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Themen dieser Ausgabe:<br />

Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen, kubanisches Bildungssystem, kurdischer Freiheitskampf,<br />

Grazer Wahlergebnis, KJÖ-Frauenkampagne, Kampf gegen Geschichtsverfälschung, Termine.


Inhalt<br />

organ S. 2<br />

6<br />

10<br />

Helfen statt Reden!<br />

3<br />

Elke Kahr.<br />

Eine Tür für<br />

Hilfesuchende.<br />

Nicht nur vor<br />

Wahlen offen.<br />

www.kpoe-graz.at<br />

3 Alle Jahre wieder...<br />

Über die Regierungsbeschlüsse aus Laxenburg und den Kampf gegen Zugangsbeschränkungen<br />

und Studiengebühren. Mal wieder.<br />

5 Bildung in Kuba<br />

Bildungspolitik geht auch anders: Einige Worte über das Bildungswesen im<br />

sozialistischen Kuba.<br />

6 Rotes Graz<br />

Wie konnte denn das passieren? Die KPÖ Graz wird mit knapp 20% zweitstärkste<br />

Partei im Stadtparlament – ein Wahlergebnis, das „Mut machen und<br />

Hoffnung geben“ soll. Ein Blick über den Salzburger Tellerrand.<br />

9 Kurdische Freiheitsbewegung im imperialistischen Teufelskreis<br />

Ein Gastbeitrag über die aktuellen Geschehnisse in Kurdistan.<br />

10 Gegen die Verfälschung der Geschichte!<br />

Über den marxistischen Intellektuellen Domenico Losurdo, sein kürzlich auf<br />

Deutsch erschienenes Stalin-Buch, seine Kritik am Liberalismus und seine Methode<br />

der „allumfassenden Komparatistisk“.<br />

Vorwort<br />

Hannah Wahl,<br />

KJÖ/KSV-<br />

Vorsitzende<br />

in Salzburg<br />

Von Wien bis Havanna - Bildung ist für alle da!<br />

Während im sozialistischen Kuba jeder Zugang zu Bildung hat, verschärft sich<br />

in Österreich die Lage immer mehr: Bildungsraub und soziale Selektion heißt hier<br />

die bittere Realität.<br />

Das Thema der Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen kommt immer<br />

wieder auf den Tisch. Es reicht nicht darauf zu hoffen, dass sich die Lage<br />

für Studenten wieder bessert. Es reicht nicht zu hoffen, dass den Politikern eines<br />

Tages einfällt, dass die Menschen in Ausbildung die Zukunft sind. Es reicht nicht<br />

zu hoffen, dass unsere gewählten VertreterInnen unsere Interessen durchsetzen.<br />

Wir müssen gemeinsam unsere Zukunft in die Hand nehmen - gemeinsam gegen<br />

Missstände wie Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen ankämpfen.


Inhalt<br />

organ S. 2<br />

6<br />

10<br />

Helfen statt Reden!<br />

3<br />

Elke Kahr.<br />

Eine Tür für<br />

Hilfesuchende.<br />

Nicht nur vor<br />

Wahlen offen.<br />

www.kpoe-graz.at<br />

3 Alle Jahre wieder...<br />

Über die Regierungsbeschlüsse aus Laxenburg und den Kampf gegen Zugangsbeschränkungen<br />

und Studiengebühren. Mal wieder.<br />

5 Bildung in Kuba<br />

Bildungspolitik geht auch anders: Einige Worte über das Bildungswesen im<br />

sozialistischen Kuba.<br />

6 Rotes Graz<br />

Wie konnte denn das passieren? Die KPÖ Graz wird mit knapp 20% zweitstärkste<br />

Partei im Stadtparlament – ein Wahlergebnis, das „Mut machen und<br />

Hoffnung geben“ soll. Ein Blick über den Salzburger Tellerrand.<br />

9 Kurdische Freiheitsbewegung im imperialistischen Teufelskreis<br />

Ein Gastbeitrag über die aktuellen Geschehnisse in Kurdistan.<br />

10 Gegen die Verfälschung der Geschichte!<br />

Über den marxistischen Intellektuellen Domenico Losurdo, sein kürzlich auf<br />

Deutsch erschienenes Stalin-Buch, seine Kritik am Liberalismus und seine Methode<br />

der „allumfassenden Komparatistisk“.<br />

Vorwort<br />

Hannah Wahl,<br />

KJÖ/KSV-<br />

Vorsitzende<br />

in Salzburg<br />

Von Wien bis Havanna - Bildung ist für alle da!<br />

Während im sozialistischen Kuba jeder Zugang zu Bildung hat, verschärft sich<br />

in Österreich die Lage immer mehr: Bildungsraub und soziale Selektion heißt hier<br />

die bittere Realität.<br />

Das Thema der Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen kommt immer<br />

wieder auf den Tisch. Es reicht nicht darauf zu hoffen, dass sich die Lage<br />

für Studenten wieder bessert. Es reicht nicht zu hoffen, dass den Politikern eines<br />

Tages einfällt, dass die Menschen in Ausbildung die Zukunft sind. Es reicht nicht<br />

zu hoffen, dass unsere gewählten VertreterInnen unsere Interessen durchsetzen.<br />

Wir müssen gemeinsam unsere Zukunft in die Hand nehmen - gemeinsam gegen<br />

Missstände wie Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen ankämpfen.


organ S. 3<br />

Alle Jahre wieder...<br />

„Kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung“, „Eignungstest“ und<br />

Studiengebühren, diese – zum Teil unverständlich klingenden Worte – wurden auf<br />

der Regierungsklausur am 09. November im niederösterreichischen Laxenburg<br />

beschlossen und sollen noch pünktlich zu Weihnachten als böse Überraschung unter<br />

den Weihnachtsbäumen liegen. Was verbirgt sich hinter der „Kapazitätsorientierten<br />

Studienplatzfinanzierung“? Für wen gibt es Eignungstests und Studiengebühren?<br />

Und welches Kalkül der Regierungsparteien steckt dahinter?<br />

Offenbar gehen der Regierung die kreativen Namen für<br />

offensichtliche Zugangsbeschränkungen nicht aus. Seit<br />

Wintersemester 2011 haben die Erstsemestrigen mit der<br />

Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) zu<br />

kämpfen, welche mit ihrem vorgesehenen Prüfungsmodus<br />

de facto als Knock-Out-Prüfung vorgesehen war und so die<br />

Studierendenzahlen verringern sollte. Dieses Jahr wird der<br />

Wortschatz von angehenden Studierenden um ein weiteres<br />

Unwort bereichert: Die kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung.<br />

