>sten erkennt man an unbeda<strong>ch</strong>ten privaten Äusserungen neuapostolis<strong>ch</strong>er Amtsträger,<br />

worum es si<strong>ch</strong> bei der Werbung neuer Mitglieder handelt. So kam z.B. der Dresdner Vorsteher einmal im<br />

Gesprä<strong>ch</strong> mit meinem Vater auf einen Herrn H. zu spre<strong>ch</strong>en, der <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Gottes<strong>die</strong>nste seit längerer<br />

Zeit ni<strong>ch</strong>t mehr besu<strong>ch</strong>te. Herr K. sagte hierbei: ".... Wir haben ni<strong>ch</strong>ts von ihm, wir haben au<strong>ch</strong> keine Opfer mehr<br />

von ihm (!) – da da haben wir ihn [im Kir<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong>] gestri<strong>ch</strong>en." - - -<br />

Das neuapostolis<strong>ch</strong>e System<br />

"Die Weisheit der Weisen ist Torheit vor Gott" – das hört man oft aus dem M<strong>und</strong>e neuapostolis<strong>ch</strong>er<br />

Prediger. (Si<strong>ch</strong>er glaubt man<strong>ch</strong>er von ihnen, dass <strong>die</strong> Gemeinde dann desto eher seine eigene Torheit für<br />

göttli<strong>ch</strong>e Weisheit halte !)<br />

Ein neuapostolis<strong>ch</strong>er Christ muss in religiösen Fragen so dumm als mögli<strong>ch</strong> sein – man nennt das<br />

"kindli<strong>ch</strong>" – Dummheit ist sogar einmal in Dresden im Gottes<strong>die</strong>nst glei<strong>ch</strong>sam als Ideal hingestellt worden! Der<br />

Verstand ist vom Teufel, er hat einen B<strong>und</strong> mit der Hölle ges<strong>ch</strong>lossen – das ist eine der neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

F<strong>und</strong>amental-"Wahrheiten". So werden <strong>die</strong> Mens<strong>ch</strong>en dumm gema<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> gegen alles abgestumpft, was ni<strong>ch</strong>t<br />

von der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde ausgeht; das Ergebnis ist dann das gewüns<strong>ch</strong>te blinde Vertrauen <strong>und</strong> der<br />

neuapostolis<strong>ch</strong>e "Glaubensgehorsam".<br />

Gehorsam <strong>und</strong> immer wieder Gehorsam wird in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde gefordert. So ist es<br />

ni<strong>ch</strong>t zu verw<strong>und</strong>ern, dass sogar <strong>die</strong> "Sünde wider den Heiligen Geist" (<strong>die</strong> na<strong>ch</strong> Matthäus 12, 31 – 32 "weder in<br />

<strong>die</strong>ser, no<strong>ch</strong> in jener Welt" vergeben werden kann) neuapostolis<strong>ch</strong> gedeutet wird – der Zweck heiligt das<br />

Mittel! – um <strong>die</strong> Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde mit <strong>die</strong>sem S<strong>ch</strong>reckgespenst in der "re<strong>ch</strong>ten<br />

Kindesstellung" zu erhalten:<br />

"Die Sünde wider den Heiligen Geist besteht im Widerstreben, im Widerstehen, in den Lästerungen <strong>und</strong><br />

Verfehlungen gegen das von Gott gesetzte <strong>und</strong> wiedergegebene Amt des Geistes <strong>und</strong> der Gnade (damit ist das<br />

neuapostolis<strong>ch</strong>e Apostelamt gemeint!), sowie gegen das davon ausgehende Leben, <strong>die</strong> Geisteskräfte, seine<br />

Li<strong>ch</strong>tesoffenbarungen (!) <strong>und</strong> im Auflehnen gegen den aufgeri<strong>ch</strong>teten, lebendigen, geistli<strong>ch</strong>en Altar des<br />

Herrn, der als der erhabenste Platz göttli<strong>ch</strong>er Offenbarung (!) gea<strong>ch</strong>tet werden soll. ... Aus <strong>die</strong>ser Sünde gibt<br />

es somit keine Errettung. Sie führt zum Tode, weil der Quell der Gnadenoffenbarungen, der einzige Weg<br />

göttli<strong>ch</strong>er Hilfe (!), der Heilige Geist (der angebli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostel wirkt) verspottet,<br />

verlästert oder als teuflis<strong>ch</strong> bezei<strong>ch</strong>net wurde. Wer wider den Heiligen Geist sündigt, reisst <strong>die</strong> Brücke ab, auf<br />

der uns Gnade <strong>und</strong> Vergebung übermittelt werden; ein anderer Weg besteht ni<strong>ch</strong>t (!)." ("Jugendfre<strong>und</strong>" vom<br />

8. Jan. 1929, Seite 6/7; no<strong>ch</strong>mals abgedruckt im "Jugendfre<strong>und</strong>" vom 8. Juli 1931, Seite 104.)<br />

Zwei Aufklärungss<strong>ch</strong>riften des früheren neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträgers M.8) enthalten viel Bea<strong>ch</strong>tenswertes<br />

über das neuapostolis<strong>ch</strong>e System, dessen Ri<strong>ch</strong>tigkeit i<strong>ch</strong> zum grössten Teil aus eigener Erfahrung<br />

bestätigen kann. Einige besonders wi<strong>ch</strong>tige Stellen aus <strong>die</strong>sen S<strong>ch</strong>riften bringe i<strong>ch</strong> hier wörtli<strong>ch</strong> zum Abdruck:<br />

"Kein Kir<strong>ch</strong>enregimentskollegium hat seine Prediger so in der Hand, als wie <strong>die</strong> Apostel <strong>ihre</strong> Diener,<br />

keine Zeugens<strong>ch</strong>aft ist so homogen, als wie <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Ämter mit allergeringsten Ausnahmen. Und<br />

wie <strong>die</strong> Vergangenheit beweist, findet nirgends so rücksi<strong>ch</strong>tslos ein Hinaustun statt von sol<strong>ch</strong>en, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

absolut dur<strong>ch</strong> dick <strong>und</strong> dünn der Lehre gehen." (Nr. 1, Seite 8.)<br />

"Jede Verirrung hat einen Anfangspunkt. Dieser Punkt liegt in der Annahme, dass <strong>die</strong> Apostel genannten<br />

Männer der letzten Zeit unter allen Umständen <strong>die</strong> Autorität sind <strong>und</strong> souverän über der Bibel <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>n<br />

Lehren stehen. Also <strong>die</strong> päpstli<strong>ch</strong>e Irrlehre: Was <strong>die</strong> Apostel lehren, ist unfehlbar. Ihre Auslegung der Bibel<br />

<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Zeugnisse ist allein massgebend. Prüfungsre<strong>ch</strong>t gibt's ni<strong>ch</strong>t. Nur Anerkennungs- <strong>und</strong><br />

Glaubenspfli<strong>ch</strong>t." (Nr. 1, Seite 10.)<br />

Den S<strong>ch</strong>luss der ersten S<strong>ch</strong>rift bildet ein Brief zweier aus der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde<br />

ausges<strong>ch</strong>lossener Amtsträger (<strong>die</strong> Bis<strong>ch</strong>öfe P. u. M., Stuttgart), dem i<strong>ch</strong> folgende Stelle entnehme:<br />

"Wir konnten es aber mit unserem Gewissen ni<strong>ch</strong> mehr länger vereinbaren, <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>züge <strong>und</strong> Lehren der<br />

Apostel der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde weiter zu vertreten.<br />

Diese Gr<strong>und</strong>züge sind kurz zusammengefasst folgende:<br />

1. Die Apostellehre der Apostel der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde lehrt: 'Nur auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Glieder der


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 5<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde sind <strong>und</strong> bilden den Leib Christi'. – Alle anderen Gläubigen sind ausges<strong>ch</strong>lossen<br />

!<br />

2. 'Nur <strong>die</strong> Glieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde bilden vermöge der Versiegelung dur<strong>ch</strong> den Apostel <strong>die</strong><br />

Braut des Lammes.' Alle anderen Gläubigen sind davon ausges<strong>ch</strong>lossen, auf einem anderen Weg als dur<strong>ch</strong><br />

den Apostel von Jesu dazu erwählt werden zu können !<br />

3. 'Nur <strong>die</strong> Glieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde sind dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Versiegelung bere<strong>ch</strong>tigt zur Anwarts<strong>ch</strong>aft,<br />

als Erstlinge ins Bu<strong>ch</strong> des Lebens ges<strong>ch</strong>rieben zu werden.' – Alle anderen Gläubigen sind davon<br />

ausges<strong>ch</strong>lossen."<br />

In der zweiten Aufklärungss<strong>ch</strong>rift halte i<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> Beurteilung des neuapostolis<strong>ch</strong>en Systems<br />

namentli<strong>ch</strong> folgende Stellen für bedeutsam:<br />

"Der unentwegte, aktiv werbende neuapostolis<strong>ch</strong>e Gläubige ist re<strong>ch</strong>t skrupellos in der Wahl seines jeweiligen<br />

Standpunktes zur Bibel. Ers<strong>ch</strong>eint es ihm nützli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> ist es ihm mögli<strong>ch</strong>, irgendein S<strong>ch</strong>riftwort zur Stütze<br />

einer seiner speziellen Bekenntnisbehauptungen gebrau<strong>ch</strong>en zu können, so muss es natürli<strong>ch</strong> auf Stri<strong>ch</strong>lein<br />

<strong>und</strong> Pünktlein gelten. Das kann man verstehen. Er hat au<strong>ch</strong> zuweilen Zitate aus dem Lager seiner S<strong>ch</strong>lagworte<br />

im Gebrau<strong>ch</strong>, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t immer in der gebrau<strong>ch</strong>ten Fassung zu Bu<strong>ch</strong>e stehen.9) Selten wird er au<strong>ch</strong> wissen, wo<br />

<strong>die</strong> ri<strong>ch</strong>tig zitierten Bibelworte stehen. Wir wissen erweisli<strong>ch</strong>e Fälle, wo in der neuapostolis<strong>ch</strong>en Literatur<br />

Bibelstellen na<strong>ch</strong>weisli<strong>ch</strong> angezogen sind, <strong>die</strong> eigentli<strong>ch</strong> (vollends im Zusammenhang) zum Beweis des<br />

behaupteten Gegenteils <strong>die</strong>nen. Diese Inanspru<strong>ch</strong>nahme biblis<strong>ch</strong>er Wahrheiten in den Spezialfällen der<br />

Bekenntnisbehauptungen steht dann aber generell <strong>und</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Auffassung gegenüber, dass <strong>die</strong><br />

biblis<strong>ch</strong>en Lehren <strong>und</strong> Ans<strong>ch</strong>auungen (besonders soweit sie <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Irrtümer <strong>und</strong> Anmassungen<br />

ri<strong>ch</strong>ten) dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> "zeitgemässen" Lehren der lebenden Apostel überholt sind." (Seite 16.)<br />

Eine besondere Rolle spielen in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde <strong>die</strong> Totenkulthandlungen (Totentaufe,<br />

Totenabendmahl <strong>und</strong> Totenversiegelung). Herr M. s<strong>ch</strong>reibt darüber:<br />

"Der Gipfelpunkt auf <strong>die</strong>sem Gebiet wurde aber errei<strong>ch</strong>t, als im Jahre 1916 auf der Apostel- <strong>und</strong><br />

Ämterversammlung in Bielefeld am 28. Juli 1916 na<strong>ch</strong>mittags 'Ämter für das Jenseits' gesetzt wurden. Die<br />

lebenden neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostel unter Leitung <strong>ihre</strong>s Präses, des Stammapostels, hielten si<strong>ch</strong> nämli<strong>ch</strong> für<br />

berufen, unter Mitwirkung, Anrufung <strong>und</strong> Zitierung ents<strong>ch</strong>lafener neuapostolis<strong>ch</strong>er Apostel, aus dem Jenseits<br />

– für das Jenseits – Apostel zu rufen <strong>und</strong> zu ordinieren, ni<strong>ch</strong>t allein aber Apostel, sondern au<strong>ch</strong> Bis<strong>ch</strong>öfe,<br />

Propheten10), Älteste, Evangelisten, Hirten, Priester, Diakonen usw.<br />

Wir, <strong>die</strong> wir Mitzeuge <strong>die</strong>ser, ohne Vorwissen der meisten Teilnehmer unternommenen Ungeheuerli<strong>ch</strong>keit<br />

waren (es mögen bald einhalbtausend Amtsträger zugegen gewesen sein), konnten uns ni<strong>ch</strong>t enthalten, <strong>die</strong><br />

Sa<strong>ch</strong>e als eine mindestens problematis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> zweifelhafte zu bezei<strong>ch</strong>nen. Die im Na<strong>ch</strong>gang gema<strong>ch</strong>ten<br />

Einwände fanden aber keine Aufnahme <strong>und</strong> keinen Widerhall. Wir ma<strong>ch</strong>ten etli<strong>ch</strong>en Aposteln gegenüber <strong>die</strong><br />

Vorstellung, dass bei konsequenter Festhaltung an <strong>die</strong>ser, übrigens Jesus Christus als Existenz geradezu<br />

auss<strong>ch</strong>altender Anmassung dann aber <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Handlungen für <strong>die</strong> Toten im Diesseits jetzt<br />

aufhören müssten. Nun ist aber dur<strong>ch</strong>greifende sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Logik leider ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> Stärke der neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Bekenntnisse, <strong>und</strong> so fand au<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Meinung keinen Boden. Diese 'Totenämtereinsetzung', <strong>die</strong> das Grab für<br />

<strong>die</strong> bisher geübten Totensakramente hätte konsequenterweise sein müssen, musste <strong>und</strong> sollte eben im Effekt<br />

nur dazu <strong>die</strong>nen, <strong>die</strong> unbedingte Notwendigkeit <strong>und</strong> Wirkli<strong>ch</strong>keit der lebenden neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Apostel für das Diesseits <strong>und</strong> für das gesamte Jenseits zu illustrieren." (Seite 19.)<br />

Mitglieder, <strong>die</strong> an der Wahrheit der neuapostolis<strong>ch</strong>en Lehren zweifeln <strong>und</strong> deshalb der Gemeinde den<br />

Rücken kehren wollen, versteht man meist in äusserst ges<strong>ch</strong>ickter Weise von <strong>ihre</strong>m Vorhaben abzubringen. Das<br />

mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> an einigen Beispielen zeigen:<br />

Im "Jugendfre<strong>und</strong>" vom 24. Februar 1930 kann man unter "Fragen <strong>und</strong> Antworten" folgendes lesen:<br />

Frage: <strong>Wie</strong> steht es mit den Ges<strong>ch</strong>wistern11), <strong>die</strong> Monate oder Jahre vom neuapostolis<strong>ch</strong>en Werke<br />

fernbleiben <strong>und</strong> dann mit Reue <strong>und</strong> in Demut zurückkehren <strong>und</strong> um <strong>Wie</strong>deraufnahme bitten?<br />

Antwort: Wer vom Werk Gottes fernbleibt, begeht eine sehr s<strong>ch</strong>were Sünde. Allerdings besteht ein<br />

Unters<strong>ch</strong>ied, ob z.B. Kinder dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Eltern weggerissen werden oder ob jemand mit voller Überzeugung<br />

handelt. Die Erfahrung hat aber gelehrt, dass unter 100 Seelen no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t 5 waren, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> frühere Freude<br />

<strong>und</strong> Seligkeit kamen, na<strong>ch</strong>dem sie wieder aufgenommen waren. Jedenfalls besteht na<strong>ch</strong> der <strong>Wie</strong>deraufnahme<br />

<strong>die</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit, dass sie si<strong>ch</strong> <strong>ihre</strong> Seligkeit s<strong>ch</strong>affen können, aber was verloren wurde, ist ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

einzuholen. Für denjenigen, der aber jetzt, na<strong>ch</strong>dem der Stammapostel alle gewarnt hat,12) mutwillig<br />

weggeht, <strong>die</strong> Gnade Gottes mit Füssen tritt <strong>und</strong> Christum aufs neue kreuzigt, ist kein Opfer mehr da.<br />

Der Bezirksvorsteher K. (Leipzig) äusserte si<strong>ch</strong> in Dresden im Gottes<strong>die</strong>nst, dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Sündenvergebung<br />

würden <strong>die</strong> Sünden unsi<strong>ch</strong>tbar gema<strong>ch</strong>t; bei denen aber, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> von der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde<br />

abwenden, werde alles wieder si<strong>ch</strong>tbar (!) <strong>und</strong> <strong>die</strong> Betreffenden fielen dann unter das Geri<strong>ch</strong>t.<br />

S<strong>ch</strong>on von jeher lehrte man, dass "Abgefallene" bereits hier auf Erden mit der "Strafe Gottes" zu<br />

re<strong>ch</strong>nen hätten – sie würden nie mehr Frieden finden, Gott werde ihnen ein Unglück na<strong>ch</strong> dem anderen<br />

s<strong>ch</strong>icken usw.13) Erfüllen si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se "frommen Wüns<strong>ch</strong>e" ni<strong>ch</strong>t, so sagt man, der liebe Gott habe Zeit – "Gottes<br />

Mühlen mahlen langsam" – <strong>die</strong> Strafe Gottes könne au<strong>ch</strong> erst auf dem Sterbebett kommen. Au<strong>ch</strong> andere


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 6<br />

Ausreden hat man no<strong>ch</strong> auf Lager: Wenn Gott einen Mens<strong>ch</strong>en strafe, so erkenne man darin <strong>die</strong> ziehende Hand<br />

Gottes; wenn er ihn aber gehen lasse, so kümmere si<strong>ch</strong> Gott ni<strong>ch</strong>t mehr um ihn – <strong>und</strong> das sei viel s<strong>ch</strong>limmer !<br />

Geht es aber früheren Mitgliedern der Gemeinde besser, dann sagt man, denen lasse es der Teufel gut gehen, er<br />

wisse, dass <strong>die</strong>se ihm gehören. Es stehe ja s<strong>ch</strong>on in der Bibel, dass es den Gottlosen gut geht!<br />

Ein erfahrener neuapostolis<strong>ch</strong>er "Seelenhirte" weiss eben auf alles eine Antwort zu geben, denn ein<br />

passender Bibelvers findet si<strong>ch</strong> immer!<br />

Dass man man<strong>ch</strong>mal in <strong>die</strong> peinli<strong>ch</strong>e Lage kommen kann, heute auf Gr<strong>und</strong> der Bibel das Gegenteil von<br />

dem beweisen zu müssen, was man erst gestern mit derselben Bibel bewiesen hat, tut ni<strong>ch</strong>ts zur Sa<strong>ch</strong>e. Man<br />

weiss ja nur zu gut, dass si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> meisten Glieder mit einigen Bibelversen abspeisen lassen <strong>und</strong> dass si<strong>ch</strong> selten<br />

jemand findet, der tiefer na<strong>ch</strong>denkt !<br />

Wenn Gott <strong>die</strong> "Abgefallenen" wider Erwarten ni<strong>ch</strong>t straft, so fühlen si<strong>ch</strong> mitunter "seine gesandten<br />

Boten" berufen, dafür zu sorgen, dass es ihnen ni<strong>ch</strong>t zu wohl wird. Mir sind vers<strong>ch</strong>iedene Fälle bekannt, wo<br />

Amtsträger der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde in einer Weise gegen frühere Mitglieder vorgegangen sind, <strong>die</strong><br />

jegli<strong>ch</strong>e <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Gesinnung vermissen lässt. – Ein Beispiel will i<strong>ch</strong> hier anführen:<br />

In Essen hat man einen Mann, der früher der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde angehörte, eines<br />

