Nr. 11 / November 2011 - Die Pause (PDF, 5016 kb) - KV Schweiz
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Nr. 11 / November 2011 - Die Pause (PDF, 5016 kb) - KV Schweiz
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28. <strong>11</strong>. 20<strong>11</strong><br />
Heft <strong>11</strong><br />
Das Magazin für Bildung und Beruf<br />
Daniel Jositsch<br />
Welche Ziele dem neuen<br />
<strong>KV</strong>-Präsidenten wichtig sind<br />
<strong>Pause</strong><br />
Wer die Arbeit unterbrechen<br />
darf und wer nicht<br />
Aufstieg<br />
Wie praktisch die höhere<br />
Berufsbildung ist
Nach einem Unfall am Arbeitsplatz leidet<br />
auch Ihr bester Freund.<br />
Stoppen Sie bei Gefahr die Arbeit. Auch Ihren Freunden zuliebe. Keine Arbeit ist so wichtig,<br />
dass man dafür sein Leben riskiert. Beachten Sie deshalb die lebenswichtigen Regeln der Suva zur<br />
Unfallverhütung. Denn alle haben das Recht, nach der Arbeit gesund nach Hause zu kommen.<br />
www.suva.ch
Editorial<br />
Inhalt<br />
Im Büro Taipeh, Taiwan 5<br />
Unbürokratisch 6<br />
Leserbriefe, <strong>KV</strong> in den Medien, Webrating 7<br />
Politik und Wirtschaft 8<br />
«Ich bin dann mal weg» – das Buch des<br />
deutschen Entertainers und Komikers<br />
Hape Kerkeling habe ich mit grossem Interesse<br />
und mit Begeisterung gelesen. Da<br />
macht sich einer auf den Jakobsweg, dem<br />
ich eine solche Art der <strong>Pause</strong> oder des temporären<br />
Aussteigens nicht wirklich zugetraut<br />
hätte. Ganz besonders gefällt mir der<br />
Titel «Ich bin dann mal weg». Da nimmt<br />
sich einer die Freiheit, für eine kurze oder<br />
auch längere Zeit weg zu sein – nicht erreichbar<br />
und frei von den täglichen beruflichen<br />
und privaten Herausforderungen.<br />
<strong>Die</strong> deutsche Psychoanalytikerin<br />
Maja Storch beschreibt in ihrem Buch<br />
«<strong>Die</strong> Mañana-Kompetenz» die Entspannung<br />
als Schlüssel zum Erfolg. Im letzten<br />
Februar hatte ich die Möglichkeit, durch<br />
ein sehr anregendes Referat von Maja<br />
Storch an der Tagung «Zukunft der Arbeit»<br />
des <strong>KV</strong> Zürich und des <strong>KV</strong> Bern meine persönlichen<br />
Schlüssel-Orte oder Schlüssel-<br />
Momente für die Entspannung zu suchen.<br />
Entspannen, <strong>Pause</strong> machen, Ausgleich<br />
finden zu all den beruflichen Herausforderungen<br />
ist von grösster Bedeutung.<br />
Bewusst <strong>Pause</strong>n einzulegen ist<br />
gerade in einem Umfeld von ständiger Erreichbarkeit<br />
sehr wichtig.<br />
<strong>Die</strong> Betriebskultur ist in Fragen der<br />
<strong>Pause</strong>ngestaltung und der Wertung von<br />
<strong>Pause</strong>n entscheidend. Ist es betriebsüblich<br />
und normal, dass alle regelmässig<br />
Überstunden generieren und auch noch<br />
an den Wochenenden ihre Mails abarbeiten?<br />
Wird jemand schräg angeschaut, der<br />
sich regelmässig die Freiheit nimmt, eine<br />
kurze <strong>Pause</strong> einzulegen? Oder schaut der<br />
Betrieb, dass seine Mitarbeitenden die<br />
Möglichkeit haben, Arbeit und Freizeit in<br />
ein gesundes und sinnvolles Mass zu<br />
bringen? Lesen Sie ab Seite 18 unser Dossier<br />
zum Thema <strong>Pause</strong>.<br />
Auftakt Mindestzinssatz/Swissmem-Umfrage/Buchtipp/Swica<br />
Kolumne Von Claude Meier 9<br />
Compliance Wie Unternehmen ihre Regeln einhalten 10<br />
Führung Aus- und Weiterbildungen sind wichtig 12<br />
Monatsinterview Daniel Jositsch über die Perspektiven des Verbands 14<br />
Dossier <strong>Pause</strong> 18<br />
Von der Mikro-Unterbrechung zur Auszeit<br />
Babypause Herausfordernder Wiedereinstieg 20<br />
Sabbatical Abschalten und neu auftanken 23<br />
Powernapping Neue Energie dank Kurzschlaf 25<br />
Beruf und Bildung 26<br />
Auftakt Ausstellung Kommunikation/Buchtipp/Prävention<br />
Kolumne Von Stefanie Grob 27<br />
Höhere Berufsbildung Absolventen geben Tipps 28<br />
Leben Thuy Thuy Anh Huynh-Le, ausgezeichnet für Weiterbildung 34<br />
Ratgeber Büroalltag/Bildung/Recht/Jugend 38<br />
<strong>KV</strong>-Aktuell/Sektionen Veranstaltungen und Informationen/Personen im <strong>KV</strong> 40<br />
Impressum 44<br />
Rätsel SBB-Tageskarten zu gewinnen 45<br />
Cartoon Von Ruedi Widmer 46<br />
Peter Kyburz – Generalsekretär des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
peter.kyburz@kvschweiz.ch<br />
Titelbild: <strong>Pause</strong> auf der NEAT-Baustelle bei Faido, 27.Juli 2010 (Roland Schmid/Pixsil)<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Bachelor of Science<br />
in Business Administration<br />
Im St.Galler Betriebsökonomie-Studium wirst du auf deinem Weg begleitet und lernst in einer unserer Studienrichtungen<br />
General Management, International Management oder Wirtschaftsinformatik deine Fähigkeiten anzuwenden.<br />
Praxisprojekte in namhaften Unternehmen wie Siemens, Sulzer AG oder LGT Bank in Liechtenstein<br />
wappnen dich für den zukünftigen Berufsalltag.<br />
Informationsanlass – Dein erster Schritt zum Bachelor!<br />
<strong>11</strong>. Januar 2012 um 19.00 Uhr, Kreuzbleicheweg 4, KBZ St.Gallen (Aula)<br />
28. Februar 2012 um 19.00 Uhr, BZW in Weinfelden<br />
FHS St.Gallen, Lehre Wirtschaft, Tel. +41 71 274 36 40, wi@fhsg.ch, www.fhsg.ch/betriebsoekonomie<br />
FHO Fachhochschule Ostschweiz www.fhsg.ch
Im Büro<br />
5<br />
Taipeh, Taiwan<br />
Tina Yang arbeitet seit viereinhalb Jahren<br />
in der Verwaltung des Kosmetikartikelund<br />
Pharma-Produzenten Maywufa.<br />
Interview und Fotos Klaus Bardenhagen<br />
Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?<br />
Ich wollte ursprünglich Lehrerin werden,<br />
weil man da viel zu sagen hat und Respekt<br />
geniesst. Oder Krankenschwester,<br />
weil die ein grosses Fachwissen haben.<br />
Welchen Beruf üben Ihr Vater und Ihre<br />
Mutter aus?<br />
Meine Mutter ist Hausfrau. Mein Vater<br />
war Klempner- und Elektrikermeister,<br />
aber er ist schon im Ruhestand.<br />
Was arbeiten Sie?<br />
Ich gebe die täglichen Bestellungen<br />
ins System ein. Ausserdem kümmere ich<br />
mich um Zahlungsanträge und offene<br />
Rechnungen.<br />
Welche Ausbildung haben Sie gemacht?<br />
Nach zwölf Jahren Schule habe ich bei<br />
einem Medizinartikel-Hersteller in der<br />
Buchhaltung gearbeitet und gleichzeitig<br />
drei Jahre lang die Abendschule besucht,<br />
weil ich eine bessere Fachausbildung<br />
wollte. Nun habe ich einen Abschluss in<br />
internationalem Handel.<br />
Was produziert Ihre Firma?<br />
Ausser Kosmetik und Haarpflege-Produkten<br />
stellen wir auch Diabetes-Medikamente<br />
und Mittel gegen Magen-Darm-<br />
Beschwerden her. Wir haben knapp 300<br />
Mitarbeiter. Unsere Fabrik liegt etwa eine<br />
Stunde von Taipeh entfernt.<br />
Wie lange brauchen Sie von Ihrem<br />
Wohn- zu Ihrem Arbeitsort?<br />
Mit dem Bus von unserer Wohnung,<br />
die in einem Aussenbezirk liegt, zum<br />
Büro in die Innenstadt etwa 40 Minuten.<br />
Welche Qualitäten sind in Ihrem Beruf<br />
gefragt?<br />
Ich muss Daten schnell eingeben, mit<br />
unseren Produkten vertraut sein und dabei<br />
gewissenhaft und exakt arbeiten.<br />
Woran stören Sie sich in Ihrem Beruf?<br />
Unnötige Konferenzen, bei denen<br />
kein Ergebnis herauskommt, kann ich<br />
nicht ausstehen.<br />
Wie viele Stunden pro Woche arbeiten Sie?<br />
40 Stunden. Anders als viele Angestellte<br />
in Taiwan muss ich zum Glück<br />
keine Überstunden machen. <strong>Die</strong> würden<br />
nicht bezahlt, sondern mit Freizeit abgegolten.<br />
Aber das Prozedere ist sehr umständlich,<br />
deshalb ist es mir so lieber.<br />
Wie oft machen Sie Ferien?<br />
Nach vier Jahren in der Firma bekomme<br />
ich nun endlich zehn Tage Urlaub.<br />
Das reicht, um zweimal pro Jahr drei Tage<br />
innerhalb von Taiwan zu verreisen. In<br />
meinem ersten Jahr in der Firma hatte ich<br />
gar keinen Urlaub, danach zunächst nur<br />
sieben Tage.<br />
Wie viel verdienen Sie pro Jahr?<br />
Umgerecht etwa zehn- bis zwölftausend<br />
Franken.<br />
Können Sie Geld auf die Seite legen?<br />
Mit unserem zweijährigen Sohn ist<br />
das jetzt nicht mehr möglich.<br />
Wie viele Personen müssen von Ihrem<br />
Einkommen leben?<br />
Ausser unserem Sohn leben bei uns<br />
noch meine Schwiegermutter und ein<br />
arbeitsloser Schwager. Und vorübergehend<br />
meine Schwägerin, die gerade ein<br />
Kind zur Welt gebracht und dafür ihre<br />
Stelle gekündigt hat.<br />
Sind Sie gegen Krankheit versichert?<br />
Für unsere staatliche allgemeine Krankenversicherung<br />
zahle ich pro Monat 22<br />
Franken. Das finde ich ganz schön teuer!<br />
Haben Sie eine Altersvorsorge?<br />
Ich habe eine Lebensversicherung<br />
und ein paar Fondsanteile.<br />
Was möchten Sie beruflich noch erreichen?<br />
Eigentlich nichts. Nur ein bisschen<br />
mehr Gehalt wünsche ich mir.<br />
Reden Sie mit Ihrem Partner über die<br />
Arbeit?<br />
Ja, über das Gute und das Schlechte,<br />
alles muss er sich anhören.<br />
Stec<strong>kb</strong>rief Taiwan<br />
Taipeh liegt im Norden der Insel. Im<br />
Ballungsgebiet der Hauptstadt leben<br />
insgesamt 6–7 Millionen Menschen.<br />
Einwohner Mehr als 23 Millionen<br />
Einwohner bedeuten für Taiwan die<br />
zweithöchste Bevölkerungsdichte<br />
aller Flächenstaaten nach Bangladesch.<br />
Fast alle leben auf der Küstenebene<br />
im Westen der Insel.<br />
Arbeitslosenquote 4,3%, viel höher<br />
als in Taiwans goldenen 1980er- und<br />
90er-Jahren<br />
Durchschnittseinkommen umgerechnet<br />
1200 Franken pro Monat<br />
Gewerkschaftlicher Organisationsgrad<br />
38%<br />
Wichtigste Exportartikel Elektronikprodukte<br />
(z.B. Notebooks, Speicherchips,<br />
Mobiltelefone), Optoindustrie<br />
(u.a. Displays), Maschinen, Kunststoffteile,<br />
Chemikalien<br />
Stec<strong>kb</strong>rief Person<br />
Name Tina Yang<br />
Alter 31<br />
Zivilstand verheiratet<br />
Wohnform lebt mit Mann, Sohn,<br />
Schwieger mutter, Schwager und<br />
Schwägerin in einer <strong>11</strong>5-Quadratmeter-Wohnung<br />
Wohnort Xinzhuang, eine Vorstadt von<br />
Taipeh<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
6<br />
UnbÜrokratisch<br />
Samichlaus René Berset und Schmutzli Jean-Marc Berset der Nikolaus-Gesellschaft Bülach geben Bestellungen auf. Foto: Atelier MFM/Ex-Press<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Leserbriefe<br />
«Context ist gut und ich lese die Zeitschrift<br />
meistens von A bis Z.» Hans Forrer, Guayaquil, Ecuador<br />
context 10 – 20<strong>11</strong><br />
«Vorsorgedampfer steuert auf Eisberg zu»<br />
Dass sich bei der Kontroverse um die Pensionskassen<br />
kein Experte getraut, in der<br />
<strong>KV</strong>-Zeitschrift die für schlechte Zeiten<br />
schon wiederholt propagierten Kürzungen<br />
von laufenden PK-Renten offen zu<br />
vertreten, war zu erwarten. Oder meint<br />
Wirtschaftsprofessor Martin Janssen mit<br />
«<strong>Die</strong> viel zu hohen Renten der Vergangenheit<br />
vergessen,…» eine erste von ihm formulierte<br />
Massnahme, um den Vorsorgedampfer<br />
wieder in Fahrt zu bringen, etwa<br />
doch Rentenkürzungen? Solche wären<br />
nicht bloss ein Tabu- sondern ein Vertragsbruch<br />
und mit unserem Rechtsverständnis<br />
niemals zu vereinbaren. Schliesslich<br />
hat ein Arbeitnehmer (mit gütiger Mithilfe<br />
des Arbeitgebers) bis zur Pensionierung<br />
seine Leistungen erfüllt. Dann wird<br />
beim Kapitaldeckungsverfahren aus dem<br />
individuell angesparten Alterskapital mit<br />
dem aktuellen und jetzt wieder heiss diskutierten<br />
Umwandlungssatz die Rente berechnet<br />
– und die Pensionskasse hat nun<br />
ihre vertraglichen Leistungen zu erbringen,<br />
d.h. bis zu seinem Lebensende (mindestens)<br />
die damals zugesagte Rente – wie<br />
bei einer Leibrente einer Versicherung –<br />
auszuzahlen. PK-Versicherte und ‐Vertreter,<br />
die heute noch für Rentenkürzungen<br />
sind, müssen sich bewusst sein, dass auch<br />
sie (hoffentlich) später einmal Rente beziehen<br />
werden. Können die Experten und<br />
Berater belegen, dass ihre Leistungen<br />
wirklich die von den Pensionskassen bezahlten<br />
Entschädigungen wert sind oder<br />
wollen sie mit solchen Vorschlägen einfach<br />
nur ihre horrenden Honorare retten?<br />
<br />
Paul Jäger, Zürich<br />
Webrating<br />
Wird Teamarbeit überschätzt?<br />
Es ist höchste Zeit und somit erfreulich,<br />
dass sich auch der <strong>KV</strong> dieser Problematik<br />
annimmt. In der bestehenden Finanzkrise<br />
ist der obligatorische Teil des BVG<br />
besonders unsicher geworden. Gründe<br />
dafür sind bekannt: Senkung des Mindestzinssatzes<br />
und des Umwandlungssatzes<br />
und die privaten Verwaltungshändchen,<br />
die oft mehr Hand als treu gewesen<br />
sind. Da müsste man doch logischerweise<br />
zum Schluss kommen: Ausbau der AHV –<br />
dort wird das Schinkenbrot noch frisch<br />
gegessen und nicht erst nach 30 bis 40<br />
Jahren Lagerung. Mit anderen Worten,<br />
das Umlageverfahren der AHV ist zudem<br />
verwaltungsmässig viel einfacher und<br />
billiger als das Kapitaldeckungsverfahren,<br />
das nun ins Schleudern geraten ist.<br />
Warum nicht den obligatorischen BVG-<br />
Teil in den Ausbau der AHV stecken, der<br />
angesichts der demografischen Entwicklung<br />
so oder so erfolgen muss. Den überobligatorischen<br />
BVG-Teil kann man dann<br />
den Privatkassen überlassen. Dazu<br />
braucht es natürlich eine politische Akzeptanz<br />
und Arbeitnehmerorganisationen<br />
müssten sich im Parlament dafür<br />
härter einsetzen. Und wer weiss, in der EU<br />
wird bereits (ungern) über die Tobin-Tax<br />
diskutiert, weil alle Länder leere Kassen<br />
haben. <strong>Die</strong> Umverteilung muss endlich<br />
beginnen.<br />
<br />
Otto Tobler, Rüschlikon<br />
Context freut sich über Ihren Leserbrief!<br />
Bitte mit Vor-/Nachnamen sowie Wohnort an:<br />
context@kvschweiz.ch, oder an<br />
Context, Postfach, 8027 Zürich<br />
<strong>KV</strong> in den Medien<br />
Der Zürcher Strafrechtsprofessor und<br />
SP-Nationalrat Daniel Jositsch ist<br />
neuer Präsident des Kaufmännischen<br />
Verbands <strong>Schweiz</strong> (<strong>KV</strong>). Er wurde am<br />
Mittwochabend an der Delegiertenversammlung<br />
in Bern gewählt und<br />
tritt nun die Nachfolge von Mario Fehr<br />
an. […] In seiner Rede würdigte Jositsch<br />
die Arbeit der kaufmännischen<br />
Sektionen und verwies auf die Verdienste<br />
des Verbandes in der beruflichen<br />
Aus- und Weiterbildung.<br />
10.<strong>11</strong>.20<strong>11</strong><br />
Der Bundesrat ist gegen ein Recht auf<br />
Weiterbildung. Sich weiterzubilden,<br />
liege in der Verantwortung eines jeden<br />
Einzelnen, schreibt er zu seinem<br />
ausgearbeiteten Entwurf des Weiterbildungsgesetzes.<br />
<strong>Die</strong>ses schickte er<br />
gestern in die Vernehmlassung. Ein<br />
Recht auf Weiterbildung wurde insbesondere<br />
von gewerkschaftlicher Seite<br />
gefordert. Aber auch der Kaufmännische<br />
Verband <strong>Schweiz</strong> verlangte ein<br />
Recht auf fünf Weiterbildungstage<br />
pro Jahr.<br />
10.<strong>11</strong>.20<strong>11</strong><br />
<strong>Die</strong> Gesamtlohnsumme der Migros<br />
<strong>Schweiz</strong> wächst 2012 um rund 20 Millionen<br />
Franken. Das Verhandlungsergebnis<br />
beweise, was eine «konstruktive<br />
und faire Sozialpartnerschaft<br />
auch unter schwierigen wirtschaftlichen<br />
Bedingungen» zu leisten vermöge,<br />
schreiben der Migros-Genossenschaftsbund,<br />
der Metzgereipersonal-Verband,<br />
die Landeskommission<br />
der Migros-Gruppe und der Kaufmännische<br />
Verband <strong>Schweiz</strong> in der gemeinsamen<br />
Mitteilung.<br />
10.<strong>11</strong>.20<strong>11</strong><br />
7<br />
Ja: 31 %<br />
Jetzt abstimmen:<br />
www.context.ch<br />
Nein: 34 %<br />
Teilweise: 35 %<br />
Machen Sie genügend<br />
<strong>Pause</strong>n?<br />
> Ja<br />
> Nein<br />
> Weiss nicht<br />
<strong>Die</strong> Angestellten des Kantons Zürich<br />
sollen künftig mindestens fünf Wochen<br />
Ferien erhalten. <strong>Die</strong>s verlangt<br />
die Volksinitiative «Für faire Ferien»,<br />
lanciert von VPOD und Kaufmännischem<br />
Verband Zürich.<br />
28.10.20<strong>11</strong><br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
8<br />
Politik und Wirtschaft<br />
Vorsorge<br />
Renten werden gesenkt<br />
Der Bundesrat hat den Mindestzinssatz<br />
der 2. Säule von 2 auf 1,5 Prozent gesenkt.<br />
<strong>Die</strong> Reaktionen darauf sind sehr unterschiedlich.<br />
Mit der negativen Entwicklung an den Finanzmärkten<br />
begründete der Bundesrat<br />
Anfang Monat die Senkung des Mindestzinssatzes.<br />
Sozialdemokraten und Gewerkschaften<br />
reagierten konsterniert, die<br />
Arbeitgeber befriedigt. Experten hatten<br />
im letzten Context davon abgeraten und<br />
andere «Sparszenarien» skizziert. Für die<br />
Pensionskassenbranche selber geht dieser<br />
Schritt nicht weit genug.<br />
Für den <strong>Schweiz</strong>erischen Pensionskassenverband<br />
ist die Senkung «notwendig».<br />
So kämen die Vorsorgereinrichtungen<br />
nicht in Ertragszwang. Das heisst, sie<br />
müssen bei der Anlagepolitik weniger Risiken<br />
eingehen. Der <strong>Schweiz</strong>erische Versicherungsverband<br />
fordert allerdings einen<br />
noch tieferen Zinssatz. Damit würde<br />
der Bundesrat «ein klares Zeichen für die<br />
finanzielle Sicherheit der beruflichen<br />
Vorsorge setzen».<br />
Der Gewerkschafts-Dachverband<br />
Travail Suisse warnt davor, dass mit der<br />
tiefen Verzinsung die 2. Säule an Attraktivität<br />
und damit an Rückhalt in der Bevölkerung<br />
einbüssen könnte. Der <strong>Schweiz</strong>erische<br />
Gewerkschaftsbund (SGB) meint,<br />
solange Sparkapitalien in der Säule 3a<br />
weiterhin Zinssätze zwischen 2 und 3 Prozent<br />
erzielten, müssten für die 2. Säule 2<br />
Prozent möglich sein. Er bezeichnet die<br />
Senkung, die ohne Not erfolgt sei, als «Geschenk<br />
an die Versicherungswirtschaft».<br />
<strong>Die</strong> SP <strong>Schweiz</strong> sieht die Senkung im<br />
Rahmen eines allgemeinen Angriffs auf<br />
die Renten und bedauert, dass «die Zeche<br />
die künftigen Rentnerinnen und Rentner<br />
bezahlen, die mit weniger Geld auskommen<br />
müssen». Wie viel das sein wird, lässt<br />
sich nicht sagen. Es hängt davon ab, ob<br />
die Pensionskassen auch tatsächlich den<br />
Zinssatz senken oder (noch) nicht. Gut finanzierte<br />
Kassen mit höherer Rendite<br />
dürften eine Verzinsung über dem gesetzlichen<br />
Minimum festlegen.<br />
<strong>Die</strong> Debatte um die Rentenhöhe geht<br />
aber schon bald in die nächste Runde.<br />
Wie im letzten Context bereits vorhergesagt,<br />
wird nun der Umwandlungssatz zu<br />
einem Thema. Im Nationalrat ist ein Vorstoss<br />
der FDP-Fraktion hängig, der eine<br />
«Entpolitisierung des Umwandlungssat-<br />
Zukunft DER 2. SäULE<br />
In der kommenden Dezembersession<br />
hätte der Bundesrat dem Parlament<br />
einen Bericht zur Zukunft der 2. Säule<br />
vorlegen sollen. Das geschieht nun<br />
aber erst im nächsten Jahr. Im Bericht<br />
wird gezeigt, ob die einseitige Belastung<br />
der Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
auf Dauer sachgerecht ist. Und<br />
präsentiert werden mögliche Massnahmen<br />
zur Abfederung von Renteneinbussen.<br />
Rechtzeitig auf den 1. Januar jedoch<br />
nimmt die neue Oberaufsichtskommission<br />
über die 2. Säule ihre Tätigkeit<br />
auf. Präsidiert wird das Gremium<br />
von alt Nationalrat Pierre Triponez<br />
(FDP). <strong>Die</strong> weiteren Mitglieder sind<br />
Ökonomie-, Versicherungs- und Pensionskassenexpertinnen<br />
und -experten<br />
wie auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter.<br />
zes» fordert. Das würde jedoch bedeuten,<br />
auch das Volk könnte nicht mehr mitreden.<br />
<strong>Die</strong>ses hat letztes Jahr eine Senkung<br />
des Umwandlungssatzes verworfen. ajm<br />
Umfrage<br />
Franken weiter schwächen<br />
<strong>Die</strong> Lage in der <strong>Schweiz</strong>er Maschinen-,<br />
Elektro- und Metall-Industrie hat sich in<br />
den vergangenen Monaten aufgrund der<br />
anhaltenden Frankenstärke weiter verschärft.<br />
Gemäss einer Umfrage von Swissmem,<br />
dem Verband der MEM-Branche,<br />