Diese sieht vor, dass die Zahl der Studienplätze<br />

pro Fach auf die aktuellen Kapazitäten beschränkt wird.<br />

Die Regierung versichert zwar, dass österreichweit die Zahl<br />

der Studienplätze gleich bleiben wird, allerdings kann sie in<br />

den einzelnen Fächern reduziert und österreichweit herum<br />

geschoben werden. In diese Rechnung fallen allerdings nur<br />

„prüfungsaktive“ Studierende. Das heißt, nur jene, die mehr<br />

als 16 ECTS im Semester absolvieren. Dadurch brechen von<br />

300.000 etwa 100.000 Studienplätze weg. Dies sind vor allem<br />

Studienplätze von Studierenden, die nebenbei Teil- oder<br />

Vollzeit arbeiten müssen und somit nicht auf die notwendige<br />

ECTS-Anzahl kommen, oder Studierende, die nur mehr<br />

wenige ECTS für ihren Abschluss brauchen. Eine begrenzte<br />

Anzahl an Studienplätzen hat natürlich auch Zugangsbeschränkungen<br />

zur Folge – vorerst in den fünf Studienrichtungen<br />

Architektur, Biologie, Wirtschaftswissenschaften,<br />

Pharmazie und Informatik. Bis 2019 soll dieses Modell aber<br />

auf alle Studienrichtungen ausgeweitet werden. Und zwar<br />

nicht nur für die Bachelorstudien, sondern auch die Masterstudiengänge<br />

sollen in Zukunft Zugangsbeschränkungen<br />

unterliegen. Für alle Lehramtsstudierende soll es künftig<br />

flächendeckend einen sogenannten „Eignungstest“ geben.<br />

Wie man VOR dem Studium feststellt, ob jemand ein guter<br />

Lehrer/ eine gute Lehrerin wird, steht noch in den Sternen.<br />

Aber nicht nur für angehende Studierende hat die Regierung<br />

ein Belastungspackerl vorbereitet. Wenn es nach den<br />

Herrn und Damen vom Ballhausplatz geht, sollen alle Studierenden,<br />

die über der Mindeststudienzeit plus zwei Toleranzsemester<br />

sind, Studiengebühren (363,36 Euro) zahlen,<br />

wie es schon in der alten Regelung vorgesehen war. Studierende<br />

aus Nicht-EU-Ländern müssen den doppelten Betrag<br />

(726,72 Euro) blechen. Studiengebühren sind offenbar ein<br />

beliebtes Modell um das Budgetloch der Universitäten zu<br />

stopfen. Immer wieder tauchte diese Idee in den vergangenen<br />

Jahren auf. Im April diesen Jahres veranlasste die Aufhebung<br />

des Studiengebührengesetzes durch den Verfassungsgerichtshof<br />

Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle<br />

dazu, die Universitäten zu animieren, über den Senat autonom<br />

Studiengebühren einzuführen. Der KSV rief daraufhin


gemeinsam mit anderen Organisationen zu Blockaden der<br />

Senatssitzungen und zu Demonstrationen auf. Tausende<br />

Studierende beteiligten sich an den Aktionen. Mit Klagen<br />

alleine – wie es die ÖH geplant hätte – ist es nicht getan. Es<br />

braucht die lauten Stimmen der protestierenden Studierenden.<br />

Denn sie sind es, die diese unsoziale Politik trifft.<br />

Die Intention der Regierung ist ganz klar: Es geht hier<br />

nicht um eine qualitativ hochwertige Ausbildung von AkademikerInnen,<br />

es geht hier nicht um eine freie Bildungslandschaft,<br />

in der Talente gefördert werden und es geht vor<br />

allem nicht um die Interessen der Studierenden.<br />

Das einzige Ziel der Regierung ist engstirniges Sparen.<br />

Und das geht am schnellsten und einfachsten bei den BürgerInnen<br />

– so auch bei der universitären Bildung. Es wird hier<br />

weder auf die Bedürfnisse der Studierenden, der Unis oder<br />

der Bevölkerung wert gelegt. Im Gegenteil: Auf Studierende<br />

und jene, die es werden möchten, wird der Druck immens<br />

erhöht. Die Matura zählt plötzlich nicht mehr als Zulassung<br />

zum Studium, sondern es muss noch eine weitere Zugangsbeschränkung<br />

– für Bachelor UND Master – (wie diese aussieht<br />

ist ungewiss) überwunden werden. Und dann ist man<br />

erst beim Beginn des „freien StudentInnenlebens“. Etwa<br />

zwei Drittel der Studierenden in Österreich müssen arbei-<br />

organ S. 4<br />

ten um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Dass hier<br />

wenig Zeit für die Uni bleibt ist selbstverständlich. Nach der<br />

Kürzung der Familienbeihilfe im Jahr 2011 verschärfte sich<br />

die Situation nochmals. Sollte man das Studium vor lauter<br />

Arbeit in seiner Freizeit zu sehr vernachlässigen, so winken<br />

nach den Toleranzsemestern auch noch Studiengebühren,<br />

welche nochmal einen Batzen Geld bedeuten, den man zu<br />

Anfang des Semesters aufwenden muss.<br />

Unsere angehenden AkademikerInnen sind also vollzeitstudierende,<br />

teilzeitarbeitende, Burn-out-gefährdete Menschen<br />

ohne Geld. Wer träumt nicht von einem übermüdeten<br />

Medizinstudenten, der als Zusatzqualifikation noch Gläser<br />

abwaschen kann, weil er sich damit seine Miete verdient?<br />

Wir sagen: Bildung ist ein Menschenrecht und darf nicht<br />

von der Geldbörse der Eltern abhängen!<br />

Im kapitalistischen System kann es aber nie ein voll ausfinanziertes<br />

Bildungssystem geben, denn es orientiert sich an<br />

Profiten und an der Verwertbarkeit von Menschen, nicht an<br />

deren Bedürfnissen und Fähigkeiten. Daher steht die Notwendigkeit<br />

des Umsturzes dieses Systems zugunsten einer<br />

sozialistischen Gesellschaft außer Frage.<br />

Ohne KJÖ und KSV wäre es um den Widerstand<br />

gegen Studiengebühren in Salzburg im Mai 2012<br />

recht still geworden. Die ÖH konzentrierte sich<br />

lediglich auf Lobbying-Arbeit und sagte bis eine<br />

Woche vor der Senatssitzung bloß, „vielleicht“<br />

einen „kleinen“ Protest zu organisieren - anstatt<br />

es von Anfang an als notwendig zu erkennen! So<br />

initiierte der KSV die „Plattform gegen Studiengebühren“<br />

und bereitete gemeinsam mit unabhängigen<br />

StudienvertreterInnen und StudentInnen eine<br />

Kundgebung vor. Da hatte es die ÖH eilig, doch<br />

noch eine Demonstration zu organisieren, bei der<br />

sich der KSV schließlich ebenfalls beteiligte.<br />

In voller Länge nachgelesen werden kann diese<br />

Tragikomödie in der letzten Ausgabe des „organ“:<br />

http://www.comunista.at/web/wp-content/uploads-neu2/organ6.pdf


organ S. 5<br />

Bildung in Kuba<br />

Trotz anhaltender wirtschaftlicher Probleme aufgrund<br />

des völkerrechtswidrigen US-Handelsembargos sind die<br />

Errungenschaften der Revolution im sozialistischen Kuba bis heute<br />

erhalten geblieben und werden immer weiter ausgebaut. Neben<br />

einem außerordentlich gut organisierten Gesundheitswesen, das<br />

jedem/r kubanischen StaatsbürgerIn eine kostenlose Behandlung<br />

garantiert, kann Kuba auch auf sein Bildungssystem stolz sein.<br />

Für die RevolutionärInnen stand fest, dass eine gute Bildung<br />

das Fundament für Wirtschaft, Politik und Kultur darstellt.<br />

Man initiierte eine Alphabetisierungskampagne der es<br />

gelang den Analphabetismus auf etwa 0,2 Prozent zurückzudrängen.<br />

Zum Vergleich: In Österreich spricht man aktuell<br />

von 3,75 Prozent, in den USA von etwa 6 Prozent.<br />

Inzwischen ist der Wunsch jedem/r kubanischen StaatsbürgerIn<br />

einen Schulabschluss zu ermöglichen, Realität<br />

geworden. Während die universitäre Bildung in kapitalistischen<br />

Staaten immer mehr zu einem Luxus der Elite verkommt,<br />

garantiert Kuba jedem ein kostenloses Studium,<br />

Studiengebühren werden von der Regierung abgelehnt, lediglich<br />

internationale Studierende aus wesentlich reicheren<br />

Ländern werden zur Kasse gebeten. Gemäß des Prinzips,<br />

dass die Theorie stets mit Praxis verbunden sein muss, wird<br />

an kubanischen Universitäten viel Wert auf die Synthese<br />

zwischen Studium und Arbeit gelegt.<br />

Auch die internationale Solidarität wird groß geschrieben:<br />

Kuba entsendet auch Mitarbeiter des Bildungsministeriums<br />

zur Unterstützung in Länder Afrikas, Asiens, des<br />

Mittleren Ostens und andere Länder Lateinamerikas. Die<br />

Präsenz kubanischer Lehrkräfte und Dozenten ist in den<br />

sogenannten „Entwicklungsländern“ beachtenswert. Auch<br />

ausländische Studenten schätzen die universitäre Bildung<br />

der Karibik Insel. Die Fächer wie Jura und Medizin sind besonders<br />

begehrt.<br />

Eine Frage liegt auf der Hand. Wieso ist freie Bildung für<br />

alle in Kuba möglich, und in Österreich angeblich nicht?<br />

Weil der Kapitalismus nicht sehr viel wert auf soziale Errungenschaften<br />

legt und lieber Banken und Konzerne rettet,<br />

anstatt jedem eine gute und kostenlose Bildung zu ermöglichen.<br />

Solange wir unser politisches System nicht ändern,<br />

wird die Bildung auf der Strecke bleiben und die Diskussionen<br />

über Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und<br />

andere Verschlechterungen werden immer wieder auf den<br />

Tisch kommen.<br />

Die Alphabetisierungskampagne im Jahr 1961 legte den<br />

Grundstein für das hervorragende Bildungssystem in Kuba.<br />

Geld für Bildung statt für Banken!<br />

¡Viva Cuba!


Rotes Graz<br />

organ Elke Kahr. S. 6<br />

Wir wagen einen Blick über den Salzburger<br />

Tellerrand und gratulieren unseren steirischen<br />

GenossInnen zu ihrem historischen<br />

Wahlsieg. Die Grazer KPÖ erreichte bei den<br />

Gemeinderatswahlen am 25.11.2012 knapp<br />

20% und wurde zweitstärkste Partei.<br />

„Dieses Wahlergebnis soll Mut machen und Hoffnung<br />

geben“ 1 , meinte die KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr unmittelbar<br />

nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses. Mut<br />

und Hoffnung hat die KPÖ der Grazer Bevölkerung schon in<br />

den letzten Jahren gemacht, denn sie war und ist für viele die<br />

letzte (oder gar einzige) Anlaufstelle, wenn der Boiler kaputt<br />

wird, die Heizung repariert werden muss, bei einer nötigen<br />

Renovierung das Geld fehlt oder die Kaution nicht bezahlt<br />

werden kann. Die KPÖ hilft aus, und zwar mit jährlich über<br />

100.000€.<br />

Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft<br />

Finanziert werden diese Hilfsleistungen dadurch, dass<br />

die PolitikerInneneinkommen der steirischen KPÖ mit<br />

2200€ gedeckelt sind, das überschüssige Geld kommt in<br />

den Sozialfonds. Die politischen GegnerInnen verunglimpfen<br />

dies als Populismus und erhöhen stattdessen jedes Jahr<br />

die PolitikerInnengagen noch weiter. Das kann nur eines<br />

bedeuten: KommunistInnen sind offenbar die einzigen, die<br />

ihre politische Arbeit nicht ob des Geldes willen machen!<br />

Uns geht es einzig darum, der Bevölkerung und der ArbeiterInnenklasse<br />

zu dienen. Übrigens auch in Salzburg und<br />

auch an der Uni.<br />

Die GrazerInnen haben sich für die Ehrlichkeit, Bescheidenheit<br />

und Hilfsbereitschaft bedankt: 22.725 von ihnen haben<br />

das Kreuzerl bei der KPÖ gemacht, das sind knapp 20%<br />

der gültigen Stimmen. Mit 10 von 48 GemeinderätInnen ist<br />

1 http://www.kpoe-graz.at/dieses-ergebnis-soll-mut-machen.phtml<br />

Helfen statt Reden!<br />

die KPÖ nunmehr zweitstärkste Partei hinter der ÖVP (17).<br />

Unter anderem zog auch der KJÖ-Bundesvorsitzende Robert<br />

Krotzer ein, der sich Lenin anschließt und erkärtermaßen einen<br />

Parlamentarismus leben will, „der mit Opportunismus<br />

und Karrierismus nichts zu tun hat“ 2 . Ob des historischen<br />

Wahlsiegs der KPÖ meinte übrigens sogar der verzweifelte<br />

Grazer Klubobmann der Verliererpartei SPÖ, Karl-Heinz<br />

Herper: „Von der KPÖ lernen heißt siegen lernen“ 3 .<br />

Mit Ideologielosigkeit 4 zum Wahlerfolg?<br />

Für die Bürgerlichen wirft das Wahlergebnis natürlich die<br />

Frage auf, wie sie die Wirklichkeit am besten verdrehen können,<br />

um für größtmögliche Schadensbegrenzung zu sorgen.<br />

Die Mainstreammedien haben dafür rasch einen Weg gefunden:<br />

Sie meinen verlautbaren zu müssen, dass die steirische<br />

KPÖ ihre Wahlerfolge einer angeblichen Entideologisierung<br />

zu verdanken hätten. Damit will man erreichen, dass bei der<br />

Bevölkerung sowie bei den Linken selbst (vor allem auch innerhalb<br />

der steirischen KPÖ) Ideologielosigkeit als Erfolgsrezept<br />

verstanden wird.<br />

2 “Der linke Radikalismus”, http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1920/linksrad/<br />