Sittli<strong>ch</strong>keitsverbre<strong>ch</strong>ens bes<strong>ch</strong>uldigt <strong>und</strong> ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet, um ihn ins Gefängnis zu<br />

bringen. Das Strafverfahren ist von der Staatsanwalts<strong>ch</strong>aft eingestellt worden, weil <strong>die</strong> Anklage ni<strong>ch</strong>t zu halten<br />

war !<br />

Selbstverständli<strong>ch</strong> muss das Vertrauen zu den "Boten Gottes" unter allen Umständen erhalten werden.<br />

Das errei<strong>ch</strong>t man erstens, indem si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträger gegenseitig decken14) <strong>und</strong> loben –<br />

mitunter ist <strong>die</strong>se Lobhudelei geradezu widerli<strong>ch</strong> – <strong>und</strong> zweitens dur<strong>ch</strong> das Verbot, mit "Abgefallenen" zu<br />

verkehren. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> meiden "gute Apostolis<strong>ch</strong>e" <strong>ihre</strong> einstigen Glaubensgenossen (<strong>und</strong> Verwandten) wie <strong>die</strong><br />

Pest – das gehört eben mit zum neuapostolis<strong>ch</strong>en "Glaubensgehorsam". So ist es sehr lei<strong>ch</strong>t erklärli<strong>ch</strong>, dass nur<br />

selten einmal jemand etwas über Ungere<strong>ch</strong>tigkeiten oder sonstige Missstände in der Gemeinde erfährt.<br />

Ein Kapitel für si<strong>ch</strong> ist <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>e "Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung". Hat ein Glied der Gemeinde an einem<br />

Amtsträger etwas auszusetzen oder hält es dessen Ents<strong>ch</strong>eidung in irgend einer Angelegenheit für ungere<strong>ch</strong>t <strong>und</strong><br />

wendet es si<strong>ch</strong> deshalb bes<strong>ch</strong>werdeführend an einen höheren Amtsträger, so hat es <strong>die</strong> beste Aussi<strong>ch</strong>t, au<strong>ch</strong> an<br />

den hö<strong>ch</strong>sten Stellen kein Re<strong>ch</strong>t zu bekommen. Ein früherer neuapostolis<strong>ch</strong>er Amtsträger sagte mir einmal,<br />

das sei gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde so übli<strong>ch</strong>, damit <strong>die</strong> Autorität gewahrt bleibe !<br />

So sehr man bemüht ist, alle Vergehen neuapostolis<strong>ch</strong>er Amtsträger vor der Gemeinde zu verbergen, so<br />

beliebt ist es au<strong>ch</strong>, in den Gottes<strong>die</strong>nsten über einfa<strong>ch</strong>e Glieder der Gemeinde herzuziehen. Einen besonders<br />

krassen Fall mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> hier erwähnen:<br />

Vor einigen Jahren wurden auf Veranlassung des jetzigen sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Bezirksleiters L. zwei junge<br />

Mäd<strong>ch</strong>en wegen eines Fehltrittes vor der Dresdner Gemeinde öffentli<strong>ch</strong> blossgestellt. Sie mussten vor <strong>die</strong><br />

versammelte Gemeinde treten; hier wurde ihnen der Vorwurf gema<strong>ch</strong>t, sie hätten der Gemeinde S<strong>ch</strong>ande bereitet<br />

– dann wurde <strong>die</strong> Gemeinde gefragt, ob sie ihnen <strong>ihre</strong> Sünde vergeben könne (!).<br />

Ein neuapostolis<strong>ch</strong>er Apostel dagegen, Herr M., der Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinden in<br />

Nordamerika, liess si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> gröbsten sittli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> moralis<strong>ch</strong>en Verfehlungen zus<strong>ch</strong>ulden kommen (was dem<br />

Hauptleiter [Hinweis: = Stammapostel] Niehaus bekannt war <strong>und</strong> blieb trotz allem in seinem Apostelamte – – !<br />

Herr Niehaus, der anordnete, dass als Mitglieder der Gemeinde u.a. ni<strong>ch</strong>t aufgenommen werden können:<br />

"Personen, wel<strong>ch</strong>e notoris<strong>ch</strong>e Trinker sind <strong>und</strong> im bürgerli<strong>ch</strong>en Leben einen lasterhaften Wandel führen, solange<br />

sie ni<strong>ch</strong>t Umkehr gehalten haben" ('Allgemeine interne Hausregeln', § 3, Punkt 4), war also in <strong>die</strong>sem Falle<br />

ans<strong>ch</strong>einend der Ansi<strong>ch</strong>t, dass ein Mann, der als einfa<strong>ch</strong>es Mitglied ni<strong>ch</strong>t aufgenommen werden könnte – sehr<br />

wohl als Führer (Apostel) <strong>und</strong>Vorbild der Gemeinde fernerhin geduldet werden könne !!<br />

Vom "Wirken des Heiligen Geistes"<br />

Eine der ents<strong>ch</strong>eidendsten Behauptungen der Neuapostolis<strong>ch</strong>en ist, dass si<strong>ch</strong> der Heilige Geist (bzw.<br />

Gott oder Jesus) in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde <strong>und</strong> zwar nur in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde offenbare.<br />

Ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträger seien es, <strong>die</strong> da reden, sondern der Heilige Geist, der dur<strong>ch</strong> sie redet(!).<br />

Dur<strong>ch</strong> Offenbarungen des Heiligen Geistes seien <strong>die</strong> ersten (englis<strong>ch</strong>en) Apostel vor ungefähr 100 Jahren<br />

"ausgesondert" worden <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> sei es der Heilige Geist, der <strong>die</strong> neuen Amtsträger berufe; der<br />

betreffende Apostel, der das Amt dur<strong>ch</strong> Handauflegung spendet, sei nur ein Werkzeug Gottes bzw. des Heiligen<br />

Geistes. Au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> "Weissagungen", <strong>die</strong> zu jedem neuapostolis<strong>ch</strong>en Gottes<strong>die</strong>nst gehören, sollen angebli<strong>ch</strong> "aus<br />

dem Heiligen Geist kommen". Ausserdem glaubt der neuapostolis<strong>ch</strong>e Christ, dass er selbst dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> sogenannte<br />

"Versiegelung" oder "Geistestaufe" den Heiligen Geist empfangen habe.<br />

Das dürfte genügen, um zu zeigen, auf wel<strong>ch</strong>er Stufe <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Glaubenstheorien stehen.<br />

Nun kommt es aber darauf an, wie <strong>die</strong> Sa<strong>ch</strong>e in der Praxis aussieht; ob da etwas vom "Wirken des Heiligen<br />

Geistes" zu verspüren ist.


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 7<br />

I<strong>ch</strong> kann aus eigener Erfahrung beri<strong>ch</strong>ten, dass i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> nie etwas völlig Überirdis<strong>ch</strong>es, über dem<br />

Mens<strong>ch</strong>enverstand <strong>und</strong> dem mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wesen Stehendes in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde gef<strong>und</strong>en habe.<br />

Im Gegenteil, <strong>die</strong> ganze Armseligkeit mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Wissens leu<strong>ch</strong>tet aus den angebli<strong>ch</strong>en "Offenbarungen des<br />

Heiligen Geistes" heraus.<br />

I<strong>ch</strong> will das an einigen Beispielen zeigen:<br />

Während des Krieges [Anmerkung des Abtippers: 1. Weltkrieg] wurde in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde immer <strong>und</strong> immer wieder der Sieg Deuts<strong>ch</strong>lands prophezeit, wobei häufig Visionen als<br />

"Beweismittel" <strong>die</strong>nten.<br />

In der "Neuapostolis<strong>ch</strong>en R<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>au" vom 18. Oktober 1914 (Seite 232) wird das Ende des Krieges für<br />

Frühjahr 1915 vorausgesagt, wobei besonders betont wird, "dass sämtli<strong>ch</strong>e Zeugnisse aus dem verborgenen<br />

Geisteswirken über den Zeitpunkt des Friedens eine ausgespro<strong>ch</strong>ene Übereinstimmung aufweisen, der liebe<br />

Stammapostel hat eine ganze Anzahl derartiger Zeugnisse, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> miteinander völlig decken, sowohl von Nord,<br />

Süd, Ost <strong>und</strong> West".<br />

Kurz vor der Revolution lehrte man, über Deuts<strong>ch</strong>land s<strong>ch</strong>webe der Engel Cherub; der eine Flügel<br />

<strong>die</strong>ses Engels sei der Deuts<strong>ch</strong>e Kaiser, der andere <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostel. Dass der eine Flügel abbre<strong>ch</strong>en<br />

<strong>und</strong> na<strong>ch</strong> Holland fallen würde, hat man selbstverständli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorausgesagt.<br />

Als der Apostel Bis<strong>ch</strong>off (der jetzige Hauptleiter der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde) ins Feld gehen<br />

musste, da war angebli<strong>ch</strong> "<strong>die</strong> B<strong>und</strong>eslade des Herrn" ins deuts<strong>ch</strong>e Heerlager gekommen – nun war das<br />

S<strong>ch</strong>icksal der Feinde Deuts<strong>ch</strong>lands besiegelt (!).<br />

Die Drohung des früheren Hauptleiters Niehaus: "England, England, wie wird es dir ergehen, ein grausamer<br />

Engel wird über di<strong>ch</strong> kommen" hat si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Weltkriege ni<strong>ch</strong>t erfüllt. Man su<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> dann herauszureden,<br />

indem man sagte: "Das Wort steht no<strong>ch</strong>", d.h. es kann si<strong>ch</strong> ja einmal in ferner Zukunft erfüllen (!).<br />

Von den neuapostolis<strong>ch</strong>en "Weissagungen" mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> erwähnen, dass den "Weissagern" ab <strong>und</strong><br />

zu Vors<strong>ch</strong>riften gema<strong>ch</strong>t werden; so wird z.B. öfter betont, <strong>die</strong> Weissager müssten "bei der Sa<strong>ch</strong>e sein", d.h. <strong>die</strong><br />

Weissagungen sollten dem Verlauf des Gottes<strong>die</strong>nstes entspre<strong>ch</strong>en. Herr K. (Leipzig) klärte <strong>die</strong> Weissager erst<br />

in der letzten Mitgliederversammlung vom 23. Febr. 1931 wieder darüber auf, wie sie weissagen sollen.<br />

Der Grösste unter ihnen<br />

Der Titel der Jubiläumss<strong>ch</strong>rift "Der Grösste unter ihnen", <strong>die</strong> zum a<strong>ch</strong>tzigsten Geburtstag <strong>und</strong><br />

se<strong>ch</strong>zigjährigen Amtsjubiläum des früheren Hauptleiters Niehaus herausgegeben worden ist, sagt jedem – <strong>und</strong><br />

wenn er no<strong>ch</strong> nie etwas von der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde gehört haben sollte – wel<strong>ch</strong>e Personenvergötterung<br />

in <strong>die</strong>ser Gemeinde übli<strong>ch</strong> ist. Ni<strong>ch</strong>t nur, dass Herr Niehaus zuliess, dass obige S<strong>ch</strong>rift mit <strong>die</strong>sem Titel verkauft<br />

wurde, au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> geräus<strong>ch</strong>vollen Geburtstagsfestli<strong>ch</strong>keiten früherer Jahre, als er si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Musikfestumzüge, Feuerwerk, Gewehrsalven <strong>und</strong> vieles andere mehr feiern liess, lassen erkennen, wie si<strong>ch</strong> der<br />

frühere Landwirt Niehaus als Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde eins<strong>ch</strong>ätzte.<br />

I<strong>ch</strong> überlasse es jedem Leser, auf Gr<strong>und</strong> der na<strong>ch</strong>stehend angeführten Tatsa<strong>ch</strong>en selbst zu ents<strong>ch</strong>eiden,<br />

ob eine sol<strong>ch</strong>e Verhimmelung des Herrn Niehaus angebra<strong>ch</strong>t war:<br />

Im Jahre 1905, als Herr Niehaus na<strong>ch</strong> dem Tode seines Vorgängers Krebs <strong>die</strong> Führung der<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde übernahm, wies er na<strong>ch</strong> dessen Begräbnis darauf hin, dass si<strong>ch</strong> wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> nun<br />

"Rottengemeins<strong>ch</strong>aften"15) bilden würden, wie es s<strong>ch</strong>on früher beim Tode anderer Apostel gewesen sei. Herr<br />

Niehaus sagte hierzu wörtli<strong>ch</strong>: "I<strong>ch</strong> will heute ni<strong>ch</strong>t weiter darüber spre<strong>ch</strong>en, <strong>die</strong> Zeit wird es bringen, aber soviel<br />

sage i<strong>ch</strong> heute, dass sie an meiner Dickfaust <strong>und</strong> eisernen Stirne zers<strong>ch</strong>ellen werden ...." "Die dem Apostel<br />

Krebs widerstrebt haben, sollen si<strong>ch</strong> an mir den Hals bre<strong>ch</strong>en." "....aber i<strong>ch</strong> sage, ob es ein Bärengesi<strong>ch</strong>t oder<br />

ein Wolfsgesi<strong>ch</strong>t ist, i<strong>ch</strong> will sie zerreissen <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>onen." ("Sein letztes Wort oder <strong>die</strong> letzten Tage der<br />

Wirksamkeit des ho<strong>ch</strong>seligen geliebten Vaters <strong>und</strong> Apostels Krebs", Seite 15.)<br />

Am 22. Mai 1921 rühmte si<strong>ch</strong> Herr Niehaus im Gottes<strong>die</strong>nst (!) in Leipzig, dass er no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu alt sei,<br />

um andere Leute zu ärgern.<br />

In einer seiner letzten Predigten äusserte si<strong>ch</strong> Herr Niehaus wie folgt: "<strong>Wie</strong>derholt habe i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on<br />

gesagt: Allen, <strong>die</strong> in den Gottes<strong>die</strong>nst kommen, um ihr Leben <strong>und</strong> Wesen zu bessern, können <strong>und</strong> wollen wir<br />

eine Hilfe sein. Diejenigen aber, <strong>die</strong> Gottes Gnade auf Mutwillen ziehen, ständig kritisieren <strong>und</strong> alles besser<br />

wissen wollen, s<strong>ch</strong>liessen wir nunmehr aus (!). Für <strong>die</strong> Seelen, <strong>die</strong> mit dem festen Vorsatze kommen, si<strong>ch</strong> zu<br />

bessern, sind wir jederzeit da, ni<strong>ch</strong>t aber für <strong>die</strong> Widerspenstigen der bezei<strong>ch</strong>neten Art." "Wer aber <strong>die</strong> Gnade<br />

Gottes auf Mutwillen zieht, das Werk des Herrn <strong>und</strong> seine Diener lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t, wer <strong>die</strong> Gottes<strong>die</strong>nste meidet<br />

(!), na<strong>ch</strong>dem er <strong>die</strong> Erkenntnis der Wahrheit erlangt hat, lädt si<strong>ch</strong> ein unbarmherziges Geri<strong>ch</strong>t auf den<br />

Hals, weil wir für <strong>die</strong>se Sünden kein Opfer mehr haben (!)" ("Wä<strong>ch</strong>terstimme" vom 15.Jan.1930,Seite 10u.14.)<br />

Im vertrauten Kreise hat si<strong>ch</strong> Herr Niehaus wiederholt s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> mündli<strong>ch</strong> geäussert,<br />

was einer privat glaube, das sei seine Sa<strong>ch</strong>e, nur lehren dürfe er es ni<strong>ch</strong>t.


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 8<br />

Demna<strong>ch</strong> gibt es in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde, wo angebli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> Amtsträger selbst reden, sondern<br />

der Heilige Geist dur<strong>ch</strong> sie redet (!) – einen "amtli<strong>ch</strong>en" <strong>und</strong> einen "Privatglauben" ! – – –<br />

"Boten Gottes"<br />

"Ein Bote Gottes", das hat für man<strong>ch</strong>e Ohren einen gar liebli<strong>ch</strong>en Klang.<br />

<strong>Wie</strong> Leute, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> als "Boten Gottes" bezei<strong>ch</strong>nen, in Wirkli<strong>ch</strong>keit aussehen können, will i<strong>ch</strong> in <strong>die</strong>sem<br />

Kapitel an einigen Beispielen zu zeigen versu<strong>ch</strong>en.<br />

Über den früheren Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde in Nordamerika, Herrn M., kann i<strong>ch</strong> auf<br />

Gr<strong>und</strong> eines Briefes16), den ein Herr L. aus Brooklyn (Nordamerika) vor einigen Jahren na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land<br />

s<strong>ch</strong>rieb, folgendes beri<strong>ch</strong>ten:<br />

Im Jahre 1909, als Herr Niehaus in Nordamerika weilte, um <strong>die</strong> dortigen Gemeinden zu besu<strong>ch</strong>en, half<br />

Frau L. der Frau M. im Haushalt <strong>und</strong> fand dabei<br />

eine S<strong>ch</strong>napsflas<strong>ch</strong>e unter M.s Kopfkissen.<br />

Sie musste s<strong>ch</strong>wören, niemals über derartige Dinge spre<strong>ch</strong>en zu wollen (!).<br />

In den späteren Jahren hat Herr M. Opfergelder <strong>und</strong> Kir<strong>ch</strong>enbankgelder für eine Farbenfabrik verwendet;<br />

Herr L. s<strong>ch</strong>reibt, der Götze Mammon sei angebetet worden, <strong>und</strong> wer den Tanz ums goldene Kalb ni<strong>ch</strong>t<br />

mit ma<strong>ch</strong>te oder etwas dagegen einzuwenden gehabt hätte, sei in Ungnade gefallen. M. mit fast allen seinen<br />

Ämtern habe spekuliert. Die Kir<strong>ch</strong>e in Brooklyn habe verkauft werden müssen (wie mir bekannt ist, au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

mehrere andere Kir<strong>ch</strong>en) – so hat Herr M. mit den ihm anvertrauten Geldern gewüstet !<br />

7'000 Dollar Opfergelder wurden für hilfsbedürftige Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde in<br />

Australien gesammelt, nur 3'000 Dollar sind drüben angekommen – <strong>die</strong> übrigen<br />

4'000 Dollar waren spurlos vers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong>en (!).<br />

Herr L. verlangte von Herrn E. (dem jetzigen Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde in Nordamerika) zu<br />

wissen, wo <strong>die</strong> 4'000 Dollar geblieben seien. Die Antwort war, etli<strong>ch</strong>e "Brüder" in Deuts<strong>ch</strong>land (!) hätten Pakete<br />

erhalten: Apostel Meuser, Heller, Da<strong>ch</strong> <strong>und</strong> vers<strong>ch</strong>iedene mehr. Er fragte, ob für 4'000 Dollar Wertpakete?<br />

Antwort: Nein, das ni<strong>ch</strong>t, denke aber (!), Brüder in Detroit müssen Quittungen dafür haben. Herr L. wandte si<strong>ch</strong><br />

darauf an den Hauptleiter Niehaus – <strong>und</strong> erhielt keine Antwort [vom Stammapostel] (!).<br />

Auf ein früheres S<strong>ch</strong>reiben des Herrn L. mit beigefügtem Beweismaterial (insbesondere photographierte<br />

Briefe M.s, aus denen i<strong>ch</strong> auf Seite 15 einige Stellen veröffentli<strong>ch</strong>e) gab Herr Niehaus <strong>die</strong> E<strong>ch</strong>theit der<br />

mitgesandten photographierten Briefe zu, s<strong>ch</strong>rieb aber im übrigen, sie sollten "den Gesalbten" (d.h. Herrn M.)<br />

ni<strong>ch</strong>t antasten (!).<br />

Frau L. s<strong>ch</strong>rieb ebenfalls an Niehaus <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>üttete ihr Herz aus. Sie erhielt als Antwort – er (Niehaus)<br />

wisse, dass M. erbli<strong>ch</strong> belastet sei (!) (mit anderen Worten, für <strong>die</strong> Amerikaner ist ein erbli<strong>ch</strong> belasteter<br />

