rotcrowd - Kommunistischer StudentInnenverband
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otcrowd<br />
facebook.com/comunista.at<br />
1<br />
r0tcrowd sprach mit ROBERT KROTZER und SAHAR MOHSENZADA über Wahlziele und<br />
-inhalte des Kommunistischen <strong>StudentInnenverband</strong>es (KSV) und darüber, wie<br />
die Studierenden etwas an der Bildungsmisere ändern können.<br />
Der KSV kandidiert bei den ÖH-Wahlen<br />
vom 24. bis 26. Mai an der Uni Graz.<br />
Welche Probleme greift ihr im Wahlkampf<br />
auf, was läuft falsch auf der Uni?<br />
Robert Krotzer: Was unbedingt<br />
massiv geändert werden muss, ist<br />
das GEWI-Basismodul. Die verflichtende<br />
zweite Studienrichtung verschärft<br />
nur den Mangel an Kurs- und<br />
Seminarplätzen. Hier müssen wir<br />
zurück zum früheren Modell, in dem<br />
bis zu einem Drittel der Lehrveranstaltungen<br />
aus freien Wahlfächern<br />
bestanden hat. Das bietet nicht<br />
nur die Möglichkeit, die eigenen Interessen<br />
zu vertiefen und Zusatzqualifikationen<br />
zu bekommen, sondern<br />
nimmt auch den Druck von<br />
„überlaufenen“ Studienrichtungen.<br />
Sahar Mohsenzada: Weil die Uni<br />
ohnehin schon am finanziellen<br />
Hungertuch nagt, drohen infolgedessen<br />
noch Zugangsbeschränkungen<br />
bei den Masterstudien. Auch das<br />
muss verhindert werden.<br />
Schon vor Jahren hat der KSV in der<br />
Universitätsvertretung den Antrag<br />
gestellt, eine Shutte-Bus-Linie zwischen<br />
KF und TU einzurichten, weil<br />
es für NAWI-Studierende fast unmöglich<br />
ist, pünktlich zu Lehrveranstaltungen<br />
von der einen Uni zur<br />
anderen zu kommen. Der Antrag<br />
wurde sogar angenommen, aber es<br />
ist nichts passiert.<br />
Was hätte die ÖH tun sollen?<br />
Robert: Papier ist geduldig. Beschlüsse<br />
bewirken nichts, solange es<br />
Sahar Mohsenzada<br />
und Robert Krotzer<br />
lehnen die geplanten<br />
Beschränkungen der<br />
Masterstudien ab,<br />
fordern mehr freie<br />
Wahlfächer statt des<br />
GEWI-Basismoduls<br />
und treten füt eine<br />
Buslinie zwischen<br />
KF und TU ein.<br />
die ÖH nicht schafft, Hand in Hand<br />
mit den Studierenden für Anliegen<br />
aufzutreten. Dass unter einer schwarzgrünen<br />
Stadtregierung die Grazer Linien<br />
zwar eine Murgondel locker finanzieren<br />
könnten, aber kein Geld für<br />
einen Shuttle-Bus vorhanden wäre,<br />
kann mir niemand weis machen.<br />
Sahar: Wir haben auf vieles davon<br />
bereits im Wahlkampf vor zwei Jahren<br />
hingewiesen. Zum Besseren geändert<br />
hat sich seither nur eines:<br />
Zehntausende Studierende haben<br />
mittels Demonstrationen und Besetzungen<br />
gezeigt, dass sie keine Vertretung<br />
von NachwuchspolitikerInnen<br />
brauchen, sondern ihre Anliegen sehr<br />
gut selber artikulieren können.<br />
Ihr habt die Proteste angesprochen. Viele<br />
meinen, sie hätten nichts bewirkt. Wie<br />
soll es weitergehen?<br />
Sahar: Natürlich haben sie etwas<br />
bewirkt: Ohne die Proteste würden<br />
Präsenz- und Zivildienst die Bezugsdauer<br />
