PDF Download - Stuttgart Financial
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Versicherungen<br />
Vom Feuerschutz zum Rundum-Paket<br />
Das Prinzip der Versicherung reicht bis weit in die Antike zurück.<br />
Bereits die alten Ägypter, Griechen und Römer bildeten funden. Erst 1756 wurde durch Herzog Carl Eugen im benach-<br />
Versicherung erstmals diskutiert, aber für nicht umsetzbar be-<br />
Vereine, um den zahlenden Mitgliedern im Todesfall standesgemäße<br />
Bestattungen zu ermöglichen.<br />
schaft genehmigt. Umgesetzt wurde diese allerdings erst 1773<br />
barten Württemberg eine freiwillige Brandversicherungsgesell-<br />
in Form der „Herzöglichen Brand-Schadens-Versicherungs-<br />
Im Mittelalter schlossen sich verschiedene Interessengruppen<br />
zu Gilden, Zünften und Genossenschaften zusammen, Carl Friedrich mit der Umsetzung schließlich zuvor gekom-<br />
Anstalt“. In Baden-Durlach war der neue Regent Markgraf<br />
die nach dem Gegenseitigkeitsprinzip Hilfeleistungen bei Todesfällen<br />
und auch materiellen Verlusten, zum Beispiel durch Brand-Versicherungs-Societät“ gegründet. Es handelte sich<br />
men: 1758 wurde hier die „Marggrävlich Baden-Durlachische<br />
Brände oder Viehsterben, boten.<br />
um eine Monopolanstalt mit Zwangsmitgliedschaft für Hausbesitzer.<br />
Versichert waren ausschließlich Brandschäden an<br />
Die ersten Versicherungsunternehmen entstanden Ende des Gebäuden. Laut Vertrag musste ein abgebranntes Haus spätestens<br />
ein Jahr nach Erhalt der Versicherungssumme wieder<br />
17. Jahrhunderts. Als ältestes Versicherungsunternehmen der<br />
Welt gilt die heute noch existierende Hamburger Feuerkasse, aufgebaut sein.<br />
die 1676 als Zusammenschluss mehrerer Gilden gegründet<br />
wurde. Aufgrund der stetig wachsenden Städte und der damit<br />
steigenden Gefahr verheerender Brände wurden in wirtschaftlich orientiert. Die erste private Sachversicherung im<br />
Beide Anstalten waren staatlich organisiert und nicht erwerbs-<br />
den folgenden Jahrzehnten zahlreiche weitere Feuerversicherungen<br />
gegründet.<br />
„Württembergische Privat-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft“<br />
Südwesten wurde 1828 in Form des Gegenseitigkeitsvereins<br />
gegründet. Diese ist heute noch als Württembergische Versicherung<br />
AG unter dem Dach der Wüstenrot & Württembergi-<br />
Im deutschen Südwesten wurde erstmals<br />
unter Markgraf Karl-Wilhelm sche AG (W&W) tätig.<br />
von Baden-Durlach die Brandversicherung<br />
thematisiert. Karl- Auch die erste deutsche Rentenversicherung befindet sich<br />
Wilhelm erließ 1715 eine heute unter dem Dach der W&W-Gruppe: Die „Allgemeine<br />
neue Feuer-Ordnung. In Rentenanstalt zu <strong>Stuttgart</strong>“, die 1833 gegründet wurde. Sie<br />
diesem Zusammenhang<br />
wurde eine gischen Feuerversicherung und wurde 1991 mit Gründung<br />
unterhielt schon ab 1923 enge Beziehungen zur Württember-<br />
der<br />
Württembergischen Versicherungsgruppe in Württembergische<br />
Lebensversicherung AG umbenannt und eingegliedert.<br />
Eine weitere frühe Lebensversicherung war die 1854 gegründete<br />
Lebensversicherungs- und Ersparnisbank <strong>Stuttgart</strong>.<br />
Deren Nachfolgegesellschaft, die <strong>Stuttgart</strong>er Lebensversicherungs-Bank<br />
AG, fusionierte<br />
1927, gemeinsam mit der<br />
<strong>Stuttgart</strong>-Lübeck Lebensversicherungs-AG<br />
und der Bayerische<br />
