Baustein 5 - Wohlbefinden
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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra<br />
Vorlesung Sportpädagogik<br />
Modul Entwicklungen fördern<br />
<strong>Baustein</strong> 5: Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Sportwissenschaftliches Institut<br />
der Universität des Saarlandes<br />
SS 2012<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 1
Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />
<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />
Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />
<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />
Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Ausgewählte Ergebnisse<br />
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<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />
„Health is a state of complete physical, mental and social wellbeing<br />
and not merely the absence of disease or infirmity”<br />
(WHO, 1946)<br />
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<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />
„Das rationale an dem WHO-Begriff... ist, daß er erstmals wieder<br />
das `völlige <strong>Wohlbefinden</strong>' des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt<br />
des Gesundheitsbegriffes gerückt hat, und zwar nicht das<br />
des vereinzelten Individuums. Ausdrücklich ist das `soziale <strong>Wohlbefinden</strong>'<br />
in die Definition mit aufgenommen worden, das <strong>Wohlbefinden</strong><br />
des Menschen in seinen sozialen Bindungen. ... `Soziales<br />
<strong>Wohlbefinden</strong>' in all seinen Dimensionen heißt: Der Mensch fühlt<br />
sich gesund. Er kann kämpfen, er kann lieben, er kann glücklich<br />
sein. (Grauhan, 1981, S. 134; zitiert nach Kickbusch, 1981, S.<br />
274).<br />
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<strong>Wohlbefinden</strong> zentrales Element der Gesundheit aus<br />
subjektiver Sicht<br />
Subjektive Konnotationen von Gesundheit:<br />
psychisches <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Leistungsfähigkeit und Handlungsfähigkeit<br />
Reservoir und Potenzial an Energie und Stärke<br />
Abwesenheit von Krankheit<br />
geringes Ausmaß an gesundheitlichen Beschwerden und<br />
Schmerzen (Faltermaier, 2005).<br />
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The paradox of health (Barsky, 1988)<br />
Paradoxes Verhältnis zwischen der objektiven Verbesserung des<br />
Gesundheitszustandes weiter Kreise der Bevölkerung einerseits<br />
und dem Anstieg subjektiver Beschwerden andererseits:<br />
Zurückgang von Infektionserkrankungen, die in früheren Jahren<br />
tödlich verliefen,<br />
konzentrierte Auseinandersetzung mit Fragen der Gesundheit,<br />
Kommerzialisierung der Gesundheit,<br />
progressive Medikalisierung des täglichen Lebens.<br />
“We need not curb the pursuit of health, but only pay more<br />
attention to cultivating subjective feelings of well-being as well” (p.<br />
418).<br />
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<strong>Wohlbefinden</strong> und Glück<br />
Freuden: Mehr situationsgebundene, relativ kurzfristige Befindlichkeitsaspekte<br />
Lebensqualität: Individuelle Konstellation von objektiven Lebensbedingungen<br />
und subjektivem <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Zufriedenheit: Bedingt durch Wechselwirkungen zwischen objektiven<br />
Lebensbedingungen und subjektiver Wahrnehmung<br />
au der Basis sozialer Vergleichsprozesse<br />
Glück: Identität, Sicherheit, Gesundheit, Bedürfnisbefriedigung,<br />
Solidarität, Engagement, Arbeit und Sinn; Gegensatz zu<br />
Depression<br />
Mayring<br />
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<strong>Wohlbefinden</strong> als Voraussetzung für eine<br />
Verhaltensänderung<br />
Präventivhandlung wird durch positive Kosten-Nutzen-<br />
Analysen begünstigt (z. B. Health-Belief-Modell)<br />