kap10.html (abgerufen am 01.12.2012).<br />

3 ORF: Steiermark heute, 29.11.2012<br />

4 Wir verstehen Ideologie wertfrei als Weltanschauung.<br />

Eine Tür fü<br />

Hilfesuchend<br />

Nicht nur v<br />

Wahlen offe<br />

www.kpoe-gr<br />

Mit Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft konnte<br />

die Grazer KPÖ zweitstärkste Partei werden. Allesamt<br />

Eigenschaften, die keine andere Partei vorweisen kann.


e.<br />

or<br />

n.<br />

az.at<br />

organ S. 7<br />

Wirft man jedoch einen Blick auf die Tatsachen, so<br />

kommt man rasch zum Schluss, wie falsch dieses Bild der<br />

Mainstreammedien ist, und man erkennt, dass „hier einige<br />

Dinge einigermaßen verdreht“ 5 werden. Denn es ist gerade<br />

die steirische KPÖ, die die marxistische Tradition aufrechterhält,<br />

welche im Rest der KPÖ bereits vor Jahren verabschiedet<br />

wurde. Mit der marxistischen Orientierung hängt<br />

auch zusammen, dass die KPÖ Steiermark die einzige KPÖ-<br />

Landesorganisation ist, die noch bereit ist, auf gleicher Augenhöhe<br />

eng mit KJÖ und KSV zusammenzuarbeiten. Was<br />

wiederum zum jüngsten Wahlerfolg beigetragen hat.<br />

Mit einer mangelhaften Verankerung in der Gewerkschafts-<br />

und ArbeiterInnenbewegung sowie einem tiefsitzenden<br />

Provinzialismus muss vieles an der steirischen KPÖ<br />

kritisiert werden. Mut und Hoffnung macht dieses Wahlergebnis<br />

aber allemal. Denn es zeigt ganz klar und deutlich,<br />

dass die Menschen vom politischen Einheitsbrei der sonstigen<br />

etablierten Parteien genug haben und dass es auch in<br />

Österreich kein Naturgesetz ist, dass „ProtestwählerInnen“<br />

nach rechts abwandern – vorausgesetzt es gibt eine wählbare<br />

linke Alternative.<br />

Unsere Überzeugung ist jedenfalls, dass die österreichische<br />

Bevölkerung längerfristig gesehen nicht bloß eine linke<br />

Wahlalternative mit karitativen Funktionen braucht, sondern<br />

eine gut organisierte, revolutionäre und österreichweit<br />

einheitliche ArbeiterInnenpartei, die imstande ist, die kapitalistische<br />

Herrschaft zu stürzen. Welche historische Rolle<br />

die KPÖ Steiermark auf dem Weg dorthin spielen wird, ist<br />

derzeit noch offen.<br />

5 “An Donau und Mur”, http://www.kominform.at/article.php/20121126231327212<br />

(abgerufen am 01.12.2012).<br />

KJÖ-Frauenkampagne<br />

Die Gleichberechtigung von Frauen<br />

und Mädchen, das Zurückdrängen des<br />

Sexismus in all seinen Spielarten, das<br />

Durchbrechen von Geschlechterrollen,<br />

die Überwindung der Ausbeutung von<br />

Frauen und ihre (vor allem ökonomische)<br />

Unabhängigkeit sind gewissermaßen<br />

ein alter Hut in der linken und fortschrittlichen<br />

Bewegung. Hier reden wir<br />

über die allgegenwärtige Darstellungen<br />

von Frauen als Besitz des Mannes, als<br />

Sexobjekt, als Mensch zweiter Klasse und als absatzsteigerndes<br />

Werbemittel: “sex sells”, wie es uns tagein, tagaus<br />

entgegenschallt.<br />

Wir sehen also: es gibt einiges zu sagen und noch viel<br />

mehr zu diskutieren. Mit Artikeln über die allgemeine Lage<br />

von Frauen und Mädchen in Österreich, über das Verhältnis<br />

zwischen Lohnarbeit<br />

und Reproduktionsarbeit,<br />

über junge Frauen in der<br />

Lehre, in der Schule und<br />

an den Hochschulen,<br />

über die Frauenbewegung<br />

damals und heute, über<br />

Frauen im Sozialismus<br />

und vielem mehr wollen<br />

wir mit dieser Broschüre<br />

dazu einen Beitrag liefern.<br />

Das T-Shirt zur aktuellen<br />

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Weiterlesen unter:<br />

http://kjoe.at/?page_id=1613


Widerstand<br />

abonnieren!<br />

organ S. 8<br />

Herr Keuner begegnete Herrn<br />

Wirr, dem Kämpfer gegen die Zeitungen.<br />

"Ich bin ein großer Gegner<br />

der Zeitungen", sagte Herr<br />

Wirr, "ich will keine Zeitungen."<br />

Herr Keuner sagte: "Ich bin ein<br />

größerer Gegner der Zeitungen:<br />

ich will andere Zeitungen."<br />

(Bertolt Brecht)<br />

Bist du auch den medialen<br />

Einheitsbrei satt, der dir tagtäglich<br />

aufgetischt wird? Willst<br />

du auch eine “andere Zeitung”?<br />

Dann abonnier die “vorneweg<br />

- Zeitung für Veränderung”,<br />

Zentralorgan der Kommunistischen<br />

Jugend Österreichs (KJÖ).<br />

Vier mal jährlich findest du darin<br />

Hintergrundinformationen, Analysen<br />

und klare kommunistische<br />

Positionen. Themen sind Tagespolitik,<br />

marxistische Theorie,<br />

Zeitgeschehen, Kultur, Geschichte,<br />

Medienkritik, und was sonst<br />

noch wichtig ist. Ein Jahresabo<br />

kostet 12€ inklusive Versandkosten.<br />

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organ S. 9<br />

Kommentar:<br />

Kurdische Freiheitsbewegung<br />

im imperialistischen Teufelskreis<br />

Neulich feierte die kurdische Arbeiterpartei (PKK) ihren 34. Jahrestag mit<br />

revolutionären Gefühlen – trotz der letzten kritischen Jahre unter der<br />

konservativen Dominanz des türkischen Staates.<br />

Trotz aller religiös-despotischen Bemühungen des Staates,<br />

das kurdische Volk zur Selbstzerstörung zu treiben, hat<br />

die kurdische Arbeiterpartei, speziell in den letzten Monaten,<br />

durch die Reaktionen seiner diplomatischen Zweige mit<br />

der BDP (Partei des Friedens und der Demokratie) im Parlament<br />

wachsenden Ruhm im Volk erlangt.<br />

Schon seit ein paar Jahren versucht der Staat mit autokratischer<br />

Politik die kurdischen Revolutionäre in<br />

Nordkurdistan durch willkürliche Inhaftierungen zu<br />

unterdrücken. Vom Anführer der kurdischen Arbeiterpartei,<br />

Abdullah Öcalan, hat man bis zum letzten Kommentar<br />

bezüglich der Hungerstreikenden nichts gehört.<br />

Nun sehen sich auch die Abgeordneten der kurdischen diplomatischen<br />

Bewegung BDP (Partei des Friedens und der<br />

Demokratie) der Aufhebung ihrer Immunität und Klagen<br />

wegen der Verbindung zur PKK gegenüber.<br />

Solange der türkische Staat sich am imperialistischen<br />

Vorbild der USA und Israels orientiert, die Grundrechte der<br />

Kurden nicht ermöglicht und speziell dem Anführer des kurdischen<br />

Volkes Abdullah Öcalan gegenüber Intoleranz zeigt,<br />

kann die PKK keine Entwicklungen in der Friedenspolitik<br />

annehmen. Dadurch wäre eine Eskalation und in deren Folge<br />

eine gewaltige revolutionäre Reaktion zu erwarten.<br />

Unser Gastautor Ekrem lebte vier Jahre in<br />

Kurdistan und seit 15 Jahren in Österreich.<br />

Jedoch verfolgt die islamistische türkische Regierung<br />

schon seit langem die imperialistische Linie der USA, um<br />

durch die Begünstigung instabiler syrischer Innenpolitik<br />

und den Gaza-Konflikt einen Anteil der Kontrolle über die<br />

unterdrückten Völker an sich zu reißen.<br />

Abdullah Öcalan gründete zusammen mit 24<br />

anderen Mitstreitern 1978 die PKK (Partiya Karkerên<br />

Kurdistan – Arbeiterpartei Kurdistans) und<br />

ist seither auch ihr Vorsitzender. 1999 wurde er<br />

aufgrund seiner Tätigkeit zur Befreiung Kurdistans<br />

in der Türkei inhaftiert. Ein bereits ausgesprochenes<br />

Todesurteil wurde zwar revidiert, allerdings bliebt<br />

eine lebenslange Inhaftierung.


