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Baustein 5 - Wohlbefinden

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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra<br />

Vorlesung Sportpädagogik<br />

Modul Entwicklungen fördern<br />

<strong>Baustein</strong> 5: Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Sportwissenschaftliches Institut<br />

der Universität des Saarlandes<br />

SS 2012<br />

Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 1


Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />

<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />

Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />

<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />

Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Ausgewählte Ergebnisse<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />

„Health is a state of complete physical, mental and social wellbeing<br />

and not merely the absence of disease or infirmity”<br />

(WHO, 1946)<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />

„Das rationale an dem WHO-Begriff... ist, daß er erstmals wieder<br />

das `völlige <strong>Wohlbefinden</strong>' des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt<br />

des Gesundheitsbegriffes gerückt hat, und zwar nicht das<br />

des vereinzelten Individuums. Ausdrücklich ist das `soziale <strong>Wohlbefinden</strong>'<br />

in die Definition mit aufgenommen worden, das <strong>Wohlbefinden</strong><br />

des Menschen in seinen sozialen Bindungen. ... `Soziales<br />

<strong>Wohlbefinden</strong>' in all seinen Dimensionen heißt: Der Mensch fühlt<br />

sich gesund. Er kann kämpfen, er kann lieben, er kann glücklich<br />

sein. (Grauhan, 1981, S. 134; zitiert nach Kickbusch, 1981, S.<br />

274).<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> zentrales Element der Gesundheit aus<br />

subjektiver Sicht<br />

Subjektive Konnotationen von Gesundheit:<br />

psychisches <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Leistungsfähigkeit und Handlungsfähigkeit<br />

Reservoir und Potenzial an Energie und Stärke<br />

Abwesenheit von Krankheit<br />

geringes Ausmaß an gesundheitlichen Beschwerden und<br />

Schmerzen (Faltermaier, 2005).<br />

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The paradox of health (Barsky, 1988)<br />

Paradoxes Verhältnis zwischen der objektiven Verbesserung des<br />

Gesundheitszustandes weiter Kreise der Bevölkerung einerseits<br />

und dem Anstieg subjektiver Beschwerden andererseits:<br />

Zurückgang von Infektionserkrankungen, die in früheren Jahren<br />

tödlich verliefen,<br />

konzentrierte Auseinandersetzung mit Fragen der Gesundheit,<br />

Kommerzialisierung der Gesundheit,<br />

progressive Medikalisierung des täglichen Lebens.<br />

“We need not curb the pursuit of health, but only pay more<br />

attention to cultivating subjective feelings of well-being as well” (p.<br />

418).<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> und Glück<br />

Freuden: Mehr situationsgebundene, relativ kurzfristige Befindlichkeitsaspekte<br />

Lebensqualität: Individuelle Konstellation von objektiven Lebensbedingungen<br />

und subjektivem <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Zufriedenheit: Bedingt durch Wechselwirkungen zwischen objektiven<br />

Lebensbedingungen und subjektiver Wahrnehmung<br />

au der Basis sozialer Vergleichsprozesse<br />

Glück: Identität, Sicherheit, Gesundheit, Bedürfnisbefriedigung,<br />

Solidarität, Engagement, Arbeit und Sinn; Gegensatz zu<br />

Depression<br />

Mayring<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> als Voraussetzung für eine<br />

Verhaltensänderung<br />

Präventivhandlung wird durch positive Kosten-Nutzen-<br />

Analysen begünstigt (z. B. Health-Belief-Modell)<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> als Voraussetzung für eine<br />

Verhaltensänderung<br />

Selbstwirksamkeitserwartungen, Kompetenzerwartungen,<br />

Kontrollüberzeugungen begünstigen Verhaltensänderung<br />

(z. B. MAARS-Modell)<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> als Voraussetzung für eine<br />

