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Nr. 11 / November 2011 - Die Pause (PDF, 5016 kb) - KV Schweiz

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28. <strong>11</strong>. 20<strong>11</strong><br />

Heft <strong>11</strong><br />

Das Magazin für Bildung und Beruf<br />

Daniel Jositsch<br />

Welche Ziele dem neuen<br />

<strong>KV</strong>-Präsidenten wichtig sind<br />

<strong>Pause</strong><br />

Wer die Arbeit unterbrechen<br />

darf und wer nicht<br />

Aufstieg<br />

Wie praktisch die höhere<br />

Berufsbildung ist


Nach einem Unfall am Arbeitsplatz leidet<br />

auch Ihr bester Freund.<br />

Stoppen Sie bei Gefahr die Arbeit. Auch Ihren Freunden zuliebe. Keine Arbeit ist so wichtig,<br />

dass man dafür sein Leben riskiert. Beachten Sie deshalb die lebenswichtigen Regeln der Suva zur<br />

Unfallverhütung. Denn alle haben das Recht, nach der Arbeit gesund nach Hause zu kommen.<br />

www.suva.ch


Editorial<br />

Inhalt<br />

Im Büro Taipeh, Taiwan 5<br />

Unbürokratisch 6<br />

Leserbriefe, <strong>KV</strong> in den Medien, Webrating 7<br />

Politik und Wirtschaft 8<br />

«Ich bin dann mal weg» – das Buch des<br />

deutschen Entertainers und Komikers<br />

Hape Kerkeling habe ich mit grossem Interesse<br />

und mit Begeisterung gelesen. Da<br />

macht sich einer auf den Jakobsweg, dem<br />

ich eine solche Art der <strong>Pause</strong> oder des temporären<br />

Aussteigens nicht wirklich zugetraut<br />

hätte. Ganz besonders gefällt mir der<br />

Titel «Ich bin dann mal weg». Da nimmt<br />

sich einer die Freiheit, für eine kurze oder<br />

auch längere Zeit weg zu sein – nicht erreichbar<br />

und frei von den täglichen beruflichen<br />

und privaten Herausforderungen.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Psychoanalytikerin<br />

Maja Storch beschreibt in ihrem Buch<br />

«<strong>Die</strong> Mañana-Kompetenz» die Entspannung<br />

als Schlüssel zum Erfolg. Im letzten<br />

Februar hatte ich die Möglichkeit, durch<br />

ein sehr anregendes Referat von Maja<br />

Storch an der Tagung «Zukunft der Arbeit»<br />

des <strong>KV</strong> Zürich und des <strong>KV</strong> Bern meine persönlichen<br />

Schlüssel-Orte oder Schlüssel-<br />

Momente für die Entspannung zu suchen.<br />

Entspannen, <strong>Pause</strong> machen, Ausgleich<br />

finden zu all den beruflichen Herausforderungen<br />

ist von grösster Bedeutung.<br />

Bewusst <strong>Pause</strong>n einzulegen ist<br />

gerade in einem Umfeld von ständiger Erreichbarkeit<br />

sehr wichtig.<br />

<strong>Die</strong> Betriebskultur ist in Fragen der<br />

<strong>Pause</strong>ngestaltung und der Wertung von<br />

<strong>Pause</strong>n entscheidend. Ist es betriebsüblich<br />

und normal, dass alle regelmässig<br />

Überstunden generieren und auch noch<br />

an den Wochenenden ihre Mails abarbeiten?<br />

Wird jemand schräg angeschaut, der<br />

sich regelmässig die Freiheit nimmt, eine<br />

kurze <strong>Pause</strong> einzulegen? Oder schaut der<br />

Betrieb, dass seine Mitarbeitenden die<br />

Möglichkeit haben, Arbeit und Freizeit in<br />

ein gesundes und sinnvolles Mass zu<br />

bringen? Lesen Sie ab Seite 18 unser Dossier<br />

zum Thema <strong>Pause</strong>.<br />

Auftakt Mindestzinssatz/Swissmem-Umfrage/Buchtipp/Swica<br />

Kolumne Von Claude Meier 9<br />

Compliance Wie Unternehmen ihre Regeln einhalten 10<br />

Führung Aus- und Weiterbildungen sind wichtig 12<br />

Monatsinterview Daniel Jositsch über die Perspektiven des Verbands 14<br />

Dossier <strong>Pause</strong> 18<br />

Von der Mikro-Unterbrechung zur Auszeit<br />

Babypause Herausfordernder Wiedereinstieg 20<br />

Sabbatical Abschalten und neu auftanken 23<br />

Powernapping Neue Energie dank Kurzschlaf 25<br />

Beruf und Bildung 26<br />

Auftakt Ausstellung Kommunikation/Buchtipp/Prävention<br />

Kolumne Von Stefanie Grob 27<br />

Höhere Berufsbildung Absolventen geben Tipps 28<br />

Leben Thuy Thuy Anh Huynh-Le, ausgezeichnet für Weiterbildung 34<br />

Ratgeber Büroalltag/Bildung/Recht/Jugend 38<br />

<strong>KV</strong>-Aktuell/Sektionen Veranstaltungen und Informationen/Personen im <strong>KV</strong> 40<br />

Impressum 44<br />

Rätsel SBB-Tageskarten zu gewinnen 45<br />

Cartoon Von Ruedi Widmer 46<br />

Peter Kyburz – Generalsekretär des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

peter.kyburz@kvschweiz.ch<br />

Titelbild: <strong>Pause</strong> auf der NEAT-Baustelle bei Faido, 27.Juli 2010 (Roland Schmid/Pixsil)<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Bachelor of Science<br />

in Business Administration<br />

Im St.Galler Betriebsökonomie-Studium wirst du auf deinem Weg begleitet und lernst in einer unserer Studienrichtungen<br />

General Management, International Management oder Wirtschaftsinformatik deine Fähigkeiten anzuwenden.<br />

Praxisprojekte in namhaften Unternehmen wie Siemens, Sulzer AG oder LGT Bank in Liechtenstein<br />

wappnen dich für den zukünftigen Berufsalltag.<br />

Informationsanlass – Dein erster Schritt zum Bachelor!<br />

<strong>11</strong>. Januar 2012 um 19.00 Uhr, Kreuzbleicheweg 4, KBZ St.Gallen (Aula)<br />

28. Februar 2012 um 19.00 Uhr, BZW in Weinfelden<br />

FHS St.Gallen, Lehre Wirtschaft, Tel. +41 71 274 36 40, wi@fhsg.ch, www.fhsg.ch/betriebsoekonomie<br />

FHO Fachhochschule Ostschweiz www.fhsg.ch


Im Büro<br />

5<br />

Taipeh, Taiwan<br />

Tina Yang arbeitet seit viereinhalb Jahren<br />

in der Verwaltung des Kosmetikartikelund<br />

Pharma-Produzenten Maywufa.<br />

Interview und Fotos Klaus Bardenhagen<br />

Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?<br />

Ich wollte ursprünglich Lehrerin werden,<br />

weil man da viel zu sagen hat und Respekt<br />

geniesst. Oder Krankenschwester,<br />

weil die ein grosses Fachwissen haben.<br />

Welchen Beruf üben Ihr Vater und Ihre<br />

Mutter aus?<br />

Meine Mutter ist Hausfrau. Mein Vater<br />

war Klempner- und Elektrikermeister,<br />

aber er ist schon im Ruhestand.<br />

Was arbeiten Sie?<br />

Ich gebe die täglichen Bestellungen<br />

ins System ein. Ausserdem kümmere ich<br />

mich um Zahlungsanträge und offene<br />

Rechnungen.<br />

Welche Ausbildung haben Sie gemacht?<br />

Nach zwölf Jahren Schule habe ich bei<br />

einem Medizinartikel-Hersteller in der<br />

Buchhaltung gearbeitet und gleichzeitig<br />

drei Jahre lang die Abendschule besucht,<br />

weil ich eine bessere Fachausbildung<br />

wollte. Nun habe ich einen Abschluss in<br />

internationalem Handel.<br />

Was produziert Ihre Firma?<br />

Ausser Kosmetik und Haarpflege-Produkten<br />

stellen wir auch Diabetes-Medikamente<br />

und Mittel gegen Magen-Darm-<br />

Beschwerden her. Wir haben knapp 300<br />

Mitarbeiter. Unsere Fabrik liegt etwa eine<br />

Stunde von Taipeh entfernt.<br />

Wie lange brauchen Sie von Ihrem<br />

Wohn- zu Ihrem Arbeitsort?<br />

Mit dem Bus von unserer Wohnung,<br />

die in einem Aussenbezirk liegt, zum<br />

Büro in die Innenstadt etwa 40 Minuten.<br />

Welche Qualitäten sind in Ihrem Beruf<br />

gefragt?<br />

Ich muss Daten schnell eingeben, mit<br />

unseren Produkten vertraut sein und dabei<br />

gewissenhaft und exakt arbeiten.<br />

Woran stören Sie sich in Ihrem Beruf?<br />

Unnötige Konferenzen, bei denen<br />

kein Ergebnis herauskommt, kann ich<br />

nicht ausstehen.<br />

Wie viele Stunden pro Woche arbeiten Sie?<br />

40 Stunden. Anders als viele Angestellte<br />

in Taiwan muss ich zum Glück<br />

keine Überstunden machen. <strong>Die</strong> würden<br />

nicht bezahlt, sondern mit Freizeit abgegolten.<br />

Aber das Prozedere ist sehr umständlich,<br />

deshalb ist es mir so lieber.<br />

Wie oft machen Sie Ferien?<br />

Nach vier Jahren in der Firma bekomme<br />

ich nun endlich zehn Tage Urlaub.<br />

Das reicht, um zweimal pro Jahr drei Tage<br />

innerhalb von Taiwan zu verreisen. In<br />

meinem ersten Jahr in der Firma hatte ich<br />

gar keinen Urlaub, danach zunächst nur<br />

sieben Tage.<br />

Wie viel verdienen Sie pro Jahr?<br />

Umgerecht etwa zehn- bis zwölftausend<br />

Franken.<br />

Können Sie Geld auf die Seite legen?<br />

Mit unserem zweijährigen Sohn ist<br />

das jetzt nicht mehr möglich.<br />

Wie viele Personen müssen von Ihrem<br />

Einkommen leben?<br />

Ausser unserem Sohn leben bei uns<br />

noch meine Schwiegermutter und ein<br />

arbeitsloser Schwager. Und vorübergehend<br />

meine Schwägerin, die gerade ein<br />

Kind zur Welt gebracht und dafür ihre<br />

Stelle gekündigt hat.<br />

Sind Sie gegen Krankheit versichert?<br />

Für unsere staatliche allgemeine Krankenversicherung<br />

zahle ich pro Monat 22<br />

Franken. Das finde ich ganz schön teuer!<br />

Haben Sie eine Altersvorsorge?<br />

Ich habe eine Lebensversicherung<br />

und ein paar Fondsanteile.<br />

Was möchten Sie beruflich noch erreichen?<br />

Eigentlich nichts. Nur ein bisschen<br />

mehr Gehalt wünsche ich mir.<br />

Reden Sie mit Ihrem Partner über die<br />

Arbeit?<br />

Ja, über das Gute und das Schlechte,<br />

alles muss er sich anhören.<br />

Stec<strong>kb</strong>rief Taiwan<br />

Taipeh liegt im Norden der Insel. Im<br />

Ballungsgebiet der Hauptstadt leben<br />

insgesamt 6–7 Millionen Menschen.<br />

Einwohner Mehr als 23 Millionen<br />

Einwohner bedeuten für Taiwan die<br />

zweithöchste Bevölkerungsdichte<br />

aller Flächenstaaten nach Bangladesch.<br />

Fast alle leben auf der Küstenebene<br />

im Westen der Insel.<br />

Arbeitslosenquote 4,3%, viel höher<br />

als in Taiwans goldenen 1980er- und<br />

90er-Jahren<br />

Durchschnittseinkommen umgerechnet<br />

1200 Franken pro Monat<br />

Gewerkschaftlicher Organisationsgrad<br />

38%<br />

Wichtigste Exportartikel Elektronikprodukte<br />

(z.B. Notebooks, Speicherchips,<br />

Mobiltelefone), Optoindustrie<br />

(u.a. Displays), Maschinen, Kunststoffteile,<br />

Chemikalien<br />

Stec<strong>kb</strong>rief Person<br />

Name Tina Yang<br />

Alter 31<br />

Zivilstand verheiratet<br />

Wohnform lebt mit Mann, Sohn,<br />

Schwieger mutter, Schwager und<br />

Schwägerin in einer <strong>11</strong>5-Quadratmeter-Wohnung<br />

Wohnort Xinzhuang, eine Vorstadt von<br />

Taipeh<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


6<br />

UnbÜrokratisch<br />

Samichlaus René Berset und Schmutzli Jean-Marc Berset der Nikolaus-Gesellschaft Bülach geben Bestellungen auf. Foto: Atelier MFM/Ex-Press<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Leserbriefe<br />

«Context ist gut und ich lese die Zeitschrift<br />

meistens von A bis Z.» Hans Forrer, Guayaquil, Ecuador<br />

context 10 – 20<strong>11</strong><br />

«Vorsorgedampfer steuert auf Eisberg zu»<br />

Dass sich bei der Kontroverse um die Pensionskassen<br />

kein Experte getraut, in der<br />

<strong>KV</strong>-Zeitschrift die für schlechte Zeiten<br />

schon wiederholt propagierten Kürzungen<br />

von laufenden PK-Renten offen zu<br />

vertreten, war zu erwarten. Oder meint<br />

Wirtschaftsprofessor Martin Janssen mit<br />

«<strong>Die</strong> viel zu hohen Renten der Vergangenheit<br />

vergessen,…» eine erste von ihm formulierte<br />

Massnahme, um den Vorsorgedampfer<br />

wieder in Fahrt zu bringen, etwa<br />

doch Rentenkürzungen? Solche wären<br />

nicht bloss ein Tabu- sondern ein Vertragsbruch<br />

und mit unserem Rechtsverständnis<br />

niemals zu vereinbaren. Schliesslich<br />

hat ein Arbeitnehmer (mit gütiger Mithilfe<br />

des Arbeitgebers) bis zur Pensionierung<br />

seine Leistungen erfüllt. Dann wird<br />

beim Kapitaldeckungsverfahren aus dem<br />

individuell angesparten Alterskapital mit<br />

dem aktuellen und jetzt wieder heiss diskutierten<br />

Umwandlungssatz die Rente berechnet<br />

– und die Pensionskasse hat nun<br />

ihre vertraglichen Leistungen zu erbringen,<br />

d.h. bis zu seinem Lebensende (mindestens)<br />

die damals zugesagte Rente – wie<br />

bei einer Leibrente einer Versicherung –<br />

auszuzahlen. PK-Versicherte und ‐Vertreter,<br />

die heute noch für Rentenkürzungen<br />

sind, müssen sich bewusst sein, dass auch<br />

sie (hoffentlich) später einmal Rente beziehen<br />

werden. Können die Experten und<br />

Berater belegen, dass ihre Leistungen<br />

wirklich die von den Pensionskassen bezahlten<br />

Entschädigungen wert sind oder<br />

wollen sie mit solchen Vorschlägen einfach<br />

nur ihre horrenden Honorare retten?<br />

<br />

Paul Jäger, Zürich<br />

Webrating<br />

Wird Teamarbeit überschätzt?<br />

Es ist höchste Zeit und somit erfreulich,<br />

dass sich auch der <strong>KV</strong> dieser Problematik<br />

annimmt. In der bestehenden Finanzkrise<br />

ist der obligatorische Teil des BVG<br />

besonders unsicher geworden. Gründe<br />

dafür sind bekannt: Senkung des Mindestzinssatzes<br />

und des Umwandlungssatzes<br />

und die privaten Verwaltungshändchen,<br />

die oft mehr Hand als treu gewesen<br />

sind. Da müsste man doch logischerweise<br />

zum Schluss kommen: Ausbau der AHV –<br />

dort wird das Schinkenbrot noch frisch<br />

gegessen und nicht erst nach 30 bis 40<br />

Jahren Lagerung. Mit anderen Worten,<br />

das Umlageverfahren der AHV ist zudem<br />

verwaltungsmässig viel einfacher und<br />

billiger als das Kapitaldeckungsverfahren,<br />

das nun ins Schleudern geraten ist.<br />

Warum nicht den obligatorischen BVG-<br />

Teil in den Ausbau der AHV stecken, der<br />

angesichts der demografischen Entwicklung<br />

so oder so erfolgen muss. Den überobligatorischen<br />

BVG-Teil kann man dann<br />

den Privatkassen überlassen. Dazu<br />

braucht es natürlich eine politische Akzeptanz<br />

und Arbeitnehmerorganisationen<br />

müssten sich im Parlament dafür<br />

härter einsetzen. Und wer weiss, in der EU<br />

wird bereits (ungern) über die Tobin-Tax<br />

diskutiert, weil alle Länder leere Kassen<br />

haben. <strong>Die</strong> Umverteilung muss endlich<br />

beginnen.<br />

<br />

Otto Tobler, Rüschlikon<br />

Context freut sich über Ihren Leserbrief!<br />

Bitte mit Vor-/Nachnamen sowie Wohnort an:<br />

context@kvschweiz.ch, oder an<br />

Context, Postfach, 8027 Zürich<br />

<strong>KV</strong> in den Medien<br />

Der Zürcher Strafrechtsprofessor und<br />

SP-Nationalrat Daniel Jositsch ist<br />

neuer Präsident des Kaufmännischen<br />

Verbands <strong>Schweiz</strong> (<strong>KV</strong>). Er wurde am<br />

Mittwochabend an der Delegiertenversammlung<br />

in Bern gewählt und<br />

tritt nun die Nachfolge von Mario Fehr<br />

an. […] In seiner Rede würdigte Jositsch<br />

die Arbeit der kaufmännischen<br />

Sektionen und verwies auf die Verdienste<br />

des Verbandes in der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung.<br />

10.<strong>11</strong>.20<strong>11</strong><br />

Der Bundesrat ist gegen ein Recht auf<br />

Weiterbildung. Sich weiterzubilden,<br />

liege in der Verantwortung eines jeden<br />

Einzelnen, schreibt er zu seinem<br />

ausgearbeiteten Entwurf des Weiterbildungsgesetzes.<br />

<strong>Die</strong>ses schickte er<br />

gestern in die Vernehmlassung. Ein<br />

Recht auf Weiterbildung wurde insbesondere<br />

von gewerkschaftlicher Seite<br />

gefordert. Aber auch der Kaufmännische<br />

Verband <strong>Schweiz</strong> verlangte ein<br />

Recht auf fünf Weiterbildungstage<br />

pro Jahr.<br />

10.<strong>11</strong>.20<strong>11</strong><br />

<strong>Die</strong> Gesamtlohnsumme der Migros<br />

<strong>Schweiz</strong> wächst 2012 um rund 20 Millionen<br />

Franken. Das Verhandlungsergebnis<br />

beweise, was eine «konstruktive<br />

und faire Sozialpartnerschaft<br />

auch unter schwierigen wirtschaftlichen<br />

Bedingungen» zu leisten vermöge,<br />

schreiben der Migros-Genossenschaftsbund,<br />

der Metzgereipersonal-Verband,<br />

die Landeskommission<br />

der Migros-Gruppe und der Kaufmännische<br />

Verband <strong>Schweiz</strong> in der gemeinsamen<br />

Mitteilung.<br />

10.<strong>11</strong>.20<strong>11</strong><br />

7<br />

Ja: 31 %<br />

Jetzt abstimmen:<br />

www.context.ch<br />

Nein: 34 %<br />

Teilweise: 35 %<br />

Machen Sie genügend<br />

<strong>Pause</strong>n?<br />

> Ja<br />

> Nein<br />

> Weiss nicht<br />

<strong>Die</strong> Angestellten des Kantons Zürich<br />

sollen künftig mindestens fünf Wochen<br />

Ferien erhalten. <strong>Die</strong>s verlangt<br />

die Volksinitiative «Für faire Ferien»,<br />

lanciert von VPOD und Kaufmännischem<br />

Verband Zürich.<br />

28.10.20<strong>11</strong><br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


8<br />

Politik und Wirtschaft<br />

Vorsorge<br />

Renten werden gesenkt<br />

Der Bundesrat hat den Mindestzinssatz<br />

der 2. Säule von 2 auf 1,5 Prozent gesenkt.<br />

<strong>Die</strong> Reaktionen darauf sind sehr unterschiedlich.<br />

Mit der negativen Entwicklung an den Finanzmärkten<br />

begründete der Bundesrat<br />

Anfang Monat die Senkung des Mindestzinssatzes.<br />

Sozialdemokraten und Gewerkschaften<br />

reagierten konsterniert, die<br />

Arbeitgeber befriedigt. Experten hatten<br />

im letzten Context davon abgeraten und<br />

andere «Sparszenarien» skizziert. Für die<br />

Pensionskassenbranche selber geht dieser<br />

Schritt nicht weit genug.<br />

Für den <strong>Schweiz</strong>erischen Pensionskassenverband<br />

ist die Senkung «notwendig».<br />

So kämen die Vorsorgereinrichtungen<br />

nicht in Ertragszwang. Das heisst, sie<br />

müssen bei der Anlagepolitik weniger Risiken<br />

eingehen. Der <strong>Schweiz</strong>erische Versicherungsverband<br />

fordert allerdings einen<br />

noch tieferen Zinssatz. Damit würde<br />

der Bundesrat «ein klares Zeichen für die<br />

finanzielle Sicherheit der beruflichen<br />

Vorsorge setzen».<br />

Der Gewerkschafts-Dachverband<br />

Travail Suisse warnt davor, dass mit der<br />

tiefen Verzinsung die 2. Säule an Attraktivität<br />

und damit an Rückhalt in der Bevölkerung<br />

einbüssen könnte. Der <strong>Schweiz</strong>erische<br />

Gewerkschaftsbund (SGB) meint,<br />

solange Sparkapitalien in der Säule 3a<br />

weiterhin Zinssätze zwischen 2 und 3 Prozent<br />

erzielten, müssten für die 2. Säule 2<br />

Prozent möglich sein. Er bezeichnet die<br />

Senkung, die ohne Not erfolgt sei, als «Geschenk<br />

an die Versicherungswirtschaft».<br />

<strong>Die</strong> SP <strong>Schweiz</strong> sieht die Senkung im<br />

Rahmen eines allgemeinen Angriffs auf<br />

die Renten und bedauert, dass «die Zeche<br />

die künftigen Rentnerinnen und Rentner<br />

bezahlen, die mit weniger Geld auskommen<br />

müssen». Wie viel das sein wird, lässt<br />

sich nicht sagen. Es hängt davon ab, ob<br />

die Pensionskassen auch tatsächlich den<br />

Zinssatz senken oder (noch) nicht. Gut finanzierte<br />

Kassen mit höherer Rendite<br />

dürften eine Verzinsung über dem gesetzlichen<br />

Minimum festlegen.<br />

<strong>Die</strong> Debatte um die Rentenhöhe geht<br />

aber schon bald in die nächste Runde.<br />

Wie im letzten Context bereits vorhergesagt,<br />

wird nun der Umwandlungssatz zu<br />

einem Thema. Im Nationalrat ist ein Vorstoss<br />

der FDP-Fraktion hängig, der eine<br />

«Entpolitisierung des Umwandlungssat-<br />

Zukunft DER 2. SäULE<br />

In der kommenden Dezembersession<br />

hätte der Bundesrat dem Parlament<br />

einen Bericht zur Zukunft der 2. Säule<br />

vorlegen sollen. Das geschieht nun<br />

aber erst im nächsten Jahr. Im Bericht<br />

wird gezeigt, ob die einseitige Belastung<br />

der Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

auf Dauer sachgerecht ist. Und<br />

präsentiert werden mögliche Massnahmen<br />

zur Abfederung von Renteneinbussen.<br />

Rechtzeitig auf den 1. Januar jedoch<br />

nimmt die neue Oberaufsichtskommission<br />

über die 2. Säule ihre Tätigkeit<br />

auf. Präsidiert wird das Gremium<br />

von alt Nationalrat Pierre Triponez<br />

(FDP). <strong>Die</strong> weiteren Mitglieder sind<br />

Ökonomie-, Versicherungs- und Pensionskassenexpertinnen<br />

und -experten<br />

wie auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter.<br />

zes» fordert. Das würde jedoch bedeuten,<br />

auch das Volk könnte nicht mehr mitreden.<br />

<strong>Die</strong>ses hat letztes Jahr eine Senkung<br />

des Umwandlungssatzes verworfen. ajm<br />

Umfrage<br />

Franken weiter schwächen<br />

<strong>Die</strong> Lage in der <strong>Schweiz</strong>er Maschinen-,<br />

Elektro- und Metall-Industrie hat sich in<br />

den vergangenen Monaten aufgrund der<br />

anhaltenden Frankenstärke weiter verschärft.<br />

Gemäss einer Umfrage von Swissmem,<br />

dem Verband der MEM-Branche,<br />

schreiben 36% der Mitgliedfirmen operativ<br />

Verluste. Zudem verringern sich seit<br />

dem zweiten Quartal die Auftragseingänge.<br />

<strong>Die</strong> Gegenmassnahmen der Unternehmen<br />

und das gegenwärtige Wechselkursniveau<br />

reichten nicht aus, um die<br />

Situation nachhaltig zu verbessern, kommentiert<br />

der Verband. Er sieht deshalb<br />

den Bedarf gegeben, den Franken weiter<br />

zu schwächen.<br />

Zwar ist die Bilanz über die gesamten<br />

ersten neun Monate betrachtet noch positiv.<br />

<strong>Die</strong> Umsätze stiegen um 3,9% und<br />

die Auftragseingänge um 6,4%. Das ist die<br />

Folge der guten Bestellungseingänge am<br />

Ende des letzten Jahres und im ersten<br />

Quartal 20<strong>11</strong>. Ab dem zweiten Quartal 20<strong>11</strong><br />

jedoch drehte die Entwicklung ins Negative.<br />

Der Rückgang der Bestellungseingänge<br />

erhöhte sich im dritten Quartal auf<br />

-4,9%.<br />

Allerdings ging das Volumen der Exporte,<br />

die für rund 75% der Aufträge in der<br />

MEM-Industrie verantwortlich zeichnen,<br />

um 2,2% gegenüber dem Vorjahr zurück.<br />

<strong>Die</strong> gesamthaften Exporte der Branche<br />

betrugen im dritten Quartal gemäss<br />

Swissmem rund 16,3 Milliarden Franken.<br />

Während beim für die <strong>Schweiz</strong> wichtigsten<br />

Handelspartner Deutschland ein<br />

Plus von 5,2% auszumachen war, ist der<br />

Handel mit Frankreich, Italien, den Niederlanden<br />

oder Belgien massiv eingebrochen.<br />

Pessimistisch sind deswegen die Erwartungen:<br />

Aktuell rechnen über 35% der<br />

befragten Unternehmen in den nächsten<br />

zwölf Monaten mit einer negativen Entwicklung<br />

der Aufträge aus dem Ausland.<br />

Der Branchenverband fordert daher weitere<br />

Massnahmen von Bund und Nationalbank.<br />

Ein Mindestkurs zum Euro von<br />

1,20 Franken reiche der Mehrheit der Unternehmen<br />

nicht, um die Lage nachhaltig<br />

zu verbessern. Swissmem verlangt darum<br />

von der Nationalbank eine weitere Schwächung<br />

des Frankens, damit der Eurokurs<br />

in einem Bereich zwischen 1,35 und 1,40<br />

stabilisiert werden könnte.<br />

Vom Bund verlangt der Verband den<br />

raschen Abschluss der Freihandelsabkommen<br />

mit Indien und China, bessere<br />

Innovationsförderung, tiefere Steuern<br />

und weniger Regulierung. Swissmem<br />

weist auch auf die Bedeutung der Personenfreizügigkeit<br />

für die Industrie hin. <strong>Die</strong><br />

Sozialpartner werden aufgefordert, für<br />

zukunftsgerichtete Lösungen Hand zu<br />

bieten. pd<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Swica<br />

Das tut weh<br />

Im Oktober wurde bekannt, dass die Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen der Swica-<br />

Gesundheitszentren länger arbeiten müssen,<br />

und das bei gleichem Lohn.<br />

Vorgesehen ist, dass die 170 medizinischen<br />

Praxisangestellten neu 42,5, und<br />

die 130 Ärzte 45 Stunden arbeiten müssen,<br />

statt der im Gesamtarbeitsvertrag vereinbarten<br />

40 Stunden, und das bei gleichem<br />

Lohn. «<strong>Die</strong>s entspricht einer Lohnsenkung<br />

von 6,25 beziehungsweise 12,5 Prozent»,<br />

sagt Benedikt Gschwind vom <strong>KV</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>. Das neue Modell soll bereits<br />

