neben - Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung
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22 _ <strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Aus den Diözesen und den Gremien der <strong>Arbeitsstelle</strong><br />
Für ihn ist der Mensch unendlich mehr als seine Leistung,<br />
seine Gesundheit, seine körperliche Unversehrtheit. „Ihr<br />
seid viel mehr wert als alle Spatzen“, heißt es (vgl. Mt<br />
10,31), denn der Mensch ist und bleibt Gottes Ebenbild.<br />
Und außerdem: „Geheilt im christlichen Sinn ist nicht der,<br />
der über die durchschnittlich erwartbaren körperlichen<br />
Funktionen, geistigen Fähigkeiten oder seelischen<br />
Fertigkeiten verfügt, sondern wer die Kraft zur Annahme<br />
seines Lebens aufbringt“ in der Kraft des Größeren, in der<br />
Kraft Christi. So haben es die Bischöfe in ihrem Brief zur<br />
Behindertenpastoral 2003 formuliert.<br />
Nicht umsonst folgt auf die feierlichen Heilungen auf<br />
dem Berg die Speisung der 4000, die „Brotvermehrung“,<br />
wie wir sagen. Jesus hatte Mitleid <strong>mit</strong> der Menge, heißt es<br />
da. Das ist nicht eine Be<strong>mit</strong>leidung der anderen, sondern<br />
ein echtes Mitleiden, um ihnen wirklich beizustehen. „Ich<br />
will sie nicht hungrig wegschicken“ (Mt 15,32) – und es<br />
ist ja nicht nur Hunger nach Brot. Dann geschieht das, was<br />
an dieser Geschichte so bekannt ist: Das wenige (sieben<br />
Brote und ein paar Fische) wird genug <strong>für</strong> die 4000, und<br />
es ist übergenug <strong>für</strong> alle – weil sie bereit waren, das wenige,<br />
aber da<strong>mit</strong> eben auch alles, was sie hatten, zu bringen<br />
und unter seiner Hand viel werden zu lassen.<br />
Das wenige, das gebracht wird, kann viel werden <strong>für</strong><br />
viele. Sowohl von den Behinderten: Das wenige, das sie<br />
bringen, wird viel, wo es entdeckt wird und sie die<br />
Möglichkeit bekommen, es auch wirklich einzubringen.<br />
Aber auch von denen, die sich um Behinderte bemühen:<br />
So vieles mag dabei klein und ohnmächtig erscheinen,<br />
und hat doch oft große Wirkung.<br />
Das geschieht vor allem dort, wo Behinderte sich<br />
wirklich einbringen dürfen durch mehr Beteiligung und<br />
Teilhabe. Den Zusammenhang von Teilhabe und Evan-<br />
gelisierung haben Sie sogar im Motto über diesen Tag geschrieben.<br />
Nach Papst Paul VI. sind die Dimensionen der<br />
Evangelisierung das Lebenszeugnis, das ausdrückliche<br />
Wort, die Zustimmung des Herzens, die konkrete<br />
Gemeinschaft, das wirksame Zeichen und der<br />
Neuaufbruch. Das gilt zunächst <strong>für</strong> unsere Gemeinden:<br />
Hilfreich <strong>für</strong> alle – besonders <strong>für</strong> unsere Benachteiligten<br />
und Behinderten – ist eben mehr Leben als Lehre, mehr<br />
Wort als nur Wörter und Reden, mehr Herz als Verstand,<br />
mehr gemeinsam als einsam, mehr Zeichen als nur<br />
Buchstaben und mehr Aufbruch als nur stetiges<br />
Selbstumkreisen.<br />
Aber auch gerade von den Behinderten selbst geht<br />
solche evangelisierende Wirkung aus durch die Un<strong>mit</strong>telbarkeit<br />
ihres Daseins und ihrer Lebensäußerungen, durch<br />
ihre „Wortlosigkeit“, die sie manchmal ja haben, und ihre<br />
eigene Sprache, durch die Fühlsamkeit ihres Herzens,<br />
durch die Sehnsucht nach Nähe und Gemeinschaft sehr<br />
konkreter Art, durch das Zeichen, das sie selbst setzen <strong>mit</strong><br />
ihrem „Ich bin eben so, wie ich bin“, und durch die<br />
Herausforderung, die von ihnen <strong>für</strong> uns alle ausgeht. Auch<br />
da will ich noch einmal die Bischöfe zitieren: „Die<br />
Begegnung <strong>mit</strong> behinderten <strong>Menschen</strong> und ihren<br />
Angehörigen kann <strong>für</strong> Christen zu einem Zeugnis werden,<br />
in dem sie die Lebenszuversicht und den Lebenswillen<br />
von Benachteiligten in der Gesellschaft erfahren. Christen<br />
können in ihnen den Mut und die Lebenskraft jener<br />
Geheilten erkennen, deren Vertrauen in den Gott Jesu<br />
Christi <strong>für</strong> sie selbst neue Lebensperspektiven aufzeigte<br />
und den staunend Umherstehenden die Augen öffnete.“<br />
Und deshalb ist die Botschaft der Lesung aus dem<br />
Jakobusbrief, dem schnell Werkgerechtigkeit vorgeworfen<br />
wird, so wichtig: Ein Glauben ohne Werke taugt nichts.<br />
Bernhard Sackarendt, Andreas Gesing und Michael Knüpper (v.l.) im Gespräch bei der Fachtagung. (Foto: Straub)