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REPORT<br />
DICHTER, KAISER, EDELMANN<br />
Von Duino zu den<br />
Argonauten und Triest<br />
Hoch auf dem Felsen über der Adria erhebt sich Schloss Duino. Prachtvoll die<br />
Aussicht, prachtvoll die zur Besichtigung freigegebenen Räumlichkeiten.<br />
Ein Pianoforte, auf dem Franz Liszt zu spielen pflegte, steht für das künstlerische<br />
Schaffen im duineser Schloss.<br />
Wort: Peter Umlauft Bild: Simone Attisani<br />
TRADITION<br />
UND MODERNE<br />
Darauf setzen <strong>Rettl</strong> und die Kleine Zeitung.<br />
Optischer Beginn der Reise in die Morbidität<br />
des Triestiner „Altwien“ an den<br />
Gestaden des Golfes; der Schlosspark<br />
mit herrlichem Blick, nicht zuletzt auf Miramare,<br />
welches einst Kaiser Maximilian von<br />
Österreich als „Herberge“ diente.<br />
Rainer Maria Rilke schrieb hier zwischen<br />
1912 und 1913 seine Duineser Elegien. Kreativität<br />
des lyrischen Schaffens erschloss sich<br />
ihm in prachtvoller Umgebung. Ein Spaziergang<br />
am Rilkeweg versetzt den, zum Staunen<br />
Bereiten, in jene Zeit, als Kaiserin Sisi und<br />
Kaiser Franz Josef I., Erzherzog Maximilian<br />
mit Charlotte, Eleonora Duse, Johann Strauss,<br />
Gabriele D'Annunzio, Paul Valéry, Mark Twain,<br />
Victor Hugo und Erzherzog Franz Ferdin<strong>and</strong><br />
die Gästeliste derer von Thurn und Taxis<br />
prägten.<br />
Nahe des fürstlichen Baues, der heute eine internationale<br />
Schule beherbergt, entspringt der<br />
Tivamo, dessen zwei Kilometer Flusslänge ihn<br />
zum zweitkürzesten Fluss der Welt machen.<br />
Doch mitnichten, denn eigentlich verschwindet<br />
der Fluss in slowenischem Karstgebiet,<br />
um erst bei San Giovanni al Timavo wieder<br />
das Tageslicht zu erblicken. Zu römischer<br />
Zeit lag hier der Hafen „lacus Timavi“. Dies<br />
sei der Ort, an dem die Argonauten des Jason<br />
und die Gefährten des Aeneas auf ihrer<br />
Flucht von Troja gel<strong>and</strong>et sein sollen.<br />
Wer immer sich dieser sagenhaften Behauptung<br />
hingeben mag, der könnte aus diesem<br />
Umst<strong>and</strong> die tatsächlich noch nicht ausgereif-<br />
Info.<br />
Castello di Duino<br />
34011 Duino Aurisina<br />
Trieste<br />
T +39 040 20 81 20<br />
Info@castellodiduino.it<br />
www.castellodiduino.it<br />
te Navigation griechischer Helden erkennen.<br />
Wie dem auch sei, der Platz hat seinen mystischen<br />
Reiz, obgleich die Kirche den Ersten<br />
Weltkrieg nicht unbeschadet überst<strong>and</strong>.<br />
Mörderisches bietet sich bei einem Besuch<br />
der Karstl<strong>and</strong>schaft. Redipuglia zeugt mit<br />
seiner Gedenkstätte von kriegerischem Wahn<br />
ebenso, wie der Monte San Michele mit den<br />
Spuren der Isonzoschlachten. Über Doberdo<br />
(del Lago) leicht zu erreichen, hat Doberdo<br />
inzwischen auf den Hinweis „del Lago“ verzichtet,<br />
zumal der See völlig ausgetrocknet ist.<br />
Zeit, sich der Stadt Triest, oder in alter<br />
Schreibform „Tergeste“, anzunähern. Der<br />
Zwischenstopp in Sistiana ist eigentlich ein<br />
Muss, bevor sich die Stadt öffnet. Nein Halt;<br />
der Einkehrschwung im kleinen Hafen von<br />
Duino lohnt sich allemal. Das „Al Cavalluccio“<br />
sorgt für den köstlichen Vorgeschmack<br />
auf Triest, dessen „Wien Ausstrahlung“ dem<br />
altösterreichischen Hafen, in sonderbarer Art<br />
und Weise, Rechnung trägt.<br />
~ <strong>Rettl</strong> 1868 ~ 31