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Schlepper, Unimog und Lkw im Vergleichstest

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AUS DER PRAXIS<br />

Der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> ist <strong>im</strong> Vergleich zum <strong>Schlepper</strong> bei Transportarbeiten deutlich schneller.<br />

relativ kleinen Reifen zu einer relativ kleinen<br />

Bodenaufstandsfläche. Diese war bei unserem<br />

<strong>Lkw</strong> nur etwa halb so groß wie bei unserem<br />

<strong>Schlepper</strong>. Bei gleicher Gewichtsbelastung<br />

hat dies einen etwa doppelt so hohen<br />

Bodendruck <strong>und</strong> etwa 50 Prozent tiefere<br />

Spuren be<strong>im</strong> <strong>Lkw</strong>-Einsatz zur Folge.<br />

Reifendruckregelanlage<br />

vorteilhaft be<strong>im</strong> <strong>Un<strong>im</strong>og</strong><br />

Der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> ist in Bezug auf den Bodendruck<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner Reifengröße (445/65<br />

R22,5) eher be<strong>im</strong> <strong>Lkw</strong> als be<strong>im</strong> <strong>Schlepper</strong><br />

anzusiedeln. Da unser <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> mit einer Reifendruckregelanlage<br />

ausgerüstet war, konnte<br />

die Größe der Bodenaufstandsfläche durch<br />

Absenken des Luftdrucks von fast sechs bar<br />

auf zwei bar aber um r<strong>und</strong> das Doppelte vergrößert<br />

werden. Das verringert den Bodendruck<br />

entsprechend. Richtig gut wäre das<br />

<strong>Un<strong>im</strong>og</strong>-Gespann für das Fahren auf dem<br />

Acker geeignet, wenn auch be<strong>im</strong> Dreiachsanhänger<br />

der Reifeninnendruck während<br />

der Fahrt verstellt werden könnte.<br />

Um zum Beispiel bei der Maisernte auf dem<br />

Acker fahren zu können, muss der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong><br />

über ausreichend Zugkraft verfügen. Wir<br />

haben dazu Messungen auf einem flach<br />

gegrubberten Acker vorgenommen. Dabei<br />

zeigte sich, dass der r<strong>und</strong> neun Tonnen<br />

schwere <strong>Schlepper</strong> bei einem Luftdruck <strong>im</strong><br />

Reifen von 0,8 bar etwas geringere Zugkraftwerte<br />

erreichte, als der voll beladene 14,4 t<br />

schwere <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> bei zwei bar. Leer zog der<br />

<strong>Un<strong>im</strong>og</strong> allerdings nur noch die Hälfte.<br />

50<br />

Für das Übertragen von Zugkräften auf dem<br />

Acker ist der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> so gut wie ein <strong>Schlepper</strong><br />

geeignet, wenn er mit Ackerprofil sowie<br />

Reifendruckregelanlage ausgerüstet ist <strong>und</strong><br />

die Möglichkeit der Zuladung vollständig<br />

ausgenutzt wird. Wo landwirtschaftliche<br />

Transporte anfallen, müssen meistens auch<br />

Wohngebiete durchfahren werden. Dabei<br />

wird der Lärm der Transportfahrzeuge oftmals<br />

als störend empf<strong>und</strong>en.<br />

<strong>Lkw</strong> verursachte geringsten Lärm<br />

<strong>im</strong> Vergleich<br />

Die Lärmmessungen zeigten, dass bei gleicher<br />

Geschwindigkeit der <strong>Lkw</strong> den geringsten<br />

Lärm verursachte. In drei Meter Entfernung<br />

vom Straßenrand <strong>und</strong> bei 30 km/h<br />

Fahrgeschwindigkeit haben wir 75 dBA<br />

gemessen. Mit 82 dBA war der <strong>Schlepper</strong><br />

wesentlich lauter. Der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> lag mit 78<br />

dBA dazwischen. Bei diesen Angaben ist zu<br />

berücksichtigen, dass eine Erhöhung um<br />

zehn dBA vom menschlichen Ohr als eine<br />

Verdoppelung der Lautstärke empf<strong>und</strong>en<br />

wird. Auch in der Kabine ging es be<strong>im</strong><br />

<strong>Schlepper</strong> deutlich lauter zu als <strong>im</strong> <strong>Lkw</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Un<strong>im</strong>og</strong>.<br />