Verhaltensänderung<br />

Präventivhandlung wird durch positive Kosten-Nutzen-<br />

Analysen begünstigt (z. B. Health-Belief-Modell)<br />

Selbstwirksamkeitserwartungen, Kompetenzerwartungen,<br />

Kontrollüberzeugungen begünstigen Verhaltensänderung (z.<br />

B. HAPA- und MAARS-Modell)<br />

Verbesserung des <strong>Wohlbefinden</strong>s kann unmittelbar während<br />

und nach der Sportausübung authentisch erlebt werden<br />

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Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />

<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />

Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />

<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />

Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Ausgewählte Ergebnisse<br />

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Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

State-Trait-Differenzierung<br />

o Aktuelles <strong>Wohlbefinden</strong> oder Befindlichkeit (state)<br />

o Habituelles oder überdauerndes <strong>Wohlbefinden</strong> (trait)<br />

Teilbereiche des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

o körperlich, psychisch, sozial<br />

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Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />

<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />

Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />

<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />

Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Ausgewählte Ergebnisse<br />

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Operationalisierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Gesichterskala von Andrews & Withney<br />

Fragebongen zum allgemeinen habituellen <strong>Wohlbefinden</strong><br />

(FAHW) von Wydra<br />

Befindlichkeitsfragebogen von Abele & Brehm<br />

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Gesichterskala von Andrews und Withney (1976)<br />

Wie fühlen Sie sich in diesem Moment?<br />

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FAHW von Wydra<br />

Fragebogen zur Erfassung des allgemeinen habituellen <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

(FAHW)<br />

http://www.sportpaedagogik-sb.de/pdf/FAW.pdf<br />

Fragebogen zur Erfassung positiver und negativer Aspekte im<br />

körperlichen, psychischen und sozialen Bereich (vgl. WHO-<br />

Definition von Gesundheit)<br />

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Trifft voll und<br />

ganz zu<br />

Trifft ungefähr zu<br />

Ich weiß nicht!<br />

Trifft kaum zu<br />

Trifft überhaupt<br />

nicht zu<br />

1. Ich bin sehr ausgeglichen<br />

2. Ich kann ohne Probleme auf andere zugehen<br />

3. Wenn ich mich bewege, spüre ich meine Krankheit<br />

4. Ich fühle mich alleingelassen<br />

5. Ich habe dauernd Schmerzen<br />

6. Ich bin mit meinem körperlichen Zustand zufrieden<br />

7. Ich habe das Gefühl, gebraucht zu werden<br />

8. Ich habe mein Leben im Griff<br />

9 . Meine Stimmung ist gedrückt<br />

10. Ich bin von meinen Mitmenschen enttäuscht<br />

11. Ich fühle mich körperlich gesund<br />

12. Ich halte die innere Anspannung nicht mehr aus<br />

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Struktur (Dimensionalität) des FAHW<br />

Körperlicher<br />

Bereich<br />

Psychischer<br />

Bereich<br />

Sozialer<br />

Bereich<br />

Aspekte des<br />

<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Zufriedenheit mit dem momentanen<br />

