Mai 2013 - Greifswald
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"Zuviel Raps schadet Bienen",<br />
…. war kürzlich in der Osteezeitung zu lesen.<br />
In dem Text wird mit etwas anderen Worten<br />
vor übermäßigem Rapsanbau gewarnt, weil<br />
die agrochemische Behandlung der heranwachsenden<br />
Pflanzen auf bienengefährliche<br />
Stoffe (bisher) nicht verzichten kann. Verschiedene<br />
Schädlinge sollen abgewehrt und vor<br />
allem hohe Erträge erzielt werden. Rapspollensuchenden<br />
Bienen drohen bei häufigem Besuch<br />
der süßen Gelbleuchter Krankheit und<br />
früher Tod.<br />
Aber zum Glück für kluge Bienen und die Bürger<br />
unserer Stadt gibt es eine Vielzahl Kleingärtner<br />
in und um HGW. Die auch Schrebergärtner<br />
genannten <strong>Greifswald</strong>er bewirtschaften<br />
in ihren Vereinen etwa 2.420.400 m²,<br />
damit knapp 250 ha in der Stadt und im alten<br />
Landkreis. Nicht gerade viel, wird mancher<br />
denken, aber auf dieser Fläche kann sich die<br />
Natur noch in Vielfalt entwickeln. Hier wachsen<br />
und blühen die unterschiedlichsten Pflanzen<br />
und Gehölze. Deren Blütenstände bieten<br />
sich den schlauen Bienen mit Pollen-Delikatessen<br />
an. Für diesen Genuss leisten Maja<br />
und ihre vielen Freundinnen bekanntlich eine<br />
sehr wichtige Arbeit. So freuen sich die Kleingärtner<br />
jedes Frühjahr wieder auf das Summ-<br />
Summ-Summ der Bienen…<br />
Kleingärtnervereine gibt es in<br />
<strong>Greifswald</strong> seit dem Jahr 1914<br />
Damit kamen <strong>Greifswald</strong>s Kleingärtner etwas<br />
spät, denn die organisierte Kleingartenbewegung<br />
begann schon ein halbes Jahrhundert<br />
"Mein kleiner Garte<br />
aber wichtiger Besta<br />
vorher. Ihren Ausgangspunkt hatte sie in<br />
Deutschland. Ein hessischer Landgraf ließ Ende<br />
des 18. Jahrhunderts auf seinem Territorium<br />
(Kappeln an der Schlei) einst "Armeleutegärten"<br />
einrichten, um schlimme Hungersnot zu<br />
lindern. Später nahmen sich Organisationen,<br />
wie zum Beispiel die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde<br />
in Kiel, Arbeitergärten oder Eisenbahnergärten<br />
dieser guten Sache an und halfen<br />
den Armen mit einem Stück Pachtland, sich<br />
teils selbst mit Nahrungsmitteln zu versorgen.<br />
<strong>Greifswald</strong>s ältester Verein<br />
ist "Hottensoll".<br />
Benannt wurde er nach seiner näheren Umgebung.<br />
Später geteilt in Hottensoll und "Süd",<br />
wobei die Kleingartensparte "Süd" am 8.8.1914<br />
gegründet wurde.(2) 1918 wurde ein riesiges<br />
Sumpfloch im Hottensoll urbar gemacht und<br />
1919/20 Ödland an der Obstbausiedlung gepachtet.<br />
Die Fläche erreichte schließlich eine<br />
Ausdehnung von 5,62 ha und hatte später<br />
einen großen Anteil an der Versorgung der Bevölkerung.<br />
So sollen im Jahre 1963 Produkte<br />
im Wert von 19.228,90 MDN (3) verkauft worden<br />
sein (Erzeugerpreise?). Aber ob als Summe<br />
aus den Erzeugerpreisen oder Verkaufserlösen:<br />
Diese Kleingärtner leisteten damit große Hilfe<br />
bei der Versorgung mit Frischeprodukten und<br />
bewiesen so auch eine echte solidarische Haltung<br />
gegenüber Gartenlosen.<br />
Ab 1922 gründeten sich die Vereine<br />
"Einigkeit", " Rosental" und "Ost" …<br />
Welt und me<br />
…und im Jahre 1926 kam der Verein "Erholung"<br />
hinzu. Interessant: In einem Schreiben<br />
aus dem Jahr 1948 des Rates der Stadt Rostock<br />
an den Rat der Stadt <strong>Greifswald</strong> heißt es:<br />
"Sämtliche Kleingartenvereine Rostocks wurden<br />
durch eine Verfügung des russischen Ortskommandanten<br />
im Jahre 1945 aufgelöst."<br />
Und so kam es damals auch in <strong>Greifswald</strong> zum<br />
Versuch, Kleingärten in Volkseigentum zu überführen,<br />
und zwar im Rahmen einer neu gegründeten<br />
Organisation, der "Kleingartenhilfe".<br />
Über deren Auf- und Untergang ist kaum<br />
etwas bekannt. Aber in der Folgezeit entstanden<br />
im Stadtgebiet <strong>Greifswald</strong> bis Ende 1987,<br />
39 ordentliche Gartenvereine und 21 im ehemaligen<br />
Landkreis nach dem Muster der historischen<br />
Schrebervereine.<br />
Der Name Schreberverein…<br />
…stammt aus der Zeit Ende der 60er Jahre<br />
des 19. Jahrhunderts. Auf städtischen Pachtflächen<br />
in Leipzig, damals Königreich Sachsen,<br />
wurden erste Kleingärten angelegt. Diese<br />
wurden von den kleinbürgerlichen Initiatoren<br />
Schrebergärten genannt und in Schrebergartenvereinen<br />
verbunden. Dr. med. Daniel Gottlob<br />
Moritz Schreber, ein Leipziger Orthopäde<br />
und Kinderarzt, war der Namensgeber und<br />
Wegbereiter, nicht Erfinder der Bewegung.<br />
Mittlerweile gibt es in 14 Staaten Europas<br />
mehr als 3 Mio. Kleingärtner, davon in<br />
Deutschland ca. 1 Mio. Selbst US-amerikanische<br />
Kleingärtner, solche auf den Philippinen<br />
und jüngst auch in Südafrika bestellen ihre<br />
Parzellen und bauen Gemüse und Obst für<br />
den Eigenbedarf an.<br />
Ein Wesenszug der Kleingärtnerei …<br />
…ist die Produktion zum eigenen Verbrauch.<br />
Kleingärtner sind somit keine Konkurrenten<br />
für professionelle Gartenbauer. Der Grund<br />
und Boden gehört meist nicht den Kleingärtnern.<br />
Sie gärtnern auf gepachteten Flächen<br />
(oft ursprünglich Ödland, sumpfige Gelände)<br />
Verpächter sind die Hansestadt, die <strong>Greifswald</strong>er<br />
Universität, einige Umlandgemeinden, die<br />
Nordkirche, Privatpersonen und Stiftungen.<br />
An diese Grundeigentümer wird ein Pachtzins<br />
gezahlt. Der m²-Preis wird für eine längere Gültigkeitsdauer<br />
mit den Verpächtern ausgehandelt<br />
und ist nicht einheitlich für alle Pachtflächen.<br />
Durch die gemeinsame Organisation<br />
18 05/13