E - AWF Arbeitsgemeinschaften für Vitale ...
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<strong>AWF</strong>-<strong>Arbeitsgemeinschaften</strong> e.V. - Glossar zu Begriffen des Produktivitätsmanagements 177<br />
• Perfektionierung des betrieblichen Vorschlagswesens<br />
• Investition in die Weiterbildung der Mitarbeiter<br />
• Mitarbeiterorientierte Führung<br />
• Prozessorientierung<br />
• Einführung eines Qualitätsmanagements<br />
Insgesamt soll Kaizen oder KVP zu einer höheren Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen<br />
und letztlich zu einer stetigen Verbesserung der Wettbewerbsposition beitragen.<br />
Der Gegensatz der kontinuierlichen Verbesserung aus dem Kaizen ist das ReEngineering.<br />
In Japan selbst wird die Idee des Kaizen unabhängig von seiner im Westen verbreiteten qualitätsbezogenen<br />
Bedeutung verwendet. Kaizen ist in der japanischen Praxis vor allem die<br />
Philosophie der „ewigen Veränderung“. Das bedeutet vor allem sichtbare Veränderung, z. B.<br />
die Erweiterung der Funktionen eines Elektrogerätes, die Umorganisation der innerbetrieblichen<br />
Hierarchie oder in der Verwaltung die in der letzten Zeit sehr häufigen Eingemeindungen<br />
und Umbenennungen von Städten (so Saitama). Mit der Veränderung muss nicht<br />
unbedingt Qualitätsverbesserung einhergehen. Echte Qualitätsverbesserung ist oft „unscheinbar“<br />
und nicht präzise zu messen. Dadurch hat sie keinen Marketing-Wert und wird<br />
vielfach gar nicht wahrgenommen.<br />
Auf der Produktebene hängt diese Art von Kaizen eng mit der japanischen Marketing-Praxis<br />
zusammen, dem Verbraucher <strong>für</strong> einen Gebrauchsgegenstand durch leichte konstruktive<br />
Veränderungen einen erweiterten Nutzwert zu schaffen. So werden Elektrogeräten immer<br />
wieder neue Funktionen hinzugefügt, die nicht zur Kernfunktionalität gehören (Karaoke-<br />
Effekt bei Stereoanlagen) und dabei die Gesamtkonstruktion überladen und somit die<br />
Qualität gar verschlechtern können. Bei Mobiltelefonen liefern sich die Hersteller eine regelrechte<br />
Schlacht um die Auflösung der eingebauten Kameras – eine Zahl, die dem Verbraucher<br />
prägnant „Qualitätsverbesserung“ suggeriert. Und Software <strong>für</strong> maschinelle Übersetzungen<br />
werden beworben mit der Größe des Lexikons (Anzahl von Millionen gespeicherten<br />
Wörtern), was nicht zwingend mit der realisierten Übersetzungsqualität korreliert.<br />
Diese Form der Kaizenpraktik führt zu einem hohen Entwicklungstempo bei immer kürzeren<br />
Produktlebenszyklen. Diesem Entwicklungstempo, insbesondere bei Elektrogeräten, ist eine<br />
nicht unerhebliche Zahl von Produktinnovationen zu verdanken, die sich auch weltweit<br />
durchgesetzt haben (hier z. B. Walkman oder Flachbildfernseher).<br />
Japan befand sich nach der vernichtenden Niederlage im Zweiten Weltkrieg wirtschaftlich am<br />
Boden. Die neuen Arbeitsgesetze, die von der amerikanischen Besatzung eingeführt wurden,<br />
stärkten die Position der Arbeiter bei den Verhandlungen über günstigere Beschäftigungsbedingungen.<br />
Die Gewerkschaften nutzten ihre Stärke, um weitreichende Vereinbarungen<br />
zu erreichen. So wurde die Unterscheidung zwischen Arbeitern und Angestellten<br />
fallengelassen. Das Recht der Unternehmungsführung, Beschäftigte zu entlassen, wurde<br />
erheblich eingeschränkt. Die Gewerkschaften erreichten <strong>für</strong> die Arbeitnehmer einen Anteil<br />
am Unternehmungsgewinn in Form eines Bonus, der zusätzlich zum Grundlohn ausbezahlt<br />
wurde. Außerdem gab es in Japan keine ”Gastarbeiter” -zeitweilige Immigranten, die bereit<br />
waren, sich <strong>für</strong> hohe Bezahlung mit schlechten Arbeitsbedingungen abzufinden- oder Minderheiten<br />
mit begrenzten Beschäftigungsmöglichkeiten.<br />
Auch die Firma Toyota befand sich aufgrund gesamtwirtschaftlicher Probleme in Japan in<br />
einer tiefen Krise und wollte ein Viertel ihres Personals entlassen. Nach einem harten Arbeitskampf<br />
und ausgedehnten Verhandlungen arbeiteten die Familie Toyota und die Gewerkschaften<br />
einen historischen Kompromiss aus, der heute noch die Grundlage <strong>für</strong> die<br />
Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der japanischen Autoindustrie ist.<br />
Zwar wurde wie geplant ein Viertel der Arbeitnehmer entlassen, die verbleibenden Beschäftigten<br />
erhielten jedoch zwei Garantien: Lebenslange Beschäftigung sowie eine Entlohnung,<br />
die sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit statt nach der Tätigkeit richtet und<br />
die eine an den Unternehmungsgewinn gekoppelte Bonuszahlung beinhaltete. Die Arbeits-