Körperzustand<br />

Ruhe, Ausgeglichenheit und<br />

Vitalität<br />

Freunde haben, intaktes<br />

Familienleben, Eingebundensein<br />

in die soziale Gemeinschaft<br />

Aspekte des<br />

Missbefindens<br />

Körperliche Gebrechen und<br />

Schmerzen<br />

Unsicherheit, Stress und Anspannung<br />

Einsamkeit und soziale Isolation,<br />

Enttäuschung über<br />

Mitmenschen<br />

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Trifft voll und<br />

ganz zu<br />

Trifft ungefähr<br />

zu<br />

Ich weiß nicht!<br />

Trifft kaum zu<br />

Trifft überhaupt<br />

nicht zu<br />

1. ich bin sehr ausgeglichen 5 4 3 2 1<br />

2. ich kann ohne Probleme auf andere zugehen 5 4 3 2 1<br />

3. wenn ich mich bewege, spüre ich meine Krankheit -5 -4 -3 -2 -1<br />

4. ich fühle mich verlassen -5 -4 -3 -2 -1<br />

5. ich habe dauernd Schmerzen -5 -4 -3 -2 -1<br />

6. ich bin mit meinem Körperzustand einverstanden) 5 4 3 2 1<br />

7. ich habe das Gefühl, dass man mich braucht 5 4 3 2 1<br />

8. ich habe Alles im Griff 5 4 3 2 1<br />

9. meine Stimmung ist gedrückt -5 -4 -3 -2 -1<br />

10. ich bin von meinen Mitmenschen enttäuscht -5 -4 -3 -2 -1<br />

11. ich fühle mich körperlich gesund 5 4 3 2 1<br />

12. ich halte die innere Anspannung nicht mehr aus -5 -4 -3 -2 -1<br />

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Struktur der Befindlichkeitsskalen von Abele und Brehm<br />

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Kurzform der Befindlichkeitsskalen von Abele und Brehm<br />

Aktiviertheit<br />

Ärger<br />

Energielosigkeit<br />

Ruhe<br />

frisch, angeregt, voller Energie, tatkräftig,<br />

aktiv<br />

missmutig, ärgerlich, sauer, gereizt, mürrisch<br />

passiv, energielos, lasch, träge, lahm<br />

locker, gelöst, entspannt, ruhig, gelassen<br />

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Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />

<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />

Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />

<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen<br />

des Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Ausgewählte Ergebnisse<br />

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Ein heuristisches Modell zur Erklärung der<br />

Wirkungen des Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />

„Die Möglichkeiten des Sports im Hinblick auf die Erreichung<br />

eines Ziels wie <strong>Wohlbefinden</strong> sind nun nicht so sehr kognitiv<br />

und intellektuell geprägt, sondern entfalten sich vor allem<br />

über Handlung und Erfahrung“ (Grupe, 1976, S. 363).<br />

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Elementare Körper- und Bewegungserfahrungen<br />

Spüren des Gegensatzes von Anstrengung und Erholung,<br />

Müdigkeit und Spannkraft, Anspannung und Entspannung,<br />

Können und Nicht-Können etc. wichtigste Quellen des <strong>Wohlbefinden</strong>s.<br />

Alltag bietet kaum noch Möglichkeiten für authentische Körpererfahrungen<br />

(Körperbild und Körperschema)<br />

<br />

<br />

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„Doch wie das Naheliegende oft zu wenig beachtet<br />

wird, fremd und unbekannt bleibt, ist wohl auch die eigene<br />

Leiblichkeit dem Menschen zu gewohnt, zu<br />

selbstverständlich, als daß der eigene Körper Objekt<br />

bewußter Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung<br />

wäre“ (Bielefeld, 1986, S. 4).<br />

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Das Gefühl des Könnens<br />

Jede gekonnte Bewegung<br />

oder Aktion macht Spaß!<br />

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Funktionslust<br />

„Jede gut gekonnte Bewegung macht für sich Spaß, auch<br />

wenn sie unter sehr ungünstigen Verhältnissen und widerwillig<br />

erworben wurde. Ganz allgemein kann man sagen, daß die<br />

Bewegung umso mehr Funktionslust bietet, je schwieriger sie<br />

zu erlernen war. Die Funktionslust ist also ein Segen für den<br />

arbeitenden Menschen“ (Lorenz, 1983, zitiert nach von Cube &<br />

Alshuth, 1987, S. 201).<br />

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Das Gefühl des Könnens<br />

Jede gekonnte Bewegung oder Aktion macht Spaß!<br />

Gerade ältere Menschen, die die Erfahrungen des Nichtmehr-Könnens<br />

kennen, genießen jeden Fortschritt und das<br />

Gefühl, etwas noch oder wieder zu können<br />

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Die Erfahrung des Könnens<br />