2012 in Kraft treten, was laut Gschwind allerdings<br />

eine Verletzung des Gesamtarbeitsvertrags<br />

bedeutet.<br />

Der Verband verlangte von der Swica,<br />

dass die für den GAV geltende Kündigungsfrist<br />

von einem Jahr eingehalten<br />

werde. Dann wäre die Arbeitszeiterhöhung<br />

erst ab Januar 2013 gültig. Laut Benedikt<br />

Gschwind sind entsprechende<br />

Verhandlungen aber gescheitert. Swica<br />

hält an ihrem Standpunkt fest und will<br />

die Vertragsänderungen wie geplant per<br />

1. Januar 2012 umsetzen. «Wir bedauern,<br />

dass keine Einigung zustande gekommen<br />

Ein soeben erschienenes Buch geht auf<br />

die Hintergründe der weltweiten Finanzkrise<br />

ein.<br />

Im Herbst 2008 führten die Grossbanken<br />

die Welt an den wirtschaftlichen Abgrund.<br />

Es spricht nicht viel dafür, dass aus<br />

dieser Krise Lehren gezogen worden sind.<br />

<strong>Die</strong> Welt ist nicht stabiler geworden, ganz<br />

im Gegenteil: Sie ist bereits wieder auf<br />

«Crash-Kurs», wie der Titel eines kürzlich<br />

erschienen Buches besagt.<br />

Der Wirtschaftsjournalist Markus<br />

<strong>Die</strong>m Meier geht auf die Hintergründe der<br />

weltweiten Finanzkrise ein. Einer der<br />

Schwerpunkte des Buches ist die Frage,<br />

warum die Politik so unfähig ist, die wichtigsten<br />

wirtschaftlichen Probleme anzugehen.<br />

Laut <strong>Die</strong>m Meier hat sie sich bis<br />

zur Krise am falschen Kompass – am Neoliberalismus<br />

– ausgerichtet, der in den<br />

letzten 30 Jahren die Handlungsanweisungen<br />

für die praktische Wirtschaftspolitik<br />

lieferte.<br />

Das Buch ist eine Bestandesaufnahme<br />

der gegenwärtigen Situation. Der<br />

Autor zeigt Hintergründe auf und führt<br />

ist», sagt Benedikt Gschwind. Der Verband<br />

will ein Gutachten über die Anwendbarkeit<br />

des GAV im konkreten Fall<br />

in Auftrag geben. «Wir sind überzeugt,<br />

dass unsere Haltung rechtlich korrekt ist»,<br />

sagt Gschwind.<br />

In einem Schreiben hat sich der Verband<br />

nun an alle Teilnehmenden der Informationsversammlung<br />

gewandt, die<br />

der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> am 26. Oktober durchführte.<br />

<strong>Die</strong> Betroffenen werden darauf<br />

aufmerksam gemacht, dass sie eine Änderungskündigung<br />

in Kauf nehmen müssen,<br />

falls sie das Angebot der Swica für einen<br />

neuen Anstellungsvertrag nicht unterzeichnen.<br />

<strong>Die</strong> Beschreitung des Rechtsweges<br />

könne eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses<br />

zwar nicht rückgängig machen,<br />

aber bei Gutheissung einer Klage Entschädigungszahlungen<br />

für die Betroffenen<br />

zur Folge haben. «Damit werden hoffentlich<br />

immerhin in der Zukunft<br />

Arbeitgeber davon abgehalten, in vergleichbaren<br />

Fällen einen bestehenden<br />

GAV zu missachten», sagt Benedikt<br />

Gschwind. tj<br />

Buchtipp<br />

Der Crash ist den<strong>kb</strong>ar<br />

die Leserinnen und Leser zu erhellenden<br />

Erkenntnissen, dann etwa wenn er aufzeigt,<br />

dass die Krise der Europäischen<br />

Währungsunion nicht mit der Überschuldung<br />

Griechenlands einsetzte, sondern<br />

schon viel früher in den Regeln der Währungsunion<br />

selbst angelegt ist. <strong>Die</strong>se<br />

stammen aus dem Jahr 1992 und halten<br />

fest, dass die Mitgliedsländer praktisch<br />

keine Möglichkeiten mehr zu einer ausgleichenden<br />

Stabilitätspolitik haben,<br />

wenn sie in konjunkturelle Schwierigkeiten<br />

geraten. In diesem Licht betrachtet<br />

sind Wortschöpfungen wie «Pleite-Griechen»<br />

völlig deplatziert. tj<br />

Markus <strong>Die</strong>m Meier:<br />

Auf Crash-Kurs. <strong>Die</strong><br />

grossen Baustellen der<br />

Weltwirtschaft. Orell<br />

Füssli, 20<strong>11</strong>, CHF 29.90<br />

KoLUMne<br />

Für innovatives<br />

Bildungs system<br />

Von Claude Meier<br />

<strong>Die</strong> nationalen Wahlen haben das Parlament<br />

wieder mehr «eingemittet», sagen<br />

die Kommentatoren. Was das für die Berufsbildung<br />

bedeutet, steht in den Sternen.<br />

Smartvote? Fehlanzeige. Politologinnen<br />

und Politologen orakeln über andere<br />

Fragen. Atomausstieg. Bundesratswahlen.<br />

Frankenkurs.<br />

Im Windschatten solcher Themen stehen<br />

wichtige Fragen für die Berufswelt an. Erreicht<br />

die <strong>Schweiz</strong> eine internationale<br />

Anerkennung ihrer Berufsbildungsabschlüsse?<br />

Wird der Wert berufspraktisch<br />

erworbener Erfahrung anerkannt, auch<br />

im Vergleich zu akademischen Qualifikationen?<br />

Und dies ohne Gegeneinander,<br />

sondern als wechselseitige Stärkung von<br />

Theorie und Praxis?<br />

Für eine <strong>Schweiz</strong>, die international in<br />

mancher Hinsicht unter Druck steht, gilt<br />

es in der kommenden Legislatur, ihre Erfolgsfaktoren<br />

zu sichern. Dazu gehört<br />

ganz zentral die Aus- und Weiterbildung<br />

umsetzungsstarker Profis in unserem bewährten,<br />

arbeitsmarktorientierten Berufsbildungssystem<br />

– und die Sicherung<br />

seiner Attraktivität, auch finanziell.<br />

Denn unsere Profis sind – zusammen mit<br />

exzellenten Forschungsleistungen und einer<br />

offenen Politik gegenüber qualifzierten<br />

Arbeitskräften – hauptverantwortlich<br />

für ein vergleichsweise krisenresistentes<br />

Modell <strong>Schweiz</strong>. Ob die anlaufende Legislatur<br />

erfolgreich ist, entscheidet sich<br />

für den <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> nicht zuletzt daran,<br />

wie die Frage nach der dringend benötigten<br />

Bildungsoffensive für unser Land beantwortet<br />

wird. Ein zukunftsgerichtetes,<br />

leistungsfähiges und innovatives Bildungssystem<br />

darf uns etwas wert sein.<br />

Bitte auch in Bundesbern. Ob alte, neue<br />

oder gar nicht Mitte, ist dabei sekundär.<br />

Claude Meier ist Leiter Bildungspolitik beim<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

9<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


10<br />

Nicht nur Juristenfutter<br />

Politik und Wirtschaft<br />

Compliance Unternehmen müssen Gesetze und Normen einhalten, das bestreitet<br />

niemand. Aber neben Leitplanken brauchen die Angestellten auch Entscheidungsfreiraum.<br />

Von Kristin Kranenberg<br />

Justiz und Markt bestrafen, wenn man sich wie dieser UBS-Banker nicht an Regeln hält.<br />

Ob Banken, Pharmaunternehmen<br />

oder Baukonzerne: Sie alle haben<br />

eine Compliance-Abteilung. Der aus dem<br />

Angelsächsischen stammende Begriff<br />

Compliance – «to comply with the rules»<br />

heisst die Regeln einhalten – steht in erster<br />

Linie für das Bestreben der Firma,<br />

Rechtsverstössen vorzubeugen. Dabei<br />

sind die gesetzlichen Vorgaben in der<br />

Wirtschaft vielfältig: Sie reichen von<br />

Massnahmen gegen die Geldwäscherei<br />

über Antidiskriminierungsgesetze bis zu<br />

Vorschriften für einen fairen Wettbewerb.<br />

Darüber hinaus legt die Gesellschaft<br />

den Unternehmen auch gewisse Normen<br />

auf, beispielsweise für eine nachhaltige<br />

Produktion. Wer diese Erwartungen<br />

missachtet, dem droht der Kundenverlust.<br />

Der Markt bestraft, auch das ist eine<br />

Grundlage für die Compliance.<br />

Interdisziplinäres Vorgehen<br />

Aber die Angst vor Sanktionen sollte für<br />

eine Firma nicht der einzige Grund sein,<br />

sich regelkonform zu verhalten, betont<br />

die Anwältin und Compliance-Spezialistin<br />

Monika Roth von der Kanzlei Roth<br />

Schwarz Roth in Binningen (BL): «Man<br />

erwartet heute von den Unternehmen<br />

eine bewusste und gewollte Einhaltung<br />

der Regeln.» Roth ist Studienleiterin des<br />

Lehrgangs DAS Compliance Management<br />

an der Hochschule Luzern. Unter den<br />

Studierenden, die sich bei ihr zum Compliance-Officer<br />

weiterbilden lassen, sind<br />

Juristen und Ökonomen, aber auch Leute<br />

mit einer höheren Fachprüfung und<br />

mehrjähriger Berufserfahrung.<br />

«Compliance ist eine interdisziplinäre<br />

Arbeit, wo verschiedene Berufsgattungen<br />

zusammenkommen», so Roth.<br />

Gerade die Erfahrung zähle. Denn wer<br />

könne zum Beispiel die Börsenhändler in<br />

einer Bank besser überwachen als einer,<br />

der einst selbst im «Dealing Room» tätig<br />

war.<br />

Überwachung aus den USA<br />

Apropos Finanzmarkthändler: Im September<br />

wurde bekannt, dass ein einzelner<br />

Händler in der Londoner Abteilung der<br />

UBS mit unerlaubten Transaktionen einen<br />

Milliardenverlust verursacht hatte. Mit<br />

der Affäre rückte einmal mehr die interne<br />

Kontrolle bei Finanzinstituten in den<br />

Fokus. Wachsamkeit ist jedoch überall gefragt.<br />

Thomas Scheiwiller, Partner und<br />

Compliance-Experte bei der Beratungsfirma<br />

PricewaterhouseCoopers, weist auf<br />

das Risiko für international tätige Firmen<br />

hin, sich den Vorwurf der Bestechung einzuhandeln.<br />

Besonders die amerikanische<br />

Justiz sei hellhörig, wenn es um das<br />

Thema Korruption gehe, so Scheiwiller.<br />

<strong>Die</strong> Amerikaner würden nicht zögern, mit<br />

ihrem Foreign Corrupt Practices Act –<br />

kurz FCPA – auch Firmen ausserhalb der<br />

USA anzugreifen.<br />

So musste das <strong>Schweiz</strong>er Logistikunternehmen<br />

Panalpina 2010 dem amerikanischen<br />

Justizministerium in einer Vereinbarung<br />

eine Millionenbusse bezahlen.<br />

Der Anlass für das Verfahren war ein<br />

Korruptionsverdacht in Nigeria. Wer im<br />

Ausland tätig sei, habe seine Geschäftspartner<br />

jeweils genau zu überprüfen, so<br />

Scheiwiller. Denn bereits die kleinste<br />

Geschäftsverbindung zu den USA könne –<br />

auch über einen Umweg – dazu führen,<br />

dass man ins Blickfeld der Amerikaner gerate.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


<strong>11</strong><br />

Wo fängt die Bestechung an?<br />

Korruptionspraktiken werden oftmals<br />

in der Buchhaltung aufgedeckt. Denn<br />

Firmenvertreter, die sich die Gunst der<br />

Klientel erkaufen, müssen die Ausgaben<br />

dafür irgendwie verbuchen. <strong>Die</strong> Aufarbeitung<br />

eines Verdachts – ein heikles Unterfangen<br />

– verlaufe meist firmenintern, so<br />

Scheiwiller. Externes Whistleblowing<br />

komme in der <strong>Schweiz</strong> viel seltener vor als<br />

in den USA. Dort könnten Personen, die<br />

mit Erfolg einen Korruptionsfall bei den<br />

Behörden anhängig machen, 18 bis 30<br />

Prozent der Busse in die eigenen Taschen<br />

stecken. Scheiwiller: «Eine solche Belohnung<br />

widerspricht dem Rechtsempfinden<br />

vieler Europäer.»<br />

Dabei lässt sich Schmiergeldzahlung<br />

längst nicht immer eindeutig definieren.<br />

Scheiwiller kennt Beispiele: Erlaubt man<br />

es dem Lastwagenfahrer, bei einem Zoll<br />

in Osteuropa einige Zehnernoten hinzulegen,<br />

damit er zügig weiterfahren kann?<br />

Denn die Alternative könnte sein, dass der<br />

Lastwagen drei Tage am Grenzübergang<br />

warten muss. Oder was ist mit dem Kundengeschenk<br />

im Wert von 100 Franken? In<br />

der <strong>Schweiz</strong> wird dies wohl bloss als nette<br />

Geste aufgefasst. In einem Land wie Vietnam<br />

dagegen – einem vielversprechenden<br />

Wachstumsmarkt – bedeutet ein Betrag<br />

von umgerechnet 100 Franken für<br />

manche Leute einen Monatslohn. Compliance-Richtlinien<br />

könnten helfen, solche<br />

Dilemmas zu lösen, so Scheiwiller. «Viele<br />

Menschen haben eigentlich ein gutes<br />

Bauchgefühl für saubere oder unsaubere<br />

Praktiken.»<br />

Ethik ist mehr als Multiple-Choice<br />

An das Entscheidungsvermögen der Angestellten<br />

appelliert auch Florian Wettstein,<br />

Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik<br />

an der Universität St. Gallen. «Ethik<br />

braucht Regeln», sagt Wettstein. Aber ein<br />

allzu engmaschiges Regelwerk verhindere<br />

das eigenständige Denken. Wer nur noch<br />

nach Vorlagen handle, verliere das Gefühl<br />

für Eigenverantwortung. Wettstein: «Dann<br />

geht der Schuss nach hinten los.»<br />

Dass es zu Regelverstössen komme,<br />

hänge auch mit dem zunehmenden Leistungsdruck<br />

zusammen. Denn um die<br />

hochgesteckten Erwartungen und Rendi-<br />

teziele zu erfüllen, dürften die Mitarbeitenden<br />

sich eher auf unerlaubte Strategien<br />

einlassen.<br />

Für Wettstein ist klar: «Ein Unternehmen<br />

darf das moralische Leitbild nicht<br />

auf Compliance verkürzen. <strong>Die</strong> Mitarbeitenden<br />

brauchen einen gewissen Freiraum,<br />

um ihre Entscheidungen zu treffen.»<br />

Aber Verantwortung will auch<br />

gelernt sein. Der St. Galler Professor, der<br />

selbst in den USA unterrichtet hat, lobt die<br />

Bedingungen wie sie an einigen amerikanischen<br />

Universitäten herrschen. Dort sei<br />

Ethik in Wirtschaftslehrgängen nicht selten<br />

Pflichtstoff und es stehe genügend<br />

Lehrpersonal zur Verfügung, um die Themen<br />

ausführlich mit den Studierenden zu<br />

besprechen.<br />

Einen Wunsch für den Wirtschaftsethikunterricht<br />

in der <strong>Schweiz</strong> – ob an der<br />

Hochschule oder an <strong>KV</strong>-Bildungsinstituten<br />

– hegt Wettstein dennoch: «Bitte keine<br />

Multiple-Choice-Tests». Denn mit dieser<br />

Art von Fragestellung werde man dem<br />

komplizierten Thema nicht gerecht.<br />

SoufflEUR dER BanKER<br />

Eine Bank hat die Herkunft der Kundenvermögen<br />

abzuklären, auch wenn das bedeutet,<br />

dass man bei der Klientel hartnäckig<br />

nachfragen muss: Dürfen wir den Vertrag<br />

über den Liegenschaftsverkauf sehen, der<br />

Ihnen so viel Geld eingebracht hat? Oder:<br />

Übergeben Sie uns doch bitte das Testament,<br />

aus dem Sie als Erbe hervorgehen.<br />

Ein Compliance-Officer stellt diese Fragen<br />

nicht selbst, sondern souffliert dem Banker<br />

im Hintergrund. <strong>Die</strong> Ausbildung und Aufklärung<br />

der Kundenberater, welche die Bank<br />

nach aussen vertreten, sei eine Hauptaufgabe<br />

der Compliance, sagt Markus Affolter,<br />

Head Legal und Compliance bei der Bank<br />

Sarasin in Basel. «Man muss sehr gut mit<br />

den Frontleuten kommunizieren können.»<br />

Das gelinge nur, wenn man selbst über eine<br />

mehrjährige Bankerfahrung verfüge.<br />

Auch mit den Richtlinien der nationalen<br />

und internationalen Finanzaufsichtsbehörden<br />

muss sich ein Compliance-Manager<br />

bestens auskennen. Bei Sarasin arbeiten<br />

etwa 40 Personen in der Compliance, dies<br />

Ihr Ergonomie-Fachgeschäft<br />

www.sitz.ch<br />

Weitere Informationen:<br />

www.berufsberatung.ch<br />

Stichwort Compliance Officers<br />

www.complianceofficers.ch<br />

Kristin Kranenberg ist Journalistin<br />

im Basler Pressebüro Kohlenberg.<br />

kranenberg@kohlenberg.ch<br />

bei einem Personalbestand von 1600. Neben<br />

den Juristen, die traditionell in diesem<br />

Bereich tätig sind, brauche es auch Spezialisten<br />

«mit einem anderen Blick auf die<br />

Dinge», so Affolter. Eine kaufmännische<br />

Bankenlehre sei durchaus eine Grundlage<br />

für eine Laufbahn in Compliance.<br />

Zu den weiteren Aufgaben des Compliance-<br />

Officers gehören die Organisation regelkonformer<br />

Abläufe und Arbeitsprozesse sowie<br />

die interne Kontrolle. Zum Beispiel<br />

überwacht Compliance die Einhaltung der<br />

Vorschriften zum eigenen Kauf und Verkauf<br />

von Wertschriften, die gelten für das ganze<br />

Personal der Bank – vom Portier bis zum<br />

CEO.<br />

<strong>Die</strong> Hochschule Luzern (www.hslu.ch) bietet<br />

mit dem DAS Compliance Management<br />

eine berufsbegleitende Weiterbildung von<br />

10 Monaten. Zugelassen werden Studierende<br />

mit einem Hochschulabschluss oder<br />

dem Diplom einer höheren Fachprüfung sowie<br />

mindestens drei Jahren Berufserfahrung<br />

im Bank- oder Finanzwesen.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


12<br />

Führen, aber richtig<br />

Politik und Wirtschaft<br />

Leadership <strong>Die</strong> Anforderungen an Führungskräfte haben sich in den letzten Jahren<br />

deutlich verändert. <strong>Die</strong> fachgerechte Begleitung eines Teams trägt zum Geschäftserfolg<br />

bei, deshalb sind Aus- oder Weiterbildungen unerlässlich. Von Helen Weiss<br />

«<br />

In jedem Unternehmen gibt es eine eigene<br />

Kultur der Personalführung»,<br />

sagt Werner Finck von Human Resources<br />

Management Consulting in Chur. Der<br />

ehemalige oberste Leiter Human Resources<br />

bei der EMS-Chemie bietet Management<br />

Schulung, Beratung und Coaching<br />

im Bereich Personalführung an. Grundsätzlich<br />

muss für Finck ein Personalleiter<br />

ehrlich sein und offen kommunizieren<br />

können. Mut zu kalkulierbarem Risiko,<br />

Gradlinigkeit und Berechenbarkeit zeichnen<br />

eine Führungskraft ebenfalls aus.<br />

Laut Finck hat sich die Personalführung<br />

in den letzten Jahren stark verändert:<br />

«Früher war der Personalchef<br />

<strong>Die</strong>nstleister. Heute trägt er zunehmend<br />

AUFGABEN IN DER PERSONALFÜHRUNG<br />

Um in der Personalführung erfolgreich<br />

zu sein, gilt es, einige Punkte zu beachten.<br />

Wie man zu einer guten Führungskraft<br />

wird und welche Fehler man vermeiden<br />

sollte, zeigen die nachfolgenden<br />

«Gebote» auf.<br />

> Definieren Sie klare Verantwortungsbereiche<br />

und Prioritäten für Ihre Mitarbeitenden.<br />

Beziehen Sie Ihr Team in<br />

Entscheidungsprozesse ein und fördern<br />

Sie eine offene und unkomplizierte<br />

Zusammenarbeit.<br />

> Ein Unternehmen entwickelt sich beständig<br />

weiter – führen Sie mit Ihrem<br />

Team notwendige Veränderungen herbei<br />

und unterstützen Sie so aktiv den<br />

Verbesserungsprozess.<br />

> Schaffen Sie Freiräume für Initiative<br />

und Selbstständigkeit Ihrer Mitarbeitenden.<br />

Fördern Sie dadurch die Eigenverantwortung.<br />

> Achten Sie auf eine gute Zusammenarbeit<br />

unter den Mitarbeitenden, indem<br />

sie die individuellen Stärken der Einzelnen<br />

zu einem erfolgreichen Team<br />

zusammenführen.<br />

Mitverantwortung bei der Wertschöpfung.»<br />

Fällt das Unternehmensergebnis<br />

schlecht aus, merkt auch die Human-Resources-Abteilung,<br />

was eine misslungene<br />

Rekrutierung kostet. Gute Führungsqualifikationen<br />

sind jedoch nicht nur im Personalwesen<br />

gefordert, sondern auch im<br />

Management. Häufig werden Chefs aufgrund<br />

ausgezeichneter fachlicher Qualifikationen,<br />

fundierter Erfahrung in der<br />

Branche, guter Netzwerke oder langer Betriebszugehörigkeit<br />

in ihre Führungsposition<br />

ernannt. Fachspezifisches Wissen<br />

und selbst jahrelange Betriebszugehörigkeit<br />

qualifizieren jedoch noch lange nicht<br />

ausreichend zum Führen von Betrieben,<br />

von Abteilungen oder von Teams.<br />

> Als Führungskraft müssen Sie ein Vorbild<br />

für Ihre Mitarbeitenden sein.<br />

> Drohung, Einschüchterung und Blossstellung<br />

sind ungeeignete Motivationsmittel.<br />

Nehmen Sie Ihre Mitarbeitenden<br />

ernst und schaffen Sie ein<br />

Klima des gegenseitigen Vertrauens.<br />

> Spannungen lösen sich nicht von<br />

selbst. Erkennen Sie Konflikte frühzeitig<br />

und schlichten Sie Auseinandersetzungen<br />

mit Ihren Mitarbeitenden in einem<br />

klärenden Gespräch.<br />

> Nehmen Sie Ihre Aufgabe als Führungskraft<br />

ernst: Halten Sie Entscheidungen<br />

und Zusammenhänge transparent, indem<br />

Sie Ihr Team offen und umfassend<br />

über aktuelle Projekte aufklären.<br />

> Reagieren Sie nicht ungehalten auf Kritik<br />

seitens Ihrer Mitarbeitenden. Denn<br />

wer Kritik austeilt, muss auch bereit<br />

sein, Kritik einzustecken.<br />

> Vermeiden Sie Zwang, um die Leistung<br />

Ihres Teams zu steigern. Geben Sie Anreize<br />

und anerkennen Sie gute Leistungen.<br />

Wo nötig, üben Sie konstruktive<br />

Kritik.<br />

Verantwortung ist wichtig<br />

Nicht selten erlebt man, dass solche Führungskräfte<br />

alles selbst erledigen wollen:<br />

Angeblich fehlt die Zeit für lange Diskussionen<br />

oder die Mitarbeiterin hat nicht<br />

genügend Fachkenntnisse um eigene Entscheidungen<br />

zu treffen. Nicht verwunderlich<br />

ist in solchen Situationen, dass die<br />

Mitarbeitenden unmotiviert sind und nur<br />

ihren Aufgaben nachkommen, ohne Bereitschaft,<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Doch ein Team, das nichts verantwortet,<br />

leistet nicht nur weniger, sondern<br />

schadet auch der Produktivität. Von der<br />

guten Führung eines Teams hängt somit<br />

ein grosser Teil des Erfolgs einer Firma ab.<br />

Entsprechend wichtig ist für Führungskräfte<br />

eine gute Aus- oder Weiterbildung.<br />

Das Angebot ist breit und reicht<br />

vom mehrtägigen Coaching-Kurs bis hin<br />

zum Zertifikatskurs zur Entwicklung von<br />

Führungskompetenzen an Fachhochschulen.<br />

Zu den Inhalten zählen Prozessgestaltung<br />

sowie Führungstechniken<br />

und -methoden. Neben dem Erlernen von<br />

Techniken zur Personalselektion oder Potenzialbeurteilung<br />

der Mitarbeitenden<br />

wird auch an der Persönlichkeitskompetenz<br />

der künftigen Führungskräfte gearbeitet.<br />

Soft-Kompetenzen unerlässlich<br />

Ob und inwieweit Führungsqualitäten<br />

durch Schulungen erlernbar oder in früher<br />

Kindheit erworben werden, wird laut<br />

Rolf Wunderer, emeritierter Professor und<br />

Gründer des Instituts für Führung und<br />

Personalmanagement an der Uni St. Gallen,<br />

auch in der Psychologie breit diskutiert.<br />

Der Anteil früh geprägter Eigenschaften<br />

ist relativ hoch. «Sicher ist, dass<br />

man gerade als Führungskraft eine Vorbildrolle<br />

hat», sagt Wunderer. Werner<br />

Finck ist überzeugt, dass man den technischen<br />

Teil der Kompetenzen – Handwerk<br />

und Methoden des Führens – durchaus<br />

lernen kann. «Hingegen entwickeln sich<br />

die sogenannten Soft-Kompetenzen wie<br />

Intuition oder Menschenkenntnis bei den<br />

einen mit der Zeit und der Erfahrung, bei<br />

den andern dagegen nie», sagt Finck.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Dabei machen gerade solche Kompetenzen<br />

einen guten Chef aus. «Eine Führungskraft<br />

sollte die Grundmotivation<br />

seiner Teammitglieder möglichst schon<br />

bei der Auswahl und später beim Einsatz<br />

erkennen können und entsprechend darauf<br />

reagieren», sagt Rolf Wunderer. Dabei<br />

ist Voraussetzung, dass der Chef selbst<br />

motiviert ist. Zudem sollte man die Mitarbeiter<br />

möglichst individuell führen und<br />

motivieren. Wunderer: «Durch Beobachtung<br />

von Arbeitsverhalten und -leistung<br />

sowie durch Qualifikationsgespräche<br />

kann man individuell beurteilen und die<br />

einzelnen Mitarbeitenden mit den entsprechenden<br />

Massnahmen motivieren.»<br />

Defizite ausgleichen<br />

Viele Verhaltensweisen, über die man<br />

nicht einmal nachdenkt, da sie einem so<br />

selbstverständlich erscheinen, führen bei<br />

Mitarbeiterinnen zur Demotivation. Launenhaftes<br />

oder willkürliches Verhalten,<br />

fehlendes Verständnis für persönliche Probleme<br />

einzelner Teammitglieder oder aber<br />

mangelndes Vertrauen können Mitarbeiter<br />

verletzen und die Lust an der Arbeit<br />

nehmen. Demotivierende Verhaltensweisen<br />

muss man selbst erkennen – Selbstkritik<br />

sollte man gerade als gute Führungskraft<br />

bestens beherrschen. «Man muss stetig<br />

an sich arbeiten», rät Wunderer.<br />

Dabei geht es jedoch nicht nur um das<br />

berufliche Können, also die Fachkompetenz,<br />

sondern auch um die Verbesserung<br />

der Methodenkompetenzen. Planungsoder<br />

Entscheidungsschwächen lassen<br />

sich jedoch nicht so einfach kompensieren.<br />

«Auch wenn man sich ernsthaft bemüht,<br />

fällt man immer wieder in alte Verhaltensmuster<br />

zurück», weiss Wunderer.<br />

«Deshalb ist es wichtig, die eigenen Defizite<br />

auch organisatorisch, etwa durch einen<br />

Stellvertreter mit komplementären<br />

Fähigkeiten, auszugleichen.»<br />

Helen Weiss ist Journalistin im Basler<br />

Pressebüro Kohlenberg. weiss@kohlenberg.ch<br />

«Persönliche Gespräche<br />

sind unersetzlich»<br />

<strong>Die</strong> ehemalige Lehrerin Nadine Gembler<br />

arbeitet seit 13 Jahren in der Personalführung<br />

bei Coop. Sie liess sich zur eidgenössisch<br />

diplomierten Personalfachfrau ausbilden<br />

und absolvierte 2008 den Executive<br />

Master of Business Administration.<br />

Context: Sie arbeiten seit über zehn Jahren<br />

im Personalbereich. Wo sehen Sie die Herausforderungen<br />

in Ihrem Arbeitsalltag?<br />

Nadine Gembler: Oftmals wird die<br />

Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

unterschätzt. Ein Team fachgerecht<br />

zu leiten und zu begleiten, ist sehr<br />

anspruchsvoll. Dabei gilt es manchmal<br />

auch, ein unangenehmes Gespräch zu<br />

führen. Gerade eine gute Kommunikation,<br />

nämlich Probleme rechtzeitig und in<br />

einem guten Ton anzusprechen, gehört<br />

aber meiner Meinung nach zu den wichtigsten<br />

Aufgaben und grössten Herausforderungen.<br />

Wie beschreiben Sie Ihren persönlichen<br />

Führungsstil?<br />

Ich versuche, meine Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter möglichst selbstständig<br />

arbeiten und entscheiden zu lassen. Begleitung<br />

in den unterschiedlichen Prozessen<br />

sowie regelmässige Rückmeldungen<br />

sind dabei jedoch unerlässlich; das Team<br />

darf sich nicht allein gelassen fühlen.<br />

Auch persönliche Gespräche sind unersetzlich:<br />

Es lohnt sich, Zeit dafür zu investieren.<br />

Wichtig ist mir zudem, mich ständig<br />

selbst zu reflektieren, indem ich aktiv<br />

ein Feedback von meinem Team einfordere.<br />

<strong>Die</strong> Führung der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter ist bei Coop in zehn Regeln<br />

festgelegt, die der ehemalige CEO<br />

und aktuelle Verwaltungsratspräsident<br />

Hansueli Loosli selbst verfasst hat. <strong>Die</strong><br />

erste Regel lautet: Führung durch Vorbild.<br />

Oftmals wird behauptet, dass Kaderleute<br />

zwar fachlich äusserst kompetent sind,<br />

aber Führungsqualitäten vermissen<br />

lassen. Teilen Sie diese Einschätzung?<br />

Das ist tatsächlich oft so. <strong>Die</strong> Personalführung<br />

hat sich jedoch in den letzten<br />

Jahren stark gewandelt. Bei Coop wird<br />

heute in sogenannten Assessments für<br />

höhere Kaderstellen nicht mehr ausschliesslich<br />

auf fachliche Qualitäten, sondern<br />

auch auf Punkte wie Sozialkompetenz<br />

und Selbstkompetenz geachtet. <strong>Die</strong><br />

Anforderungsprofile haben sich deutlich<br />

verändert. Zudem ist bei Coop ab einer gewissen<br />

Kaderstufe eine regelmässige Weiterbildung<br />

Pflicht.<br />

Nadine Gembler ist als Leiterin Personal und Ausbildung<br />

national bei Coop tätig.<br />

13<br />

› Rechnungswesen,<br />

Treuhand, Vermögen<br />

Zum Beispiel: hkvaarau.ch/rw-treuhand<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