Trunkenbold als Apostel gut genug).<br />

Da si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostel mit den biblis<strong>ch</strong>en Aposteln auf eine Stufe stellen, ist es ziemli<strong>ch</strong><br />

selbstverständli<strong>ch</strong>, dass au<strong>ch</strong> behauptet wird, <strong>die</strong> heutigen (neuapostolis<strong>ch</strong>en) Apostelbriefe seien ebenso<br />

wertvoll, wie <strong>die</strong> damaligen (im Neuen Testament enthaltenen). Um zu zeigen, was das für eine ungeheuerli<strong>ch</strong>e<br />

Anmassung ist, veröffentli<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> ans<strong>ch</strong>liessend einige Stellen aus den Briefen M.s (an den ihm untergebenen<br />

"Ältesten" R. geri<strong>ch</strong>tet), <strong>die</strong> Herr L. photographiert <strong>und</strong> an den Hauptleiter Niehaus gesandt hat (<strong>die</strong>se Briefe<br />

sind teilweise in sehr s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tem Deuts<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>rieben <strong>und</strong> voller Fehler; nur <strong>die</strong> gröbsten S<strong>ch</strong>reibfehler habe i<strong>ch</strong><br />

beseitigt):<br />

Brief vom 25. 2. 1919: "I<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>en von Herzen dass Du Di<strong>ch</strong> verheiratest, damit Du zur Ruhe kommst. Das<br />

Su<strong>ch</strong>en das Hin- <strong>und</strong> Hereilen von einer Blume zur andern hat au<strong>ch</strong> gewiss seine S<strong>ch</strong>attenseiten. – Du kommst<br />

in einem übel Rufe. Glaube mir was i<strong>ch</strong> sage, das sage i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aus mir selbst, sondern von dem was i<strong>ch</strong> gehört<br />

habe. – Dein zu fre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>es Wesen den Frauen, den Mäd<strong>ch</strong>en gegenüber hat das hervorgebra<strong>ch</strong>t. – Ungern<br />

sage i<strong>ch</strong> das, do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> habe hier Briefe bekommen, <strong>die</strong> Di<strong>ch</strong> in das s<strong>ch</strong>limmste Li<strong>ch</strong>t stellen, als ein<br />

S<strong>ch</strong>ürzenjäger ersten Ranges. – Behalte das für Di<strong>ch</strong>, do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> warne.<br />

I<strong>ch</strong> decke, wo Du mi<strong>ch</strong> gedeckt hast.<br />

Do<strong>ch</strong> Ursa<strong>ch</strong>e gibst Du in Deiner zu grossen Fre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>keit den Frauen gegenüber. – Halte Di<strong>ch</strong> reserviert. –<br />

Wehe ist mir, dass i<strong>ch</strong> davon Erwähnung getan habe, do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> muss es. – Damit Du siehst was Sa<strong>ch</strong>e ist. –<br />

Was meine Frau von Dir sagt <strong>und</strong> denkt brau<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu erwähnen, sie verurteilt Di<strong>ch</strong> aufs äusserste. –<br />

Zerreisse <strong>die</strong>sen Brief sofort na<strong>ch</strong> dem Lesen, dass er niemand in <strong>die</strong> Hände fällt."<br />

Brief vom 10. 5. 1919: Am Ende des Briefes preist M. seine Bilder an <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>reibt dann wörtli<strong>ch</strong>: "I<strong>ch</strong> habe<br />

Politik dabei, dass der Apostel rumgetragen wird, au<strong>ch</strong> in Bildern. Natürli<strong>ch</strong> wer eins hat brau<strong>ch</strong>t keins zu<br />

nehmen, ebenfalls der ni<strong>ch</strong>t will. Aber i<strong>ch</strong> lege Gewi<strong>ch</strong>t darauf dass der APOSTEL bekannt wird. Das ma<strong>ch</strong>e in<br />

Deinem Bezirk bekannt."<br />

Brief vom 26. 7. 1922: "No<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der Opfer in Brooklyn, i<strong>ch</strong> kann das ni<strong>ch</strong>t länger vers<strong>ch</strong>leiern,<br />

dass Du <strong>die</strong> Opfer für <strong>die</strong> Fabrik verbrau<strong>ch</strong>st.


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 9<br />

<strong>Wie</strong> soll i<strong>ch</strong> das ma<strong>ch</strong>en? Finden <strong>die</strong> Brüder das aus, dann hängen sie uns. Sodann kommt mal eine Revision von<br />

der Court17) dass Du <strong>die</strong> Opfer von der Kir<strong>ch</strong>e für Zwecke der Fabrik verbrau<strong>ch</strong>t hast, dann sitzen wir im<br />

Gefängnis drin."<br />

Als der frühere Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde in Afrika, Apostel Kl., vor vielen Jahren einmal<br />

in Deuts<strong>ch</strong>land weilte, unternahm es Herr S<strong>ch</strong>l. (1928 verstorben), Unters<strong>ch</strong>riften gegen Herrn Kl. zu sammeln,<br />

weil er selbst gern Apostel werden wollte. Um mögli<strong>ch</strong>st viele Namen zusammenzubringen, wurden auf <strong>die</strong><br />

Liste sogar <strong>die</strong><br />

Namen von Säuglingen <strong>und</strong> von Kindern, <strong>die</strong> no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t geboren waren,<br />

ges<strong>ch</strong>rieben. Herr Niehaus ist auf <strong>die</strong>sen S<strong>ch</strong>windel hereingefallen <strong>und</strong> hat Herrn S<strong>ch</strong>l. als Apostel <strong>und</strong> damit als<br />

Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde in Afrika eingesetzt. – Für <strong>die</strong> Gemeinde ist aber jede Apostel-<br />

Einsetzung eine "Gottestat" (!).<br />

<strong>Wie</strong> man es in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde zu etwas bringen kann, mag no<strong>ch</strong> folgender Fall zeigen:<br />

In Leipzig war früher ein Hirte18). Er trug <strong>die</strong>ses Amt 15 Jahre lang, da man ihm (wie mir gesagt wurde)<br />

kein höheres Amt anvertrauen konnte. Man hat si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über <strong>die</strong>sen Hirten beklagt, dass er häufig <strong>die</strong><br />

Gottes<strong>die</strong>nste versäumte <strong>und</strong> dass er oftmals einer der ersten war, <strong>die</strong> wieder zur Kir<strong>ch</strong>e hinaus waren.<br />

Also einer von den "Lauen" !<br />

Als es si<strong>ch</strong> aber darum handelte, den damaligen sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Bezirksleiter B. zu bekämpfen (zwis<strong>ch</strong>en<br />

ihm <strong>und</strong> Niehaus war es zu Meinungsvers<strong>ch</strong>iedenheiten gekommen), da war jener Hirte einer von den Eifrigsten;<br />

man sagt ihm na<strong>ch</strong>, er habe si<strong>ch</strong> Ende Februar 1921<br />

im Leipziger Kir<strong>ch</strong>enlokal wie ein wildes Tier betragen.<br />

Auf <strong>die</strong>ses, jedes religiöse Empfinden verletzende Verhalten hin, wurde nun <strong>die</strong>ser Amtsträger ni<strong>ch</strong>t etwa<br />

ausges<strong>ch</strong>lossen, wie man eigentli<strong>ch</strong> annehmen sollte. – Weit gefehlt !<br />

Sol<strong>ch</strong>e "Taten" wurden von Herrn Niehaus sogar belohnt !<br />

In kürzester Zeit wurde aus dem unbedeutenden Hirten ein mä<strong>ch</strong>tiger Apostel: S<strong>ch</strong>on im Mai 1921<br />

bekam er von Herrn Niehaus – zwei Amtsstufen wurden glei<strong>ch</strong> übersprungen – das Bezirksältestenamt, im<br />

September desselben Jahres wurde er Bis<strong>ch</strong>of <strong>und</strong> am 30. April 1922 Apostel <strong>und</strong> damit Leiter des gesamten<br />

sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Bezirks <strong>und</strong> der umliegenden Gebiete !<br />

Das ist der Werdegang des Apostels St., von dem Herr Niehaus sagte, er sei der beste Apostel ! ! !<br />

Herr St. war ni<strong>ch</strong>t etwa der Einzige, der <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde im Jahre 1921 in Sa<strong>ch</strong>sen "vor<br />

dem Verderben" bewahrte. Gar man<strong>ch</strong>es hätte i<strong>ch</strong> darüber no<strong>ch</strong> zu beri<strong>ch</strong>ten, do<strong>ch</strong> das würde zu weit führen. I<strong>ch</strong><br />

will hier nur no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedenes von den Herren Kr. (Leipzig) <strong>und</strong> W. (Erfurt), <strong>die</strong> damals eine besondere Rolle<br />

spielten, erwähnen.<br />

Herr Kr. war ein persönli<strong>ch</strong>er Feind des damaligen sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Bezirksleiters B., er war also offenbar<br />

sehr gut zu gebrau<strong>ch</strong>en, um gegen B. zu "arbeiten". Er wurde au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sofort (im Februar 1921) an <strong>die</strong><br />

Seite des vorhin erwähnten Herrn St. na<strong>ch</strong> Leipzig berufen <strong>und</strong> übernahm dort sehr bald <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>riftleitung der<br />

"Wä<strong>ch</strong>terstimme".<br />

Über <strong>die</strong>sen Herrn Kr. äusserte si<strong>ch</strong> Herr Niehaus in Briefen wie folgt:19)<br />

"Über den Krause muss man si<strong>ch</strong> w<strong>und</strong>ern, wenn man den seine Briefe liest, <strong>die</strong> ekeln einem an. Der hat<br />

andere arbeiten lassen, aber selbst ni<strong>ch</strong>ts über <strong>die</strong> Kräfte gearbeitet. I<strong>ch</strong> sage no<strong>ch</strong>mals, <strong>die</strong> Briefe ekeln<br />

einem an. Lieber mit Leuten, <strong>die</strong> Steine klopfen." (30. April 1917.)<br />

"Beiliegend eine Abs<strong>ch</strong>rift von Herrn Krause. Als i<strong>ch</strong> seinen Brief las, widerte er mi<strong>ch</strong> an, denn man<br />

kennt ihn <strong>und</strong> i<strong>ch</strong> da<strong>ch</strong>te, den Brief können erst mal <strong>die</strong> Apostel lesen. Die zeigten si<strong>ch</strong> interesselos. Sol<strong>ch</strong>e<br />

Mens<strong>ch</strong>en sind Laststeine, wollen alles, aber auf anderer Leute Tas<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> Verantwortli<strong>ch</strong>keit. Dabei grosse<br />

Herren spielen. Der bringt es zu ni<strong>ch</strong>ts." (18. Juni 1917.)<br />

– – – Und in der Öffentli<strong>ch</strong>keit, vor der Gemeinde, führte Herr Niehaus <strong>die</strong>sen Herrn Kr. als neuen<br />

S<strong>ch</strong>riftleiter der "Wä<strong>ch</strong>terstimme" mit folgenden Worten ein:<br />

" .... wel<strong>ch</strong> letzterer Name no<strong>ch</strong> bei man<strong>ch</strong>en unserer lieben Ges<strong>ch</strong>wister in gutem Andenken stehen<br />

dürfte, da <strong>die</strong> S<strong>ch</strong>riftleitung der 'R<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>au' in den Jahren 1909 – 13 in den bewährten Händen des<br />

Evangelisten Krause lag." ("Wä<strong>ch</strong>terstimme" vom 13. März 1921.)<br />

Also früher wahr er "bewährt", dann taugte er ni<strong>ch</strong>ts mehr – <strong>und</strong> nun war er auf einmal wieder der<br />

bewährte Mann. Sonderbarerweise hat si<strong>ch</strong> Herr Kr. nur bis Ende 1925 als S<strong>ch</strong>riftleiter "bewährt" <strong>und</strong> ist<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Ende 1929 seines Amtes als Bezirksvorsteher enthoben worden !<br />

Bemerkenswert ist no<strong>ch</strong>, dass Herr Kr. 1921 als armer Mann na<strong>ch</strong> Leipzig gekommen ist. Er äusserte<br />

si<strong>ch</strong> damals einem Herrn W. gegenüber, dass für ihn <strong>die</strong> sieben fetten Jahre kämen (!). – Na<strong>ch</strong> mir zugegangenen<br />

Beri<strong>ch</strong>ten von vers<strong>ch</strong>iedenen Seiten soll Herr Kr. heute Besitzer eines Hauses sein <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> sonst sehr gut<br />

dastehen – – – .<br />

Über den Apostelhelfer W. in Erfurt (den Träger eines der hö<strong>ch</strong>sten Ämter in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde) äusserte si<strong>ch</strong> Herr Niehaus in Briefen wie folgt:


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 10<br />

"Mit dem Helfer Wolf ist es ja genau, als wenn man's mit einer Frau zu tun hat, bei der <strong>die</strong> Sinne gefangen,<br />

<strong>die</strong> Augen geblendet <strong>und</strong> der Verstand verfinstert ist. Für das Volk Gottes wäre es besser, er trete zurück;<br />

denn <strong>die</strong> Glieder haben keinen Halt an dem wankenden Rohr." (2. August 1917.)<br />

"Der Wolf hat ja weniger Überlegung wie ein Klats<strong>ch</strong>weib. Es s<strong>ch</strong>eint mir, dass er für seinen Knopf bange ist.<br />

Der Mens<strong>ch</strong> verdirbt ja mehr, als er verbessert. Der <strong>Wie</strong>sel20) ist mir zehnmal lieber als der Weibwolf." (10.<br />

April 1918.)<br />

Dieser Herr W. stand im Jahre 1921, als er auf <strong>die</strong> Seite der Herren St. <strong>und</strong> Kr. ging, bei Herrn Niehaus<br />

in hohen Ehren !<br />

In der "Wä<strong>ch</strong>terstimme" vom 1. Juli 1928, wo vom Tode des Apostelhelfers W. beri<strong>ch</strong>tet wird, ist zu<br />

lesen, dass er seine ganzen Kräfte bis zum letzten Atemzug geopfert <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> als guter Hirte treu <strong>und</strong><br />

gewissenhaft geführt habe; er sei ein Mann von starkem Glaubensbewusstsein <strong>und</strong> lauterem Charakter gewesen,<br />

treu wie Gold (!).<br />

Für <strong>die</strong> Gemeinde sind <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträger selbstverständli<strong>ch</strong> stets heilig <strong>und</strong> unantastbar,<br />

mögen <strong>die</strong> Urteile über sie im vertrauten Kreise au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> so verni<strong>ch</strong>tend ausfallen – <strong>die</strong> Hauptsa<strong>ch</strong>e bleibt<br />

immer, dass <strong>die</strong> Öffentli<strong>ch</strong>keit ni<strong>ch</strong>ts erfährt !<br />

Au<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> habe mit neuapostolis<strong>ch</strong>en "Gottesboten" sehr trübe Erfahrungen gema<strong>ch</strong>t. Es ist<br />

ganz unmögli<strong>ch</strong>, hier alles wiederzugeben; nur einen Fall mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> erwähnen:<br />

Mein Vater stand vor einigen Jahren eine Zeitlang mit Herrn B., dem Vorsteher der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde zu Radeberg, in Ges<strong>ch</strong>äftsverbindung. Dieser Herr B. teilte meinem Vater in einem Brief vom 3.<br />

Januar 1925 mit, dass er eine Re<strong>ch</strong>nung vom 30. Juli 1924 über RM 32,20 gef<strong>und</strong>en habe, <strong>die</strong> mein Vater no<strong>ch</strong><br />

zu bezahlen hätte; er sandte au<strong>ch</strong> meinem Vater auf dessen Verlangen hin eine Re<strong>ch</strong>nungs-Abs<strong>ch</strong>rift. Mein<br />

Vater hatte <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>ser Re<strong>ch</strong>nung angeführten Waren weder bestellt, no<strong>ch</strong> erhalten, er hat <strong>die</strong>s selbstverständli<strong>ch</strong><br />

Herrn B. sofort mitgeteilt – trotzdem verlangte Herr B. in Briefen vom 17. 4. <strong>und</strong> 20. 4. 1925<br />

wiederholt <strong>die</strong> Bezahlung <strong>die</strong>ser frei erf<strong>und</strong>enen Re<strong>ch</strong>nung! S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> hat er "grossmütig" darauf verzi<strong>ch</strong>tet,<br />

na<strong>ch</strong>dem ihm mein Vater empfohlen hatte, ihn zu verklagen.<br />

Au<strong>ch</strong> anderweit hat si<strong>ch</strong> Herr B. sehr un<strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong> gezeigt; do<strong>ch</strong> trotz allem ist er heute no<strong>ch</strong> Priester<br />

<strong>und</strong> Vorsteher der Radeberger Gemeinde. Wenn jemand hingegen etwas einzuwenden wagt, so hält man ihm<br />

vor, dass Herrn B. all das längst vergeben worden sei; man habe also kein Re<strong>ch</strong>t, ihm no<strong>ch</strong> irgend etwas<br />

na<strong>ch</strong>zusagen. So glaubt man, dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> sonntägli<strong>ch</strong>e Sündenvergebung alles auf bequeme Weise aus der Welt<br />

s<strong>ch</strong>affen zu können !<br />

"Gottesw<strong>und</strong>er"<br />

Ni<strong>ch</strong>ts ma<strong>ch</strong>t auf naive Gemüter einen grösseren Eindruck, als ein "W<strong>und</strong>er"; <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er werden von<br />

vielen als Beweismittel angesehen. Was liegt da näher, als ein biss<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong>zuhelfen, wenn si<strong>ch</strong> keine W<strong>und</strong>er<br />

ereignen wollen?<br />

<strong>Wie</strong> das gema<strong>ch</strong>t wird, will i<strong>ch</strong> an einigen Beispielen zeigen:<br />

Am 17. Juni 1930 sagte ein Dresdner Priester, Herr B., vor ungefähr 50 Mitgliedern der Dresdner<br />

Gemeinde, einmal habe ein (neuapostolis<strong>ch</strong>er ) Priester in trunkenem Zustande Gottes<strong>die</strong>nst gehalten <strong>und</strong> das sei<br />

von der Gemeinde bemerkt worden. Hierauf zur Rede gestellt, hätte er das abgestritten <strong>und</strong> gesagt, wenn er<br />

betrunken gewesen sei, dann wolle er in <strong>die</strong> Erde versinken. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> sei er sofort in der Erde<br />

vers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong>en (!).<br />

I<strong>ch</strong> wandte mi<strong>ch</strong> an den Bezirksvorsteher K. (Leipzig) <strong>und</strong> bat ihn um nähere Angaben, damit i<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong>sen Fall na<strong>ch</strong>prüfen könne. Hierbei berief i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> (wie in allen späteren Briefen) auf folgende Worte des<br />

Hauptleiters Niehaus: "Jeder Mens<strong>ch</strong> hat das gute Re<strong>ch</strong>t, Beweise zu fordern, wenn etwas behauptet wird."<br />

("Wä<strong>ch</strong>terstimme" vom 15. Januar 1930, Seite 13.) Herr K. besu<strong>ch</strong>te mi<strong>ch</strong> daraufhin am 22. Juni 1930 in der<br />