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<strong>Wohlbefinden</strong> als Voraussetzung für eine<br />
Verhaltensänderung<br />
Selbstwirksamkeitserwartungen, Kompetenzerwartungen,<br />
Kontrollüberzeugungen begünstigen Verhaltensänderung<br />
(z. B. MAARS-Modell)<br />
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<strong>Wohlbefinden</strong> als Voraussetzung für eine<br />
Verhaltensänderung<br />
Präventivhandlung wird durch positive Kosten-Nutzen-<br />
Analysen begünstigt (z. B. Health-Belief-Modell)<br />
Selbstwirksamkeitserwartungen, Kompetenzerwartungen,<br />
Kontrollüberzeugungen begünstigen Verhaltensänderung (z.<br />
B. HAPA- und MAARS-Modell)<br />
Verbesserung des <strong>Wohlbefinden</strong>s kann unmittelbar während<br />
und nach der Sportausübung authentisch erlebt werden<br />
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Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />
<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />
Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />
<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />
Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Ausgewählte Ergebnisse<br />
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Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
State-Trait-Differenzierung<br />
o Aktuelles <strong>Wohlbefinden</strong> oder Befindlichkeit (state)<br />
o Habituelles oder überdauerndes <strong>Wohlbefinden</strong> (trait)<br />
Teilbereiche des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
o körperlich, psychisch, sozial<br />
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Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />
<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />
Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />
<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />
Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Ausgewählte Ergebnisse<br />
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Operationalisierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Gesichterskala von Andrews & Withney<br />
Fragebongen zum allgemeinen habituellen <strong>Wohlbefinden</strong><br />
(FAHW) von Wydra<br />
Befindlichkeitsfragebogen von Abele & Brehm<br />
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Gesichterskala von Andrews und Withney (1976)<br />
Wie fühlen Sie sich in diesem Moment?<br />
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FAHW von Wydra<br />
Fragebogen zur Erfassung des allgemeinen habituellen <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
(FAHW)<br />
http://www.sportpaedagogik-sb.de/pdf/FAW.pdf<br />
Fragebogen zur Erfassung positiver und negativer Aspekte im<br />
körperlichen, psychischen und sozialen Bereich (vgl. WHO-<br />
Definition von Gesundheit)<br />
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Trifft voll und<br />
ganz zu<br />
Trifft ungefähr zu<br />
Ich weiß nicht!<br />
Trifft kaum zu<br />
Trifft überhaupt<br />
nicht zu<br />
1. Ich bin sehr ausgeglichen<br />
2. Ich kann ohne Probleme auf andere zugehen<br />
3. Wenn ich mich bewege, spüre ich meine Krankheit<br />
4. Ich fühle mich alleingelassen<br />
5. Ich habe dauernd Schmerzen<br />
6. Ich bin mit meinem körperlichen Zustand zufrieden<br />
7. Ich habe das Gefühl, gebraucht zu werden<br />
8. Ich habe mein Leben im Griff<br />
9 . Meine Stimmung ist gedrückt<br />
10. Ich bin von meinen Mitmenschen enttäuscht<br />
11. Ich fühle mich körperlich gesund<br />
12. Ich halte die innere Anspannung nicht mehr aus<br />
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Struktur (Dimensionalität) des FAHW<br />
Körperlicher<br />
Bereich<br />
Psychischer<br />
Bereich<br />
Sozialer<br />
Bereich<br />
Aspekte des<br />
<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Zufriedenheit mit dem momentanen<br />
Körperzustand<br />
Ruhe, Ausgeglichenheit und<br />
Vitalität<br />
Freunde haben, intaktes<br />
