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alla breve - Sommersemester 2012

Magazin der Hochschule für Musik Saar

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<strong>Sommersemester</strong> <strong>2012</strong> <br />

Studium<br />

späteren Berufspraxis zur Anwendung bringen. So funktioniert<br />

der Übergang von Theorie zur Praxis nicht. Damit<br />

das im Studium erworbene wissenschaftliche Wissen später<br />

tatsächlich nachhaltig (und nicht nur selektiv) wirksam werden<br />

kann für die eigene musikpädagogische Tätigkeit, müssen<br />

die Studierenden die wissenschaftlichen Anteile und die<br />

berufs-praktischen Momente ihrer Ausbildung aufeinander<br />

beziehen können. Nur so lassen sich tiefsitzende, verborgene<br />

Überzeugungen verflüssigen und mit den neuen Kenntnissen<br />

in Verbindung bringen. Das kann durch Forschendes Lernen<br />

gelingen.<br />

Den Zielen forschenden Lernens im Lehramtsstudium<br />

entspricht der Wandel beruflicher Anforderungen. Wer<br />

heutzutage an einer allgemein bildenden Schule unterrichtet,<br />

ist aufgerufen, sich an Prozessen der Schul- und Unterrichtsentwicklung<br />

zu beteiligen, und sollte in der Lage sein,<br />

empirische Vergleichsstudien wie PISA kritisch zu rezipieren.<br />

Grundlegende Voraussetzungen dafür müssen im Studium<br />

geschaffen werden.<br />

»Die Studierenden sollen in die Lage<br />

versetzt werden, ihren Beitrag zur<br />

Verbesserung von Schule zu leisten.«<br />

Im forschenden Blick auf die musikpädagogische Praxis an<br />

Schulen lernen die künftigen Schulmusiker mehr als das<br />

Unterrichten. Sie lernen Wege und Methoden, Unterricht<br />

kritisch zu beobachten und auszuwerten und daraus<br />

Konsequenzen zu ziehen. Sie lernen, fremde Forschungen<br />

besser zu verstehen und in ihrer Relevanz und Reichweite<br />

einzuschätzen. Sie machen sich ihre oftmals unbewusst<br />

wirkenden Alltagstheorien von Musikunterricht bewusst und<br />

reflektieren die eigenen handlungsleitenden Prinzipien. Die<br />

Studierenden sollen in die Lage versetzt werden, ihren Beitrag<br />

zur Verbesserung von Schule zu leisten.<br />

»Als fruchtbar hat sich in allen<br />

Fällen die Arbeit im Team erwiesen.«<br />

Forschendes Lernen soll Neugier wecken und Forschergeist.<br />

Eine fragende, kritisch-reflexive Haltung soll erzeugt werden,<br />

um langfristig Innovationsbereitschaft, Reformfähigkeit<br />

und Weiterbildungskompetenz zu fördern. Durch welche<br />

Aktivitäten im Studium das gelingen kann, soll im Folgenden<br />

anhand einiger Beispiele aus der Lehre an der Hochschule für<br />

Musik Saar erläutert werden. Als fruchtbar hat sich in allen<br />

Fällen die Arbeit im Team erwiesen. Forschendes Lernen<br />

bedeutet, dass sich die Beteiligten intensiv mit empirischen<br />

Forschungsmethoden und relevanten Theorien beschäftigen<br />

müssen und dass sie – oft über einen längeren Zeitraum – mit<br />

viel Fleiß und Sorgfalt Daten erheben und auswerten.<br />

Wenn Gruppen von Studierenden selbständig Fragestellungen<br />

generieren und gemeinsam auf die Suche nach<br />

Problemlösungen gehen, entsteht die dafür notwendige<br />

Lernmotivation. Ganz entscheidend ist, die forschende<br />

Vorgehensweise und die damit verbundenen Intentionen<br />

explizit zu thematisieren und transparent zu machen. Erst<br />

dadurch entsteht reflexive Teilhabe an Forschung.<br />