Wohnung meiner Eltern <strong>und</strong> sagte hier in Gegenwart von Zeugen, es sei selbstverständli<strong>ch</strong>, dass kein Mens<strong>ch</strong><br />

in der Erde vers<strong>ch</strong>winden könne; Herr B. habe <strong>die</strong>se Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so erzählt (ungefähr 50 Mitglieder<br />

der Dresdner Gemeinde können das Gegenteil bezeugen ! ). Ein Priester habe man<strong>ch</strong>mal in angetrunkenem<br />

Zustande Gottes<strong>die</strong>nst gehalten <strong>und</strong> er sei darauf zur Rede gestellt worden. Das habe si<strong>ch</strong> vor ungefähr 30 Jahren<br />

ereignet, <strong>und</strong> damals seien <strong>die</strong> Lokale im allgemeinen no<strong>ch</strong> ziemli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t gewesen. Der Priester sei dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong><br />

Vorhaltungen sehr erregt gewesen <strong>und</strong> dadur<strong>ch</strong> seien <strong>die</strong> Dielen unter ihm etwas zusammengebro<strong>ch</strong>en (!). –<br />

Also darin bestand das grosse "W<strong>und</strong>er" des "Vers<strong>ch</strong>windens in <strong>die</strong> Erde" !<br />

I<strong>ch</strong> habe das in meiner Aufklärungss<strong>ch</strong>rift veröffentli<strong>ch</strong>t, <strong>und</strong> man hat offenbar aus der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Blamage gelernt; denn als i<strong>ch</strong> für <strong>die</strong> folgenden drei W<strong>und</strong>erges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten Beweise verlangte, erhielt i<strong>ch</strong><br />

einfa<strong>ch</strong> keine Antwort (!):21)<br />

1. In der "Wä<strong>ch</strong>terstimme" vom 15. November 1930 (Seite 176) steht ein Aufsatz "Die bewahrende<br />

Engelma<strong>ch</strong>t", in dem beri<strong>ch</strong>tet wird, dass se<strong>ch</strong>s kräftige Burs<strong>ch</strong>en, mit kräftigen Prügeln ausgerüstet, einem<br />

einzelnen Apostolis<strong>ch</strong>en auf seinem Heimweg aufgelauert hätten. Der Betreffende habe deshalb grosse Angst


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 11<br />

gehabt, sei aber im Vertrauen auf Gottes Hilfe ruhig dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Reihen gegangen – <strong>und</strong> keiner habe gewagt, ein<br />

Glied zu rühren (!). Am anderen Tage hätten <strong>die</strong>se Burs<strong>ch</strong>en zu vers<strong>ch</strong>iedenen Mitgliedern der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde gesagt: "Na, euer L. ist au<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>öner; er getraut si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal, allein na<strong>ch</strong> Hause zu<br />

gehen. Wir wollten ihm gern sein vieles Laufen in <strong>die</strong> Häuser vertreiben, aber zwei Landjäger mit aufgepflanztem<br />

Bejonett (!) haben ihn bis in seine Wohnung begleitet, so dass ihm niemand beikommen konnte." (In<br />

den beiden Landjägern – <strong>die</strong> gar ni<strong>ch</strong>t da waren, aber trotzdem angebli<strong>ch</strong> von se<strong>ch</strong>s Burs<strong>ch</strong>en gesehen worden<br />

sind – soll <strong>die</strong> "bewahrende Engelma<strong>ch</strong>t" zu erkennen sein.)<br />

2. Am 12. November 1930 erwähnte Herr K. (Vorsteher der Dresdner Gemeinde) im Gottes<strong>die</strong>nst, dass<br />

si<strong>ch</strong> bei dem grossen Alsdorfer Bergwerks-Unglück unter der Belegs<strong>ch</strong>aft viele Apostolis<strong>ch</strong>e bef<strong>und</strong>en hätten,<br />

<strong>die</strong> ausnahmslos mit dem Leben davon gekommen seien. Er wollte damit beweisen, dass <strong>die</strong> Apostolis<strong>ch</strong>en ganz<br />

besonders unter dem S<strong>ch</strong>utze Gottes stehen.<br />

3. Vor längerer Zeit wurde in Dresden im Gottes<strong>die</strong>nst ein Beri<strong>ch</strong>t aus dem Halbmonatsblatt der<br />

neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträger vorgelesen. Ein Ni<strong>ch</strong>tapostolis<strong>ch</strong>er soll na<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sem Beri<strong>ch</strong>t bei versiegelten<br />

Apostolis<strong>ch</strong>en auf der Stirn einen leu<strong>ch</strong>tenden Stern (!) gesehen haben.<br />

Wenn <strong>die</strong>se Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten wahr wären, könnte man hier wohl von "W<strong>und</strong>ern" reden. Dass derartige<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten jedo<strong>ch</strong> erf<strong>und</strong>en oder dass ganz natürli<strong>ch</strong>e Begebenheiten zu "W<strong>und</strong>ern" "umgearbeitet" <strong>und</strong> unter<br />

verhältnismässig grossen Massen des Volkes verbreitet werden, sollte Gesetzgeber <strong>und</strong> Staatsanwälte veranlassen,<br />

das Nötige zu unternehmen, um einem derartigen Treiben ein Ende zu bereiten. Für ganz besonders<br />

taktlos <strong>und</strong> verwerfli<strong>ch</strong> halte i<strong>ch</strong> es, dass man in das Alsdorfer Bergwerks-Unglück, das namenlosen Jammer<br />

über viele Familien bra<strong>ch</strong>te, ein "W<strong>und</strong>er" hineingelogen hat, um damit Reklame für <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e<br />

Gemeinde ma<strong>ch</strong>en zu können.<br />

Erwähnenswert ist no<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Tatsa<strong>ch</strong>e, dass der Dresdner Vorsteher am 1. Dezember 1930 (10 Tage na<strong>ch</strong><br />

der Absendung meines Briefes) meinem Vater, der mir das Alsdorfer "W<strong>und</strong>er" erzählte, deswegen heftige<br />

Vorwürfe ma<strong>ch</strong>te (!) – er, K., könne ja gar ni<strong>ch</strong>ts sagen, alles erfahre i<strong>ch</strong> wieder (!), <strong>die</strong> Sa<strong>ch</strong>e mit Alsdorf sei<br />

nun s<strong>ch</strong>on wieder in alle Welt hinaus (!).<br />

Sehr bemerkenswert ist übrigens, dass si<strong>ch</strong> sogar Herr Bis<strong>ch</strong>off, der jetzige Hauptleiter der<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde, mit der<br />

Fabrikation von W<strong>und</strong>erges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

befasst hat !<br />

In neuapostolis<strong>ch</strong>en Zeits<strong>ch</strong>riften wird häufig von w<strong>und</strong>erbaren Krankenheilungen beri<strong>ch</strong>tet, <strong>die</strong> "dur<strong>ch</strong><br />

das Wort der Apostel", dur<strong>ch</strong> Gebete <strong>und</strong> dergl. erfolgt sein sollen. Hö<strong>ch</strong>st verdä<strong>ch</strong>tig an <strong>die</strong>sen Beri<strong>ch</strong>ten ist,<br />

dass si<strong>ch</strong> ganz aussergewöhnli<strong>ch</strong>e Krankenheilungen (<strong>und</strong> alle anderen grossen "W<strong>und</strong>er") stets in weiter<br />

Entfernung (z.B. in Afrika) oder an ungenannten Orten abspielen. Das gibt zu denken; denn der ges<strong>und</strong>e<br />

Mens<strong>ch</strong>enverstand sagt jedem, dass si<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e W<strong>und</strong>er auf alle Gemeinden entspre<strong>ch</strong>end <strong>ihre</strong>r Mitgliederzahl<br />

annähernd glei<strong>ch</strong>mässig verteilen müssten. Da wirkt <strong>die</strong> Tatsa<strong>ch</strong>e geradezu nieders<strong>ch</strong>metternd, dass si<strong>ch</strong> in<br />

Dresden, soweit i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> zurückerinnern kann, niemals ein W<strong>und</strong>er oder eine w<strong>und</strong>erbare Krankenheilung<br />

ereignet hat. Häufig genug ist es in Dresden vorgekommen, dass wirkli<strong>ch</strong> treue Apostolis<strong>ch</strong>e lange Zeit s<strong>ch</strong>wer<br />

krank waren – gar man<strong>ch</strong>er ist unter fur<strong>ch</strong>tbaren S<strong>ch</strong>merzen gestorben – aber nie habe i<strong>ch</strong> erlebt, dass ein<br />

Apostelwort einen Apostolis<strong>ch</strong>en von seinen Leiden befreit hätte !<br />

Das Unsinnige der neuapostolis<strong>ch</strong>en Krankenheilungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten glaube i<strong>ch</strong> am besten mit folgendem<br />

Artikel aus dem "Neuapostolis<strong>ch</strong>en Sonntagsblatt" vom 5. Dezember 1908 zu kennzei<strong>ch</strong>nen (Herausgeber <strong>die</strong>ses<br />

Blattes <strong>und</strong> für <strong>die</strong> Redaktion verantwortli<strong>ch</strong> war H. Niehaus, Hauptleiter der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde):<br />

W<strong>und</strong>er: Dem "Berl. Tagebl." wird gemeldet: Der "Corriera de la Sera" veröffentli<strong>ch</strong>t angebli<strong>ch</strong> authentis<strong>ch</strong>es<br />

Material über <strong>die</strong> Mirakel des Papstes Pius IX. Und zwar handelt es si<strong>ch</strong> um das von dem geistli<strong>ch</strong>en<br />

Tribunal von Senigallia gesammelte Material, das Pio Romo zur Seligspre<strong>ch</strong>ung qualifizieren soll. Folgendes<br />

also sind <strong>die</strong> "amtli<strong>ch</strong> festgestellten W<strong>und</strong>er": Eine französis<strong>ch</strong>e Dame wird dur<strong>ch</strong> Berührung mit einem<br />

Strumpfe des Papstes von einem s<strong>ch</strong>merzhaften Beins<strong>ch</strong>aden geheilt; eine dur<strong>ch</strong> Krankheit erblindete Maria<br />

Paesani aus Osimo wird sehend dur<strong>ch</strong> Auflegen eines Stück<strong>ch</strong>ens Stoff, das <strong>die</strong> Lei<strong>ch</strong>e des Papstes bedeckt;<br />

dur<strong>ch</strong> dasselbe Heilmittel genesen eine Dame in Senigallia <strong>und</strong> ein an ho<strong>ch</strong>gradiger Neurasthenie leidender<br />

Kanonikus, Don Gustavo Mengoni. Eine andere Dame in Senigallia ist vor S<strong>ch</strong>merzen fast wahnsinnig – da<br />

rei<strong>ch</strong>t ihr <strong>die</strong> Gräfin Anna Arzilli, des Papstes Ni<strong>ch</strong>te, einen Pantoffel, den Pio Nono getragen; <strong>die</strong> Kranke<br />

bindet si<strong>ch</strong> den Pantoffel um (!) <strong>und</strong> wird sofort ges<strong>und</strong> ! Alle <strong>die</strong>se Mirakula beruhen – wie es heisst – auf<br />

unumstössli<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> mündli<strong>ch</strong>en Zeugnissen. Sollte der Heilige Stuhl sie anerkennen, so können<br />

künftig alle Kliniken, Bäder, heilgymnastis<strong>ch</strong>en Institute usw. <strong>ihre</strong> Pforten ruhig s<strong>ch</strong>liessen. Denn wer wird<br />

Zeit <strong>und</strong> Geld an eine ungewissen Kur vers<strong>ch</strong>wenden, wenn ein alter Strumpf oder ein päpstli<strong>ch</strong>er Pantoffel<br />

alle S<strong>ch</strong>äden des Leibes <strong>und</strong> des Geistes viel si<strong>ch</strong>erer, billiger <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>neller kurieren – ?<br />

So da<strong>ch</strong>ten <strong>die</strong> führenden Herren der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde damals über "w<strong>und</strong>erbare<br />

Krankenheilungen" – <strong>und</strong> heute ? Dur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>mutzige Handtü<strong>ch</strong>er, dur<strong>ch</strong> das Berühren des Anzuges eines<br />

neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostels <strong>und</strong> dergl. sollen angebli<strong>ch</strong> Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde ges<strong>und</strong>


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 12<br />

geworden sein ! – I<strong>ch</strong> glaube kaum, dass ein s<strong>ch</strong>mutziges Handtu<strong>ch</strong> eines neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostels eine<br />

grössere Heilwirkung entfaltet als ein päpstli<strong>ch</strong>er Pantoffel – – – !<br />

"Gottes Mühlen"<br />

"Gottes Mühlen mahlen langsam, aber s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong> fein!", "Irret eu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, Gott lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

spotten!" <strong>und</strong> ähnli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>lagworte sind in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde sehr beliebt. In alten <strong>und</strong> neuen<br />

S<strong>ch</strong>riften <strong>und</strong> in den Gottes<strong>die</strong>nsten wird auf sol<strong>ch</strong>e Worte oft <strong>und</strong> gern hingewiesen; man bemüht si<strong>ch</strong> dabei<br />

eifrig, an Beispielen zu zeigen, wie der "liebe" Gott <strong>die</strong>jenigen bestraft, <strong>die</strong> "sein Werk" (<strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e<br />

Gemeinde) bekämpfen oder verspotten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Gottes<strong>die</strong>nste ni<strong>ch</strong>t regelmässig besu<strong>ch</strong>en oder gar der Gemeinde<br />

den Rücken kehren, an weltli<strong>ch</strong>en Vergnügen teilnehmen usw.<br />

Sonderbar ist hier wieder, dass si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Dinge fast ausnahmslos in weiter Entfernung oder an<br />

ungenannten Orten abspielen. Vieles klingt zwar sehr unglaubhaft, z.B. <strong>die</strong> häufig wiederkehrenden Beri<strong>ch</strong>te,<br />

dass <strong>die</strong>jenigen geisteskrank geworden seien, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde bekämpft oder verspottet<br />

hätten – vieles lässt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> auf ganz natürli<strong>ch</strong>e Weise erklären:<br />

Es gibt ab <strong>und</strong> zu sonderbare Zusammenhänge im mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Leben. Sind sie geeignet, den Eindruck<br />

zu erwecken, als bestätige damit Gott <strong>die</strong> Worte der neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträger, alsdann werden <strong>die</strong>se<br />

Begebenheiten in alle Welt hinausposaunt. Die grosse Anzahl von Fällen, <strong>die</strong> ganz alltägli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> ohne jede<br />

Besonderheit verlaufen oder gar <strong>die</strong> einzelnen Ausnahmen, <strong>die</strong> auf das Gegenteil s<strong>ch</strong>liessen lassen, werden<br />

einfa<strong>ch</strong> totges<strong>ch</strong>wiegen. Die grosse Masse der Neuapostolis<strong>ch</strong>en lässt si<strong>ch</strong> auf <strong>die</strong>se Weise willig irreführen; <strong>die</strong><br />

meisten Mens<strong>ch</strong>en wollen ja betrogen sein – <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>impfen auf <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> <strong>ihre</strong> Betrüger entlarven – – – !<br />

Aus meiner eigenen Erfahrung kann i<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>ten, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erinnern kann, jemals in Dresden<br />

ein bedeutendes Ereignis erlebt zu haben, das als "Fingerzeig Gottes" (im neuapostolis<strong>ch</strong>en Sinne) gedeutet<br />

werden könnte. Wohl aber ist mir ein Fall bekannt, der ni<strong>ch</strong>t geeignet ist, zur Reklame für <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e<br />

Gemeinde verwendet zu werden:<br />

Vor vielen Jahren wurde einer Frau, <strong>die</strong> der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde angehörte, auf dem Wege zum<br />

Mittwo<strong>ch</strong>abend-Gottes<strong>die</strong>nst auf dem Albertplatz in Dresden von der Strassenbahn ein Fuss abgefahren.<br />

Das ist selbstverständli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in alle Welt verbreitet worden ! Hätte <strong>die</strong>se bedauernswerte Frau aber<br />

an jenem Abend <strong>die</strong> Absi<strong>ch</strong>t gehabt, ins Theater, Kino oder gar in den Gottes<strong>die</strong>nst einer anderen religiösen<br />

Gemeinde zu gehen, dann wäre <strong>die</strong>ser Unglücksfall bestimmt als eine "ernste Warnung" <strong>und</strong> "deutli<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e<br />

Gottes" gedeutet <strong>und</strong> in allen neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinden verbreitet worden !<br />

Finanzielle Dinge<br />

<strong>Wie</strong> überall in der Welt, spielt au<strong>ch</strong> in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde das Geld eine grosse Rolle; i<strong>ch</strong><br />

halte es deshalb für angebra<strong>ch</strong>t, <strong>die</strong>ses Gebiet eingehend zu behandeln.<br />

Der frühere Hauptleiter (Stammapostel) der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde, Herr Niehaus, äusserte si<strong>ch</strong> in<br />

Briefen wie folgt:22) "I<strong>ch</strong> habe s<strong>ch</strong>on hin <strong>und</strong> her erwogen, wie es zu ma<strong>ch</strong>en sei, Eu<strong>ch</strong> eine Hilfe zu sein, <strong>und</strong><br />

wohl so, dass das von mir gesandte<br />

ni<strong>ch</strong>t in <strong>die</strong> Bü<strong>ch</strong>er kommt.<br />

I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eue für <strong>die</strong> Na<strong>ch</strong>welt, so grosse Summen in den Bü<strong>ch</strong>ern zu haben. Meine Kasse ist gefüllt."<br />

(6.8.1918.) – "Die Kasse ist rei<strong>ch</strong>. Wer weiss, wer alles bekommt. Wir haben Re<strong>ch</strong>t dazu, davon zu<br />

gebrau<strong>ch</strong>en, was wir nötig haben. I<strong>ch</strong> frage gar ni<strong>ch</strong>t dana<strong>ch</strong>, ob da 1'000 Mark herum gehen oder ni<strong>ch</strong>t.<br />

Wir haben es ja von Gott empfangen (!). Nehmen Sie, was Sie bekommen können,<br />

<strong>und</strong> wenn der Sack Mehl 1'000 Mark kostet.23)<br />

I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e mir darum keine Sorge. .... wer den Acker baut, soll der ni<strong>ch</strong>t von den Frü<strong>ch</strong>ten geniessen ? <strong>und</strong><br />

was <strong>die</strong> Opfer sind, bringt <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t der Acker? – ! – ? Sie sollten aber sehen,<br />

soweit wie es mögli<strong>ch</strong> ist, zu vermimpeln <strong>und</strong> zu vermampeln,24)<br />

denn <strong>die</strong> Na<strong>ch</strong>welt könnte ni<strong>ch</strong>t beurteilen, wie es heute ist." (3. 7. 1918.) – "Was mein Kassenführer ist,<br />

den lasse i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in alles hineinsehen, weil mir andere Mittel zur Verfügung stehen." (22. 8. 1918.) –<br />

"Na in Berlin ist's nun wieder Ruhe,<br />

dem Hallmann habe i<strong>ch</strong> 1'000 Mark gesandt,<br />

damit habe i<strong>ch</strong> ihm bewiesen, dass i<strong>ch</strong> sein Feind ni<strong>ch</strong>t bin." (5. 12. 1919.)<br />

Der frühere sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e Bezirksleiter St. (Leipzig) äusserte si<strong>ch</strong> im Jahre 1923 auf dem Wege zum<br />

Bahnhof Dresden-Neustadt den ihn begleitenden Amtsträgern gegenüber, dass er <strong>die</strong>jenigen unter<br />

<strong>die</strong> Dummen<br />

re<strong>ch</strong>net, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde finanziell unterstützen !