Familienleben, Eingebundensein<br />
in die soziale Gemeinschaft<br />
Aspekte des<br />
Missbefindens<br />
Körperliche Gebrechen und<br />
Schmerzen<br />
Unsicherheit, Stress und Anspannung<br />
Einsamkeit und soziale Isolation,<br />
Enttäuschung über<br />
Mitmenschen<br />
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Trifft voll und<br />
ganz zu<br />
Trifft ungefähr<br />
zu<br />
Ich weiß nicht!<br />
Trifft kaum zu<br />
Trifft überhaupt<br />
nicht zu<br />
1. ich bin sehr ausgeglichen 5 4 3 2 1<br />
2. ich kann ohne Probleme auf andere zugehen 5 4 3 2 1<br />
3. wenn ich mich bewege, spüre ich meine Krankheit -5 -4 -3 -2 -1<br />
4. ich fühle mich verlassen -5 -4 -3 -2 -1<br />
5. ich habe dauernd Schmerzen -5 -4 -3 -2 -1<br />
6. ich bin mit meinem Körperzustand einverstanden) 5 4 3 2 1<br />
7. ich habe das Gefühl, dass man mich braucht 5 4 3 2 1<br />
8. ich habe Alles im Griff 5 4 3 2 1<br />
9. meine Stimmung ist gedrückt -5 -4 -3 -2 -1<br />
10. ich bin von meinen Mitmenschen enttäuscht -5 -4 -3 -2 -1<br />
11. ich fühle mich körperlich gesund 5 4 3 2 1<br />
12. ich halte die innere Anspannung nicht mehr aus -5 -4 -3 -2 -1<br />
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Struktur der Befindlichkeitsskalen von Abele und Brehm<br />
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Kurzform der Befindlichkeitsskalen von Abele und Brehm<br />
Aktiviertheit<br />
Ärger<br />
Energielosigkeit<br />
Ruhe<br />
frisch, angeregt, voller Energie, tatkräftig,<br />
aktiv<br />
missmutig, ärgerlich, sauer, gereizt, mürrisch<br />
passiv, energielos, lasch, träge, lahm<br />
locker, gelöst, entspannt, ruhig, gelassen<br />
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Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />
<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />
Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />
<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen<br />
des Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Ausgewählte Ergebnisse<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 28
Ein heuristisches Modell zur Erklärung der<br />
Wirkungen des Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />
„Die Möglichkeiten des Sports im Hinblick auf die Erreichung<br />
eines Ziels wie <strong>Wohlbefinden</strong> sind nun nicht so sehr kognitiv<br />
und intellektuell geprägt, sondern entfalten sich vor allem<br />
über Handlung und Erfahrung“ (Grupe, 1976, S. 363).<br />
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Elementare Körper- und Bewegungserfahrungen<br />
Spüren des Gegensatzes von Anstrengung und Erholung,<br />
Müdigkeit und Spannkraft, Anspannung und Entspannung,<br />
Können und Nicht-Können etc. wichtigste Quellen des <strong>Wohlbefinden</strong>s.<br />
Alltag bietet kaum noch Möglichkeiten für authentische Körpererfahrungen<br />
(Körperbild und Körperschema)<br />
<br />
<br />
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„Doch wie das Naheliegende oft zu wenig beachtet<br />
wird, fremd und unbekannt bleibt, ist wohl auch die eigene<br />
Leiblichkeit dem Menschen zu gewohnt, zu<br />
selbstverständlich, als daß der eigene Körper Objekt<br />
bewußter Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung<br />
wäre“ (Bielefeld, 1986, S. 4).<br />
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Das Gefühl des Könnens<br />
Jede gekonnte Bewegung<br />
oder Aktion macht Spaß!<br />
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Funktionslust<br />
„Jede gut gekonnte Bewegung macht für sich Spaß, auch<br />
wenn sie unter sehr ungünstigen Verhältnissen und widerwillig<br />
erworben wurde. Ganz allgemein kann man sagen, daß die<br />
Bewegung umso mehr Funktionslust bietet, je schwieriger sie<br />
zu erlernen war. Die Funktionslust ist also ein Segen für den<br />
arbeitenden Menschen“ (Lorenz, 1983, zitiert nach von Cube &<br />
Alshuth, 1987, S. 201).<br />