Gegen die Verfälschung<br />

der Geschichte!<br />

organ S. 10<br />

Der italienische Philosoph Domenico Losurdo<br />

ist heute einer der wichtigsten marxistischen<br />

DenkerInnen weltweit. In zahlreichen Büchern<br />

wendet er sich gegen verschiedene Versuche der<br />

etablierten bürgerlichen Geschichtsschreibung, die<br />

historischen Tatsachen zu verdrehen. Dabei kann er<br />

sich stets auf umfassendes Quellenmaterial stützen.<br />

Losurdo, Jahrgang 1941, lehrt an der Universität Urbino<br />

und ist Präsident der Internationalen Gesellschaft für dialektisches<br />

Denken. Um es vorab schon einmal erwähnt zu<br />

haben: Losurdo hält Ende Jänner zwei Vorträge in Salzburg,<br />

nähere Informationen dazu siehe auf Seite 12.<br />

In den letzten Jahren hat er sich vor allem als Kritiker des<br />

Geschichtsrevisionismus hervorgetan und in zahlreichen<br />

Büchern über verschiedene Themen versucht, die Deutungshoheit<br />

der herrschenden Meinung (welche ja immer<br />

die Meinung der Herrschenden ist) mittels einer umfassenden<br />

Analyse der historischen Fakten ins Wanken zu bringen.<br />

Dabei bedient er sich stets umfassenden Quellenmaterials,<br />

seien es Originaldokumente oder die neuesten Forschungsergebnisse.<br />

Seine Methode in der historischen Forschung ist die einer<br />

„allumfassenden Komparatistik“, denn: „So furchtbar es<br />

auch sein mag, muss ein historisches Ereignis, wenn es genannt,<br />

beschrieben und verstanden werden will, mit anderen<br />

verglichen werden“ 1 .<br />

Wir wollen uns hier beispielhaft mit einem Buch Losurdos<br />

auseinandersetzen, welches ein „Meilenstein [ist], weil es<br />

1 Losurdo: Kampf um die Geschichte (2007), S. 43.<br />

anhand eines sehr prägnanten Beispiels die Fehler und die<br />

Oberflächlichkeit der bürgerlichen Geschichtsschreibung<br />

aufzeigt“ 2 .<br />

Josef Stalin, ein Bösewicht?<br />

In seinem erst kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch<br />

„Stalin - Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende“<br />

nimmt Domenico Losurdo Stalin sowie das Bild, das man<br />

heute über ihn hat, unter die Lupe. Dabei fragt er sich zuerst,<br />

wie es überhaupt möglich war, dass Stalin nach seinem<br />

Tod zu einem der großen Dämonen des 20. Jahrhunderts stilisiert<br />

werden konnte, während er zu Lebzeiten in Ost wie<br />

West gleichermaßen geschätzt und verehrt worden war 3 . Im<br />

Anschluss untersucht er, inwiefern das heute vorherrschende<br />

Bild gerechtfertigt ist oder nicht. Dabei hält er die Kategorie<br />

‚Stalinismus‘ für „nicht überzeugend“, denn „sie scheint<br />

2 http://www.lesenswuerdigkeiten.de/2012/08/stalin-geschichte-und-kritik-einer.html<br />

3 Losurdo verweist in der Beantwortung dieser Frage insbesondere darauf, dass die<br />

Revision des Stalin-Bildes vom Herzen der Revolution ausging: Am 20. Parteitag der<br />

KPdSU hielt Stalins Nachfolger Chruschtschow eine berüchtigte „Geheimrede“, in der er<br />

durch Herabsetzung Stalins seine eigenen Schwächen wettmachen wollte. Wie Losurdo<br />

nachweist, kann man heute davon ausgehen, dass die darin aufgestellten Behauptungen<br />

über Stalin mit der historischen Realität herzlich wenig zu tun hatten. Welch gewaltige<br />

Wirksamkeit diese Rede dennoch hatte, kann mit dem weltweit berühmten (und kürzlich<br />

verstorbenen) Historiker Eric Hobsbawm formuliert werden: „Um es in wenigen einfachen<br />

Worten auszudrücken, die Oktoberrevolution schuf eine weltkommunistische Bewegung,<br />

der XX. Parteitag zerstörte sie.“<br />

Hobsbawm: Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20. Jahrhundert (2003), S.234.


organ S. 11<br />

eine homogene Gesamtheit von Doktrinen und Verhaltensweisen<br />

vorauszusetzen, die es nicht gibt“ 4 .<br />

Wie immer strebt Losurdo auch in diesem Buch eine<br />

„allumfassende Komparatistik“ an und will „weder die gesamte<br />

Geschichte Russlands noch die im Zweiten Dreißigjährigen<br />

Krieg 5 engagierten westlichen Länder aus den<br />

Augen verlieren“ 6 . In Bezug auf die verschiedenen Stalinbilder,<br />

die es gab und gibt, geht es Losurdo darum, „nicht<br />

eines davon zu verabsolutieren, sondern vielmehr alle zu<br />

problematisieren“ 7 . Zu diesem Zweck gilt es, „die Unangemessenheit<br />

des moralisch-manichäischen Ansatzes zum<br />

Verständnis Stalins und des von ihm geleiteten Landes zur<br />

Kenntnis zu nehmen“ 8 und nicht „vor dem komplexen Charakter<br />

des historischen Prozesses zurückzuschrecken“ 9 .<br />

Während die bürgerliche Geschichtsschreibung 10 bei der<br />

moralischen Verurteilung Stalins und der Sowjetunion stehenbleibt,<br />

fordert und praktiziert Losurdo eine Historiographie,<br />

welche das moralische Urteil zwar einschließt – dieses<br />

erweise sich aber als „oberflächlich und heuchlerisch,<br />

würde es ohne Berücksichtigung des historischen Kontexts<br />

formuliert“ 11 . Dabei geht es jedoch „nicht, wie manch Kritiker<br />

behauptet, um Relativierung oder Entschuldigung von<br />

Fehlentwicklungen im Sozialismus, es geht ihm um den Vergleich<br />

mit der bürgerlichen Gesellschaft, um so dem sozialistischen<br />

Experiment Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“ 12 .<br />

Losurdos Buch holt den komplizierten historischen Kontext<br />

in die Bewertung Stalins ein und stellt Vergleiche ähnlich<br />

gelagerter historischer Situationen an. Dabei tun sich<br />

ungeahnte Abgründe westlicher Regierungen auf, die in der<br />

kapitalistischen Propaganda gerne verschwiegen werden:<br />

willkürliche Repressionen bis zum Äußersten, Konzentrationslager,<br />

Massentötungen; wohlgemerkt auch im 20. Jahrhundert.<br />

All diese Verbrechen des liberalen Westens machen<br />

4 Losurdo: Stalin (2012), 341f.<br />

5 Unter dem Zweiten Dreißigjährigen Krieg versteht Losurdo die Zeit von 1914 bis 1945.<br />

6 Losurdo: Stalin (2012), S. 18.<br />

7 Losurdo: Stalin (2012), S. 19.<br />

8 Losurdo: Stalin (2012), S. 335.<br />

9 Losurdo (2012), S. 343.<br />

10 Welche ja oft eher Geschichten als Geschichte schreibt...<br />

11 Losurdo: Stalin (2012), S. 335.<br />

12 http://www.andreas-wehr.eu/den-liberalismus-kritisieren.html<br />

Verbrechen in der Sowjetunion nicht weniger verwerflich –<br />

dennoch muss der Verweis auf Erstere dazu dienen, Letztere<br />

so weit zu relativieren, wie sie bisher verabsolutiert wurden.<br />

Alles in allem: Man bekommt nach Lektüre dieses Buches<br />

das Gefühl, dass die Geschichte vom paranoiden Bösewicht<br />

Josef Stalin vielleicht eher ein Märchen ist und dazu dienen<br />

soll, die Menschen von der kommunistischen Bewegung<br />

fernzuhalten. Und dass Stalin eine ungleich höher stehende<br />

Moral vertreten und in seiner Politik auch tatsächlich praktiziert<br />

hat als etwa Churchill oder Roosevelt. Bevor jetzt jemand<br />

in Wutausbrüche verfällt ob dieser Aussage, die der<br />

herrschenden Meinung allzu sehr widerspricht, sollte er/sie<br />

sich erst einmal Zeit nehmen und dieses Buch in Ruhe lesen.<br />

Und zwar ebenso nüchtern und vorurteilsfrei, wie es selbst<br />

an die historischen Fakten herangeht.<br />

Eine Auswahl von Losurdos Büchern:<br />

Stalin: Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende<br />

2012, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894384968<br />

Kampf um die Geschichte: Der historische Revisionismus<br />

und seine Mythen.<br />

2007, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894383657<br />

Freiheit als Privileg: Eine Gegengeschichte des<br />

Liberalismus.<br />

2010, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894384319<br />

Die Sprache des Imperiums: Ein historischphilosophischer<br />

Leitfaden.<br />

2011, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894384692<br />

Der Marxismus Antonio Gramscis: Von der Utopie zum<br />

“kritischen Kommunismus” .<br />

2012, Vsa Verlag, Hamburg.<br />

ISBN 978-3899655360


Termine:<br />

Domenico Losurdo in Salzburg<br />

Ende Jänner 2013 kommt einer der bekanntesten<br />

marxistischen DenkerInnen nach Salzburg - und<br />

zwar gleich für zwei Veranstaltungen.<br />

Wir laden herzlich ein!<br />

25. Jänner, 17:30,<br />

Rudolfskai 42 (GesWi), HS387.<br />

„Fortschritt oder Reaktion?<br />

Der Klassenkampf vom 20. zum<br />

21. Jahrhundert“<br />

Auf Einladung von KJÖ, KSV und KI stellt Losurdo unter<br />

dem Titel „Fortschritt oder Reaktion? Der Klassenkampf<br />

vom 20. zum 21. Jahrhundert“ sein demnächst auf italienisch<br />

erscheinendes Buch „Che cos‘è la lotta di classe? Una storia<br />

politica e filosofica“ vor.<br />

Aus dem Abstract:<br />

„Wie gestaltet sich heute der Klassenkampf? Die Lage hat<br />

sich im Vergleich zur Vergangenheit radikal geändert. Im<br />

Gefolge des Scheiterns von Hitlers Plan, die koloniale Tradition<br />

wieder aufzunehmen und zu radikalisieren, wobei er in<br />

Osteuropa den Far West ausmachte, den es zu kolonisieren<br />

und zu germanisieren galt, entwickelte sich nach Stalingrad<br />

und der totalen Niederlage des Nazifaschismus gleich nach<br />

dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine weltweite antikolonialistische<br />