schreiben 36% der Mitgliedfirmen operativ<br />
Verluste. Zudem verringern sich seit<br />
dem zweiten Quartal die Auftragseingänge.<br />
<strong>Die</strong> Gegenmassnahmen der Unternehmen<br />
und das gegenwärtige Wechselkursniveau<br />
reichten nicht aus, um die<br />
Situation nachhaltig zu verbessern, kommentiert<br />
der Verband. Er sieht deshalb<br />
den Bedarf gegeben, den Franken weiter<br />
zu schwächen.<br />
Zwar ist die Bilanz über die gesamten<br />
ersten neun Monate betrachtet noch positiv.<br />
<strong>Die</strong> Umsätze stiegen um 3,9% und<br />
die Auftragseingänge um 6,4%. Das ist die<br />
Folge der guten Bestellungseingänge am<br />
Ende des letzten Jahres und im ersten<br />
Quartal 20<strong>11</strong>. Ab dem zweiten Quartal 20<strong>11</strong><br />
jedoch drehte die Entwicklung ins Negative.<br />
Der Rückgang der Bestellungseingänge<br />
erhöhte sich im dritten Quartal auf<br />
-4,9%.<br />
Allerdings ging das Volumen der Exporte,<br />
die für rund 75% der Aufträge in der<br />
MEM-Industrie verantwortlich zeichnen,<br />
um 2,2% gegenüber dem Vorjahr zurück.<br />
<strong>Die</strong> gesamthaften Exporte der Branche<br />
betrugen im dritten Quartal gemäss<br />
Swissmem rund 16,3 Milliarden Franken.<br />
Während beim für die <strong>Schweiz</strong> wichtigsten<br />
Handelspartner Deutschland ein<br />
Plus von 5,2% auszumachen war, ist der<br />
Handel mit Frankreich, Italien, den Niederlanden<br />
oder Belgien massiv eingebrochen.<br />
Pessimistisch sind deswegen die Erwartungen:<br />
Aktuell rechnen über 35% der<br />
befragten Unternehmen in den nächsten<br />
zwölf Monaten mit einer negativen Entwicklung<br />
der Aufträge aus dem Ausland.<br />
Der Branchenverband fordert daher weitere<br />
Massnahmen von Bund und Nationalbank.<br />
Ein Mindestkurs zum Euro von<br />
1,20 Franken reiche der Mehrheit der Unternehmen<br />
nicht, um die Lage nachhaltig<br />
zu verbessern. Swissmem verlangt darum<br />
von der Nationalbank eine weitere Schwächung<br />
des Frankens, damit der Eurokurs<br />
in einem Bereich zwischen 1,35 und 1,40<br />
stabilisiert werden könnte.<br />
Vom Bund verlangt der Verband den<br />
raschen Abschluss der Freihandelsabkommen<br />
mit Indien und China, bessere<br />
Innovationsförderung, tiefere Steuern<br />
und weniger Regulierung. Swissmem<br />
weist auch auf die Bedeutung der Personenfreizügigkeit<br />
für die Industrie hin. <strong>Die</strong><br />
Sozialpartner werden aufgefordert, für<br />
zukunftsgerichtete Lösungen Hand zu<br />
bieten. pd<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Swica<br />
Das tut weh<br />
Im Oktober wurde bekannt, dass die Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen der Swica-<br />
Gesundheitszentren länger arbeiten müssen,<br />
und das bei gleichem Lohn.<br />
Vorgesehen ist, dass die 170 medizinischen<br />
Praxisangestellten neu 42,5, und<br />
die 130 Ärzte 45 Stunden arbeiten müssen,<br />
statt der im Gesamtarbeitsvertrag vereinbarten<br />
40 Stunden, und das bei gleichem<br />
Lohn. «<strong>Die</strong>s entspricht einer Lohnsenkung<br />
von 6,25 beziehungsweise 12,5 Prozent»,<br />
sagt Benedikt Gschwind vom <strong>KV</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>. Das neue Modell soll bereits<br />
2012 in Kraft treten, was laut Gschwind allerdings<br />
eine Verletzung des Gesamtarbeitsvertrags<br />
bedeutet.<br />
Der Verband verlangte von der Swica,<br />
dass die für den GAV geltende Kündigungsfrist<br />
von einem Jahr eingehalten<br />
werde. Dann wäre die Arbeitszeiterhöhung<br />
erst ab Januar 2013 gültig. Laut Benedikt<br />
Gschwind sind entsprechende<br />
Verhandlungen aber gescheitert. Swica<br />
hält an ihrem Standpunkt fest und will<br />
die Vertragsänderungen wie geplant per<br />
1. Januar 2012 umsetzen. «Wir bedauern,<br />
dass keine Einigung zustande gekommen<br />
Ein soeben erschienenes Buch geht auf<br />
die Hintergründe der weltweiten Finanzkrise<br />
ein.<br />
Im Herbst 2008 führten die Grossbanken<br />
die Welt an den wirtschaftlichen Abgrund.<br />
Es spricht nicht viel dafür, dass aus<br />
dieser Krise Lehren gezogen worden sind.<br />
<strong>Die</strong> Welt ist nicht stabiler geworden, ganz<br />
im Gegenteil: Sie ist bereits wieder auf<br />
«Crash-Kurs», wie der Titel eines kürzlich<br />
erschienen Buches besagt.<br />
Der Wirtschaftsjournalist Markus<br />
<strong>Die</strong>m Meier geht auf die Hintergründe der<br />
weltweiten Finanzkrise ein. Einer der<br />
Schwerpunkte des Buches ist die Frage,<br />
warum die Politik so unfähig ist, die wichtigsten<br />
wirtschaftlichen Probleme anzugehen.<br />
Laut <strong>Die</strong>m Meier hat sie sich bis<br />
zur Krise am falschen Kompass – am Neoliberalismus<br />
– ausgerichtet, der in den<br />
letzten 30 Jahren die Handlungsanweisungen<br />
für die praktische Wirtschaftspolitik<br />
lieferte.<br />
Das Buch ist eine Bestandesaufnahme<br />
der gegenwärtigen Situation. Der<br />
Autor zeigt Hintergründe auf und führt<br />
ist», sagt Benedikt Gschwind. Der Verband<br />
will ein Gutachten über die Anwendbarkeit<br />
des GAV im konkreten Fall<br />
in Auftrag geben. «Wir sind überzeugt,<br />
dass unsere Haltung rechtlich korrekt ist»,<br />
sagt Gschwind.<br />
In einem Schreiben hat sich der Verband<br />
nun an alle Teilnehmenden der Informationsversammlung<br />
gewandt, die<br />
der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> am 26. Oktober durchführte.<br />
<strong>Die</strong> Betroffenen werden darauf<br />
aufmerksam gemacht, dass sie eine Änderungskündigung<br />
in Kauf nehmen müssen,<br />
falls sie das Angebot der Swica für einen<br />
neuen Anstellungsvertrag nicht unterzeichnen.<br />
<strong>Die</strong> Beschreitung des Rechtsweges<br />
könne eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses<br />
zwar nicht rückgängig machen,<br />
aber bei Gutheissung einer Klage Entschädigungszahlungen<br />
für die Betroffenen<br />
zur Folge haben. «Damit werden hoffentlich<br />
immerhin in der Zukunft<br />
Arbeitgeber davon abgehalten, in vergleichbaren<br />
Fällen einen bestehenden<br />
GAV zu missachten», sagt Benedikt<br />
Gschwind. tj<br />
Buchtipp<br />
Der Crash ist den<strong>kb</strong>ar<br />
die Leserinnen und Leser zu erhellenden<br />
Erkenntnissen, dann etwa wenn er aufzeigt,<br />
dass die Krise der Europäischen<br />
Währungsunion nicht mit der Überschuldung<br />
Griechenlands einsetzte, sondern<br />
schon viel früher in den Regeln der Währungsunion<br />
selbst angelegt ist. <strong>Die</strong>se<br />
stammen aus dem Jahr 1992 und halten<br />
fest, dass die Mitgliedsländer praktisch<br />
keine Möglichkeiten mehr zu einer ausgleichenden<br />
Stabilitätspolitik haben,<br />
wenn sie in konjunkturelle Schwierigkeiten<br />
geraten. In diesem Licht betrachtet<br />
sind Wortschöpfungen wie «Pleite-Griechen»<br />
völlig deplatziert. tj<br />
Markus <strong>Die</strong>m Meier:<br />
Auf Crash-Kurs. <strong>Die</strong><br />
grossen Baustellen der<br />
Weltwirtschaft. Orell<br />
Füssli, 20<strong>11</strong>, CHF 29.90<br />
KoLUMne<br />
Für innovatives<br />
Bildungs system<br />
Von Claude Meier<br />
<strong>Die</strong> nationalen Wahlen haben das Parlament<br />
wieder mehr «eingemittet», sagen<br />
die Kommentatoren. Was das für die Berufsbildung<br />
bedeutet, steht in den Sternen.<br />
Smartvote? Fehlanzeige. Politologinnen<br />
und Politologen orakeln über andere<br />
Fragen. Atomausstieg. Bundesratswahlen.<br />
Frankenkurs.<br />
Im Windschatten solcher Themen stehen<br />
wichtige Fragen für die Berufswelt an. Erreicht<br />
die <strong>Schweiz</strong> eine internationale<br />
Anerkennung ihrer Berufsbildungsabschlüsse?<br />
Wird der Wert berufspraktisch<br />
erworbener Erfahrung anerkannt, auch<br />
im Vergleich zu akademischen Qualifikationen?<br />
Und dies ohne Gegeneinander,<br />
sondern als wechselseitige Stärkung von<br />
Theorie und Praxis?<br />
Für eine <strong>Schweiz</strong>, die international in<br />
mancher Hinsicht unter Druck steht, gilt<br />
es in der kommenden Legislatur, ihre Erfolgsfaktoren<br />
zu sichern. Dazu gehört<br />
ganz zentral die Aus- und Weiterbildung<br />
umsetzungsstarker Profis in unserem bewährten,<br />
arbeitsmarktorientierten Berufsbildungssystem<br />
– und die Sicherung<br />
seiner Attraktivität, auch finanziell.<br />
Denn unsere Profis sind – zusammen mit<br />
exzellenten Forschungsleistungen und einer<br />
offenen Politik gegenüber qualifzierten<br />
Arbeitskräften – hauptverantwortlich<br />
für ein vergleichsweise krisenresistentes<br />
Modell <strong>Schweiz</strong>. Ob die anlaufende Legislatur<br />
erfolgreich ist, entscheidet sich<br />
für den <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> nicht zuletzt daran,<br />
wie die Frage nach der dringend benötigten<br />
Bildungsoffensive für unser Land beantwortet<br />
wird. Ein zukunftsgerichtetes,<br />
leistungsfähiges und innovatives Bildungssystem<br />
darf uns etwas wert sein.<br />
Bitte auch in Bundesbern. Ob alte, neue<br />
oder gar nicht Mitte, ist dabei sekundär.<br />
Claude Meier ist Leiter Bildungspolitik beim<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
9<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
10<br />
Nicht nur Juristenfutter<br />
Politik und Wirtschaft<br />
Compliance Unternehmen müssen Gesetze und Normen einhalten, das bestreitet<br />
niemand. Aber neben Leitplanken brauchen die Angestellten auch Entscheidungsfreiraum.<br />
Von Kristin Kranenberg<br />
Justiz und Markt bestrafen, wenn man sich wie dieser UBS-Banker nicht an Regeln hält.<br />
Ob Banken, Pharmaunternehmen<br />
oder Baukonzerne: Sie alle haben<br />
eine Compliance-Abteilung. Der aus dem<br />
Angelsächsischen stammende Begriff<br />
Compliance – «to comply with the rules»<br />
heisst die Regeln einhalten – steht in erster<br />
Linie für das Bestreben der Firma,<br />
Rechtsverstössen vorzubeugen. Dabei<br />
sind die gesetzlichen Vorgaben in der<br />
Wirtschaft vielfältig: Sie reichen von<br />
Massnahmen gegen die Geldwäscherei<br />
über Antidiskriminierungsgesetze bis zu<br />
Vorschriften für einen fairen Wettbewerb.<br />
Darüber hinaus legt die Gesellschaft<br />
den Unternehmen auch gewisse Normen<br />
auf, beispielsweise für eine nachhaltige<br />
Produktion. Wer diese Erwartungen<br />
missachtet, dem droht der Kundenverlust.<br />
Der Markt bestraft, auch das ist eine<br />
Grundlage für die Compliance.<br />
Interdisziplinäres Vorgehen<br />
Aber die Angst vor Sanktionen sollte für<br />
eine Firma nicht der einzige Grund sein,<br />
sich regelkonform zu verhalten, betont<br />
die Anwältin und Compliance-Spezialistin<br />
Monika Roth von der Kanzlei Roth<br />
Schwarz Roth in Binningen (BL): «Man<br />
erwartet heute von den Unternehmen<br />
eine bewusste und gewollte Einhaltung<br />
der Regeln.» Roth ist Studienleiterin des<br />
Lehrgangs DAS Compliance Management<br />
an der Hochschule Luzern. Unter den<br />
Studierenden, die sich bei ihr zum Compliance-Officer<br />
weiterbilden lassen, sind<br />
Juristen und Ökonomen, aber auch Leute<br />
mit einer höheren Fachprüfung und<br />
mehrjähriger Berufserfahrung.<br />
«Compliance ist eine interdisziplinäre<br />
Arbeit, wo verschiedene Berufsgattungen<br />
zusammenkommen», so Roth.<br />
Gerade die Erfahrung zähle. Denn wer<br />
könne zum Beispiel die Börsenhändler in<br />
einer Bank besser überwachen als einer,<br />
der einst selbst im «Dealing Room» tätig<br />
war.<br />
Überwachung aus den USA<br />
Apropos Finanzmarkthändler: Im September<br />
wurde bekannt, dass ein einzelner<br />
Händler in der Londoner Abteilung der<br />
UBS mit unerlaubten Transaktionen einen<br />
Milliardenverlust verursacht hatte. Mit<br />
der Affäre rückte einmal mehr die interne<br />
Kontrolle bei Finanzinstituten in den<br />
Fokus. Wachsamkeit ist jedoch überall gefragt.<br />
Thomas Scheiwiller, Partner und<br />
Compliance-Experte bei der Beratungsfirma<br />
PricewaterhouseCoopers, weist auf<br />
das Risiko für international tätige Firmen<br />
hin, sich den Vorwurf der Bestechung einzuhandeln.<br />
Besonders die amerikanische<br />
Justiz sei hellhörig, wenn es um das<br />
Thema Korruption gehe, so Scheiwiller.<br />
<strong>Die</strong> Amerikaner würden nicht zögern, mit<br />
ihrem Foreign Corrupt Practices Act –<br />
kurz FCPA – auch Firmen ausserhalb der<br />
USA anzugreifen.<br />
So musste das <strong>Schweiz</strong>er Logistikunternehmen<br />
Panalpina 2010 dem amerikanischen<br />
Justizministerium in einer Vereinbarung<br />
eine Millionenbusse bezahlen.<br />
Der Anlass für das Verfahren war ein<br />
Korruptionsverdacht in Nigeria. Wer im<br />
Ausland tätig sei, habe seine Geschäftspartner<br />
jeweils genau zu überprüfen, so<br />
Scheiwiller. Denn bereits die kleinste<br />
Geschäftsverbindung zu den USA könne –<br />
auch über einen Umweg – dazu führen,<br />
dass man ins Blickfeld der Amerikaner gerate.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
<strong>11</strong><br />
Wo fängt die Bestechung an?<br />
Korruptionspraktiken werden oftmals<br />
in der Buchhaltung aufgedeckt. Denn<br />
Firmenvertreter, die sich die Gunst der<br />
Klientel erkaufen, müssen die Ausgaben<br />
dafür irgendwie verbuchen. <strong>Die</strong> Aufarbeitung<br />
eines Verdachts – ein heikles Unterfangen<br />
– verlaufe meist firmenintern, so<br />
Scheiwiller. Externes Whistleblowing<br />
komme in der <strong>Schweiz</strong> viel seltener vor als<br />
in den USA. Dort könnten Personen, die<br />
mit Erfolg einen Korruptionsfall bei den<br />
Behörden anhängig machen, 18 bis 30<br />
Prozent der Busse in die eigenen Taschen<br />
stecken. Scheiwiller: «Eine solche Belohnung<br />
widerspricht dem Rechtsempfinden<br />
vieler Europäer.»<br />
Dabei lässt sich Schmiergeldzahlung<br />
längst nicht immer eindeutig definieren.<br />
Scheiwiller kennt Beispiele: Erlaubt man<br />
es dem Lastwagenfahrer, bei einem Zoll<br />
in Osteuropa einige Zehnernoten hinzulegen,<br />
damit er zügig weiterfahren kann?<br />
Denn die Alternative könnte sein, dass der<br />
Lastwagen drei Tage am Grenzübergang<br />
warten muss. Oder was ist mit dem Kundengeschenk<br />
im Wert von 100 Franken? In<br />
der <strong>Schweiz</strong> wird dies wohl bloss als nette<br />
Geste aufgefasst. In einem Land wie Vietnam<br />
dagegen – einem vielversprechenden<br />
Wachstumsmarkt – bedeutet ein Betrag<br />
von umgerechnet 100 Franken für<br />
manche Leute einen Monatslohn. Compliance-Richtlinien<br />
könnten helfen, solche<br />
Dilemmas zu lösen, so Scheiwiller. «Viele<br />
Menschen haben eigentlich ein gutes<br />
Bauchgefühl für saubere oder unsaubere<br />
Praktiken.»<br />
Ethik ist mehr als Multiple-Choice<br />
An das Entscheidungsvermögen der Angestellten<br />
appelliert auch Florian Wettstein,<br />
Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik<br />
an der Universität St. Gallen. «Ethik<br />
braucht Regeln», sagt Wettstein. Aber ein<br />
allzu engmaschiges Regelwerk verhindere<br />
das eigenständige Denken. Wer nur noch<br />
nach Vorlagen handle, verliere das Gefühl<br />
für Eigenverantwortung. Wettstein: «Dann<br />
geht der Schuss nach hinten los.»<br />
Dass es zu Regelverstössen komme,<br />
hänge auch mit dem zunehmenden Leistungsdruck<br />
zusammen. Denn um die<br />
hochgesteckten Erwartungen und Rendi-<br />
teziele zu erfüllen, dürften die Mitarbeitenden<br />
sich eher auf unerlaubte Strategien<br />
einlassen.<br />
Für Wettstein ist klar: «Ein Unternehmen<br />
darf das moralische Leitbild nicht<br />
auf Compliance verkürzen. <strong>Die</strong> Mitarbeitenden<br />
brauchen einen gewissen Freiraum,<br />
um ihre Entscheidungen zu treffen.»<br />
Aber Verantwortung will auch<br />
gelernt sein. Der St. Galler Professor, der<br />
selbst in den USA unterrichtet hat, lobt die<br />
Bedingungen wie sie an einigen amerikanischen<br />
Universitäten herrschen. Dort sei<br />
Ethik in Wirtschaftslehrgängen nicht selten<br />
Pflichtstoff und es stehe genügend<br />
Lehrpersonal zur Verfügung, um die Themen<br />
ausführlich mit den Studierenden zu<br />
besprechen.<br />
Einen Wunsch für den Wirtschaftsethikunterricht<br />
in der <strong>Schweiz</strong> – ob an der<br />
Hochschule oder an <strong>KV</strong>-Bildungsinstituten<br />
– hegt Wettstein dennoch: «Bitte keine<br />
Multiple-Choice-Tests». Denn mit dieser<br />
Art von Fragestellung werde man dem<br />
komplizierten Thema nicht gerecht.<br />
SoufflEUR dER BanKER<br />
Eine Bank hat die Herkunft der Kundenvermögen<br />
abzuklären, auch wenn das bedeutet,<br />
dass man bei der Klientel hartnäckig<br />
nachfragen muss: Dürfen wir den Vertrag<br />
über den Liegenschaftsverkauf sehen, der<br />
Ihnen so viel Geld eingebracht hat? Oder:<br />
Übergeben Sie uns doch bitte das Testament,<br />
aus dem Sie als Erbe hervorgehen.<br />
Ein Compliance-Officer stellt diese Fragen<br />
nicht selbst, sondern souffliert dem Banker<br />
im Hintergrund. <strong>Die</strong> Ausbildung und Aufklärung<br />
der Kundenberater, welche die Bank<br />
nach aussen vertreten, sei eine Hauptaufgabe<br />
der Compliance, sagt Markus Affolter,<br />
Head Legal und Compliance bei der Bank<br />
Sarasin in Basel. «Man muss sehr gut mit<br />
den Frontleuten kommunizieren können.»<br />
Das gelinge nur, wenn man selbst über eine<br />
mehrjährige Bankerfahrung verfüge.<br />
Auch mit den Richtlinien der nationalen<br />
und internationalen Finanzaufsichtsbehörden<br />
muss sich ein Compliance-Manager<br />
bestens auskennen. Bei Sarasin arbeiten<br />
etwa 40 Personen in der Compliance, dies<br />
Ihr Ergonomie-Fachgeschäft<br />
www.sitz.ch<br />
Weitere Informationen:<br />
www.berufsberatung.ch<br />
Stichwort Compliance Officers<br />
www.complianceofficers.ch<br />
Kristin Kranenberg ist Journalistin<br />
im Basler Pressebüro Kohlenberg.<br />
kranenberg@kohlenberg.ch<br />
bei einem Personalbestand von 1600. Neben<br />
den Juristen, die traditionell in diesem<br />
Bereich tätig sind, brauche es auch Spezialisten<br />
«mit einem anderen Blick auf die<br />
Dinge», so Affolter. Eine kaufmännische<br />
Bankenlehre sei durchaus eine Grundlage<br />
für eine Laufbahn in Compliance.<br />
Zu den weiteren Aufgaben des Compliance-<br />
Officers gehören die Organisation regelkonformer<br />
Abläufe und Arbeitsprozesse sowie<br />
die interne Kontrolle. Zum Beispiel<br />
überwacht Compliance die Einhaltung der<br />
Vorschriften zum eigenen Kauf und Verkauf<br />
von Wertschriften, die gelten für das ganze<br />
Personal der Bank – vom Portier bis zum<br />
CEO.<br />
<strong>Die</strong> Hochschule Luzern (www.hslu.ch) bietet<br />
mit dem DAS Compliance Management<br />
eine berufsbegleitende Weiterbildung von<br />
10 Monaten. Zugelassen werden Studierende<br />
mit einem Hochschulabschluss oder<br />
dem Diplom einer höheren Fachprüfung sowie<br />
mindestens drei Jahren Berufserfahrung<br />
im Bank- oder Finanzwesen.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
12<br />
Führen, aber richtig<br />
Politik und Wirtschaft<br />
Leadership <strong>Die</strong> Anforderungen an Führungskräfte haben sich in den letzten Jahren<br />
deutlich verändert. <strong>Die</strong> fachgerechte Begleitung eines Teams trägt zum Geschäftserfolg<br />
bei, deshalb sind Aus- oder Weiterbildungen unerlässlich. Von Helen Weiss<br />
«<br />
In jedem Unternehmen gibt es eine eigene<br />
Kultur der Personalführung»,<br />
sagt Werner Finck von Human Resources<br />
Management Consulting in Chur. Der<br />
ehemalige oberste Leiter Human Resources<br />
bei der EMS-Chemie bietet Management<br />
Schulung, Beratung und Coaching<br />
im Bereich Personalführung an. Grundsätzlich<br />
muss für Finck ein Personalleiter<br />
ehrlich sein und offen kommunizieren<br />
können. Mut zu kalkulierbarem Risiko,<br />
Gradlinigkeit und Berechenbarkeit zeichnen<br />
eine Führungskraft ebenfalls aus.<br />
Laut Finck hat sich die Personalführung<br />
in den letzten Jahren stark verändert:<br />
«Früher war der Personalchef<br />
<strong>Die</strong>nstleister. Heute trägt er zunehmend<br />
AUFGABEN IN DER PERSONALFÜHRUNG<br />
Um in der Personalführung erfolgreich<br />
zu sein, gilt es, einige Punkte zu beachten.<br />
Wie man zu einer guten Führungskraft<br />