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Das Gefühl des Könnens<br />
Jede gekonnte Bewegung oder Aktion macht Spaß!<br />
Gerade ältere Menschen, die die Erfahrungen des Nichtmehr-Könnens<br />
kennen, genießen jeden Fortschritt und das<br />
Gefühl, etwas noch oder wieder zu können<br />
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Die Erfahrung des Könnens<br />
„Die Erfahrung des Könnens, des Noch-Könnens oder des<br />
Wieder-Könnens ist zugleich die Erfahrung von mehr Selbstwerteinschätzung,<br />
von geglückter Selbstdarstellung. Zum aktiven<br />
<strong>Wohlbefinden</strong> gehört das Gefühl der Selbstaktualisierung<br />
und Selbständigkeit, das der erfährt, der das Nicht-<br />
Notwendige tut, sich freiwillig Schwierigkeiten abfordert, der<br />
sich ins Unsichere begibt und in seiner Meisterung bestätigt“<br />
(Grupe, 1976, S. 368).<br />
Kompetenzerwartungen, Kontrollüberzeugungen, Selbstwirksamkeit,<br />
Manageability<br />
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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 38
Selbstaktualisierung<br />
Becker (1982, S. 284) versteht unter Selbstaktualisierung,<br />
„... daß eine Person ihre individuellen Anlagen in der Interaktion<br />
mit der Umwelt „frei“ entfaltet, d. h. in der Interaktion mit<br />
der Umwelt ihre Fähigkeiten zum Einsatz bringt und weiterentwickelt<br />
sowie ihre „wahren“ Bedürfnisse und Interessen<br />
befriedigt.“<br />
Selbstbestimmung in sozialer Verantwortung<br />
In Spiel und Sport ist der Mensch aus den Existenzzwängen<br />
des Alltags herausgelöst und findet dort ein Experimentierfeld<br />
für selbst gesteckte Ziele und Wege<br />
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Selbstaktualisierung als Grundlage der Leistungsmotivation<br />
„Es macht also einen Unterschied, ob man sich herumgestoßen<br />
sieht, sich als Spielball äußerer Kräfte fühlt oder ob<br />
man sich als Herr seines Handelns erlebt“ (Heckhausen,<br />
1976, S. 588).<br />
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Leistung als Grundlage des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
„In einer abkürzenden Formel läßt sich die Bedeutung des<br />
Leistungsprinzips in einer kritisch-emanzipatorisch verstandenen<br />
Sporterziehung so ausdrücken: Sporterziehung soll<br />
dem Menschen die Erfahrung ermöglichen, leisten zu können,<br />
ohne leisten zu müssen“ (Klafki, 1975, S. 52).<br />
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Flow-Erlebnisse<br />
Csikszentmihalyi, M. (1987). Das flow-Erlebnis: Jenseits von<br />
Angst und Langeweile. Stuttgart: Klett-Cotta.<br />
Was bringt Menschen dazu stunden- oder tagelang ein und<br />
derselben Tätigkeit (z. B. Felsklettern, Schachspielen, Computerspielen,<br />
Operieren etc.) nachzugehen und dabei Raum und<br />
Zeit zu verlieren?<br />
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Kennzeichen von Flow<br />
Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein<br />
Selbstvergessenheit, Transzendenz<br />
mit Leichtigkeit konzentrieren<br />
Handlung und Umfeld kontrollieren<br />
unmittelbare und eindeutige Rückmeldungen<br />
verändertes Zeitgefühl<br />
klar strukturierte Handlungen<br />
eindeutige Ziele<br />
Fähigkeiten entsprechen den Anforderungen der Situation<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 44
<strong>Wohlbefinden</strong> als Lohn der Angst<br />
(Apter, 1994)<br />
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Sportfreundschaften entwickeln und pflegen<br />
Entwicklung von sozialen Kontakten inmitten einer von Kontaktarmut<br />
geprägten Welt (Soziale Unterstützung).<br />
Soziale Entdifferenzierung und soziale Entspannung durch<br />
das fast normale Sich-Duzen im Sport.<br />
„Allem Anschein nach gewährleistet der Sport durch soziale<br />
Entdifferenzierung Selbsterfahrungsmöglichkeiten, die in der<br />