„Die Erfahrung des Könnens, des Noch-Könnens oder des<br />

Wieder-Könnens ist zugleich die Erfahrung von mehr Selbstwerteinschätzung,<br />

von geglückter Selbstdarstellung. Zum aktiven<br />

<strong>Wohlbefinden</strong> gehört das Gefühl der Selbstaktualisierung<br />

und Selbständigkeit, das der erfährt, der das Nicht-<br />

Notwendige tut, sich freiwillig Schwierigkeiten abfordert, der<br />

sich ins Unsichere begibt und in seiner Meisterung bestätigt“<br />

(Grupe, 1976, S. 368).<br />

Kompetenzerwartungen, Kontrollüberzeugungen, Selbstwirksamkeit,<br />

Manageability<br />

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Selbstaktualisierung<br />

Becker (1982, S. 284) versteht unter Selbstaktualisierung,<br />

„... daß eine Person ihre individuellen Anlagen in der Interaktion<br />

mit der Umwelt „frei“ entfaltet, d. h. in der Interaktion mit<br />

der Umwelt ihre Fähigkeiten zum Einsatz bringt und weiterentwickelt<br />

sowie ihre „wahren“ Bedürfnisse und Interessen<br />

befriedigt.“<br />

Selbstbestimmung in sozialer Verantwortung<br />

In Spiel und Sport ist der Mensch aus den Existenzzwängen<br />

des Alltags herausgelöst und findet dort ein Experimentierfeld<br />

für selbst gesteckte Ziele und Wege<br />

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Selbstaktualisierung als Grundlage der Leistungsmotivation<br />

„Es macht also einen Unterschied, ob man sich herumgestoßen<br />

sieht, sich als Spielball äußerer Kräfte fühlt oder ob<br />

man sich als Herr seines Handelns erlebt“ (Heckhausen,<br />

1976, S. 588).<br />

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Leistung als Grundlage des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

„In einer abkürzenden Formel läßt sich die Bedeutung des<br />

Leistungsprinzips in einer kritisch-emanzipatorisch verstandenen<br />

Sporterziehung so ausdrücken: Sporterziehung soll<br />

dem Menschen die Erfahrung ermöglichen, leisten zu können,<br />

ohne leisten zu müssen“ (Klafki, 1975, S. 52).<br />

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Flow-Erlebnisse<br />

Csikszentmihalyi, M. (1987). Das flow-Erlebnis: Jenseits von<br />

Angst und Langeweile. Stuttgart: Klett-Cotta.<br />

Was bringt Menschen dazu stunden- oder tagelang ein und<br />

derselben Tätigkeit (z. B. Felsklettern, Schachspielen, Computerspielen,<br />

Operieren etc.) nachzugehen und dabei Raum und<br />

Zeit zu verlieren?<br />

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Kennzeichen von Flow<br />

Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein<br />

Selbstvergessenheit, Transzendenz<br />

mit Leichtigkeit konzentrieren<br />

Handlung und Umfeld kontrollieren<br />

unmittelbare und eindeutige Rückmeldungen<br />

verändertes Zeitgefühl<br />

klar strukturierte Handlungen<br />

eindeutige Ziele<br />

Fähigkeiten entsprechen den Anforderungen der Situation<br />

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<strong>Wohlbefinden</strong> als Lohn der Angst<br />

(Apter, 1994)<br />

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Sportfreundschaften entwickeln und pflegen<br />

Entwicklung von sozialen Kontakten inmitten einer von Kontaktarmut<br />

geprägten Welt (Soziale Unterstützung).<br />

Soziale Entdifferenzierung und soziale Entspannung durch<br />

das fast normale Sich-Duzen im Sport.<br />

„Allem Anschein nach gewährleistet der Sport durch soziale<br />

Entdifferenzierung Selbsterfahrungsmöglichkeiten, die in der<br />

komplexen Gesellschaft immer seltener realisiert werden können<br />

bzw. systematisch verknappt sind“ (Rittner, 1987, S. 42).<br />

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Stimmungsmanagement<br />

Stress und Hektik bestimmen den Alltag vieler Menschen.<br />

Bewegung, Spiel und Sport führen zu einer unmittelbar spürbaren<br />

Verbesserung der Stimmung.<br />

Das aktive <strong>Wohlbefinden</strong> setzt aber Anstrengung voraus!<br />

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Erklärungen für die verbesserte Stimmung (1)<br />