wird und welche Fehler man vermeiden<br />
sollte, zeigen die nachfolgenden<br />
«Gebote» auf.<br />
> Definieren Sie klare Verantwortungsbereiche<br />
und Prioritäten für Ihre Mitarbeitenden.<br />
Beziehen Sie Ihr Team in<br />
Entscheidungsprozesse ein und fördern<br />
Sie eine offene und unkomplizierte<br />
Zusammenarbeit.<br />
> Ein Unternehmen entwickelt sich beständig<br />
weiter – führen Sie mit Ihrem<br />
Team notwendige Veränderungen herbei<br />
und unterstützen Sie so aktiv den<br />
Verbesserungsprozess.<br />
> Schaffen Sie Freiräume für Initiative<br />
und Selbstständigkeit Ihrer Mitarbeitenden.<br />
Fördern Sie dadurch die Eigenverantwortung.<br />
> Achten Sie auf eine gute Zusammenarbeit<br />
unter den Mitarbeitenden, indem<br />
sie die individuellen Stärken der Einzelnen<br />
zu einem erfolgreichen Team<br />
zusammenführen.<br />
Mitverantwortung bei der Wertschöpfung.»<br />
Fällt das Unternehmensergebnis<br />
schlecht aus, merkt auch die Human-Resources-Abteilung,<br />
was eine misslungene<br />
Rekrutierung kostet. Gute Führungsqualifikationen<br />
sind jedoch nicht nur im Personalwesen<br />
gefordert, sondern auch im<br />
Management. Häufig werden Chefs aufgrund<br />
ausgezeichneter fachlicher Qualifikationen,<br />
fundierter Erfahrung in der<br />
Branche, guter Netzwerke oder langer Betriebszugehörigkeit<br />
in ihre Führungsposition<br />
ernannt. Fachspezifisches Wissen<br />
und selbst jahrelange Betriebszugehörigkeit<br />
qualifizieren jedoch noch lange nicht<br />
ausreichend zum Führen von Betrieben,<br />
von Abteilungen oder von Teams.<br />
> Als Führungskraft müssen Sie ein Vorbild<br />
für Ihre Mitarbeitenden sein.<br />
> Drohung, Einschüchterung und Blossstellung<br />
sind ungeeignete Motivationsmittel.<br />
Nehmen Sie Ihre Mitarbeitenden<br />
ernst und schaffen Sie ein<br />
Klima des gegenseitigen Vertrauens.<br />
> Spannungen lösen sich nicht von<br />
selbst. Erkennen Sie Konflikte frühzeitig<br />
und schlichten Sie Auseinandersetzungen<br />
mit Ihren Mitarbeitenden in einem<br />
klärenden Gespräch.<br />
> Nehmen Sie Ihre Aufgabe als Führungskraft<br />
ernst: Halten Sie Entscheidungen<br />
und Zusammenhänge transparent, indem<br />
Sie Ihr Team offen und umfassend<br />
über aktuelle Projekte aufklären.<br />
> Reagieren Sie nicht ungehalten auf Kritik<br />
seitens Ihrer Mitarbeitenden. Denn<br />
wer Kritik austeilt, muss auch bereit<br />
sein, Kritik einzustecken.<br />
> Vermeiden Sie Zwang, um die Leistung<br />
Ihres Teams zu steigern. Geben Sie Anreize<br />
und anerkennen Sie gute Leistungen.<br />
Wo nötig, üben Sie konstruktive<br />
Kritik.<br />
Verantwortung ist wichtig<br />
Nicht selten erlebt man, dass solche Führungskräfte<br />
alles selbst erledigen wollen:<br />
Angeblich fehlt die Zeit für lange Diskussionen<br />
oder die Mitarbeiterin hat nicht<br />
genügend Fachkenntnisse um eigene Entscheidungen<br />
zu treffen. Nicht verwunderlich<br />
ist in solchen Situationen, dass die<br />
Mitarbeitenden unmotiviert sind und nur<br />
ihren Aufgaben nachkommen, ohne Bereitschaft,<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Doch ein Team, das nichts verantwortet,<br />
leistet nicht nur weniger, sondern<br />
schadet auch der Produktivität. Von der<br />
guten Führung eines Teams hängt somit<br />
ein grosser Teil des Erfolgs einer Firma ab.<br />
Entsprechend wichtig ist für Führungskräfte<br />
eine gute Aus- oder Weiterbildung.<br />
Das Angebot ist breit und reicht<br />
vom mehrtägigen Coaching-Kurs bis hin<br />
zum Zertifikatskurs zur Entwicklung von<br />
Führungskompetenzen an Fachhochschulen.<br />
Zu den Inhalten zählen Prozessgestaltung<br />
sowie Führungstechniken<br />
und -methoden. Neben dem Erlernen von<br />
Techniken zur Personalselektion oder Potenzialbeurteilung<br />
der Mitarbeitenden<br />
wird auch an der Persönlichkeitskompetenz<br />
der künftigen Führungskräfte gearbeitet.<br />
Soft-Kompetenzen unerlässlich<br />
Ob und inwieweit Führungsqualitäten<br />
durch Schulungen erlernbar oder in früher<br />
Kindheit erworben werden, wird laut<br />
Rolf Wunderer, emeritierter Professor und<br />
Gründer des Instituts für Führung und<br />
Personalmanagement an der Uni St. Gallen,<br />
auch in der Psychologie breit diskutiert.<br />
Der Anteil früh geprägter Eigenschaften<br />
ist relativ hoch. «Sicher ist, dass<br />
man gerade als Führungskraft eine Vorbildrolle<br />
hat», sagt Wunderer. Werner<br />
Finck ist überzeugt, dass man den technischen<br />
Teil der Kompetenzen – Handwerk<br />
und Methoden des Führens – durchaus<br />
lernen kann. «Hingegen entwickeln sich<br />
die sogenannten Soft-Kompetenzen wie<br />
Intuition oder Menschenkenntnis bei den<br />
einen mit der Zeit und der Erfahrung, bei<br />
den andern dagegen nie», sagt Finck.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Dabei machen gerade solche Kompetenzen<br />
einen guten Chef aus. «Eine Führungskraft<br />
sollte die Grundmotivation<br />
seiner Teammitglieder möglichst schon<br />
bei der Auswahl und später beim Einsatz<br />
erkennen können und entsprechend darauf<br />
reagieren», sagt Rolf Wunderer. Dabei<br />
ist Voraussetzung, dass der Chef selbst<br />
motiviert ist. Zudem sollte man die Mitarbeiter<br />
möglichst individuell führen und<br />
motivieren. Wunderer: «Durch Beobachtung<br />
von Arbeitsverhalten und -leistung<br />
sowie durch Qualifikationsgespräche<br />
kann man individuell beurteilen und die<br />
einzelnen Mitarbeitenden mit den entsprechenden<br />
Massnahmen motivieren.»<br />
Defizite ausgleichen<br />
Viele Verhaltensweisen, über die man<br />
nicht einmal nachdenkt, da sie einem so<br />
selbstverständlich erscheinen, führen bei<br />
Mitarbeiterinnen zur Demotivation. Launenhaftes<br />
oder willkürliches Verhalten,<br />
fehlendes Verständnis für persönliche Probleme<br />
einzelner Teammitglieder oder aber<br />
mangelndes Vertrauen können Mitarbeiter<br />
verletzen und die Lust an der Arbeit<br />
nehmen. Demotivierende Verhaltensweisen<br />
muss man selbst erkennen – Selbstkritik<br />
sollte man gerade als gute Führungskraft<br />
bestens beherrschen. «Man muss stetig<br />
an sich arbeiten», rät Wunderer.<br />
Dabei geht es jedoch nicht nur um das<br />
berufliche Können, also die Fachkompetenz,<br />
sondern auch um die Verbesserung<br />
der Methodenkompetenzen. Planungsoder<br />
Entscheidungsschwächen lassen<br />
sich jedoch nicht so einfach kompensieren.<br />
«Auch wenn man sich ernsthaft bemüht,<br />
fällt man immer wieder in alte Verhaltensmuster<br />
zurück», weiss Wunderer.<br />
«Deshalb ist es wichtig, die eigenen Defizite<br />
auch organisatorisch, etwa durch einen<br />
Stellvertreter mit komplementären<br />
Fähigkeiten, auszugleichen.»<br />
Helen Weiss ist Journalistin im Basler<br />
Pressebüro Kohlenberg. weiss@kohlenberg.ch<br />
«Persönliche Gespräche<br />
sind unersetzlich»<br />
<strong>Die</strong> ehemalige Lehrerin Nadine Gembler<br />
arbeitet seit 13 Jahren in der Personalführung<br />
bei Coop. Sie liess sich zur eidgenössisch<br />
diplomierten Personalfachfrau ausbilden<br />
und absolvierte 2008 den Executive<br />
Master of Business Administration.<br />
Context: Sie arbeiten seit über zehn Jahren<br />
im Personalbereich. Wo sehen Sie die Herausforderungen<br />
in Ihrem Arbeitsalltag?<br />
Nadine Gembler: Oftmals wird die<br />
Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
unterschätzt. Ein Team fachgerecht<br />
zu leiten und zu begleiten, ist sehr<br />
anspruchsvoll. Dabei gilt es manchmal<br />
auch, ein unangenehmes Gespräch zu<br />
führen. Gerade eine gute Kommunikation,<br />
nämlich Probleme rechtzeitig und in<br />
einem guten Ton anzusprechen, gehört<br />
aber meiner Meinung nach zu den wichtigsten<br />
Aufgaben und grössten Herausforderungen.<br />
Wie beschreiben Sie Ihren persönlichen<br />
Führungsstil?<br />
Ich versuche, meine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter möglichst selbstständig<br />
arbeiten und entscheiden zu lassen. Begleitung<br />
in den unterschiedlichen Prozessen<br />
sowie regelmässige Rückmeldungen<br />
sind dabei jedoch unerlässlich; das Team<br />
darf sich nicht allein gelassen fühlen.<br />
Auch persönliche Gespräche sind unersetzlich:<br />
Es lohnt sich, Zeit dafür zu investieren.<br />
Wichtig ist mir zudem, mich ständig<br />
selbst zu reflektieren, indem ich aktiv<br />
ein Feedback von meinem Team einfordere.<br />
<strong>Die</strong> Führung der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter ist bei Coop in zehn Regeln<br />
festgelegt, die der ehemalige CEO<br />
und aktuelle Verwaltungsratspräsident<br />
Hansueli Loosli selbst verfasst hat. <strong>Die</strong><br />
erste Regel lautet: Führung durch Vorbild.<br />
Oftmals wird behauptet, dass Kaderleute<br />
zwar fachlich äusserst kompetent sind,<br />
aber Führungsqualitäten vermissen<br />
lassen. Teilen Sie diese Einschätzung?<br />
Das ist tatsächlich oft so. <strong>Die</strong> Personalführung<br />
hat sich jedoch in den letzten<br />
Jahren stark gewandelt. Bei Coop wird<br />
heute in sogenannten Assessments für<br />
höhere Kaderstellen nicht mehr ausschliesslich<br />
auf fachliche Qualitäten, sondern<br />
auch auf Punkte wie Sozialkompetenz<br />
und Selbstkompetenz geachtet. <strong>Die</strong><br />
Anforderungsprofile haben sich deutlich<br />
verändert. Zudem ist bei Coop ab einer gewissen<br />
Kaderstufe eine regelmässige Weiterbildung<br />
Pflicht.<br />
Nadine Gembler ist als Leiterin Personal und Ausbildung<br />
national bei Coop tätig.<br />
13<br />
› Rechnungswesen,<br />
Treuhand, Vermögen<br />
Zum Beispiel: hkvaarau.ch/rw-treuhand<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
14<br />
Monatsinterview<br />
«Ich trage gerne Verantwortung»<br />
Daniel Jositsch will als neuer Präsident des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> die Anliegen des Verbands<br />
in der Öffentlichkeit vertreten, und er setzt sich zum Ziel, dass es mit den Mitgliederzahlen<br />
wieder aufwärts geht. Interview Therese Jäggi/Foto Reto Schlatter<br />
Context: Daniel Jositsch, wer sind Sie?<br />
Daniel Jositsch: Ich bin Strafrechtsprofessor<br />
an der Universität Zürich, das<br />
ist meine Haupttätigkeit, ausserdem engagiere<br />
ich mich als Nationalrat und seit<br />
kurzem bin ich Präsident des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Mit diesen drei Tätigkeiten beschäftige<br />
ich mich, je nach Anforderungen, mit unterschiedlicher<br />
Intensität. Ich würde<br />
mich als aktiven Menschen bezeichnen,<br />
der gerne Verantwortung trägt, aber auch<br />
gut in Teams arbeit. Ich kann sehr gut loslassen<br />
und in gewissen Phasen gar nichts<br />
tun und nichts und niemanden repräsentieren.<br />
Warum haben Sie sich für das Amt des<br />
Zentralpräsidenten beworben?<br />
Weil mich Bildungsthemen interessieren<br />
und ich mich insgesamt mit den<br />
Zielen des Verbands identifizieren kann.<br />
Auch hat es sich aus meinem langjährigen<br />
Engagement für den Verband praktisch<br />
so ergeben. Ich bin 2003 in den Vorstand<br />
des <strong>KV</strong> Zürich gewählt worden. Zuvor war<br />
ich schon einige Jahre Mitglied des Verbands,<br />
und seit 2009 bin ich im Zentralvorstand.<br />
Für das Präsidium haben sich ausser<br />
Ihnen noch drei andere Kandidaten und<br />
Kandidatinnen interessiert. Warum<br />
haben Sie die Delegierten am meisten<br />
überzeugt?<br />
Entscheidend war wohl, dass die Delegierten<br />
wissen, wer ich bin. Man kennt<br />
mich im Verband mit meinen Stärken und<br />
Schwächen. Ich habe mich nicht einfach<br />
von aussen für dieses Amt beworben, sondern<br />
bin wegen meines langjährigen Engagements<br />
vertraut mit dem <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
und den Herausforderungen, denen er<br />
sich stellen muss.<br />
Warum sind Sie als Jurist eigentlich<br />
damals dem <strong>KV</strong> beigetreten?<br />
Ich war als Geschäftsführer der<br />
schweizerischen Handelskammer in Ko-<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Daniel Jositsch (46) ist Strafrechtsprofessor an der Universität<br />
Zürich und SP-Nationalrat. Am 9. <strong>November</strong> ist er zum neuen<br />
ZV-Präsidenten gewählt worden. Jositsch ist in Zürich aufgewachsen<br />
und hat an der Hochschule St. Gallen studiert. Er lebt<br />
in Winterthur und ist Vater eines siebenjährigen Sohnes.<br />
15<br />
lumbien. Wir haben dort mit <strong>Schweiz</strong>er<br />
Unternehmen Gespräche geführt und dabei<br />
wurde schnell einmal klar: In diesem<br />
Land fehlt ein Berufsbildungssystem. Es<br />
gab zwar sehr viele Uniabsolventen, aber<br />
keine ausgebildeten Berufsfachleute. So<br />
nahmen wir uns vor, dort mit der kaufmännischen<br />
Lehre das duale Bildungssystem<br />
zu implementieren.<br />
Warum gerade mit dem <strong>KV</strong>?<br />
Es war insofern naheliegend, als es<br />
Kaufleute in allen Branchen braucht, und<br />
weil man später das System auch auf<br />
diese anderen Branchen übertragen<br />
konnte. Jedenfalls nahm ich dann Kontakt<br />
mit dem <strong>KV</strong> Zürich auf und bin dort<br />
mit meinem Anliegen auf Interesse gestossen.<br />
Wir haben ein Konzept ausgearbeitet,<br />
welches wir interessierten Firmen<br />
in Kolumbien vorlegten. Zurück in der<br />
<strong>Schweiz</strong> bin ich dann dem <strong>KV</strong> Zürich beigetreten.<br />
Einfach auch weil ich fand, dass<br />
es eine gute Organisation ist.<br />
Sie waren in den vergangenen Wochen<br />
mit zahlreichen Sektionen und Regionen<br />
in Kontakt. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?<br />
<strong>Die</strong> Vielfalt. Von der grossen städtischen<br />
Organisation bis zur kleinen Sektion<br />
in ländlichem Umfeld. Unterschiede<br />
gibt es aber nicht nur in der Grösse, sondern<br />
auch in der Kultur, in der Professionalität<br />
und in den regionalen Eigenheiten.<br />
Ich glaube, die Kunst besteht darin, den<br />
Mitgliedern trotz dieser unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen überall die gleichen<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen anzubieten. Das<br />
Mitglied einer Kleinstsektion soll zu den<br />
genau gleichen <strong>Die</strong>nstleistungen Zugang<br />
haben wie ein Mitglied in der Stadt. Wenn<br />
diese Voraussetzung erfüllt ist, spielt es<br />
nicht so eine grosse Rolle, ob die Strukturen<br />
bleiben, wie sie gewachsen sind, oder<br />
ob sich einzelne Sektionen zusammenschliessen.<br />
Das müssen diese am besten<br />
selber wissen.<br />
Der Verband engagiert sich für Bildungsanliegen<br />
und setzt sich für Angestelltenpolitik<br />
ein. Was liegt Ihnen näher?<br />
Es sind beide wichtig und notwendig.<br />
<strong>Die</strong>se beiden Bereiche ergänzen sich in<br />
idealer Weise.<br />
Kürzlich gab es im «Tages-Anzeiger» eine<br />
Debatte über den Stellenwert der dualen<br />
Bildung beziehungsweise der akademischen<br />
Bildung. Ihre Meinung dazu?<br />
Auch hier gilt: Es braucht beides. Das<br />
eine gegen das andere auszuspielen halte<br />
ich für falsch. Ich bin ja die personifizierte<br />
Vereinigung von beiden Konzepten: Ich<br />
lehre an der Universität und setze mich<br />
für duale Bildung ein. Es müssen entsprechend<br />
ihren Fähigkeiten die richtigen<br />
Leute an den Hochschulen sein, und genau<br />
dasselbe gilt für die Berufspraxis.<br />
Hier haben sich mit den Fachhochschulen<br />
viele neue und attraktive Perspektiven<br />
eröffnet. Viele Leute glauben noch<br />
immer, eine akademische Karriere sei<br />
besser als eine nicht-akademische, oder<br />
Universitäten seien mehr wert als Fachhochschulen.<br />
Aber das sind Vorurteile<br />
mangels besseren Wissens. Das wird sich<br />
in absehbarer Zeit ändern.<br />
In Ihrer Laufbahn scheint alles wie am<br />
Schnürchen zu laufen. Ist Ihr beruflicher<br />
Weg von langer Hand geplant?<br />
Nein, so würde ich das nicht sagen. So<br />
etwas funktioniert doch sowieso nicht.<br />
Wichtig ist, dass man seinen Neigungen<br />
nachgehen kann und weiss, was man will.<br />
Das war bei mir der Fall. Es gibt aber auch<br />
Dinge, die nicht unbedingt zum Image<br />
eines sozialdemokratischen Parlamentariers<br />
passen.<br />
Was zum Beispiel?<br />
Dass ich an der Hochschule St. Gallen<br />
studiert und im Militär Karriere gemacht<br />
habe. Ich war Major.<br />
Wie sind Sie aufgewachsen?<br />
In einer klassischen Mittelstandsfamilie.<br />
Mein Vater war Ingenieur.<br />
War es immer klar, dass sie ins<br />
Gymnasium gehen würden?<br />
Nein, gar nicht. Ich habe die Primarschule<br />
in Altstetten besucht und bin dann<br />
erst nach der zweiten Sekundarklasse ins<br />
Gymnasium. Ausbildung war zwar schon<br />
wichtig, aber Leistung beruhte immer auf<br />
Freiwilligkeit.<br />
«Es braucht beides, die Berufsbildung und<br />
die akademische Bildung. Man sollte sie nicht<br />
gegeneinander ausspielen.»<br />
Sind Sie auch schon einmal gescheitert?<br />
Ja, mit dem ersten Versuch im Gymnasium.<br />
Ursprünglich ging ich nach der<br />
sechsten Klasse ins Gymnasium und<br />
musste dann abbrechen. Wenn es beim<br />
zweiten Versuch nicht geklappt hätte,<br />
wäre ich vermutlich auch in eine <strong>KV</strong>-<br />
Lehre eingetreten, da sich meine handwerklichen<br />
Fähigkeiten in Grenzen hielten.<br />
Welchen Stellenwert hat Arbeit in Ihrem<br />
Leben?<br />
Arbeit ist für mich etwas sehr Wichtiges.<br />
Ich habe das Glück, verschiedenen<br />
Tätigkeiten nachzugehen, die mich wirklich<br />
interessieren. Wobei, Glück ist es<br />
nicht nur. Ich habe mir das auch ganz bewusst<br />
so eingerichtet. Mein Ziel ist es, am<br />
Morgen aufzustehen und mit Freude an<br />
die Arbeit zu gehen.<br />
Haben Sie neben Ihrer Tätigkeit als<br />
Strafrechtsprofessor und Nationalrat<br />
genügend Zeit für das Engagement im<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>?<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
16<br />
Monatsinterview<br />
Ich habe mein Pensum an der Universität<br />
reduziert. So verfüge ich über genügend<br />
Kapazität, um das mit 30 Prozent<br />
dotierte Amt wahrzunehmen.<br />
Sie üben drei völlig verschiedene Funktionen<br />
aus. Warum ist das für Sie attraktiv?<br />
Weil ich so immer mal wieder einen<br />
Wechsel machen kann. Ich muss nie das<br />
Gefühl haben, festgefahren zu sein. Ich<br />
könnte ja einfach Lehre und Forschung an<br />
der Universität betreiben, aber das wäre mir<br />
zu eintönig. Berufsparlamentarier wollte<br />
ich nie werden. Dass das <strong>KV</strong>-Präsidium<br />
nicht vollamtlich ist, liegt auf der Hand.<br />
Welche Aufgaben kommen im <strong>KV</strong> auf<br />
Sie zu?<br />
Man ist in diesem Amt ja primär Präsident<br />
des Zentralvorstands, dem Gremium<br />
also, welches sowohl eine strategische<br />
Funktion als auch eine Überwachungsfunktion<br />
ausübt. Für mich als<br />
Präsidenten kommt dann als zusätzliche<br />
Aufgabe noch hinzu, dass ich die Anliegen<br />
des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> in der Öffentlichkeit<br />
und in der Politik vertreten werde. Ich bin<br />
der Meinung, dass der Verband zu wenig<br />
wahrgenommen wird.<br />
Was können Sie in Bundesbern für den<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> ausrichten?<br />
Ich bin seit Frühling als Nachfolger<br />
von Mario Fehr in der Kommission Wissenschaft,<br />
Bildung, Kultur. Dort bringe<br />
ich die Anliegen des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> ein beziehungsweise<br />
der Angestellten, die er<br />
vertritt. Man kann zum Bundesrat mit einem<br />
Anliegen, oder man kann ein Bundesamt<br />
aufsuchen und dort seine Position<br />
einbringen. Als Parlamentarier stehen einem<br />
viele Türen offen.<br />
Wir hören täglich von Entlassungen.<br />
Wie soll der Verband darauf reagieren?<br />
Nun, wir befinden uns in einer Krise.<br />
Und in einer Krise kommt es zu Entlassungen.<br />
Das ist eine Tatsache. Allein daran<br />
kann ein Verband praktisch nichts<br />
ändern. Das Engagement des Verbandes<br />
setzt dort ein, wo es um die Frage geht,<br />
wie eine Entlassung abläuft. Gibt es einen<br />
Sozialplan? Oder ganz grundsätzlich:<br />
Welche Form der Unterstützung können<br />
wir betroffenen Mitgliedern bieten?<br />
Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> unterhält zahlreiche Gesamtarbeitsverträge.<br />
Sind GAV noch zeitgemäss?<br />
«Der Finanzplatz muss sauber bleiben.<br />
Alles andere ist nicht mehr zeitgemäss.»<br />
Ja, davon bin ich überzeugt. Es gibt<br />
Branchen, die sich mehr dafür eignen als<br />
andere. Gesamtarbeitsverträge machen<br />
dort einen Sinn, wo es eine grosse Zahl<br />
von vergleichbaren Arbeitsverträgen gibt<br />
und die Löhne tief sind, zum Beispiel im<br />
Verkauf. Im Kollektiv erreicht man mehr<br />
als der oder die Einzelne. Gesamtarbeitsverträge<br />
sind nicht zuletzt auch im Interesse<br />
der Arbeitgeber.<br />
Was halten Sie von der Occupy-Paradeplatz-Bewegung?<br />
Mir ist die Forderung «Menschen helfen,<br />
nicht Banken» auf einem an den Mauern<br />
des Lindenhofs angebrachten Transparent<br />
aufgefallen. Das sollte wohl eine<br />
Anspielung auf die Rettung der UBS vor<br />
drei Jahren sein. Und es stimmt: Wir haben<br />
der UBS geholfen, aber damit auch den<br />
Menschen. Banken – das bedeutet auch Arbeitsplätze,<br />
und zwar gute. Grundsätzlich<br />
finde ich es sinnvoll, dass im Zusammenhang<br />
mit der Finanzkrise ein Diskurs geführt<br />
wird. Dass der Finanzplatz Probleme<br />
hat, ist ja nicht von der Hand zu weisen.<br />
Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> hat sich bisher eher<br />
zurückhaltend zur Finanzkrise geäussert.<br />
Wie ist Ihre Haltung dazu?<br />
Zunächst einmal muss klar festgehalten<br />
werden: Wir stehen zu den Bankangestellten,<br />
und somit selbstverständlich<br />
auch zu den Banken. Und wir pflegen ein<br />
konstruktives Verhältnis zu den Banken<br />
als Arbeitgeber. Grundsätzlich gilt: Der<br />
Finanzplatz muss sauber sein. Alles andere<br />
ist nicht mehr zeitgemäss. Und er<br />
muss seriös sein und das auch ausstrahlen.<br />
Denn das hat unseren Finanzplatz<br />
gross und erfolgreich gemacht. Im Management<br />
sind Fehler passiert, das ist unbestritten.<br />
Aber wenn man die Banken<br />
kritisiert, muss man aufpassen, dass es<br />
nicht zu pauschal ausfällt. <strong>Die</strong> Angestellten<br />
können weitgehend nichts dafür. Sie<br />
müssen die permanente Kritik der Öffentlichkeit<br />
ertragen. Dass sie auch intern unter<br />
grossem Druck stehen, kommt noch<br />
hinzu. Es sind denn auch nicht wenige<br />
Klienten, die den Rechtsdienst aufsuchen,<br />
in Banken tätig.<br />
Was wollen Sie mit dem <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
erreichen?<br />
Ich möchte, dass es wieder aufwärts<br />
geht mit den Mitgliederzahlen. <strong>Die</strong> sind<br />
seit einigen Jahren rückläufig. <strong>Die</strong>sen<br />
Trend gilt es zu brechen. Das ist das grosse<br />
Ziel. Es muss uns gelingen, den Verband<br />
wieder zu einer Organisation zu<br />
machen, die für die kaufmännischen Angestellten<br />
so attraktiv ist, dass die Mitgliedschaft<br />
eine Selbstverständlichkeit<br />
ist. Früher war das so. Man hat die Lehre<br />
absolviert und trat danach fast automatisch<br />
dem Verband bei. Heute ist das nicht<br />
mehr der Fall, und auch bei anderen Verbänden<br />
ist dies längst nicht mehr selbstverständlich.<br />
Welche Massnahmen braucht es dazu?<br />
Das Angebot muss noch attraktiver<br />
und um neue <strong>Die</strong>nstleistungen ergänzt<br />
werden. Zwar bietet der Verband schon<br />
heute so viele Vergünstigungen, dass sich<br />
allein dadurch der Mitgliederbeitrag<br />
mehr als bezahlt macht, aber allein damit<br />
kann man noch keine neuen Mitglieder<br />
gewinnen. Potenzial sehe ich in der Beratung<br />
und bei den Weiterbildungen, die<br />
teilweise zu wenig aufeinander abgestimmt<br />
und zu wenig spezialisiert sind.<br />
Eine weitere Chance sehe ich darin, dass<br />
der Verband Netzwerke anbietet, vergleichbar<br />
mit den Alumni-Organisationen<br />
der Hochschulabgänger. Denn diese<br />
sind erfolgreich. Etwas Entsprechendes<br />
sollte es auch für Absolventen von Berufsprüfungen<br />
und Diplomen im kaufmännischen<br />
Bereich geben: Regelmässige Anlässe,<br />
wo sie sich treffen, austauschen und<br />
vernetzen können.<br />
Was ist Ihnen ausser der Arbeit sonst<br />
noch wichtig?<br />
Ich arbeite gern und viel, aber nie zu<br />
viel. Ich habe mir die Fähigkeit angeeignet,<br />
sehr ungestresst zu sein. Schlaflose<br />
Nächte kenne ich überhaupt nicht. Auch<br />
wenn ein Problem auftaucht, kann ich<br />
mich eine Weile damit beschäftigen,<br />
dann mich aber auch wieder völlig davon<br />
lösen und mich etwas anderem zuwenden.<br />
Das hat wohl auch damit zu tun, dass<br />
ich meine Zeit weitgehend frei einteilen<br />
und auch einfach mal sagen kann: so<br />
Schluss, jetzt gehe ich eine Stunde an die<br />
frische Luft.<br />
Therese Jäggi ist Context-Redaktorin.<br />
therese.jaeggi@kvschweiz.ch<br />
Reto Schlatter ist Fotograf im Zürcher Presseladen.<br />
mail@retoschlatter.ch<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
WeihnachTSSammlung<br />
Ein Zeichen der Solidarität<br />
17<br />
Glaubt man den Wirtschaftsprognosen,<br />
dann steuern wir wieder auf kältere Zeiten zu.<br />
<strong>Die</strong> Arbeitslosigkeit dürfte steigen, und die sozialen<br />
Sicherungsnetze sind grobmaschiger<br />
geworden. Auch Angestellte aus dem kaufmännischen<br />
Berufsfeld werden deshalb wieder<br />
vermehrt unter Druck kommen.<br />
Darum haben wir uns entschieden, die<br />
Hälfte des Erlöses aus unserer diesjährigen<br />
Weihnachtssammlung unserem Sozialfonds<br />
gutzuschreiben. Dessen Mittel sind reserviert<br />
für die Unterstützung notleidender Mitglieder<br />
und für Projekte, welche die Förderung sozial<br />
Benachteiligter zum Inhalt haben. Wir können<br />
zwar nichts gegen eine globale Wirtschaftskrise<br />
ausrichten, aber immerhin können<br />
Sie mit Ihrer Spende einen Beitrag leisten,<br />
um deren Auswirkungen zu mildern.<br />
<strong>Die</strong> zweite Hälfte des Erlöses wollen wir<br />
einem Helvetas-Projekt in Burkina Faso spenden.<br />
Das westafrikanische Land gehört zu<br />
den ärmsten Ländern der Erde, was auch mit<br />
dem tiefen Bildungsstand zusammenhängt<br />
(die Alphabetisierungsrate beträgt nur gut 20<br />
Prozent). <strong>Die</strong>s hat die Helvetas dazu bewogen,<br />
vier Berufsbildungszentren aufzubauen, in<br />
denen Jugendliche eine non-formale Berufsausbildung<br />
geniessen können. Bis zu 160<br />
Lehrlinge sollen dort ausgebildet werden.<br />
<strong>Die</strong>se Ausbildung hilft nicht nur ihnen, ein<br />
selbstbestimmtes Leben führen zu können,<br />
sie leistet auch einen Beitrag, das ganze Land<br />
voranzubringen. Denn Bildung ist die wichtigste<br />
Grundlage für Wohlstand, das weiss<br />
niemand besser als wir in der <strong>Schweiz</strong>.<br />
Ich danke Ihnen schon jetzt ganz herzlich<br />
für Ihre Spende und wünsche Ihnen eine besinnliche<br />
Adventszeit!<br />
Daniel Jositsch, Zentralpräsident<br />
PC-KONTO<br />
Weihnachtssammlung des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
8002 Zürich, PC-Konto 87-682166-8<br />
Stichwort: Weihnachtssammlung 20<strong>11</strong><br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
18<br />
Dossier <strong>Pause</strong><br />
<strong>Pause</strong>nlos<br />
Context macht nicht <strong>Pause</strong>, sondern arbeitet sich von der Mikro-<br />
Unterbrechung bis zur Auszeit vor. Dabei wird festgestellt, dass die Arbeitgeber<br />
ihren Angestellten insbesondere Kaffeepausen gönnen.<br />
Von Andrea Mašek<br />
Über die zweite und dritte Tasse Kaffee<br />
hinweg fliegen Finanz- und Politik-Affären,<br />
Klatsch und schlechte Witze.<br />
So wurde in der «New York Times» im Jahr<br />
1949 eine <strong>Pause</strong> beschrieben. An diesem<br />
Bild hat sich nicht viel geändert. In Arbeitspausen<br />
wird auch heute Kaffee getrunken<br />
und mit Kolleginnen und Kollegen<br />
über das Geschäft, Gott und die Welt<br />
geredet, das Znüni verdrückt oder das<br />
Zvieri genossen.<br />
Dabei ist den meisten Arbeitnehmenden<br />
wohl nicht bewusst, dass diese <strong>Pause</strong>n<br />
ein Privileg sind. <strong>Die</strong> Mehrheit der<br />
Angestellten hat gesetzlich gesehen keinen<br />
Anspruch auf solche Arbeitsunterbrüche.<br />
Und dennoch werden sie von den<br />
meisten Unternehmen gewährt.<br />
Fest geregelt<br />
<strong>Pause</strong>n im Allgemeinen sind in der<br />
<strong>Schweiz</strong> gesetzlich geregelt. Berechnet<br />
werden sie nach Dauer der Arbeit. Ab 5,5<br />
Stunden Arbeit pro Tag hat der Arbeitnehmer<br />
Recht auf eine <strong>Pause</strong>. <strong>Die</strong>se erhöht<br />
sich sukzessive mit längerer Arbeitszeit:<br />
> 15 Minuten <strong>Pause</strong>, wenn mehr als 5,5<br />
Stunden gearbeitet wird<br />
> 30 Minuten <strong>Pause</strong>, wenn die Arbeitszeit<br />
über 7 Stunden beträgt<br />
> 60 Minuten <strong>Pause</strong>, wenn mehr als 9<br />
Stunden gearbeitet wird<br />
In der Verordnung zum Arbeitsgesetz<br />
heisst es: «<strong>Die</strong> <strong>Pause</strong>n sind um die Mitte<br />
der Arbeitszeit anzusetzen.» Mit anderen<br />
Worten, den Arbeitnehmenden steht –<br />
ausser sie arbeiten Schicht – eine Mittags-<br />
pause zu. Da in der <strong>Schweiz</strong> die 42-Stunden-Woche<br />
verbreitet ist, haben demzufolge<br />
die meisten Angestellten ein Anrecht<br />
auf einen 30-minütigen Arbeitsunterbruch.<br />
<strong>Die</strong> halbe Stunde muss laut Gesetz an<br />
einem Stück genommen werden. Nur<br />
<strong>Pause</strong>n von mehr als einer halben Stunde<br />
dürfen aufgeteilt werden. Weiter besagt<br />
das Gesetz: «Entsteht vor oder nach der<br />
<strong>Pause</strong> eine Teilarbeitszeit von mehr als 5,5<br />
Stunden, so ist für diese eine zusätzliche<br />
<strong>Pause</strong> gemäss Artikel 15 des Gesetzes zu<br />
gewähren.»<br />
Normalerweise unbezahlt<br />
Das sind aber nur Mindestansätze. Jeder<br />
Betrieb kann auch längere <strong>Pause</strong>n gewäh-<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
19<br />
Paradebeispiel bei Stadler: Gesundheitsexperten empfehlen, für einen Moment völlig abzuschalten<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
20<br />
Dossier <strong>Pause</strong><br />
ren. Für schwangere Frauen, die einer stehenden<br />
Beschäftigung nachgehen, gelten<br />
besondere Regeln. Ab dem vierten<br />
Schwangerschaftsmonat können diese<br />
Arbeitnehmerinnen zusätzlich zu den<br />
rechtlich vorgeschriebenen <strong>Pause</strong>n alle<br />
zwei Stunden eine <strong>Pause</strong> von zehn Minuten<br />
machen. <strong>Die</strong>se Unterbrüche sind jedoch<br />
nicht bezahlt.<br />
Da eine <strong>Pause</strong> nicht als Arbeitszeit gilt,<br />
ist sie im Normalfall unbezahlt. Es wird<br />
dafür ausgestempelt oder der Unterbruch<br />
wird in der Arbeitszeiterfassung vermerkt.<br />
Eine Ausnahme sind <strong>Pause</strong>n, in denen<br />
Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz nicht<br />
verlassen dürfen. Oder wenn Angestellte<br />
via Pager erreichbar bleiben müssen.<br />
Je nach Branche<br />
Andere <strong>Pause</strong>n, das heisst zum Beispiel<br />
Kaffee-, Znüni- oder Zvieripausen, wie<br />
immer sie genannt werden wollen, sieht<br />
das Gesetz nicht vor. Arbeitgeber in der<br />
<strong>Schweiz</strong> sind also nicht dazu verpflichtet,<br />
ihren Mitarbeitenden solche zu gewähren.<br />
Trotzdem machen es die meisten.<br />
In der Industriebranche sind sie<br />
grundsätzlich geregelt. Je grösser die<br />
Firma, je komplexer die Arbeit und die Arbeitssituation,<br />
desto strukturierter ist die<br />
<strong>Pause</strong>nregelung. «Wenn ein Maschinenpark<br />
involviert ist, wenn die Angestellten<br />
sich umziehen und lange Wege bis zum<br />
<strong>Pause</strong>nraum oder bis ins Freie zurücklegen<br />
müssen, braucht es dies», sagt Barbara<br />
Gisi, Leiterin Angestelltenpolitik<br />
beim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Im Handel sind es die grösseren Arbeitgeber,<br />
die eine <strong>Pause</strong>nregelung kennen.<br />
Sie stellen jeweils auch <strong>Pause</strong>nräume<br />
zur Verfügung. «Bei den kleineren<br />
ist es manchmal schwierig», weiss Barbara<br />
Gisi. Sie denkt etwa an Geschäfte mit<br />
nur einer Handvoll oder weniger Angestellten.<br />
<strong>Die</strong>se haben oft keine <strong>Pause</strong>nräumlichkeiten<br />
und im Prinzip muss ein<br />
Laden ja immer besetzt sein, um die<br />
Kundschaft zu bedienen.<br />
Besser haben es die Mitarbeitenden in<br />
<strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben. Laut Barbara<br />
Gisi wird ihnen oft eine Viertelstunde<br />
Kaffeepause gewährt und bezahlt. Es gibt<br />
Linda Kisch (32) pausierte nach der Geburt<br />
ihres Sohnes Mark vier Monate. Familie<br />
und Job unter einen Hut zu bringen erlebt<br />
sie als anstrengend und bereichernd.<br />
«Es war für mich klar, dass ich nach der<br />
Babypause wieder arbeiten würde. Ich<br />
hatte eine gute Ausbildung und einige<br />
Jahre Berufserfahrung. Das wollte ich<br />
nicht einfach aufgeben. Plötzlich nur mit<br />
einem Kind zu Hause zu sein, war für<br />
mich unvorstellbar. Ich wollte beides, Familie<br />
und einen anspruchsvollen Job. Natürlich<br />
war mir auch bewusst, dass dies<br />
nur möglich sein würde, wenn das Kind<br />
mitspielt. Zudem ist es mir wichtig, finanziell<br />
unabhängig zu sein.<br />
Ich bin ausgebildete Tourismusfachfrau.<br />
Nach der Matur und einem Praktikum<br />
absolvierte ich von 2002 bis 2004 die<br />
Ausbildung an der höheren Fachschule<br />
für Tourismus in Zürich. Danach zog ich<br />
nach Genf und baute dort die Südamerika-Abteilung<br />
von Travelhouse auf. 2008<br />
kam ich zurück nach Zürich an den<br />
Hauptsitz, wo ich eine Stelle als Teilprojektleiterin<br />
im Prozessmanagement übernahm.<br />
Bald wurde ich mit Mark schwanger.<br />
Ich arbeitete bis kurz vor der Geburt<br />
und pausierte dann für vier Monate. Ich<br />
stieg mit einem 60-Prozent-Pensum wieder<br />
ins Berufsleben ein. Ich hatte alles gut<br />
vorbereitet, so zum Beispiel schon vor der<br />
Geburt einen Krippenplatz organisiert<br />
und mit Mark vor meinem Wiedereinstieg<br />
die neue Betreuungssituation langsam<br />
eingeübt.<br />
Auch wenn ich nur für kurze Zeit nicht<br />
erwerbstätig war , erlebte ich den Wiedereinstieg<br />
teilweise als schwierig. Ich<br />
machte die gleiche Erfahrung wie viele<br />
Mütter von Kleinkindern. Ich musste<br />
mich daran gewöhnen,<br />
nicht Tag und<br />
Nacht mit meinem<br />
Sohn zusammen zu<br />
sein. Zudem hatte ich<br />
am Anfang Schwierigkeiten,<br />
mich ganz<br />
auf die Arbeit zu konzentrieren. Ich war<br />
mit meinen Gedanken bei Mark. Geht es<br />
ihm gut in der Krippe? Schläft er? Klappt<br />
es mit dem Essen? Und ich musste meinen<br />
Arbeitsstil an die neue Situation anpassen.<br />
Früher blieb ich am Abend so lange<br />
im Büro, wie es mir passte. Das war nicht<br />
mehr möglich. Ich musste um halb sechs<br />
in der Krippe sein, um meinen Sohn abzuholen.<br />
Hinzu kam ein grosses Schlafmanko.<br />
Mark wachte im ersten Jahr bis zu<br />
vier Mal auf pro Nacht.<br />
Mit der Zeit gelang es mir immer besser,<br />
Job und Kinderbetreuung unter einen<br />
Hut zu bringen – dank Krippe und meinem<br />
Vater, der bei «Notfällen» immer wieder<br />
spontan den Hütedienst übernahm.<br />
Anfang 2010 wechselte ich die Stelle.<br />
Ich strebte einen Branchenwechsel an<br />
und fand einen Job bei der Migros-Bank<br />
im <strong>Die</strong>nstleistungszentrum der Privatkunden-Abteilung.<br />
Gleichzeitig begann<br />
ich die Weiterbildung zur diplomierten<br />
Organisatorin. Das war erneut eine sehr<br />
intensive Zeit. Ich arbeitete zwischen 50<br />
und 100 Prozent und besuchte am Freitag<br />
und am Samstag die Prüfungsvorbereitungskurse.<br />
Ohne die Unterstützung meiner<br />
Eltern wäre das nicht möglich gewesen.<br />
Nachdem ich den<br />
«Ich wollte beides, Fachausweis Organisatorin<br />
erlangt hatte,<br />
eine Familie und einen<br />
fand ich eine spannende<br />
Stelle bei der<br />
anspruchsvollen Job.»<br />
ZKB. Seit Juni dieses<br />
Jahres arbeite ich dort als stellvertretende<br />
Teamleiterin im Bereich Mieterkautionen.<br />
Und das Glück, das mich im Job begleitet,<br />
habe ich auch in der Liebe gefunden.<br />
Seit einigen Monaten bin ich mit<br />
meinem neuen Partner zusammen, der<br />
ebenfalls einen Teil der Kinderbetreuung<br />
übernimmt. <strong>Die</strong> letzten Jahre waren für<br />
mich eine anstrengende Zeit mit vielen<br />
psychischen und körperlichen Belastungen.<br />
Aber der Effort hat sich gelohnt. Es ist<br />
für mich eine grosse Bereicherung, Familie<br />
und Job unter einen Hut zu bringen.»<br />
mur<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
21<br />
Teamgeist bei Victorinox: <strong>Pause</strong>n gelten als wirksames Instrument zur Teamentwicklung.<br />
sogar Unternehmen, die lassen ihre Angestellten<br />
zweimal 15 Minuten pro Tag in<br />
die <strong>Pause</strong>. So sind auch die Regelungen in<br />
den öffentlichen Verwaltungen.<br />
Selbstständig organisieren<br />
Context hat in verschiedenen Betrieben<br />
aus unterschiedlichen Branchen eine<br />
kleine Umfrage gemacht, wie sie es mit<br />
den Kaffeepausen halten. Bei der Baumer<br />
Electric AG sind Arbeitspausen eine «gute<br />
Tradition» wie Alfred Dumelin, Leiter<br />
Personal und Ausbildung, sagt. Dort treffen<br />
sich die Teams wenn immer möglich<br />
zu einer Znüni-<strong>Pause</strong> um 9 Uhr.<br />
Im Technologiekonzern Bühler werden<br />
die <strong>Pause</strong>n in den verschiedenen<br />
Funktionsbereichen individuell geregelt.<br />
Wichtig sei, so Mediensprecherin Corina<br />
Atzli, dass der Betrieb reibungslos laufe<br />
und etwa der Service für die Kundschaft<br />
jederzeit gewährleistet sei. Angestellte im<br />
Verkauf oder Kundenservice von Siemens<br />
richten ihre <strong>Pause</strong>n nach der Kundschaft.<br />
In den <strong>Die</strong>nstleistungsteams organisieren<br />
die Mitarbeitenden ihre Arbeitsunterbrüche<br />
selbstständig. In der Produktion<br />
muss die Kontinuität und Überwachung<br />
der Anlagen sichergestellt sein.<br />
<strong>Die</strong> Devise bei Siemens lautet jedoch:<br />
lieber öfter eine kurze <strong>Pause</strong> als wenige<br />
lange <strong>Pause</strong>n. Kommunikationsmann<br />
Eray Müller sagt: «Wer ab und zu eine<br />
<strong>Pause</strong> macht, wahrt einen klaren Kopf.»<br />
Und noch besser als eine Kaffeepause<br />
seien ein paar Schritte an der frischen<br />
Luft. Wobei hier anzumerken ist, dass<br />
<strong>Pause</strong>n nicht dazu berechtigen, das Betriebsareal<br />
zu verlassen.<br />
Im Vertrag festgehalten<br />
Beim <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> ist Kaffee und frische<br />
Luft gleichzeitig möglich, auf der grossen<br />
Dachterrasse. Der Verband gewährt seinen<br />
Mitarbeitenden offiziell eine Viertelstunde<br />
bezahlte <strong>Pause</strong>. <strong>Die</strong>s ist in den allgemeinen<br />
Anstellungsbedingungen wie<br />
folgt geregelt: «Am Morgen ist eine Kaffeepause<br />
von 15 Minuten innerhalb des Hauses<br />
gestattet. Beginn und Ende sind nicht<br />
UNVergeSSLIche PaUSen<br />
Das kostenlose Online-Tool Workrave<br />
sorgt dafür, dass <strong>Pause</strong>n nicht vergessen<br />
gehen. Entstanden ist es als<br />
Präventionsprojekt: Personen, die<br />
am PC arbeiten, können das RSI-Syndrom,<br />
auch Mausarm genannt, entwickeln.<br />
Das sind Beschwerden im Nacken-<br />
und Schulterbereich und/oder<br />
in Armen und Händen. Dagegen helfen<br />
Arbeitsunterbrüche.<br />
Bei Workrave können <strong>Pause</strong>n verschiedenster<br />
Länge programmiert<br />
werden. Steht eine an, erscheint ein<br />
<strong>Pause</strong>nbildchen auf dem Bildschirm<br />
und eine Uhr beginnt zu ticken. Ignorieren<br />
die Benutzer den Hinweis, erscheint<br />
er immer häufiger. Das <strong>Pause</strong>nfenster<br />
kann auch so konfiguriert<br />
werden, dass es den Bildschirm blockiert.<br />
Das Programm merkt zudem,<br />
ob der Benutzer länger abwesend ist,<br />
eventuell an einer Sitzung ist, und unterlässt<br />