komplexen Gesellschaft immer seltener realisiert werden können<br />
bzw. systematisch verknappt sind“ (Rittner, 1987, S. 42).<br />
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Stimmungsmanagement<br />
Stress und Hektik bestimmen den Alltag vieler Menschen.<br />
Bewegung, Spiel und Sport führen zu einer unmittelbar spürbaren<br />
Verbesserung der Stimmung.<br />
Das aktive <strong>Wohlbefinden</strong> setzt aber Anstrengung voraus!<br />
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Erklärungen für die verbesserte Stimmung (1)<br />
körperliche Aktivität stellt die natürliche Endstufe der Stressreaktion<br />
dar; durch Langzeitausdauertraining Abschwächung der<br />
physiologischen Begleitumstände der Stressreaktion<br />
Puffereffekt des Sports, indem der Lebensstil geändert wird<br />
Ablenkungs- bzw. Time-out-Hypothese<br />
Sport wird als eine kurze Zeit der persönlichen Reflexion angesehen<br />
(vgl. meditatives Laufen)<br />
Endomorphinausschüttung beim Laufen (Runners-high)<br />
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Erklärungen für die verbesserte Stimmung (2)<br />
intrinsische und/oder extrinsische Verhaltensverstärkungen<br />
während des Sporttreibens<br />
Verbesserung der Kompetenzerwartungen<br />
die Möglichkeit der Verhaltenskontrolle über einen Bereich der<br />
Persönlichkeit<br />
das verbesserte Selbstbild bzw. Selbstkonzept, das mit der<br />
verbesserten körperlichen Fitness einhergeht.<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 52
Das aktive <strong>Wohlbefinden</strong><br />
„Wir können das richtige <strong>Wohlbefinden</strong> das aktive <strong>Wohlbefinden</strong><br />
nennen und darunter jenes <strong>Wohlbefinden</strong> verstehen,<br />
das aus der positiven Gestaltung des Verhältnisses zu unserem<br />
Körper, zu uns selbst und zu unserer Umwelt entsteht,<br />
wobei deren Kennzeichen eben gerade nicht körperliche Inaktivität<br />
und Bequemlichkeit sind, sondern Eigenaktivität und<br />
Selbstgestaltung“ (Grupe, 1995, S. 25).<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 53
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 54
Sinnfindung durch Bewegung, Spiel und Sport<br />
Bewegung, Spiel und Sport können das Leben eines Menschen<br />
bereichern und, wenn sie für das Individuum Sinn machen,<br />
einen Beitrag zum Glücklichsein leisten.<br />
„Die Gemeinsamkeit aller Sinnfindungen liegt in der „Selbst-<br />
Transzendenz“. Dem Menschen gelingt erst dann die Selbstverwirklichung,<br />
wenn er sich selbst vergißt und im Dienst an<br />
einer Sache, einer Idee oder einer Person aufgeht“ (Becker,<br />
1982, S. 135).<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 55
Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />
<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />
Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />
<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />
Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />
Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />
Ausgewählte Ergebnisse<br />
o U 1: Sporttherapie und Tinnitus<br />
o U 2: Entspannungsverfahren und Befindlichkeit<br />
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U 1 Sporttherapie und Tinnitus<br />
(Wydra, Jungmann, Müller & Karisch, 2001)<br />
Fragestellung: Führen bewegungsorientierte Programme bei Patienten<br />
mit einer ausgeprägten Tinnitusproblematik zu einer positiven<br />
Veränderung der Befindlichkeit.<br />
Personenstichprobe: 18 Patienten (12 Männer und 6 Frauen)<br />
der Bosenberg Klinik in St. Wendel. Das Durchschnittsalter der<br />
Männer betrug 49,0 6,6, das der Frauen 43,2 8,6 Jahre.<br />
Variablenstichprobe: Tinnitusfragebogen, Befindlichkeitsskalen<br />
von Abele & Brehm<br />
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Sporttherapie und Tinnitus<br />
Mototherapie: Spezielles Bewegungs- und Entspannungsprogramm,<br />
das Inhalte verschiedener körper- und bewegungsorientierter<br />