14<br />

Monatsinterview<br />

«Ich trage gerne Verantwortung»<br />

Daniel Jositsch will als neuer Präsident des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> die Anliegen des Verbands<br />

in der Öffentlichkeit vertreten, und er setzt sich zum Ziel, dass es mit den Mitgliederzahlen<br />

wieder aufwärts geht. Interview Therese Jäggi/Foto Reto Schlatter<br />

Context: Daniel Jositsch, wer sind Sie?<br />

Daniel Jositsch: Ich bin Strafrechtsprofessor<br />

an der Universität Zürich, das<br />

ist meine Haupttätigkeit, ausserdem engagiere<br />

ich mich als Nationalrat und seit<br />

kurzem bin ich Präsident des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Mit diesen drei Tätigkeiten beschäftige<br />

ich mich, je nach Anforderungen, mit unterschiedlicher<br />

Intensität. Ich würde<br />

mich als aktiven Menschen bezeichnen,<br />

der gerne Verantwortung trägt, aber auch<br />

gut in Teams arbeit. Ich kann sehr gut loslassen<br />

und in gewissen Phasen gar nichts<br />

tun und nichts und niemanden repräsentieren.<br />

Warum haben Sie sich für das Amt des<br />

Zentralpräsidenten beworben?<br />

Weil mich Bildungsthemen interessieren<br />

und ich mich insgesamt mit den<br />

Zielen des Verbands identifizieren kann.<br />

Auch hat es sich aus meinem langjährigen<br />

Engagement für den Verband praktisch<br />

so ergeben. Ich bin 2003 in den Vorstand<br />

des <strong>KV</strong> Zürich gewählt worden. Zuvor war<br />

ich schon einige Jahre Mitglied des Verbands,<br />

und seit 2009 bin ich im Zentralvorstand.<br />

Für das Präsidium haben sich ausser<br />

Ihnen noch drei andere Kandidaten und<br />

Kandidatinnen interessiert. Warum<br />

haben Sie die Delegierten am meisten<br />

überzeugt?<br />

Entscheidend war wohl, dass die Delegierten<br />

wissen, wer ich bin. Man kennt<br />

mich im Verband mit meinen Stärken und<br />

Schwächen. Ich habe mich nicht einfach<br />

von aussen für dieses Amt beworben, sondern<br />

bin wegen meines langjährigen Engagements<br />

vertraut mit dem <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

und den Herausforderungen, denen er<br />

sich stellen muss.<br />

Warum sind Sie als Jurist eigentlich<br />

damals dem <strong>KV</strong> beigetreten?<br />

Ich war als Geschäftsführer der<br />

schweizerischen Handelskammer in Ko-<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Daniel Jositsch (46) ist Strafrechtsprofessor an der Universität<br />

Zürich und SP-Nationalrat. Am 9. <strong>November</strong> ist er zum neuen<br />

ZV-Präsidenten gewählt worden. Jositsch ist in Zürich aufgewachsen<br />

und hat an der Hochschule St. Gallen studiert. Er lebt<br />

in Winterthur und ist Vater eines siebenjährigen Sohnes.<br />

15<br />

lumbien. Wir haben dort mit <strong>Schweiz</strong>er<br />

Unternehmen Gespräche geführt und dabei<br />

wurde schnell einmal klar: In diesem<br />

Land fehlt ein Berufsbildungssystem. Es<br />

gab zwar sehr viele Uniabsolventen, aber<br />

keine ausgebildeten Berufsfachleute. So<br />

nahmen wir uns vor, dort mit der kaufmännischen<br />

Lehre das duale Bildungssystem<br />

zu implementieren.<br />

Warum gerade mit dem <strong>KV</strong>?<br />

Es war insofern naheliegend, als es<br />

Kaufleute in allen Branchen braucht, und<br />

weil man später das System auch auf<br />

diese anderen Branchen übertragen<br />

konnte. Jedenfalls nahm ich dann Kontakt<br />

mit dem <strong>KV</strong> Zürich auf und bin dort<br />

mit meinem Anliegen auf Interesse gestossen.<br />

Wir haben ein Konzept ausgearbeitet,<br />

welches wir interessierten Firmen<br />

in Kolumbien vorlegten. Zurück in der<br />

<strong>Schweiz</strong> bin ich dann dem <strong>KV</strong> Zürich beigetreten.<br />

Einfach auch weil ich fand, dass<br />

es eine gute Organisation ist.<br />

Sie waren in den vergangenen Wochen<br />

mit zahlreichen Sektionen und Regionen<br />

in Kontakt. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?<br />

<strong>Die</strong> Vielfalt. Von der grossen städtischen<br />

Organisation bis zur kleinen Sektion<br />

in ländlichem Umfeld. Unterschiede<br />

gibt es aber nicht nur in der Grösse, sondern<br />

auch in der Kultur, in der Professionalität<br />

und in den regionalen Eigenheiten.<br />

Ich glaube, die Kunst besteht darin, den<br />

Mitgliedern trotz dieser unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen überall die gleichen<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen anzubieten. Das<br />

Mitglied einer Kleinstsektion soll zu den<br />

genau gleichen <strong>Die</strong>nstleistungen Zugang<br />

haben wie ein Mitglied in der Stadt. Wenn<br />

diese Voraussetzung erfüllt ist, spielt es<br />

nicht so eine grosse Rolle, ob die Strukturen<br />

bleiben, wie sie gewachsen sind, oder<br />

ob sich einzelne Sektionen zusammenschliessen.<br />

Das müssen diese am besten<br />

selber wissen.<br />

Der Verband engagiert sich für Bildungsanliegen<br />

und setzt sich für Angestelltenpolitik<br />

ein. Was liegt Ihnen näher?<br />

Es sind beide wichtig und notwendig.<br />

<strong>Die</strong>se beiden Bereiche ergänzen sich in<br />

idealer Weise.<br />

Kürzlich gab es im «Tages-Anzeiger» eine<br />

Debatte über den Stellenwert der dualen<br />

Bildung beziehungsweise der akademischen<br />

Bildung. Ihre Meinung dazu?<br />

Auch hier gilt: Es braucht beides. Das<br />

eine gegen das andere auszuspielen halte<br />

ich für falsch. Ich bin ja die personifizierte<br />

Vereinigung von beiden Konzepten: Ich<br />

lehre an der Universität und setze mich<br />

für duale Bildung ein. Es müssen entsprechend<br />

ihren Fähigkeiten die richtigen<br />

Leute an den Hochschulen sein, und genau<br />

dasselbe gilt für die Berufspraxis.<br />

Hier haben sich mit den Fachhochschulen<br />

viele neue und attraktive Perspektiven<br />

eröffnet. Viele Leute glauben noch<br />

immer, eine akademische Karriere sei<br />

besser als eine nicht-akademische, oder<br />

Universitäten seien mehr wert als Fachhochschulen.<br />

Aber das sind Vorurteile<br />

mangels besseren Wissens. Das wird sich<br />

in absehbarer Zeit ändern.<br />

In Ihrer Laufbahn scheint alles wie am<br />

Schnürchen zu laufen. Ist Ihr beruflicher<br />

Weg von langer Hand geplant?<br />

Nein, so würde ich das nicht sagen. So<br />

etwas funktioniert doch sowieso nicht.<br />

Wichtig ist, dass man seinen Neigungen<br />

nachgehen kann und weiss, was man will.<br />

Das war bei mir der Fall. Es gibt aber auch<br />

Dinge, die nicht unbedingt zum Image<br />

eines sozialdemokratischen Parlamentariers<br />

passen.<br />

Was zum Beispiel?<br />

Dass ich an der Hochschule St. Gallen<br />

studiert und im Militär Karriere gemacht<br />

habe. Ich war Major.<br />

Wie sind Sie aufgewachsen?<br />

In einer klassischen Mittelstandsfamilie.<br />

Mein Vater war Ingenieur.<br />

War es immer klar, dass sie ins<br />

Gymnasium gehen würden?<br />

Nein, gar nicht. Ich habe die Primarschule<br />

in Altstetten besucht und bin dann<br />

erst nach der zweiten Sekundarklasse ins<br />

Gymnasium. Ausbildung war zwar schon<br />

wichtig, aber Leistung beruhte immer auf<br />

Freiwilligkeit.<br />

«Es braucht beides, die Berufsbildung und<br />

die akademische Bildung. Man sollte sie nicht<br />

gegeneinander ausspielen.»<br />

Sind Sie auch schon einmal gescheitert?<br />

Ja, mit dem ersten Versuch im Gymnasium.<br />

Ursprünglich ging ich nach der<br />

sechsten Klasse ins Gymnasium und<br />

musste dann abbrechen. Wenn es beim<br />

zweiten Versuch nicht geklappt hätte,<br />

wäre ich vermutlich auch in eine <strong>KV</strong>-<br />

Lehre eingetreten, da sich meine handwerklichen<br />

Fähigkeiten in Grenzen hielten.<br />

Welchen Stellenwert hat Arbeit in Ihrem<br />

Leben?<br />

Arbeit ist für mich etwas sehr Wichtiges.<br />

Ich habe das Glück, verschiedenen<br />

Tätigkeiten nachzugehen, die mich wirklich<br />

interessieren. Wobei, Glück ist es<br />

nicht nur. Ich habe mir das auch ganz bewusst<br />

so eingerichtet. Mein Ziel ist es, am<br />

Morgen aufzustehen und mit Freude an<br />

die Arbeit zu gehen.<br />

Haben Sie neben Ihrer Tätigkeit als<br />

Strafrechtsprofessor und Nationalrat<br />

genügend Zeit für das Engagement im<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>?<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


16<br />

Monatsinterview<br />

Ich habe mein Pensum an der Universität<br />

reduziert. So verfüge ich über genügend<br />

Kapazität, um das mit 30 Prozent<br />

dotierte Amt wahrzunehmen.<br />

Sie üben drei völlig verschiedene Funktionen<br />

aus. Warum ist das für Sie attraktiv?<br />

Weil ich so immer mal wieder einen<br />

Wechsel machen kann. Ich muss nie das<br />

Gefühl haben, festgefahren zu sein. Ich<br />

könnte ja einfach Lehre und Forschung an<br />

der Universität betreiben, aber das wäre mir<br />

zu eintönig. Berufsparlamentarier wollte<br />

ich nie werden. Dass das <strong>KV</strong>-Präsidium<br />

nicht vollamtlich ist, liegt auf der Hand.<br />

Welche Aufgaben kommen im <strong>KV</strong> auf<br />

Sie zu?<br />

Man ist in diesem Amt ja primär Präsident<br />

des Zentralvorstands, dem Gremium<br />

also, welches sowohl eine strategische<br />

Funktion als auch eine Überwachungsfunktion<br />

ausübt. Für mich als<br />

Präsidenten kommt dann als zusätzliche<br />

Aufgabe noch hinzu, dass ich die Anliegen<br />

des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> in der Öffentlichkeit<br />

und in der Politik vertreten werde. Ich bin<br />

der Meinung, dass der Verband zu wenig<br />

wahrgenommen wird.<br />

Was können Sie in Bundesbern für den<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> ausrichten?<br />

Ich bin seit Frühling als Nachfolger<br />

von Mario Fehr in der Kommission Wissenschaft,<br />

Bildung, Kultur. Dort bringe<br />

ich die Anliegen des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> ein beziehungsweise<br />

der Angestellten, die er<br />

vertritt. Man kann zum Bundesrat mit einem<br />

Anliegen, oder man kann ein Bundesamt<br />

aufsuchen und dort seine Position<br />

einbringen. Als Parlamentarier stehen einem<br />

viele Türen offen.<br />

Wir hören täglich von Entlassungen.<br />

Wie soll der Verband darauf reagieren?<br />

Nun, wir befinden uns in einer Krise.<br />

Und in einer Krise kommt es zu Entlassungen.<br />

Das ist eine Tatsache. Allein daran<br />

kann ein Verband praktisch nichts<br />

ändern. Das Engagement des Verbandes<br />

setzt dort ein, wo es um die Frage geht,<br />

wie eine Entlassung abläuft. Gibt es einen<br />

Sozialplan? Oder ganz grundsätzlich:<br />

Welche Form der Unterstützung können<br />

wir betroffenen Mitgliedern bieten?<br />

Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> unterhält zahlreiche Gesamtarbeitsverträge.<br />

Sind GAV noch zeitgemäss?<br />

«Der Finanzplatz muss sauber bleiben.<br />

Alles andere ist nicht mehr zeitgemäss.»<br />

Ja, davon bin ich überzeugt. Es gibt<br />

Branchen, die sich mehr dafür eignen als<br />

andere. Gesamtarbeitsverträge machen<br />

dort einen Sinn, wo es eine grosse Zahl<br />

von vergleichbaren Arbeitsverträgen gibt<br />

und die Löhne tief sind, zum Beispiel im<br />

Verkauf. Im Kollektiv erreicht man mehr<br />

als der oder die Einzelne. Gesamtarbeitsverträge<br />

sind nicht zuletzt auch im Interesse<br />

der Arbeitgeber.<br />

Was halten Sie von der Occupy-Paradeplatz-Bewegung?<br />

Mir ist die Forderung «Menschen helfen,<br />

nicht Banken» auf einem an den Mauern<br />

des Lindenhofs angebrachten Transparent<br />

aufgefallen. Das sollte wohl eine<br />

Anspielung auf die Rettung der UBS vor<br />

drei Jahren sein. Und es stimmt: Wir haben<br />

der UBS geholfen, aber damit auch den<br />

Menschen. Banken – das bedeutet auch Arbeitsplätze,<br />

und zwar gute. Grundsätzlich<br />

finde ich es sinnvoll, dass im Zusammenhang<br />

mit der Finanzkrise ein Diskurs geführt<br />

wird. Dass der Finanzplatz Probleme<br />

hat, ist ja nicht von der Hand zu weisen.<br />

Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> hat sich bisher eher<br />

zurückhaltend zur Finanzkrise geäussert.<br />

Wie ist Ihre Haltung dazu?<br />

Zunächst einmal muss klar festgehalten<br />

werden: Wir stehen zu den Bankangestellten,<br />

und somit selbstverständlich<br />

auch zu den Banken. Und wir pflegen ein<br />

konstruktives Verhältnis zu den Banken<br />

als Arbeitgeber. Grundsätzlich gilt: Der<br />

Finanzplatz muss sauber sein. Alles andere<br />

ist nicht mehr zeitgemäss. Und er<br />

muss seriös sein und das auch ausstrahlen.<br />

Denn das hat unseren Finanzplatz<br />

gross und erfolgreich gemacht. Im Management<br />

sind Fehler passiert, das ist unbestritten.<br />

Aber wenn man die Banken<br />

kritisiert, muss man aufpassen, dass es<br />

nicht zu pauschal ausfällt. <strong>Die</strong> Angestellten<br />

können weitgehend nichts dafür. Sie<br />

müssen die permanente Kritik der Öffentlichkeit<br />

ertragen. Dass sie auch intern unter<br />

grossem Druck stehen, kommt noch<br />

hinzu. Es sind denn auch nicht wenige<br />

Klienten, die den Rechtsdienst aufsuchen,<br />

in Banken tätig.<br />

Was wollen Sie mit dem <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

erreichen?<br />

Ich möchte, dass es wieder aufwärts<br />

geht mit den Mitgliederzahlen. <strong>Die</strong> sind<br />

seit einigen Jahren rückläufig. <strong>Die</strong>sen<br />

Trend gilt es zu brechen. Das ist das grosse<br />

Ziel. Es muss uns gelingen, den Verband<br />

wieder zu einer Organisation zu<br />

machen, die für die kaufmännischen Angestellten<br />

so attraktiv ist, dass die Mitgliedschaft<br />

eine Selbstverständlichkeit<br />

ist. Früher war das so. Man hat die Lehre<br />

absolviert und trat danach fast automatisch<br />

dem Verband bei. Heute ist das nicht<br />

mehr der Fall, und auch bei anderen Verbänden<br />

ist dies längst nicht mehr selbstverständlich.<br />

Welche Massnahmen braucht es dazu?<br />

Das Angebot muss noch attraktiver<br />

und um neue <strong>Die</strong>nstleistungen ergänzt<br />

werden. Zwar bietet der Verband schon<br />

heute so viele Vergünstigungen, dass sich<br />

allein dadurch der Mitgliederbeitrag<br />

mehr als bezahlt macht, aber allein damit<br />

kann man noch keine neuen Mitglieder<br />

gewinnen. Potenzial sehe ich in der Beratung<br />

und bei den Weiterbildungen, die<br />

teilweise zu wenig aufeinander abgestimmt<br />

und zu wenig spezialisiert sind.<br />

Eine weitere Chance sehe ich darin, dass<br />

der Verband Netzwerke anbietet, vergleichbar<br />

mit den Alumni-Organisationen<br />

der Hochschulabgänger. Denn diese<br />

sind erfolgreich. Etwas Entsprechendes<br />

sollte es auch für Absolventen von Berufsprüfungen<br />

und Diplomen im kaufmännischen<br />

Bereich geben: Regelmässige Anlässe,<br />

wo sie sich treffen, austauschen und<br />

vernetzen können.<br />

Was ist Ihnen ausser der Arbeit sonst<br />

noch wichtig?<br />

Ich arbeite gern und viel, aber nie zu<br />

viel. Ich habe mir die Fähigkeit angeeignet,<br />

sehr ungestresst zu sein. Schlaflose<br />

Nächte kenne ich überhaupt nicht. Auch<br />

wenn ein Problem auftaucht, kann ich<br />

mich eine Weile damit beschäftigen,<br />

dann mich aber auch wieder völlig davon<br />

lösen und mich etwas anderem zuwenden.<br />

Das hat wohl auch damit zu tun, dass<br />

ich meine Zeit weitgehend frei einteilen<br />

und auch einfach mal sagen kann: so<br />

Schluss, jetzt gehe ich eine Stunde an die<br />

frische Luft.<br />

Therese Jäggi ist Context-Redaktorin.<br />

therese.jaeggi@kvschweiz.ch<br />

Reto Schlatter ist Fotograf im Zürcher Presseladen.<br />

mail@retoschlatter.ch<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


WeihnachTSSammlung<br />

Ein Zeichen der Solidarität<br />

17<br />

Glaubt man den Wirtschaftsprognosen,<br />

dann steuern wir wieder auf kältere Zeiten zu.<br />

<strong>Die</strong> Arbeitslosigkeit dürfte steigen, und die sozialen<br />

Sicherungsnetze sind grobmaschiger<br />

geworden. Auch Angestellte aus dem kaufmännischen<br />

Berufsfeld werden deshalb wieder<br />

vermehrt unter Druck kommen.<br />

Darum haben wir uns entschieden, die<br />

Hälfte des Erlöses aus unserer diesjährigen<br />

Weihnachtssammlung unserem Sozialfonds<br />

gutzuschreiben. Dessen Mittel sind reserviert<br />

für die Unterstützung notleidender Mitglieder<br />

und für Projekte, welche die Förderung sozial<br />

Benachteiligter zum Inhalt haben. Wir können<br />

zwar nichts gegen eine globale Wirtschaftskrise<br />

ausrichten, aber immerhin können<br />

Sie mit Ihrer Spende einen Beitrag leisten,<br />

um deren Auswirkungen zu mildern.<br />

<strong>Die</strong> zweite Hälfte des Erlöses wollen wir<br />

einem Helvetas-Projekt in Burkina Faso spenden.<br />

Das westafrikanische Land gehört zu<br />

den ärmsten Ländern der Erde, was auch mit<br />

dem tiefen Bildungsstand zusammenhängt<br />

(die Alphabetisierungsrate beträgt nur gut 20<br />

Prozent). <strong>Die</strong>s hat die Helvetas dazu bewogen,<br />

vier Berufsbildungszentren aufzubauen, in<br />

denen Jugendliche eine non-formale Berufsausbildung<br />

geniessen können. Bis zu 160<br />

Lehrlinge sollen dort ausgebildet werden.<br />

<strong>Die</strong>se Ausbildung hilft nicht nur ihnen, ein<br />

selbstbestimmtes Leben führen zu können,<br />

sie leistet auch einen Beitrag, das ganze Land<br />

voranzubringen. Denn Bildung ist die wichtigste<br />

Grundlage für Wohlstand, das weiss<br />

niemand besser als wir in der <strong>Schweiz</strong>.<br />

Ich danke Ihnen schon jetzt ganz herzlich<br />

für Ihre Spende und wünsche Ihnen eine besinnliche<br />

Adventszeit!<br />

Daniel Jositsch, Zentralpräsident<br />

PC-KONTO<br />

Weihnachtssammlung des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

8002 Zürich, PC-Konto 87-682166-8<br />

Stichwort: Weihnachtssammlung 20<strong>11</strong><br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


18<br />

Dossier <strong>Pause</strong><br />

<strong>Pause</strong>nlos<br />

Context macht nicht <strong>Pause</strong>, sondern arbeitet sich von der Mikro-<br />

Unterbrechung bis zur Auszeit vor. Dabei wird festgestellt, dass die Arbeitgeber<br />

ihren Angestellten insbesondere Kaffeepausen gönnen.<br />

Von Andrea Mašek<br />

Über die zweite und dritte Tasse Kaffee<br />

hinweg fliegen Finanz- und Politik-Affären,<br />

Klatsch und schlechte Witze.<br />

So wurde in der «New York Times» im Jahr<br />

1949 eine <strong>Pause</strong> beschrieben. An diesem<br />

Bild hat sich nicht viel geändert. In Arbeitspausen<br />

wird auch heute Kaffee getrunken<br />

und mit Kolleginnen und Kollegen<br />

über das Geschäft, Gott und die Welt<br />

geredet, das Znüni verdrückt oder das<br />

Zvieri genossen.<br />

Dabei ist den meisten Arbeitnehmenden<br />

wohl nicht bewusst, dass diese <strong>Pause</strong>n<br />

ein Privileg sind. <strong>Die</strong> Mehrheit der<br />

Angestellten hat gesetzlich gesehen keinen<br />

Anspruch auf solche Arbeitsunterbrüche.<br />

Und dennoch werden sie von den<br />

meisten Unternehmen gewährt.<br />

Fest geregelt<br />

<strong>Pause</strong>n im Allgemeinen sind in der<br />

<strong>Schweiz</strong> gesetzlich geregelt. Berechnet<br />

werden sie nach Dauer der Arbeit. Ab 5,5<br />

Stunden Arbeit pro Tag hat der Arbeitnehmer<br />

Recht auf eine <strong>Pause</strong>. <strong>Die</strong>se erhöht<br />

sich sukzessive mit längerer Arbeitszeit:<br />

> 15 Minuten <strong>Pause</strong>, wenn mehr als 5,5<br />

Stunden gearbeitet wird<br />

> 30 Minuten <strong>Pause</strong>, wenn die Arbeitszeit<br />

über 7 Stunden beträgt<br />

> 60 Minuten <strong>Pause</strong>, wenn mehr als 9<br />

Stunden gearbeitet wird<br />

In der Verordnung zum Arbeitsgesetz<br />

heisst es: «<strong>Die</strong> <strong>Pause</strong>n sind um die Mitte<br />

der Arbeitszeit anzusetzen.» Mit anderen<br />

Worten, den Arbeitnehmenden steht –<br />

ausser sie arbeiten Schicht – eine Mittags-<br />

pause zu. Da in der <strong>Schweiz</strong> die 42-Stunden-Woche<br />

verbreitet ist, haben demzufolge<br />

die meisten Angestellten ein Anrecht<br />

auf einen 30-minütigen Arbeitsunterbruch.<br />

<strong>Die</strong> halbe Stunde muss laut Gesetz an<br />

einem Stück genommen werden. Nur<br />

<strong>Pause</strong>n von mehr als einer halben Stunde<br />

dürfen aufgeteilt werden. Weiter besagt<br />

das Gesetz: «Entsteht vor oder nach der<br />

<strong>Pause</strong> eine Teilarbeitszeit von mehr als 5,5<br />

Stunden, so ist für diese eine zusätzliche<br />

<strong>Pause</strong> gemäss Artikel 15 des Gesetzes zu<br />

gewähren.»<br />

Normalerweise unbezahlt<br />

Das sind aber nur Mindestansätze. Jeder<br />

Betrieb kann auch längere <strong>Pause</strong>n gewäh-<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


19<br />

Paradebeispiel bei Stadler: Gesundheitsexperten empfehlen, für einen Moment völlig abzuschalten<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


20<br />

Dossier <strong>Pause</strong><br />

ren. Für schwangere Frauen, die einer stehenden<br />

Beschäftigung nachgehen, gelten<br />

besondere Regeln. Ab dem vierten<br />

Schwangerschaftsmonat können diese<br />

Arbeitnehmerinnen zusätzlich zu den<br />

rechtlich vorgeschriebenen <strong>Pause</strong>n alle<br />

zwei Stunden eine <strong>Pause</strong> von zehn Minuten<br />

machen. <strong>Die</strong>se Unterbrüche sind jedoch<br />

nicht bezahlt.<br />

Da eine <strong>Pause</strong> nicht als Arbeitszeit gilt,<br />

ist sie im Normalfall unbezahlt. Es wird<br />

dafür ausgestempelt oder der Unterbruch<br />

wird in der Arbeitszeiterfassung vermerkt.<br />

Eine Ausnahme sind <strong>Pause</strong>n, in denen<br />

Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz nicht<br />

verlassen dürfen. Oder wenn Angestellte<br />

via Pager erreichbar bleiben müssen.<br />

Je nach Branche<br />

Andere <strong>Pause</strong>n, das heisst zum Beispiel<br />

Kaffee-, Znüni- oder Zvieripausen, wie<br />

immer sie genannt werden wollen, sieht<br />

das Gesetz nicht vor. Arbeitgeber in der<br />

<strong>Schweiz</strong> sind also nicht dazu verpflichtet,<br />

ihren Mitarbeitenden solche zu gewähren.<br />

Trotzdem machen es die meisten.<br />

In der Industriebranche sind sie<br />

grundsätzlich geregelt. Je grösser die<br />

Firma, je komplexer die Arbeit und die Arbeitssituation,<br />

desto strukturierter ist die<br />

<strong>Pause</strong>nregelung. «Wenn ein Maschinenpark<br />

involviert ist, wenn die Angestellten<br />

sich umziehen und lange Wege bis zum<br />

<strong>Pause</strong>nraum oder bis ins Freie zurücklegen<br />

müssen, braucht es dies», sagt Barbara<br />

Gisi, Leiterin Angestelltenpolitik<br />

beim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Im Handel sind es die grösseren Arbeitgeber,<br />

die eine <strong>Pause</strong>nregelung kennen.<br />

Sie stellen jeweils auch <strong>Pause</strong>nräume<br />

zur Verfügung. «Bei den kleineren<br />

ist es manchmal schwierig», weiss Barbara<br />

Gisi. Sie denkt etwa an Geschäfte mit<br />

nur einer Handvoll oder weniger Angestellten.<br />

<strong>Die</strong>se haben oft keine <strong>Pause</strong>nräumlichkeiten<br />