dann den Hinweis.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
22<br />
RauchpaUSen sorgen<br />
für dicke LUFt<br />
Dossier <strong>Pause</strong><br />
Rauchpausen bergen immer wieder<br />
Konfliktpotenzial, vor allem wenn sie<br />
sich häufen – und weil sich Nichtraucher<br />
benachteiligt fühlen können.<br />
Grundsätzlich haben Menschen das<br />
Recht zu rauchen. <strong>Die</strong>s können ihnen<br />
die Arbeitgeber nicht streitig machen.<br />
Gemäss Artikel 8 der Bundesverfassung<br />
darf niemand aufgrund seiner<br />
Lebensform diskriminiert werden. Artikel<br />
10 hält zudem die persönliche<br />
Freiheit des Individuums fest. <strong>Die</strong>s<br />
gilt auch in Bezug auf Nikotinkonsum.<br />
Raucher argumentieren, sie brauchten<br />
ihre Dosis Nikotin, damit ihre<br />
Konzentration und damit die Leistung<br />
nicht nachlassen. Extra-<strong>Pause</strong>n muss<br />
der Arbeitgeber aber nicht dulden. Er<br />
kann verlangen, dass die Raucher nur<br />
in den offiziellen <strong>Pause</strong>n ihrer Sucht<br />
nachgehen, oder er kann darauf bestehen,<br />
dass die Rauchzeit nachgeholt<br />
wird. Sonderregelungen sind gesetzlich<br />
möglich.<br />
festzuhalten.» Kaffee, Tee und andere Getränke<br />
dürfen aber auch ungeniert zwischendurch<br />
geholt werden.<br />
Bei der Graubündner Kantonalbank<br />
sieht es ganz ähnlich aus mit der <strong>Pause</strong>nregelung.<br />
Dort haben die Mitarbeitenden<br />
via Personalkommission sogar ein Mitspracherecht.<br />
Auf einen permanenten Dialog<br />
legt man dort grossen Wert, laut Tho-<br />
mas Müller, Leiter Medien. Bei Manor<br />
pflege man eine Kultur des offenen Dialogs,<br />
betont Mediensprecherin Elle Steinbrecher.<br />
Mit dem Ziel, «möglichst alle<br />
Wünsche von Mitarbeitenden und Vorgesetzten<br />
in Einklang zu bringen. <strong>Die</strong>s beinhaltet<br />
auch Wünsche bezüglich Kaffeepausen.»<br />
Anders gelöst<br />
Es zeigt sich jedoch, unter anderem bei<br />
Bühler oder Schindler, dass in Mitarbeiterkommissionen<br />
andere Themen wichtiger<br />
sind und kaum Diskussionsbedarf<br />
besteht, so Michael M. Schmidt, stellvertretender<br />
Kommunikationschef bei<br />
Schindler. Und dies, obwohl bei Schindler<br />
zwar morgens und in weiten Teilen<br />
auch nachmittags eine <strong>Pause</strong> gemacht<br />
werden darf, dies jedoch unbezahlt.<br />
Firmen, die keine <strong>Pause</strong>n gewähren,<br />
wie etwa das Beratungsunternehmen<br />
Grant Thornton AG, erlauben ihren Mitarbeitenden<br />
jedoch, sich jederzeit mit Kaffee,<br />
Tee oder Mineralwasser einzudecken. <strong>Die</strong><br />
Kosten dafür übernimmt der Arbeitgeber.<br />
Gesund und motivierend<br />
«Wer perfekt arbeiten will, muss sich auch<br />
perfekt erholen.» Nur so blieben die Arbeitnehmenden<br />
fit. <strong>Die</strong>s sagt Gesundheitspsychologin<br />
Anne Katrin Maytssek.<br />
In ihrem Buch «Mensch, mach’ mal<br />
<strong>Pause</strong>» erklärt sie, dass <strong>Pause</strong>n «die Arbeitsfähigkeit<br />
und -qualität erhalten.»<br />
Damit steht sie nicht alleine. Mediziner<br />
und Arbeitspsychologen sind sich einig:<br />
<strong>Pause</strong>n sorgen für Erholung, beugen<br />
Burnouts vor und erhöhen die Produktivität<br />
der Angestellten. Studien zeigen,<br />
wer kurze <strong>Pause</strong>n einlegt, dem fällt die<br />
Arbeit leichter und sie sind besser dran<br />
als jene, die durcharbeiten, früher Feierabend<br />
machen, aber dann völlig ausgelaugt<br />
sind.<br />
Für die Experten wären <strong>Pause</strong>n alle<br />
zwei Stunden optimal. Dazwischen könnten<br />
sich die Angestellten selber noch eine<br />
Unterbrechung verordnen. Manchmal genügen<br />
nämlich schon <strong>Pause</strong>n von einer<br />
Minute. Denn der Erholungseffekt ist offenbar<br />
in den ersten Minuten am grössten.<br />
Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen,<br />
dass nach zu langen <strong>Pause</strong>n der Einstieg<br />
in die Arbeit schwerer fällt. Festgestellt<br />
wurde zudem die motivierende Wirkung<br />
von Mini-Unterbrechungen: <strong>Die</strong> Mitarbeitenden<br />
freuen sich unbewusst darauf<br />
und arbeiten deswegen effektiver.<br />
Gewusst wie<br />
Maytssek lobt einerseits, dass die Menschen<br />
bis zu sechsmal täglich <strong>Pause</strong>n machen,<br />
nebst der Mittagspause. Andererseits<br />
bemängelt sie das Wie. Eben mal die<br />
Mails checken, sei keine <strong>Pause</strong>. Ebenso<br />
wenig Surfen, Multitasking oder über die<br />
Arbeit reden. Für die Zeit der <strong>Pause</strong> müsse<br />
die Arbeit komplett aus dem Kopf verschwinden.<br />
Es brauche Abstand und Ge-<br />
Ausbilden,<br />
Ihr Beruf.<br />
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context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
23<br />
nuss. Sie rät: «Körperhaltung, Ort, Kopfinhalte<br />
und Tätigkeit ändern.»<br />
«<strong>Pause</strong>n sind wichtig für das Zwischenmenschliche<br />
im Betrieb», sagt<br />
Maytssek ausserdem. In <strong>Pause</strong>n wird<br />
kommuniziert. Experten bezeichnen sie<br />
deshalb heute als wirksames und kostengünstiges<br />
Instrument zur Teamentwicklung.<br />
Wobei dies nur wirkt, wenn alle mitmachen,<br />
und zwar regelmässig respektive<br />
angeordnet. Dadurch wird der Informationsfluss<br />
verbessert, kleinere Entscheidungen<br />
können ohne viel Bürokratie getroffen<br />
werden und man lernt sich besser<br />
kennen, was eine Grundlage für ein erfolgreiches<br />
Team ist.<br />
Ideale Räume<br />
<strong>Die</strong> Qualität einer <strong>Pause</strong> hängt auch von<br />
den Örtlichkeiten ab. Wenn es keinen ansprechenden<br />
Treffpunkt gibt, sind Kommunikation<br />
und Erholung nicht unbedingt<br />
gewährleistet. Wie schon für <strong>Pause</strong>n<br />
gibt es für <strong>Pause</strong>nräume allerdings keine<br />
gesetzlichen Bestimmungen. Im Prinzip<br />
gilt, was auch für Arbeitsräume zu beachten<br />
ist: Sie müssen ansprechend ausgestattet<br />
sein in Bezug auf Bau, Beleuchtung,<br />
Klima, Akustik, Gesundheit und Lärm.<br />
Sie sollten Sicht aufs Freie bieten.<br />
Nicht überall kann dies umgesetzt<br />
werden. Unsere Bildstrecke gibt einen<br />
Eindruck von unterschiedlichsten <strong>Pause</strong>nräumen<br />
verschiedener Branchen.<br />
Auszeit nehmen<br />
Während Kaffee- und Mittagspausen in<br />
Bezug auf Räumlichkeiten und vor allem<br />
Zeit begrenzt sind, gibt es eine Art <strong>Pause</strong>,<br />
eine Auszeit, die zwischen zwei und<br />
zwölf Monate dauern kann: <strong>Die</strong> Rede ist<br />
vom Sabbatical. Der Ausdruck stammt<br />
vom hebräischen Wort Schabbat ab. <strong>Die</strong>ses<br />
bezieht sich auf die biblische Überlieferung,<br />
dass selbst Gott am siebten Tag<br />
seines Schöpfungsprojekts geruht hat respektive<br />
sich eine Auszeit davon genommen<br />
hat.<br />
Mitarbeitende machen ein Sabbatical,<br />
um sich persönlich um- oder neu zu orientieren.<br />
Manch einer stellt für diese Zeit<br />
die Familie oder ein Projekt in den Vordergrund.<br />
Andere wollen sich schlicht erholen.<br />
«<strong>Die</strong> Kunst des Ausruhens ist ein Teil<br />
der Kunst des Arbeitens.» – John Steinbeck<br />
Genaue Planung<br />
Auf eine solche <strong>Pause</strong> besteht kein Rechtsanspruch.<br />
<strong>Die</strong> Chancen darauf steigen<br />
aber, je länger jemand in einem Betrieb<br />
arbeitet. Und wenn gute Gründe angeführt<br />
werden. Es gilt hervorzuheben, dass<br />
man sich im Anschluss besser, ungeteilter<br />
und motivierter aufs Erwerbsleben<br />
konzentrieren kann und wird. Zudem erwirbt<br />
man sich je nach Sabbatical Sprachkenntnisse,<br />
interkulturelle Kompetenzen,<br />
Fach- und Sozialkompetenzen.<br />
Eine Auszeit bedingt jedoch von beiden<br />
Seiten eine genaue Planung. Eine<br />
Firma braucht sechs bis achtzehn Monate<br />
Vorlaufzeit, um die Absenz respektive Vertretung<br />
zu organisieren. Vorgängig geklärt<br />
werden muss überdies die Finanzierung.<br />
Es gibt Betriebe, wo Überstunden verwaltet<br />
werden und im Rahmen von Sabbaticals<br />
bezogen werden können. Im Normalfall<br />
ist eine Auszeit jedoch unbezahlt. AHV,<br />
IV und Pensionskassen müssen aber einbezahlt<br />
werden. Abzuklären gilt auch, wie<br />
Lea Bärlocher (25) hat bereits zwei<br />
drei monatige Sabbaticals genossen.<br />
<strong>Die</strong> Angestellte einer Grossbank kann<br />
solche Auszeiten nur empfehlen.<br />
«2005 habe ich die kaufmännische Lehre<br />
mit Berufsmatura bei einer mittelgrossen<br />
Bank abgeschlossen. Heute bin ich in einer<br />
Grossbank tätig und absolviere berufsbegleitend<br />
ein Bachelor-Studium Betriebsökonomie<br />
an der Zürcher Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften.<br />
Dazwischen liegen zwei Sabbaticals, je<br />
drei Monate Auszeit, zu denen ich mich<br />
aus unterschiedlichen Gründen entschlossen<br />
habe.<br />
2007 nahm ich unbezahlten Urlaub,<br />
um während eines Sprachaufenthalts in<br />
Kanada meine Englischkenntnisse zu<br />
verbessern. Ein Jahr später fasste ich mit<br />
dem Fachhochschul-Studium eine grössere<br />
Weiterbildung ins Auge. Es war absehbar,<br />
dass vier strenge Jahre auf mich<br />
zukommen würden. Bevor es losging,<br />
wollte ich mir ein paar Wochen ohne jede<br />
Verpflichtung gönnen. <strong>Die</strong> Idee war, dass<br />
ich während dieser<br />
Zeit gleichzeitig abschalten<br />
und neu<br />
auftanken konnte.<br />
Während einigen<br />
Monaten legte ich<br />
Geld auf die Seite.<br />
Ich wohnte noch bei<br />
meinen Eltern und<br />
konnte deshalb sparsam<br />
leben. Da ich nicht allein herumreisen<br />
wollte, besuchte ich eine Freundin in<br />
Australien und gemeinsam reisten wir<br />
dann der Küste entlang. Anschliessend<br />
verbrachte ich noch gemeinsam mit meiner<br />
Mutter einen Monat in Thailand. Insgesamt<br />
habe ich es sehr genossen, einmal<br />
ein ganz anderes Leben zu führen. Nur<br />
manchmal fragte ich mich, ob ich zurück<br />
«<strong>Die</strong> Idee war, dass<br />
ich während dieser Zeit<br />
gleichzeitig abschalten<br />
und neu auftanken<br />
konnte.»<br />
in der <strong>Schweiz</strong> wieder eine Stelle finden<br />
würde, denn inzwischen machten sich<br />
die Auswirkungen der Finanzkrise bemer<strong>kb</strong>ar.<br />
Nach meiner Rückkehr schrieb ich ein<br />
paar Bewerbungen, doch sehr schnell<br />
hörte ich von einer Vakanz bei meinem<br />
früheren Arbeitgeber. Ich bewarb mich<br />
und bekam eine Zusage.<br />
Nur wenige Monate<br />
danach – wieder<br />
über private Kontakte<br />
– wurde ich auf eine<br />
Stelle bei einer Grossbank<br />
aufmerksam,<br />
die vom Tätigkeitsgebiet<br />
her wie auf mich<br />
zugeschnitten war.<br />
Wiederum bewarb ich mich erfolgreich.<br />
So begann ich im Sommer 2009 fast<br />
gleichzeitig mit dem Studium beim neuen<br />
Arbeitgeber. Ob nach meiner Rückkehr<br />
alles so gut lief, weil ich von meiner Auszeit<br />
her über viel neue Energie verfügte,<br />
kann ich nicht sagen. Schon möglich. Jedenfalls<br />
kann ich eine solche Auszeit jedem<br />
nur empfehlen.» tj<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
24<br />
Dossier <strong>Pause</strong><br />
Ein Druckmittel<br />
Ich drücke <strong>Pause</strong> – nichts passiert. Vielleicht<br />
ist die Taste eingerostet. Ich kann<br />
mich nämlich nicht erinnern, in den bald<br />
20 Jahren als Benutzerin je die <strong>Pause</strong>-<br />
Taste bewusst gedrückt zu haben.<br />
Ich bin aber nicht nur eine lausige Anwenderin,<br />
sondern auch eine schlechte<br />
Arbeitgeberin. Seit Jahren muss mein<br />
Computer meist mehr als 42 Stunden pro<br />
Woche arbeiten. Oft ist er sogar an sieben<br />
Tagen im Einsatz. Nie habe ich ihm<br />
also in dieser Zeit eine <strong>Pause</strong> gegönnt.<br />
Als sarkastische Natur werfe ich ein, ein<br />
Computer verdiene keine <strong>Pause</strong>, er sei ja<br />
nur eine Maschine. Oder ich argumentiere,<br />
dass diese Taste offenbar überflüssig<br />
ist, sonst hätte ich sie längst einmal<br />
gebraucht.<br />
<strong>Die</strong> Wikipedia-Gemeinde gibt mir recht,<br />
sie sei ein Relikt, dem heute in den meisten<br />
PC-Anwendungen keine oder nur geringe<br />
Bedeutung zukomme. Unser IT-<br />
Mann sagt, selbst fürs Programmieren<br />
oder Spielen sei die Taste nicht mehr nötig.<br />
Er brauche sie nur (zusammen mit der<br />
Windowstaste), um auf schnellem Weg<br />
die Systemeigenschaften anzusehen.<br />
Das will ich sehen. Tatsächlich, ein Fenster<br />
poppt auf, das mit User überschrieben<br />
ist. Mir bringt das nichts. Ich klick’ es<br />
weg.<br />
Nach einer Weile stelle ich fest, dass<br />
mein PC nicht mehr so langsam läuft wie<br />
vorher. Vielleicht ist die <strong>Pause</strong>-Taste<br />
doch zu etwas gut? Macht der PC etwa Mikro-<strong>Pause</strong>n,<br />
während die Taste gedrückt<br />
wird? Nur zu, wenn er nachher produktiver<br />
arbeitet! Das ist fast menschlich. Halt,<br />
das kann und darf nicht sein. Sonst tritt<br />
er bald in den Streik wegen der schlechten<br />
Arbeitsbedingungen. Ich beschliesse,<br />
nie mehr <strong>Pause</strong> zu drücken. ajm<br />
es mit Kranken- und Unfallversicherungen<br />
durch den Arbeitgeber steht.<br />
Spezielle Stillpause<br />
Ein ganz anderer Fall ist die Babypause.<br />
Offiziell beginnt der Mutterschaftsurlaub<br />
mit der Geburt des Kindes. Als letztes europäisches<br />
Land hat die <strong>Schweiz</strong> 2005<br />
eine Mutterschaftsversicherung eingeführt.<br />
Während 14 Wochen (98 Tagen)<br />
wird 80 Prozent des Lohns ausbezahlt.<br />
Wenn eine Branche einen Gesamtarbeitsvertrag<br />
(GAV) hat, der einen besseren<br />
Mutterschaftsurlaub vorschreibt, gilt die<br />
Regelung des GAV.<br />
Beim Wiedereinstieg gibt es spezielle<br />
Regelungen zur «Stillpause» zu beachten:<br />
Wenn eine Mutter ihr Kind im Betrieb<br />
stillt, gilt im ersten Lebensjahr das Stillen<br />
als Arbeitszeit. Wenn das Kind ausserhalb<br />
des Betriebs gestillt wird, wird nur die<br />
Hälfte der Zeit als Arbeitszeit angerechnet.<br />
Andrea Mašek ist Context-Redaktorin.<br />
andrea.masek@kvschweiz.ch<br />
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context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Zweimal Vormittag<br />
<strong>Die</strong> Vorteile von Powernapping sind einleuchtend. Trotzdem gibt es nur wenige<br />
Firmen, die ihren Mitarbeitenden ein kurzes Nickerchen über Mittag zugestehen.<br />
25<br />
Früher sagte man Mittagsschlaf. Das war<br />
zu einer Zeit, als die Erwerbstätigen fixe<br />
Arbeitszeiten hatten, über Mittag nach<br />
Hause gingen und sich nach dem Essen<br />
für eine halbe Stunde aufs Ohr legten.<br />
Dann änderten sich die Arbeitszeiten und<br />
damit auch die Gewohnheiten. Mit dem<br />
Nine-to-Five-Job wurde die Mittagspause<br />
kürzer, die Berufstätigen verliessen den<br />
Arbeitsplatz nur noch kurz oder gar nicht<br />
mehr, und damit blieb auch das Nickerchen<br />
nach dem Essen auf der Strecke.<br />
Seit einigen Jahren ist von Powernapping<br />
die Rede und damit von der Rückkehr<br />
des Mittagsschlafs. «Powernapping über<br />
Mittag», lautet denn auch ein Kurs, der im<br />
nächsten Frühjahr vom <strong>KV</strong> Zürich angeboten<br />
wird. Durchführen wird ihn Lars<br />
Sonderegger, Unternehmensleiter von<br />
IKAMED, einem Ausbildungsinstitut für<br />
Kinesiologie und Komplementärmedizin.<br />
«Wer über Mittag eine Viertelstunde<br />
schläft, verfügt am Nachmittag nochmals<br />
über ebenso viel Energie wie am Vormittag»,<br />
meint er. Es sei ein weit verbreiteter<br />
Irrglaube, dass man am Nachmittag wegen<br />
des Essens müde sei, vielmehr entspreche<br />
der Spannungsabfall einem natürlichen<br />
Rhythmus. Gestärkt mit einem Kurzschlaf<br />
verfüge man nicht nur über mehr Konzentrations-<br />
und Leistungsfähigkeit, sondern<br />
könne auch besser mit Stress umgehen<br />
und habe eine bessere Laune.<br />
<strong>Die</strong> Argumente sind schlagend und<br />
dementsprechend müsste sich Powernapping<br />
längst in den Unternehmen als feste<br />
Grösse etabliert haben. So ist es aber<br />
nicht. Zwar gibt es in manchen Firmen<br />
Ruheräume mit ein paar Liegen, die von<br />
den Angestellten aber kaum je aufgesucht<br />
werden. Sie befürchten, dass es ihnen als<br />
Schwäche ausgelegt würde, wenn sie sich<br />
dorthin zurückziehen.<br />
Auch Sonderegger beobachtet, dass es<br />
ein weit verbreitetes Vorurteil gebe, wonach<br />
Schlafen während des Tages mit<br />
Faulheit oder Schwäche gleichgesetzt<br />
wird. «Immer mehr Firmen aber entdecken<br />
die Vorzüge des Powernapping.» Sie<br />
erklären den Kurzschlaf als Teil der Unternehmenskultur<br />
und stellen den Mitarbeitenden<br />
entsprechende Räumlichkeiten<br />
zur Verfügung. «Sie tun damit etwas<br />
für die Gesundheit und das Wohl ihrer<br />
Angestellten, und sie profitieren gleichzeitig<br />
selber davon.»<br />
Laut Sonderegger ist Powernapping<br />
Übungssache. Man solle keinen Stress daraus<br />
machen, sich einfach hinlegen und<br />
ruhig atmen. Wenn man nicht einschlafen<br />
könne, sei auch mit ein paar Minuten<br />
vor sich hindösen schon viel gewonnen.<br />
Falls Gedanken rund um den Berufsstress<br />
auftauchten, solle man diese akzeptieren<br />
und vorüberziehen lassen. Ob man vorher<br />
oder nachher etwas esse, müsse jeder und<br />
jede individuell herausfinden. tj<br />
www.kvz.ch: «Powernapping über Mittag».<br />
6. und 13. März 2012<br />
Ausgekocht in Peking: Wer eine Viertelstunde schläft, ist leistungsfähiger.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
26<br />
Schadlos kommunizieren<br />
Beruf und Bildung<br />
<strong>Die</strong> Informationsflut überfordert uns. Das Museum für Kommunikation zeigt in<br />
einer Ausstellung auf, wie man die Datenflut bewältigt und besser kommuniziert.<br />
Von Rolf Murbach<br />
Wir sind der Datenflut ausgeliefert.<br />
Das ist schon länger ein Thema.<br />
Wir sind immer häufiger online, besuchen<br />
unablässig Facebook, twittern, bloggen<br />
und halten uns auf Newsplattformen<br />
auf. Im Büro lassen wir uns von Mails terrorisieren.<br />
Im Bus, Zug und auf der Stras se<br />
sind es die Smartphones, die unsere Aufmerksamkeit<br />
beanspruchen.<br />
Wir haben längst erfahren, dass dieses<br />
Informationsverhalten nicht unbedingt<br />
gesund ist. Wir sind zerstreut, können<br />
uns nur schlecht konzentrieren und<br />
sind, obwohl so gut informiert wie noch<br />
nie, nicht wirklich zufrieden. Und wir lesen<br />
von Internet-Süchtigen und denken,<br />
dass wir nicht dazugehören.<br />
«Warnung: Kommunizieren gefährdet»<br />
heisst die neue Ausstellung des Museums<br />
Wer online Dokumente verschickt<br />
und sichergehen möchte, dass die<br />
Empfängerinnen und Empfänger diese<br />
originalgetreu lesen können, der erstellt<br />
ein <strong>PDF</strong>. Das Portable Document<br />
Format ist ein Dateiformat für Dokumente,<br />
das unabhängig vom ursprünglichen<br />
Anwendungsprogramm, vom<br />
Betriebssystem oder von der Hardwareplattform<br />
ist. Damit entfallen<br />
typische Konvertierungsprobleme wie<br />
etwa ein veränderter Seitenumbruch<br />
oder falsche Schriftarten. Entwickelt<br />
wurde das <strong>PDF</strong> vom Unternehmen<br />
Adobe Systems, das 1993 damit auf<br />
den Markt ging. Anfänglich waren<br />
Adobe Acrobat und Adobe Reader –<br />
die Programme zur Erstellung und<br />
zum Lesen der <strong>PDF</strong> – kostenpflichtig.<br />
Immer online: verbunden mit der Welt draussen.<br />
für Kommunikation in Bern. <strong>Die</strong> Schau<br />
beschäftigt sich mit der alltäglichen Kommunikationsflut<br />
und will aufzeigen, wie<br />
der Überfluss an Kommunikation ohne<br />
Stress und ohne Überforderung zu bewältigen<br />
ist. Kommunikation ist ja grundsätzlich<br />
etwas Positives; sie ist lebenswichtig.<br />
Es ist wie beim Essen: Wenn wir uns übermässig<br />
und einseitig ernähren, fühlen wir<br />
uns schlecht. «Ausgewogene Kommunikation<br />
fördert das Wohlbefinden und<br />
macht Spass», liest man auf der Website<br />
des Museums für Kommunikation.<br />
In der Klinik<br />
Wie findet man sich im Informationsüberfluss<br />