Revolution.<br />

Was ist heute aus dieser gigantischen antikolonialen...“<br />

Abstract weiterlesen: http://kjoe.at/?post_type=event&p=2076<br />

26. Jänner, 10:00-17:00,<br />

Rudolfskai 42 (GesWi), HS387.<br />

„Den Konflikt denken.<br />

Sich mit der Dialektik in der politischen<br />

Welt orientieren“<br />

Bei der „2. Salzburger Tagung für dialektische Philosophie“<br />

hält Losurdo den Hauptvortrag zum Thema „Den Konflikt<br />

denken. sich mit der Dialektik in der politischen Welt<br />

orientieren“. Veranstalterin der Tagung ist die „Salzburger<br />

Gesellschaft für dialektische Philosophie“. Losurdos Vortrag<br />

beginnt um 15:00.<br />

Neben dem von Losurdo gibt es bei dieser Tagung noch<br />

drei weitere Vorträge, und zwar zu folgenden Themen:<br />

• Einheit und Widerspruch in der frühen Philosophie<br />

Chinas und Griechenlands<br />

• Die „Gesellschaftliche Natur des Menschen“ – 30 Jahre<br />

„Grundlegung der Psychologie“<br />

• Worin besteht die Einheit der Welt? – Die ontologischen<br />

Antworten von Georg Lukács und H. H. Holz<br />

im Vergleich.<br />

Die Abstracts, das genaue Tagungsprogramm und weitere Informationen<br />

finden sich hier: www.dialektik-salzburg.at


organ S. 3<br />

Alle Jahre wieder...<br />

„Kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung“, „Eignungstest“ und<br />

Studiengebühren, diese – zum Teil unverständlich klingenden Worte – wurden auf<br />

der Regierungsklausur am 09. November im niederösterreichischen Laxenburg<br />

beschlossen und sollen noch pünktlich zu Weihnachten als böse Überraschung unter<br />

den Weihnachtsbäumen liegen. Was verbirgt sich hinter der „Kapazitätsorientierten<br />

Studienplatzfinanzierung“? Für wen gibt es Eignungstests und Studiengebühren?<br />

Und welches Kalkül der Regierungsparteien steckt dahinter?<br />

Offenbar gehen der Regierung die kreativen Namen für<br />

offensichtliche Zugangsbeschränkungen nicht aus. Seit<br />

Wintersemester 2011 haben die Erstsemestrigen mit der<br />

Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) zu<br />

kämpfen, welche mit ihrem vorgesehenen Prüfungsmodus<br />

de facto als Knock-Out-Prüfung vorgesehen war und so die<br />

Studierendenzahlen verringern sollte. Dieses Jahr wird der<br />

Wortschatz von angehenden Studierenden um ein weiteres<br />

Unwort bereichert: Die kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung.<br />