»Mit fremden Ohren hören«<br />

An der hfm Saar sind Momente forschenden Lernens in<br />

mehreren aufeinander aufbauenden Stufen im Curriculum der<br />

Lehramtsstudierenden verankert (an anderen Hochschulen<br />

gibt es ähnliche Angebote).<br />

1) Forschendes Lernen ist Teil des Praktikumskonzeptes,<br />

das in Kooperation mit dem Zentrum für Lehrerbildung und<br />

dem erziehungswissenschaftlichen Institut der Universität<br />

des Saarlandes realisiert wird. Im Rahmen eines vierwöchigen<br />

dem Musikunterricht gewidmeten Schulpraktikums, das in<br />

der Mitte des Studiums stattfindet, erhalten die Schulmusiker<br />

Arbeitsaufträge zur systematischen Beobachtung von fremdem<br />

und eigenem Unterricht. Der Schwerpunkt liegt auf der<br />

Analyse von Unterrichtsgesprächen, die aufgenommen und<br />

zur Auswertung transkribiert werden müssen. In zwei begleitenden<br />

Lehrveranstaltungen werden relevante qualitative<br />

empirische Forschungsmethoden thematisiert und Ergebnisse<br />

präsentiert.<br />

2) Im anschließenden Studienjahr findet im Rahmen<br />

von Hauptseminaren zu wechselnden musikpädagogischen<br />

Fragestellungen ein kleines kollektives Forschungsprojekt<br />

statt, das in individuellen Seminararbeiten fortgeführt wird.<br />

In einer Veranstaltung, die in Kooperation mit Studierenden<br />

aus Bremen und Köln durchgeführt wurde 2, entwickelten<br />

die Teilnehmer einen Vergleichstest zur Leistungsmessung<br />

im Fach Musik für 6.-Klässler verschiedener Schulen. In<br />

einem späteren Seminar wurden Instrumente zur Lehrevaluation<br />

für verschiedene Fächer des Musikstudiums entwickelt.<br />

Wieder in hochschulübergreifender Perspektive, diesmal<br />

in Absprache mit Schulmusikern der hmt Leipzig, führten<br />

Studierende ein anderes Mal unter dem Titel »Mit fremden<br />

Ohren hören« ein qualitatives (Selbst-) Experiment durch, das<br />

der Frage nach dem inneren Zusammenhang von (jugend-)<br />

kulturellen Ausdrucksformen mit dem zugehörigen Musikgeschmack<br />

gewidmet war.3<br />

Im Rahmen eines Hauptseminars zum Thema »Sprechen<br />

über Musik« wurden unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

Unterrichtsgespräche und schriftliche Dokumente von<br />

Schülern analysiert und ausgewertet. In allen Fällen war das<br />

empirisch forschende Lernen eingebettet in musikpädagogische<br />

Theoriediskussionen und umrahmt von Angeboten<br />

zur methodischen Schulung zum Beispiel zum Umgang mit<br />

Software zur qualitativen Datenanalyse, zur Fragebogenkonstruktion<br />

oder zur Interviewführung. Dort wo es um<br />

schulischen Unterricht oder Hochschullehre ging, wurden<br />

die Ergebnisse – so weit sie aussagekräftig waren – anschließend<br />

den Betroffenen zur Verfügung gestellt.<br />

3) Im Rahmen von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten<br />

finden individuelle Untersuchungen statt, die in vielen Fällen<br />

an ein musikpädagogisches Hauptseminar anschließen und<br />

eine Fragestellung vertiefen. Evaluationen, Interviewstudien,<br />

Unterrichtsforschungen oder die Entwicklung von Tests,<br />

die in gemeinsamer Arbeit im Seminar begonnen wurden,<br />

werden fortgesetzt und entweder fokussiert oder ausgeweitet.<br />

Bemerkens werte Ergebnisse werden innerhalb oder auch<br />

außerhalb der Hochschule präsentiert.<br />

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