körperliche Aktivität stellt die natürliche Endstufe der Stressreaktion<br />

dar; durch Langzeitausdauertraining Abschwächung der<br />

physiologischen Begleitumstände der Stressreaktion<br />

Puffereffekt des Sports, indem der Lebensstil geändert wird<br />

Ablenkungs- bzw. Time-out-Hypothese<br />

Sport wird als eine kurze Zeit der persönlichen Reflexion angesehen<br />

(vgl. meditatives Laufen)<br />

Endomorphinausschüttung beim Laufen (Runners-high)<br />

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Erklärungen für die verbesserte Stimmung (2)<br />

intrinsische und/oder extrinsische Verhaltensverstärkungen<br />

während des Sporttreibens<br />

Verbesserung der Kompetenzerwartungen<br />

die Möglichkeit der Verhaltenskontrolle über einen Bereich der<br />

Persönlichkeit<br />

das verbesserte Selbstbild bzw. Selbstkonzept, das mit der<br />

verbesserten körperlichen Fitness einhergeht.<br />

Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 52


Das aktive <strong>Wohlbefinden</strong><br />

„Wir können das richtige <strong>Wohlbefinden</strong> das aktive <strong>Wohlbefinden</strong><br />

nennen und darunter jenes <strong>Wohlbefinden</strong> verstehen,<br />

das aus der positiven Gestaltung des Verhältnisses zu unserem<br />

Körper, zu uns selbst und zu unserer Umwelt entsteht,<br />

wobei deren Kennzeichen eben gerade nicht körperliche Inaktivität<br />

und Bequemlichkeit sind, sondern Eigenaktivität und<br />

Selbstgestaltung“ (Grupe, 1995, S. 25).<br />

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Sinnfindung durch Bewegung, Spiel und Sport<br />

Bewegung, Spiel und Sport können das Leben eines Menschen<br />

bereichern und, wenn sie für das Individuum Sinn machen,<br />

einen Beitrag zum Glücklichsein leisten.<br />

„Die Gemeinsamkeit aller Sinnfindungen liegt in der „Selbst-<br />

Transzendenz“. Dem Menschen gelingt erst dann die Selbstverwirklichung,<br />

wenn er sich selbst vergißt und im Dienst an<br />

einer Sache, einer Idee oder einer Person aufgeht“ (Becker,<br />

1982, S. 135).<br />

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Sport und <strong>Wohlbefinden</strong><br />

<strong>Wohlbefinden</strong> als Konstitutivem von Gesundheit<br />

Differenzierung des <strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Operationalisierung der Befindlichkeit und des habituellen<br />

<strong>Wohlbefinden</strong>s<br />

Ein heuristisches Modell zur Erklärung der Wirkungen des<br />

Sporttreibens auf das <strong>Wohlbefinden</strong><br />

Ausgewählte Ergebnisse<br />

o U 1: Sporttherapie und Tinnitus<br />

o U 2: Entspannungsverfahren und Befindlichkeit<br />

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U 1 Sporttherapie und Tinnitus<br />

(Wydra, Jungmann, Müller & Karisch, 2001)<br />

Fragestellung: Führen bewegungsorientierte Programme bei Patienten<br />

mit einer ausgeprägten Tinnitusproblematik zu einer positiven<br />

Veränderung der Befindlichkeit.<br />

Personenstichprobe: 18 Patienten (12 Männer und 6 Frauen)<br />

der Bosenberg Klinik in St. Wendel. Das Durchschnittsalter der<br />

Männer betrug 49,0 6,6, das der Frauen 43,2 8,6 Jahre.<br />

Variablenstichprobe: Tinnitusfragebogen, Befindlichkeitsskalen<br />

von Abele & Brehm<br />

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Sporttherapie und Tinnitus<br />

Mototherapie: Spezielles Bewegungs- und Entspannungsprogramm,<br />

das Inhalte verschiedener körper- und bewegungsorientierter<br />

Therapieverfahren wie z. B. aus der Progressiven Muskelentspannung,<br />

der Psychomotorik, dem TaiChi, der Feldenkraismethode<br />

etc. integriert.<br />

Sporttherapeutisches Indoorprogramm: Zirkeltraining<br />

Sporttherapeutisches Outdoorprogramm: Waldlauf oder Terraintraining<br />

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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 59


Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 60


Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 61


Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 62


Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 63


Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 64


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U 2: Entspannungsverfahren und Befindlichkeit<br />

(Schneider & Wydra, 2001)<br />

Fragestellung: Kann durch eine Variation der Entspannungssequenz<br />

am Ende einer Gymnastikstunde gezielt Einfluss auf die<br />

Stimmung genommen werden?<br />

Personenstichprobe: Freizeitsportgruppe des Landfrauenvereins<br />

Contwig/Rheinland-Pfalz (n=15 Frauen; Durchschnittsalter<br />

M=30,5; SD=2,9 Jahre).<br />

Treatmentstichprobe:<br />

Stretching: Stretching (Kontrollgruppe.)<br />

Atmung<br />

Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson<br />

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Literatur<br />

Abele, A. & Brehm, W. (1986). Befindlichkeitsveränderungen im Sport. Sportwissenschaft, 16, 288 - 302.<br />

Abele, A. & Brehm, W. (1984). Befindlichkeitsveränderungen im Sport. Sportwissenschaft, 14, 252 - 275.<br />

Abele, A., Brehm, W. & Gall, T.(1991). Sportliche Aktivität und <strong>Wohlbefinden</strong>. In A. Abele, A. & P. Becker (Hrsg.), <strong>Wohlbefinden</strong>. Theorie,<br />

Empirie, Diagnostik (S. 279 - 296). Weinheim, Juventa.<br />

Affemann, R. (1988). Erziehung zur Gesundheit in der Schule. In Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung Baden-<br />

Württemberg e.V. (Hrsg.), Gesundheit und Schule (S. 33 - 49). Freudenstadt-Grüntal: VUD.<br />

Andrews, F. M. & Withey, S. B. (1976). Social indicators of well-being. Americans perceptions of life quality. New York: Plenum.<br />

Balint, M. (1959). Thrills and regressions. London: The Hogarth Press and the Institute for Psycho-analysis.<br />

Barsky, A. J. (1988). The paradox of health. The New England Journal of Medicine, 318, 414 - 418.<br />

Becker, P. (1982). Psychologie der seelischen Gesundheit. Bd. 1. Göttingen: Hogrefe.<br />

Bette, K.-H. (2004). X-treme. Zur Soziologie des Abenteuer- und Risikosports. Bielefeld: transcript.<br />

Bielefeld, J. (1986). Zur Begrifflichkeit und Strukturierung der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. In J. Bielefeld (Hrsg.), Körpererfahrung<br />

(S. 3 - 35). Göttingen: Hogrefe.<br />

Csikszentmihalyi, M. (1987). Das flow-Erlebnis: Jenseits von Angst und Langeweile. Stuttgart: Klett-Cotta.<br />

Faltermaier, T. (2005). Subjektive Konzepte und Theorien von Gesundheit und Krankheit. In R. Schwarzer (Hrsg.), Gesundheitspsychologie.<br />

Göttingen (S. 31 - 53). Hogrefe<br />

Frankl, V. (1979). Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk. München: Pieper.<br />

Grupe, O. (1976): Leibeserziehung und Erziehung zum <strong>Wohlbefinden</strong>. Sportwissenschaft, 6, 355 - 374.<br />

Paulus, P (1993). Selbstverwirklichung und psychische Gesundheit. Göttingen: Hogrefe.<br />

Schlicht, W. (1994). Sport und Primärprävention. Göttingen: Hogrefe.<br />

Schneider, K. & Wydra, G. (2001). Auswirkungen unterschiedlicher Entspannungsverfahren auf die Veränderung der Befindlichkeit. Gesundheitssport<br />

und Sporttherapie, 17, 10 - 15.<br />

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Hofmann.<br />

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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra: Vorlesung Sportpädagogik im Modul Entwicklungen fördern 68

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