zurecht? Das Museum für Kommunikation<br />
bietet dafür als Therapie einen<br />
Klinikaufenthalt an. Einen Teil der<br />
Ausstellungsräumlichkeiten hat es zu diesem<br />
Zweck in eine Klinik für Kommunikation<br />
verwandelt – mit eigener Direktorin.<br />
Über ein Foyer betreten die Besucherinnen<br />
und Besucher die Klinik, wo sie<br />
von der Direktorin Sana van Belkom begrüsst<br />
werden. Eine Bibliotheksinstallation<br />
mit rund 12 000 Büchern veranschaulicht<br />
die tägliche Kommunikationsflut:<br />
<strong>Die</strong> Menge an Information und Kommunikation,<br />
die weltweit täglich verbreitet<br />
wird, beträgt 7 355 Milliarden Gigabytes,<br />
das entspricht umgerechnet etwa 72 500<br />
Milliarden Büchern.<br />
Der erste Schritt zu einer Verbesserung<br />
des Kommunikationsverhaltens führt laut<br />
Ausstellungsmachern über eine sorgfältige<br />
Anamnese. <strong>Die</strong> Besucherinnen und<br />
Besucher sind daher aufgefordert, in<br />
einem Check-up ihr Kommunikationsverhalten<br />
und ihren Medieneinsatz zu<br />
reflektieren und zu dokumentieren. Das<br />
computergestützte Programm basiert auf<br />
einem wissenschaftlich fundierten Katalog<br />
von 20 Fragen und wurde zusammen<br />
mit dem soziologischen Institut der Universität<br />
Bern für die Ausstellung entwickelt.<br />
Resultat des Check-ups ist der sogenannte<br />
persönliche Kommunikations-<br />
Index PKI, der Nutzen, Spass und Leiden<br />
jedes Klini<strong>kb</strong>esuchers ausweist. Steht der<br />
PKI auf grün, gelb, orange oder gar rot?<br />
<strong>Die</strong> Kommunikationstrainer an der Empfangstheke<br />
wissen es und halten passende<br />
Wellness-Packages bereit, die sich hinter<br />
farbig leuchtenden Türen verbergen.<br />
Wellness und Beratung<br />
Nach dem Aufenthalt in den Wellness-<br />
Oasen dürfen sich die Besucher beraten<br />
lassen, wie sie künftig massvoll und lustvoll<br />
kommunizieren können. Dazu gehören<br />
mehrere interaktive Stationen, wo sie<br />
erfahren, wie Kommunikation ohne<br />
Stress möglich ist. Fachleute und Betroffene<br />
äussern sich zudem zu Online-Sucht<br />
und Burnout und zeigen auf, wie das persönliche<br />
Verhalten optimiert werden<br />
kann.<br />
Museum für Kommunikation in Bern: Kommunizieren<br />
gefährdet. Bis 15. Juli 2012<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Zukunft<br />
Umsteigen, nicht aussteigen<br />
«The Age of Less» von David Bosshart bietet<br />
eine spannende Lektüre.<br />
Wir haben Anlass zur Sorge. Finanzund<br />
Eurokrise, überschuldete Länder,<br />
Hungersnöte, Umweltkatastrophen, Bevölkerungsexplosion<br />
und Wirtschaftssysteme,<br />
die unsteuerbar geworden sind:<br />
Das ist die Welt, wie sie sich präsentiert.<br />
Wie hilflose Feuerwehrsleute versuchen<br />
wir den einen oder anderen Brand einzudämmen,<br />
meist mit wenig Erfolg. Und der<br />
Zwang, überall und immer mehr Wachstum<br />
zu generieren, bleibt unangetastet.<br />
Obwohl wir wissen, dass gerade diese<br />
Wachstumsmanie vielen Katastrophen<br />
zugrunde liegt.<br />
«So kann es nicht weitergehen»,<br />
schreibt David Bosshart in seinem neuen<br />
Buch «The Age of Less». Der Leiter des renommierten<br />
Gottlieb-Duttweiler-Institutes<br />
zeigt auf, wie das Zeitalter des Zahlwachstums<br />
zu Ende geht. Er demonstriert<br />
anhand vieler Beispiele, dass die Logik<br />
des Immer-Mehr abgewirtschaftet hat.<br />
Und er plädiert für eine substanzielle Veränderung<br />
der wirtschaftlichen Verhältnisse.<br />
Nur so könnten wir unseren Wohlstand<br />
einigermassen erhalten. Bosshart<br />
fordert: umsteigen statt aussteigen, und<br />
zwar in das Age of Less, ein Zeitalter des<br />
Immer-Weniger, das uns aber gleichzeitig<br />
Aktionsräume für ein neues, robusteres<br />
Wachstum biete.<br />
David Bosshart skizziert entscheidende<br />
Zukunftstrends aus Wirtschaft,<br />
Gesellschaft, Konsum und Arbeit, die<br />
neuen Lebensstile, die uns prägen werden,<br />
und die Revolution von Social Media<br />
und Internet, die unsere Welt radikal verändert.<br />
Bosshart gibt einen umfassenden<br />
Überblick über die Systeme unserer<br />
Welt, wie sie aufeinander einwirken, wie<br />
Stress und Angst viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche<br />
durchdringen und wie<br />
alles immer schneller, grösser, höher sein<br />
muss. mur<br />
David Bosshart: The Age<br />
of Less. <strong>Die</strong> neue Wohlstandsformel<br />
der westlichen<br />
Welt. Murmann<br />
Verlag 20<strong>11</strong>. CHF 28.50<br />
Prävention<br />
Sicherheit am Arbeitsplatz<br />
Das Risiko eines Unfalls in einem Bürobetrieb<br />
wird stark unterschätzt. Tatsache ist,<br />
dass 55 Prozent aller Berufsunfälle in Unternehmen<br />
im <strong>Die</strong>nstleistungssektor erfolgen.<br />
Mit wenig Aufwand könnte man die<br />
Arbeitsplatzsicherheit deutlich erhöhen.<br />
Wenn Mitarbeitende nicht zur Arbeit<br />
erscheinen, sind oft Rückenschmerzen<br />
oder Stolperunfälle der Grund. Hinzu<br />
kommen im Büro auch Beschwerden, die<br />
spezifisch mit der sitzenden Tätigkeit,<br />
dem Bildschirmarbeitsplatz und der<br />
Arbeit in klimatisierten Räumen zu tun<br />
haben: Rückenschmerzen, Verspannungen,<br />
Sehnen- und Muskelleiden sowie<br />
Erkrankungen der Atemwege und Augenprobleme.<br />
<strong>Die</strong> unfall- und krankheitsbedingten<br />
Kosten sind für die Unternehmen<br />
enorm. Allein wegen Muskel-Skelett-<br />
Schmerzen gehen in der <strong>Schweiz</strong> jedes<br />
Jahr rund 1.6 Millionen Arbeitstage verloren.<br />
<strong>Die</strong> Kosten beziffern sich auf durchschnittlich<br />
600 Franken pro Tag.<br />
Mit wenig Aufwand könnten die Betriebe<br />
die Arbeitsplatzsicherheit markant<br />
erhöhen. Prävention bedeutet in den<br />
meisten Fällen nicht die Anschaffung von<br />
neuen und teuren Geräten. Wichtig wäre<br />
vielmehr die richtige Nutzung beispielsweise<br />
von ergonomischen Stühlen und<br />
Bildschirmen. So sind etwa viele Bürotische<br />
zu hoch eingestellt.<br />
<strong>Die</strong> Eidgenössische Koordinationskommission<br />
für Arbeitssicherheit EKAS<br />
unterstützt Betriebe in ihren Präventions-<br />
Anstrengungen. Auf der Webseite www.<br />
praevention-im-buero.ch stellt sie Informationsbroschüren<br />
und Online-Lernmodule<br />
zur Verfügung. Wer bis am 31. Dezember<br />
eines der Online-Module absolviert,<br />
profitiert nicht nur von Informationen,<br />
sondern kann attraktive Preise rund um<br />
das Thema Sicherheit und Gesundheit am<br />
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Jobhüpfen<br />
Mit Stefanie Grob<br />
Ich war auch mal Pro-Juventute-Marken-<br />
Verkäuferin. Als 8-Jährige. Wie fast alle<br />
Kinder in der <strong>Schweiz</strong>. Auch jetzt klingeln<br />
sie wieder mit ihren Kartonbauchläden.<br />
Ich habe es nicht ungern gemacht.<br />
Abwechslung im Schulalltag.<br />
Ein Jahr später, in der 3. Klasse, gab es<br />
eine Projektwoche, Zigeunerwoche genannt,<br />
damals durfte man noch Zigeuner<br />
sagen. <strong>Die</strong> Schriftstellerin Mariella Mehr<br />
erzählte, wie sie aus ihrer Familie gerissen<br />
und in Kinderheime und psychiatrische<br />
Anstalten gesteckt wurde. Aktion<br />
«Kinder der Landstrasse». Geplant und<br />
durchgeführt von Pro Juventute.<br />
Kurz darauf sollten wir wieder deren<br />
Marken verkaufen. Ich weigerte mich.<br />
Und das Theater ging los. Strafaufgaben,<br />
Nachsitzen, Elterngespräche. Der Lehrer<br />
panisch, dass die ganze Klasse auf den<br />
Streikzug aufspringt. Ich verständnislos,<br />
warum ich diesen Job nicht aufgeben<br />
durfte. Ich wurde weder angestellt noch<br />
bezahlt, hatte also keinerlei Verpflichtungen<br />
und konnte ihn nicht mit meinem<br />
Gewissen vereinbaren. Lehrer Bärtschi<br />
redete von vergessen und verzeihen.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war es erst 13 Jahre<br />
her. Das «Hilfswerk» Pro Juventute traumatisierte<br />
bis 1972 systematisch Familien.<br />
Wieso sollte ich das vergessen, während<br />
wir alle uns, ebenfalls laut Bärtschi, immer<br />
an die Gräuel des 2. Weltkrieges erinnern<br />
müssen, um aus der Geschichte zu<br />
lernen?<br />
Meine erste Berührung mit der Arbeitswelt<br />
endete mit unentschuldigten Absenzen<br />
in meinem Drittklässler-Zeugnis,<br />
obwohl der Verkauf in der Freizeit hätte<br />
stattfinden müssen (Logik war wirklich<br />
nicht Bärtschis Stärke) und mit unüberbrüc<strong>kb</strong>aren<br />
Differenzen zu Lehrern und<br />
anderen Autoritätspersonen. Das hält bis<br />
heute an. Und noch immer kaufe ich<br />
meine Briefmarken nur auf der Post.<br />
Stefanie Grob ist Autorin und Spokenword-Performerin.<br />
27<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
28<br />
Im Zentrum die Praxis<br />
Beruf und Bildung<br />
Spezialisierung <strong>Die</strong> höhere Berufsbildung richtet sich an Leute, die praktische<br />
Fähigkeiten mit theoretischem Wissen verbinden wollen und eine Laufbahn mit<br />
einer verantwortungsvollen Fach- oder Führungsfunktion anstreben. Von Rolf Murbach<br />
<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung ebnet den Weg für spannende Laufbahnen.<br />
<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung ist ein Erfolgsmodell.<br />
Wer über einen Fachausweis,<br />
eine höhere Berufsprüfung oder<br />
einen Abschluss an einer höheren Fachschule<br />
verfügt, erhöht seine Chancen auf<br />
dem Arbeitsmarkt markant. Zudem verdient<br />
er mehr. <strong>Die</strong> so genannte Bildungsrendite<br />
ist bei der höheren Berufsbildung<br />
so gross wie kaum bei einer anderen Ausbildung.<br />
Das heisst: Das Geld und die Zeit,<br />
die man investiert, zahlen sich aus.<br />
<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung zeichnet<br />
sich durch einen starken Praxisbezug aus.<br />
<strong>Die</strong> Absolventinnen und Absolventen<br />
wälzen nicht einfach Theorien, sondern<br />
eignen sich ein Wissen an, das ihnen in<br />
ihrem beruflichen Alltag nützlich ist.<br />
«Man lernt das, was man in der Praxis<br />
wirklich braucht», sagt die diplomierte<br />
Kommunikationsleiterin und Werberin<br />
des Jahres 20<strong>11</strong> Nadine Borter. «Ich würde<br />
die höhere Berufsbildung jedem Mitarbeiter<br />
empfehlen, der eine Karriere anstrebt.»<br />
Das findet auch der diplomierte<br />
Tourismusfachmann HF Thomas Exposito:<br />
«Noch während der Ausbildung erhielt<br />
ich die Möglichkeit, die Leitung der<br />
Infostelle in Amden für Heidiland Tourismus<br />
und somit auch die Geschäftsführung<br />
der lokalen Tourismusorganisation<br />
zu übernehmen.»<br />
Gefragte Spezialisierungen<br />
28 200 Frauen und Männer erlangen pro<br />
Jahr einen Abschluss der höheren Berufsbildung.<br />
13 100 absolvieren die Berufsprüfungen<br />
(eidgenössischer Fachausweis).<br />
3200 bestehen die höheren Fachprüfungen<br />
(eidgenössisches Diplom). Und 7300<br />
besuchen die Bildungsgänge an höheren<br />
Fachschulen. Dabei ist die Anzahl der verschiedenen<br />
Abschlüsse immens. Es gibt<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
29<br />
240 unterschiedliche Berufsprüfungen,<br />
170 höhere Fachprüfungen und 72 Richtungen<br />
an den höheren Fachschulen –<br />
alles Spezialisierungen, die in der Arbeitswelt<br />
gefragt sind. <strong>Die</strong> konsequente<br />
Orientierung an den Bedürfnissen der Berufspraxis<br />
zeigt sich auch dadurch, dass<br />
die Prüfungsverordnungen und Rahmenlehrpläne<br />
von den Organisationen der<br />
Arbeitswelt, den Branchenverbänden, definiert<br />
werden. Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> zum<br />
Beispiel ist engagiert in den Bereichen<br />
Arbeitsagogik, Betriebswirtschaft, Detailhandel,<br />
Direktionsassistenz, Human<br />
Resources, Marketing/Verkauf, Organisatoren,<br />
Rechnungswesen und Controlling,<br />
Steuerexperte sowie Treuhänder. In einigen<br />
Bereichen führt der Verband zusammen<br />
mit anderen Organisationen der<br />
Arbeitswelt die Berufs- und höheren<br />
Fachprüfungen durch.<br />
Zu den am häufigsten gewählten Berufsprüfungen<br />
gehören (2010): Polizist<br />
(8<strong>11</strong> Abschlüsse), HR-Fachfrau (757), Ausbilder<br />
(729), Marketingfachfrau (604) und<br />
Fachmann Finanz- und Rechnungswesen<br />
(583). Bei den Höheren Fachprüfungen<br />
sind dies: Arbeitsagogin (367), Wirtschaftsprüfer<br />
(302), Informatikerin (169),<br />
Elektroinstallateur (169) und Expertin in<br />
Rechnungslegung und Controlling (154).<br />
An den höheren Fachschulen werden am<br />
meisten Diplome verliehen in Pflege<br />
(1676), Betriebswirtschaft (840), Sozialpädagogik<br />
(420) und Hotellerie-Gastronomie<br />
(4<strong>11</strong>).<br />
Massgeschneiderte Laufbahnen<br />
<strong>Die</strong> höhere Berufsbildung erlaubt massgeschneiderte<br />
Laufbahnen. Schritt für<br />
Schritt können sich Berufsleute weiterbilden,<br />
sich spezialisieren und die Karriereleiter<br />
erklimmen. Ein Beispiel: Nach der<br />
kaufmännischen Grundbildung erlaubt<br />
das Zertifikat Personalassistentin den<br />
■ Als Koch und Diätkoch ist Roger Kissling<br />
weit herumgekommen, in der ganzen<br />
<strong>Schweiz</strong> und auch im Ausland. Er war<br />
Koch auf diversen Kreuzfahrtschiffen.<br />
Dann hatte er Lust auf einen markanten<br />
Jobwechsel; er heuerte als Küchenchef bei<br />
Nestlé an, in der Abteilung Forschung und<br />
Entwicklung von Aromen. Und er hatte<br />
Lust sich weiterzubilden. Roger Kissling<br />
besuchte wieder die Schule und erlangte<br />
den Fachausweis Technischer Kaufmann.<br />
«Ich wollte auch<br />
«Ich wollte auch weg von<br />
der Küche, den Einstieg<br />
in einen ganz anderen<br />
Bereich schaffen.»<br />
weg von der Küche,<br />
den Einstieg in einen<br />
ganz anderen Bereich<br />
schaffen», sagt Roger<br />
Kissling. Organisation<br />
und Projektmanagement<br />
faszinierten<br />
ihn, die ganzheitliche Herangehensweise<br />
an komplexe Aufgaben. <strong>Die</strong><br />
Weiterbildung zahlte sich aus. Roger Kissling<br />
konnte innerhalb der Firma ins technische<br />
Marketing der Aroma-Entwicklung<br />
wechseln.<br />
2006 war die nächste Weiterbildung<br />
angesagt. Er ergänzte den Technischen<br />
Kaufmann mit einem Semester Organisation.<br />
Im Anschluss besuchte der Aroma-<br />
Spezialist Kurse, die auf die höhere Fachprüfung<br />
zum eidgenössisch diplomierten<br />
Organisator vorbereiteten. Nun ging es<br />
darum, die Fächer seiner bisherigen Weiterbildungen<br />
zu vertiefen und zu vernetzen.<br />
Betriebswirtschaft, Recht, Datenschutz<br />
Projekt- und Prozessmanagement<br />
oder Facility Management gelangten in<br />
komplexen Fallbeispielen zur Anwendung.<br />
Wie führt man in einem Betrieb<br />
eine umfassende IT-Lösung ein oder wie<br />
optimiert man in einem Spital das Verteilersystem<br />
des Essens? Das waren die Fragen,<br />
mit denen sich die Studierenden auseinandersetzen<br />
mussten. «<strong>Die</strong> Weiterbildung<br />
war intensiv», erinnert sich Kissling.<br />
«Zwei- bis dreimal<br />
Schule pro Woche,<br />
Prüfungen vorbereiten<br />
und eine umfassende<br />
Diplomarbeit<br />
schreiben. Alles neben<br />
einem 100-Prozent-Job.»<br />
Geschätzt<br />
hat Roger Kissling auch den Praxisbezug<br />
der Ausbildung. In seiner Diplomarbeit<br />
zum Beispiel befasste er sich mit der Einführung<br />
von neuen Aroma-Kreationsregeln<br />
in Europa.<br />
Eine solche Weiterbildung fordert<br />
nicht nur zeitlich einiges, sondern auch finanziell.<br />
Für Kurse, Prüfungsgebühren<br />
und Spesen zahlte Roger Kissling für die<br />
zwei Semester rund 15 000 Franken. <strong>Die</strong><br />
Hälfte davon übernahm sein Arbeitgeber.<br />
Unterdessen ist Roger Kissling als<br />
Senjor Projektmanager verantwortlich<br />
für einen Teil der Aromenentwicklung bei<br />
Givaudan (Givaudan hat 2002 das Nestlé-<br />
Roger Kissling (44) – Senior Projektmanager<br />
bei Givaudan. Absolvent der<br />
höheren Fachprüfung Experte in<br />
Organisationsmanagement.<br />
Aromengeschäft übernommen). Und, das<br />
erstaunt wenig, wieder in einer Weiterbildung.<br />
<strong>Die</strong> höhere Fachprüfung Organisator<br />
wurde zum Experten in Organisationsmanagement<br />
aufgewertet. Roger<br />
Kissling besucht zurzeit Vorbereitungskurse<br />
und wird bald die Upgrade-Prüfungen<br />
absolvieren. «Da ich unterdessen Prüfungsexperte<br />
für den Fachausweis bin,<br />
schadet es nicht, wenn ich mein Wissen in<br />
Organisationsmanagement laufend erweitere.<br />
Auch im alltäglichen Job kann ich<br />
das Aufgefrischte wieder vermehrt sinnvoll<br />
ein- und umsetzen.»<br />
All die Weiterbildungen haben sich<br />
für Roger Kissling im Rüc<strong>kb</strong>lick gelohnt.<br />
«Ich bin Generalist, verstehe von vielen<br />
Bereichen etwas und könnte sicherlich<br />
Jobs in ganz unterschiedlichen Branchen<br />
finden.» mur<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
30<br />
Beruf und Bildung<br />
Einstieg ins HR. <strong>Die</strong> Berufsprüfung HR-<br />
Fachmann befähigt zusammen mit einiger<br />
Zeit Berufspraxis zur selbstständigen<br />
Übernahme anspruchsvoller Aufgaben<br />
im Personalwesen. Der Leiter Human Resources<br />
schliesslich ist mit der höheren<br />
Fachprüfung prädestiniert für die Übernahme<br />
der Leitung HR in mittleren und<br />
grossen Unternehmen. Zur Prüfung zugelassen<br />
wird er, wenn er vier Jahr im HR gearbeitet<br />
hat und über einen Abschluss einer<br />
höheren Fachschule, einer Hochschule<br />
oder des HR-Fachmanns verfügt.<br />
Wie anspruchsvoll die höhere Berufsbildung<br />
ist, zeigt auch die Tatsache, dass<br />
sich viele höhere Fachprüfungen ebenfalls<br />
an Hochschulabsolventen richten.<br />
<strong>Die</strong> Steuerexpertin Danielle Wenger,<br />
Partnerin in einer grossen Wirtschaftskanzlei,<br />
sagt: «Nach meinem Studium der<br />
Rechtswissenschaften habe ich mich mit<br />
dem Steuerexpertendiplom auf hohem<br />
Niveau spezialisiert.»<br />
Teure Weiterbildung<br />
Bei all dem Positiven, was die höhere<br />
Berufsbildung auszeichnet, bleibt ein<br />
Wermutstropfen: die Finanzierung. Im<br />
Gegensatz zu den Hochschulen subventioniert<br />
der Bund die höhere Berufsbil-<br />
dung nur wenig. Das bedeutet für die Absolventinnen<br />
und Absolventen, dass sie<br />
ihre Weiterbildung selber finanzieren<br />
müssen – manchmal übernimmt auch der<br />
Arbeitgeber einen Teil der Kosten. Und<br />
das ist nicht wenig Geld. Für die Vorbereitungskurse<br />
und Prüfungsgebühren zahlt<br />
man schnell einmal zwischen 15 000 und<br />
25 000 Franken. <strong>Die</strong>s können sich längst<br />
nicht alle leisten.<br />
Schliesslich sollte in den nächsten<br />
Jahren ein zweites Manko der höheren<br />
Berufsbildung behoben werden. Unsere<br />
Abschlüsse sind im Ausland und in internationalen<br />
Firmen wenig bekannt, weil<br />
die meisten Länder keine hochwertige<br />
praktische Berufsbildung kennen. Vor allem<br />
im kaufmännisch-administrativen<br />
Bereich werden Titel und Qualifikationen<br />
nur auf akademischem Weg erworben. Es<br />
braucht daher eine internationale Anerkennung<br />
der <strong>Schweiz</strong>er Berufsabschlüsse,<br />
damit Absolventen einer höheren Berufsbildung<br />
im globalisierten Arbeitsmarkt<br />
die gleichen Chancen haben wie Bewerber<br />
mit Bachelor- oder Masterabschluss.<br />
Der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> macht sich seit Jahren für<br />
eine solche Anerkennung stark. Claude<br />
Meier, Leiter Bildungspolitik, sagt: «Wir<br />
fordern eine rasche Einführung eines<br />
nationalen Qualifikationsrahmens und<br />
von Diplomzusätzen, mit welchen der<br />
Wert unserer schweizerischen Berufsbildungsabschlüsse<br />
im In- und Ausland verständlicher<br />
und dadurch vergleichbarer<br />
gemacht werden können.»<br />
Weitere Informationen:<br />
www.examen.ch<br />
Prüfungsportal des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
www.berufsbildungplus.ch<br />
Berufliche Grundbildung, Berufsmaturität, höhere<br />
Berufsbildung<br />
www.kvbildungsgruppe.ch<br />
Grösster Anbieter für Aus- und Weiterbildung im<br />
kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Berufsfeld<br />