der Familienbeihilfe nicht verlängern<br />
oder die Mitversicherung bei<br />
den Eltern ebenfalls ab 24 wegfallen.<br />
Damit wir erfolgreich sein können,<br />
müssen wir aber über die Unis hinausblicken.<br />
Einsparungen im Bildungsbereich<br />
sind ja mit der Zerschlagung<br />
des Sozial- und Gesundheitswesens<br />
aufs Engste verknüpft.<br />
Robert: Solange die Proteste nur auf<br />
die Uni beschränkt bleiben, werden<br />
nur kleine Änderungen an bestehenden<br />
Ungerechtigkeiten und denen,<br />
die uns noch ins Haus stehen, zu erstreiten<br />
sein. Warum ist das so?<br />
Selbst wenn alle Unis in Österreich<br />
für sagen wir einmal zwei Wochen<br />
streiken würden, hätte das kaum<br />
Auswirkungen, weil es – im ökonomischen<br />
Sinne – kaum jemanden<br />
trifft. Streiken beispielsweise MetallarbeiterInnen<br />
oder Eisenbahner-<br />
Innen, hat das in Windeseile massive<br />
Auswirkungen auf die gesamte<br />
Wirtschaft Österreichs, der Druck<br />
wäre viel größer und die Regierung<br />
viel schneller zum Einlenken gezwungen.<br />
Dass gemeinsamer Widerstand<br />
möglich ist, zeigt das Bündnis<br />
Zukunftsbudget oder die Plattform 25<br />
gegen die Belastungspakete auf Bundes-<br />
bzw. Landesebene.<br />
Ihr seht also einen Zusammenhang zwischen<br />
den Verschlechterungen im Bildungsbereich<br />
und Sozialabbau?<br />
Robert: Definitiv! Während Banken<br />
gerettet, Euro-Schutzschirme aufgespannt<br />
und die Reichen dadurch<br />
noch reicher werden, blicken gerade<br />
wir jungen Menschen einer düsteren<br />
Zukunft entgegen.<br />
Sahar: Unsere Generation ist die erste,<br />
die hinter den Lebensstandard ihrer<br />
Elterngeneration zurückfallen<br />
wird. Auch eine akademische Ausbildung<br />
ist keineswegs mehr eine Garantie<br />
für eine finanziell abgesicherte<br />
Lebensperspektive. Im Gegenteil: Nach<br />
dem Studium müssen sich viele von<br />
uns mit schlecht oder gar nicht bezahlten<br />
Praktika durchschlagen.<br />
Was unterscheidet den KSV von den anderen<br />
Fraktionen?<br />
Robert: Während die grün-rosaschwarzen<br />
Nachwuchspolitiker-<br />
Innen an der eigenen Parteikarriere<br />
gebastelt haben, sind wir KommunistInnen<br />
in vorderster Reihe gestanden,<br />
wenn sich Protest formiert hat:<br />
In der Bewegung Uni Graz gehört uns!,<br />
in den Studienvertretungen, beim Protest<br />
gegen die Kürzung der Familienbeihilfe<br />
oder gegenwärtig in der Plattform<br />
25 gegen die Kürzung der Wohnbeihilfe.<br />
Der KSV kandidiert mit dem Zusatz<br />
„Linke Liste“. Warum?<br />
Sahar: Auf unserer Liste kandidieren<br />
traditionell nicht nur unsere<br />
AktivistInnen und Mitglieder, sondern<br />
auch SympathisantInnen und<br />
unabhängige Linke, die mit uns<br />
durch unsere Arbeit in den Studienvertretungen<br />
oder in der Protestbewegung<br />
in Kontakt gekommen sind.<br />
Wir verstehen das auch als Signal für<br />
eine geeinte Linke, für die die gemeinsame<br />
Aktion im Vordergrund steht<br />
und die das Einende vor das Trennende<br />
stellt.