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 13<br />

Der Vorsteher der Dresdner Gemeinde, Herr K., gab in einem Privatgesprä<strong>ch</strong> zu verstehen, dass auf ihn<br />

ein Druck ausgeübt werde,<br />

weil in Dresden ni<strong>ch</strong>t genug geopfert würde !<br />

Wer das weiss, der versteht au<strong>ch</strong>, was es für einen Sinn hat, dass der jetzige sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>e Bezirksleiter L.<br />

(Leipzig) <strong>die</strong> Opferfreudigkeit der einzelnen Gemeinden verglei<strong>ch</strong>t, indem er bere<strong>ch</strong>net, wieviel Opfergeld<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> auf ein Mitglied kommt !<br />

Wenn man no<strong>ch</strong> bedenkt, dass es allgemein übli<strong>ch</strong> ist, Gemeinden mit grossen Opfern oft zu besu<strong>ch</strong>en,<br />

Gemeinden mit kleinen Opfern dagegen selten <strong>und</strong> dass wohlhabende Gemeindeglieder, <strong>die</strong> rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> opfern,<br />

viel liebevoller <strong>und</strong> entgegenkommender behandelt werden, als arme, <strong>die</strong> ni<strong>ch</strong>t viel opfern können – so liegt<br />

der Gedanke sehr nahe, dass <strong>die</strong> Liebe der neuapostolis<strong>ch</strong>en Seelenhirten zu einem guten Teil dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong><br />

Opferbü<strong>ch</strong>se zu gehen s<strong>ch</strong>eint.<br />

Die neuapostolis<strong>ch</strong>en Amtsträger verstehen es re<strong>ch</strong>t gut, <strong>ihre</strong> Gemeinden zum Opfern anzuregen! Da ist<br />

z.B. <strong>die</strong> Bibelstelle Malea<strong>ch</strong>i 3, 10, auf <strong>die</strong> s<strong>ch</strong>on vor vielen Jahren hingewiesen wurde: "Bringet aber <strong>die</strong><br />

Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei; <strong>und</strong> prüfet mi<strong>ch</strong> hierin, spri<strong>ch</strong>t der Herr<br />

Zebaoth, ob i<strong>ch</strong> eu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t des Himmels Fenster auftun werde <strong>und</strong> Segen herabs<strong>ch</strong>ütten <strong>die</strong> Fülle. "Das heisst auf<br />

gut deuts<strong>ch</strong>: Steckt den zehnten Teil eures Einkommens in <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>e Opferbü<strong>ch</strong>se <strong>und</strong> Gott wird eu<strong>ch</strong><br />

dafür segnen. Zeigt si<strong>ch</strong> der "Segen" ausnahmsweise einmal in Gestalt eines unerwarteten Ges<strong>ch</strong>enkes, einer<br />

Nebeneinnahme oder dergl., so wird hierauf mit dem nötigen Na<strong>ch</strong>druck hingewiesen; bleibt der Segen jedo<strong>ch</strong><br />

aus, so sagt man ni<strong>ch</strong>ts oder su<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> irgendwie herauszureden.<br />

Tieropfer, <strong>die</strong> do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Alten Testament gefordert werden, halten <strong>die</strong> Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde für wertlos, wenn es si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> um Geld handelt, haben <strong>die</strong> alttestamentli<strong>ch</strong>en Opfergesetze no<strong>ch</strong><br />

Gültigkeit (!). – Die Bibel wird eben so angewendet <strong>und</strong> gedeutet, wie es "zeitgemäss" erforderli<strong>ch</strong> ist, d.h., wie<br />

es den Interessen <strong>die</strong>ser Herren entspri<strong>ch</strong>t !<br />

Es gibt au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> andere Mittel <strong>und</strong> Wege, um zum Opfer anzuregen:<br />

In Dresden ist gelehrt worden,<br />

dass Gott denen viele Sünden vergibt, <strong>die</strong> viel opfern –<br />

mit dem ausdrückli<strong>ch</strong>en Hinweis (!), dass niemand auf den Gedanken kommen dürfe: Wenn das Geld im Kasten<br />

klingt, <strong>die</strong> Seele in den Himmel springt !<br />

Am 23. Febr. 1931 hat der Bezirksvorsteher K. (Leipzig) in der Mitgliederversammlung der Dresdner<br />

Gemeinde wieder na<strong>ch</strong>drückli<strong>ch</strong> auf das Opfern hingewiesen; wobei er ausdrückli<strong>ch</strong> betonte, dass es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

darum handle, den Apostolis<strong>ch</strong>en das Geld aus der Tas<strong>ch</strong> zu ziehen (!).<br />

Am Anfang ging er wie <strong>die</strong> Katze um den heissen Brei; er sagte zunä<strong>ch</strong>st, es sei jedem selbst überlassen,<br />

wieviel er opfern wolle – bald wurde er jedo<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>er: Das Opfer sei dem Glauben entspre<strong>ch</strong>end. Sei<br />

der Glaube ni<strong>ch</strong>ts wert, so sei au<strong>ch</strong> das Opfer ni<strong>ch</strong>ts wert; wer einen guten Glauben habe, werde au<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>end<br />

opfern. Im Opfer zeige si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>, wieviel dem Einzelnen der liebe Gott wert sei: Wer einen Pfennig<br />

opfert, dem sei der liebe Gott au<strong>ch</strong> nur einen Pfennig wert usw. Wer 5 Mark ver<strong>die</strong>ne, könne natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t 20<br />

Mark opfern (!); wenn jedo<strong>ch</strong> jemand wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> 20 Mark ver<strong>die</strong>ne <strong>und</strong> davon 2 Mark opfere, so dürfe man<br />

ni<strong>ch</strong>t sagen, mit 18 Mark könne niemand auskommen. Wer mit 18 Mark ni<strong>ch</strong>t auskäme, komme au<strong>ch</strong> mit 20<br />

Mark ni<strong>ch</strong>t aus (!). – Offenbar sind Herr K. <strong>und</strong> seine Hintermänner der Ansi<strong>ch</strong>t, dass jemand, der sowieso<br />

s<strong>ch</strong>on hungert oder vieles entbehren muss, ruhig no<strong>ch</strong> mehr entbehren kann, damit <strong>die</strong> Herren Apostel <strong>und</strong> <strong>ihre</strong><br />

Getreuen "standesgemäss" leben können !<br />

Herr K. hat dann seinen "anvertrauten S<strong>ch</strong>afen" no<strong>ch</strong> eine Bibelstelle zu lesen empfohlen: Malea<strong>ch</strong>i 3,8-<br />

9 "Ists re<strong>ch</strong>t, dass ein Mens<strong>ch</strong> Gott täus<strong>ch</strong>et, wie ihr mi<strong>ch</strong> täus<strong>ch</strong>et? So spre<strong>ch</strong>et ihr: Womit täus<strong>ch</strong>en wir di<strong>ch</strong>?<br />

Am Zehnten <strong>und</strong> Hebopfer. Darum seid ihr au<strong>ch</strong> verflu<strong>ch</strong>t, dass eu<strong>ch</strong> alles unter den Händen zerrinnet; denn ihr<br />

täus<strong>ch</strong>et mi<strong>ch</strong> allesamt."<br />

Zum besseren Verständnis <strong>die</strong>ser Bibelstelle führte er no<strong>ch</strong> aus, dass jeder Mens<strong>ch</strong> gewissermassen an<br />

Gott Pa<strong>ch</strong>t (gemeint sind <strong>die</strong> Geldopfer) zu zahlen habe; <strong>und</strong> wer <strong>die</strong> Pa<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t bezahle, zu dem komme der<br />

Geri<strong>ch</strong>tsvollzieher (der Teufel). <strong>Wie</strong> das zu verstehen ist, zeigte er an folgendem Beispiel:<br />

Ein Apostolis<strong>ch</strong>er habe einmal den Betrag, den er sonst regelmässig jeden Sonntag opferte, ausnahmsweise<br />

für einen anderen Zweck verwendet. Darauf hätte er am folgenden Montag vormittags tü<strong>ch</strong>tige Zahns<strong>ch</strong>merzen<br />

bekommen <strong>und</strong> sei deshalb sofort zu einem in der Nähe wohnenden Dentisten gegangen. Dieser habe<br />

an dem Zahn ni<strong>ch</strong>ts finden können (!). Da es der Betreffende jedo<strong>ch</strong> vor S<strong>ch</strong>merzen ni<strong>ch</strong>t ausgehalten habe, hätte<br />

er si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>sen Zahn sofort ziehen lassen – <strong>und</strong> der S<strong>ch</strong>merz sei weg gewesen. Die Krankenkasse hätte das<br />

Zahnziehen ni<strong>ch</strong>t bezahlt, weil es von einem Dentisten ausgeführt worden sei. Der betreffende Mann habe dafür<br />

10 Mark (!) bezahlen müssen, er hätte einen ges<strong>und</strong>en Zahn eingebüsst <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> seien ihm no<strong>ch</strong> 1½<br />

St<strong>und</strong>en vom Lohn abgezogen worden – das alles nur deshalb, weil er "den lieben Gott" um "sein Opfer"<br />

betrogen hatte (!).<br />

Als der Betreffende <strong>die</strong>ses Erlebnis Herrn K. erzählt hätte, habe er zu ihm gesagt,<br />

<strong>die</strong> Hauptsa<strong>ch</strong>e sei, dass er dadur<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lau geworden wäre (!).


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 14<br />

Da mir <strong>die</strong>se Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te sehr unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> vorkam, s<strong>ch</strong>rieb i<strong>ch</strong> an Herrn K. <strong>und</strong> bat ihn, mir <strong>die</strong><br />

Adresse der betreffenden Person anzugeben, damit i<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Angelegenheit na<strong>ch</strong>prüfen könne.<br />

Herr K. antwortete mir ni<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> gab damit zu erkennen, dass er si<strong>ch</strong> weigert, mir <strong>die</strong> erforderli<strong>ch</strong>en<br />

Angaben zu ma<strong>ch</strong>en. Damit hat er stills<strong>ch</strong>weigend zugegeben, dass <strong>die</strong>se Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te erlogen ist.<br />

I<strong>ch</strong> bin fest überzeugt, dass es genug Neuapostolis<strong>ch</strong>e gibt, <strong>die</strong> – au<strong>ch</strong> wenn sie das gelesen haben –<br />

trotzdem wie bisher "dem lieben Gott" "ihr Opfer darbringen". – Auf religiösem Gebiet hat <strong>die</strong> mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />

Einfalt keine Grenzen ! – – –<br />

Nur wer <strong>die</strong> Gottes<strong>die</strong>nste besu<strong>ch</strong>t, der kann opfern, das ist selbstverständli<strong>ch</strong>; wer selten in den<br />

Gottes<strong>die</strong>nst kommt, der opfert au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t viel – das wissen <strong>die</strong> Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde aus<br />

Erfahrung. Was liegt da näher, als dass <strong>die</strong>se Herren na<strong>ch</strong>drückli<strong>ch</strong> darauf hinweisen, dass der regelmässige<br />

Besu<strong>ch</strong> der neuapostolis<strong>ch</strong>en Gottes<strong>die</strong>nste zum Erringen der ewigen Seligkeit unbedingt nötig sei ! Ausserdem<br />

weist man au<strong>ch</strong> gern darauf hin, wel<strong>ch</strong>e Folgen das Versäumen der Gottes<strong>die</strong>nste s<strong>ch</strong>on hier auf Erden haben<br />

kann; i<strong>ch</strong> will das no<strong>ch</strong> mit einem Beispiel belegen:<br />

In der "Beilage zur Neuapostolis<strong>ch</strong>en R<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>au" vom 2. Januar 1910 kann man auf Seite 8 folgendes<br />

lesen:<br />

Kuriert. Am Weihna<strong>ch</strong>tsabend war i<strong>ch</strong> das erstemal in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde. I<strong>ch</strong> sagte zu dem<br />

mi<strong>ch</strong> an <strong>die</strong> Bahn begleitenden Vorsteher, dass i<strong>ch</strong> am 4. Februar wieder kommen wolle, weil meine Verhältnisse<br />

au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> rosigsten waren <strong>und</strong> das Reisegeld 3 Mark betrug. Kurz vor dem 4. Februar teilte mir der<br />

Vorsteher mit, dass au<strong>ch</strong> Sonntags vorm. 9 ½ Uhr Gottes<strong>die</strong>nst sei.<br />

I<strong>ch</strong> hatte nun in der Na<strong>ch</strong>t vom 3. auf 4. Februar Na<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> kam morgens 6 Uhr na<strong>ch</strong> Hause. I<strong>ch</strong><br />

wollte mi<strong>ch</strong> nun fertig ma<strong>ch</strong>en zu dem Zuge, der 7 Uhr abging, dass i<strong>ch</strong> um 9 ½ im Gottes<strong>die</strong>nst sei. Meine<br />

liebe Frau erhob dagegen Einspru<strong>ch</strong>, indem sie sagte, i<strong>ch</strong> solle do<strong>ch</strong> bedenken, dass i<strong>ch</strong> <strong>die</strong> ganze Na<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t<br />

ges<strong>ch</strong>lafen <strong>und</strong> dann sei do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> das Geld so knapp usw. I<strong>ch</strong> liess mi<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> von meinem Vorhaben<br />

zurückhalten <strong>und</strong> legte mi<strong>ch</strong> zu Bett.<br />

Als i<strong>ch</strong> aufwa<strong>ch</strong>te, sah i<strong>ch</strong> zuerst auf meine Tas<strong>ch</strong>enuhr, da war es genau 9 ½ Uhr. Do<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Uhr stand still,<br />

alles S<strong>ch</strong>ütteln half ni<strong>ch</strong>ts, sie ging ni<strong>ch</strong>t mehr. I<strong>ch</strong> stand auf <strong>und</strong> sah, dass es auf der Uhr in der Wohnstube<br />

12 war. Des Na<strong>ch</strong>mittags lud uns der Na<strong>ch</strong>bar zu einem Gesells<strong>ch</strong>aftsabend ein, wo i<strong>ch</strong> <strong>und</strong> meine Frau au<strong>ch</strong><br />

mitgingen, es war das erstemal.<br />

Beim Na<strong>ch</strong>hausegehen vergnügte si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft mit S<strong>ch</strong>neeballwerfen. I<strong>ch</strong> beteiligte mi<strong>ch</strong> weiter ni<strong>ch</strong>t<br />

daran, do<strong>ch</strong> als wir vor unserer Haustür standen, warf i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einmal <strong>und</strong> siehe da – mein Trauring flog<br />

mit fort. Nun wurde <strong>die</strong> Lampe herausgeholt <strong>und</strong> gesu<strong>ch</strong>t, do<strong>ch</strong> wir fanden ihn ni<strong>ch</strong>t, aber bei dem Su<strong>ch</strong>en<br />

zerbra<strong>ch</strong>en wir den Zylinder <strong>und</strong> den Lampens<strong>ch</strong>irm. Dann gingen wir in das Zimmer <strong>und</strong> i<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>nete<br />

zusammen, was uns der Abend gekostet, <strong>und</strong> statt der 3 Mark Fahrgeld war folgende Re<strong>ch</strong>nung entstanden:<br />

Reparaturkosten der Uhr 4,-- Mk.<br />

Ze<strong>ch</strong>e vom Gesells<strong>ch</strong>aftsabend<br />

1,50 Mk.<br />

Mein Trauring verloren<br />

Lampens<strong>ch</strong>irm <strong>und</strong> Zylinder<br />

13,-- Mk.<br />

--,50 Mk.<br />

Summa 19,-- Mk.<br />

Dann sagte i<strong>ch</strong>: Lieber Gott, i<strong>ch</strong> danke dir, jetzt bin i<strong>ch</strong> kuriert. Fr. M.<br />

Man sieht, s<strong>ch</strong>on vor mehr als 20 Jahren verstand man es vortreffli<strong>ch</strong>, aus einem ganz sonderbaren<br />

Fall,25) der unter Tausenden <strong>und</strong> Abertausenden von Fällen einzig dasteht, <strong>die</strong> "Spra<strong>ch</strong>e Gottes" "ri<strong>ch</strong>tig" zu<br />

deuten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde vor der "s<strong>ch</strong>weren Sünde" zu warnen, <strong>die</strong> im Versäumen<br />

der neuapostolis<strong>ch</strong>en Gottes<strong>die</strong>nste besteht.<br />

Au<strong>ch</strong> damals s<strong>ch</strong>on versi<strong>ch</strong>erte man, "ein jeder opfert aus freier Liebe, was ihm beliebt"<br />

("Neuapostolis<strong>ch</strong>e R<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>au" vom 28. März 1909, Seite 66); allerdings hielt man es glei<strong>ch</strong>zeitig für<br />

angebra<strong>ch</strong>t, <strong>die</strong>se "freie Liebe" etwas anzufa<strong>ch</strong>en: "Wer aber ni<strong>ch</strong>ts opfern will, zu dem sagen wir, dem ist au<strong>ch</strong><br />

sein Seelenheil ni<strong>ch</strong>t drei Silberlinge wert, viel weniger 30 Silberlinge, für den ist es besser, er geht von uns<br />

hinaus, je eher, desto besser für ihn, denn er versündigt si<strong>ch</strong> dann ni<strong>ch</strong>t erst no<strong>ch</strong> mehr." ("Neuapostolis<strong>ch</strong>e<br />

R<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>au" vom 11. April 1909, Seite 83.)<br />

So werden ängstli<strong>ch</strong>-lei<strong>ch</strong>tgläubige Mens<strong>ch</strong>en dahin gebra<strong>ch</strong>t, dass sie aus "innerster Überzeugung" <strong>die</strong><br />

neuapostolis<strong>ch</strong>en Gottes<strong>die</strong>nste besu<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> "ganz freiwillig" ihr Opfer "dem Herrn darbringen". – – –<br />

Man sollte eigentli<strong>ch</strong> meinen, dass es genug wäre, wenn jemand den zehnten Teil seines Einkommens<br />

der Kir<strong>ch</strong>e opfert. Do<strong>ch</strong> <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>e Geldgier hat beinahe keine Grenzen:<br />

Vor einiger Zeit wurde den Neuapostolis<strong>ch</strong>en no<strong>ch</strong> ein besonderes "Lokalbau-Opfer"26) (monatli<strong>ch</strong> 1,-<br />

Mark pro Mitglied) ans Herz gelegt,<br />

mit der ausdrückli<strong>ch</strong>en Bestimmung, dass dadur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> anderen Opfer ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>mälert<br />

werden dürfen (!).<br />

Damit no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t genug, gibt es ab <strong>und</strong> zu no<strong>ch</strong> Gelegenheiten, den Geldbeutel der Neuapostolis<strong>ch</strong>en zu<br />

erlei<strong>ch</strong>tern, z.B. wenn eine neugegründete Gemeinde Gesangbü<strong>ch</strong>er brau<strong>ch</strong>t – do<strong>ch</strong> über <strong>die</strong> Verwendung der


Gelder wird den Gliedern niemals Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft abgelegt !<br />

<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 15<br />

"Li<strong>ch</strong>twaffen"<br />

Unter <strong>die</strong>sem Titel ist vor zwanzig Jahren eine neuapostolis<strong>ch</strong>e Streits<strong>ch</strong>rift ers<strong>ch</strong>ienen.<br />

I<strong>ch</strong> wählte dasselbe S<strong>ch</strong>lagwort als Übers<strong>ch</strong>rift für <strong>die</strong>ses Kapitel, in dem i<strong>ch</strong> über meine Erfahrungen<br />

im Kampfe gegen <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde beri<strong>ch</strong>ten werde, um zu zeigen, was von <strong>die</strong>sem <strong>und</strong> ähnli<strong>ch</strong>en<br />

neuapostolis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lagworten zu halten ist.<br />