und im Prinzip muss ein<br />

Laden ja immer besetzt sein, um die<br />

Kundschaft zu bedienen.<br />

Besser haben es die Mitarbeitenden in<br />

<strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben. Laut Barbara<br />

Gisi wird ihnen oft eine Viertelstunde<br />

Kaffeepause gewährt und bezahlt. Es gibt<br />

Linda Kisch (32) pausierte nach der Geburt<br />

ihres Sohnes Mark vier Monate. Familie<br />

und Job unter einen Hut zu bringen erlebt<br />

sie als anstrengend und bereichernd.<br />

«Es war für mich klar, dass ich nach der<br />

Babypause wieder arbeiten würde. Ich<br />

hatte eine gute Ausbildung und einige<br />

Jahre Berufserfahrung. Das wollte ich<br />

nicht einfach aufgeben. Plötzlich nur mit<br />

einem Kind zu Hause zu sein, war für<br />

mich unvorstellbar. Ich wollte beides, Familie<br />

und einen anspruchsvollen Job. Natürlich<br />

war mir auch bewusst, dass dies<br />

nur möglich sein würde, wenn das Kind<br />

mitspielt. Zudem ist es mir wichtig, finanziell<br />

unabhängig zu sein.<br />

Ich bin ausgebildete Tourismusfachfrau.<br />

Nach der Matur und einem Praktikum<br />

absolvierte ich von 2002 bis 2004 die<br />

Ausbildung an der höheren Fachschule<br />

für Tourismus in Zürich. Danach zog ich<br />

nach Genf und baute dort die Südamerika-Abteilung<br />

von Travelhouse auf. 2008<br />

kam ich zurück nach Zürich an den<br />

Hauptsitz, wo ich eine Stelle als Teilprojektleiterin<br />

im Prozessmanagement übernahm.<br />

Bald wurde ich mit Mark schwanger.<br />

Ich arbeitete bis kurz vor der Geburt<br />

und pausierte dann für vier Monate. Ich<br />

stieg mit einem 60-Prozent-Pensum wieder<br />

ins Berufsleben ein. Ich hatte alles gut<br />

vorbereitet, so zum Beispiel schon vor der<br />

Geburt einen Krippenplatz organisiert<br />

und mit Mark vor meinem Wiedereinstieg<br />

die neue Betreuungssituation langsam<br />

eingeübt.<br />

Auch wenn ich nur für kurze Zeit nicht<br />

erwerbstätig war , erlebte ich den Wiedereinstieg<br />

teilweise als schwierig. Ich<br />

machte die gleiche Erfahrung wie viele<br />

Mütter von Kleinkindern. Ich musste<br />

mich daran gewöhnen,<br />

nicht Tag und<br />

Nacht mit meinem<br />

Sohn zusammen zu<br />

sein. Zudem hatte ich<br />

am Anfang Schwierigkeiten,<br />

mich ganz<br />

auf die Arbeit zu konzentrieren. Ich war<br />

mit meinen Gedanken bei Mark. Geht es<br />

ihm gut in der Krippe? Schläft er? Klappt<br />

es mit dem Essen? Und ich musste meinen<br />

Arbeitsstil an die neue Situation anpassen.<br />

Früher blieb ich am Abend so lange<br />

im Büro, wie es mir passte. Das war nicht<br />

mehr möglich. Ich musste um halb sechs<br />

in der Krippe sein, um meinen Sohn abzuholen.<br />

Hinzu kam ein grosses Schlafmanko.<br />

Mark wachte im ersten Jahr bis zu<br />

vier Mal auf pro Nacht.<br />

Mit der Zeit gelang es mir immer besser,<br />

Job und Kinderbetreuung unter einen<br />

Hut zu bringen – dank Krippe und meinem<br />

Vater, der bei «Notfällen» immer wieder<br />

spontan den Hütedienst übernahm.<br />

Anfang 2010 wechselte ich die Stelle.<br />

Ich strebte einen Branchenwechsel an<br />

und fand einen Job bei der Migros-Bank<br />

im <strong>Die</strong>nstleistungszentrum der Privatkunden-Abteilung.<br />

Gleichzeitig begann<br />

ich die Weiterbildung zur diplomierten<br />

Organisatorin. Das war erneut eine sehr<br />

intensive Zeit. Ich arbeitete zwischen 50<br />

und 100 Prozent und besuchte am Freitag<br />

und am Samstag die Prüfungsvorbereitungskurse.<br />

Ohne die Unterstützung meiner<br />

Eltern wäre das nicht möglich gewesen.<br />

Nachdem ich den<br />

«Ich wollte beides, Fachausweis Organisatorin<br />

erlangt hatte,<br />

eine Familie und einen<br />

fand ich eine spannende<br />

Stelle bei der<br />

anspruchsvollen Job.»<br />

ZKB. Seit Juni dieses<br />

Jahres arbeite ich dort als stellvertretende<br />

Teamleiterin im Bereich Mieterkautionen.<br />

Und das Glück, das mich im Job begleitet,<br />

habe ich auch in der Liebe gefunden.<br />

Seit einigen Monaten bin ich mit<br />

meinem neuen Partner zusammen, der<br />

ebenfalls einen Teil der Kinderbetreuung<br />

übernimmt. <strong>Die</strong> letzten Jahre waren für<br />

mich eine anstrengende Zeit mit vielen<br />

psychischen und körperlichen Belastungen.<br />

Aber der Effort hat sich gelohnt. Es ist<br />

für mich eine grosse Bereicherung, Familie<br />

und Job unter einen Hut zu bringen.»<br />

mur<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


21<br />

Teamgeist bei Victorinox: <strong>Pause</strong>n gelten als wirksames Instrument zur Teamentwicklung.<br />

sogar Unternehmen, die lassen ihre Angestellten<br />

zweimal 15 Minuten pro Tag in<br />

die <strong>Pause</strong>. So sind auch die Regelungen in<br />

den öffentlichen Verwaltungen.<br />

Selbstständig organisieren<br />

Context hat in verschiedenen Betrieben<br />

aus unterschiedlichen Branchen eine<br />

kleine Umfrage gemacht, wie sie es mit<br />

den Kaffeepausen halten. Bei der Baumer<br />

Electric AG sind Arbeitspausen eine «gute<br />

Tradition» wie Alfred Dumelin, Leiter<br />

Personal und Ausbildung, sagt. Dort treffen<br />

sich die Teams wenn immer möglich<br />

zu einer Znüni-<strong>Pause</strong> um 9 Uhr.<br />

Im Technologiekonzern Bühler werden<br />

die <strong>Pause</strong>n in den verschiedenen<br />

Funktionsbereichen individuell geregelt.<br />

Wichtig sei, so Mediensprecherin Corina<br />

Atzli, dass der Betrieb reibungslos laufe<br />

und etwa der Service für die Kundschaft<br />

jederzeit gewährleistet sei. Angestellte im<br />

Verkauf oder Kundenservice von Siemens<br />

richten ihre <strong>Pause</strong>n nach der Kundschaft.<br />

In den <strong>Die</strong>nstleistungsteams organisieren<br />

die Mitarbeitenden ihre Arbeitsunterbrüche<br />

selbstständig. In der Produktion<br />

muss die Kontinuität und Überwachung<br />

der Anlagen sichergestellt sein.<br />

<strong>Die</strong> Devise bei Siemens lautet jedoch:<br />

lieber öfter eine kurze <strong>Pause</strong> als wenige<br />

lange <strong>Pause</strong>n. Kommunikationsmann<br />

Eray Müller sagt: «Wer ab und zu eine<br />

<strong>Pause</strong> macht, wahrt einen klaren Kopf.»<br />

Und noch besser als eine Kaffeepause<br />

seien ein paar Schritte an der frischen<br />

Luft. Wobei hier anzumerken ist, dass<br />

<strong>Pause</strong>n nicht dazu berechtigen, das Betriebsareal<br />

zu verlassen.<br />

Im Vertrag festgehalten<br />

Beim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> ist Kaffee und frische<br />

Luft gleichzeitig möglich, auf der grossen<br />

Dachterrasse. Der Verband gewährt seinen<br />

Mitarbeitenden offiziell eine Viertelstunde<br />

bezahlte <strong>Pause</strong>. <strong>Die</strong>s ist in den allgemeinen<br />

Anstellungsbedingungen wie<br />

folgt geregelt: «Am Morgen ist eine Kaffeepause<br />

von 15 Minuten innerhalb des Hauses<br />

gestattet. Beginn und Ende sind nicht<br />

UNVergeSSLIche PaUSen<br />

Das kostenlose Online-Tool Workrave<br />

sorgt dafür, dass <strong>Pause</strong>n nicht vergessen<br />

gehen. Entstanden ist es als<br />

Präventionsprojekt: Personen, die<br />

am PC arbeiten, können das RSI-Syndrom,<br />

auch Mausarm genannt, entwickeln.<br />

Das sind Beschwerden im Nacken-<br />

und Schulterbereich und/oder<br />

in Armen und Händen. Dagegen helfen<br />

Arbeitsunterbrüche.<br />

Bei Workrave können <strong>Pause</strong>n verschiedenster<br />

Länge programmiert<br />

werden. Steht eine an, erscheint ein<br />

<strong>Pause</strong>nbildchen auf dem Bildschirm<br />

und eine Uhr beginnt zu ticken. Ignorieren<br />

die Benutzer den Hinweis, erscheint<br />

er immer häufiger. Das <strong>Pause</strong>nfenster<br />

kann auch so konfiguriert<br />

werden, dass es den Bildschirm blockiert.<br />

Das Programm merkt zudem,<br />

ob der Benutzer länger abwesend ist,<br />

eventuell an einer Sitzung ist, und unterlässt<br />

dann den Hinweis.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


22<br />

RauchpaUSen sorgen<br />

für dicke LUFt<br />

Dossier <strong>Pause</strong><br />

Rauchpausen bergen immer wieder<br />

Konfliktpotenzial, vor allem wenn sie<br />

sich häufen – und weil sich Nichtraucher<br />

benachteiligt fühlen können.<br />

Grundsätzlich haben Menschen das<br />

Recht zu rauchen. <strong>Die</strong>s können ihnen<br />

die Arbeitgeber nicht streitig machen.<br />

Gemäss Artikel 8 der Bundesverfassung<br />

darf niemand aufgrund seiner<br />

Lebensform diskriminiert werden. Artikel<br />

10 hält zudem die persönliche<br />

Freiheit des Individuums fest. <strong>Die</strong>s<br />

gilt auch in Bezug auf Nikotinkonsum.<br />

Raucher argumentieren, sie brauchten<br />

ihre Dosis Nikotin, damit ihre<br />

Konzentration und damit die Leistung<br />

nicht nachlassen. Extra-<strong>Pause</strong>n muss<br />

der Arbeitgeber aber nicht dulden. Er<br />

kann verlangen, dass die Raucher nur<br />

in den offiziellen <strong>Pause</strong>n ihrer Sucht<br />

nachgehen, oder er kann darauf bestehen,<br />

dass die Rauchzeit nachgeholt<br />

wird. Sonderregelungen sind gesetzlich<br />

möglich.<br />

festzuhalten.» Kaffee, Tee und andere Getränke<br />

dürfen aber auch ungeniert zwischendurch<br />

geholt werden.<br />

Bei der Graubündner Kantonalbank<br />

sieht es ganz ähnlich aus mit der <strong>Pause</strong>nregelung.<br />

Dort haben die Mitarbeitenden<br />

via Personalkommission sogar ein Mitspracherecht.<br />

Auf einen permanenten Dialog<br />

legt man dort grossen Wert, laut Tho-<br />

mas Müller, Leiter Medien. Bei Manor<br />

pflege man eine Kultur des offenen Dialogs,<br />

betont Mediensprecherin Elle Steinbrecher.<br />

Mit dem Ziel, «möglichst alle<br />

Wünsche von Mitarbeitenden und Vorgesetzten<br />

in Einklang zu bringen. <strong>Die</strong>s beinhaltet<br />

auch Wünsche bezüglich Kaffeepausen.»<br />

Anders gelöst<br />

Es zeigt sich jedoch, unter anderem bei<br />

Bühler oder Schindler, dass in Mitarbeiterkommissionen<br />

andere Themen wichtiger<br />

sind und kaum Diskussionsbedarf<br />

besteht, so Michael M. Schmidt, stellvertretender<br />

Kommunikationschef bei<br />

Schindler. Und dies, obwohl bei Schindler<br />

zwar morgens und in weiten Teilen<br />

auch nachmittags eine <strong>Pause</strong> gemacht<br />

werden darf, dies jedoch unbezahlt.<br />

Firmen, die keine <strong>Pause</strong>n gewähren,<br />

wie etwa das Beratungsunternehmen<br />

Grant Thornton AG, erlauben ihren Mitarbeitenden<br />

jedoch, sich jederzeit mit Kaffee,<br />

Tee oder Mineralwasser einzudecken. <strong>Die</strong><br />

Kosten dafür übernimmt der Arbeitgeber.<br />

Gesund und motivierend<br />

«Wer perfekt arbeiten will, muss sich auch<br />

perfekt erholen.» Nur so blieben die Arbeitnehmenden<br />

fit. <strong>Die</strong>s sagt Gesundheitspsychologin<br />

Anne Katrin Maytssek.<br />

In ihrem Buch «Mensch, mach’ mal<br />

<strong>Pause</strong>» erklärt sie, dass <strong>Pause</strong>n «die Arbeitsfähigkeit<br />

und -qualität erhalten.»<br />

Damit steht sie nicht alleine. Mediziner<br />

und Arbeitspsychologen sind sich einig:<br />

<strong>Pause</strong>n sorgen für Erholung, beugen<br />

Burnouts vor und erhöhen die Produktivität<br />

der Angestellten. Studien zeigen,<br />

wer kurze <strong>Pause</strong>n einlegt, dem fällt die<br />

Arbeit leichter und sie sind besser dran<br />

als jene, die durcharbeiten, früher Feierabend<br />

machen, aber dann völlig ausgelaugt<br />

sind.<br />

Für die Experten wären <strong>Pause</strong>n alle<br />

zwei Stunden optimal. Dazwischen könnten<br />

sich die Angestellten selber noch eine<br />

Unterbrechung verordnen. Manchmal genügen<br />

nämlich schon <strong>Pause</strong>n von einer<br />

Minute. Denn der Erholungseffekt ist offenbar<br />

in den ersten Minuten am grössten.<br />

Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen,<br />

dass nach zu langen <strong>Pause</strong>n der Einstieg<br />

in die Arbeit schwerer fällt. Festgestellt<br />

wurde zudem die motivierende Wirkung<br />

von Mini-Unterbrechungen: <strong>Die</strong> Mitarbeitenden<br />

freuen sich unbewusst darauf<br />

und arbeiten deswegen effektiver.<br />

Gewusst wie<br />

Maytssek lobt einerseits, dass die Menschen<br />

bis zu sechsmal täglich <strong>Pause</strong>n machen,<br />

nebst der Mittagspause. Andererseits<br />

bemängelt sie das Wie. Eben mal die<br />

Mails checken, sei keine <strong>Pause</strong>. Ebenso<br />

wenig Surfen, Multitasking oder über die<br />

Arbeit reden. Für die Zeit der <strong>Pause</strong> müsse<br />

die Arbeit komplett aus dem Kopf verschwinden.<br />

Es brauche Abstand und Ge-<br />

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context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


23<br />

nuss. Sie rät: «Körperhaltung, Ort, Kopfinhalte<br />

und Tätigkeit ändern.»<br />

«<strong>Pause</strong>n sind wichtig für das Zwischenmenschliche<br />

im Betrieb», sagt<br />

Maytssek ausserdem. In <strong>Pause</strong>n wird<br />

kommuniziert. Experten bezeichnen sie<br />

deshalb heute als wirksames und kostengünstiges<br />

Instrument zur Teamentwicklung.<br />

Wobei dies nur wirkt, wenn alle mitmachen,<br />

und zwar regelmässig respektive<br />

angeordnet. Dadurch wird der Informationsfluss<br />

verbessert, kleinere Entscheidungen<br />

können ohne viel Bürokratie getroffen<br />

werden und man lernt sich besser<br />

kennen, was eine Grundlage für ein erfolgreiches<br />

Team ist.<br />

Ideale Räume<br />

<strong>Die</strong> Qualität einer <strong>Pause</strong> hängt auch von<br />

den Örtlichkeiten ab. Wenn es keinen ansprechenden<br />

Treffpunkt gibt, sind Kommunikation<br />

und Erholung nicht unbedingt<br />

gewährleistet. Wie schon für <strong>Pause</strong>n<br />

gibt es für <strong>Pause</strong>nräume allerdings keine<br />

gesetzlichen Bestimmungen. Im Prinzip<br />

gilt, was auch für Arbeitsräume zu beachten<br />

ist: Sie müssen ansprechend ausgestattet<br />

sein in Bezug auf Bau, Beleuchtung,<br />

Klima, Akustik, Gesundheit und Lärm.<br />

Sie sollten Sicht aufs Freie bieten.<br />

Nicht überall kann dies umgesetzt<br />

werden. Unsere Bildstrecke gibt einen<br />

Eindruck von unterschiedlichsten <strong>Pause</strong>nräumen<br />

verschiedener Branchen.<br />

Auszeit nehmen<br />

Während Kaffee- und Mittagspausen in<br />

Bezug auf Räumlichkeiten und vor allem<br />

Zeit begrenzt sind, gibt es eine Art <strong>Pause</strong>,<br />

eine Auszeit, die zwischen zwei und<br />

zwölf Monate dauern kann: <strong>Die</strong> Rede ist<br />

vom Sabbatical. Der Ausdruck stammt<br />

vom hebräischen Wort Schabbat ab. <strong>Die</strong>ses<br />

bezieht sich auf die biblische Überlieferung,<br />

dass selbst Gott am siebten Tag<br />

seines Schöpfungsprojekts geruht hat respektive<br />

sich eine Auszeit davon genommen<br />

hat.<br />

Mitarbeitende machen ein Sabbatical,<br />

um sich persönlich um- oder neu zu orientieren.<br />

Manch einer stellt für diese Zeit<br />

die Familie oder ein Projekt in den Vordergrund.<br />

Andere wollen sich schlicht erholen.<br />

«<strong>Die</strong> Kunst des Ausruhens ist ein Teil<br />

der Kunst des Arbeitens.» – John Steinbeck<br />

Genaue Planung<br />

Auf eine solche <strong>Pause</strong> besteht kein Rechtsanspruch.<br />

<strong>Die</strong> Chancen darauf steigen<br />

aber, je länger jemand in einem Betrieb<br />

arbeitet. Und wenn gute Gründe angeführt<br />

werden. Es gilt hervorzuheben, dass<br />

man sich im Anschluss besser, ungeteilter<br />

und motivierter aufs Erwerbsleben<br />

konzentrieren kann und wird. Zudem erwirbt<br />

man sich je nach Sabbatical Sprachkenntnisse,<br />

interkulturelle Kompetenzen,<br />

Fach- und Sozialkompetenzen.<br />

Eine Auszeit bedingt jedoch von beiden<br />

Seiten eine genaue Planung. Eine<br />

Firma braucht sechs bis achtzehn Monate<br />

Vorlaufzeit, um die Absenz respektive Vertretung<br />

zu organisieren. Vorgängig geklärt<br />

werden muss überdies die Finanzierung.<br />

Es gibt Betriebe, wo Überstunden verwaltet<br />

werden und im Rahmen von Sabbaticals<br />

bezogen werden können. Im Normalfall<br />

ist eine Auszeit jedoch unbezahlt. AHV,<br />

IV und Pensionskassen müssen aber einbezahlt<br />

werden. Abzuklären gilt auch, wie<br />

Lea Bärlocher (25) hat bereits zwei<br />

drei monatige Sabbaticals genossen.<br />

<strong>Die</strong> Angestellte einer Grossbank kann<br />

solche Auszeiten nur empfehlen.<br />

«2005 habe ich die kaufmännische Lehre<br />

mit Berufsmatura bei einer mittelgrossen<br />

Bank abgeschlossen. Heute bin ich in einer<br />

Grossbank tätig und absolviere berufsbegleitend<br />

ein Bachelor-Studium Betriebsökonomie<br />

an der Zürcher Hochschule<br />

für Angewandte Wissenschaften.<br />

Dazwischen liegen zwei Sabbaticals, je<br />

drei Monate Auszeit, zu denen ich mich<br />

aus unterschiedlichen Gründen entschlossen<br />

habe.<br />

2007 nahm ich unbezahlten Urlaub,<br />

um während eines Sprachaufenthalts in<br />

Kanada meine Englischkenntnisse zu<br />

verbessern. Ein Jahr später fasste ich mit<br />

dem Fachhochschul-Studium eine grössere<br />

Weiterbildung ins Auge. Es war absehbar,<br />

dass vier strenge Jahre auf mich<br />

zukommen würden. Bevor es losging,<br />

wollte ich mir ein paar Wochen ohne jede<br />

Verpflichtung gönnen. <strong>Die</strong> Idee war, dass<br />

ich während dieser<br />

Zeit gleichzeitig abschalten<br />

und neu<br />

auftanken konnte.<br />

Während einigen<br />

Monaten legte ich<br />

Geld auf die Seite.<br />

Ich wohnte noch bei<br />

meinen Eltern und<br />

konnte deshalb sparsam<br />

leben. Da ich nicht allein herumreisen<br />

wollte, besuchte ich eine Freundin in<br />

Australien und gemeinsam reisten wir<br />

dann der Küste entlang. Anschliessend<br />

verbrachte ich noch gemeinsam mit meiner<br />

Mutter einen Monat in Thailand. Insgesamt<br />

habe ich es sehr genossen, einmal<br />

ein ganz anderes Leben zu führen. Nur<br />

manchmal fragte ich mich, ob ich zurück<br />

«<strong>Die</strong> Idee war, dass<br />

ich während dieser Zeit<br />

gleichzeitig abschalten<br />

und neu auftanken<br />

konnte.»<br />

in der <strong>Schweiz</strong> wieder eine Stelle finden<br />

würde, denn inzwischen machten sich<br />

die Auswirkungen der Finanzkrise bemer<strong>kb</strong>ar.<br />

Nach meiner Rückkehr schrieb ich ein<br />

paar Bewerbungen, doch sehr schnell<br />

hörte ich von einer Vakanz bei meinem<br />

früheren Arbeitgeber. Ich bewarb mich<br />

und bekam eine Zusage.<br />

Nur wenige Monate<br />

danach – wieder<br />

über private Kontakte<br />

– wurde ich auf eine<br />

Stelle bei einer Grossbank<br />

aufmerksam,<br />

die vom Tätigkeitsgebiet<br />

her wie auf mich<br />

zugeschnitten war.<br />

Wiederum bewarb ich mich erfolgreich.<br />

So begann ich im Sommer 2009 fast<br />

gleichzeitig mit dem Studium beim neuen<br />

Arbeitgeber. Ob nach meiner Rückkehr<br />

alles so gut lief, weil ich von meiner Auszeit<br />

her über viel neue Energie verfügte,<br />

kann ich nicht sagen. Schon möglich. Jedenfalls<br />

kann ich eine solche Auszeit jedem<br />

nur empfehlen.» tj<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


24<br />

Dossier <strong>Pause</strong><br />

Ein Druckmittel<br />

Ich drücke <strong>Pause</strong> – nichts passiert. Vielleicht<br />

ist die Taste eingerostet. Ich kann<br />

mich nämlich nicht erinnern, in den bald<br />

20 Jahren als Benutzerin je die <strong>Pause</strong>-<br />

Taste bewusst gedrückt zu haben.<br />

Ich bin aber nicht nur eine lausige Anwenderin,<br />

sondern auch eine schlechte<br />

Arbeitgeberin. Seit Jahren muss mein<br />

Computer meist mehr als 42 Stunden pro<br />

Woche arbeiten. Oft ist er sogar an sieben<br />

Tagen im Einsatz. Nie habe ich ihm<br />

also in dieser Zeit eine <strong>Pause</strong> gegönnt.<br />

Als sarkastische Natur werfe ich ein, ein<br />

Computer verdiene keine <strong>Pause</strong>, er sei ja<br />

nur eine Maschine. Oder ich argumentiere,<br />

dass diese Taste offenbar überflüssig<br />

ist, sonst hätte ich sie längst einmal<br />

gebraucht.<br />

<strong>Die</strong> Wikipedia-Gemeinde gibt mir recht,<br />

sie sei ein Relikt, dem heute in den meisten<br />

PC-Anwendungen keine oder nur geringe<br />

Bedeutung zukomme. Unser IT-<br />

Mann sagt, selbst fürs Programmieren<br />

oder Spielen sei die Taste nicht mehr nötig.<br />

Er brauche sie nur (zusammen mit der<br />

Windowstaste), um auf schnellem Weg<br />

die Systemeigenschaften anzusehen.<br />

Das will ich sehen. Tatsächlich, ein Fenster<br />

poppt auf, das mit User überschrieben<br />

ist. Mir bringt das nichts. Ich klick’ es<br />

weg.<br />

Nach einer Weile stelle ich fest, dass<br />

mein PC nicht mehr so langsam läuft wie<br />

vorher. Vielleicht ist die <strong>Pause</strong>-Taste<br />

doch zu etwas gut? Macht der PC etwa Mikro-<strong>Pause</strong>n,<br />

während die Taste gedrückt<br />

wird? Nur zu, wenn er nachher produktiver<br />

arbeitet! Das ist fast menschlich. Halt,<br />

das kann und darf nicht sein. Sonst tritt<br />

er bald in den Streik wegen der schlechten<br />

Arbeitsbedingungen. Ich beschliesse,<br />

nie mehr <strong>Pause</strong> zu drücken. ajm<br />

es mit Kranken- und Unfallversicherungen<br />

durch den Arbeitgeber steht.<br />

Spezielle Stillpause<br />

Ein ganz anderer Fall ist die Babypause.<br />

Offiziell beginnt der Mutterschaftsurlaub<br />

mit der Geburt des Kindes. Als letztes europäisches<br />

Land hat die <strong>Schweiz</strong> 2005<br />

eine Mutterschaftsversicherung eingeführt.<br />

Während 14 Wochen (98 Tagen)<br />

wird 80 Prozent des Lohns ausbezahlt.<br />

Wenn eine Branche einen Gesamtarbeitsvertrag<br />

(GAV) hat, der einen besseren<br />

Mutterschaftsurlaub vorschreibt, gilt die<br />

Regelung des GAV.<br />

Beim Wiedereinstieg gibt es spezielle<br />

Regelungen zur «Stillpause» zu beachten:<br />

Wenn eine Mutter ihr Kind im Betrieb<br />

stillt, gilt im ersten Lebensjahr das Stillen<br />

als Arbeitszeit. Wenn das Kind ausserhalb<br />

des Betriebs gestillt wird, wird nur die<br />

Hälfte der Zeit als Arbeitszeit angerechnet.<br />

Andrea Mašek ist Context-Redaktorin.<br />

andrea.masek@kvschweiz.ch<br />

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Zweimal Vormittag<br />

<strong>Die</strong> Vorteile von Powernapping sind einleuchtend. Trotzdem gibt es nur wenige<br />

Firmen, die ihren Mitarbeitenden ein kurzes Nickerchen über Mittag zugestehen.<br />

25<br />

Früher sagte man Mittagsschlaf. Das war<br />

zu einer Zeit, als die Erwerbstätigen fixe<br />

Arbeitszeiten hatten, über Mittag nach<br />

Hause gingen und sich nach dem Essen<br />

für eine halbe Stunde aufs Ohr legten.<br />

Dann änderten sich die Arbeitszeiten und<br />

damit auch die Gewohnheiten. Mit dem<br />

Nine-to-Five-Job wurde die Mittagspause<br />

kürzer, die Berufstätigen verliessen den<br />

Arbeitsplatz nur noch kurz oder gar nicht<br />

mehr, und damit blieb auch das Nickerchen<br />

nach dem Essen auf der Strecke.<br />

Seit einigen Jahren ist von Powernapping<br />

die Rede und damit von der Rückkehr<br />

des Mittagsschlafs. «Powernapping über<br />

Mittag», lautet denn auch ein Kurs, der im<br />

nächsten Frühjahr vom <strong>KV</strong> Zürich angeboten<br />

wird. Durchführen wird ihn Lars<br />

Sonderegger, Unternehmensleiter von<br />

IKAMED, einem Ausbildungsinstitut für<br />

Kinesiologie und Komplementärmedizin.<br />

«Wer über Mittag eine Viertelstunde<br />

schläft, verfügt am Nachmittag nochmals<br />

über ebenso viel Energie wie am Vormittag»,<br />

meint er. Es sei ein weit verbreiteter<br />

Irrglaube, dass man am Nachmittag wegen<br />

des Essens müde sei, vielmehr entspreche<br />

der Spannungsabfall einem natürlichen<br />

Rhythmus. Gestärkt mit einem Kurzschlaf<br />

verfüge man nicht nur über mehr Konzentrations-<br />

und Leistungsfähigkeit, sondern<br />

könne auch besser mit Stress umgehen<br />

und habe eine bessere Laune.<br />

<strong>Die</strong> Argumente sind schlagend und<br />

dementsprechend müsste sich Powernapping<br />

längst in den Unternehmen als feste<br />

Grösse etabliert haben. So ist es aber<br />

nicht. Zwar gibt es in manchen Firmen<br />

Ruheräume mit ein paar Liegen, die von<br />

den Angestellten aber kaum je aufgesucht<br />

werden. Sie befürchten, dass es ihnen als<br />

Schwäche ausgelegt würde, wenn sie sich<br />

dorthin zurückziehen.<br />

Auch Sonderegger beobachtet, dass es<br />

ein weit verbreitetes Vorurteil gebe, wonach<br />

Schlafen während des Tages mit<br />

Faulheit oder Schwäche gleichgesetzt<br />

wird. «Immer mehr Firmen aber entdecken<br />

die Vorzüge des Powernapping.» Sie<br />

erklären den Kurzschlaf als Teil der Unternehmenskultur<br />

und stellen den Mitarbeitenden<br />

entsprechende Räumlichkeiten<br />

zur Verfügung. «Sie tun damit etwas<br />

für die Gesundheit und das Wohl ihrer<br />

Angestellten, und sie profitieren gleichzeitig<br />

selber davon.»<br />

Laut Sonderegger ist Powernapping<br />

Übungssache. Man solle keinen Stress daraus<br />

machen, sich einfach hinlegen und<br />

ruhig atmen. Wenn man nicht einschlafen<br />

könne, sei auch mit ein paar Minuten<br />

vor sich hindösen schon viel gewonnen.<br />

Falls Gedanken rund um den Berufsstress<br />

auftauchten, solle man diese akzeptieren<br />

und vorüberziehen lassen. Ob man vorher<br />

oder nachher etwas esse, müsse jeder und<br />

jede individuell herausfinden. tj<br />

www.kvz.ch: «Powernapping über Mittag».<br />

6. und 13. März 2012<br />

Ausgekocht in Peking: Wer eine Viertelstunde schläft, ist leistungsfähiger.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


26<br />

Schadlos kommunizieren<br />

Beruf und Bildung<br />

<strong>Die</strong> Informationsflut überfordert uns. Das Museum für Kommunikation zeigt in<br />

einer Ausstellung auf, wie man die Datenflut bewältigt und besser kommuniziert.<br />