Diese sieht vor, dass die Zahl der Studienplätze<br />

pro Fach auf die aktuellen Kapazitäten beschränkt wird.<br />

Die Regierung versichert zwar, dass österreichweit die Zahl<br />

der Studienplätze gleich bleiben wird, allerdings kann sie in<br />

den einzelnen Fächern reduziert und österreichweit herum<br />

geschoben werden. In diese Rechnung fallen allerdings nur<br />

„prüfungsaktive“ Studierende. Das heißt, nur jene, die mehr<br />

als 16 ECTS im Semester absolvieren. Dadurch brechen von<br />

300.000 etwa 100.000 Studienplätze weg. Dies sind vor allem<br />

Studienplätze von Studierenden, die nebenbei Teil- oder<br />

Vollzeit arbeiten müssen und somit nicht auf die notwendige<br />

ECTS-Anzahl kommen, oder Studierende, die nur mehr<br />

wenige ECTS für ihren Abschluss brauchen. Eine begrenzte<br />

Anzahl an Studienplätzen hat natürlich auch Zugangsbeschränkungen<br />

zur Folge – vorerst in den fünf Studienrichtungen<br />

Architektur, Biologie, Wirtschaftswissenschaften,<br />

Pharmazie und Informatik. Bis 2019 soll dieses Modell aber<br />

auf alle Studienrichtungen ausgeweitet werden. Und zwar<br />

nicht nur für die Bachelorstudien, sondern auch die Masterstudiengänge<br />

sollen in Zukunft Zugangsbeschränkungen<br />

unterliegen. Für alle Lehramtsstudierende soll es künftig<br />

flächendeckend einen sogenannten „Eignungstest“ geben.<br />

Wie man VOR dem Studium feststellt, ob jemand ein guter<br />

Lehrer/ eine gute Lehrerin wird, steht noch in den Sternen.<br />

Aber nicht nur für angehende Studierende hat die Regierung<br />

ein Belastungspackerl vorbereitet. Wenn es nach den<br />

Herrn und Damen vom Ballhausplatz geht, sollen alle Studierenden,<br />

die über der Mindeststudienzeit plus zwei Toleranzsemester<br />

sind, Studiengebühren (363,36 Euro) zahlen,<br />

wie es schon in der alten Regelung vorgesehen war. Studierende<br />

aus Nicht-EU-Ländern müssen den doppelten Betrag<br />

(726,72 Euro) blechen. Studiengebühren sind offenbar ein<br />

beliebtes Modell um das Budgetloch der Universitäten zu<br />

stopfen. Immer wieder tauchte diese Idee in den vergangenen<br />

Jahren auf. Im April diesen Jahres veranlasste die Aufhebung<br />

des Studiengebührengesetzes durch den Verfassungsgerichtshof<br />

Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle<br />

dazu, die Universitäten zu animieren, über den Senat autonom<br />

Studiengebühren einzuführen. Der KSV rief daraufhin


gemeinsam mit anderen Organisationen zu Blockaden der<br />

Senatssitzungen und zu Demonstrationen auf. Tausende<br />

Studierende beteiligten sich an den Aktionen. Mit Klagen<br />

alleine – wie es die ÖH geplant hätte – ist es nicht getan. Es<br />

braucht die lauten Stimmen der protestierenden Studierenden.<br />

Denn sie sind es, die diese unsoziale Politik trifft.<br />

Die Intention der Regierung ist ganz klar: Es geht hier<br />

nicht um eine qualitativ hochwertige Ausbildung von AkademikerInnen,<br />

es geht hier nicht um eine freie Bildungslandschaft,<br />

in der Talente gefördert werden und es geht vor<br />

allem nicht um die Interessen der Studierenden.<br />

Das einzige Ziel der Regierung ist engstirniges Sparen.<br />

Und das geht am schnellsten und einfachsten bei den BürgerInnen<br />

– so auch bei der universitären Bildung. Es wird hier<br />

weder auf die Bedürfnisse der Studierenden, der Unis oder<br />

der Bevölkerung wert gelegt. Im Gegenteil: Auf Studierende<br />

und jene, die es werden möchten, wird der Druck immens<br />

erhöht. Die Matura zählt plötzlich nicht mehr als Zulassung<br />

zum Studium, sondern es muss noch eine weitere Zugangsbeschränkung<br />

– für Bachelor UND Master – (wie diese aussieht<br />

ist ungewiss) überwunden werden. Und dann ist man<br />

erst beim Beginn des „freien StudentInnenlebens“. Etwa<br />

zwei Drittel der Studierenden in Österreich müssen arbei-<br />

organ S. 4<br />

ten um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Dass hier<br />

wenig Zeit für die Uni bleibt ist selbstverständlich. Nach der<br />

Kürzung der Familienbeihilfe im Jahr 2011 verschärfte sich<br />

die Situation nochmals. Sollte man das Studium vor lauter<br />

Arbeit in seiner Freizeit zu sehr vernachlässigen, so winken<br />

nach den Toleranzsemestern auch noch Studiengebühren,<br />

welche nochmal einen Batzen Geld bedeuten, den man zu<br />

Anfang des Semesters aufwenden muss.<br />

Unsere angehenden AkademikerInnen sind also vollzeitstudierende,<br />

teilzeitarbeitende, Burn-out-gefährdete Menschen<br />

ohne Geld. Wer träumt nicht von einem übermüdeten<br />

Medizinstudenten, der als Zusatzqualifikation noch Gläser<br />

abwaschen kann, weil er sich damit seine Miete verdient?<br />

Wir sagen: Bildung ist ein Menschenrecht und darf nicht<br />

von der Geldbörse der Eltern abhängen!<br />

Im kapitalistischen System kann es aber nie ein voll ausfinanziertes<br />

Bildungssystem geben, denn es orientiert sich an<br />

Profiten und an der Verwertbarkeit von Menschen, nicht an<br />

deren Bedürfnissen und Fähigkeiten. Daher steht die Notwendigkeit<br />

des Umsturzes dieses Systems zugunsten einer<br />

sozialistischen Gesellschaft außer Frage.<br />

Ohne KJÖ und KSV wäre es um den Widerstand<br />

gegen Studiengebühren in Salzburg im Mai 2012<br />

recht still geworden. Die ÖH konzentrierte sich<br />

lediglich auf Lobbying-Arbeit und sagte bis eine<br />

Woche vor der Senatssitzung bloß, „vielleicht“<br />

einen „kleinen“ Protest zu organisieren - anstatt<br />

es von Anfang an als notwendig zu erkennen! So<br />

initiierte der KSV die „Plattform gegen Studiengebühren“<br />

und bereitete gemeinsam mit unabhängigen<br />

StudienvertreterInnen und StudentInnen eine<br />

Kundgebung vor. Da hatte es die ÖH eilig, doch<br />

noch eine Demonstration zu organisieren, bei der<br />

sich der KSV schließlich ebenfalls beteiligte.<br />

In voller Länge nachgelesen werden kann diese<br />

Tragikomödie in der letzten Ausgabe des „organ“:<br />

http://www.comunista.at/web/wp-content/uploads-neu2/organ6.pdf


organ S. 5<br />

Bildung in Kuba<br />

Trotz anhaltender wirtschaftlicher Probleme aufgrund<br />

des völkerrechtswidrigen US-Handelsembargos sind die<br />

Errungenschaften der Revolution im sozialistischen Kuba bis heute<br />

erhalten geblieben und werden immer weiter ausgebaut. Neben<br />

einem außerordentlich gut organisierten Gesundheitswesen, das<br />

jedem/r kubanischen StaatsbürgerIn eine kostenlose Behandlung<br />

garantiert, kann Kuba auch auf sein Bildungssystem stolz sein.<br />

Für die RevolutionärInnen stand fest, dass eine gute Bildung<br />

das Fundament für Wirtschaft, Politik und Kultur darstellt.<br />

Man initiierte eine Alphabetisierungskampagne der es<br />

gelang den Analphabetismus auf etwa 0,2 Prozent zurückzudrängen.<br />

Zum Vergleich: In Österreich spricht man aktuell<br />

von 3,75 Prozent, in den USA von etwa 6 Prozent.<br />

Inzwischen ist der Wunsch jedem/r kubanischen StaatsbürgerIn<br />

einen Schulabschluss zu ermöglichen, Realität<br />

geworden. Während die universitäre Bildung in kapitalistischen<br />

Staaten immer mehr zu einem Luxus der Elite verkommt,<br />

garantiert Kuba jedem ein kostenloses Studium,<br />

Studiengebühren werden von der Regierung abgelehnt, lediglich<br />

internationale Studierende aus wesentlich reicheren<br />

Ländern werden zur Kasse gebeten. Gemäß des Prinzips,<br />

dass die Theorie stets mit Praxis verbunden sein muss, wird<br />

an kubanischen Universitäten viel Wert auf die Synthese<br />

zwischen Studium und Arbeit gelegt.<br />

Auch die internationale Solidarität wird groß geschrieben:<br />

Kuba entsendet auch Mitarbeiter des Bildungsministeriums<br />

zur Unterstützung in Länder Afrikas, Asiens, des<br />

Mittleren Ostens und andere Länder Lateinamerikas. Die<br />

Präsenz kubanischer Lehrkräfte und Dozenten ist in den<br />

sogenannten „Entwicklungsländern“ beachtenswert. Auch<br />

ausländische Studenten schätzen die universitäre Bildung<br />

der Karibik Insel. Die Fächer wie Jura und Medizin sind besonders<br />

begehrt.<br />

Eine Frage liegt auf der Hand. Wieso ist freie Bildung für<br />

alle in Kuba möglich, und in Österreich angeblich nicht?<br />

Weil der Kapitalismus nicht sehr viel wert auf soziale Errungenschaften<br />

legt und lieber Banken und Konzerne rettet,<br />

anstatt jedem eine gute und kostenlose Bildung zu ermöglichen.<br />

Solange wir unser politisches System nicht ändern,<br />

wird die Bildung auf der Strecke bleiben und die Diskussionen<br />

über Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und<br />

andere Verschlechterungen werden immer wieder auf den<br />

Tisch kommen.<br />

Die Alphabetisierungskampagne im Jahr 1961 legte den<br />

Grundstein für das hervorragende Bildungssystem in Kuba.<br />

Geld für Bildung statt für Banken!<br />

¡Viva Cuba!


Rotes Graz<br />

organ Elke Kahr. S. 6<br />

Wir wagen einen Blick über den Salzburger<br />

Tellerrand und gratulieren unseren steirischen<br />

GenossInnen zu ihrem historischen<br />

Wahlsieg. Die Grazer KPÖ erreichte bei den<br />

Gemeinderatswahlen am 25.11.2012 knapp<br />

20% und wurde zweitstärkste Partei.<br />

„Dieses Wahlergebnis soll Mut machen und Hoffnung<br />

geben“ 1 , meinte die KPÖ-Spitzenkandidatin Elke Kahr unmittelbar<br />

nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses. Mut<br />

und Hoffnung hat die KPÖ der Grazer Bevölkerung schon in<br />

den letzten Jahren gemacht, denn sie war und ist für viele die<br />

letzte (oder gar einzige) Anlaufstelle, wenn der Boiler kaputt<br />

wird, die Heizung repariert werden muss, bei einer nötigen<br />

Renovierung das Geld fehlt oder die Kaution nicht bezahlt<br />

werden kann. Die KPÖ hilft aus, und zwar mit jährlich über<br />

100.000€.<br />

Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft<br />

Finanziert werden diese Hilfsleistungen dadurch, dass<br />

die PolitikerInneneinkommen der steirischen KPÖ mit<br />

2200€ gedeckelt sind, das überschüssige Geld kommt in<br />

den Sozialfonds. Die politischen GegnerInnen verunglimpfen<br />

dies als Populismus und erhöhen stattdessen jedes Jahr<br />

die PolitikerInnengagen noch weiter. Das kann nur eines<br />

bedeuten: KommunistInnen sind offenbar die einzigen, die<br />

ihre politische Arbeit nicht ob des Geldes willen machen!<br />

Uns geht es einzig darum, der Bevölkerung und der ArbeiterInnenklasse<br />

zu dienen. Übrigens auch in Salzburg und<br />

auch an der Uni.<br />

Die GrazerInnen haben sich für die Ehrlichkeit, Bescheidenheit<br />

und Hilfsbereitschaft bedankt: 22.725 von ihnen haben<br />

das Kreuzerl bei der KPÖ gemacht, das sind knapp 20%<br />

der gültigen Stimmen. Mit 10 von 48 GemeinderätInnen ist<br />

1 http://www.kpoe-graz.at/dieses-ergebnis-soll-mut-machen.phtml<br />

Helfen statt Reden!<br />

die KPÖ nunmehr zweitstärkste Partei hinter der ÖVP (17).<br />

Unter anderem zog auch der KJÖ-Bundesvorsitzende Robert<br />

Krotzer ein, der sich Lenin anschließt und erkärtermaßen einen<br />

Parlamentarismus leben will, „der mit Opportunismus<br />

und Karrierismus nichts zu tun hat“ 2 . Ob des historischen<br />

Wahlsiegs der KPÖ meinte übrigens sogar der verzweifelte<br />

Grazer Klubobmann der Verliererpartei SPÖ, Karl-Heinz<br />

Herper: „Von der KPÖ lernen heißt siegen lernen“ 3 .<br />

Mit Ideologielosigkeit 4 zum Wahlerfolg?<br />

Für die Bürgerlichen wirft das Wahlergebnis natürlich die<br />

Frage auf, wie sie die Wirklichkeit am besten verdrehen können,<br />

um für größtmögliche Schadensbegrenzung zu sorgen.<br />

Die Mainstreammedien haben dafür rasch einen Weg gefunden:<br />

Sie meinen verlautbaren zu müssen, dass die steirische<br />

KPÖ ihre Wahlerfolge einer angeblichen Entideologisierung<br />

zu verdanken hätten. Damit will man erreichen, dass bei der<br />

Bevölkerung sowie bei den Linken selbst (vor allem auch innerhalb<br />

der steirischen KPÖ) Ideologielosigkeit als Erfolgsrezept<br />

verstanden wird.<br />

2 “Der linke Radikalismus”, http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1920/linksrad/<br />

kap10.html (abgerufen am 01.12.2012).<br />

3 ORF: Steiermark heute, 29.11.2012<br />

4 Wir verstehen Ideologie wertfrei als Weltanschauung.<br />

Eine Tür fü<br />

Hilfesuchend<br />

Nicht nur v<br />

Wahlen offe<br />

www.kpoe-gr<br />

Mit Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft konnte<br />

die Grazer KPÖ zweitstärkste Partei werden. Allesamt<br />

Eigenschaften, die keine andere Partei vorweisen kann.