comunista.at<br />
2 <strong>rotcrowd</strong><br />
Die KandidatInnen des KSV<br />
Fot os: pr iva t / A nna Füre de r / Han-D o<br />
Robert Krotzer (23) studiert<br />
Geschichte und Germanistik<br />
und ist Spitzenkandidat des<br />
KSV. Robert war Aktivist von<br />
„Uni Graz gehört uns!“,<br />
engagiert sich in der Plattform<br />
25 gegen das Landesbudget<br />
und ist Vorsitzender<br />
der Kommunistischen Jugend<br />
Österreichs.<br />
Sahar Mohsenzada (26)<br />
studiert Kunstgeschichte und<br />
engagiert sich auch als<br />
Studienvertreterin. Sie ist<br />
aus dem Bestreben, etwas an<br />
der misslichen Unipolitik zu<br />
ändern, Mitglied des KSV<br />
geworden. Seit 2010 ist sie<br />
Vorsitzende des KSV Graz.<br />
1 2 3<br />
Andreas Nitsche (25) ist seit<br />
vier Jahren in der Studienvertretung<br />
Pharmazie, seit zwei<br />
Jahren dessen Vorsitzender,<br />
Mitglied der Curricula-Kommission<br />
sowie des Fakultätsgremiums<br />
der Naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät. Er war<br />
schon als Jugendlicher in der<br />
KJÖ Oberösterreich und<br />
wurde mit Beginn des Studiums<br />
im KSV aktiv.<br />
Belinda Zangerl (25) studiert<br />
Soziologie an der Uni Graz.<br />
Nach kommunalpolitischen<br />
Erfahrungen bei einer linken<br />
Bürgerliste in Kapfenberg fand<br />
sie ihren Weg in die kommunistische<br />
Jugendbewegung und<br />
nach Studienbeginn in den KSV.<br />
Neben ihrem Studium arbeitet<br />
sie als Betreuerin in einem<br />
Frauenhaus, wo sie auch den<br />
Betriebsratsvorsitz stellt.<br />
Alexander Melinz (22)<br />
studiert Germanistik und<br />
Geschichte an der Karl-<br />
Franzens-Universität. Er war<br />
Aktivist der Protestbewegung<br />
„Uni Graz gehört uns“ und<br />
ist Vorsitzender der KJÖ<br />
Graz. Alexander kandidiert<br />
auch für die Studienvertretung<br />
Germanistik.<br />
4 5 6<br />
Sarah Kröpfl (27) studiert<br />
Kunstgeschichte. Da sie<br />
mithelfen will, die Unipolitik<br />
zu verbessern, ist sie 2009<br />
dem KSV beigetreten. Seit<br />
den Demonstrationen gegen<br />
die schwarz-blaue Regierung<br />
besucht sie regelmäßig<br />
Veranstaltungen der KPÖ.<br />
Jakob Matscheko (24) studiert<br />
Geschichte und ist Mandatar des<br />
KSV. „Aus Erfahrung weiß ich,<br />
wie schwierig es ist, Beruf, Studium<br />
und Familie unter einen<br />
Hut zu bringen. Ich habe keinen<br />
Chauffeur, kein Kindermädchen<br />
und keine Putzfrau. Der Landeshauptmann<br />
verdient in einem<br />
Monat mein Jahresgehalt. Ich<br />
soll mir sagen lassen, ‘wir’ müssten<br />
den Gürtel enger schnallen?“<br />
7 8<br />
Sylvia Lammer (25) studiert<br />
Pädagogik. In ihrer Heimatstadt<br />
Knittelfeld ist sie schon lang mit<br />
der KPÖ verbunden. Der derzeitige<br />
Sozialabbau betrifft auch<br />
viele Pädagogik-StudentInnen.<br />
Kürzungen im Sozialbereich<br />
schaden den KlientInnen und<br />
führen zu verstärkter Arbeitslosigkeit.<br />
Sie kandidiert für den<br />
KSV, weil sie sich gegen soziale<br />
Ungerechtigkeiten wehren möchte.<br />
9<br />
Robert Frei (26) ist seit zwei<br />
Jahren Studienvertreter und<br />
Mitglied der Curricula-<br />
Kommission Pharmazie an<br />
der Uni Graz. Er kam im<br />