Von Rolf Murbach<br />

Wir sind der Datenflut ausgeliefert.<br />

Das ist schon länger ein Thema.<br />

Wir sind immer häufiger online, besuchen<br />

unablässig Facebook, twittern, bloggen<br />

und halten uns auf Newsplattformen<br />

auf. Im Büro lassen wir uns von Mails terrorisieren.<br />

Im Bus, Zug und auf der Stras se<br />

sind es die Smartphones, die unsere Aufmerksamkeit<br />

beanspruchen.<br />

Wir haben längst erfahren, dass dieses<br />

Informationsverhalten nicht unbedingt<br />

gesund ist. Wir sind zerstreut, können<br />

uns nur schlecht konzentrieren und<br />

sind, obwohl so gut informiert wie noch<br />

nie, nicht wirklich zufrieden. Und wir lesen<br />

von Internet-Süchtigen und denken,<br />

dass wir nicht dazugehören.<br />

«Warnung: Kommunizieren gefährdet»<br />

heisst die neue Ausstellung des Museums<br />

Wer online Dokumente verschickt<br />

und sichergehen möchte, dass die<br />

Empfängerinnen und Empfänger diese<br />

originalgetreu lesen können, der erstellt<br />

ein <strong>PDF</strong>. Das Portable Document<br />

Format ist ein Dateiformat für Dokumente,<br />

das unabhängig vom ursprünglichen<br />

Anwendungsprogramm, vom<br />

Betriebssystem oder von der Hardwareplattform<br />

ist. Damit entfallen<br />

typische Konvertierungsprobleme wie<br />

etwa ein veränderter Seitenumbruch<br />

oder falsche Schriftarten. Entwickelt<br />

wurde das <strong>PDF</strong> vom Unternehmen<br />

Adobe Systems, das 1993 damit auf<br />

den Markt ging. Anfänglich waren<br />

Adobe Acrobat und Adobe Reader –<br />

die Programme zur Erstellung und<br />

zum Lesen der <strong>PDF</strong> – kostenpflichtig.<br />

Immer online: verbunden mit der Welt draussen.<br />

für Kommunikation in Bern. <strong>Die</strong> Schau<br />

beschäftigt sich mit der alltäglichen Kommunikationsflut<br />

und will aufzeigen, wie<br />

der Überfluss an Kommunikation ohne<br />

Stress und ohne Überforderung zu bewältigen<br />

ist. Kommunikation ist ja grundsätzlich<br />

etwas Positives; sie ist lebenswichtig.<br />

Es ist wie beim Essen: Wenn wir uns übermässig<br />

und einseitig ernähren, fühlen wir<br />

uns schlecht. «Ausgewogene Kommunikation<br />

fördert das Wohlbefinden und<br />

macht Spass», liest man auf der Website<br />

des Museums für Kommunikation.<br />

In der Klinik<br />

Wie findet man sich im Informationsüberfluss<br />

zurecht? Das Museum für Kommunikation<br />

bietet dafür als Therapie einen<br />

Klinikaufenthalt an. Einen Teil der<br />

Ausstellungsräumlichkeiten hat es zu diesem<br />

Zweck in eine Klinik für Kommunikation<br />

verwandelt – mit eigener Direktorin.<br />

Über ein Foyer betreten die Besucherinnen<br />

und Besucher die Klinik, wo sie<br />

von der Direktorin Sana van Belkom begrüsst<br />

werden. Eine Bibliotheksinstallation<br />

mit rund 12 000 Büchern veranschaulicht<br />

die tägliche Kommunikationsflut:<br />

<strong>Die</strong> Menge an Information und Kommunikation,<br />

die weltweit täglich verbreitet<br />

wird, beträgt 7 355 Milliarden Gigabytes,<br />

das entspricht umgerechnet etwa 72 500<br />

Milliarden Büchern.<br />

Der erste Schritt zu einer Verbesserung<br />

des Kommunikationsverhaltens führt laut<br />

Ausstellungsmachern über eine sorgfältige<br />

Anamnese. <strong>Die</strong> Besucherinnen und<br />

Besucher sind daher aufgefordert, in<br />

einem Check-up ihr Kommunikationsverhalten<br />

und ihren Medieneinsatz zu<br />

reflektieren und zu dokumentieren. Das<br />

computergestützte Programm basiert auf<br />

einem wissenschaftlich fundierten Katalog<br />

von 20 Fragen und wurde zusammen<br />

mit dem soziologischen Institut der Universität<br />

Bern für die Ausstellung entwickelt.<br />

Resultat des Check-ups ist der sogenannte<br />

persönliche Kommunikations-<br />

Index PKI, der Nutzen, Spass und Leiden<br />

jedes Klini<strong>kb</strong>esuchers ausweist. Steht der<br />

PKI auf grün, gelb, orange oder gar rot?<br />

<strong>Die</strong> Kommunikationstrainer an der Empfangstheke<br />

wissen es und halten passende<br />

Wellness-Packages bereit, die sich hinter<br />

farbig leuchtenden Türen verbergen.<br />

Wellness und Beratung<br />

Nach dem Aufenthalt in den Wellness-<br />

Oasen dürfen sich die Besucher beraten<br />

lassen, wie sie künftig massvoll und lustvoll<br />

kommunizieren können. Dazu gehören<br />

mehrere interaktive Stationen, wo sie<br />

erfahren, wie Kommunikation ohne<br />

Stress möglich ist. Fachleute und Betroffene<br />

äussern sich zudem zu Online-Sucht<br />

und Burnout und zeigen auf, wie das persönliche<br />

Verhalten optimiert werden<br />

kann.<br />

Museum für Kommunikation in Bern: Kommunizieren<br />

gefährdet. Bis 15. Juli 2012<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Zukunft<br />

Umsteigen, nicht aussteigen<br />

«The Age of Less» von David Bosshart bietet<br />

eine spannende Lektüre.<br />

Wir haben Anlass zur Sorge. Finanzund<br />

Eurokrise, überschuldete Länder,<br />

Hungersnöte, Umweltkatastrophen, Bevölkerungsexplosion<br />

und Wirtschaftssysteme,<br />

die unsteuerbar geworden sind:<br />

Das ist die Welt, wie sie sich präsentiert.<br />

Wie hilflose Feuerwehrsleute versuchen<br />

wir den einen oder anderen Brand einzudämmen,<br />

meist mit wenig Erfolg. Und der<br />

Zwang, überall und immer mehr Wachstum<br />

zu generieren, bleibt unangetastet.<br />

Obwohl wir wissen, dass gerade diese<br />

Wachstumsmanie vielen Katastrophen<br />

zugrunde liegt.<br />

«So kann es nicht weitergehen»,<br />

schreibt David Bosshart in seinem neuen<br />

Buch «The Age of Less». Der Leiter des renommierten<br />

Gottlieb-Duttweiler-Institutes<br />

zeigt auf, wie das Zeitalter des Zahlwachstums<br />

zu Ende geht. Er demonstriert<br />

anhand vieler Beispiele, dass die Logik<br />

des Immer-Mehr abgewirtschaftet hat.<br />

Und er plädiert für eine substanzielle Veränderung<br />

der wirtschaftlichen Verhältnisse.<br />

Nur so könnten wir unseren Wohlstand<br />

einigermassen erhalten. Bosshart<br />

fordert: umsteigen statt aussteigen, und<br />

zwar in das Age of Less, ein Zeitalter des<br />

Immer-Weniger, das uns aber gleichzeitig<br />

Aktionsräume für ein neues, robusteres<br />

Wachstum biete.<br />

David Bosshart skizziert entscheidende<br />

Zukunftstrends aus Wirtschaft,<br />

Gesellschaft, Konsum und Arbeit, die<br />

neuen Lebensstile, die uns prägen werden,<br />

und die Revolution von Social Media<br />

und Internet, die unsere Welt radikal verändert.<br />

Bosshart gibt einen umfassenden<br />

Überblick über die Systeme unserer<br />

Welt, wie sie aufeinander einwirken, wie<br />

Stress und Angst viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche<br />

durchdringen und wie<br />

alles immer schneller, grösser, höher sein<br />

muss. mur<br />

David Bosshart: The Age<br />

of Less. <strong>Die</strong> neue Wohlstandsformel<br />

der westlichen<br />

Welt. Murmann<br />

Verlag 20<strong>11</strong>. CHF 28.50<br />

Prävention<br />

Sicherheit am Arbeitsplatz<br />

Das Risiko eines Unfalls in einem Bürobetrieb<br />

wird stark unterschätzt. Tatsache ist,<br />

dass 55 Prozent aller Berufsunfälle in Unternehmen<br />

im <strong>Die</strong>nstleistungssektor erfolgen.<br />

Mit wenig Aufwand könnte man die<br />

Arbeitsplatzsicherheit deutlich erhöhen.<br />

Wenn Mitarbeitende nicht zur Arbeit<br />

erscheinen, sind oft Rückenschmerzen<br />

oder Stolperunfälle der Grund. Hinzu<br />

kommen im Büro auch Beschwerden, die<br />

spezifisch mit der sitzenden Tätigkeit,<br />

dem Bildschirmarbeitsplatz und der<br />

Arbeit in klimatisierten Räumen zu tun<br />

haben: Rückenschmerzen, Verspannungen,<br />

Sehnen- und Muskelleiden sowie<br />

Erkrankungen der Atemwege und Augenprobleme.<br />

<strong>Die</strong> unfall- und krankheitsbedingten<br />

Kosten sind für die Unternehmen<br />

enorm. Allein wegen Muskel-Skelett-<br />

Schmerzen gehen in der <strong>Schweiz</strong> jedes<br />

Jahr rund 1.6 Millionen Arbeitstage verloren.<br />

<strong>Die</strong> Kosten beziffern sich auf durchschnittlich<br />

600 Franken pro Tag.<br />

Mit wenig Aufwand könnten die Betriebe<br />

die Arbeitsplatzsicherheit markant<br />

erhöhen. Prävention bedeutet in den<br />

meisten Fällen nicht die Anschaffung von<br />

neuen und teuren Geräten. Wichtig wäre<br />

vielmehr die richtige Nutzung beispielsweise<br />

von ergonomischen Stühlen und<br />

Bildschirmen. So sind etwa viele Bürotische<br />

zu hoch eingestellt.<br />

<strong>Die</strong> Eidgenössische Koordinationskommission<br />

für Arbeitssicherheit EKAS<br />

unterstützt Betriebe in ihren Präventions-<br />

Anstrengungen. Auf der Webseite www.<br />

praevention-im-buero.ch stellt sie Informationsbroschüren<br />

und Online-Lernmodule<br />

zur Verfügung. Wer bis am 31. Dezember<br />

eines der Online-Module absolviert,<br />

profitiert nicht nur von Informationen,<br />

sondern kann attraktive Preise rund um<br />

das Thema Sicherheit und Gesundheit am<br />

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KOLUMNE<br />

Jobhüpfen<br />

Mit Stefanie Grob<br />

Ich war auch mal Pro-Juventute-Marken-<br />

Verkäuferin. Als 8-Jährige. Wie fast alle<br />

Kinder in der <strong>Schweiz</strong>. Auch jetzt klingeln<br />

sie wieder mit ihren Kartonbauchläden.<br />

Ich habe es nicht ungern gemacht.<br />

Abwechslung im Schulalltag.<br />

Ein Jahr später, in der 3. Klasse, gab es<br />

eine Projektwoche, Zigeunerwoche genannt,<br />

damals durfte man noch Zigeuner<br />

sagen. <strong>Die</strong> Schriftstellerin Mariella Mehr<br />

erzählte, wie sie aus ihrer Familie gerissen<br />

und in Kinderheime und psychiatrische<br />

Anstalten gesteckt wurde. Aktion<br />

«Kinder der Landstrasse». Geplant und<br />

durchgeführt von Pro Juventute.<br />

Kurz darauf sollten wir wieder deren<br />

Marken verkaufen. Ich weigerte mich.<br />

Und das Theater ging los. Strafaufgaben,<br />

Nachsitzen, Elterngespräche. Der Lehrer<br />

panisch, dass die ganze Klasse auf den<br />

Streikzug aufspringt. Ich verständnislos,<br />

warum ich diesen Job nicht aufgeben<br />

durfte. Ich wurde weder angestellt noch<br />

bezahlt, hatte also keinerlei Verpflichtungen<br />

und konnte ihn nicht mit meinem<br />

Gewissen vereinbaren. Lehrer Bärtschi<br />

redete von vergessen und verzeihen.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war es erst 13 Jahre<br />

her. Das «Hilfswerk» Pro Juventute traumatisierte<br />

bis 1972 systematisch Familien.<br />

Wieso sollte ich das vergessen, während<br />

wir alle uns, ebenfalls laut Bärtschi, immer<br />

an die Gräuel des 2. Weltkrieges erinnern<br />

müssen, um aus der Geschichte zu<br />

lernen?<br />

Meine erste Berührung mit der Arbeitswelt<br />

endete mit unentschuldigten Absenzen<br />

in meinem Drittklässler-Zeugnis,<br />

obwohl der Verkauf in der Freizeit hätte<br />

stattfinden müssen (Logik war wirklich<br />

nicht Bärtschis Stärke) und mit unüberbrüc<strong>kb</strong>aren<br />

Differenzen zu Lehrern und<br />

anderen Autoritätspersonen. Das hält bis<br />

heute an. Und noch immer kaufe ich<br />

meine Briefmarken nur auf der Post.<br />

Stefanie Grob ist Autorin und Spokenword-Performerin.<br />

27<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


28<br />

Im Zentrum die Praxis<br />

Beruf und Bildung<br />

Spezialisierung <strong>Die</strong> höhere Berufsbildung richtet sich an Leute, die praktische<br />

Fähigkeiten mit theoretischem Wissen verbinden wollen und eine Laufbahn mit<br />

einer verantwortungsvollen Fach- oder Führungsfunktion anstreben. Von Rolf Murbach<br />

<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung ebnet den Weg für spannende Laufbahnen.<br />

<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung ist ein Erfolgsmodell.<br />

Wer über einen Fachausweis,<br />

eine höhere Berufsprüfung oder<br />

einen Abschluss an einer höheren Fachschule<br />

verfügt, erhöht seine Chancen auf<br />

dem Arbeitsmarkt markant. Zudem verdient<br />

er mehr. <strong>Die</strong> so genannte Bildungsrendite<br />

ist bei der höheren Berufsbildung<br />

so gross wie kaum bei einer anderen Ausbildung.<br />

Das heisst: Das Geld und die Zeit,<br />

die man investiert, zahlen sich aus.<br />

<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung zeichnet<br />

sich durch einen starken Praxisbezug aus.<br />

<strong>Die</strong> Absolventinnen und Absolventen<br />

wälzen nicht einfach Theorien, sondern<br />

eignen sich ein Wissen an, das ihnen in<br />

ihrem beruflichen Alltag nützlich ist.<br />

«Man lernt das, was man in der Praxis<br />

wirklich braucht», sagt die diplomierte<br />

Kommunikationsleiterin und Werberin<br />

des Jahres 20<strong>11</strong> Nadine Borter. «Ich würde<br />

die höhere Berufsbildung jedem Mitarbeiter<br />

empfehlen, der eine Karriere anstrebt.»<br />

Das findet auch der diplomierte<br />

Tourismusfachmann HF Thomas Exposito:<br />

«Noch während der Ausbildung erhielt<br />

ich die Möglichkeit, die Leitung der<br />

Infostelle in Amden für Heidiland Tourismus<br />

und somit auch die Geschäftsführung<br />

der lokalen Tourismusorganisation<br />

zu übernehmen.»<br />

Gefragte Spezialisierungen<br />

28 200 Frauen und Männer erlangen pro<br />

Jahr einen Abschluss der höheren Berufsbildung.<br />

13 100 absolvieren die Berufsprüfungen<br />

(eidgenössischer Fachausweis).<br />

3200 bestehen die höheren Fachprüfungen<br />

(eidgenössisches Diplom). Und 7300<br />

besuchen die Bildungsgänge an höheren<br />

Fachschulen. Dabei ist die Anzahl der verschiedenen<br />

Abschlüsse immens. Es gibt<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


29<br />

240 unterschiedliche Berufsprüfungen,<br />

170 höhere Fachprüfungen und 72 Richtungen<br />

an den höheren Fachschulen –<br />

alles Spezialisierungen, die in der Arbeitswelt<br />

gefragt sind. <strong>Die</strong> konsequente<br />

Orientierung an den Bedürfnissen der Berufspraxis<br />

zeigt sich auch dadurch, dass<br />

die Prüfungsverordnungen und Rahmenlehrpläne<br />

von den Organisationen der<br />

Arbeitswelt, den Branchenverbänden, definiert<br />

werden. Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> zum<br />

Beispiel ist engagiert in den Bereichen<br />

Arbeitsagogik, Betriebswirtschaft, Detailhandel,<br />

Direktionsassistenz, Human<br />

Resources, Marketing/Verkauf, Organisatoren,<br />

Rechnungswesen und Controlling,<br />

Steuerexperte sowie Treuhänder. In einigen<br />

Bereichen führt der Verband zusammen<br />

mit anderen Organisationen der<br />

Arbeitswelt die Berufs- und höheren<br />

Fachprüfungen durch.<br />

Zu den am häufigsten gewählten Berufsprüfungen<br />

gehören (2010): Polizist<br />

(8<strong>11</strong> Abschlüsse), HR-Fachfrau (757), Ausbilder<br />

(729), Marketingfachfrau (604) und<br />

Fachmann Finanz- und Rechnungswesen<br />

(583). Bei den Höheren Fachprüfungen<br />

sind dies: Arbeitsagogin (367), Wirtschaftsprüfer<br />

(302), Informatikerin (169),<br />

Elektroinstallateur (169) und Expertin in<br />

Rechnungslegung und Controlling (154).<br />

An den höheren Fachschulen werden am<br />

meisten Diplome verliehen in Pflege<br />

(1676), Betriebswirtschaft (840), Sozialpädagogik<br />

(420) und Hotellerie-Gastronomie<br />

(4<strong>11</strong>).<br />

Massgeschneiderte Laufbahnen<br />

<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung erlaubt massgeschneiderte<br />

Laufbahnen. Schritt für<br />

Schritt können sich Berufsleute weiterbilden,<br />

sich spezialisieren und die Karriereleiter<br />

erklimmen. Ein Beispiel: Nach der<br />

kaufmännischen Grundbildung erlaubt<br />

das Zertifikat Personalassistentin den<br />

■ Als Koch und Diätkoch ist Roger Kissling<br />

weit herumgekommen, in der ganzen<br />

<strong>Schweiz</strong> und auch im Ausland. Er war<br />

Koch auf diversen Kreuzfahrtschiffen.<br />

Dann hatte er Lust auf einen markanten<br />

Jobwechsel; er heuerte als Küchenchef bei<br />

Nestlé an, in der Abteilung Forschung und<br />

Entwicklung von Aromen. Und er hatte<br />

Lust sich weiterzubilden. Roger Kissling<br />

besuchte wieder die Schule und erlangte<br />

den Fachausweis Technischer Kaufmann.<br />

«Ich wollte auch<br />

«Ich wollte auch weg von<br />

der Küche, den Einstieg<br />

in einen ganz anderen<br />

Bereich schaffen.»<br />

weg von der Küche,<br />

den Einstieg in einen<br />

ganz anderen Bereich<br />

schaffen», sagt Roger<br />

Kissling. Organisation<br />

und Projektmanagement<br />

faszinierten<br />

ihn, die ganzheitliche Herangehensweise<br />

an komplexe Aufgaben. <strong>Die</strong><br />

Weiterbildung zahlte sich aus. Roger Kissling<br />

konnte innerhalb der Firma ins technische<br />

Marketing der Aroma-Entwicklung<br />

wechseln.<br />

2006 war die nächste Weiterbildung<br />

angesagt. Er ergänzte den Technischen<br />

Kaufmann mit einem Semester Organisation.<br />

Im Anschluss besuchte der Aroma-<br />

Spezialist Kurse, die auf die höhere Fachprüfung<br />

zum eidgenössisch diplomierten<br />

Organisator vorbereiteten. Nun ging es<br />

darum, die Fächer seiner bisherigen Weiterbildungen<br />

zu vertiefen und zu vernetzen.<br />

Betriebswirtschaft, Recht, Datenschutz<br />

Projekt- und Prozessmanagement<br />

oder Facility Management gelangten in<br />

komplexen Fallbeispielen zur Anwendung.<br />

Wie führt man in einem Betrieb<br />

eine umfassende IT-Lösung ein oder wie<br />

optimiert man in einem Spital das Verteilersystem<br />

des Essens? Das waren die Fragen,<br />

mit denen sich die Studierenden auseinandersetzen<br />

mussten. «<strong>Die</strong> Weiterbildung<br />

war intensiv», erinnert sich Kissling.<br />

«Zwei- bis dreimal<br />

Schule pro Woche,<br />

Prüfungen vorbereiten<br />

und eine umfassende<br />

Diplomarbeit<br />

schreiben. Alles neben<br />

einem 100-Prozent-Job.»<br />

Geschätzt<br />

hat Roger Kissling auch den Praxisbezug<br />

der Ausbildung. In seiner Diplomarbeit<br />

zum Beispiel befasste er sich mit der Einführung<br />

von neuen Aroma-Kreationsregeln<br />

in Europa.<br />

Eine solche Weiterbildung fordert<br />

nicht nur zeitlich einiges, sondern auch finanziell.<br />

Für Kurse, Prüfungsgebühren<br />

und Spesen zahlte Roger Kissling für die<br />

zwei Semester rund 15 000 Franken. <strong>Die</strong><br />

Hälfte davon übernahm sein Arbeitgeber.<br />

Unterdessen ist Roger Kissling als<br />

Senjor Projektmanager verantwortlich<br />

für einen Teil der Aromenentwicklung bei<br />

Givaudan (Givaudan hat 2002 das Nestlé-<br />

Roger Kissling (44) – Senior Projektmanager<br />

bei Givaudan. Absolvent der<br />

höheren Fachprüfung Experte in<br />

Organisationsmanagement.<br />

Aromengeschäft übernommen). Und, das<br />

erstaunt wenig, wieder in einer Weiterbildung.<br />

<strong>Die</strong> höhere Fachprüfung Organisator<br />

wurde zum Experten in Organisationsmanagement<br />

aufgewertet. Roger<br />

Kissling besucht zurzeit Vorbereitungskurse<br />

und wird bald die Upgrade-Prüfungen<br />

absolvieren. «Da ich unterdessen Prüfungsexperte<br />

für den Fachausweis bin,<br />

schadet es nicht, wenn ich mein Wissen in<br />

Organisationsmanagement laufend erweitere.<br />

Auch im alltäglichen Job kann ich<br />

das Aufgefrischte wieder vermehrt sinnvoll<br />

ein- und umsetzen.»<br />

All die Weiterbildungen haben sich<br />

für Roger Kissling im Rüc<strong>kb</strong>lick gelohnt.<br />

«Ich bin Generalist, verstehe von vielen<br />

Bereichen etwas und könnte sicherlich<br />

Jobs in ganz unterschiedlichen Branchen<br />

finden.» mur<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


30<br />

Beruf und Bildung<br />

Einstieg ins HR. <strong>Die</strong> Berufsprüfung HR-<br />

Fachmann befähigt zusammen mit einiger<br />

Zeit Berufspraxis zur selbstständigen<br />

Übernahme anspruchsvoller Aufgaben<br />

im Personalwesen. Der Leiter Human Resources<br />

schliesslich ist mit der höheren<br />

Fachprüfung prädestiniert für die Übernahme<br />

der Leitung HR in mittleren und<br />

grossen Unternehmen. Zur Prüfung zugelassen<br />

wird er, wenn er vier Jahr im HR gearbeitet<br />

hat und über einen Abschluss einer<br />

höheren Fachschule, einer Hochschule<br />

oder des HR-Fachmanns verfügt.<br />

Wie anspruchsvoll die höhere Berufsbildung<br />

ist, zeigt auch die Tatsache, dass<br />

sich viele höhere Fachprüfungen ebenfalls<br />

an Hochschulabsolventen richten.<br />

<strong>Die</strong> Steuerexpertin Danielle Wenger,<br />

Partnerin in einer grossen Wirtschaftskanzlei,<br />

sagt: «Nach meinem Studium der<br />

Rechtswissenschaften habe ich mich mit<br />

dem Steuerexpertendiplom auf hohem<br />

Niveau spezialisiert.»<br />

Teure Weiterbildung<br />

Bei all dem Positiven, was die höhere<br />

Berufsbildung auszeichnet, bleibt ein<br />

Wermutstropfen: die Finanzierung. Im<br />

Gegensatz zu den Hochschulen subventioniert<br />

der Bund die höhere Berufsbil-<br />

dung nur wenig. Das bedeutet für die Absolventinnen<br />

und Absolventen, dass sie<br />

ihre Weiterbildung selber finanzieren<br />

müssen – manchmal übernimmt auch der<br />

Arbeitgeber einen Teil der Kosten. Und<br />

das ist nicht wenig Geld. Für die Vorbereitungskurse<br />

und Prüfungsgebühren zahlt<br />

man schnell einmal zwischen 15 000 und<br />

25 000 Franken. <strong>Die</strong>s können sich längst<br />

nicht alle leisten.<br />

Schliesslich sollte in den nächsten<br />

Jahren ein zweites Manko der höheren<br />

Berufsbildung behoben werden. Unsere<br />

Abschlüsse sind im Ausland und in internationalen<br />

Firmen wenig bekannt, weil<br />

die meisten Länder keine hochwertige<br />

praktische Berufsbildung kennen. Vor allem<br />

im kaufmännisch-administrativen<br />

Bereich werden Titel und Qualifikationen<br />

nur auf akademischem Weg erworben. Es<br />

braucht daher eine internationale Anerkennung<br />

der <strong>Schweiz</strong>er Berufsabschlüsse,<br />

damit Absolventen einer höheren Berufsbildung<br />

im globalisierten Arbeitsmarkt<br />

die gleichen Chancen haben wie Bewerber<br />

mit Bachelor- oder Masterabschluss.<br />

Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> macht sich seit Jahren für<br />

eine solche Anerkennung stark. Claude<br />

Meier, Leiter Bildungspolitik, sagt: «Wir<br />

fordern eine rasche Einführung eines<br />

nationalen Qualifikationsrahmens und<br />

von Diplomzusätzen, mit welchen der<br />

Wert unserer schweizerischen Berufsbildungsabschlüsse<br />

im In- und Ausland verständlicher<br />

und dadurch vergleichbarer<br />

gemacht werden können.»<br />

Weitere Informationen:<br />

www.examen.ch<br />

Prüfungsportal des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

www.berufsbildungplus.ch<br />

Berufliche Grundbildung, Berufsmaturität, höhere<br />

Berufsbildung<br />

www.kvbildungsgruppe.ch<br />

Grösster Anbieter für Aus- und Weiterbildung im<br />

kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Berufsfeld<br />

Rolf Murbach ist Context-Redaktor.<br />

rolf.murbach@kvschweiz.ch<br />

Tanja Scheidegger (35) – Direktionsassistentin<br />

bei Burckhardt Compression. Absolventin<br />

der Ausbildung zur Direktionsassistentin<br />

mit eidgenössischem Fachausweis.<br />

■ Tanja Scheidegger hat eine erste Lehre<br />

bei der damaligen PTT als Betriebsassistentin<br />

absolviert. Sie arbeitete noch einige<br />

Zeit bei der Post und machte anschliessend<br />

das <strong>KV</strong> bei der Firma sia Abrasives in<br />

Frauenfeld. Mit zwei Abschlüssen im Gepäck<br />

brachte sie gute Voraussetzungen<br />

mit für eine anspruchsvolle Arbeit. Sie<br />

kehrte wieder zur Post zurück und stieg<br />

bald auf zur Leiterin Annahme Geschäftskundenschalter<br />

Paketpost.<br />

«<strong>Die</strong> Arbeit war zwar spannend», sagt<br />

Tanja Scheidegger, «aber ich merkte, dass<br />

«<strong>Die</strong> Zeit war intensiv,<br />

aber es war machbar.<br />

Ich arbeitete nach wie vor<br />

in einem Vollpensum.»<br />

ich auf die Dauer keinen Führungsjob machen<br />

wollte.» Und doch war es ihr wichtig,<br />

nicht einfach Sachbearbeiterin zu sein. «Ich<br />

wünschte mir eine Aufgabe mit Verantwortung<br />

und spannenden Inhalten. Also entschied<br />

ich mich für die Weiterbildung zur<br />

Direktionsassistentin.»<br />

Sie arbeitete weiter in ihrer Führungsfunktion<br />

und besuchte jeweils am Mittwochabend<br />

und teilweise<br />

auch am Samstagmorgen<br />

die Kurse<br />

an der Wirtschaftsschule<br />

<strong>KV</strong> Winterthur.<br />

«<strong>Die</strong> Zeit war<br />

intensiv, aber es war<br />

machbar. Ich arbeitete<br />

nach wie vor in einem Vollpensum.»<br />

<strong>Die</strong> Weiterbildung erlebte Tanja Scheidegger<br />

als anregend, auch wenn in den<br />

Veranstaltungen der eine oder andere <strong>KV</strong>-<br />

Stoff wiederholt wurde. Besonders profitiert<br />

habe sie vom Business Englisch, von<br />

der Informatik und dem Kommunikationsunterricht.<br />

2006, zwei Jahre nach ihrem Abschluss,<br />

wechselte die Direktionsassistentin<br />

zu Burckhardt Compression, einem<br />

Hersteller von Kolbenkompressoren<br />

in Winterthur. «Ich bin die Assistentin des<br />

CEOs», erklärt sie. «Meine Hauptaufgaben<br />

liegen in der Administration; ich organisiere<br />

interne Anlässe, Sitzungen sowie<br />

mehrtägige Meetings und Reisen für<br />

einen Teil der Geschäftsleitung. Zudem<br />

bin ich zuständig für die Mitarbeiterzeitschrift,<br />

ich führe Korrespondenz<br />

in<br />

Deutsch und Englisch.»<br />

Mit ihrem Job ist<br />

Tanja Scheidegger<br />

rundum zufrieden.<br />

Sie arbeitet selbstständig,<br />

kann Ideen einbringen, wendet<br />

täglich ihr Englisch an und übernimmt<br />

immer anspruchsvollere Aufgaben – auch<br />

dank der Weiterbildung, die sie unterdessen<br />

begonnen hat. Sie studiert an der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

