neben - Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung
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<strong>Behinderung</strong> haben und diese als zu ihrem Leben zugehörig<br />
erfahren haben und <strong>mit</strong> dieser wie „selbstverständlich“<br />
zu leben gelernt haben, oder ob eine<br />
<strong>Behinderung</strong> etwa durch Krankheit, Unfall und dergleichen<br />
zu einem späteren Zeitpunkt in ihr Leben eingetreten ist.<br />
Erfolgreiche Leistungssportlerinnen und -sportler verfügen<br />
meist über eine hoch qualifizierte Ausbildung und ar-<br />
Das offizielle Plakat zu den Paralympics in Turin.<br />
beiten in hoch qualifizierten Arbeitsbereichen. Es ist interessant,<br />
wenn sie erzählen, was der Sport <strong>für</strong> sie bedeutet. Der<br />
Sport ist <strong>für</strong> sie Herausforderung, ihre persönliche Leistung<br />
auszuloten, sich <strong>mit</strong> anderen im Sport zu messen und so<strong>mit</strong><br />
auch Ehrgeiz und Energie <strong>für</strong> das private Leben zu entwickeln.<br />
Tritt die <strong>Behinderung</strong> durch Unfall oder Krankheit erst später<br />
im Leben ein, dann ist es oftmals der Sport insbesondere im<br />
Zusammenhang <strong>mit</strong> einer Rehabilitation, der ein neues<br />
Maßsystem in das Leben bringt. Sport stellt in der ersten Zeit,<br />
wenn das Koordinatensystem des Lebens plötzlich nahezu<br />
völlig zusammengebrochen ist, eine große Hilfe dar. Der<br />
Sportler kann eine „neue“ Werteskala entdecken und sich<br />
neue Ziele stecken.<br />
Viele Sportlerinnen und Sportler berichten mir davon,<br />
dass sie gerade im Sport wieder erfahren haben, sich<br />
etwas zuzutrauen, dass das Training ihre Leistung verbessert<br />
und sie so auch wieder eine Hilfe zur Bejahung des<br />
geänderten Lebens <strong>mit</strong> einer <strong>Behinderung</strong> erfahren haben.<br />
Die sportliche Betätigung hat also nicht nur eine rehabilitatorische<br />
Funktion, sondern stellt auch <strong>für</strong> die<br />
Persönlichkeitsbildung ein Gerüst zur Verfügung.<br />
Der Sport wird zur Stütze im Leben, und gibt eine<br />
neue Orientierung. Viele Sportler berichteten davon, dass<br />
<strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Themenschwerpunkt: <strong>Behinderung</strong> und Sport _ 13<br />
ihre Umgebung, die Familie und der Freundeskreis oftmals<br />
kaum in der Lage waren, <strong>mit</strong> der neuen Situation umzugehen.<br />
Ein junger Sportler erzählte mir, dass das<br />
Schlimmste <strong>für</strong> in gewesen sei, nach seinem Unfall festzustellen,<br />
dass er plötzlich keine Freunde mehr hatte.<br />
Da<strong>mit</strong> meinte er, dass seine Freunde <strong>mit</strong> der neuen<br />
Lebenssituation nicht umgehen konnten. Auch er musste<br />
lernen, <strong>mit</strong> ihrem Verhalten umzugehen. Natürlich hat er<br />
heute, wie er mir weiter erzählte, wieder Freunde, und viele<br />
der alten Freunde sind zurückgekehrt, doch hat es <strong>für</strong><br />
diesen Weg einen jahrelangen Prozess gebraucht.<br />
In der konkreten Arbeit der <strong>Pastoral</strong> stellen sich die<br />
Fragen von Kirchenähe und -distanz, von konfessioneller<br />
Bindung ja oder nein nicht anders als im übrigen Sport<br />
auch. Es ist gerade das reizvolle der pastoralen Arbeit im<br />
Ein Sportler lässt während einer Verschnaufpause die<br />
Stöcke ruhen.<br />
Sport, dass uns hier, in Bezug auf die Frage von Glauben<br />
und Kirche, ein präzises Abbild der Gesellschaft begegnet.<br />
In der pastoralen Arbeit <strong>mit</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> einer<br />
<strong>Behinderung</strong> half mir nicht zuletzt eine Erklärung eines<br />
Sportlers der mir sagte: „Durch meine <strong>Behinderung</strong> übe<br />
ich eine Sportart <strong>mit</strong> meinen ganz speziellen Möglichkeiten<br />
aus. Du als Nichtbehinderter wärst nie in der Lage,<br />
den Sport so auszuüben, wie ich es tue“. Diese Erklärung<br />
hilft, eine <strong>Behinderung</strong> auch einmal aus einem ganz anderen<br />
Blickwinkel zu sehen.<br />
Kontakt: schuett@djk.de<br />
*Pfarrer Hans-Gerd Schütt ist Sportbeauftragter der<br />
Deutschen Bischofskonferenz.