Bevor i<strong>ch</strong> mit der S<strong>ch</strong>ilderung der neuapostolis<strong>ch</strong>en Kampfesweisen – wie i<strong>ch</strong> sie kennengelernt habe<br />

– beginne, will i<strong>ch</strong> erst no<strong>ch</strong> zwei Stellen aus neuapostolis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riften anführen, um <strong>die</strong> Verlogenheit des<br />

neuapostolis<strong>ch</strong>en Systems besser zu kennzei<strong>ch</strong>nen:<br />

In der "Wä<strong>ch</strong>terstimme" vom 1. Februar 1925 wird auf Seite 38 erwähnt, dass <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e<br />

Gemeinde von den vers<strong>ch</strong>iedensten Seiten heftig bekämpft würde. "Das ruft indes in unsern Reihen ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong><br />

geringste Beunruhigung hervor, als könnte das unserer Kir<strong>ch</strong>e Eintrag tun. Denn das Gegenteil ist der Fall. Das<br />

göttli<strong>ch</strong>e Werk wird gerade dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> heftigste Bekämpfung am meisten gefördert."<br />

In dem Bu<strong>ch</strong> "Der Grösste unter ihnen" ist auf Seite 112 zu lesen: "Der Stammapostel hat in den letzten<br />

Jahren auf S<strong>ch</strong>mähs<strong>ch</strong>riften, mögen sie von no<strong>ch</strong> so beleidigendem Inhalte gestrotzt haben, ni<strong>ch</strong>t mehr geantwortet.<br />

Die feindli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>mähungen haben dem Werk Gottes ni<strong>ch</strong>t im geringsten Abbru<strong>ch</strong> getan,<br />

sondern viel Gutes gebra<strong>ch</strong>t."<br />

Diesen Worten mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> meine eigenen Erfahrungen gegenüberstellen:<br />

Am 22. April 1930 wollte i<strong>ch</strong> in einer Jugendversammlung über vers<strong>ch</strong>iedene Dinge, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> meiner<br />

Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit den Lehren der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde in Einklang bringen lassen, Aufklärung<br />

haben (nebenbei bemerkt, es ist dort gestattet, Fragen zu stellen). I<strong>ch</strong> hatte meine Fragen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> niedergelegt;<br />

mitten im Vorlesen unterbra<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> Herr K. (Vorsteher der Dresdner Gemeinde) jedo<strong>ch</strong> <strong>und</strong> sagte, dazu sei<br />

keine Zeit übrig, i<strong>ch</strong> solle ihm den Zettel geben – i<strong>ch</strong> bekäme <strong>die</strong> Antwort darauf vom Apostel. Als i<strong>ch</strong> darauf<br />

hindeutete, dass i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> meinen bisherigen Erfahrungen als Antwort <strong>die</strong> Auss<strong>ch</strong>liessung aus der Gemeinde zu<br />

erwarten hätte <strong>und</strong> betonte, dass mir na<strong>ch</strong> den Worten des Hauptleiters Niehaus das Re<strong>ch</strong>t zustehe, Beweise zu<br />

verlangen, wenn etwas behauptet wird, verbot mir Herr K. das Wort, berief si<strong>ch</strong> auf seine Hausordnung <strong>und</strong><br />

drohte mir,<br />

mi<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Polizei hinauswerfen zu lassen,27)<br />

wenn i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ruhig wäre! I<strong>ch</strong> habe Herrn K. dann no<strong>ch</strong> bei passender Gelegenheit gefragt, ob es Jesus au<strong>ch</strong> so<br />

gema<strong>ch</strong>t hätte, dass er denen das Wort verbot, <strong>die</strong> ihn etwas fragten. Da bekam er einen roten Kopf <strong>und</strong> konnte<br />

mir keine Antwort geben !<br />

<strong>Wie</strong> i<strong>ch</strong> ganz ri<strong>ch</strong>tig vermutet hatte, teilte mir der Bezirksvorsteher R. (Leipzig) in einem S<strong>ch</strong>reiben<br />

vom 16. Mai 193028) (selbstverständli<strong>ch</strong> im Auftrage des Apostels !) als "Antwort" auf meine Fragen unter<br />

anderem mit, dass i<strong>ch</strong> als Mitglied der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde ni<strong>ch</strong>t mehr in Frage komme <strong>und</strong> dass er dem<br />

Vorsteher der Dresdner Gemeinde Anweisung erteilt habe, mir den Zutritt zu den Gottes<strong>die</strong>nsten, Jugendversammlungen<br />

usw. zu verwehren ! Auf <strong>die</strong>se Weise werden unangenehme Fragesteller m<strong>und</strong>tot gema<strong>ch</strong>t !<br />

I<strong>ch</strong> hatte das <strong>und</strong> vers<strong>ch</strong>iedene andere Tatsa<strong>ch</strong>en in einer se<strong>ch</strong>sseitigen Aufklärungss<strong>ch</strong>rift niedergelegt<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong>se an <strong>die</strong> Mitglieder der Dresdner Gemeinde verteilt.<br />

Der Dresdner Vorsteher, Herr K., hat daraufhin meinen Vater wiederholt aufgefordert, mi<strong>ch</strong> "rauszus<strong>ch</strong>meissen".<br />

Weil das mein Vater ni<strong>ch</strong>t getan hat, sagte ihm Herr K., dann wolle er dafür sorgen, dass i<strong>ch</strong> aus dem<br />

Hause käme;29) er werde Unters<strong>ch</strong>riften sammeln, dass i<strong>ch</strong> der missliebigste Mens<strong>ch</strong> im ganzen Hause sei !<br />

(Wodur<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> im Hause unbeliebt gema<strong>ch</strong>t haben soll, ist mir rätselhaft; Hausbewohner haben si<strong>ch</strong> dazu<br />

geäussert, Herr K. werde wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> keine einzige Unters<strong>ch</strong>rift bekommen – Herr K. hat das viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong><br />

eingesehen, denn i<strong>ch</strong> habe ni<strong>ch</strong>ts wieder von <strong>die</strong>ser Sa<strong>ch</strong>e gehört.)<br />

Die neuapostolis<strong>ch</strong>e Verteidigungswut ist au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> zu anderen Dingen fähig: Herr K. hat si<strong>ch</strong> einem<br />

meiner nä<strong>ch</strong>sten Verwandten gegenüber geäussert, i<strong>ch</strong> könne s<strong>ch</strong>reiben, so viel i<strong>ch</strong> wolle, es werde mir do<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>ts nützen;<br />

er habe s<strong>ch</strong>on zwei Brüder, <strong>die</strong> mir das nä<strong>ch</strong>ste Mal meine S<strong>ch</strong>riften wegnehmen<br />

würden, bevor i<strong>ch</strong> sie auf der Strasse verteilen könne !<br />

Da meine S<strong>ch</strong>rift nur Tatsa<strong>ch</strong>en enthielt, <strong>die</strong> man ni<strong>ch</strong>t widerlegen konnte, hat man der Gemeinde<br />

empfohlen, meine S<strong>ch</strong>riften ni<strong>ch</strong>t anzunehmen oder sofort zu verbrennen; man hat vor mir gewarnt <strong>und</strong> mi<strong>ch</strong><br />

sogar im Gottes<strong>die</strong>nst (!) als "dummen Jungen" bezei<strong>ch</strong>net <strong>und</strong> mit biblis<strong>ch</strong>en Gestalten (Judas, Absalom)<br />

vergli<strong>ch</strong>en !<br />

<strong>Wie</strong> si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Politik auswirkt, erkennt man am besten daran, wie si<strong>ch</strong> Mitglieder der Dresdner<br />

Gemeinde verhielten, als i<strong>ch</strong> meine S<strong>ch</strong>riften verteilte:


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 16<br />

Ein Mann, der meine Aufklärungss<strong>ch</strong>rift no<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t kannte, nannte mi<strong>ch</strong> "du verflu<strong>ch</strong>ter Lausejunge",<br />

ging mit den Fäusten auf mi<strong>ch</strong> los <strong>und</strong> wollte mir meine S<strong>ch</strong>riften entreissen. Andere ma<strong>ch</strong>ten Bemerkungen<br />

wie: "Behalten Sie nur Ihren Dreck !", "S<strong>ch</strong>ämen Sie si<strong>ch</strong> !", "Sie werden s<strong>ch</strong>on Ihren Lohn erhalten !"<br />

usw. – – –<br />

Die Satzung der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde<br />

Da <strong>die</strong> Satzung der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde auf Aussenstehende, namentli<strong>ch</strong> auf vertrauensselige<br />

Mens<strong>ch</strong>en, einen dur<strong>ch</strong>aus sympathis<strong>ch</strong>en Eindruck ma<strong>ch</strong>en kann, halte i<strong>ch</strong> es für dringend nötig, auf <strong>die</strong>se<br />

Satzung näher einzugehen. Sie ist geeignet,<br />

lei<strong>ch</strong>tgläubige Mens<strong>ch</strong>en zu täus<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> irrezuführen.<br />

Von Bedeutung ist vor allem folgendes:<br />

§ 2 (Zweck des Vereins), II:<br />

Der innere Zweck des Vereins ist:<br />

1. auf Gr<strong>und</strong> der Einri<strong>ch</strong>tung der Urkir<strong>ch</strong>e seine Mitglieder zu <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>em Wandel <strong>und</strong> Werken zu erziehen;<br />

2. reine Nä<strong>ch</strong>stenliebe <strong>und</strong> <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Wohltätigkeit zu pflegen <strong>und</strong> zu üben;<br />

3. sittli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> moralis<strong>ch</strong> gesunkenen Personen wieder aufzuhelfen <strong>und</strong> beizustehen, um sie somit als brau<strong>ch</strong>bare<br />

<strong>und</strong> nützli<strong>ch</strong>e Glieder dem Staats- <strong>und</strong> Gemeindeleben wieder zuzuführen.<br />

Dieser Zweck wird errei<strong>ch</strong>t:<br />

a. dur<strong>ch</strong> regelmässige Gottes<strong>die</strong>nste na<strong>ch</strong> dem Vorbild der Urkir<strong>ch</strong>e;<br />

b. dur<strong>ch</strong> eine sorgfältige sittli<strong>ch</strong>e Beeinflussung der heranwa<strong>ch</strong>senden Jugend;<br />

c. dur<strong>ch</strong> eine zweckentspre<strong>ch</strong>ende Armenfürsorge in- <strong>und</strong> ausserhalb des Vereins, sowie dur<strong>ch</strong> Förderung<br />

der allgemeinen Volks- <strong>und</strong> Wohlfahrtspflege in Staat <strong>und</strong> Gemeinde.<br />

Jeder, der <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde gründli<strong>ch</strong> kennt <strong>und</strong> der si<strong>ch</strong> über <strong>die</strong> Urkir<strong>ch</strong>e einigermassen<br />

orientiert hat, weiss, dass <strong>die</strong>se Angaben ni<strong>ch</strong>t der Wahrheit entspre<strong>ch</strong>en. Es würde zu weit führen, wenn i<strong>ch</strong><br />

auf Einzelheiten eingehen wollte; i<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te aber do<strong>ch</strong> einiges anführen:<br />

1. Das innere Wesen der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde entspri<strong>ch</strong>t weit mehr dem Katholizismus als der<br />

Urkir<strong>ch</strong>e; ferner stammen <strong>die</strong> spiritistis<strong>ch</strong>en Ideen in der neuapostolis<strong>ch</strong>en Lehre ni<strong>ch</strong>t aus der Urkir<strong>ch</strong>e,<br />

sondern aus spiritistis<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>ern, <strong>die</strong> Herr Niehaus [Stammapostel] in seinem Bü<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>rank hatte.<br />

2. Es ist mir ni<strong>ch</strong>t bekannt geworden, dass si<strong>ch</strong> einmal neuapostolis<strong>ch</strong>e Amtsträger um sittli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> moralis<strong>ch</strong><br />

gesunkene Personen bemüht hätten, um sie dem Staats- <strong>und</strong> Gemeindeleben als brau<strong>ch</strong>bare <strong>und</strong> nützli<strong>ch</strong>e<br />

Glieder wieder zuzuführen.<br />

3. Obwohl <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde über Millionenwerte verfügt, ist <strong>die</strong> Armenfürsorge – soviel mir<br />

bekannt ist – innerhalb der Gemeinde sehr dürftig. Von Armenfürsorge ausserhalb der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde <strong>und</strong> Förderung der allgemeinen Volks- <strong>und</strong> Wohlfahrtspflege in Staat <strong>und</strong> Gemeinde habe i<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> nie etwas gehört.<br />

§ 4 (Re<strong>ch</strong>te <strong>und</strong> Pfli<strong>ch</strong>ten des Vorstandes), II:<br />

Na<strong>ch</strong> eingeholter Zustimmung des Hauptleiters (Stammapostels) beruft <strong>und</strong> leitet der Vorstand <strong>die</strong> Mitgliederversammlungen.<br />

Er hat <strong>die</strong> Pfli<strong>ch</strong>t, mindestens einmal im Jahr,30) sowie au<strong>ch</strong> dann <strong>die</strong> Mitgliederversammlung<br />

einzuberufen, wenn das Interesse es Vereins es erfordert oder wenn neun Zehntel (!) der vorhandenen<br />

Mitglieder einen iesbezügli<strong>ch</strong>en Antrag nter Angabe des Zwecks <strong>und</strong> der Gründe bei ihm bestellen.31)<br />

. . . .<br />

§ 7 (Die Mitgliederversammlung), Absatz 4:<br />

Zur Gültigkeit der gefassten Bes<strong>ch</strong>lüsse ist <strong>die</strong> Zustimmung von drei Vierteln der ers<strong>ch</strong>ienenen stimmbere<strong>ch</strong>-<br />

Tigten Mitglieder, sowie <strong>die</strong> Zustimmung des Stammapostels erforderli<strong>ch</strong>, der das Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

als Zei<strong>ch</strong>en seiner Zustimmung zu unterzei<strong>ch</strong>nen hat.<br />

§ 8 (Beiträge <strong>und</strong> Vereinsvermögen), II., Absatz 2:<br />

Die Mitglieder haben keinen Anteil am Vereinsvermögen.<br />

§ 10 (Auflösung des Vereins), Absatz 1:<br />

Bei der Auflösung des Vereins erfolgt <strong>die</strong> Liquidation in Gemässheit der §§ 48 – 51 BGB dur<strong>ch</strong> einen von<br />

dem Stammapostel zu bestellenden Liquidator, der das vorhandene Vermögen na<strong>ch</strong> Ablauf eines Jahres na<strong>ch</strong><br />

der öffentli<strong>ch</strong>en Bekanntma<strong>ch</strong>ung an <strong>die</strong> Vereinskasse des Apostelkollegiums der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde<br />

Deuts<strong>ch</strong>lands abzuführen hat. . . . .<br />

§ 11 (Auslegung der Satzung):<br />

Über <strong>die</strong> Auslegung der Satzung ents<strong>ch</strong>eidet der Stammapostel.<br />

Die Satzung muss von jedem Mitglied der Gemeinde anerkannt werden – "Er hat bei seiner Aufnahme<br />

zu versi<strong>ch</strong>ern, dass er <strong>die</strong> Verfassung der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde anerkennt <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> den Anordnungen <strong>und</strong><br />

Bes<strong>ch</strong>lüssen des Stammapostels, des Apostelkollegiums <strong>und</strong> des Apostelbezirksleiters unbedingt fügt" (§ 6 der<br />

Satzung: Erwerb <strong>und</strong> Verlust der Mitglieds<strong>ch</strong>aft) – irgendwel<strong>ch</strong>e spätere Einwände nützen demna<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts. Im


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 17<br />

übrigen ist an den Bestimmungen der Satzung ni<strong>ch</strong>t zu rütteln, solange <strong>die</strong> Paragraphen 35 <strong>und</strong> 45 des Bürgerli<strong>ch</strong>en<br />

Gesetzbu<strong>ch</strong>es32) gültig sind. Alle deuts<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>te (au<strong>ch</strong> das Rei<strong>ch</strong>sgeri<strong>ch</strong>t) fällen <strong>ihre</strong> Urteile nur auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Bestimmungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> eingetragene Satzung enthält – das haben <strong>die</strong> Prozesse gegen den<br />

früheren sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Bezirksleiter B. bewiesen !<br />

Das bedeutet: Die Mitglieder des Apostelkollegiums (der Stammapostel, <strong>die</strong> Apostel <strong>und</strong> Apostelhelfer)<br />

sind jederzeit<br />

auf Gr<strong>und</strong> des § 10 der Satzung bere<strong>ch</strong>tigt, das gesamte Vermögen der<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde unter si<strong>ch</strong> zu teilen ! ! !<br />

Die Mitglieder sind hiergegen völlig ma<strong>ch</strong>tlos, alle Protestversammlungen würden ni<strong>ch</strong>t das Geringste<br />

nützen (Bes<strong>ch</strong>lüsse von Mitgliederversammlungen, <strong>die</strong> dem Stammapostel ni<strong>ch</strong>t zusagen, werden einfa<strong>ch</strong> von<br />

ihm ni<strong>ch</strong>t anerkannt <strong>und</strong> sind damit gesetzli<strong>ch</strong> ungültig33) – im übrigen haben ja <strong>die</strong> Mitglieder dur<strong>ch</strong><br />

Anerkennung der Satzung dem Stammapostel das Re<strong>ch</strong>t gegeben, <strong>die</strong> Satzung na<strong>ch</strong> seinem Gutdünken<br />

auszulegen !); vergl. § 7, Absatz 4, § 8, II., Absatz 2 <strong>und</strong> § 11 der Satzung. Man hat gründli<strong>ch</strong> dafür gesorgt,<br />

dass <strong>die</strong> Mitglieder der Gemeinde im Ernstfalle<br />

völlig re<strong>ch</strong>t- <strong>und</strong> ma<strong>ch</strong>tlos<br />

sind ! Es kann also kommen, was da will, <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostel sind alle gema<strong>ch</strong>te Männer !<br />

Bemerkenswert ist no<strong>ch</strong>, dass von der in § 45 des BGB ausdrückli<strong>ch</strong> vorgesehenen Mögli<strong>ch</strong>keit, dass<br />

das Vereinsvermögen dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss der Mitgliederversammlung einer öffentli<strong>ch</strong>en Stiftung zugewiesen<br />

werden könne, kein Gebrau<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t worden ist !<br />

Beweist das ni<strong>ch</strong>t klar <strong>und</strong> deutli<strong>ch</strong>, dass es den neuapostolis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>enfürsten darum zu tun ist,<br />

si<strong>ch</strong> einen wohlgefüllten Geldsack zu si<strong>ch</strong>ern ? ? ?<br />

Wäre es ni<strong>ch</strong>t viel ri<strong>ch</strong>tiger, das Gemeindevermögen im Falle der Auflösung für wohltätige Zwecke zu<br />

verwenden ?<br />

In <strong>die</strong>sem Sinne habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in meiner Aufklärungss<strong>ch</strong>rift geäussert, <strong>die</strong> i<strong>ch</strong> im Oktober 1930 an<br />

zwölf neuapostolis<strong>ch</strong>e Apostel gesandt habe.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> der Vereinsakten stellte i<strong>ch</strong> fest, dass am 1. August 1931 weder in Dresden, no<strong>ch</strong> in Leipzig<br />

eine neue Satzung geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> eingetragen war.34) Man lässt also <strong>die</strong> von mir erhobenen Vorwürfe ruhig auf si<strong>ch</strong><br />

sitzen <strong>und</strong> hält es ni<strong>ch</strong>t für nötig, si<strong>ch</strong> von dem Verda<strong>ch</strong>t zu reinigen, dass man si<strong>ch</strong> mit dem Gedanken trage, <strong>die</strong><br />

in blindem Vertrauen dargebra<strong>ch</strong>ten Opfer der Gemeindemitglieder evtl. eines Tages<br />

mit dem S<strong>ch</strong>ein des Re<strong>ch</strong>ts an si<strong>ch</strong> zu bringen.<br />