ZHAW berufsbegleitend<br />

Betriebsökonomie. «Nach dem Bachelor<br />

möchte ich in der Unternehmenskommunikation<br />

Fuss fassen.» mur<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


31<br />

Michelle Altoè (26) – Sachbearbeiterin HR<br />

am Kinderspital Zürich. Absolventin der<br />

Ausbildung zur HR-Fachfrau.<br />

■ Michelle Altoè ist auf Umwegen ins Personalwesen<br />

gekommen. Nach einer kaufmännischen<br />

Lehre auf einer kleinen Bank<br />

hatte sie die Möglichkeit, dort im Compliance<br />

and Risk Control weiterzuarbeiten.<br />

Das gefiel ihr soweit, aber Feuer und<br />

Flamme war sie für diese Tätigkeit doch<br />

nicht. «Auf die Länge wollte ich etwas anderes»,<br />

erinnert sie sich. «Während der<br />

Lehre erhielt ich einmal einen kurzen Einblick<br />

ins HR. Das hat mich angesprochen.»<br />

Sie informierte sich, welche Möglichkeiten<br />

sie hatte, ins Personalwesen einzusteigen.<br />

Und wurde fündig. Bei der Schule<br />

NbW (Netzwerk für betriebswirtschaftliche<br />

Weiterbildung) in Zürich bildete sie<br />

sich weiter zur Personalassistentin und sie<br />

fand eine Stelle als Sachbearbeiterin in der<br />

Personalabteilung des Kinderspitals Zürich.<br />

Sie begann 2010 die berufsbegleitende<br />

Weiterbildung zur Human-Resources-<br />

Fachfrau. <strong>Die</strong>sen Herbst hat sie erfolgreich<br />

abgeschlossen.<br />

«Das war eine tolle<br />

Ausbildung», sagt Michelle<br />

Altoè. «Wir erhielten<br />

Einblick in die<br />

ganze Palette der HR-<br />

Aufgaben: zum Beispiel<br />

in Personalentwicklung,<br />

Arbeits recht, Sozialversicherung,<br />

Kommunikation, Psychologie und internationales<br />

HR. Und die Ausbildung war sehr<br />

praxisbezogen.» <strong>Die</strong> HR-Fachfrau erlebte<br />

die Zeit als intensiv. Sie arbeitete zwischen<br />

80 und 90 Prozent, besuchte am Freitag von<br />

15 Uhr bis 21.30 Uhr die Kurse und musste<br />

neben Job und Präsenzzeit auch einiges an<br />

Vor- und Nachbereitungsarbeit leisten.<br />

«Das HR hat mich angesprochen,<br />

weil man<br />

mit verschiedenen<br />

Menschen zu tun hat»<br />

Am Kinderspital ist sie zwar immer<br />

noch als Sachbearbeiterin angestellt.<br />

Aber sie hat auch einige HR-Aufgaben<br />

übernommen. So selektioniert und betreut<br />

sie zum Beispiel die Pflegepraktikantinnen<br />

und -praktikanten. Zudem ist<br />

sie Ansprechperson für die <strong>KV</strong>-Lernenden.<br />

Sie macht Einsatzpläne und ist in<br />

Kontakt mit dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt.<br />

Das HR gefällt<br />

ihr, «weil man mit so<br />

vielen unterschiedlichen<br />

Menschen zu<br />

tun hat». Da sie bei<br />

ihrem jetzigen Arbeitgeber<br />

keine qualifizierte<br />

HR-Stelle in Aussicht hat,<br />

kündigte Michelle Altoé auf Ende Februar.<br />

Sie wird Südamerika bereisen und<br />

eine Sprachschule besuchen. Danach<br />

will sie sich in einer Personalabteilung<br />

bewerben. Sie ist zuversichtlich, dass sie<br />

einen Job findet. «Ich bin offen und gespannt,<br />

wo mich mein Weg hinführen<br />

wird.» mur<br />

■ Vor drei Jahren entschloss sich Michel<br />

Eichenberger für eine Weiterbildung als<br />

Wirtschaftsinformatiker an der höheren<br />

Fachschule für Wirtschaftsinformatik<br />

(HFWI). Nach rund 20-jähriger Tätigkeit<br />

in der Telekombranche wollte er einen<br />

konkreten Richtungswechsel in den Bereich<br />

ICT unternehmen. Dazu hatte er<br />

eine geeignete Weiterbildung gesucht und<br />

in diesem berufsbegleitenden Studium<br />

gefunden. «In der Überzeugung, dass unser<br />

Leben zukünftig noch stärker von der<br />

Informatik geprägt sein wird, wollte ich<br />

eine fundierte Ausbildung<br />

und keine<br />

Schnellbleiche in Angriff<br />

nehmen.» Heute<br />

nun ist er frisch diplomiert<br />

und mehr<br />

noch: Er hat als Ältester<br />

seiner Klasse mit<br />

dem besten Ergebnis abgeschlossen. Das<br />

habe ihn schon ziemlich erstaunt, sagt er<br />

und schliesst daraus, dass man offensichtlich<br />

auch in dieser Generation durchaus<br />

zu solchen Leistungen fähig ist.<br />

Während der ersten Phase der sechssemestrigen<br />

Weiterbildung war er in<br />

einem Grosskonzern tätig. Gerne hätte<br />

er sein Arbeitspensum reduziert. <strong>Die</strong>s<br />

wurde zwar bewilligt aber nicht wirklich<br />

«Ich freue mich sehr,<br />

nun möglichst vieles aus<br />

der Theorie in die Praxis<br />

umzusetzen.»<br />

unterstützt. Und so kam es denn auch,<br />

dass sein Job rund ein Jahr später einer<br />

Umstrukturierung zum Opfer fiel. Nicht<br />

zum ersten Mal in seiner beruflichen<br />

Laufbahn stellte er fest, dass in den Unternehmen<br />

zwar viel von Weiterbildung die<br />

Rede ist, aber nicht viel geboten wird,<br />

wenn es um konkrete Unterstützung geht.<br />

Aus dieser Einsicht hat er die Konsequenzen<br />

gezogen und bezahlt mittlerweile<br />

seine Weiterbildungen konsequent<br />

selber. «<strong>Die</strong>s hat den Vorteil, dass man<br />

sich unabhängig und ohne Erwartungsdruck<br />

auf eine Weiterbildung<br />

konzentrieren<br />

kann.»<br />

Es dauerte nicht<br />

lange bis zu seiner<br />

nächsten Anstellung.<br />

Bei seinem neuen Arbeitgeber<br />

konnte er<br />

problemlos 80 Prozent arbeiten und er<br />

spürte, dass da eine Kultur herrschte, die<br />

dem Anspruch an die Work-Life-Balance<br />

endlich gerecht wurde. Den freien Tag investierte<br />

er ins Lernen. Klar verzichtete er<br />

auch auf manches: unabhängige Ferienplanung,<br />

praktisch kein freies Wochenende<br />

ohne Prüfungsdruck oder einen unbeschwerten<br />

Abend im Ausgang. All das<br />

empfindet er aber als unbedeutend. «<strong>Die</strong><br />

Michel Eichenberger (46) – Projektleiter in<br />

einem Informatikunternehmen. Absolvent<br />

der Ausbildung zum diplomierten Wirtschaftsinformatiker<br />

HF.<br />

grosse Herausforderung ist, dass es in der<br />

Partnerschaft trotzdem gut weiterläuft,<br />

wenn einer der beiden Partner so stark absorbiert<br />

ist.»<br />

Michel Eichenberger hat eine technische<br />

Grundausbildung, bildete sich danach<br />

kaufmännisch weiter, besuchte einen<br />

Kaderkurs und absolvierte den<br />

Marketingplaner. In nächster Zeit will er<br />

sich voll auf sein Engagement im ICT-Bereich<br />

an seinem Arbeitsplatz konzentrieren.<br />

«Ich freue mich sehr, nun möglichst<br />

vieles aus der Theorie in die Praxis umzusetzen.»<br />

Als krönender Abschluss seines<br />

Ausbildungsspektrums wäre ein entsprechendes<br />

Nachdiplomstudium an einer<br />

Fachhochschule Teil seines Ehrgeizes. tj<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


32<br />

Beruf und Bildung<br />

■ Im Mai hat Martin Niederberger die höhere<br />

Fachprüfung für Experten in Rechnungslegung<br />

und Controlling mit der<br />

Bestnote 5.5 abgeschlossen. «Es war<br />

schon auch etwas Glück dabei», kommentiert<br />

der 34-Jährige das Resultat bescheiden,<br />

der die Weiterbildung bei der Controller<br />

Akademie gemacht hatte. Dass er<br />

diese Prüfung absolvieren wollte, war<br />

schon klar, als er sich<br />

vor ein paar Jahren<br />

auf die Berufsprüfung<br />

im Finanz- und<br />

Rechnungswesen vor -<br />

bereitete. Im Unterschied<br />

zur Berufsprüfung,<br />

wo es mehr um<br />

das Handwerk der Buchhaltung ging,<br />

hätten jetzt bei der höheren Fachprüfung<br />

die praktischen Erfahrungen einen viel<br />

grösseren Stellenwert eingenommen.<br />

«Das breite Wissen, das ich mir in den<br />

vergangenen Berufsjahren angeeignet<br />

hatte, kam mir dabei zugute», sagt er.<br />

Niederberger ist seit elf Jahren bei<br />

fenaco tätig, einem genossenschaftlich<br />

organisierten Unternehmen der <strong>Schweiz</strong>er<br />

Landwirte. Der Arbeitgeber hat ihn<br />

«Es war einfach ein<br />

glückliches Zusammenspiel<br />

von Weiterbildung<br />

und Karriere.»<br />

grosszügig unterstützt. Er übernahm 80<br />

Prozent der Kosten und stellte ihm im<br />

Laufe der fünf Semester 15 Tage fürs Lernen<br />

zur Verfügung. Bereits im letzten<br />

Herbst wurde klar, dass er befördert<br />

würde. Das wirkte sich positiv auf seine<br />

Motivation aus, eine Beförderung sei<br />

ursprünglich aber nicht ausschlaggebend<br />

gewesen, diesen Effort auf sich zu<br />

nehmen. «Es war einfach<br />

ein glückliches<br />

Martin Niederberger (34) – Leiter LANDI-<br />

Treuhand bei fenaco. Absolvent der höheren<br />

Fachprüfung für Experten in Rechnungslegung<br />

und Controlling.<br />

Zusammenspiel von<br />

Weiterbildung und<br />

Karriere.» Am 1. Mai<br />

übernahm er in seiner<br />

neuen Funktion<br />

als Leiter LANDI-<br />

Treuhand ein 7-köpfiges Team. Da sei ihm<br />

bewusst geworden, dass er sich zwar mittlerweile<br />

sehr viel Fachwissen angeeignet<br />

habe, aber keine Führungsqualitäten.<br />

<strong>Die</strong>s holte er in einem 10-tägigen internen<br />

Lehrgang nach.<br />

Niederberger ist verheiratet und hat<br />

zwei kleine Kinder. Eigentlich hätte er vorübergehend<br />

sein 100-Prozent reduzieren<br />

wollen, doch liess sich das nicht realisieren.<br />

Dass neben Beruf, Familie und Weiterbildung<br />

nichts anderes mehr Platz<br />

hatte, versteht sich von selbst. Hin und<br />

wieder traf er sich mit einer Kollegin und<br />

einem Kollegen, um sich mit dem Lernstoff<br />

zu befassen und sich auf die Prüfungen<br />

vorzubereiten. Doch mehr noch als<br />

um den Lerninhalt ging es bei diesen Treffen<br />

um gegenseitig moralische Unterstützung.<br />

Freude an der Materie, einen starken<br />

Willen und Motivation bezeichnet<br />

Niederberger als wichtige Voraussetzungen<br />

für diese anspruchsvolle Weiterbildung.<br />

tj<br />

Ursina Thöni (32) – zuständig für das Customer<br />

Relationship Management beim <strong>KV</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>. Absolventin der Ausbildung zur<br />

Betriebswirtschafterin HF.<br />

■ Ursina Thöni hat auf einer Gemeinde das<br />

<strong>KV</strong> gemacht. <strong>Die</strong>s bot ihr ein breites Tätigkeitsfeld,<br />

von der Einwohnerkontrolle<br />

über verschiedene administrative Arbeiten<br />

bis zu Steueraufgaben. Danach wechselte<br />

die Bündnerin in eine Produktionsfirma<br />

für Verpackungs- und Büromaterial.<br />

Dort war sie zuständig für die Auftragsbearbeitung,<br />

die Pflege des Kundenstamms<br />

und die telefonische Kundenbetreuung.<br />

Nach einigen Jahren suchte Ursina<br />

Thöni eine neue Herausforderung. Über<br />

die SKS <strong>Schweiz</strong> AG suchte sie eine neue<br />

Stelle. Offenbar hat die Bewerberin damals<br />

einen überzeugenden Eindruck hinterlassen.<br />

«Sie haben mich gleich als Sekretariatsleiterin<br />

eingestellt», erinnert sie<br />

sich. Zu ihren Aufgaben gehörte das Führen<br />

der Buchhaltung, die Fakturierung<br />

der temporär vermittelten Personen wie<br />

auch alle anfallenden administrativen<br />

Arbeiten.<br />

Bevor sich Ursina Thöni für eine Weiterbildung<br />

entschied, wechselte sie nochmals<br />

die Stelle. Sie ging zu den Woodtli<br />

Schulen, wo sie verantwortlich war für die<br />

Ausbildungslehrgänge für Medizinische<br />

Praxisassistentinnen. «Ich unterstützte die<br />

Rektorin bei der Ausarbeitung der Stundenpläne,<br />

organisierte Prüfungen, übernahm<br />

sämtliche Sekretariatsarbeiten und<br />

betreute Lernende<br />

und Dozierende.»<br />

Nun wollte die<br />

Kauffrau ihr breites<br />

praktisches Wissen<br />

vertiefen. «Ich hatte<br />

in meinen Jobs viel<br />

Erfahrung in ganz<br />

unterschied lichen<br />

Bereichen gesammelt<br />

und entschied mich für eine Generalistenausbildung.»<br />

Ursina Thöni schrieb<br />

sich am <strong>Schweiz</strong>erischen Institut für Betriebsökonomie<br />

SIB ein und bildete sich<br />

berufsbegleitend zur Betriebswirtwirtschafterin<br />

HF weiter. Gleich zu Beginn<br />

der Weiterbildung wechselte sie ins Marketing<br />

von <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

«Meine Aufgaben haben<br />

sich verändert, vom eher<br />

Administrativen zu<br />

mehr konzeptioneller<br />

und Projektarbeit.»<br />

Das Studium am SIB hat sie in guter<br />

Erinnerung. «<strong>Die</strong> Ausbildung vermittelt<br />

ein breites und umfassendes betriebswirtschaftliches<br />

Wissen. <strong>Die</strong> Handlungsfelder<br />

wie Unternehmensführung, Personalwesen,<br />

Marketing oder Finanzierung<br />

und Investition werden sehr praxisbezogen<br />

unterrichtet und durch Reflexionsarbeiten<br />

laufend mit den eignen Erfahrungen<br />

im geschäftlichen Alltag verknüpft.<br />

Während der Weiterbildung hatte ich die<br />

Gelegenheit, Personen aus verschiedenen<br />

Branchen kennen zu lernen und mich<br />

auszutauschen.»<br />

Ursina hat ihre<br />

Weiterbildung vor einem<br />

Jahr abgeschlossen.<br />

<strong>Die</strong> erworbenen<br />

Kompetenzen<br />

kann sie an<br />

ihrer jetzigen Stelle<br />

im Marketing gut anwenden.<br />

«Meine Aufgaben<br />

haben sich<br />

verändert, vom eher Administrativen zu<br />

mehr konzeptioneller und Projektarbeit.»<br />

Sie ist zuständig für das Customer Relationship<br />

Management CRM – und motiviert<br />

für das nächste Studium. Im Februar startet<br />

sie mit einem MAS CRM an der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

in Winterthur. mur<br />

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34<br />

Leben<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Vorbildliche Fernstudentin<br />

35<br />

Thuy Thuy Anh Huynh-Le, 28, ist für ihre vorbildliche Weiterbildungsbiografie<br />

ausgezeichnet worden. <strong>Die</strong> Vietnamesin hat in der <strong>Schweiz</strong> das <strong>KV</strong> gemacht, arbeitet<br />

als Sachbearbeiterin im Rechnungswesen und studiert momentan Betriebsökonomie.<br />

Text Andrea Mašek/Foto Elena Monti<br />

Eigentlich wollte Thuy Thuy Anh<br />

Huynh-Le ursprünglich Elektroingenieurin<br />

werden. <strong>Die</strong> Vietnamesin – 1983<br />

geboren und aufgewachsen im Süden des<br />

Landes – nahm nach dem Gymnasium<br />

deshalb ihr Studium an der Universität<br />

auf. «<strong>Die</strong>ses Fach hat mich fasziniert»,<br />

sagt sie, «obwohl es total in Männerhand<br />

ist.» An der Universität seien sie nur eine<br />

Handvoll Frauen auf circa hundert Männer<br />

gewesen.<br />

Doch dann kam ein Mann dazwischen<br />

– ihr heutiger Ehemann. Er ist<br />

ebenfalls gebürtiger Vietnamese, aber in<br />

der <strong>Schweiz</strong> aufgewachsen. Für ein Praktikum<br />

weilte der angehende Arzt zu Beginn<br />

des Jahrtausends allerdings in seiner<br />

Heimat. Den Stage absolvierte er in<br />

derselben Universität, wo Thuy Thuy Anh<br />

Huynh-Le studierte. So haben sie sich<br />

kennengelernt. «Das Lustige daran ist, es<br />

hat sich später herausgestellt, dass meine<br />

beste Freundin seine Cousine ist», meint<br />

Huynh-Le schmunzelnd.<br />

Zuerst Kulturschock<br />

Bald einmal sah sich die junge Vietnamesin<br />

vor die Entscheidung gestellt: In ihrem<br />

Land bleiben, die Ausbildung fertig<br />

machen oder ihrem Freund in die <strong>Schweiz</strong><br />

folgen. Sie hat es sich lange überlegt.<br />

«Doch die Liebe war grösser als alle Bedenken»,<br />

sagt sie und: «Ich habe alles rosa<br />

gesehen.» So folgte Thuy Thuy Anh<br />

Huynh-Le ihrem Ehemann im Jahr 2005<br />

in die <strong>Schweiz</strong>, nachdem das junge Paar<br />

noch «inoffiziell» in Vietnam geheiratet<br />

hatte.<br />

Anfangs wohnten die beiden in Reinach<br />

im Kanton Baselland – und heirateten<br />

dann auch standesamtlich. Später zügelten<br />

sie nach Münchenstein, etwas näher<br />

an die Stadt Basel heran.<br />

Für die junge Vietnamesin, sie war damals<br />

erst 22 Jahre alt, waren die ersten<br />

Monate sehr schwer. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Kultur<br />

unterscheide sich enorm von der vietnamesischen,<br />

erklärt sie: «Vietnam ist viel<br />

offener. Dort lebt man förmlich auf der<br />

Strasse. Abends geht man spazieren, und<br />

die Restaurants und Cafés sind immer<br />

voll.» Hier in der <strong>Schweiz</strong>, unter anderem<br />

bedingt durch das andere Klima, gehe<br />

man nicht so viel in den Ausgang und sei<br />

in jeder Beziehung viel privater.<br />

Exaktes Arbeiten<br />

An das Wetter und völlig fremde Klima<br />

musste sich Thuy Thuy Anh Huynh-Le<br />

auch erst gewöhnen. «Bei uns in Vietnam<br />

ist es immer warm, selbst in der Regenzeit.<br />

Hier in der <strong>Schweiz</strong> erlebte ich zum ersten<br />

Mal vier Jahreszeiten. Und ich sah<br />

zum ersten Mal Schnee. Der war superschön»,<br />

schwärmt sie.<br />

Was ihr sonst noch gut gefällt? <strong>Die</strong><br />

Pünktlichkeit der <strong>Schweiz</strong>erinnen und<br />

<strong>Schweiz</strong>er, antwortet sie, ohne gross<br />

überlegen zu müssen. Sie lobt weiter, dass<br />

alle Arbeiten sehr exakt ausgeführt werden<br />

und sich die Menschen an Prinzipien<br />

halten. «Sie geben gute Vorbilder für ihre<br />

Kinder ab.»<br />

Ganz am Anfang hatte Thuy Thuy Anh<br />

Huynh-Le furchtbar Heimweh. Sie vermisste<br />

ihre Familie sehr. Sie habe sich<br />

völlig alleine gefühlt. Sie kannte niemanden<br />

– ausser ihren Mann und dessen Familie.<br />

Sie hatte keine Ausbildung und keinen<br />

Beruf. «Wie sagt man bei Ihnen so<br />

treffend: Aller Anfang ist schwer», sagt<br />

Huynh-Le lächelnd.<br />

«Als Kauffrau stehen mir sehr viele Wege und<br />

Möglichkeiten offen. Inbesondere in einem Land<br />

der <strong>Die</strong>nstleistungen, wie es die <strong>Schweiz</strong> ist.»<br />

Sofort Deutsch lernen<br />

Schnell realisierte sie, dass das Wichtigste<br />

ist, Deutsch zu lernen. Nur wer die<br />

Sprache beherrsche, könne sich richtig<br />

integrieren, sagt sie. Also belegte sie<br />

Deutschkurse an der Deutschschule SKK<br />

und danach am NSH Bildungszentrum in<br />

Basel. Inzwischen spricht sie nicht nur<br />

sehr gut Deutsch, sie versteht auch<br />

<strong>Schweiz</strong>erdeutsch.<br />

<strong>Die</strong>s hat ihr den Weg zu den <strong>Schweiz</strong>erinnen<br />

und <strong>Schweiz</strong>ern geebnet. <strong>Die</strong><br />

junge Frau berichtet: «Man sagte mir, die<br />

<strong>Schweiz</strong>er seien sehr verschlossen. Ich<br />

finde, dies trifft nicht zu. Ich habe sehr<br />

viele gute Freunde gewonnen.»<br />

Nur Deutsch zu lernen, genügte Thuy<br />

Thuy Anh Huynh-Le jedoch nicht. <strong>Die</strong> Vietnamesin<br />

wollte gerne weiterstudieren.<br />

Sie musste jedoch erfahren, dass ihre Matura<br />

in der <strong>Schweiz</strong> nicht anerkannt<br />

wurde. Sie hätte das Gymnasium nachholen<br />

müssen. <strong>Die</strong>s wollte sie jedoch nicht.<br />

Da entdeckte sie, dass es an der NSH auch<br />

eine Ausbildung zur Kauffrau gibt. «Für<br />

mich war schnell klar, das ist etwas für<br />

mich. Als Kauffrau stehen mir sehr viele<br />

Wege und Möglichkeiten offen. Insbesondere<br />

in einem Land der <strong>Die</strong>nstleistungen,<br />

wie es die <strong>Schweiz</strong> ist.»<br />

Sie sah sich damals auf einer Bank<br />

oder im Handel. Und landete bei einer sozialen<br />

Institution, beim K5, dem Basler<br />

Kurszentrum für Deutsch- und Integrationskurse.<br />

Das war jedoch kein Zufall.<br />

Dort hatte sie vor ihrer <strong>KV</strong>-Ausbildung einen<br />

Verkaufskurs besucht und anschlies-<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


36<br />

Leben<br />

send ein Praktikum in einer Coop-Filiale<br />

in Basel gemacht. Als es darum ging, eine<br />

Praktikumsstelle für ihre <strong>KV</strong>-Ausbildung<br />

zu suchen, klopfte sie deshalb beim K5 an<br />

– und erhielt die gewünschte Stelle.<br />

«Junge Leute in meinem Alter gehen oft in den Ausgang,<br />

amüsieren sich. Ich bleibe halt zu Hause und lerne.»<br />

insgesamt neun Semester. Grösstenteils<br />

absolviert sie die Ausbildung im Selbststudium,<br />

ist im Online-Kontakt mit den<br />

Dozierenden. Alle zwei Wochen muss sie<br />

aber zum Präsenzunterricht: Zu ihrem<br />

Glück in Basel – und wieder einmal an der<br />

NSH.<br />

Vergleichen mit ihrem Studium in Vietnam<br />

möchte Thuy Thuy Anh Huynh-Le<br />

dies nicht. Damals sei es ein Vollzeitstudium<br />

gewesen, jetzt ein Fernstudium, das<br />

sei schwierig zu vergleichen. Sie bestätigt<br />

allerdings, es sei hart zu arbeiten – sie hat<br />

im K5 einen 80-Prozent-Job – und gleichzeitig<br />

daneben zu studieren. «Junge Leute<br />

in meinem Alter gehen oft in den Ausgang,<br />

amüsieren sich. Ich bleibe halt zu Hause<br />

und lerne. Ich muss zwar auf vieles verzichten,<br />

aber es lohnt sich.»<br />

Vorliebe für Zahlen<br />

Obwohl sie zu dieser Zeit schon einigermassen<br />

gut Deutsch konnte, hatte sie in<br />

der Schule ein paar Schwierigkeiten. «<strong>Die</strong><br />

Lehrer waren aber sehr nett und verständnisvoll.<br />

Ich konnte immer nach dem Unterricht<br />

zu ihnen und Sachen klären, die<br />

ich nicht ganz verstanden hatte.» Probleme<br />

hatte sie vor allem mit den Sprachen.<br />

Deutsch war nach wie vor eine Fremdsprache<br />

für sie. Und Französisch war für<br />

sie absolutes Neuland. Sie hatte nie vorher<br />

Lektionen gehabt. Aber auch hier<br />

konnte sie auf ihre Lehrerin zählen. Viel<br />

besser lief es Thuy Thuy Anh Huynh-Le in<br />

den Rechnungs- und Wirtschaftsfächern.<br />

«Ich kann es gut mit Zahlen», sagt sie.<br />

Glücklich fühlte sich die Vietnamesin<br />

im Praktikum im K5. «Mir gefiel es, für einen<br />

sozialen Verein zu arbeiten.» Anfangs<br />

wurde sie am Empfang eingesetzt. Dort<br />

musste sie auch Kundinnen und Kunden<br />

am Telefon beraten und die richtigen<br />

Kurse für sie aussuchen. Danach arbeitete<br />

sie im Rechnungswesen: Sie schrieb<br />

Rechnungen und Mahnungen, erledigte<br />

Kontierung und Verbuchungen und half<br />

ihrer Chefin jeweils am Monatsende mit<br />

den Abrechnungen und bei der Jahresrechnung.<br />

Gute Unterstützung<br />

<strong>Die</strong>ser zweite praktische Teil der <strong>KV</strong>-Ausbildung<br />

hat ihr viel besser gefallen. Sie<br />

mochte den Kundenkontakt. «Es waren ja<br />

alles Ausländerinnen und Ausländer wie<br />

ich. Ich verstand ihre Anliegen.» Einerseits<br />

handelte es sich dabei um Privatpersonen,<br />

die sich für Kurse anmeldeten. Andererseits<br />

schickten Kantone, Gemeinden<br />

und Arbeitsämter Personen ins K5.<br />

Während des Praktikums habe sie ihr<br />

Deutsch enorm verbessert, blickt Thuy<br />

Thuy Anh Huynh-Le zurück. Im Juni dieses<br />

Jahres machte sie dann ihren <strong>KV</strong>-Abschluss<br />

– und konnte im K5 bleiben.<br />

Heute arbeitet sie als Sachbearbeiterin im<br />

Finanz- und Rechnungswesen. «Im Prinzip<br />

mache ich das Gleiche wie während<br />

des Praktikums, doch habe ich mehr Verantwortung<br />

und arbeite selbstständiger.»<br />

Im Team von rund 15 Personen fühlt<br />

sie sich sehr wohl. Dazu sind beim K5<br />

noch rund 50 Dozierende und Betreuerinnen<br />

der Kinderkrippe tätig. «Wir sind<br />

ein Superteam», sagt die junge Frau. Sie<br />

habe sich immer gut unterstützt gefühlt<br />

von ihren Kolleginnen, meint sie. Gleiches<br />

sagt sie von den Behörden.<br />

Auf viel verzichten<br />

Noch während der <strong>KV</strong>-Ausbildung hat die<br />

rührige Vietnamesin ein Studium aufgenommen:<br />

An der Fernfachhochschule<br />

studiert sie Betriebsökonomie, nun ist sie<br />

bereits im dritten Semester. Sie peilt einen<br />

Bachelor-Abschluss an. Das bedeutet<br />

<strong>Die</strong> Familie fehlt ihr<br />

Hin und wieder nimmt sie sich dennoch<br />

einen Kinobesuch heraus. «<strong>Die</strong> 3D-Filme<br />

gefallen mir besonders gut», sagt sie begeistert.<br />

Gerne erinnert sie sich an den<br />

Film «PS: Ich liebe dich». Das sei auch das<br />

erste Buch gewesen, das sie auf Deutsch<br />

gelesen habe, auf Empfehlung ihrer Lehrerin.<br />

Überhaupt ist Thuy Thuy Anh Huynh-<br />

Le eine eifrige Leserin. «Alle ein bis zwei<br />

Jahre fliege ich einmal nach Vietnam in<br />

die Ferien und kaufe dort viel vietnamesische<br />

Literatur. Vor allem Romane.»<br />

<strong>Die</strong> Besuche in der Heimat stimmen<br />

sie meist etwas traurig. Der Abschied fällt<br />

ihr jeweils schwer. «Beim ersten Mal, als<br />

ich nach einem Jahr zurückkehrte, war es<br />

besonders schlimm.» Jetzt fahre sie aber<br />

gerne in die <strong>Schweiz</strong> zurück. Trotzdem,<br />

ihre Familie, die Eltern und die zwei<br />

Schwestern fehlen ihr sehr. «In Vietnam<br />

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context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