Rolf Murbach ist Context-Redaktor.<br />
rolf.murbach@kvschweiz.ch<br />
Tanja Scheidegger (35) – Direktionsassistentin<br />
bei Burckhardt Compression. Absolventin<br />
der Ausbildung zur Direktionsassistentin<br />
mit eidgenössischem Fachausweis.<br />
■ Tanja Scheidegger hat eine erste Lehre<br />
bei der damaligen PTT als Betriebsassistentin<br />
absolviert. Sie arbeitete noch einige<br />
Zeit bei der Post und machte anschliessend<br />
das <strong>KV</strong> bei der Firma sia Abrasives in<br />
Frauenfeld. Mit zwei Abschlüssen im Gepäck<br />
brachte sie gute Voraussetzungen<br />
mit für eine anspruchsvolle Arbeit. Sie<br />
kehrte wieder zur Post zurück und stieg<br />
bald auf zur Leiterin Annahme Geschäftskundenschalter<br />
Paketpost.<br />
«<strong>Die</strong> Arbeit war zwar spannend», sagt<br />
Tanja Scheidegger, «aber ich merkte, dass<br />
«<strong>Die</strong> Zeit war intensiv,<br />
aber es war machbar.<br />
Ich arbeitete nach wie vor<br />
in einem Vollpensum.»<br />
ich auf die Dauer keinen Führungsjob machen<br />
wollte.» Und doch war es ihr wichtig,<br />
nicht einfach Sachbearbeiterin zu sein. «Ich<br />
wünschte mir eine Aufgabe mit Verantwortung<br />
und spannenden Inhalten. Also entschied<br />
ich mich für die Weiterbildung zur<br />
Direktionsassistentin.»<br />
Sie arbeitete weiter in ihrer Führungsfunktion<br />
und besuchte jeweils am Mittwochabend<br />
und teilweise<br />
auch am Samstagmorgen<br />
die Kurse<br />
an der Wirtschaftsschule<br />
<strong>KV</strong> Winterthur.<br />
«<strong>Die</strong> Zeit war<br />
intensiv, aber es war<br />
machbar. Ich arbeitete<br />
nach wie vor in einem Vollpensum.»<br />
<strong>Die</strong> Weiterbildung erlebte Tanja Scheidegger<br />
als anregend, auch wenn in den<br />
Veranstaltungen der eine oder andere <strong>KV</strong>-<br />
Stoff wiederholt wurde. Besonders profitiert<br />
habe sie vom Business Englisch, von<br />
der Informatik und dem Kommunikationsunterricht.<br />
2006, zwei Jahre nach ihrem Abschluss,<br />
wechselte die Direktionsassistentin<br />
zu Burckhardt Compression, einem<br />
Hersteller von Kolbenkompressoren<br />
in Winterthur. «Ich bin die Assistentin des<br />
CEOs», erklärt sie. «Meine Hauptaufgaben<br />
liegen in der Administration; ich organisiere<br />
interne Anlässe, Sitzungen sowie<br />
mehrtägige Meetings und Reisen für<br />
einen Teil der Geschäftsleitung. Zudem<br />
bin ich zuständig für die Mitarbeiterzeitschrift,<br />
ich führe Korrespondenz<br />
in<br />
Deutsch und Englisch.»<br />
Mit ihrem Job ist<br />
Tanja Scheidegger<br />
rundum zufrieden.<br />
Sie arbeitet selbstständig,<br />
kann Ideen einbringen, wendet<br />
täglich ihr Englisch an und übernimmt<br />
immer anspruchsvollere Aufgaben – auch<br />
dank der Weiterbildung, die sie unterdessen<br />
begonnen hat. Sie studiert an der Zürcher<br />
Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />
ZHAW berufsbegleitend<br />
Betriebsökonomie. «Nach dem Bachelor<br />
möchte ich in der Unternehmenskommunikation<br />
Fuss fassen.» mur<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
31<br />
Michelle Altoè (26) – Sachbearbeiterin HR<br />
am Kinderspital Zürich. Absolventin der<br />
Ausbildung zur HR-Fachfrau.<br />
■ Michelle Altoè ist auf Umwegen ins Personalwesen<br />
gekommen. Nach einer kaufmännischen<br />
Lehre auf einer kleinen Bank<br />
hatte sie die Möglichkeit, dort im Compliance<br />
and Risk Control weiterzuarbeiten.<br />
Das gefiel ihr soweit, aber Feuer und<br />
Flamme war sie für diese Tätigkeit doch<br />
nicht. «Auf die Länge wollte ich etwas anderes»,<br />
erinnert sie sich. «Während der<br />
Lehre erhielt ich einmal einen kurzen Einblick<br />
ins HR. Das hat mich angesprochen.»<br />
Sie informierte sich, welche Möglichkeiten<br />
sie hatte, ins Personalwesen einzusteigen.<br />
Und wurde fündig. Bei der Schule<br />
NbW (Netzwerk für betriebswirtschaftliche<br />
Weiterbildung) in Zürich bildete sie<br />
sich weiter zur Personalassistentin und sie<br />
fand eine Stelle als Sachbearbeiterin in der<br />
Personalabteilung des Kinderspitals Zürich.<br />
Sie begann 2010 die berufsbegleitende<br />
Weiterbildung zur Human-Resources-<br />
Fachfrau. <strong>Die</strong>sen Herbst hat sie erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
«Das war eine tolle<br />
Ausbildung», sagt Michelle<br />
Altoè. «Wir erhielten<br />
Einblick in die<br />
ganze Palette der HR-<br />
Aufgaben: zum Beispiel<br />
in Personalentwicklung,<br />
Arbeits recht, Sozialversicherung,<br />
Kommunikation, Psychologie und internationales<br />
HR. Und die Ausbildung war sehr<br />
praxisbezogen.» <strong>Die</strong> HR-Fachfrau erlebte<br />
die Zeit als intensiv. Sie arbeitete zwischen<br />
80 und 90 Prozent, besuchte am Freitag von<br />
15 Uhr bis 21.30 Uhr die Kurse und musste<br />
neben Job und Präsenzzeit auch einiges an<br />
Vor- und Nachbereitungsarbeit leisten.<br />
«Das HR hat mich angesprochen,<br />
weil man<br />
mit verschiedenen<br />
Menschen zu tun hat»<br />
Am Kinderspital ist sie zwar immer<br />
noch als Sachbearbeiterin angestellt.<br />
Aber sie hat auch einige HR-Aufgaben<br />
übernommen. So selektioniert und betreut<br />
sie zum Beispiel die Pflegepraktikantinnen<br />
und -praktikanten. Zudem ist<br />
sie Ansprechperson für die <strong>KV</strong>-Lernenden.<br />
Sie macht Einsatzpläne und ist in<br />
Kontakt mit dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt.<br />
Das HR gefällt<br />
ihr, «weil man mit so<br />
vielen unterschiedlichen<br />
Menschen zu<br />
tun hat». Da sie bei<br />
ihrem jetzigen Arbeitgeber<br />
keine qualifizierte<br />
HR-Stelle in Aussicht hat,<br />
kündigte Michelle Altoé auf Ende Februar.<br />
Sie wird Südamerika bereisen und<br />
eine Sprachschule besuchen. Danach<br />
will sie sich in einer Personalabteilung<br />
bewerben. Sie ist zuversichtlich, dass sie<br />
einen Job findet. «Ich bin offen und gespannt,<br />
wo mich mein Weg hinführen<br />
wird.» mur<br />
■ Vor drei Jahren entschloss sich Michel<br />
Eichenberger für eine Weiterbildung als<br />
Wirtschaftsinformatiker an der höheren<br />
Fachschule für Wirtschaftsinformatik<br />
(HFWI). Nach rund 20-jähriger Tätigkeit<br />
in der Telekombranche wollte er einen<br />
konkreten Richtungswechsel in den Bereich<br />
ICT unternehmen. Dazu hatte er<br />
eine geeignete Weiterbildung gesucht und<br />
in diesem berufsbegleitenden Studium<br />
gefunden. «In der Überzeugung, dass unser<br />
Leben zukünftig noch stärker von der<br />
Informatik geprägt sein wird, wollte ich<br />
eine fundierte Ausbildung<br />
und keine<br />
Schnellbleiche in Angriff<br />
nehmen.» Heute<br />
nun ist er frisch diplomiert<br />
und mehr<br />
noch: Er hat als Ältester<br />
seiner Klasse mit<br />
dem besten Ergebnis abgeschlossen. Das<br />
habe ihn schon ziemlich erstaunt, sagt er<br />
und schliesst daraus, dass man offensichtlich<br />
auch in dieser Generation durchaus<br />
zu solchen Leistungen fähig ist.<br />
Während der ersten Phase der sechssemestrigen<br />
Weiterbildung war er in<br />
einem Grosskonzern tätig. Gerne hätte<br />
er sein Arbeitspensum reduziert. <strong>Die</strong>s<br />
wurde zwar bewilligt aber nicht wirklich<br />
«Ich freue mich sehr,<br />
nun möglichst vieles aus<br />
der Theorie in die Praxis<br />
umzusetzen.»<br />
unterstützt. Und so kam es denn auch,<br />
dass sein Job rund ein Jahr später einer<br />
Umstrukturierung zum Opfer fiel. Nicht<br />
zum ersten Mal in seiner beruflichen<br />
Laufbahn stellte er fest, dass in den Unternehmen<br />
zwar viel von Weiterbildung die<br />
Rede ist, aber nicht viel geboten wird,<br />
wenn es um konkrete Unterstützung geht.<br />
Aus dieser Einsicht hat er die Konsequenzen<br />
gezogen und bezahlt mittlerweile<br />
seine Weiterbildungen konsequent<br />
selber. «<strong>Die</strong>s hat den Vorteil, dass man<br />
sich unabhängig und ohne Erwartungsdruck<br />
auf eine Weiterbildung<br />
konzentrieren<br />
kann.»<br />
Es dauerte nicht<br />
lange bis zu seiner<br />
nächsten Anstellung.<br />
Bei seinem neuen Arbeitgeber<br />
konnte er<br />
problemlos 80 Prozent arbeiten und er<br />
spürte, dass da eine Kultur herrschte, die<br />
dem Anspruch an die Work-Life-Balance<br />
endlich gerecht wurde. Den freien Tag investierte<br />
er ins Lernen. Klar verzichtete er<br />
auch auf manches: unabhängige Ferienplanung,<br />
praktisch kein freies Wochenende<br />
ohne Prüfungsdruck oder einen unbeschwerten<br />
Abend im Ausgang. All das<br />
empfindet er aber als unbedeutend. «<strong>Die</strong><br />
Michel Eichenberger (46) – Projektleiter in<br />
einem Informatikunternehmen. Absolvent<br />
der Ausbildung zum diplomierten Wirtschaftsinformatiker<br />
HF.<br />
grosse Herausforderung ist, dass es in der<br />
Partnerschaft trotzdem gut weiterläuft,<br />
wenn einer der beiden Partner so stark absorbiert<br />
ist.»<br />
Michel Eichenberger hat eine technische<br />
Grundausbildung, bildete sich danach<br />
kaufmännisch weiter, besuchte einen<br />
Kaderkurs und absolvierte den<br />
Marketingplaner. In nächster Zeit will er<br />
sich voll auf sein Engagement im ICT-Bereich<br />
an seinem Arbeitsplatz konzentrieren.<br />
«Ich freue mich sehr, nun möglichst<br />
vieles aus der Theorie in die Praxis umzusetzen.»<br />
Als krönender Abschluss seines<br />
Ausbildungsspektrums wäre ein entsprechendes<br />
Nachdiplomstudium an einer<br />
Fachhochschule Teil seines Ehrgeizes. tj<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
32<br />
Beruf und Bildung<br />
■ Im Mai hat Martin Niederberger die höhere<br />
Fachprüfung für Experten in Rechnungslegung<br />
und Controlling mit der<br />
Bestnote 5.5 abgeschlossen. «Es war<br />
schon auch etwas Glück dabei», kommentiert<br />
der 34-Jährige das Resultat bescheiden,<br />
der die Weiterbildung bei der Controller<br />
Akademie gemacht hatte. Dass er<br />
diese Prüfung absolvieren wollte, war<br />
schon klar, als er sich<br />
vor ein paar Jahren<br />
auf die Berufsprüfung<br />
im Finanz- und<br />
Rechnungswesen vor -<br />
bereitete. Im Unterschied<br />
zur Berufsprüfung,<br />
wo es mehr um<br />
das Handwerk der Buchhaltung ging,<br />
hätten jetzt bei der höheren Fachprüfung<br />
die praktischen Erfahrungen einen viel<br />
grösseren Stellenwert eingenommen.<br />
«Das breite Wissen, das ich mir in den<br />
vergangenen Berufsjahren angeeignet<br />
hatte, kam mir dabei zugute», sagt er.<br />
Niederberger ist seit elf Jahren bei<br />
fenaco tätig, einem genossenschaftlich<br />
organisierten Unternehmen der <strong>Schweiz</strong>er<br />
Landwirte. Der Arbeitgeber hat ihn<br />
«Es war einfach ein<br />
glückliches Zusammenspiel<br />
von Weiterbildung<br />
und Karriere.»<br />
grosszügig unterstützt. Er übernahm 80<br />
Prozent der Kosten und stellte ihm im<br />
Laufe der fünf Semester 15 Tage fürs Lernen<br />
zur Verfügung. Bereits im letzten<br />
Herbst wurde klar, dass er befördert<br />
würde. Das wirkte sich positiv auf seine<br />
Motivation aus, eine Beförderung sei<br />
ursprünglich aber nicht ausschlaggebend<br />
gewesen, diesen Effort auf sich zu<br />
nehmen. «Es war einfach<br />
ein glückliches<br />
Martin Niederberger (34) – Leiter LANDI-<br />
Treuhand bei fenaco. Absolvent der höheren<br />
Fachprüfung für Experten in Rechnungslegung<br />
und Controlling.<br />
Zusammenspiel von<br />
Weiterbildung und<br />
Karriere.» Am 1. Mai<br />
übernahm er in seiner<br />
neuen Funktion<br />
als Leiter LANDI-<br />
Treuhand ein 7-köpfiges Team. Da sei ihm<br />
bewusst geworden, dass er sich zwar mittlerweile<br />
sehr viel Fachwissen angeeignet<br />
habe, aber keine Führungsqualitäten.<br />
<strong>Die</strong>s holte er in einem 10-tägigen internen<br />
Lehrgang nach.<br />
Niederberger ist verheiratet und hat<br />
zwei kleine Kinder. Eigentlich hätte er vorübergehend<br />
sein 100-Prozent reduzieren<br />
wollen, doch liess sich das nicht realisieren.<br />
Dass neben Beruf, Familie und Weiterbildung<br />
nichts anderes mehr Platz<br />
hatte, versteht sich von selbst. Hin und<br />
wieder traf er sich mit einer Kollegin und<br />
einem Kollegen, um sich mit dem Lernstoff<br />
zu befassen und sich auf die Prüfungen<br />
vorzubereiten. Doch mehr noch als<br />
um den Lerninhalt ging es bei diesen Treffen<br />
um gegenseitig moralische Unterstützung.<br />
Freude an der Materie, einen starken<br />
Willen und Motivation bezeichnet<br />
Niederberger als wichtige Voraussetzungen<br />
für diese anspruchsvolle Weiterbildung.<br />
tj<br />
Ursina Thöni (32) – zuständig für das Customer<br />
Relationship Management beim <strong>KV</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>. Absolventin der Ausbildung zur<br />
Betriebswirtschafterin HF.<br />
■ Ursina Thöni hat auf einer Gemeinde das<br />
<strong>KV</strong> gemacht. <strong>Die</strong>s bot ihr ein breites Tätigkeitsfeld,<br />
von der Einwohnerkontrolle<br />
über verschiedene administrative Arbeiten<br />
bis zu Steueraufgaben. Danach wechselte<br />
die Bündnerin in eine Produktionsfirma<br />
für Verpackungs- und Büromaterial.<br />
Dort war sie zuständig für die Auftragsbearbeitung,<br />
die Pflege des Kundenstamms<br />
und die telefonische Kundenbetreuung.<br />
Nach einigen Jahren suchte Ursina<br />
Thöni eine neue Herausforderung. Über<br />
die SKS <strong>Schweiz</strong> AG suchte sie eine neue<br />
Stelle. Offenbar hat die Bewerberin damals<br />
einen überzeugenden Eindruck hinterlassen.<br />
«Sie haben mich gleich als Sekretariatsleiterin<br />
eingestellt», erinnert sie<br />
sich. Zu ihren Aufgaben gehörte das Führen<br />
der Buchhaltung, die Fakturierung<br />
der temporär vermittelten Personen wie<br />
auch alle anfallenden administrativen<br />
Arbeiten.<br />
Bevor sich Ursina Thöni für eine Weiterbildung<br />
entschied, wechselte sie nochmals<br />
die Stelle. Sie ging zu den Woodtli<br />
Schulen, wo sie verantwortlich war für die<br />
Ausbildungslehrgänge für Medizinische<br />
Praxisassistentinnen. «Ich unterstützte die<br />
Rektorin bei der Ausarbeitung der Stundenpläne,<br />
organisierte Prüfungen, übernahm<br />
sämtliche Sekretariatsarbeiten und<br />
betreute Lernende<br />
und Dozierende.»<br />
Nun wollte die<br />
Kauffrau ihr breites<br />
praktisches Wissen<br />
vertiefen. «Ich hatte<br />
in meinen Jobs viel<br />
Erfahrung in ganz<br />
unterschied lichen<br />
Bereichen gesammelt<br />
und entschied mich für eine Generalistenausbildung.»<br />
Ursina Thöni schrieb<br />
sich am <strong>Schweiz</strong>erischen Institut für Betriebsökonomie<br />
SIB ein und bildete sich<br />
berufsbegleitend zur Betriebswirtwirtschafterin<br />
HF weiter. Gleich zu Beginn<br />
der Weiterbildung wechselte sie ins Marketing<br />
von <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
«Meine Aufgaben haben<br />
sich verändert, vom eher<br />
Administrativen zu<br />
mehr konzeptioneller<br />
und Projektarbeit.»<br />
Das Studium am SIB hat sie in guter<br />
Erinnerung. «<strong>Die</strong> Ausbildung vermittelt<br />
ein breites und umfassendes betriebswirtschaftliches<br />
Wissen. <strong>Die</strong> Handlungsfelder<br />
wie Unternehmensführung, Personalwesen,<br />
Marketing oder Finanzierung<br />
und Investition werden sehr praxisbezogen<br />
unterrichtet und durch Reflexionsarbeiten<br />
laufend mit den eignen Erfahrungen<br />
im geschäftlichen Alltag verknüpft.<br />
Während der Weiterbildung hatte ich die<br />
Gelegenheit, Personen aus verschiedenen<br />
Branchen kennen zu lernen und mich<br />
auszutauschen.»<br />
Ursina hat ihre<br />
Weiterbildung vor einem<br />
Jahr abgeschlossen.<br />
<strong>Die</strong> erworbenen<br />
Kompetenzen<br />
kann sie an<br />
ihrer jetzigen Stelle<br />
im Marketing gut anwenden.<br />
«Meine Aufgaben<br />
haben sich<br />
verändert, vom eher Administrativen zu<br />
mehr konzeptioneller und Projektarbeit.»<br />
Sie ist zuständig für das Customer Relationship<br />
Management CRM – und motiviert<br />
für das nächste Studium. Im Februar startet<br />
sie mit einem MAS CRM an der Zürcher<br />
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34<br />
Leben<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Vorbildliche Fernstudentin<br />
35<br />
Thuy Thuy Anh Huynh-Le, 28, ist für ihre vorbildliche Weiterbildungsbiografie<br />
ausgezeichnet worden. <strong>Die</strong> Vietnamesin hat in der <strong>Schweiz</strong> das <strong>KV</strong> gemacht, arbeitet<br />
als Sachbearbeiterin im Rechnungswesen und studiert momentan Betriebsökonomie.<br />
Text Andrea Mašek/Foto Elena Monti<br />
Eigentlich wollte Thuy Thuy Anh<br />
Huynh-Le ursprünglich Elektroingenieurin<br />
werden. <strong>Die</strong> Vietnamesin – 1983<br />
geboren und aufgewachsen im Süden des<br />
Landes – nahm nach dem Gymnasium<br />
deshalb ihr Studium an der Universität<br />
auf. «<strong>Die</strong>ses Fach hat mich fasziniert»,<br />
sagt sie, «obwohl es total in Männerhand<br />
ist.» An der Universität seien sie nur eine<br />
Handvoll Frauen auf circa hundert Männer<br />
gewesen.<br />
Doch dann kam ein Mann dazwischen<br />
– ihr heutiger Ehemann. Er ist<br />
ebenfalls gebürtiger Vietnamese, aber in<br />
der <strong>Schweiz</strong> aufgewachsen. Für ein Praktikum<br />
weilte der angehende Arzt zu Beginn<br />
des Jahrtausends allerdings in seiner<br />
Heimat. Den Stage absolvierte er in<br />
derselben Universität, wo Thuy Thuy Anh<br />
Huynh-Le studierte. So haben sie sich<br />
kennengelernt. «Das Lustige daran ist, es<br />
hat sich später herausgestellt, dass meine<br />
beste Freundin seine Cousine ist», meint<br />
Huynh-Le schmunzelnd.<br />
Zuerst Kulturschock<br />
Bald einmal sah sich die junge Vietnamesin<br />
vor die Entscheidung gestellt: In ihrem<br />
Land bleiben, die Ausbildung fertig<br />
machen oder ihrem Freund in die <strong>Schweiz</strong><br />
folgen. Sie hat es sich lange überlegt.<br />
«Doch die Liebe war grösser als alle Bedenken»,<br />
sagt sie und: «Ich habe alles rosa<br />
gesehen.» So folgte Thuy Thuy Anh<br />
Huynh-Le ihrem Ehemann im Jahr 2005<br />
in die <strong>Schweiz</strong>, nachdem das junge Paar<br />
noch «inoffiziell» in Vietnam geheiratet<br />
hatte.<br />
Anfangs wohnten die beiden in Reinach<br />
im Kanton Baselland – und heirateten<br />
dann auch standesamtlich. Später zügelten<br />
sie nach Münchenstein, etwas näher<br />
an die Stadt Basel heran.<br />
Für die junge Vietnamesin, sie war damals<br />
erst 22 Jahre alt, waren die ersten<br />
Monate sehr schwer. <strong>Die</strong> <strong>Schweiz</strong>er Kultur<br />
unterscheide sich enorm von der vietnamesischen,<br />
erklärt sie: «Vietnam ist viel<br />
offener. Dort lebt man förmlich auf der<br />
Strasse. Abends geht man spazieren, und<br />
die Restaurants und Cafés sind immer<br />
voll.» Hier in der <strong>Schweiz</strong>, unter anderem<br />
bedingt durch das andere Klima, gehe<br />
man nicht so viel in den Ausgang und sei<br />
in jeder Beziehung viel privater.<br />
Exaktes Arbeiten<br />
An das Wetter und völlig fremde Klima<br />
musste sich Thuy Thuy Anh Huynh-Le<br />
auch erst gewöhnen. «Bei uns in Vietnam<br />
ist es immer warm, selbst in der Regenzeit.<br />
Hier in der <strong>Schweiz</strong> erlebte ich zum ersten<br />
Mal vier Jahreszeiten. Und ich sah<br />
zum ersten Mal Schnee. Der war superschön»,<br />
schwärmt sie.<br />
Was ihr sonst noch gut gefällt? <strong>Die</strong><br />
Pünktlichkeit der <strong>Schweiz</strong>erinnen und<br />
<strong>Schweiz</strong>er, antwortet sie, ohne gross<br />
überlegen zu müssen. Sie lobt weiter, dass<br />
alle Arbeiten sehr exakt ausgeführt werden<br />
und sich die Menschen an Prinzipien<br />
halten. «Sie geben gute Vorbilder für ihre<br />
Kinder ab.»<br />
Ganz am Anfang hatte Thuy Thuy Anh<br />
Huynh-Le furchtbar Heimweh. Sie vermisste<br />
ihre Familie sehr. Sie habe sich<br />
völlig alleine gefühlt. Sie kannte niemanden<br />
– ausser ihren Mann und dessen Familie.<br />
Sie hatte keine Ausbildung und keinen<br />
Beruf. «Wie sagt man bei Ihnen so<br />
treffend: Aller Anfang ist schwer», sagt<br />
Huynh-Le lächelnd.<br />
«Als Kauffrau stehen mir sehr viele Wege und<br />
Möglichkeiten offen. Inbesondere in einem Land<br />
der <strong>Die</strong>nstleistungen, wie es die <strong>Schweiz</strong> ist.»<br />