Es ist sonnenklar, dass derartige Bestimmungen ni<strong>ch</strong>t in <strong>die</strong> Satzung aufgenommen worden wären,<br />

wenn ni<strong>ch</strong>t in den massgebenden Kreisen mit der Auflösung der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde gere<strong>ch</strong>net würde -<br />

.35) Trotz allem gibt es no<strong>ch</strong> genug Naive unter den Neuapostolis<strong>ch</strong>en, <strong>die</strong> der Ansi<strong>ch</strong>t sind, <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e<br />

Gemeinde könne niemals aufgelöst werden !"<br />

Dass <strong>die</strong> Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde im gegebenen Fall in der rücksi<strong>ch</strong>tslosesten Weise<br />

vorgehen (selbst wenn Tausende von Gemeindegliedern s<strong>ch</strong>ärfstens dagegen protestieren), mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> an<br />

einem Beispiel zeigen:<br />

Vor ungefähr zehn Jahren bra<strong>ch</strong>ten es der "liebe Vater Niehaus" <strong>und</strong> <strong>die</strong> anderen "lieben Apostel"<br />

fertig, r<strong>und</strong> 7'000 Mitglieder (<strong>die</strong>, geführt von dem damaligen sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Bezirksleiter, der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde den Rücken kehrten, um eine neue Gemeinde zu gründen) auf Gr<strong>und</strong> der Satzung um das – erst von<br />

den Mitgliedern ges<strong>ch</strong>affene –<br />

viele h<strong>und</strong>erttausend Goldmark betragende gesamte Bezirksvermögen<br />

zu bringen ! 36)<br />

Dieselben Männer, <strong>die</strong> so gern davon redeten, dass aller irdis<strong>ch</strong>e Besitz keinen Wert habe, s<strong>ch</strong>euten si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t, damals sogar Prozesse um <strong>die</strong> lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>sten Kleinigkeiten (z.B. zwei Abendmahlskel<strong>ch</strong>e) anzustrengen!<br />

So sieht <strong>die</strong> "reine Nä<strong>ch</strong>stenliebe" der neuapostolis<strong>ch</strong>en "Gottesmänner" in Wahrheit aus !<br />

Na<strong>ch</strong>wort<br />

<strong>Wie</strong> <strong>die</strong> Saat, so ist au<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Ernte; Druck erzeugt Gegendruck – jede Wirkung ist auf Ursa<strong>ch</strong>en<br />

zurückzuführen. Au<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Bros<strong>ch</strong>üre ist ni<strong>ch</strong>ts Anderes, als <strong>die</strong> naturnotwendige Folge der hinter mir<br />

liegenden Erlebnisse: Bitterste Enttäus<strong>ch</strong>ungen sind es gewesen, <strong>die</strong> mi<strong>ch</strong> veranlassten, vor <strong>die</strong> Öffentli<strong>ch</strong>keit zu<br />

treten <strong>und</strong> meine warnende Stimme zu erheben, um andere Mens<strong>ch</strong>en vor ähnli<strong>ch</strong>en Enttäus<strong>ch</strong>ungen zu<br />

bewahren.<br />

Man<strong>ch</strong>e Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde werden einwenden, dass alles, was i<strong>ch</strong> hier von<br />

Dresden erwähnt habe, eine rein örtli<strong>ch</strong>e Angelegenheit sei; in anderen Gemeinden käme so etwas gar ni<strong>ch</strong>t<br />

vor. Dem muss i<strong>ch</strong> folgendes entgegenhalten:


<strong>Seelenfänger</strong> Seite / 18<br />

1. Jede Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde kann auf Uneingeweihte einen dur<strong>ch</strong>aus sympathis<strong>ch</strong>en Eindruck<br />

ma<strong>ch</strong>en; in jeder Gemeinde wird es unter den Gliedern (mitunter au<strong>ch</strong> unter den niederen<br />

Amtsträgern) wirkli<strong>ch</strong> gute, re<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>affene Mens<strong>ch</strong>en geben.<br />

2. Was au<strong>ch</strong> in einer Gemeinde vorgefallen sein mag – stets wird man zu verhindern su<strong>ch</strong>en, dass<br />

unbeteiligte Glieder oder gar Gäste etwas erfahren. So kann es vorkommen, dass Glieder, <strong>die</strong> Jahre,<br />

ja selbst Jahrzehnte der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde angehören, davon überzeugt sind, dass alles in<br />

bester Ordnung sei.<br />

3. Alle Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinden stehen unter einheitli<strong>ch</strong>er Leitung; jeder Amtsträger hat si<strong>ch</strong> den<br />

Anordnungen seiner Vorgesetzten unbedingt zu fügen. Jeder Kenner der Verhältnisse weiss, dass<br />

es völlig <strong>und</strong>enkbar ist, dass si<strong>ch</strong> Amtsträger einer Gemeinde etwas erlauben könnten, das von<br />

<strong>ihre</strong>n Vorgesetzten ni<strong>ch</strong>t gutgeheissen wird.<br />

<strong>Wie</strong>derholt ist s<strong>ch</strong>on an mi<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Frage geri<strong>ch</strong>tet worden, wo nun eigentli<strong>ch</strong> "<strong>die</strong> Wahrheit" oder "etwas<br />

Besseres" als in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde zu finden sei. I<strong>ch</strong> kann an <strong>die</strong>sen Fragen ni<strong>ch</strong>t a<strong>ch</strong>tlos<br />

vorübergehen, da i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur das Alte, Morts<strong>ch</strong>e zerstören, sondern au<strong>ch</strong> etwas Neues, Edleres aufbauen will<br />

(um ni<strong>ch</strong>t missverstanden zu werden, betone i<strong>ch</strong> ausdrückli<strong>ch</strong>: i<strong>ch</strong> werde niemals eine neue Gemeinde gründen!).<br />

Allerdings muss i<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> im voraus bemerken, dass i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t damit re<strong>ch</strong>ne, bei bornierten Mitgliedern der<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde oder irgend einer anderen Sekte Verständnis zu finden – denen wird kaum no<strong>ch</strong> zu<br />

helfen sein. Na<strong>ch</strong> meinen bisherigen Erfahrungen halte i<strong>ch</strong> es für zwecklos, mi<strong>ch</strong> mit sol<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en<br />

auseinanderzusetzen <strong>und</strong> bitte deshalb alle, <strong>die</strong> gern auf Bibelversen herumreiten <strong>und</strong> mit <strong>ihre</strong>m "guten Glauben"<br />

prahlen, mi<strong>ch</strong> mit Briefen zu vers<strong>ch</strong>onen. – Auf Gr<strong>und</strong> von Bibelversen weist jede religiöse Gemeinde na<strong>ch</strong>,<br />

dass nur sie allein <strong>die</strong> einzig Ri<strong>ch</strong>tige ist !<br />

Dem, der erkannt hat, dass er "<strong>die</strong> Wahrheit" ni<strong>ch</strong>t finden kann, wenn er aus einer religiösen Gemeinde<br />

in <strong>die</strong> andere stolpert, dem ernstli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> höherer Erkenntnis Strebenden will i<strong>ch</strong> gern behilfli<strong>ch</strong> sein. Zu <strong>die</strong>sem<br />

Zweck habe i<strong>ch</strong> auf der dritten Ums<strong>ch</strong>lagseite vers<strong>ch</strong>iedene Bü<strong>ch</strong>er empfohlen. Diese Bü<strong>ch</strong>er behandeln<br />

allgemeine religiöse Fragen; sie sind dur<strong>ch</strong>drungen von dem heissen Bemühen, den Kern der <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Religion</strong> zu finden <strong>und</strong> stets <strong>die</strong> reine Wahrheit zu sagen. Allerdings wird dabei man<strong>ch</strong>e Illusion eines<br />

"gutgläubigen" Christen zerstört – do<strong>ch</strong> nur so wird der Weg frei zu wahrhaft höherer Erkenntnis <strong>und</strong> zu<br />

wahrem religiösem Erleben.<br />

Wer si<strong>ch</strong> so – im ehrli<strong>ch</strong>en Bemühen, stets bei der Wahrheit zu bleiben <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong><br />

religiöse S<strong>ch</strong>wärmereien beirren zu lassen – aus der Engstirnigkeit des <strong>Sekten</strong>wesens zu wahrer geistiger Höhe<br />

emporgearbeitet <strong>und</strong> innerli<strong>ch</strong> gefestigt hat, der wird weiterer Rats<strong>ch</strong>läge von mir ni<strong>ch</strong>t bedürfen.<br />

Wahre <strong>Religion</strong> halte i<strong>ch</strong> für eines der edelsten <strong>und</strong> kostbarsten Güter der Mens<strong>ch</strong>heit. Wenn <strong>die</strong><br />

<strong>Religion</strong> jedo<strong>ch</strong> zu egoistis<strong>ch</strong>en Zwecken missbrau<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> so zum Flu<strong>ch</strong> der Mens<strong>ch</strong>heit wird, empfinde i<strong>ch</strong> es<br />

als Gewissenspfli<strong>ch</strong>t, den Kampf hiergegen aufzunehmen – <strong>und</strong> wenn er au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> so s<strong>ch</strong>wer ist.<br />

I<strong>ch</strong> hoffe, dass si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t viele an <strong>die</strong>sem Kampf beteiligen werden, <strong>und</strong> halte mi<strong>ch</strong> an das Wort<br />

Nietzs<strong>ch</strong>es:<br />

Ungere<strong>ch</strong>tigkeit <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>mutz werfen sie na<strong>ch</strong> dem Einsamen: aber, mein Bruder, wenn du ein<br />

Stern sein willst, so musst du ihnen deshalb ni<strong>ch</strong>t weniger leu<strong>ch</strong>ten !<br />

Und hüte di<strong>ch</strong> vor den Guten <strong>und</strong> Gere<strong>ch</strong>ten ! Sie kreuzigen gerne Die, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> <strong>ihre</strong> eigene<br />

Tugend erfinden – sie hassen den Einsamen.<br />

Hüte di<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> vor der heiligen Einfalt! Alles ist ihr unheilig, was ni<strong>ch</strong>t einfältig ist; sie spielt<br />

au<strong>ch</strong> gerne mit dem Feuer – der S<strong>ch</strong>eiterhaufen.<br />

Und hüte di<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> vor den Anfällen deiner Liebe ! Zu s<strong>ch</strong>nell streckt der Einsame Dem <strong>die</strong><br />

Hand entgegen, der ihm begegnet.<br />

Man<strong>ch</strong>em Mens<strong>ch</strong>en darfst du ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> Hand geben, sondern nur <strong>die</strong> Tatze37): <strong>und</strong> i<strong>ch</strong> will,<br />

dass deine Tatze au<strong>ch</strong> Krallen habe.<br />

("Also spra<strong>ch</strong> Zarathustra", Vom Wege des S<strong>ch</strong>affenden.)<br />

Hinweise des Autors (Fussnoten):<br />

1.) Ers<strong>ch</strong>ienen Ende Mai 1930; Na<strong>ch</strong>trag hierzu Ende September 1930; Gesamtumfang 20 Quartseiten<br />

S<strong>ch</strong>reibmas<strong>ch</strong>inens<strong>ch</strong>rift mit kleinstem Zeilenabstand (Soweit vorrätig, kann <strong>die</strong>se S<strong>ch</strong>rift jederzeit gegen<br />

Einsendung von RM 0,20 von mir bezogen werden. Mein Psts<strong>ch</strong>eckkonto: Dresden 22637.)<br />

2.) Die Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde s<strong>ch</strong>recken dur<strong>ch</strong>aus ni<strong>ch</strong>t vor Beleidigungsprozessen zurück,<br />

wenn sie si<strong>ch</strong> <strong>ihre</strong>r Sa<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong>er sind. In der "Neuapostolis<strong>ch</strong>en R<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>au" beri<strong>ch</strong>tete man früher mitunter<br />

über sol<strong>ch</strong>e Prozesse (in den späteren Jahren wurden derartige Dinge ni<strong>ch</strong>t mehr in neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Zeits<strong>ch</strong>riften veröffentli<strong>ch</strong>t), so z.B. in der Nummer vom 30. Januar 1910, Seite 24 (mit der ausdrückli<strong>ch</strong>en<br />

Bemerkung, es sei zu empfehlen, ni<strong>ch</strong>t alles auf si<strong>ch</strong> sitzen zu lassen ! ) <strong>und</strong> in der Nummer vom 9. April 1911,


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 19<br />

Seite 74, 75, wo darauf hingewiesen wird, dass in den letzten Jahren vers<strong>ch</strong>iedene Prozesse wegen Beleidigung<br />

angestrengt worden seien <strong>und</strong> dass <strong>die</strong> Betreffenden au<strong>ch</strong> bestraft worden wären.<br />

3.) Aus früheren Jahren sind mir einige Dresdner Fälle bekannt.<br />

4.) Die neuapostolis<strong>ch</strong>en Lehren werden in dem Bu<strong>ch</strong> von K. Handtmann: "Die Neu-Irvingianer oder <strong>die</strong><br />

'Apostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde'" (Verlag: C. Bertelsmann, Gütersloh) sehr ausführli<strong>ch</strong> behandelt <strong>und</strong> in allen Punkten<br />

widerlegt.<br />

5.) "Kinder Gottes" sind nur <strong>die</strong> Mitglieder der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde; für <strong>die</strong> anderen Mens<strong>ch</strong>en<br />

ist Gott nur S<strong>ch</strong>öpfer, ni<strong>ch</strong>t Vater (!).<br />

6.) Dafür werden den Neuapostolis<strong>ch</strong>en weit grössere finanzielle Opfer zugemutet; siehe "Finanzielle<br />

Dinge".<br />

7.) Seitdem sind mehr als 30 Jahre vergangen; bea<strong>ch</strong>tenswert ist, dass <strong>die</strong> hier bes<strong>ch</strong>riebene Werbemethode<br />

no<strong>ch</strong> heute den Neuapostolis<strong>ch</strong>en als na<strong>ch</strong>ahmenswert zur Kenntnis gegeben wird.<br />

8.) Die Aufklärungss<strong>ch</strong>rift Nr.2 kann heute no<strong>ch</strong> für RM 0,40 von Herrn K. W. Müts<strong>ch</strong>ele, Leipzig S 3,<br />

Rotkäpp<strong>ch</strong>enweg 5, bezogen werden.<br />

9.) Die Neuapostolis<strong>ch</strong>en behaupten z.B., Esra habe s<strong>ch</strong>on auf <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde<br />

hingewiesen; im vierten Bu<strong>ch</strong>e Esra, das in alten Bibelausgaben no<strong>ch</strong> zu finden sei, könne man <strong>die</strong>s na<strong>ch</strong>lesen.<br />

Die Kir<strong>ch</strong>e habe <strong>die</strong>ses Bu<strong>ch</strong> "unters<strong>ch</strong>lagen", weil sonst <strong>die</strong> grosse Masse erfahren könnte, dass <strong>die</strong><br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde <strong>die</strong> einzige wahre Kir<strong>ch</strong>e sei (!). Da <strong>die</strong>se unsinnige Behauptung immer wieder<br />

verbreitet wird, halte i<strong>ch</strong> es für nötig, näher hierauf einzugehen.<br />

Das vierte Bu<strong>ch</strong> Esra gehört zu den sogenannten "Pseudepigraphen", d.h. S<strong>ch</strong>riften, deren Verfasser unter einem<br />

fals<strong>ch</strong>en Namen s<strong>ch</strong>reiben; es ist erst 81 – 96 n. Chr., also ungefähr ein halbes Jahrtausend na<strong>ch</strong> dem Tode Esras<br />

entstanden (vergl. E. Kautzs<strong>ch</strong>: Die Apokryphen <strong>und</strong> Pseudepigraphen des Alten Testaments. Verlag von J. C. B.<br />

Mohr, Freiburg i. B., Leipzig <strong>und</strong> Tübingen, 1900, [in der Sä<strong>ch</strong>s. Landesbibl. im Lesesaal unter 12/1900 zu<br />

finden]). Mir sind zwei deuts<strong>ch</strong>e Bibelausgaben bekannt (ers<strong>ch</strong>ienen in Nürnberg 1708 <strong>und</strong> 1720), in denen<br />

neben anderen une<strong>ch</strong>ten S<strong>ch</strong>riften das vierte Bu<strong>ch</strong> Esra als "Anhang" hinter den alttestamentli<strong>ch</strong>en Bü<strong>ch</strong>ern<br />

aufgenommen worden ist. Das zweite Kapitel <strong>die</strong>ses Bu<strong>ch</strong>es trägt in der Ausgabe von 1708 folgende Übers<strong>ch</strong>rift<br />

(in der Ausgabe von 1720 sind ledigli<strong>ch</strong> einige orthographis<strong>ch</strong>e Abwei<strong>ch</strong>ungen festzustellen):<br />

Hat fünff Theil. I. Die verstossene Jüdis<strong>ch</strong>e Synagog beklagt <strong>ihre</strong> Verstossung v. 1. Esra betet wider sie/5.<br />

Und hält ihnen das Straff-Exempel Sodom <strong>und</strong> Gomorrah für/v. 8. II. Esra prediget der Kir<strong>ch</strong>e des Neuen<br />

Testaments/dass <strong>die</strong> alte Gnade GOttes soll auf sie gebra<strong>ch</strong>t werden/10. Ihr ist das Rei<strong>ch</strong> bereitet/13. GOtt<br />

will sie lebendig ma<strong>ch</strong>en/16. Ihnen <strong>die</strong> Erkäntnis seines Namens rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> geben/18. III. Lehrert er/wie si<strong>ch</strong><br />

<strong>die</strong> neu Apostolis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e halten/ <strong>und</strong> GOtt wollgefällige Dienste leisten solle. 20. Verheisset derselben<br />

seinen Väterli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>utz/26, bis an den Jüngsten Tag/32. IV. Esra kriegt einen Befehl an Israel/aber sie<br />

nehmen ihn ni<strong>ch</strong>t auf/33. Darum wendet er si<strong>ch</strong> zu den Heyden 34. Die tröstet <strong>und</strong> vermahnet er herrli<strong>ch</strong>/35.<br />

V. Eine grosse S<strong>ch</strong>aar ward ihm im Gesi<strong>ch</strong>t gezeiget/42. Und der Sohn GOttes mitten unter ihnen/43.<br />

Die Worte "neu Apostolis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e" bedeuten hier selbstverständli<strong>ch</strong> dasselbe, wie der vorher gebrau<strong>ch</strong>te<br />

Ausdruck "Kir<strong>ch</strong>e des Neuen Testaments", <strong>und</strong> darunter versteht man bekanntli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e<br />

Gemeinde, sondern <strong>die</strong> neue <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e, <strong>die</strong> na<strong>ch</strong> dem Tode Jesu von den Aposteln gegründet wurde.<br />

Übrigens kommt der Ausdruck "neu Apostolis<strong>ch</strong>e Kir<strong>ch</strong>e" nur in der Übers<strong>ch</strong>rift bzw. Inhaltsangabe eines<br />

Kapitels, ni<strong>ch</strong>t im Text vor – <strong>die</strong> Kapitel-Übers<strong>ch</strong>riften sind aber erst in den letzten Jahrh<strong>und</strong>erten entstanden<br />

<strong>und</strong> ausserdem in den vers<strong>ch</strong>iedenen Bibelausgaben ganz vers<strong>ch</strong>ieden.<br />

Die beiden Bibelausgaben, <strong>die</strong> i<strong>ch</strong> hier erwähnt habe, können in grossen Bibliotheken eingesehen werden; z.B. in<br />

der Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Landesbibliothek, Dresden-N., Wilhelmplatz (Standortnummern: Ausgabe 1708: Biblia 312;<br />

Ausgabe 1720: Biblia 318).<br />

10.) Das Prophetenamt (begründet, wie das Apostelamt, aus Epheser 4, 11), das einst eine grosse Rolle in<br />

der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde spielte, existiert seit 1905 ni<strong>ch</strong>t mehr, weil <strong>die</strong> "Propheten" oftmals unbequem<br />

wurden. Jetzt gibt es neuapostolis<strong>ch</strong>e Propheten nur no<strong>ch</strong> auf dem Papier (wenn <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Ämter<br />

aufgezählt werden) <strong>und</strong> im Jenseits – – – von <strong>die</strong>sen haben <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostel keine<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten zu erwarten !<br />

11.) Die Neuapostolis<strong>ch</strong>en nennen si<strong>ch</strong> meist untereinander "Bruder" <strong>und</strong> "S<strong>ch</strong>wester".<br />

12.) Siehe Seite 13, Kapitel: "Der Grösste unter ihnen".<br />

13.) I<strong>ch</strong> kenne viele, <strong>die</strong> früher der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde angehörten. Selbstverständli<strong>ch</strong> geht es den<br />

allermeisten – allen neuapostolis<strong>ch</strong>en Prophezeiungen zum Trotz – ni<strong>ch</strong>t weniger gut als früher !<br />

14.) Vergl. Seite 15: "I<strong>ch</strong> decke, wo Du mi<strong>ch</strong> gedeckt hast."<br />

15.) Gemeint sind damit Amtsträger <strong>und</strong> Glieder der Gemeinde, <strong>die</strong> Herrn Niehaus den Gehorsam<br />

verweigern <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> eigenen Wege gehen.<br />

16.) Die wesentli<strong>ch</strong>sten Teile <strong>die</strong>ses Briefes habe i<strong>ch</strong> wörtli<strong>ch</strong> in meiner Aufklärungss<strong>ch</strong>rift wiedergegeben.<br />

17.) Geri<strong>ch</strong>t.<br />

18.) Stufenleiter der neuapostolis<strong>ch</strong>en Ämter [um 1930]: Unterdiakon. Diakon, Priester, Evangelist, Hirte,<br />

Charakter-Evangelist, Gemeinde-Ältester, Bezirks-Ältester, Bis<strong>ch</strong>of, Apostelhelfer, Apostel, Stammapostel.