Therapieverfahren wie z. B. aus der Progressiven Muskelentspannung,<br />
der Psychomotorik, dem TaiChi, der Feldenkraismethode<br />
etc. integriert.<br />
Sporttherapeutisches Indoorprogramm: Zirkeltraining<br />
Sporttherapeutisches Outdoorprogramm: Waldlauf oder Terraintraining<br />
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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 59
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 60
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 61
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 62
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 63
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 64
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 65
U 2: Entspannungsverfahren und Befindlichkeit<br />
(Schneider & Wydra, 2001)<br />
Fragestellung: Kann durch eine Variation der Entspannungssequenz<br />
am Ende einer Gymnastikstunde gezielt Einfluss auf die<br />
Stimmung genommen werden?<br />
Personenstichprobe: Freizeitsportgruppe des Landfrauenvereins<br />
Contwig/Rheinland-Pfalz (n=15 Frauen; Durchschnittsalter<br />
M=30,5; SD=2,9 Jahre).<br />
Treatmentstichprobe:<br />
Stretching: Stretching (Kontrollgruppe.)<br />
Atmung<br />
Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 66
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 67
Literatur<br />
Abele, A. & Brehm, W. (1986). Befindlichkeitsveränderungen im Sport. Sportwissenschaft, 16, 288 - 302.<br />
Abele, A. & Brehm, W. (1984). Befindlichkeitsveränderungen im Sport. Sportwissenschaft, 14, 252 - 275.<br />
Abele, A., Brehm, W. & Gall, T.(1991). Sportliche Aktivität und <strong>Wohlbefinden</strong>. In A. Abele, A. & P. Becker (Hrsg.), <strong>Wohlbefinden</strong>. Theorie,<br />
Empirie, Diagnostik (S. 279 - 296). Weinheim, Juventa.<br />
Affemann, R. (1988). Erziehung zur Gesundheit in der Schule. In Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung Baden-<br />
Württemberg e.V. (Hrsg.), Gesundheit und Schule (S. 33 - 49). Freudenstadt-Grüntal: VUD.<br />
Andrews, F. M. & Withey, S. B. (1976). Social indicators of well-being. Americans perceptions of life quality. New York: Plenum.<br />
Balint, M. (1959). Thrills and regressions. London: The Hogarth Press and the Institute for Psycho-analysis.<br />
Barsky, A. J. (1988). The paradox of health. The New England Journal of Medicine, 318, 414 - 418.<br />
Becker, P. (1982). Psychologie der seelischen Gesundheit. Bd. 1. Göttingen: Hogrefe.<br />
Bette, K.-H. (2004). X-treme. Zur Soziologie des Abenteuer- und Risikosports. Bielefeld: transcript.<br />
Bielefeld, J. (1986). Zur Begrifflichkeit und Strukturierung der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. In J. Bielefeld (Hrsg.), Körpererfahrung<br />
(S. 3 - 35). Göttingen: Hogrefe.<br />
Csikszentmihalyi, M. (1987). Das flow-Erlebnis: Jenseits von Angst und Langeweile. Stuttgart: Klett-Cotta.<br />
Faltermaier, T. (2005). Subjektive Konzepte und Theorien von Gesundheit und Krankheit. In R. Schwarzer (Hrsg.), Gesundheitspsychologie.<br />
Göttingen (S. 31 - 53). Hogrefe<br />
Frankl, V. (1979). Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk. München: Pieper.<br />
Grupe, O. (1976): Leibeserziehung und Erziehung zum <strong>Wohlbefinden</strong>. Sportwissenschaft, 6, 355 - 374.<br />
Paulus, P (1993). Selbstverwirklichung und psychische Gesundheit. Göttingen: Hogrefe.<br />
Schlicht, W. (1994). Sport und Primärprävention. Göttingen: Hogrefe.<br />
Schneider, K. & Wydra, G. (2001). Auswirkungen unterschiedlicher Entspannungsverfahren auf die Veränderung der Befindlichkeit. Gesundheitssport<br />
und Sporttherapie, 17, 10 - 15.<br />
Schumacher, J., Klaiberg, A. & Brähler, E. (2003). Diagnostische Verfahren zu Lebensqualität und <strong>Wohlbefinden</strong>. Göttingen: Hogrefe.<br />
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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 68