37<br />

leben wir als Familie eng zusammen.<br />

Wir sind uns sehr nahe. Man sieht sich<br />

praktisch täglich und am Wochenende<br />

kocht meine Mutter immer für die ganze<br />

Familie.»<br />

Traum von Selbstständigkeit<br />

Auch Thuy Thuy Anh Huynh-Le liebt es zu<br />

kochen. Bei ihr kommen in erster Linie vietnamesische<br />

Spezialitäten auf den Tisch.<br />

Allen voran gibt es bei ihr Nudelsuppe, ein<br />

traditionelles Gericht in ihrer Heimat, sowie<br />

Sommerrollen. <strong>Die</strong> seien nicht zu verwechseln<br />

mit den hier besser bekannten<br />

chinesischen Frühlingsrollen. Sommerrollen<br />

werden aus Glasnudeln hergestellt,<br />

gekocht und nicht frittiert. Gefüllt sind sie<br />

mit Crevetten, Gemüse oder fein geschnittenem<br />

Fleisch. «Ich bereite auch viele<br />

Wok-Gerichte zu, dazu gehört immer Gemüse<br />

und Fleisch.» <strong>Die</strong> Fischsauce ist in<br />

der vietnamesischen Küche sehr wichtig.<br />

Sie zählt noch viele weitere exotische Zutaten<br />

auf, die das vietnamesische Essen<br />

besonders schmackhaft machen. Nicht<br />

alle allerdings bekommt sie hier.<br />

Vielleicht ist das der Grund, wieso<br />

Thuy Thuy Anh Huynh-Le davon träumt,<br />

ein Geschäft mit vietnamesischen Delikatessen<br />

zu eröffnen. Oder ein Restaurant.<br />

Nein, doch eher einen Laden, sagt sie.<br />

Vorerst aber sieht die junge Vietnamesin<br />

ihre Zukunft im K5. So ist es logisch, dass<br />

sie für ihren Bachelor höchstwahrscheinlich<br />

die Fachrichtung Banking/Controlling/Rechnungswesen<br />

wählen wird. Sie<br />

zieht dies den Human Resources und<br />

dem Marketing vor.<br />

Obwohl, als eine ihrer Stärken bezeichnet<br />

sie die Kontaktfreudigkeit. Doch<br />

sie gibt auf der anderen Seite zu, etwas<br />

empfindlich zu sein. Sie sagt dazu: «Ich<br />

muss lernen, nicht alles persönlich zu<br />

nehmen.» Menschen wie sie brauchten<br />

dann auch länger, um sich von Verletzungen<br />

zu erholen.<br />

Ehemann als Vorbild<br />

Hat sie es je bereut, ihr Land, ihre Familie<br />

und ihr Studium verlassen zu haben<br />

und in die <strong>Schweiz</strong> gezogen zu sein?<br />

«Nein, es war die richtige Entscheidung.<br />

Genau wie die kaufmännische Ausbildung.»<br />

Sie möchte deshalb anderen Immigranten<br />

und Immigrantinnen Folgendes<br />

auf den Weg geben: «Es braucht Mut,<br />

Fleiss, Motivation und viel Herzblut, dann<br />

schafft man es.» Thuy Thuy Anh Huynh-<br />

Le überlegt einen Moment und sagt, wenn<br />

man etwas unbedingt wolle, erreiche<br />

man es. «Selbst wenn nicht, soll man es<br />

auch nicht bedauern, denn man hat sein<br />

Bestes gegeben.»<br />

Sie selber könne sich sehr gut motivieren,<br />

meint sie. <strong>Die</strong>s dank ihrer Familie,<br />

ihrem Mann und dessen Familie. Letztere<br />

hätten die Probleme von Immigranten bereits<br />

gekannt und ihr helfen können, aber<br />

auch als Vorbilder gedient. «So dachte ich<br />

mir, was mein Mann kann, kann ich auch.»<br />

Für ihren Fleiss, Ehrgeiz und ihre Motivation<br />

sowie für ihre Bemühungen, ihre<br />

Ziele zu erreichen, ist Thuy Thuy Anh<br />

Huynh-Le kürzlich vom Lernfestival geehrt<br />

und mit einem Award ausgezeichnet<br />

worden. Ihre Weiterbildungsbiografie sei<br />

beispielhaft, befand die Jury. Sicher hat<br />

der jungen Vietnamesin dabei auch geholfen,<br />

dass sie gerne alles sorgfältigst<br />

plant.<br />

Somit ist sie schon fast eine <strong>Schweiz</strong>erin.<br />

Und sie liebt Schoggi und zählt Raclette<br />

zu ihren Lieblingsspeisen. Sie lacht<br />

laut, als sie dies erzählt. «Als Vietnamesin<br />

kannte ich Käse nicht und Raclette schon<br />

gar nicht. Anfangs mochte ich deshalb<br />

weder Käse noch Raclette.» Schwer beeindruckt<br />

war sie aber von Beginn weg von<br />

den sauberen Strassen. Und obwohl sie<br />

das Meer vermisst – sie ist am Wasser<br />

gross geworden – sind ihr die «schönen<br />

<strong>Schweiz</strong>er Landschaften» inzwischen<br />

auch sehr ans Herz gewachsen.<br />

Andrea Mašek ist Context-Redaktorin.<br />

andrea.masek@kvschweiz.ch<br />

Elena Monti ist Fotografin in Basel.<br />

moel@moel.ch<br />

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context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


38<br />

Ratgeber<br />

Büroalltag<br />

Wie kann ich mein Ziel<br />

erreichen?<br />

Bildung<br />

Kann ich mich ohne Lehrabschluss<br />

weiterbilden?<br />

Mein erklärtes Ziel ist: Ich will einfach nicht<br />

mehr diesen Stress im Beruf haben! Wie kann<br />

ich das erreichen?<br />

Bei der Formulierung eines Zieles gilt es<br />

zu unterscheiden zwischen einer Idee oder<br />

einem Wunsch und einem wirklichen Veränderungsziel.<br />

> Um eine Veränderung zu erreichen, sollten<br />

Sie SMART vorgehen.<br />

> SMART steht dafür, wie Sie Ihre Ziele setzen<br />

sollten:<br />

> Spezifisch: Das Ziel sollte möglichst genau<br />

formuliert sein. Nicht was Sie nicht mehr<br />

wollen, sollten Sie festhalten, sondern was<br />

genau Sie erreichen möchten.<br />

> Messbar: Wie werden Sie erkennen, dass<br />

Sie das Ziel erreicht haben? Je überschaubarer<br />

und messbarer das Ziel, desto grösser<br />

ist das Erfolgserlebnis. Mit einer Skala<br />

von 1 bis 10 könnten Sie einschätzen, wie<br />

hoch ihr Stresspegel gerade ist. Wohin auf<br />

der Skala zielen Sie? Was wäre für Sie gut<br />

genug?<br />

> Ausführbar: «Einfach weniger Stress haben»<br />

ist ein Wunsch, auf den Sie wenig<br />

Einfluss haben. Besser wäre ein Ziel, das<br />

Sie mit konkreten Massnahmen selbstständig<br />

und ohne auf andere angewiesen<br />

zu sein erreichen können.<br />

> Realistisch: Was ist schon realistisch? Darf<br />

man nicht träumen? Doch, aber dann<br />

sollte man klare realistische Pläne fassen<br />

und dadurch die Träume wahr machen.<br />

> Terminiert: Machen Sie einen realistischen<br />

Zeitplan mit Zwischenschritten,<br />

also mit möglichst kleinen Teilzielen. Einige<br />

davon sollten am besten schon am<br />

nächsten Tag erreichbar sein.<br />

Vorschläge für smarte Teilziele:<br />

> Morgen werde ich zweimal 10 Minuten<br />

<strong>Pause</strong> einschalten.<br />

> Morgen nehme ich mir über Mittag mindestens<br />

60 Minuten arbeitsfreie Zeit.<br />

> Morgen erstelle ich mir als Erstes eine realistische<br />

To-Do-Liste und streiche alles<br />

Erledigte ab.<br />

> Morgen nehme ich keine Arbeit nach<br />

Hause.<br />

Sie können darauf vertrauen: Kleine Verhaltensänderungen<br />

setzen einen Prozess in<br />

Gang. Der Weg beginnt mit den ersten<br />

Schritten.<br />

Carla Weber<br />

arbeitet als<br />

Psychologin beim<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Von Arbeitskolleginnen im Büro habe ich<br />

gehört, dass Leute ohne Lehrabschluss keine<br />

Weiterbildungen machen können, die zu<br />

einem «richtigen» Titel führen. Stimmt das?<br />

<strong>Die</strong>se Meinung ist nur halbwegs korrekt.<br />

Richtig ist: Wer ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis<br />

(EFZ) in der Tasche hat (zum<br />

Beispiel mit dem Lehrabschluss Kaufmann/<br />

Kauffrau oder früher kaufm. Angestellte/r),<br />

dem stehen die Türen zu den eidgenössisch<br />

anerkannten Abschlüssen wie Fachausweis<br />

und Diplom offen. Auch mit dem EFZ wird<br />

allerdings immer einschlägige Praxis vorausgesetzt.<br />

Das heisst, dass Sie sich im<br />

jeweiligen Bereich (Personal- oder Rechnungswesen,<br />

Marketing usw.) bereits über<br />

berufliche Erfahrung ausweisen können.<br />

Richtig ist aber ebenso: Auch ohne Lehrabschluss<br />

sind die Weiterbildungswege<br />

nicht verbaut. <strong>Die</strong> «Bildungsphilosophie» ist<br />

glücklicherweise zunehmend bestimmt von<br />

der sogenannten «Durchlässigkeit» und der<br />

Anerkennung von Lernleistungen, für die<br />

sich der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> stark einsetzt. Ausserhalb<br />

des Hochschulbereichs bedeutet das<br />

etwa, dass nicht nur formale Abschlüsse wie<br />

ein Fähigkeitszeugnis, sondern auch berufspraktisch<br />

erworbene Erfahrungen ihren<br />

Wert erhalten, wenn es um den Zugang zu<br />

weiterführender Bildung mit eidgenössisch<br />

anerkannten Abschlüssen und geschützten<br />

Titeln geht.<br />

Gerade im kaufmännischen Bereich<br />

gibt es darum zahlreiche Berufsprüfungen<br />

(Fachausweise), die auch mit einem Berufsattest<br />

(fürs <strong>KV</strong>: Büroassistent/in) oder ganz<br />

ohne schulische <strong>KV</strong>-Vorbildung zugänglich<br />

sind – mit entsprechender Berufserfahrung<br />

(und teilweise mit Zulassungsprüfungen).<br />

Ohne EFZ sind bespielsweise die Fachausweise<br />

in Marketing, PR, Kommunikation<br />

oder Verkauf zugänglich (3 Jahre Facherfahrung),<br />

im Immobilienbereich (4 Jahre,<br />

davon 2 im Fachgebiet), in Logistik, Organisation<br />

usw. Im Laufbahn-Standardwerk<br />

«<strong>KV</strong> – was nun?» sind die Voraussetzungen<br />

detailliert aufgelistet (für <strong>KV</strong>-Mitglieder<br />

zum Vorzugspreis zu beziehen). Mehr dazu<br />

erfahren Sie auch über die Trägerschaften<br />

dieser Prüfungen.<br />

www.kvschweiz.ch/weiterbildung<br />

Ralf Margreiter<br />

Stabsstelle<br />

Bildungspolitik<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


Recht<br />

Habe ich im Konkursfall<br />

Anspruch auf Lohn?<br />

Jugend<br />

Was ist eine<br />

Bestätigung wert?<br />

39<br />

Der Betrieb, für den ich in den vergangenen<br />

Jahren gearbeitet habe, ist am 1. Oktober dieses<br />

Jahres in Konkurs geraten. Bereits im Juli<br />

wurde der Belegschaft auf Ende September<br />

gekündigt. Da die Arbeitnehmer seit August<br />

kein Salär mehr erhalten haben, möchte ich<br />

wissen, ob ich noch die Möglichkeit habe,<br />

etwas vom August- und Septemberlohn zu<br />

bekommen. Ausserdem haben wir jeweils<br />

Ende Jahr einen 13. Monatslohn erhalten.<br />

Wie steht es um diesen Anspruch?<br />

Felix Kuster<br />

arbeitet beim<br />

Rechtsdienst<br />

des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Ich habe eine mündliche Zusage bekommen<br />

für eine Lehrstelle ab Sommer 2012. Jetzt<br />

muss auch ich noch sagen, ob ich die Lehrstelle<br />

möchte. <strong>Die</strong> Firma schickt mir dann<br />

eine schriftliche Bestätigung. Den Lehrvertrag<br />

werde ich aber erst im nächsten Jahr erhalten.<br />

Meine Kollegen, die schon eine Lehrstelle<br />

gefunden haben, sind bereits im Besitz<br />

des schriftlichen Vertrags. Muss ich Angst haben,<br />

dass die Firma mich dann doch nicht<br />

nimmt?<br />

Andrea Ruckstuhl<br />

ist Ressortleiter<br />

Jugend beim<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

In einem Konkurs entscheidet die Konkursverwaltung<br />

über die angemeldeten<br />

Forderungen und erstellt einen sogenannten<br />

Kollokationsplan. <strong>Die</strong>ser enthält eine<br />

Rangordnung, die sich nach Art. 219 SchKG<br />

(Bundesgesetz über Schuldbetreibung und<br />

Konkurs) richtet. Gemäss dieser Bestimmung<br />

werden aus den im Konkursverfahren<br />

angemeldeten Forderungen drei Gläubigerklassen<br />

gebildet, wobei mit dem<br />

Konkurserlös zuerst die Forderungen der<br />

Gläubiger der ersten Klasse gedeckt werden.<br />

Können alle Forderungen der Erstklassgläubiger<br />

befriedigt werden, kommen die<br />

Gläubiger der zweiten Klasse zum Zug, zuletzt<br />

die Gläubiger der dritten Klasse.<br />

<strong>Die</strong> Forderungen des Arbeitnehmers,<br />

die in den letzten sechs Monaten vor der<br />

Konkurseröffnung entstanden sind, werden<br />

der ersten Klasse zugeschrieben. Man nennt<br />

sie deshalb privilegierte Forderungen. <strong>Die</strong><br />

übrigen Forderungen des Arbeitnehmers<br />

sind der dritten Klasse zuzuordnen.<br />

Innerhalb der sechsmonatigen Frist vor<br />

der Konkurseröffnung sind in Ihrem Fall die<br />

Lohnforderungen für die Monate August<br />

und September entstanden. <strong>Die</strong>se sind deshalb<br />

in die erste Klasse aufzunehmen. Was<br />

den 13. Monatslohn anbelangt, geht man<br />

davon aus, dass mit jedem gearbeiteten<br />

Monat 1/12 des gesamten Anspruchs entsteht.<br />

Für Ihre Forderung bedeutet dies,<br />

dass innerhalb der sechsmonatigen Frist vor<br />

der Konkurseröffnung 6/12 des Anspruchs<br />

entstanden sind. <strong>Die</strong> entsprechende Lohnsumme<br />

wird der ersten Klasse zugerechnet.<br />

Der anteilmässige Anspruch am 13. Monatslohn<br />

für die Monate Januar bis März gehört<br />

hingegen in die 3. Klasse, da dieser vor Beginn<br />

der sechsmonatigen Frist entstanden<br />

ist.<br />

Üblicherweise erhält man den Vertrag<br />

entweder bereits bei der mündlichen Zusage<br />

im Betrieb oder unmittelbar danach per<br />

Post zugeschickt. Du bist jetzt zwar unter<br />

den Glücklichen, die eine Lehrstelle in Aussicht<br />

haben, aber du hast noch nichts Definitives<br />

in der Hand.<br />

Eine schriftliche Bestätigung ist zwar<br />

eine Absichtserklärung. Sie bestätigt den<br />

Willen des Betriebs, den Vertrag einzugehen.<br />

Aber mehr ist es nicht. Für alle dreioder<br />

vierjährigen Lehren gibt es in der<br />

<strong>Schweiz</strong> nämlich einen einheitlichen Lehrvertrag.<br />

<strong>Die</strong>ser muss von der Firma, der/dem<br />

Lernenden und der gesetzlichen Vertretung,<br />

also in den meisten Fällen von Mutter oder<br />

Vater unterschrieben werden. Schliesslich<br />

wird er vom kantonalen Berufsbildungsamt<br />

offiziell genehmigt. Dann gilt er.<br />

Warum also in deinem Fall nur eine<br />

schriftliche Bestätigung? Will sich da die<br />

Firma eine Hintertür offen lassen und sich<br />

zum Beispiel je nach Auftragslage oder<br />

finanzieller Situation kurzfristig noch zurückziehen?<br />

Vielleicht. Vielleicht gibt es<br />

aber auch einen viel einfacheren Grund.<br />

Darum empfehle ich dir, bei der Firma<br />

direkt nachzufragen. Sag am besten ganz<br />

offen, dass du dir Sorgen machst. Du hast<br />

nichts zu verlieren. Je nach Antwort weisst<br />

du dann, woran du bist. Entweder wird klar,<br />

dass die Firma es wirklich ernst meint und<br />

du die Stelle auf sicher hast. Oder dass du<br />

weitersuchen musst, damit du schliesslich<br />

nicht noch ohne Lehrstelle dastehst.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


40<br />

<strong>KV</strong> Aktuell<br />

Kultur geniessen und online einkaufen<br />

Neue Vergünstigungen: Pünktlich zur Vorweihnachtszeit<br />

haben wir unsere Angebotspalette<br />

für Sie weiter ausgebaut. Als <strong>KV</strong>-Mitglied<br />

profitieren Sie bei unseren neuen<br />

Partnern DAS Zelt und Shariando.com von<br />

attraktiven Vorzugstarifen.<br />

Das grösste <strong>Schweiz</strong>er Tourneetheater<br />

Bereits seit knapp zehn Jahren tourt DAS<br />

ZELT als mobile Theaterplattform durch die<br />

ganze <strong>Schweiz</strong>. <strong>Die</strong> Tournee 20<strong>11</strong> fand an<br />

insgesamt 16 Orten in allen drei Landesteilen<br />

statt und verzeichnete rund 200 000 Besuchende.<br />

Auf der Bühne standen <strong>Schweiz</strong>er<br />

Unterhaltungsgrössen wie Massimo<br />

Rocchi, das Duo Fischbach oder La Famiglia<br />

Dimitri. Auch im kommenden Jahr hält<br />

DAS ZELT wieder ein kunterbuntes Unterhaltungsprogramm<br />

bereit, das für jeden<br />

Geschmack etwas zu bieten hat.<br />

Dass wir DAS ZELT für eine Zusammenarbeit<br />

gewinnen konnten, freut uns sehr.<br />

Damit können wir Ihnen als <strong>KV</strong>-Mitglied im<br />

Bereich Unterhaltung/Kultur ein hochkarätiges<br />

Angebot bieten, bei dem Sie dank Ihrer<br />

Mitgliedschaft von exklusiven Vorzugstarifen<br />

profitieren: Sie erhalten auf<br />

ausgewählte Shows einen Rabatt von 20<br />

Prozent auf den Eintrittspreis.<br />

Lassen Sie ab und zu den Geschäftsalltag<br />

hinter sich und geniessen Sie unterhaltsame<br />

und entspannende Stunden im ZELT.<br />

So kommen Sie zu Ihrem persönlichen Aktionsticket:<br />

www.daszelt.ch/aktionen<br />

(Kennwort: <strong>KV</strong>2012)<br />

Und so funktioniert es: Registrieren Sie<br />

sich unter www.kv-ch.shariando.com und<br />

schon beim ersten Login können Sie auf alle<br />

Onlineshops zugreifen. Bei jedem Anbieter<br />

wird die Höhe des jeweiligen Cash-Backs<br />

direkt angezeigt. Nach erfolgreichem Einkauf<br />

bei einem dieser Shops wird Ihnen auf<br />

Ihrem Benutzerkonto der entsprechende<br />

Geldbetrag gutgeschrieben. <strong>Die</strong>sen kann<br />

man sich anschliessend auf das Bankkonto<br />

(oder via PayPal) auszahlen lassen.<br />

Wir freuen uns, Ihnen mit Shariando.<br />

com einen zeitgemässen und attraktiven<br />

Partner im Bereich Online-Shopping anbieten<br />

zu können. Das Angebot auf Shariando.<br />

com wird übrigens laufend ausgebaut.<br />

Marketing <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Onlineshopping mit Cash-Back<br />

Shariando.com ist das Online-Einkaufsportal<br />

exklusiv für Mitglieder von <strong>Schweiz</strong>er<br />

Verbänden. In über 100 Shops können Sie<br />

einfach und bequem Ihre Einkäufe erledigen.<br />

Das Beste dabei: Sie erhalten auf jeden<br />

Einkauf Geld zurück (Cash-Back).<br />

SektiONen<br />

RegiON BASel-stADt<br />

<strong>KV</strong> BASel<br />

Telefon 061 271 54 70<br />

Fax 061 272 24 41<br />

info@kvbasel.ch<br />

www.kvbasel.ch<br />

English Club<br />

All meetings will be held on Tuesdays<br />

at 8 pm at the <strong>KV</strong> building. For<br />

any suggestions contact Gaby Felix:<br />

phone 061 228 90 34 or Felix<br />

Schurter: phone 062 868 74 00<br />

Zieglerstrasse einige Schritte weiter<br />

in das alte «Stuckerhaus» an der<br />

Schlösslistrasse 29, gleich hinter<br />

dem heutigen Gebäude gezogen.<br />

<strong>Die</strong> Telefonnummern und alle<br />

E-Mail-Adressen bleiben unverändert.<br />

RegiON MittellAND<br />

<strong>KV</strong> AARgau West<br />

Telefon 062 837 65 15<br />

Fax 062 837 65 19<br />

info@kvagwest.ch<br />

www.kvagwest.ch<br />

Steuerseminar 2012<br />

Das «Steuerseminar» gibt kurz über<br />

Wichtiges zu den Steuern in Basel-<br />

Stadt und Basel-Landschaft Auskunft<br />

und bietet Gelegenheit, um<br />

Fragen zu stellen. Referenten:<br />

Martin Werdenberg und Anita Kunz,<br />

Steuerverwaltung Basel-Stadt sowie<br />

Erika Thommen, Steuerverwaltung<br />

Basel-Landschaft.<br />

Teil 1: Kurzreferat über Steuersystem,<br />

Steuerpflicht sowie Wichtiges<br />

zur Steuererklärung in den beiden<br />

Kantonen.<br />

Teil 2: Fragerunde.<br />

Kosten: CHF 30.– für <strong>KV</strong>-Mitglieder,<br />

CHF 80.– für Nichtmitglieder.<br />

<strong>Die</strong>nstag, 14. Februar im <strong>KV</strong> Basel,<br />

Aeschengraben 15, Saal 6. Stock,<br />

von 19 bis ca. 21 Uhr.<br />

Pensioniertengruppe<br />

Einladung zum gemütlichen Adventsnachmittag<br />

mit Zvieri. Mittwoch,<br />

7. Dezember um 14 Uhr, im <strong>KV</strong><br />

Basel, Saal (6. Stock)<br />

Kosten: <strong>KV</strong>-Mitglieder CHF 20.–,<br />

Nichtmitglieder CHF 40.–<br />

RegiON BeRN<br />

<strong>KV</strong> BeRN<br />

Telefon 031 390 60 30<br />

Fax 031 390 60 20<br />

info@kvbern.ch<br />

www.kvbern.ch<br />

Neue Adresse<br />

<strong>Die</strong> <strong>KV</strong>-Geschäftsstelle ist an einem<br />

neuen Standort. Wir sind von der<br />

Neue Adresse: Kaufmännischer Verband<br />

Bern, Schlösslistrasse 29,<br />

3008 Bern, Postfach 6976, 3001<br />

Bern.<br />

Vergünstigungen SBB<br />

<strong>Die</strong> SBB werden die Vergünstigung<br />

für verbilligte Gutscheine auf Ende<br />

2012 streichen. Beachten Sie bitte,<br />

dass wir den Rabatt von 5% letztmals<br />

für Bestellungen gewähren,<br />

die bis spätestens am 30. <strong>November</strong><br />

bei uns schriftlich eingehen.<br />

Für Bestellungen, die nach dem<br />

30. <strong>November</strong> eintreffen, erhalten<br />

Sie nur noch den Rabatt von 2,5%.<br />

<strong>Die</strong>se Regelung gilt bis Ende 2012.<br />

Danach entfällt die Vergünstigung<br />

ganz.<br />

Weihnachtsferien<br />

Das Sekretariat ist von Freitag, 23.<br />

Dezember bis Freitag, 6. Januar<br />

geschlossen.<br />

Vergünstigungen<br />

SBB-Gutscheine mit 5% Vergünstigung<br />

können bis zum 30. <strong>November</strong><br />

bestellt werden und müssen bis am<br />

15. Dezember bezahlt und abgeholt<br />

sein.<br />

Reka-Guthaben 20<strong>11</strong> sowie nicht abgeholte<br />

SBB-Gutscheine verfallen.<br />

Handelsschule <strong>KV</strong> Aarau<br />

Führungsakademie<br />

Telefon 062 837 97 29<br />

www.hkvaarau.ch<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


SektiONen<br />

Seminarangebot<br />

Jetzt die aktuelle Broschüre mit<br />

dem ansprechenden und breiten<br />

Seminarangebot 2012 bestellen.<br />

E-Mail an Marianne Wagner:<br />

m.wagner@hkvaarau.ch<br />

Seminar<br />

«Dipl. Mentalcoach» – Start:<br />

Basismodul, 28. April.<br />

Informationsanlässe: <strong>Die</strong>nstag,<br />

17. Januar oder Mittwoch, 7. März,<br />

um 18.30 h<br />

Infos: Marianne Wagner E-Mail:<br />

m.wagner@hkvaarau.ch<br />

<strong>KV</strong> BASellAND<br />

Telefon 061 926 70 10<br />

Fax 061 926 70 15<br />

info@kvbl.ch<br />

www.kvbl.ch<br />

Vergünstigungen SBB/Reka<br />

Letzter Bestelltermin für SBB-Gutscheine<br />

mit 5% Rabatt ist Mittwoch,<br />

30. <strong>November</strong> – der Versand erfolgt<br />

am 14./15. Dezember.<br />

Letzter Bestelltermin für Reka-<br />

Schecks ist Montag, 19. Dezember –<br />

der Versand erfolgt am 21./22. Dezember.<br />

Reka-Guthaben können<br />

nicht auf das nächste Jahr übertragen<br />

werden. Bis 22. Dezember nicht<br />

bezogene Guthaben verfallen ausnahmslos.<br />

<strong>KV</strong> SolothuRN<br />

Telefon 032 622 31 21<br />

Fax 032 622 31 56<br />

info@kvsolothurn.ch<br />

www.kvsolothurn.ch<br />

Senioren­gruppe<br />

<strong>Die</strong> Seniorinnen und Senioren treffen<br />

sich einmal im Monat zu einem<br />

Anlass mit anschliessendem gemütlichem<br />

Zusammensein. Infos: Kurt<br />

Müller, Telefon 032 622 23 43,<br />

Mobile 079 794 58 04, E-Mail:<br />

kurta.muellerhugi@bluewin.ch<br />

SFW Forum für Weiterbildung,<br />

Solothurn<br />

Telefon 032 624 90 50<br />

Fax 032 624 90 59<br />

info@sfw.ch<br />

www.sfw.ch<br />

Seminare<br />

> > «Briefe, E-Mail & Co.» mit Thomas<br />

Hilfiker; Mittwoch, 7. Dezember<br />

> > «<strong>Die</strong> Kunst der konstruktiven<br />

Kritik» mit Joachim Hoffmann;<br />

Freitag, 9. Dezember<br />

> > «Arbeitsplatzorganisation»<br />

mit Darya Haller; Montag,<br />

12. Dezember (1 Vormittag)<br />

> > «Gelassen und selbstbewusst –<br />

im Beruf und privat» mit Joachim<br />

Hoffmann; Freitag, 16. Dezember<br />

(2 Tage)<br />

> > «Outlook – Schaltzentrale Ihrer<br />

Arbeit» mit Willy Knüsel; <strong>Die</strong>nstag,<br />

17. Januar<br />

> > «Arbeitsplatzorganisation» mit<br />

Darya Haller; Freitag, 27. Januar<br />

(1 Vormittag)<br />

> > «Mit PEP an die Arbeit» mit Willy<br />

Knüsel; <strong>Die</strong>nstag, 31. Januar<br />

> > «Zielorientierte Mitarbeitergespräche»<br />

mit Peter Bösiger;<br />

Freitag, 24. Februar und<br />

12. März (2 Tage)<br />

> > «Effizienter arbeiten mit MS<br />

Word» mit Lilly Anselmetti;<br />

Mittwoch, 29. Februar<br />

> > «E-Mail Flut – kein Problem » mit<br />

Willy Knüsel; Donnerstag, 1. März<br />

> > «Gelassen und selbstbewusst –<br />

im Beruf und privat» mit Joachim<br />

Hoffmann; Freitag, 2. und 27. März<br />

(2 Tage)<br />

RegiON OstSCHWeiz<br />

<strong>KV</strong> Ost<br />

Telefon 071 274 36 50<br />

Fax 071 274 36 56<br />

info@kvost.ch<br />

www.kvost.ch<br />

Bewerbungscheck<br />

Ein perfektes Bewerbungsdossier<br />

steigert die Chancen auf dem<br />

Arbeitsmarkt. Der Kaufmännische<br />

Verband Ost bietet neu mit dem Bewerbungscheck<br />

Soforthilfe für Lehr-<br />

41<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


42<br />

SektiONen<br />

abgänger/innen und junge Berufsleute<br />

in Büro und Verkauf an.<br />

Fachpersonen prüfen das Bewerbungsdossier<br />

und geben Tipps<br />

zur Verbesserung.<br />

Anmeldung für das Einzelgespräch<br />

unter www.kvost.ch/Beratung/Laufbahnberatung<br />

Seminare<br />

Das Seminarprogramm 2012 ist<br />

eingetroffen und kann ab sofort<br />

über seminare@kvost.ch oder per<br />

Tel. 071 274 36 50 bestellt werden.<br />

Freizeitclub 60+<br />

Jahresabschluss-Essen im Aussichtsrestaurant<br />

Scheitlinsbüchel in<br />

St. Gallen; Mittwoch, 14. Dezember<br />

Weitere Infos: telefonisch, E-Mail:<br />

info@kvost.ch oder unter<br />

www.kvost.ch/Veranstaltungen/<br />

Freizeitclub<br />

CelARIS<br />

eine Schule des <strong>KV</strong> Ost und des<br />

SIB <strong>Schweiz</strong>erisches Institut für<br />

Betriebsökonomie Zürich<br />

Lehrgang<br />

«Personalassistent/in Zertifikatsprüfung»<br />

Start: Montag, 9. Januar<br />

Infoanlässe<br />

> > «Personalassistent/in Zertifikatsprüfung»;<br />

Mittwoch, 18. Januar<br />

> > «HR-Fachfrau / HR-Fachmann mit<br />

eidg. FA»; Mittwoch, 18. Januar<br />

> > «dipl. Leiter Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />

NDS HF»; Mittwoch, 8. Februar<br />

> > «Fachausweis Rechnungswesen»;<br />

Mittwoch, 8. Februar<br />

Weitere Infos: Telefon 071 272 66 00<br />

oder www.celaris.ch<br />

<strong>KV</strong>-Ost-Mitglieder erhalten<br />

Vergünstigungen!<br />

RegiON SüDOStSCHWeiz<br />

<strong>KV</strong> Chur<br />

Telefon 081 254 14 94<br />

kv-sks@spin.ch<br />

www.kvchur.ch<br />

Weiterbildung<br />

<strong>KV</strong> Chur Mitglieder erhalten 10%<br />

Rabatt für Seminare und Sprachkurse<br />

an der ibW Höhere Fachschule<br />

Südostschweiz. Infos: Daniela<br />

Heinz, Telefon 081 254 14 74<br />

RegiON ZentRAlSCHWeiz<br />

<strong>KV</strong> LuzeRN<br />

Telefon 041 210 20 44<br />

Fax 041 210 78 50<br />

info@kvluzern.ch<br />

www.kvluzern.ch<br />

Tagesseminare in Luzern<br />

> > «Protokollführung» mit Ignaz<br />

Wyss; Donnerstag, 1. Dezember<br />

> > «Mikropausen» mit Claude Weill,<br />

Montag, 27. Februar, 18 bis 21 h<br />

> > «Rechtliche Probleme rund um die<br />

Beendigung des Arbeitsverhältnisses»<br />

mit Claudia Eugster;<br />

<strong>Die</strong>nstag, 28. Februar, 8.30 bis<br />

12.30 h<br />

> > «Ablagemanagement» mit<br />

Fabienne Simmen; Montag,<br />

5. März, 8.30 bis 12.30 h<br />

> > «Powernapping über Mittag» mit<br />

Lars Sonderegger; <strong>Die</strong>nstag,<br />

6. und 13. März, 12.15 bis 13.45 h<br />

> > «Ihrer Stimme Kraft geben» mit<br />

Dana Stratil; Mittwoch, 7. März<br />

> > «Erfolgreich führen» mit Verena<br />

Portmann; Donnerstag und<br />

Freitag, 8. und 9. März<br />

> > «Weniger Stress – Mehr Lebensqualität»<br />

mit Evi Giannakopoulos;<br />

Donnerstag, 8. und 15. März,<br />

18 bis 20.30 h<br />

> > «Einführung in die Motivationspsychologie»<br />

mit Gabriela<br />

Straubinger; Mittwoch, 13. März<br />

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> > «Arbeitszeugnisse – Grundlagen»<br />

