neben - Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung
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fen wurde. Ich habe oft um Heilung gebetet. Wichtiger<br />
aber als das Verhältnis zu meinem Körper ist mir, ob ich in<br />
einer Beziehung gut aufgehoben bin. Dann kann ich auch<br />
meinen Körper in einem neuen Licht sehen. Ich erinnere<br />
mich gut daran, wie nach einer Operation meine Freundin<br />
an meinem Bett saß. Sie war einfach da. Sie war keine<br />
Medizinerin und konnte mir nicht helfen. Aber ihre<br />
Anwesenheit verlieh mir neue Kraft.“<br />
In seinem beeindruckendem Buch „Lieber Arm ab<br />
als arm dran“ beschreibt Schmidt seinen Weg zum<br />
Weltmeistertitel und zum Sieg bei den Paralympics in<br />
Barcelona. Dort gewann er die Goldmedaille. „Ob ich<br />
während des Spiels an meine <strong>Behinderung</strong> gedacht habe?<br />
Keine Spur. Ob ich gewünscht habe, <strong>mit</strong> Armen bei der<br />
Olympiade gespielt zu haben? Keine Spur! Ich habe<br />
Tischtennis gespielt, nur Tischtennis – sonst nichts. Ich<br />
stehe nicht als Behinderter am Tisch, sondern als Athlet!“<br />
Für Schmidt steht fest: „Jeder Mensch hat Grenzen, und<br />
jeder hat Möglichkeiten. Es kommt darauf an, wie man da<strong>mit</strong><br />
umgeht und was man daraus macht.“<br />
Seine Schwäche unverblümt aussprechen zum<br />
Beispiel in der Beziehung zu einem Sportkameraden, das<br />
<strong>Behinderung</strong> & <strong>Pastoral</strong> / Aus Kirche und Gesellschaft _ 31<br />
ist seine persönliche Antwort auf den Schönheitswahn<br />
dieser Gesellschaft. Gleich einem Ritual beginnt der<br />
Freund: „Na du Kerl <strong>mit</strong> kurzen Armen, was hast du denn<br />
heute vor?’ Schmidt antwortet: ‚Na du Zwerg, du kommst<br />
ja doch nicht bis hoch zu mir!“ In diesem Ritual sieht<br />
Schmidt eine Form der Befreiung.<br />
Er resümiert in seinem Buch – geschrieben um all<br />
denen Mut zu machen, die sich ihren Grenzen stellen<br />
müssen: „Ich träume von einer Welt, in der sich <strong>Menschen</strong><br />
an ihren Gaben freuen, ohne es nötig zu haben, sich über<br />
den weniger Begabten zu erheben. Welche Gabe haben<br />
wir uns schon selbst zu verdanken?“<br />
Kontakt: c.beuers@st-vincenzstift.de<br />
*Diakon Dr. Christoph Beuers ist Seelsorger <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />
<strong>mit</strong> geistiger <strong>Behinderung</strong> im St.-Vincenz-Stift in Aulhausen.<br />
Vgl. zur Person von Pfr. Rainer Schmidt auch: „Das letzte<br />
Wort hat ... Rainer Schmidt“, BuP 06.<br />
(Foto: DRS-Archiv)