Lebensversicherungsbank<br />
AG, München, mit dem damals<br />
zweitgrößten Lebensversicherer<br />
Deutschlands, der Allianz<br />
Leben. Kurz nach der Fusion<br />
erreichte die zu der Zeit als<br />
„Allianz und <strong>Stuttgart</strong>er Lebensversicherungsbank-AG“<br />
Versicherungsurkunde 1829-1830<br />
firmierende Allianz Leben die Marktführerschaft auf dem europäischen<br />
Festland. Zwischen 1938 und 1945 waren die Hauptstandorte<br />
der Allianz Leben auf <strong>Stuttgart</strong>, Berlin und Frankfurt/<br />
Main verteilt. Seit 1949 befindet sich der Hauptsitz des Instituts<br />
allein in <strong>Stuttgart</strong>.<br />
Zwei weitere private <strong>Stuttgart</strong>er Traditionsinstitute nahmen Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts ihre Arbeit auf: 1908 entstand die<br />
<strong>Stuttgart</strong>er Lebensversicherung, 1921 folgte die Württembergische<br />
Gemeindeversicherung (WGV), die sich zunächst auf<br />
die Kommunale Haftpflichtversicherung spezialisierte.<br />
Die beiden öffentlichen Feuerversicherungen in Baden und<br />
Württemberg erweiterten zwar im Laufe des 20. Jahrhunderts<br />
ebenfalls ihr Portfolio und wurden so zu umfassenden Gebäudeversicherern,<br />
sie blieben dennoch staatliche Monopolisten,<br />
was sich schließlich nicht mehr mit dem europaweiten Wettbewerb<br />
vereinen ließ. Im Jahr 1994 wurden die beiden Anstalten,<br />
die bis dahin dem Land Baden-Württemberg gehörten, daher<br />
an den Badischen und Württembergischen Sparkassen- und<br />
Giroverband verkauft. Nach zahlreichen weiteren Fusionen,<br />
unter anderem mit drei hessischen<br />
Versicherungsanstalten,<br />
entstand so die heutige<br />
SV SparkassenVersicherung,<br />
die bis heute der größte deutsche<br />
Gebäudeversicherer ist.<br />
Mit diesen ältesten Instituten<br />
der Versicherungsbranche am<br />
Finanzplatz in Baden-Württemberg<br />
ist die Basis für einen<br />
vielfältigen Versicherungsstandort<br />
gelegt worden. Heute sind 28 Institute am Finanzplatz<br />
<strong>Stuttgart</strong> ansässig. Insgesamt 2.341 Beschäftigte pro 100.000<br />
Einwohner sind im Versicherungsgewerbe tätig – damit liegt<br />
<strong>Stuttgart</strong> im Ranking der Versicherungsstandorte auf Platz 2<br />
nach Köln vor München<br />
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Quellen und Literatur::<br />
- 175 Jahre Württembergische: Chronik 1828 - 2003 / [Hg.: Württembergische<br />
Versicherung AG] <strong>Stuttgart</strong>: 2003.<br />
- Elementar Versichert - Das Jubiläum – SV Sparkassenversicherung – Badische<br />
Gebäudeversicherung 1758-2008 / [Hg.: SV SparkassenVersicherung] – <strong>Stuttgart</strong>: 2008<br />
- Borscheid, Peter: 100 Jahre Allianz. [Hg.: Allianz AG Holding] München, 1990.<br />
Bilder zur Verfügung gestellt von:<br />
- Wüstenrot & Württembergische AG<br />
- SVSparkassenVersicherung AG<br />
- Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ)<br />
(*vollständige Bildquellen und Bestände siehe S. 22)<br />
Bild links: <strong>Stuttgart</strong>, Königstraße 1929<br />
Bilder Mitte:<br />
Gründungsurkunde der Marggrävlich<br />
Baden-Durlachischen<br />
Brand-Versicherungs-Societät<br />
von 1758<br />
Herzoglich Würtembergische<br />
allgemeine Brand<br />
Schadens Versicherungs-<br />
Ordnung 1773<br />
Bild rechts: Mercedes Benz<br />
Cabriolet auf dem Schlossplatz<br />
1977<br />
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