mit Edi Class; Freitag, 3. Februar<br />

> > «Selbstbewusst auftreten»<br />

mit Mona Ziegler; Mittwoch,<br />

8. Februar<br />

Abendseminar in Luzern<br />

«Wie ich das Qualifikationsverfahren<br />

erfolgreich bestehe!» mit Mona<br />

Ziegler; Montag, 6. Februar, 18 bis<br />

21.30 h<br />

RegiON<br />

ZüriCH-StADt<br />

<strong>KV</strong> ZüriCH<br />

Telefon 044 2<strong>11</strong> 33 22<br />

Fax 044 221 09 13<br />

info@kvz.ch<br />

www.kvz.ch<br />

Öffentliche Seminare<br />

Jeweils von 9 bis 17 Uhr, Ausnahmen<br />

werden speziell vermerkt. Weitere<br />

Informationen auf www.kvz.ch.<br />

> > «Mindmapping» mit Barbara<br />

Stauffer; Freitag, 27. Januar<br />

> > «Leben lernen live» mit Rolf Butz<br />

und Henry Goldmann; Donnerstag,<br />

23. Februar, 18 bis 20.30 h<br />

> > «Auftrittskompetenz» mit<br />

Susanne Mouret;<br />

Freitag, 24. Februar<br />

Cercle Français<br />

Notre cercle nous permet de cultiver<br />

le français littéraire et quotidien,<br />

d’approfondir le vocabulaire et la<br />

grammaire, d’apprendre davantage<br />

sur la France géographique, politique,<br />

culturelle et touristique. Toute<br />

personne intéressée à améliorer<br />

ou à entretenir «son français» est<br />

bienvenue dans notre cercle. Chaque<br />

mercredi 18.45 bis 20 h, <strong>KV</strong>Z,<br />

Kurierstube, Talackerstrasse 34,<br />

8001 Zurich. Contact: hugo.schnurrenberger@tele2.ch,<br />

ou erika.salzmann@gmx.ch,<br />

téléphone 044 462<br />

16 74<br />

Öffentliche Veranstaltung für<br />

Frauen<br />

Klug entscheiden mit Kopf und<br />

Bauch – Wer gute Entscheidungen<br />

trifft, hat mehr vom Leben. Das<br />

wichtigste Hilfsmittel hierzu ist der<br />

eigene Körper. Denn um kluge Entscheidungen<br />

im Alltag treffen zu<br />

können, braucht es mehr als einen<br />

klaren Kopf. Maja Storch, Diplom-<br />

Psychologin und Psychoanalytikerin,<br />

erklärt auf unterhaltsame und<br />

verständliche Art die wissenschaftliche<br />

Theorie und die praktischen<br />

Konsequenzen für den Alltag.<br />

Montag, 12. Dezember, 19 Uhr,<br />

Kaufleutensaal, Pelikanstrasse 18,<br />

8001 Zürich.<br />

Anmeldung an <strong>KV</strong> Zürich.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


FrauenNetz<br />

Grundsätzlich Ganzheitlich – Eine<br />

Fülle von Arzneimitteln stehen uns<br />

heute in der Apotheke zur Verfügung:<br />

von der Homöopathie über<br />

anthroposophische zur chinesischen<br />

Medizin sowie die Phytotherapie<br />

und klassische Schulmedizin.<br />

Welches Mittel ist nun das Richtige?<br />

<strong>Die</strong>ser Herausforderung stellt sich<br />

Elfi Seiler von der St. Peter Apotheke,<br />

Zürich. Mittwoch, 18. Januar,<br />

18.30 Uhr, Verbandshaus Kaufleuten,<br />

Talacker 34, 8001 Zürich.<br />

Anmeldung an <strong>KV</strong> Zürich.<br />

Tagesseminare<br />

> > «Effiziente Protokollführung» mit<br />

Daniel L. Ambühl, Praxis für Unternehmenskommunikation;<br />

<strong>Die</strong>nstag, 28. Februar<br />

> > «Mental- und Intuitionstraining<br />

(6. Sinn)» mit Thomas Frei, Mental-<br />

und Intuitionstrainer;<br />

Donnerstag, 1. März<br />

> > «Rhetorik – selbstbewusst und<br />

sicher auftreten» mit Mona Ziegler,<br />

Mentalcoach und Rhetoriktrainerin;<br />

<strong>Die</strong>nstag, 6. März<br />

PeRSONen im <strong>KV</strong><br />

Carmen Miracola, 41, Leiterin Sekretariat <strong>KV</strong> Solothurn<br />

43<br />

Ladies’ English Club<br />

All meetings will be held on<br />

Mondays at 6.45 p.m. in the Kurierstube,<br />

First Floor, Talacker 34,<br />

Kaufleuten Building, 8001 Zürich.<br />

Erika Weibel, Phone 044 362 96 13,<br />

www.raccourci.ch/ladies.<br />

Guests are welcome.<br />

Programme December<br />

> > 5 – Christmas Party<br />

No separate notice will be sent!<br />

> > 12 – Christmas Dinner at Restaurant<br />

Glogge-Egge, Glockenhof,<br />

Sihlstrasse 31, 8001 Zurich<br />

Men’s English Club<br />

Meetings held tuesdays at 7 pm unless<br />

otherwise indicated. Meeting<br />

Place: Talacker 54 (First Floor) –<br />

Kaufleuten Building – 8001 Zürich.<br />

Guests are most welcome.<br />

Web page: http://mec.ch.to<br />

Programme December<br />

6 – Tolstoy – the story of a bear<br />

13 – The Stone Spheres of Costa Rica<br />

16 – (Friday) Christmas Dinner<br />

Veteranen- und Senioren-<br />

Vereinigung, <strong>KV</strong>Z<br />

Einladung zur VSV-Jahresendfeier<br />

am Montag, 19. Dezember um<br />

14.30 Uhr im Kaufleutesaal, Zürich.<br />

(Anmeldung erforderlich)<br />

RegiON ZüriCH-lAND –<br />

SCHAFFHAusen<br />

<strong>KV</strong> SCHAFFHAusen<br />

Telefon 052 630 78 78<br />

Fax 052 630 78 77<br />

info@kv-sh.ch<br />

www.kv-sh.ch<br />

Sprachkurse und Seminare<br />

Angebote auf der Homepage<br />

igKG SH - Interessengemeinschaft<br />

kaufmännische Grundbildung<br />

«Update für <strong>KV</strong>-Lehrmeister und<br />

Ausbildungsbeauftragte»;<br />

Freitag, 2. Dezember, 8 bis 17 h<br />

Frauennetz<br />

«Besuch und Führung in der Stadtbibliothek<br />

Münsterplatz»:<br />

Donnerstag, 23. Februar<br />

Senioren Club Kaufleute<br />

«Wasser – Abwasser – Kanalsystem»:<br />

März (Datum folgt)<br />

<strong>KV</strong> Winterthur<br />

Telefon 052 269 09 09<br />

Fax 052 269 09 08<br />

info@kv-winterthur.ch<br />

www.kv-winterthur.ch<br />

Reka­guthaben<br />

Zur Erinnerung: Reka-Guthaben<br />

können nicht auf das nächste Jahr<br />

übertragen werden. Bis am<br />

23. Dezember nicht bezogene<br />

Guthaben verfallen ausnahmslos.<br />

Weihnachtsferien<br />

Unser Büro bleibt ab Freitag,<br />

23. Dezember ab 15.30 Uhr bis<br />

<strong>Die</strong>nstag, 3. Januar geschlossen.<br />

Seminare<br />

> > «Besser schreiben – pfiffig und<br />

stilsicher formulieren» mit<br />

Gabriela Baumgartner; Freitag,<br />

9. und 30. März<br />

> > «Schwierige Mitarbeitende –<br />

Herausforderung für Führung<br />

und Team» mit Felix Kobelt;<br />

Freitag 16. März<br />

Was machen Sie für den <strong>KV</strong>?<br />

Meine Hauptaufgabe als Sekretariatsleiterin<br />

beim <strong>KV</strong> Solothurn<br />

besteht in der Führung der Mitgliederverwaltung.<br />

Ich erfasse<br />

alle Mutationen, also Eintritte,<br />

Austritte und Adressänderungen.<br />

Daneben beantworte ich telefonische<br />

Anfragen und erledige den<br />

Mail-Verkehr. Zur Sekretariatsarbeit<br />

gehören auch der Verkauf von<br />

Reka-Checks und SBB-Gutscheinen<br />

sowie der Versand von Info-<br />

Schriften an unsere Mitglieder. In<br />

Zusammenarbeit mit dem <strong>KV</strong>-Vorstand<br />

organisieren wir für unsere<br />

Mitglieder Informationsveranstaltungen<br />

zu aktuellen Themen.<br />

Auch der Versand von Werbebriefen<br />

an alle Lernenden ist ein Teil<br />

meiner Tätigkeit.<br />

Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit<br />

am besten?<br />

Vor allem die Selbstständigkeit.<br />

Es ist immer spannend, was an<br />

meinen Bürotagen jeweils auf<br />

mich zukommt. Ich arbeite Teilzeit,<br />

und jeder Arbeitseinsatz hat<br />

seine eigene Dynamik. Ich schätze<br />

den Kontakt zu den Mitgliedern.<br />

Oft lerne ich sie sogar persönlich<br />

kennen. Freude bereitet mir die<br />

Arbeit im <strong>KV</strong>-Vorstand. Wir sind<br />

ein junges Team, das viele gute<br />

Ideen hat.<br />

Was haben Sie vorher gemacht?<br />

Nach der <strong>KV</strong>-Lehre absolvierte ich<br />

einen dreimonatigen Aufenthalt<br />

in einer Sprachschule in England.<br />

Im Anschluss habe ich in der Uhrenbranche<br />

gearbeitet, meist in<br />

Exportabteilungen. Nach rund 20<br />

Jahren fand ich es an der Zeit,<br />

Neues anzugehen; ich suchte<br />

eine neue Herausforderung. Zu<br />

diesem Zeitpunkt wurde diese<br />

Stelle frei. <strong>Die</strong>s erfuhr ich von<br />

meiner Schwägerin, die im Vorstand<br />

engagiert ist. Gereizt hat<br />

mich an dieser Stelle, dass ich dadurch<br />

im kaufmännischen Bereich<br />

immer auf dem Laufenden bin.<br />

Davon können dann vielleicht einmal<br />

meine Kinder profitieren.<br />

«Freude bereitet mir die Arbeit im <strong>KV</strong>-Vorstand.<br />

Wir sind ein junges Team, das gute Ideen hat.»<br />

Was ist Ihnen im Leben sonst<br />

noch wichtig?<br />

Mein Mann und meine acht- und<br />

elfjährigen Kinder. Dann auch<br />

meine Eltern und Geschwister. Ich<br />

gebe viel auf ein harmonisches Familienleben.<br />

Zudem liebe ich unser<br />

Haus und den Garten – für Ersteres<br />

sind mein Mann und ich<br />

zuständig, um letzteren kümmert<br />

sich nur mein Mann. Wichtig ist mir<br />

weiter, gute Freunde zu haben und<br />

diese Freundschaften pflegen zu<br />

können. Mit grösstem Vergnügen<br />

unternehme ich mit meiner Familie<br />

kurze Reisen. Oft zieht es uns in<br />

Richtung Heimat: Ich komme aus<br />

Neapel, mein Mann aus Sizilien.<br />

Aber wir lernen auch gerne andere<br />

Regionen Italiens kennen.<br />

Über wen im Verband möchten<br />

Sie mehr wissen?<br />

Über Christine Mangold, Geschäftsführerin<br />

<strong>KV</strong> Baselland.<br />

Sie wird in der nächsten Ausgabe vorgestellt<br />

(die Red.).<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


SektiONen<br />

ImpreSSum<br />

44<br />

> > «Effiziente Protokollführung» mit<br />

Daniel L. Ambühl;<br />

Donnerstag 22. März<br />

<strong>KV</strong> BildungsgruPPe<br />

SCHWeiz AG<br />

Telefon 079 388 53 40<br />

peter.rueegger@kvbildung.ch<br />

www.kvbildung.ch<br />

Facebook: <strong>KV</strong> Bildungsgruppe<br />

<strong>Schweiz</strong><br />

Standorte<br />

Aarau, Baden, Basel, Bern, Luzern,<br />

Winterthur, Zürich. Über 100 verschiedene<br />

Lehrgänge auf der Informations-<br />

und Buchungsplattform<br />

www.kvbildung.ch. Neu in der Gruppe<br />

ist das zB. Zentrum Bildung –<br />

Wirtschaftsschule <strong>KV</strong> Baden.<br />

Infoveranstaltungen<br />

Auf www.kvbildung.ch oder<br />

entsprechende Schulwebsite.<br />

Aktuelle Angebote<br />

> > Aarau: Siehe Einträge bei «Region<br />

Mittelland, Aargau West»<br />

> > Baden: Neue Kurse; «Gesundheitsmanagement<br />

für Führungskräfte»<br />

und «Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

für HR<br />

Management» mit Michelle Hofmann;<br />

Montag, 16. Januar, Donnerstag,<br />

19. Januar, Montag, 23.<br />

Januar und Donnerstag, 26. Januar.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

unter<br />

www.zentrumbildung.ch.<br />

> > Basel: Wer verdient im Internet<br />

wie Geld? Wie werden User-Daten<br />

gesammelt und was kann das für<br />

Nutzerinnen und Nutzer bedeuten?<br />

In individuellen Seminaren<br />

erfahren Personalverantwortliche<br />

und weitere Interessierte, wie die<br />

«andere» Seite des Internets funktioniert.<br />

Details: www.dermarc.ch<br />

> > Bern: Im neuen Bildungsgang<br />

«Business Coach» entwickeln Sie<br />

eine professionelle Coachinghaltung<br />

und erweitern Ihre Methoden,<br />

um Coaching in der täglichen<br />

Arbeit einzusetzen und Menschen<br />

in herausfordernden Situationen<br />

gewinnbringend zu begleiten.<br />

Beginn: Freitag, 19. Oktober<br />

> > Luzern: <strong>Die</strong> Weiterbildungspalette<br />

der <strong>KV</strong> Luzern Berufsakademie<br />

wird in attraktivem Format und leserfreundlichem<br />

Aufbau vorgestellt.<br />

Bestellen Sie jetzt Ihr Exemplar<br />

des neuen Katalogs<br />

«Karriere»: www.kvlu.ch<br />

> > Winterthur: Unser privater Träger,<br />

der Kaufmännische Verband Winterthur,<br />

fördert mit eigenen Seminarangeboten<br />

die Fähigkeit seiner<br />

Mitglieder, sich vorausschauend<br />

den Herausforderungen der heutigen<br />

Berufswelt zu stellen. Details:<br />

www.kv-winterthur.ch<br />

> > Zürich: Neu mit gratis iPhone App.<br />

Wie steht es um Ihre Fremdsprachenkenntnisse?<br />

Liegen Ihre Interessen<br />

und Neigungen bei Finanzdienstleistungen,<br />

HR, Informatik,<br />

Leadership, Marketing/Verkauf,<br />

Organisation, Projektmanagement<br />

oder Rechnungswesen? Unser App<br />

bringt Sie weiter: Jetzt im iTunes<br />

Store mit dem Suchbegriff<br />

«Selbsttest» oder «<strong>KV</strong> Zürich»<br />

Angebotsvergleiche und Lehrgangsdaten<br />

auf www.kvbildung.ch.<br />

Besuchen Sie die <strong>KV</strong> Bildungsgruppe<br />

<strong>Schweiz</strong> auch auf Facebook.<br />

SIB SCHWeizeriSCHes<br />

iNStitut für BetrieBS-<br />

ÖKONOMie<br />

Telefon 043 322 26 66<br />

Fax 043 322 26 51<br />

info@sib.ch<br />

www.sib.ch<br />

Öffentliche Seminare<br />

Beginn jeweils um 18 h<br />

> > «Karriere und Umgangsformen»<br />

mit Praline E. Kubli-Adunka; Donnerstag,<br />

1. Dezember<br />

> > «Protokollführung» mit Matthias<br />

Frey; <strong>Die</strong>nstag, 6. Dezember<br />

> > «Berufliche Vorsorge und Pensionskassen»<br />

mit Bruno Ern; <strong>Die</strong>nstag<br />

und Mittwoch, 6. und 7. Dezember<br />

> > «Führungsworkshop für neue<br />

Führungskräfte» mit Stephan<br />

Kissling; Mittwoch und Donnerstag,<br />

7. und 8. Dezember<br />

> > «Sich selber besser verkaufen»<br />

mit Ellen M. Schaad; Donnerstag,<br />

8. Dezember<br />

> > «Verhandlungs- und Verkaufstechnik»<br />

mit Jacqueline Steffen; Montag,<br />

12. Dezember<br />

> > «Perfekte Briefe schreiben» mit<br />

Angelika Ramer; <strong>Die</strong>nstag und<br />

Mittwoch, 13. und 14. Dezember<br />

> > «Sitzungen leiten» mit Matthias<br />

Frey; Mittwoch, 14. Dezember<br />

Infoveranstaltungen<br />

Beginn jeweils um 18 h<br />

> > «Dipl. Controller/in NDS HF»;<br />

Montag, 12. Dezember<br />

> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />

HF»; Montag, 12. Dezember<br />

> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />

Mittwoch, 14. Dezember<br />

> > «Dipl. Leiter/in Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />

NDS HF»; Donnerstag,<br />

15. Dezember<br />

> > «Dipl. Personalleiter/in NDS HF»;<br />

Donnerstag, 15. Dezember<br />

> > «Dipl. Business Engineer NDS<br />

HF»; Mittwoch, <strong>11</strong>. Januar<br />

> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />

HF»; Montag, 16. Januar<br />

> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />

<strong>Die</strong>nstag, 17. Januar<br />

> > «Dipl. Controller/in NDS HF»;<br />

<strong>Die</strong>nstag, 17. Januar<br />

> > «Dipl. Leiter/in Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />

NDS HF»; Mittwoch, 18. Januar<br />

> > «Dipl. Personalleiter/in NDS HF»;<br />

Mittwoch, 18. Januar<br />

> > «Management-Diplom SIB»;<br />

Mittwoch, 25. Januar<br />

Studiengänge<br />

> > «Management Diplom SIB»;<br />

Beginn März<br />

> > «Dipl. Leiter/in Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />

NDS HF»; Beginn April<br />

> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />

HF»; Beginn April<br />

> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />

Beginn April<br />

> > «Dipl. Schulverwaltungsleiter/in<br />

SIB/VPZS»; Beginn Mai<br />

> > «Certified Online Marketing Expert<br />

bsw/SIB»; Beginn Mai<br />

> > «Dipl. Personalleiter/in NDS HF»;<br />

Beginn August<br />

> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />

HF»; Beginn Oktober<br />

> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />

Beginn Oktober<br />

> > «Certified Innovation Manager<br />

SIB»; Beginn Oktober<br />

<strong>KV</strong>-Mitglieder erhalten eine<br />

Ermässigung!<br />

<strong>Nr</strong>.<strong>11</strong> – <strong>November</strong> 20<strong>11</strong><br />

ISSN 1424-5345<br />

Herausgeber<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Telefon 044 283 45 45<br />

www.kvschweiz.ch<br />

Verlagsleitung<br />

Ingo Boltshauser (ibo),<br />

ingo.boltshauser@kvschweiz.ch<br />

Redaktion<br />

Therese Jäggi (tj)<br />

therese.jaeggi@kvschweiz.ch<br />

Andrea Mašek (ajm)<br />

andrea.masek@kvschweiz.ch<br />

Rolf Murbach (mur)<br />

rolf.murbach@kvschweiz.ch<br />

Redaktionsadresse<br />

Kaufmännischer Verband <strong>Schweiz</strong><br />

Context<br />

Hans-Huber-Strasse 4<br />

Postfach 1853, 8027 Zürich<br />

Telefon 044 283 45 33<br />

context@kvschweiz.ch<br />

www.context.ch<br />

Sekretariat: Andrea Stoop<br />

Bildnachweise<br />

S. 9: zvg.; S. 10: AP Photo/Matt Dunham/<br />

Keystone; S. 13/17: zvg.; S. 19: Tomas Wuethrich/<br />

Pixsil; S. 20/23: zvg.; S. 21: Gaetan Bally/<br />

Keystone; S. 25: Karl-Josef Hildenbrand/<br />

Keystone/DPA; S. 26: Martin Ruetschi/<br />

Keystone; S. 27: zvg.; S. 28: Context/Marion<br />

Nitsch; Portraits S. 29–32: zvg.; S. 43: zvg.<br />

Adressänderungen<br />

<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Mitgliederadministration<br />

Telefon 044 283 45 30<br />

mitgliederadmin@kvschweiz.ch<br />

oder im Mitgliederbereich:<br />

www.kvschweiz.ch/login<br />

Erscheinungsweise<br />

Monatlich (<strong>11</strong> Ausgaben)<br />

<strong>11</strong>5. Jahrgang<br />

Auflage: 45 307 Exemplare<br />

(WEMF-beglaubigt 20<strong>11</strong>)<br />

Abonnemente<br />

12 Monate CHF 48.–<br />

Anzeigen<br />

Creative Media GmbH<br />

Zürichstrasse 135<br />

8910 Affoltern am Albis ZH<br />

Telefon 043 322 60 30<br />

context@c-media.ch<br />

Druckerei<br />

Vogt-Schild Druck AG<br />

4552 Derendingen<br />

Konzeption, Layout, Druckvorstufe<br />

Partner & Partner AG<br />

8400 Winterthur<br />

www.partner-partner.com<br />

Context bekennt sich zum «Code of Conduct»<br />

der <strong>Schweiz</strong>er Presse. Werbung und<br />

redaktioneller Teil sind klar getrennt.<br />

Context wurde vom Verband<br />

SCHWEIZER PRESSE für das Jahr<br />

2010 mit dem Gütesiegel<br />

«Q-Publikation» ausgezeichnet.<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


äTSel<br />

Tal<br />

Fluss<br />

Berg<br />

Stadt<br />

Kapelle<br />

Dorf<br />

See<br />

Region<br />

Pass<br />

45<br />

<strong>Die</strong> Kapelle<br />

Vielleicht wissen Sie noch nicht, wohin Ihr nächster Ausflug<br />

führen soll. Wir hätten da einen interessanten Tipp. Wohin es geht,<br />

müssen Sie allerdings selber herausfinden. Wenn Sie uns die<br />

Lösung schicken, nehmen Sie an der Verlosung von drei Tageskarten<br />

der SBB (gültig mit Halbtax) im Wert von CHF 64.– teil.<br />

3 SBB-Tageskarten<br />

zu gewinnen!<br />

Eine wunderbare Landschaft. Im Herbst<br />

sind die Laubbäume in den Hängen golden,<br />

es scheint zu glühen. <strong>Die</strong> Aussicht<br />

von der Terrasse der kleinen Gaststätte,<br />

wo wir sitzen, ist lieblich und grossartig<br />

zugleich. Man sieht weit ins Tal hinauf,<br />

von dem wiederum viele kleine Täler abzweigen.<br />

Rechts und nicht weit erkennt<br />

man den Pizzin, in der Ferne den Monte<br />

Rosa, und wenn der Blick auf die andere<br />

Talseite schwenkt, so staunt man über das<br />

kleine Dorf, das einsam auf einem Hügel<br />

liegt. Ein paar Häuser, eine Kirche. Eine<br />

Seilbahn führt steil hinauf.<br />

Eigentlich wollten wir dahin. Wir kamen<br />

von einem Ort am See. <strong>Die</strong> Stadt ist<br />

bekannt für ihren grossen Platz, und man<br />

denkt hier gerne an Leoparden. Wir entschieden<br />

uns für dieses sich lang hinziehende<br />

Tal, das nach Italien führt, machten<br />

zuerst Halt in einem kleinen Dorf, wo<br />

sich viele junge Leute tummelten. Sie wollen<br />

alle Schauspieler, Gaukler, Clowns<br />

und Bewegungskünstler werden. Es war<br />

gerade Tag der offenen Tür und so sahen<br />

wir unverhofft eine Aufführung. In einer<br />

Palestra gab ein Mann am Schlagzeug<br />

den Takt. <strong>Die</strong> jungen Leute bewegten sich<br />

zu den Rhythmen und erzählten mit ihren<br />

Körpern Geschichten.<br />

Dann gings also weiter, wir waren mit<br />

dem Auto unterwegs. <strong>Die</strong> Strasse schlängelte<br />

sich talaufwärts. Ab und zu überquerten<br />

wir die Geleise der Bahn, die<br />

durch hundert Täler fährt. Nach etwa<br />

zwanzig Minuten kamen wir zu einer Art<br />

Mini-Verkehrsknotenpunkt: ein kleiner,<br />

einsamer Bahnhof und zwei Bergbahntalstationen.<br />

<strong>Die</strong> Fahrt zum besagten<br />

Dorf hatten wir knapp verpasst, also entschieden<br />

wir uns für die Alternative und<br />

schon sassen wir in den knallgelben Vierergondeln<br />

und schwebten in die Höhe.<br />

Oben angekommen fanden wir einen<br />

idealen Ausgangspunkt für kürzere und<br />

längere Wanderungen: weiter hinauf zu<br />

einem Monte oder auf alten Säumerpfaden<br />

in Täler oder eine Rundtour über<br />

Wiesen, durch Wälder, vorbei an herausgeputzten<br />

Rustici und Bächen. Wir entschieden<br />

uns für den Rundweg und<br />

machten, kurz bevor wir zur Kapelle kamen,<br />

einen Abstecher ins Hochmoor. Fast<br />

magisch war hier das Herbstlicht. Wären<br />

wir weiter gelaufen, steil hinunter, wir<br />

hätten ein Tal erreicht und später ein Dorf.<br />

Hier spielt Max Frischs Erzählung «Der<br />

Mensch erscheint im Holozän».<br />

Nun bogen wir rechts ab und kamen<br />

nach einer Senkung zu einer kleinen romanischen<br />

Kapelle. Wir waren sehr überrascht,<br />

hier einen Ort der Stille zu finden.<br />

Es war fast unwirklich, ein Ort wie aus einer<br />

fernen Zeit. Später, als wir in dem besagten<br />

Garten sassen und die hausgemachte<br />

Torta di pane assen, ins Tal und<br />

eben zum gegenüberliegenden einsamen<br />

Dorf blickten, sprachen wir nochmals<br />

über die Kapelle, wie schön sie sei. mur<br />

Wie heisst die Kapelle?<br />

Schicken, faxen oder mailen Sie das<br />

Lösungswort bis spätestens 06.12.20<strong>11</strong> an:<br />

Redaktion Context<br />

Postfach 1853, 8027 Zürich<br />

Fax 044 201 50 95<br />

raetsel@kvschweiz.ch<br />

Gewinnerin des letzten Georätsels<br />

(einer Übernachtung für zwei Personen):<br />

Nicole Roser-Bernath, Basel<br />

Lösungswort <strong>Nr</strong>. 10: Birrwil<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


46<br />

cartoon<br />

context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>


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<strong>Die</strong> besten shows on tour 2012<br />

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07.12.20<strong>11</strong> – 07.01.2012<br />

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27.01. – <strong>11</strong>.02.2012<br />

Lausanne<br />

18.02. – 25.02.2012<br />

Lachen sZ<br />

03.03. – 13.03.2012<br />

Zürich<br />

20.03. – 19.04.2012<br />

Lugano<br />

26.04. – 28.04.2012<br />

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