e.<br />

or<br />

n.<br />

az.at<br />

organ S. 7<br />

Wirft man jedoch einen Blick auf die Tatsachen, so<br />

kommt man rasch zum Schluss, wie falsch dieses Bild der<br />

Mainstreammedien ist, und man erkennt, dass „hier einige<br />

Dinge einigermaßen verdreht“ 5 werden. Denn es ist gerade<br />

die steirische KPÖ, die die marxistische Tradition aufrechterhält,<br />

welche im Rest der KPÖ bereits vor Jahren verabschiedet<br />

wurde. Mit der marxistischen Orientierung hängt<br />

auch zusammen, dass die KPÖ Steiermark die einzige KPÖ-<br />

Landesorganisation ist, die noch bereit ist, auf gleicher Augenhöhe<br />

eng mit KJÖ und KSV zusammenzuarbeiten. Was<br />

wiederum zum jüngsten Wahlerfolg beigetragen hat.<br />

Mit einer mangelhaften Verankerung in der Gewerkschafts-<br />

und ArbeiterInnenbewegung sowie einem tiefsitzenden<br />

Provinzialismus muss vieles an der steirischen KPÖ<br />

kritisiert werden. Mut und Hoffnung macht dieses Wahlergebnis<br />

aber allemal. Denn es zeigt ganz klar und deutlich,<br />

dass die Menschen vom politischen Einheitsbrei der sonstigen<br />

etablierten Parteien genug haben und dass es auch in<br />

Österreich kein Naturgesetz ist, dass „ProtestwählerInnen“<br />

nach rechts abwandern – vorausgesetzt es gibt eine wählbare<br />

linke Alternative.<br />

Unsere Überzeugung ist jedenfalls, dass die österreichische<br />

Bevölkerung längerfristig gesehen nicht bloß eine linke<br />

Wahlalternative mit karitativen Funktionen braucht, sondern<br />

eine gut organisierte, revolutionäre und österreichweit<br />

einheitliche ArbeiterInnenpartei, die imstande ist, die kapitalistische<br />

Herrschaft zu stürzen. Welche historische Rolle<br />

die KPÖ Steiermark auf dem Weg dorthin spielen wird, ist<br />

derzeit noch offen.<br />

5 “An Donau und Mur”, http://www.kominform.at/article.php/20121126231327212<br />

(abgerufen am 01.12.2012).<br />

KJÖ-Frauenkampagne<br />

Die Gleichberechtigung von Frauen<br />

und Mädchen, das Zurückdrängen des<br />

Sexismus in all seinen Spielarten, das<br />

Durchbrechen von Geschlechterrollen,<br />

die Überwindung der Ausbeutung von<br />

Frauen und ihre (vor allem ökonomische)<br />

Unabhängigkeit sind gewissermaßen<br />

ein alter Hut in der linken und fortschrittlichen<br />

Bewegung. Hier reden wir<br />

über die allgegenwärtige Darstellungen<br />

von Frauen als Besitz des Mannes, als<br />

Sexobjekt, als Mensch zweiter Klasse und als absatzsteigerndes<br />

Werbemittel: “sex sells”, wie es uns tagein, tagaus<br />

entgegenschallt.<br />

Wir sehen also: es gibt einiges zu sagen und noch viel<br />

mehr zu diskutieren. Mit Artikeln über die allgemeine Lage<br />

von Frauen und Mädchen in Österreich, über das Verhältnis<br />

zwischen Lohnarbeit<br />

und Reproduktionsarbeit,<br />

über junge Frauen in der<br />

Lehre, in der Schule und<br />

an den Hochschulen,<br />

über die Frauenbewegung<br />

damals und heute, über<br />

Frauen im Sozialismus<br />

und vielem mehr wollen<br />

wir mit dieser Broschüre<br />

dazu einen Beitrag liefern.<br />

Das T-Shirt zur aktuellen<br />

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Weiterlesen unter:<br />

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Widerstand<br />

abonnieren!<br />

organ S. 8<br />

Herr Keuner begegnete Herrn<br />

Wirr, dem Kämpfer gegen die Zeitungen.<br />

"Ich bin ein großer Gegner<br />

der Zeitungen", sagte Herr<br />

Wirr, "ich will keine Zeitungen."<br />

Herr Keuner sagte: "Ich bin ein<br />

größerer Gegner der Zeitungen:<br />

ich will andere Zeitungen."<br />

(Bertolt Brecht)<br />

Bist du auch den medialen<br />

Einheitsbrei satt, der dir tagtäglich<br />

aufgetischt wird? Willst<br />

du auch eine “andere Zeitung”?<br />

Dann abonnier die “vorneweg<br />

- Zeitung für Veränderung”,<br />

Zentralorgan der Kommunistischen<br />

Jugend Österreichs (KJÖ).<br />

Vier mal jährlich findest du darin<br />

Hintergrundinformationen, Analysen<br />

und klare kommunistische<br />

Positionen. Themen sind Tagespolitik,<br />

marxistische Theorie,<br />

Zeitgeschehen, Kultur, Geschichte,<br />

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kostet 12€ inklusive Versandkosten.<br />

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organ S. 9<br />

Kommentar:<br />

Kurdische Freiheitsbewegung<br />

im imperialistischen Teufelskreis<br />

Neulich feierte die kurdische Arbeiterpartei (PKK) ihren 34. Jahrestag mit<br />

revolutionären Gefühlen – trotz der letzten kritischen Jahre unter der<br />

konservativen Dominanz des türkischen Staates.<br />

Trotz aller religiös-despotischen Bemühungen des Staates,<br />

das kurdische Volk zur Selbstzerstörung zu treiben, hat<br />

die kurdische Arbeiterpartei, speziell in den letzten Monaten,<br />

durch die Reaktionen seiner diplomatischen Zweige mit<br />

der BDP (Partei des Friedens und der Demokratie) im Parlament<br />

wachsenden Ruhm im Volk erlangt.<br />

Schon seit ein paar Jahren versucht der Staat mit autokratischer<br />

Politik die kurdischen Revolutionäre in<br />

Nordkurdistan durch willkürliche Inhaftierungen zu<br />

unterdrücken. Vom Anführer der kurdischen Arbeiterpartei,<br />

Abdullah Öcalan, hat man bis zum letzten Kommentar<br />

bezüglich der Hungerstreikenden nichts gehört.<br />

Nun sehen sich auch die Abgeordneten der kurdischen diplomatischen<br />

Bewegung BDP (Partei des Friedens und der<br />

Demokratie) der Aufhebung ihrer Immunität und Klagen<br />

wegen der Verbindung zur PKK gegenüber.<br />

Solange der türkische Staat sich am imperialistischen<br />

Vorbild der USA und Israels orientiert, die Grundrechte der<br />

Kurden nicht ermöglicht und speziell dem Anführer des kurdischen<br />

Volkes Abdullah Öcalan gegenüber Intoleranz zeigt,<br />

kann die PKK keine Entwicklungen in der Friedenspolitik<br />

annehmen. Dadurch wäre eine Eskalation und in deren Folge<br />

eine gewaltige revolutionäre Reaktion zu erwarten.<br />

Unser Gastautor Ekrem lebte vier Jahre in<br />

Kurdistan und seit 15 Jahren in Österreich.<br />

Jedoch verfolgt die islamistische türkische Regierung<br />

schon seit langem die imperialistische Linie der USA, um<br />

durch die Begünstigung instabiler syrischer Innenpolitik<br />

und den Gaza-Konflikt einen Anteil der Kontrolle über die<br />

unterdrückten Völker an sich zu reißen.<br />

Abdullah Öcalan gründete zusammen mit 24<br />

anderen Mitstreitern 1978 die PKK (Partiya Karkerên<br />

Kurdistan – Arbeiterpartei Kurdistans) und<br />

ist seither auch ihr Vorsitzender. 1999 wurde er<br />

aufgrund seiner Tätigkeit zur Befreiung Kurdistans<br />

in der Türkei inhaftiert. Ein bereits ausgesprochenes<br />

Todesurteil wurde zwar revidiert, allerdings bliebt<br />

eine lebenslange Inhaftierung.


Gegen die Verfälschung<br />

der Geschichte!<br />

organ S. 10<br />

Der italienische Philosoph Domenico Losurdo<br />

ist heute einer der wichtigsten marxistischen<br />

DenkerInnen weltweit. In zahlreichen Büchern<br />

wendet er sich gegen verschiedene Versuche der<br />

etablierten bürgerlichen Geschichtsschreibung, die<br />

historischen Tatsachen zu verdrehen. Dabei kann er<br />

sich stets auf umfassendes Quellenmaterial stützen.<br />

Losurdo, Jahrgang 1941, lehrt an der Universität Urbino<br />

und ist Präsident der Internationalen Gesellschaft für dialektisches<br />

Denken. Um es vorab schon einmal erwähnt zu<br />

haben: Losurdo hält Ende Jänner zwei Vorträge in Salzburg,<br />

nähere Informationen dazu siehe auf Seite 12.<br />

In den letzten Jahren hat er sich vor allem als Kritiker des<br />

Geschichtsrevisionismus hervorgetan und in zahlreichen<br />

Büchern über verschiedene Themen versucht, die Deutungshoheit<br />

der herrschenden Meinung (welche ja immer<br />

die Meinung der Herrschenden ist) mittels einer umfassenden<br />

Analyse der historischen Fakten ins Wanken zu bringen.<br />

Dabei bedient er sich stets umfassenden Quellenmaterials,<br />

seien es Originaldokumente oder die neuesten Forschungsergebnisse.<br />

Seine Methode in der historischen Forschung ist die einer<br />

„allumfassenden Komparatistik“, denn: „So furchtbar es<br />

auch sein mag, muss ein historisches Ereignis, wenn es genannt,<br />

beschrieben und verstanden werden will, mit anderen<br />

verglichen werden“ 1 .<br />

Wir wollen uns hier beispielhaft mit einem Buch Losurdos<br />

auseinandersetzen, welches ein „Meilenstein [ist], weil es<br />

1 Losurdo: Kampf um die Geschichte (2007), S. 43.<br />

anhand eines sehr prägnanten Beispiels die Fehler und die<br />

Oberflächlichkeit der bürgerlichen Geschichtsschreibung<br />

aufzeigt“ 2 .<br />

Josef Stalin, ein Bösewicht?<br />

In seinem erst kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch<br />

„Stalin - Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende“<br />

nimmt Domenico Losurdo Stalin sowie das Bild, das man<br />

heute über ihn hat, unter die Lupe. Dabei fragt er sich zuerst,<br />

wie es überhaupt möglich war, dass Stalin nach seinem<br />

Tod zu einem der großen Dämonen des 20. Jahrhunderts stilisiert<br />

werden konnte, während er zu Lebzeiten in Ost wie<br />

West gleichermaßen geschätzt und verehrt worden war 3 . Im<br />

Anschluss untersucht er, inwiefern das heute vorherrschende<br />

Bild gerechtfertigt ist oder nicht. Dabei hält er die Kategorie<br />

‚Stalinismus‘ für „nicht überzeugend“, denn „sie scheint<br />

2 http://www.lesenswuerdigkeiten.de/2012/08/stalin-geschichte-und-kritik-einer.html<br />

