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neben - Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung

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04 _ <strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Themenschwerpunkt: <strong>Behinderung</strong> und Sport<br />

Erfolgsstory, solange das Interesse der Politik und der<br />

kommerziellen Kräfte außen vor blieben.<br />

Leider wurde der Sport jedoch schon bald ein<br />

Spielball der Politik. Angefangen <strong>mit</strong> der Vereinnahmung<br />

des Sports durch den Nationalsozialismus und <strong>mit</strong> dem<br />

Wettstreit der Länder des Kalten Krieges, verlor der Sport<br />

seine Unabhängigkeit und sein dem Spiel innewohnendes<br />

Ideal der Zweckfreiheit. Das Streben nach sportlichem<br />

Erfolg wurde zur Obsession vieler Athleten und<br />

Funktionäre und sollte politisch die Überlegenheit eines<br />

Gesellschaftssystems belegen. Dabei bediente man sich<br />

mehr und mehr der Methoden der Industrie und deren<br />

kommerzieller Interessen. Der professionelle Sport ist<br />

nicht mehr ein Gegensatz zur Arbeitswelt, sondern ein Teil<br />

unserer Arbeitswelt und Konsumgesellschaft geworden.<br />

Dieser aus heutiger Sicht negativen Entwicklung in der<br />

Sportbewegung stehen die besonderen Errungenschaften<br />

des Behindertensports gegenüber.<br />

Die Entstehung des Behindertensports und der paralympischen<br />

Bewegung<br />

Bereits nach dem Ersten Weltkrieg haben engagierte Ärzte<br />

in den Lazaretten der Kriegsversehrten Bewegungsübungen<br />

in spielerischer Form als Mittel der Heilung und<br />

Aktivierung der vitalen Kräfte der <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Körperund<br />

Sinnesbehinderungen eingesetzt. Aber erst die vielen<br />

Versehrten des Zweiten Weltkriegs haben die Kraft aufgebracht,<br />

die in den Lazaretten erlernten Übungen und<br />

Spiele, die gelebte Kameradschaft auch nach ihrer<br />

Entlassung fortzusetzen. Die Fürsorgeämter und viele engagierte<br />

Ärzte unterstützten diese Bemühungen tatkräftig.<br />

So entstanden in Anlehnung an die Organisation der deutschen<br />

Turnvereine so genannte Versehrten-Sport-<br />

Gemeinschaften (VSG) flächendeckend im deutschen<br />

Sprachraum.<br />

1951 wurde der Deutsche Versehrten-Sportverband<br />

e.V. (DVS) gegründet. Dieser kümmerte sich um die finanzielle<br />

und personelle Unterstützung der Vereine und<br />

den Aufbau der Landesverbände in allen Bundesländern.<br />

Bereits 1956 wurde der Versehrtensport von der<br />

Bundesregierung als Heilmaßnahme anerkannt und die<br />

Finanzierung durch die zuständigen Sozialleistungsträger<br />

gesichert. Der geistige und sportliche Führer des deutschen<br />

Versehrtensports war von Anbeginn Hans Lorenzen.<br />

Er wurde von Carl Diem, dem Rektor der Deutschen<br />

Sporthochschule Köln, bereits 1948 <strong>mit</strong> der Durchführung<br />

eines Studienganges im Rahmen der Diplom-Sportlehrer-<br />

Ausbildung beauftragt. Hans Lorenzen veröffentlichte<br />

1961 das Standardwerk „Lehrbuch des Versehrtensports“.<br />

Auf Seite 2 ist eine anthropologisch bedeutsame Aussage<br />

dokumentiert: „ Wir sind doch als Person keine anderen,<br />

als diejenige, die wir vorher waren.“ Hier erfolgte eine klare<br />

Trennung zwischen der körperlichen und geistigen<br />

Natur des <strong>Menschen</strong>. Der Körper kann behindert sein,<br />

nicht jedoch seine Persönlichkeit.<br />

Leider blieb die Wahrnehmung des deutschen<br />

Versehrtensports lange Zeit der Öffentlichkeit verborgen.<br />

Ein Versäumnis in der Entwicklung des Behindertensports<br />

(Foto: ISMWSF)

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