Zuge seiner Arbeit an der ÖH<br />
und wegen den übereinstimmenden<br />
politischen Ansichten<br />
zum KSV. Deshalb kandidiert<br />
er – wie schon vor zwei Jahren<br />
– für den KSV.<br />
10<br />
Mag. a Alice Saiko (26) hat<br />
Volkswirtschaft in Graz und<br />
Wien studiert und ist davon<br />
überzeugt, dass man den<br />
Hebel für gesellschaftliche<br />
Veränderung an der ökonomischen<br />
Basis ansetzen muss.<br />
Das führte sie in die Reihen<br />
des KSV.<br />
11<br />
Michael Rothe (26) studiert<br />
Pharmazie. Er kandidiert, da<br />
er mit den Studienbedingungen,<br />
vor allem mit Laborplatzvergaben<br />
unzufrieden ist und<br />
sieht, dass vieles in der Uniund<br />
Bildungspolitik in die<br />
falsche Richtung zielt. „Als<br />
Kärntner weiß ich, dass auch<br />
auf gutem Boden Unkraut<br />
wachsen kann. Ich beziehe dies<br />
auf die Uni Graz, an der ich<br />
wirklich gern studiere, jedoch<br />
Vieles nicht zum Besten steht.“<br />
12<br />
Elisabeth Pendl (25) studiert<br />
Pharmazie an der Uni Graz.<br />
Aufgrund der Vertretungsarbeit<br />
und ihrer politischen<br />
Grundeinstellung kam sie<br />
früh an der Uni in Kontakt<br />
mit KommunistInnen und<br />
kandidiert daher auch heuer<br />
wieder für den KSV.<br />
13<br />
Mathias Grill (21) studiert<br />
Geographie. Aufgrund seiner<br />
politischen Grundeinstellung<br />
und des Unmuts über die<br />
aktuell vorherrschende<br />
Hochschulpolitik kandidiert<br />
er für den KSV.<br />
14<br />
Georg Erkinger (28) studiert<br />
Umweltsystemwissenschaften.<br />
Er meint, dass die Ursachen<br />
der massiven Verschlechterungen<br />
(Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen,<br />
Verschulung,<br />
Kürzungen bei Familien-<br />
und Wohnbeihilfe...)<br />
der letzten Jahre und Jahrzehnte<br />
im kapitalistischen System<br />
liegen. Nur der tritt KSV glaubhaft<br />
gegen dieses System auf. 15<br />
Paul Heiss (34) studiert Sozialpädagogik<br />
auf der KF-<br />
Uni: „Ich kandidiere für den<br />
KSV, da ich der Meinung bin,<br />
dass sich die universitäre<br />
Bildung niemals ökonomischen<br />
Zwängen unterwerfen<br />
darf. Primäres Bildungsziel<br />
muss die Autonomie des<br />
Menschen sein.“<br />
16<br />
Patrick Mellacher (21)<br />
studiert VWL, war schon als<br />
Jugendlicher in der KJÖ aktiv<br />
und kandidiert heuer aus<br />
Solidarität für den KSV für<br />
die Universitätsvertretung,<br />
um die marxistische<br />
Interessensvertretung an der<br />
KFU zu unterstützen.<br />
Matthias Obermüller<br />
studiert Biotechnologie und<br />
sieht es als mündiger und<br />
kritischer Bürger nicht ein,<br />
warum für Bildung immer<br />
weniger Geld zur Verfügung<br />
steht und die Gängelei in allen<br />
Lebenslagen mit einer angeblichen<br />
„wirtschaftlichen“ Notwendigkeit<br />
begründet wird. 17 18<br />
Michaela Simons (26)<br />
studiert Englisch und Spanisch<br />
auf Lehramt. Sie<br />
kandidiert als Fraktionsunabhängige<br />
für den KSV, um<br />
sich mit den Anliegen des<br />
KSV solidarisch zu erklären<br />
und um dessen Mitglieder in<br />
ihrer Arbeit für eine gerechtere<br />
Universitätspolitik und<br />
Gesellschaft zu unterstützen.