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 20<br />

19.) Die auf <strong>die</strong>ser Seite abgedruckten Briefauszüge habe i<strong>ch</strong> sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Kampfs<strong>ch</strong>riften (1921 ers<strong>ch</strong>ienen)<br />

entnommen, ebenso den Auszug aus dem Brief vom 5.12.1919 auf Seite 22 [im Kapitel "Finanzielle Dinge"].<br />

20.) Ein Priester.<br />

21.) I<strong>ch</strong> habe meine Briefe stets glei<strong>ch</strong>zeitig an mehrere Empfänger oder einges<strong>ch</strong>rieben gesandt; man<br />

kann also den Empfang <strong>die</strong>ser Briefe ni<strong>ch</strong>t abstreiten. Dass i<strong>ch</strong> Ni<strong>ch</strong>tbeantwortung innerhalb der von mir<br />

gestelltern Frist als Verweigerung der gewüns<strong>ch</strong>ten Auskunft <strong>und</strong> damit als Eingeständnis der Unwahrheit<br />

auffasse, habe i<strong>ch</strong> stets deutli<strong>ch</strong> genug ges<strong>ch</strong>rieben, ausserdem, dass i<strong>ch</strong> mir vorbehalte, <strong>die</strong>s zu<br />

veröffentli<strong>ch</strong>en.<br />

22.) Die Auszüge aus den Briefen vom 6.8., 3.7. <strong>und</strong> 22.8.1918 habe i<strong>ch</strong> den Akten des Vereins<br />

"Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde", (Blatt 122/123 [Amtsgeri<strong>ch</strong>t Dresden, Vereinsregister]), <strong>die</strong> von jedermann<br />

eingesehen werden können, entnommen. Ni<strong>ch</strong>t in Dresden Wohnende, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Akten einzusehen wüns<strong>ch</strong>en,<br />

können si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se zur Einsi<strong>ch</strong>tnahme an das Amtsgeri<strong>ch</strong>t <strong>ihre</strong>s Wohnortes senden lassen.<br />

23.) So hat Herr Niehaus während des Krieges seine Untergebenen angehalten, <strong>die</strong> Gesetze, <strong>die</strong> zwecks<br />

gere<strong>ch</strong>ter Verteilung der Lebensmittel ges<strong>ch</strong>affen worden waren, zu übertreten! – Und der Gemeinde lehrte<br />

man: "... dass <strong>die</strong> Obrigkeit Gottes Dienerin ist uns zugute, <strong>und</strong> wer der Obrigkeit widerstrebt, der widerstrebt<br />

Gottes Ordnung, weil sie von Gott verordnet ist." (10. Artikel des neuapostolis<strong>ch</strong>en Glaubensbekenntnisses<br />

[Dieser Artikel ist na<strong>ch</strong> der Revolution gestri<strong>ch</strong>en worden].)<br />

24.) Au<strong>ch</strong> sonst hatte Herr Niehaus ein sehr weites Gewissen: Das Protokoll über eine Apostelversammlung<br />

vers<strong>ch</strong>wieg z.B. den Bes<strong>ch</strong>luss über <strong>die</strong> Bezahlung eines in Holland gekauften Luxus-Automobils für Herrn<br />

Niehaus, das ca. 20'000 Gulden (damaliger Wert = annähernd 30'000 Goldmak [heutiger Wert r<strong>und</strong> 600'000 DM<br />

= r<strong>und</strong> 300'000 Euro]) erforderte ! (Blatt 166/167 der Vereinsakten im Amtsgeri<strong>ch</strong>t Dresden.)<br />

25.) Ob si<strong>ch</strong> <strong>die</strong>se Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te wirkli<strong>ch</strong> so ereignet hat, mag dahingestellt bleiben.<br />

26.) Das "Lokalbau-Opfer" ist im sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Apostelbezirk allgemein eingeführt worden, ob in anderen<br />

Apostelbezirken, ist mir ni<strong>ch</strong>t bekannt<br />

27.) Am 25. April 1926 hat Herr K. tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> einmal einen jungen Mann dur<strong>ch</strong> zwei Polizeibeamte aus<br />

dem Dresdner Kir<strong>ch</strong>enlokal entfernen lassen ! Zwis<strong>ch</strong>en <strong>die</strong>sem jungen Mann <strong>und</strong> dem sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en<br />

Bezirksleiter St. war es dur<strong>ch</strong> grobe Missverständnisse zu ernsten Differenzen gekommen, <strong>die</strong> mit der Auss<strong>ch</strong>liessung<br />

<strong>die</strong>ses jungen Mannes endeten. Dieser glaubte – dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> neuapostolis<strong>ch</strong>en Lehren hatte man ihn<br />

erst so weit gebra<strong>ch</strong>t – das Heil seiner Seele sei in Gefahr <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>rieb deshalb Herrn St., er werde <strong>die</strong><br />

Gottes<strong>die</strong>nste trotzdem weiter besu<strong>ch</strong>en. Darauf hat Herr St. (ein "Apostel Jesu Christi") den Dresdner Vorsteher<br />

K. angewiesen, nötigenfalls polizeili<strong>ch</strong>e Hilfe in Anspru<strong>ch</strong> zu nehmen, wenn der Betreffende no<strong>ch</strong> <strong>die</strong><br />

Gottes<strong>die</strong>nste besu<strong>ch</strong>en wolle. Herr K., der übrigens auf seinen "Gehorsam" sehr stolz ist, hat das au<strong>ch</strong> prompt<br />

getan.<br />

28.) Diesen Brief habe i<strong>ch</strong> in meiner Aufklärungss<strong>ch</strong>rift mit veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

29.) Unsere Wohnung befindet si<strong>ch</strong> im Hinterhaus unter dem Kir<strong>ch</strong>enlokal der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde;<br />

Herr K. ist als Vorsteher glei<strong>ch</strong>zeitig Verwalter des Gr<strong>und</strong>stücks, das Gemeindeeigentum ist.<br />

30.) Laut Vereinsakten haben in den letzten 25 Jahren in Dresden re<strong>ch</strong>tsgültige Mitgliederversammlungen<br />

mit Abstimmung (na<strong>ch</strong> den Vors<strong>ch</strong>riften der Satzung) stattgef<strong>und</strong>en am 12. April 1908 <strong>und</strong> am 7. Nov. 1909 (in<br />

<strong>die</strong>sen Versammlungen wurden ledigli<strong>ch</strong> formelle Änderungen der Satzung, Erweiterung des Vereinsbezirks<br />

betreffend, bes<strong>ch</strong>lossen) – seitdem nie wieder !!! (Die Dresdner "Mitgliederversammlung" vom 23. Febr.<br />

1931, <strong>die</strong> i<strong>ch</strong> anderweit erwähnt habe, war keine Mitgliederversammlung im Sinne der Satzung ! )<br />

31.) Auf Gr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Bestimmung wird es den Mitgliedern der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde niemals<br />

mögli<strong>ch</strong> sein, <strong>die</strong> Einberufung einer Mitgliederversammlung zu erzwingen. Im Jahre 1921, als si<strong>ch</strong> viele<br />

Mitglieder der Dresdner Gemeinde an den Hauptleiter Niehaus wandten <strong>und</strong> um Einberufung einer<br />

Mitgliederversammlung baten, erhielten <strong>die</strong>se in der Regel einen Zettel, auf dem ihnen <strong>die</strong> Auss<strong>ch</strong>liessung aus<br />

der Gemeinde mitgeteilt wurde !!! (Blatt 134 der Vereinsakten.)<br />

32.) § 35: Sonderre<strong>ch</strong>te eines Mitglieds können ni<strong>ch</strong>t ohne dessen Zustimmung dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss der<br />

Mitgliederversammlung beeinträ<strong>ch</strong>tigt werden.<br />

§ 45: Mit der Auflösung des Vereins oder der Entziehung der Re<strong>ch</strong>tsfähigkeit fällt das Vermögen an<br />

<strong>die</strong> in der Satzung bestimmten Personen.<br />

Dur<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Satzung kann vorges<strong>ch</strong>rieben werden, dass <strong>die</strong> Anfallbere<strong>ch</strong>tigten dur<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>luss der<br />

Mitgliederversammlung oder eines anderen Vereinsorgans bestimmt werden. Ist der Zweck des Vereins ni<strong>ch</strong>t auf<br />

einen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>äftsbetrieb geri<strong>ch</strong>tet, so kann <strong>die</strong> Mitgliederversammlung au<strong>ch</strong> ohne eine sol<strong>ch</strong>e<br />

Vors<strong>ch</strong>rift das Vermögen einer öffentli<strong>ch</strong>en Stiftung oder Anstalt zuweisen.<br />

Fehlt es an einer Bestimmung der Anfallsbere<strong>ch</strong>tigten, so fällt das Vermögen, wenn der Verein na<strong>ch</strong> der<br />

Satzung auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> den Interessen seiner Mitglieder <strong>die</strong>nte, an <strong>die</strong> zur Zeit der Auflösung oder der<br />

Entziehung der Re<strong>ch</strong>tsfähigkeit vorhandenen Mitglieder zu glei<strong>ch</strong>en Teilen, andernfalls an den Fiskus des<br />

B<strong>und</strong>esstaats, in dessen Gebiete der Verein seinen Sitz hatte.<br />

33.) Wer das ni<strong>ch</strong>t glaubt, kann si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Einsi<strong>ch</strong>t der Dresdner Vereinsakten hiervon überzeugen<br />

(Bes<strong>ch</strong>luss des 6. Zivilsenats des Sä<strong>ch</strong>sis<strong>ch</strong>en Oberlandesgeri<strong>ch</strong>ts vom 14. Febr. 1922).


<strong>Seelenfänger</strong> / Seite 21<br />

34.) Die Satzung vom 14. Jan. 1923, aus der i<strong>ch</strong> hier <strong>die</strong> wi<strong>ch</strong>tigsten Stellen wiedergegeben habe, ist weder<br />

in Dresden, no<strong>ch</strong> in Leipzig geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> eingetragen. Da eine Satzung nur dann re<strong>ch</strong>tsgültig ist, wenn sie<br />

geri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> eingetragen ist, gilt für Dresden <strong>und</strong> Leipzig no<strong>ch</strong> <strong>die</strong> alte Satzung vom 18. Jan. 1906, in der<br />

allerdings <strong>die</strong> ents<strong>ch</strong>eidenden Bestimmungen über <strong>die</strong> Entre<strong>ch</strong>tung der Mitglieder (§§ 4, 7, 8 <strong>und</strong> 10 der Satzung<br />

von 1923) bereits enthalten sind. – Dieselben Herren, <strong>die</strong> si<strong>ch</strong> so gern mit dem S<strong>ch</strong>ein der Re<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>affenheit<br />

umgeben (vergl. <strong>die</strong> na<strong>ch</strong>folgende Fussnote 36.)), wagen es also, den Mitgliedern der Gemeinden in Dresden <strong>und</strong><br />

Leipzig (viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> in anderen Städten) eine ungültige Satzung auszuhändigen ! Verstösst das ni<strong>ch</strong>t<br />

gegen <strong>die</strong> guten Sitten, Treu <strong>und</strong> Glauben ?<br />

35.) Vergl. Kapitel "Finanzielle Dinge": Brief des Hauptleiters Niehaus vom 3.7.1918: "Wer weiss, wer alles<br />

bekommt."<br />

36.) Selbstverständli<strong>ch</strong> wussten <strong>die</strong> Führer der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde <strong>die</strong>se Massnahme zu<br />

re<strong>ch</strong>tfertigen: "Es kann si<strong>ch</strong> keine Gemeinde von dem Ganzen trennen, um Werte der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde an si<strong>ch</strong> zu reissen, <strong>die</strong>s würde gegen <strong>die</strong> guten Sitten, Treu <strong>und</strong> Glauben verstossen (!)" (Entnommen<br />

aus dem Protokoll über <strong>die</strong> von Herrn Niehaus geleitete Mitglieder- bzw. Delegierten-Versammlung in Bielefeld<br />

am 11.9.1921 [eine Abs<strong>ch</strong>rift <strong>die</strong>ses Protokolls ist in den Akten des Vereins "Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde",<br />

Amtsgeri<strong>ch</strong>t Dresden, niedergelegt]. Zu <strong>die</strong>ser Versammlung waren 347 Delegierte von über 700 Gemeinden<br />

ers<strong>ch</strong>ienen.)<br />

37.) <strong>Wie</strong> das zu verstehen ist, ersieht man am besten aus Matthäus 21, 12 – 13; 23, 1 – 33 <strong>und</strong> ähnli<strong>ch</strong>en<br />

Bibelstellen.<br />

In der S<strong>ch</strong>rift "<strong>Seelenfänger</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Arbeitsweisen</strong>" aus dem Jahre 1931 beri<strong>ch</strong>tet ein Zeitzeuge von<br />

seinem bedenkli<strong>ch</strong>en Erleben <strong>und</strong> von der Beoba<strong>ch</strong>tung un<strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>er Vorgänge in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en<br />

Gemeinde unter Stammapostel Niehaus. Der Zeitzeuge belegt, warum aus bestimmten Gründen <strong>die</strong><br />

neuapostolis<strong>ch</strong>en Apostel <strong>die</strong> <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Frohbots<strong>ch</strong>aft in der Neuapostolis<strong>ch</strong>en Gemeinde verändern zur<br />

abhängig ma<strong>ch</strong>enden Drohbots<strong>ch</strong>aft. – Heute hat <strong>die</strong>se S<strong>ch</strong>rift keineswegs an Aktualität verloren; es lassen si<strong>ch</strong><br />

erstaunli<strong>ch</strong>e Parallelen zu Vorgängen <strong>und</strong> Verfahrensweisen in der heutigen Neuapostolis<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e (NAK)<br />

erkennen. Der derzeitige Stammapostel ist Ri<strong>ch</strong>ard Fehr mit Sitz in Züri<strong>ch</strong> / S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Zum Zeitverständnis:<br />

Im Jahr 1930 / 1931 gab es in Deuts<strong>ch</strong>land bereits 3 Millionen Arbeitslose mit drastis<strong>ch</strong> steigernder<br />

Tendenz. Die Notlage in allen Berei<strong>ch</strong>en in der einfa<strong>ch</strong>en Bevölkerung (daraus rekrutierte si<strong>ch</strong> <strong>die</strong> Mehrheit der<br />

Neuapostolis<strong>ch</strong>en) war enorm – dementspre<strong>ch</strong>end war das Heilsverlangen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sehnsu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Geborgenheit<br />

im Glauben gross.<br />

Die Zahl der Konkurse in Deuts<strong>ch</strong>land stieg 1930 <strong>und</strong> in den Folgejahren gewaltig an; <strong>die</strong> Produktion an<br />

Gütern ging stark zurück; politis<strong>ch</strong> erstakten <strong>die</strong> "Braunhemden" um Adolf Hitler.<br />

Im Jahr 1930 / 1931 betrug der Wo<strong>ch</strong>enlohn eines Arbeiters in Deuts<strong>ch</strong>land dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 51,15<br />

Rei<strong>ch</strong>smark (RM). Mit sol<strong>ch</strong> geringem Einkommen mussten oft grosse, kinderrei<strong>ch</strong>e Familien versorgt werden.<br />

Wenn aus sol<strong>ch</strong>em Lohn <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde den Zehnten vom Bruttolohn einforderte als "Opfer für<br />

Gott", dann tat das den Mens<strong>ch</strong>en weh, <strong>die</strong> zusätzli<strong>ch</strong>en Sonderopfer, wel<strong>ch</strong>e <strong>die</strong> vorstehende S<strong>ch</strong>rift nennt, taten<br />

dementspre<strong>ch</strong>end den gutgläubigen Neuapostolis<strong>ch</strong>en sehr weh.<br />

Im Jahr 1930 war der staatli<strong>ch</strong>e Fürsorgesatz:<br />

Alleinstehende:<br />

45,-- RM im Monat; etwa 1,50 RM am Tag.<br />

Ehepaare ohne Kind:<br />

69,-- RM im Monat; etwa 2,30 RM am Tag.<br />

Für jedes Kind:<br />

17,-- RM im Monat; etwa 0,56 RM am Tag.<br />

Wenn davon der Zehnte als "Opfer für den Herrn", den <strong>die</strong> Neuapostolis<strong>ch</strong>e Gemeinde einforderte, plus <strong>die</strong><br />

in der vorstehenden S<strong>ch</strong>rift erwähnten Zusatzopfer abgeführt wurden, dann war das für <strong>die</strong> meist in grosser<br />

Armut lebenden gutgläubigen Neuapostolis<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> ein überaus s<strong>ch</strong>merzli<strong>ch</strong>es Opfer, das grosse<br />

persönli<strong>ch</strong>e Eins<strong>ch</strong>ränkungen na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> ziehen musste.<br />

In den Jahren na<strong>ch</strong> 1930 vers<strong>ch</strong>limmerte <strong>die</strong> Weltwirts<strong>ch</strong>aftskrise <strong>die</strong> Situation in Deuts<strong>ch</strong>land no<strong>ch</strong><br />

beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />

Der "@btipper" *

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