Vorteile bot der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> bei der Sicht nach<br />

vorn. Vom Fahrer aus konnte man trotz<br />

leichter Sichtbehinderung durch das Armaturenbrett<br />

bereits nach gut fünf Metern den<br />

Boden vor dem Fahrzeug erkennen. Ähnlich<br />

gut war die Sicht nach vorn <strong>im</strong> <strong>Lkw</strong>. Be<strong>im</strong><br />

<strong>Schlepper</strong> lag der entsprechende Wert dagegen<br />

bei acht Meter.<br />

Erhebliche Unterschiede zwischen unseren<br />

Testkandidaten bestanden auch in der Wendigkeit.<br />

Das ist wichtig, wenn beispielsweise<br />

auf engen Feldwegen abgebogen werden<br />

muss. Hier gab es be<strong>im</strong> <strong>Lkw</strong> wegen der ungelenkten<br />

Dreifachachse des Aufliegers deutlich<br />

mehr Probleme als mit dem <strong>Schlepper</strong>-<br />

Gespann. Das hing mit dem größeren<br />

Wenderadius des <strong>Lkw</strong> <strong>und</strong> den schlechteren<br />

Nachlaufeigenschaften des Sattelaufliegers<br />

zusammen.<br />

Wenn mit dem <strong>Lkw</strong> ganz scharf eingeschlagen<br />

wurde, drehte die mittlere Achse des<br />

Sattelaufliegers auf der Stelle. In beladenem<br />

Zustand hält das keine Achse lange aus. Die<br />

beiden Zweiachsanhänger des <strong>Schlepper</strong>s<br />

liefen dagegen bei Kurvenfahrt deutlich besser<br />

in der Spur. Auch der <strong>im</strong> Vergleich zum<br />

Sattelauflieger kürzere Anhänger am <strong>Un<strong>im</strong>og</strong><br />

machte hier weniger Probleme.<br />

Fazit: Wenn landwirtschaftliche Transporte<br />

vorzunehmen sind, hängt es entscheidend<br />

von den Bedingungen vor Ort ab, welche<br />

Transporttechnik die geeignetste ist. Wo<br />

sowohl auf dem Acker als auch auf Land<strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esstraßen gefahren werden muss<br />

<strong>und</strong> wo nur geringe Entfernungen zu überbrücken<br />

sind, ist für die meisten Betriebe der<br />

<strong>Schlepper</strong> sicherlich die beste Alternative.<br />

Handelt es sich dagegen um reine Straßentransporte,<br />

unter Umständen sogar mit<br />

einem gewissen Anteil an Autobahnfahrten<br />

<strong>und</strong> sind große Entfernungen zu bewältigen,<br />

dürfte der <strong>Lkw</strong> in der Regel die günstigste<br />

Alternative darstellen. Der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> als dritte<br />

Transportvariante ist für das Fahren auf dem<br />

Acker fast so gut geeignet wie ein <strong>Schlepper</strong><br />

<strong>und</strong> für das Fahren auf der Straße fast so gut<br />

wie ein <strong>Lkw</strong>.<br />

Wo die entsprechenden Einsatzbedingungen<br />

gegeben sind, ist der <strong>Un<strong>im</strong>og</strong> eine interessante<br />

Alternative. Das gilt auch, wenn<br />

zum Beispiel größere Lohnunternehmen<br />

einen Mix verschiedener Zug- <strong>und</strong> Transportfahrzeuge<br />

anstreben, um die unterschiedlichen<br />

Transporte möglichst wirtschaftlich<br />

erledigen zu können. D<br />

Autor<br />

Dr. Hans-Heinrich Kowalewsky<br />

Leiter Fachbereich Energie, Bauen, Technik<br />

Geschäftsbereich Landwirtschaft<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen<br />

Mars-la-Tour-Str. 1-13 · 26121 Oldenburg<br />

Tel. 04 41/801-320<br />

E-Mail: hans-heinrich.kowalewsky@<br />

lwk-niedersachsen.de<br />

BIOGAS Journal | 4_2011

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