3 Losurdo verweist in der Beantwortung dieser Frage insbesondere darauf, dass die<br />

Revision des Stalin-Bildes vom Herzen der Revolution ausging: Am 20. Parteitag der<br />

KPdSU hielt Stalins Nachfolger Chruschtschow eine berüchtigte „Geheimrede“, in der er<br />

durch Herabsetzung Stalins seine eigenen Schwächen wettmachen wollte. Wie Losurdo<br />

nachweist, kann man heute davon ausgehen, dass die darin aufgestellten Behauptungen<br />

über Stalin mit der historischen Realität herzlich wenig zu tun hatten. Welch gewaltige<br />

Wirksamkeit diese Rede dennoch hatte, kann mit dem weltweit berühmten (und kürzlich<br />

verstorbenen) Historiker Eric Hobsbawm formuliert werden: „Um es in wenigen einfachen<br />

Worten auszudrücken, die Oktoberrevolution schuf eine weltkommunistische Bewegung,<br />

der XX. Parteitag zerstörte sie.“<br />

Hobsbawm: Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20. Jahrhundert (2003), S.234.


organ S. 11<br />

eine homogene Gesamtheit von Doktrinen und Verhaltensweisen<br />

vorauszusetzen, die es nicht gibt“ 4 .<br />

Wie immer strebt Losurdo auch in diesem Buch eine<br />

„allumfassende Komparatistik“ an und will „weder die gesamte<br />

Geschichte Russlands noch die im Zweiten Dreißigjährigen<br />

Krieg 5 engagierten westlichen Länder aus den<br />

Augen verlieren“ 6 . In Bezug auf die verschiedenen Stalinbilder,<br />

die es gab und gibt, geht es Losurdo darum, „nicht<br />

eines davon zu verabsolutieren, sondern vielmehr alle zu<br />

problematisieren“ 7 . Zu diesem Zweck gilt es, „die Unangemessenheit<br />

des moralisch-manichäischen Ansatzes zum<br />

Verständnis Stalins und des von ihm geleiteten Landes zur<br />

Kenntnis zu nehmen“ 8 und nicht „vor dem komplexen Charakter<br />

des historischen Prozesses zurückzuschrecken“ 9 .<br />

Während die bürgerliche Geschichtsschreibung 10 bei der<br />

moralischen Verurteilung Stalins und der Sowjetunion stehenbleibt,<br />

fordert und praktiziert Losurdo eine Historiographie,<br />

welche das moralische Urteil zwar einschließt – dieses<br />

erweise sich aber als „oberflächlich und heuchlerisch,<br />

würde es ohne Berücksichtigung des historischen Kontexts<br />

formuliert“ 11 . Dabei geht es jedoch „nicht, wie manch Kritiker<br />

behauptet, um Relativierung oder Entschuldigung von<br />

Fehlentwicklungen im Sozialismus, es geht ihm um den Vergleich<br />

mit der bürgerlichen Gesellschaft, um so dem sozialistischen<br />

Experiment Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“ 12 .<br />

Losurdos Buch holt den komplizierten historischen Kontext<br />

in die Bewertung Stalins ein und stellt Vergleiche ähnlich<br />

gelagerter historischer Situationen an. Dabei tun sich<br />

ungeahnte Abgründe westlicher Regierungen auf, die in der<br />

kapitalistischen Propaganda gerne verschwiegen werden:<br />

willkürliche Repressionen bis zum Äußersten, Konzentrationslager,<br />

Massentötungen; wohlgemerkt auch im 20. Jahrhundert.<br />

All diese Verbrechen des liberalen Westens machen<br />

4 Losurdo: Stalin (2012), 341f.<br />

5 Unter dem Zweiten Dreißigjährigen Krieg versteht Losurdo die Zeit von 1914 bis 1945.<br />

6 Losurdo: Stalin (2012), S. 18.<br />

7 Losurdo: Stalin (2012), S. 19.<br />

8 Losurdo: Stalin (2012), S. 335.<br />

9 Losurdo (2012), S. 343.<br />

10 Welche ja oft eher Geschichten als Geschichte schreibt...<br />

11 Losurdo: Stalin (2012), S. 335.<br />

12 http://www.andreas-wehr.eu/den-liberalismus-kritisieren.html<br />

Verbrechen in der Sowjetunion nicht weniger verwerflich –<br />

dennoch muss der Verweis auf Erstere dazu dienen, Letztere<br />

so weit zu relativieren, wie sie bisher verabsolutiert wurden.<br />

Alles in allem: Man bekommt nach Lektüre dieses Buches<br />

das Gefühl, dass die Geschichte vom paranoiden Bösewicht<br />

Josef Stalin vielleicht eher ein Märchen ist und dazu dienen<br />

soll, die Menschen von der kommunistischen Bewegung<br />

fernzuhalten. Und dass Stalin eine ungleich höher stehende<br />

Moral vertreten und in seiner Politik auch tatsächlich praktiziert<br />

hat als etwa Churchill oder Roosevelt. Bevor jetzt jemand<br />

in Wutausbrüche verfällt ob dieser Aussage, die der<br />

herrschenden Meinung allzu sehr widerspricht, sollte er/sie<br />

sich erst einmal Zeit nehmen und dieses Buch in Ruhe lesen.<br />

Und zwar ebenso nüchtern und vorurteilsfrei, wie es selbst<br />

an die historischen Fakten herangeht.<br />

Eine Auswahl von Losurdos Büchern:<br />

Stalin: Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende<br />

2012, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894384968<br />

Kampf um die Geschichte: Der historische Revisionismus<br />

und seine Mythen.<br />

2007, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894383657<br />

Freiheit als Privileg: Eine Gegengeschichte des<br />

Liberalismus.<br />

2010, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894384319<br />

Die Sprache des Imperiums: Ein historischphilosophischer<br />

Leitfaden.<br />

2011, PapyRossa Verlag, Köln.<br />

ISBN 978-3894384692<br />

Der Marxismus Antonio Gramscis: Von der Utopie zum<br />

“kritischen Kommunismus” .<br />

2012, Vsa Verlag, Hamburg.<br />

ISBN 978-3899655360


Termine:<br />

Domenico Losurdo in Salzburg<br />

Ende Jänner 2013 kommt einer der bekanntesten<br />

marxistischen DenkerInnen nach Salzburg - und<br />

zwar gleich für zwei Veranstaltungen.<br />

Wir laden herzlich ein!<br />

25. Jänner, 17:30,<br />

Rudolfskai 42 (GesWi), HS387.<br />

„Fortschritt oder Reaktion?<br />

Der Klassenkampf vom 20. zum<br />

21. Jahrhundert“<br />

Auf Einladung von KJÖ, KSV und KI stellt Losurdo unter<br />

dem Titel „Fortschritt oder Reaktion? Der Klassenkampf<br />

vom 20. zum 21. Jahrhundert“ sein demnächst auf italienisch<br />

erscheinendes Buch „Che cos‘è la lotta di classe? Una storia<br />

politica e filosofica“ vor.<br />

Aus dem Abstract:<br />

„Wie gestaltet sich heute der Klassenkampf? Die Lage hat<br />

sich im Vergleich zur Vergangenheit radikal geändert. Im<br />

Gefolge des Scheiterns von Hitlers Plan, die koloniale Tradition<br />

wieder aufzunehmen und zu radikalisieren, wobei er in<br />

Osteuropa den Far West ausmachte, den es zu kolonisieren<br />

und zu germanisieren galt, entwickelte sich nach Stalingrad<br />

und der totalen Niederlage des Nazifaschismus gleich nach<br />

dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine weltweite antikolonialistische<br />

Revolution.<br />

Was ist heute aus dieser gigantischen antikolonialen...“<br />

Abstract weiterlesen: http://kjoe.at/?post_type=event&p=2076<br />

26. Jänner, 10:00-17:00,<br />

Rudolfskai 42 (GesWi), HS387.<br />

„Den Konflikt denken.<br />

Sich mit der Dialektik in der politischen<br />

Welt orientieren“<br />

Bei der „2. Salzburger Tagung für dialektische Philosophie“<br />

hält Losurdo den Hauptvortrag zum Thema „Den Konflikt<br />

denken. sich mit der Dialektik in der politischen Welt<br />

orientieren“. Veranstalterin der Tagung ist die „Salzburger<br />

Gesellschaft für dialektische Philosophie“. Losurdos Vortrag<br />

beginnt um 15:00.<br />

Neben dem von Losurdo gibt es bei dieser Tagung noch<br />

drei weitere Vorträge, und zwar zu folgenden Themen:<br />

• Einheit und Widerspruch in der frühen Philosophie<br />

Chinas und Griechenlands<br />

• Die „Gesellschaftliche Natur des Menschen“ – 30 Jahre<br />

„Grundlegung der Psychologie“<br />

• Worin besteht die Einheit der Welt? – Die ontologischen<br />

Antworten von Georg Lukács und H. H. Holz<br />

im Vergleich.<br />

Die Abstracts, das genaue Tagungsprogramm und weitere Informationen<br />

finden sich hier: www.dialektik-salzburg.at

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