Sofort Deutsch lernen<br />
Schnell realisierte sie, dass das Wichtigste<br />
ist, Deutsch zu lernen. Nur wer die<br />
Sprache beherrsche, könne sich richtig<br />
integrieren, sagt sie. Also belegte sie<br />
Deutschkurse an der Deutschschule SKK<br />
und danach am NSH Bildungszentrum in<br />
Basel. Inzwischen spricht sie nicht nur<br />
sehr gut Deutsch, sie versteht auch<br />
<strong>Schweiz</strong>erdeutsch.<br />
<strong>Die</strong>s hat ihr den Weg zu den <strong>Schweiz</strong>erinnen<br />
und <strong>Schweiz</strong>ern geebnet. <strong>Die</strong><br />
junge Frau berichtet: «Man sagte mir, die<br />
<strong>Schweiz</strong>er seien sehr verschlossen. Ich<br />
finde, dies trifft nicht zu. Ich habe sehr<br />
viele gute Freunde gewonnen.»<br />
Nur Deutsch zu lernen, genügte Thuy<br />
Thuy Anh Huynh-Le jedoch nicht. <strong>Die</strong> Vietnamesin<br />
wollte gerne weiterstudieren.<br />
Sie musste jedoch erfahren, dass ihre Matura<br />
in der <strong>Schweiz</strong> nicht anerkannt<br />
wurde. Sie hätte das Gymnasium nachholen<br />
müssen. <strong>Die</strong>s wollte sie jedoch nicht.<br />
Da entdeckte sie, dass es an der NSH auch<br />
eine Ausbildung zur Kauffrau gibt. «Für<br />
mich war schnell klar, das ist etwas für<br />
mich. Als Kauffrau stehen mir sehr viele<br />
Wege und Möglichkeiten offen. Insbesondere<br />
in einem Land der <strong>Die</strong>nstleistungen,<br />
wie es die <strong>Schweiz</strong> ist.»<br />
Sie sah sich damals auf einer Bank<br />
oder im Handel. Und landete bei einer sozialen<br />
Institution, beim K5, dem Basler<br />
Kurszentrum für Deutsch- und Integrationskurse.<br />
Das war jedoch kein Zufall.<br />
Dort hatte sie vor ihrer <strong>KV</strong>-Ausbildung einen<br />
Verkaufskurs besucht und anschlies-<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
36<br />
Leben<br />
send ein Praktikum in einer Coop-Filiale<br />
in Basel gemacht. Als es darum ging, eine<br />
Praktikumsstelle für ihre <strong>KV</strong>-Ausbildung<br />
zu suchen, klopfte sie deshalb beim K5 an<br />
– und erhielt die gewünschte Stelle.<br />
«Junge Leute in meinem Alter gehen oft in den Ausgang,<br />
amüsieren sich. Ich bleibe halt zu Hause und lerne.»<br />
insgesamt neun Semester. Grösstenteils<br />
absolviert sie die Ausbildung im Selbststudium,<br />
ist im Online-Kontakt mit den<br />
Dozierenden. Alle zwei Wochen muss sie<br />
aber zum Präsenzunterricht: Zu ihrem<br />
Glück in Basel – und wieder einmal an der<br />
NSH.<br />
Vergleichen mit ihrem Studium in Vietnam<br />
möchte Thuy Thuy Anh Huynh-Le<br />
dies nicht. Damals sei es ein Vollzeitstudium<br />
gewesen, jetzt ein Fernstudium, das<br />
sei schwierig zu vergleichen. Sie bestätigt<br />
allerdings, es sei hart zu arbeiten – sie hat<br />
im K5 einen 80-Prozent-Job – und gleichzeitig<br />
daneben zu studieren. «Junge Leute<br />
in meinem Alter gehen oft in den Ausgang,<br />
amüsieren sich. Ich bleibe halt zu Hause<br />
und lerne. Ich muss zwar auf vieles verzichten,<br />
aber es lohnt sich.»<br />
Vorliebe für Zahlen<br />
Obwohl sie zu dieser Zeit schon einigermassen<br />
gut Deutsch konnte, hatte sie in<br />
der Schule ein paar Schwierigkeiten. «<strong>Die</strong><br />
Lehrer waren aber sehr nett und verständnisvoll.<br />
Ich konnte immer nach dem Unterricht<br />
zu ihnen und Sachen klären, die<br />
ich nicht ganz verstanden hatte.» Probleme<br />
hatte sie vor allem mit den Sprachen.<br />
Deutsch war nach wie vor eine Fremdsprache<br />
für sie. Und Französisch war für<br />
sie absolutes Neuland. Sie hatte nie vorher<br />
Lektionen gehabt. Aber auch hier<br />
konnte sie auf ihre Lehrerin zählen. Viel<br />
besser lief es Thuy Thuy Anh Huynh-Le in<br />
den Rechnungs- und Wirtschaftsfächern.<br />
«Ich kann es gut mit Zahlen», sagt sie.<br />
Glücklich fühlte sich die Vietnamesin<br />
im Praktikum im K5. «Mir gefiel es, für einen<br />
sozialen Verein zu arbeiten.» Anfangs<br />
wurde sie am Empfang eingesetzt. Dort<br />
musste sie auch Kundinnen und Kunden<br />
am Telefon beraten und die richtigen<br />
Kurse für sie aussuchen. Danach arbeitete<br />
sie im Rechnungswesen: Sie schrieb<br />
Rechnungen und Mahnungen, erledigte<br />
Kontierung und Verbuchungen und half<br />
ihrer Chefin jeweils am Monatsende mit<br />
den Abrechnungen und bei der Jahresrechnung.<br />
Gute Unterstützung<br />
<strong>Die</strong>ser zweite praktische Teil der <strong>KV</strong>-Ausbildung<br />
hat ihr viel besser gefallen. Sie<br />
mochte den Kundenkontakt. «Es waren ja<br />
alles Ausländerinnen und Ausländer wie<br />
ich. Ich verstand ihre Anliegen.» Einerseits<br />
handelte es sich dabei um Privatpersonen,<br />
die sich für Kurse anmeldeten. Andererseits<br />
schickten Kantone, Gemeinden<br />
und Arbeitsämter Personen ins K5.<br />
Während des Praktikums habe sie ihr<br />
Deutsch enorm verbessert, blickt Thuy<br />
Thuy Anh Huynh-Le zurück. Im Juni dieses<br />
Jahres machte sie dann ihren <strong>KV</strong>-Abschluss<br />
– und konnte im K5 bleiben.<br />
Heute arbeitet sie als Sachbearbeiterin im<br />
Finanz- und Rechnungswesen. «Im Prinzip<br />
mache ich das Gleiche wie während<br />
des Praktikums, doch habe ich mehr Verantwortung<br />
und arbeite selbstständiger.»<br />
Im Team von rund 15 Personen fühlt<br />
sie sich sehr wohl. Dazu sind beim K5<br />
noch rund 50 Dozierende und Betreuerinnen<br />
der Kinderkrippe tätig. «Wir sind<br />
ein Superteam», sagt die junge Frau. Sie<br />
habe sich immer gut unterstützt gefühlt<br />
von ihren Kolleginnen, meint sie. Gleiches<br />
sagt sie von den Behörden.<br />
Auf viel verzichten<br />
Noch während der <strong>KV</strong>-Ausbildung hat die<br />
rührige Vietnamesin ein Studium aufgenommen:<br />
An der Fernfachhochschule<br />
studiert sie Betriebsökonomie, nun ist sie<br />
bereits im dritten Semester. Sie peilt einen<br />
Bachelor-Abschluss an. Das bedeutet<br />
<strong>Die</strong> Familie fehlt ihr<br />
Hin und wieder nimmt sie sich dennoch<br />
einen Kinobesuch heraus. «<strong>Die</strong> 3D-Filme<br />
gefallen mir besonders gut», sagt sie begeistert.<br />
Gerne erinnert sie sich an den<br />
Film «PS: Ich liebe dich». Das sei auch das<br />
erste Buch gewesen, das sie auf Deutsch<br />
gelesen habe, auf Empfehlung ihrer Lehrerin.<br />
Überhaupt ist Thuy Thuy Anh Huynh-<br />
Le eine eifrige Leserin. «Alle ein bis zwei<br />
Jahre fliege ich einmal nach Vietnam in<br />
die Ferien und kaufe dort viel vietnamesische<br />
Literatur. Vor allem Romane.»<br />
<strong>Die</strong> Besuche in der Heimat stimmen<br />
sie meist etwas traurig. Der Abschied fällt<br />
ihr jeweils schwer. «Beim ersten Mal, als<br />
ich nach einem Jahr zurückkehrte, war es<br />
besonders schlimm.» Jetzt fahre sie aber<br />
gerne in die <strong>Schweiz</strong> zurück. Trotzdem,<br />
ihre Familie, die Eltern und die zwei<br />
Schwestern fehlen ihr sehr. «In Vietnam<br />
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context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
37<br />
leben wir als Familie eng zusammen.<br />
Wir sind uns sehr nahe. Man sieht sich<br />
praktisch täglich und am Wochenende<br />
kocht meine Mutter immer für die ganze<br />
Familie.»<br />
Traum von Selbstständigkeit<br />
Auch Thuy Thuy Anh Huynh-Le liebt es zu<br />
kochen. Bei ihr kommen in erster Linie vietnamesische<br />
Spezialitäten auf den Tisch.<br />
Allen voran gibt es bei ihr Nudelsuppe, ein<br />
traditionelles Gericht in ihrer Heimat, sowie<br />
Sommerrollen. <strong>Die</strong> seien nicht zu verwechseln<br />
mit den hier besser bekannten<br />
chinesischen Frühlingsrollen. Sommerrollen<br />
werden aus Glasnudeln hergestellt,<br />
gekocht und nicht frittiert. Gefüllt sind sie<br />
mit Crevetten, Gemüse oder fein geschnittenem<br />
Fleisch. «Ich bereite auch viele<br />
Wok-Gerichte zu, dazu gehört immer Gemüse<br />
und Fleisch.» <strong>Die</strong> Fischsauce ist in<br />
der vietnamesischen Küche sehr wichtig.<br />
Sie zählt noch viele weitere exotische Zutaten<br />
auf, die das vietnamesische Essen<br />
besonders schmackhaft machen. Nicht<br />
alle allerdings bekommt sie hier.<br />
Vielleicht ist das der Grund, wieso<br />
Thuy Thuy Anh Huynh-Le davon träumt,<br />
ein Geschäft mit vietnamesischen Delikatessen<br />
zu eröffnen. Oder ein Restaurant.<br />
Nein, doch eher einen Laden, sagt sie.<br />
Vorerst aber sieht die junge Vietnamesin<br />
ihre Zukunft im K5. So ist es logisch, dass<br />
sie für ihren Bachelor höchstwahrscheinlich<br />
die Fachrichtung Banking/Controlling/Rechnungswesen<br />
wählen wird. Sie<br />
zieht dies den Human Resources und<br />
dem Marketing vor.<br />
Obwohl, als eine ihrer Stärken bezeichnet<br />
sie die Kontaktfreudigkeit. Doch<br />
sie gibt auf der anderen Seite zu, etwas<br />
empfindlich zu sein. Sie sagt dazu: «Ich<br />
muss lernen, nicht alles persönlich zu<br />
nehmen.» Menschen wie sie brauchten<br />
dann auch länger, um sich von Verletzungen<br />
zu erholen.<br />
Ehemann als Vorbild<br />
Hat sie es je bereut, ihr Land, ihre Familie<br />
und ihr Studium verlassen zu haben<br />
und in die <strong>Schweiz</strong> gezogen zu sein?<br />
«Nein, es war die richtige Entscheidung.<br />
Genau wie die kaufmännische Ausbildung.»<br />
Sie möchte deshalb anderen Immigranten<br />
und Immigrantinnen Folgendes<br />
auf den Weg geben: «Es braucht Mut,<br />
Fleiss, Motivation und viel Herzblut, dann<br />
schafft man es.» Thuy Thuy Anh Huynh-<br />
Le überlegt einen Moment und sagt, wenn<br />
man etwas unbedingt wolle, erreiche<br />
man es. «Selbst wenn nicht, soll man es<br />
auch nicht bedauern, denn man hat sein<br />
Bestes gegeben.»<br />
Sie selber könne sich sehr gut motivieren,<br />
meint sie. <strong>Die</strong>s dank ihrer Familie,<br />
ihrem Mann und dessen Familie. Letztere<br />
hätten die Probleme von Immigranten bereits<br />
gekannt und ihr helfen können, aber<br />
auch als Vorbilder gedient. «So dachte ich<br />
mir, was mein Mann kann, kann ich auch.»<br />
Für ihren Fleiss, Ehrgeiz und ihre Motivation<br />
sowie für ihre Bemühungen, ihre<br />
Ziele zu erreichen, ist Thuy Thuy Anh<br />
Huynh-Le kürzlich vom Lernfestival geehrt<br />
und mit einem Award ausgezeichnet<br />
worden. Ihre Weiterbildungsbiografie sei<br />
beispielhaft, befand die Jury. Sicher hat<br />
der jungen Vietnamesin dabei auch geholfen,<br />
dass sie gerne alles sorgfältigst<br />
plant.<br />
Somit ist sie schon fast eine <strong>Schweiz</strong>erin.<br />
Und sie liebt Schoggi und zählt Raclette<br />
zu ihren Lieblingsspeisen. Sie lacht<br />
laut, als sie dies erzählt. «Als Vietnamesin<br />
kannte ich Käse nicht und Raclette schon<br />
gar nicht. Anfangs mochte ich deshalb<br />
weder Käse noch Raclette.» Schwer beeindruckt<br />
war sie aber von Beginn weg von<br />
den sauberen Strassen. Und obwohl sie<br />
das Meer vermisst – sie ist am Wasser<br />
gross geworden – sind ihr die «schönen<br />
<strong>Schweiz</strong>er Landschaften» inzwischen<br />
auch sehr ans Herz gewachsen.<br />
Andrea Mašek ist Context-Redaktorin.<br />
andrea.masek@kvschweiz.ch<br />
Elena Monti ist Fotografin in Basel.<br />
moel@moel.ch<br />
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context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
38<br />
Ratgeber<br />
Büroalltag<br />
Wie kann ich mein Ziel<br />
erreichen?<br />
Bildung<br />
Kann ich mich ohne Lehrabschluss<br />
weiterbilden?<br />
Mein erklärtes Ziel ist: Ich will einfach nicht<br />
mehr diesen Stress im Beruf haben! Wie kann<br />
ich das erreichen?<br />
Bei der Formulierung eines Zieles gilt es<br />
zu unterscheiden zwischen einer Idee oder<br />
einem Wunsch und einem wirklichen Veränderungsziel.<br />
> Um eine Veränderung zu erreichen, sollten<br />
Sie SMART vorgehen.<br />
> SMART steht dafür, wie Sie Ihre Ziele setzen<br />
sollten:<br />
> Spezifisch: Das Ziel sollte möglichst genau<br />
formuliert sein. Nicht was Sie nicht mehr<br />
wollen, sollten Sie festhalten, sondern was<br />
genau Sie erreichen möchten.<br />
> Messbar: Wie werden Sie erkennen, dass<br />
Sie das Ziel erreicht haben? Je überschaubarer<br />
und messbarer das Ziel, desto grösser<br />
ist das Erfolgserlebnis. Mit einer Skala<br />
von 1 bis 10 könnten Sie einschätzen, wie<br />
hoch ihr Stresspegel gerade ist. Wohin auf<br />
der Skala zielen Sie? Was wäre für Sie gut<br />
genug?<br />
> Ausführbar: «Einfach weniger Stress haben»<br />
ist ein Wunsch, auf den Sie wenig<br />
Einfluss haben. Besser wäre ein Ziel, das<br />
Sie mit konkreten Massnahmen selbstständig<br />
und ohne auf andere angewiesen<br />
zu sein erreichen können.<br />
> Realistisch: Was ist schon realistisch? Darf<br />
man nicht träumen? Doch, aber dann<br />
sollte man klare realistische Pläne fassen<br />
und dadurch die Träume wahr machen.<br />
> Terminiert: Machen Sie einen realistischen<br />
Zeitplan mit Zwischenschritten,<br />
also mit möglichst kleinen Teilzielen. Einige<br />
davon sollten am besten schon am<br />
nächsten Tag erreichbar sein.<br />
Vorschläge für smarte Teilziele:<br />
> Morgen werde ich zweimal 10 Minuten<br />
<strong>Pause</strong> einschalten.<br />
> Morgen nehme ich mir über Mittag mindestens<br />
60 Minuten arbeitsfreie Zeit.<br />
> Morgen erstelle ich mir als Erstes eine realistische<br />
To-Do-Liste und streiche alles<br />
Erledigte ab.<br />
> Morgen nehme ich keine Arbeit nach<br />
Hause.<br />
Sie können darauf vertrauen: Kleine Verhaltensänderungen<br />
setzen einen Prozess in<br />
Gang. Der Weg beginnt mit den ersten<br />
Schritten.<br />
Carla Weber<br />
arbeitet als<br />
Psychologin beim<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Von Arbeitskolleginnen im Büro habe ich<br />
gehört, dass Leute ohne Lehrabschluss keine<br />
Weiterbildungen machen können, die zu<br />
einem «richtigen» Titel führen. Stimmt das?<br />
<strong>Die</strong>se Meinung ist nur halbwegs korrekt.<br />
Richtig ist: Wer ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis<br />
(EFZ) in der Tasche hat (zum<br />
Beispiel mit dem Lehrabschluss Kaufmann/<br />
Kauffrau oder früher kaufm. Angestellte/r),<br />
dem stehen die Türen zu den eidgenössisch<br />
anerkannten Abschlüssen wie Fachausweis<br />
und Diplom offen. Auch mit dem EFZ wird<br />
allerdings immer einschlägige Praxis vorausgesetzt.<br />
Das heisst, dass Sie sich im<br />
jeweiligen Bereich (Personal- oder Rechnungswesen,<br />
Marketing usw.) bereits über<br />
berufliche Erfahrung ausweisen können.<br />
Richtig ist aber ebenso: Auch ohne Lehrabschluss<br />
sind die Weiterbildungswege<br />
nicht verbaut. <strong>Die</strong> «Bildungsphilosophie» ist<br />
glücklicherweise zunehmend bestimmt von<br />
der sogenannten «Durchlässigkeit» und der<br />
Anerkennung von Lernleistungen, für die<br />
sich der <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> stark einsetzt. Ausserhalb<br />
des Hochschulbereichs bedeutet das<br />
etwa, dass nicht nur formale Abschlüsse wie<br />
ein Fähigkeitszeugnis, sondern auch berufspraktisch<br />
erworbene Erfahrungen ihren<br />
Wert erhalten, wenn es um den Zugang zu<br />
weiterführender Bildung mit eidgenössisch<br />
anerkannten Abschlüssen und geschützten<br />
Titeln geht.<br />
Gerade im kaufmännischen Bereich<br />
gibt es darum zahlreiche Berufsprüfungen<br />
(Fachausweise), die auch mit einem Berufsattest<br />
(fürs <strong>KV</strong>: Büroassistent/in) oder ganz<br />
ohne schulische <strong>KV</strong>-Vorbildung zugänglich<br />
sind – mit entsprechender Berufserfahrung<br />
(und teilweise mit Zulassungsprüfungen).<br />
Ohne EFZ sind bespielsweise die Fachausweise<br />
in Marketing, PR, Kommunikation<br />
oder Verkauf zugänglich (3 Jahre Facherfahrung),<br />
im Immobilienbereich (4 Jahre,<br />
davon 2 im Fachgebiet), in Logistik, Organisation<br />
usw. Im Laufbahn-Standardwerk<br />
«<strong>KV</strong> – was nun?» sind die Voraussetzungen<br />
detailliert aufgelistet (für <strong>KV</strong>-Mitglieder<br />
zum Vorzugspreis zu beziehen). Mehr dazu<br />
erfahren Sie auch über die Trägerschaften<br />
dieser Prüfungen.<br />
www.kvschweiz.ch/weiterbildung<br />
Ralf Margreiter<br />
Stabsstelle<br />
Bildungspolitik<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
Recht<br />
Habe ich im Konkursfall<br />
Anspruch auf Lohn?<br />
Jugend<br />
Was ist eine<br />
Bestätigung wert?<br />
39<br />
Der Betrieb, für den ich in den vergangenen<br />
Jahren gearbeitet habe, ist am 1. Oktober dieses<br />
Jahres in Konkurs geraten. Bereits im Juli<br />
wurde der Belegschaft auf Ende September<br />
gekündigt. Da die Arbeitnehmer seit August<br />
kein Salär mehr erhalten haben, möchte ich<br />
wissen, ob ich noch die Möglichkeit habe,<br />
etwas vom August- und Septemberlohn zu<br />
bekommen. Ausserdem haben wir jeweils<br />
Ende Jahr einen 13. Monatslohn erhalten.<br />
Wie steht es um diesen Anspruch?<br />
Felix Kuster<br />
arbeitet beim<br />
Rechtsdienst<br />
des <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
Ich habe eine mündliche Zusage bekommen<br />
für eine Lehrstelle ab Sommer 2012. Jetzt<br />
muss auch ich noch sagen, ob ich die Lehrstelle<br />
möchte. <strong>Die</strong> Firma schickt mir dann<br />
eine schriftliche Bestätigung. Den Lehrvertrag<br />
werde ich aber erst im nächsten Jahr erhalten.<br />
Meine Kollegen, die schon eine Lehrstelle<br />
gefunden haben, sind bereits im Besitz<br />
des schriftlichen Vertrags. Muss ich Angst haben,<br />
dass die Firma mich dann doch nicht<br />
nimmt?<br />
Andrea Ruckstuhl<br />
ist Ressortleiter<br />
Jugend beim<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />
In einem Konkurs entscheidet die Konkursverwaltung<br />
über die angemeldeten<br />
Forderungen und erstellt einen sogenannten<br />
Kollokationsplan. <strong>Die</strong>ser enthält eine<br />
Rangordnung, die sich nach Art. 219 SchKG<br />
(Bundesgesetz über Schuldbetreibung und<br />
Konkurs) richtet. Gemäss dieser Bestimmung<br />
werden aus den im Konkursverfahren<br />
angemeldeten Forderungen drei Gläubigerklassen<br />
gebildet, wobei mit dem<br />
Konkurserlös zuerst die Forderungen der<br />
Gläubiger der ersten Klasse gedeckt werden.<br />
Können alle Forderungen der Erstklassgläubiger<br />
befriedigt werden, kommen die<br />
Gläubiger der zweiten Klasse zum Zug, zuletzt<br />
die Gläubiger der dritten Klasse.<br />
<strong>Die</strong> Forderungen des Arbeitnehmers,<br />
die in den letzten sechs Monaten vor der<br />
Konkurseröffnung entstanden sind, werden<br />
der ersten Klasse zugeschrieben. Man nennt<br />
sie deshalb privilegierte Forderungen. <strong>Die</strong><br />
übrigen Forderungen des Arbeitnehmers<br />
sind der dritten Klasse zuzuordnen.<br />
Innerhalb der sechsmonatigen Frist vor<br />
der Konkurseröffnung sind in Ihrem Fall die<br />
Lohnforderungen für die Monate August<br />
und September entstanden. <strong>Die</strong>se sind deshalb<br />
in die erste Klasse aufzunehmen. Was<br />
den 13. Monatslohn anbelangt, geht man<br />
davon aus, dass mit jedem gearbeiteten<br />
Monat 1/12 des gesamten Anspruchs entsteht.<br />
Für Ihre Forderung bedeutet dies,<br />
dass innerhalb der sechsmonatigen Frist vor<br />
der Konkurseröffnung 6/12 des Anspruchs<br />
entstanden sind. <strong>Die</strong> entsprechende Lohnsumme<br />
wird der ersten Klasse zugerechnet.<br />
Der anteilmässige Anspruch am 13. Monatslohn<br />
für die Monate Januar bis März gehört<br />
hingegen in die 3. Klasse, da dieser vor Beginn<br />
der sechsmonatigen Frist entstanden<br />
ist.<br />
Üblicherweise erhält man den Vertrag<br />
entweder bereits bei der mündlichen Zusage<br />
im Betrieb oder unmittelbar danach per<br />
Post zugeschickt. Du bist jetzt zwar unter<br />
den Glücklichen, die eine Lehrstelle in Aussicht<br />
haben, aber du hast noch nichts Definitives<br />
in der Hand.<br />
Eine schriftliche Bestätigung ist zwar<br />
eine Absichtserklärung. Sie bestätigt den<br />
Willen des Betriebs, den Vertrag einzugehen.<br />
Aber mehr ist es nicht. Für alle dreioder<br />
vierjährigen Lehren gibt es in der<br />
<strong>Schweiz</strong> nämlich einen einheitlichen Lehrvertrag.<br />
<strong>Die</strong>ser muss von der Firma, der/dem<br />
Lernenden und der gesetzlichen Vertretung,<br />
also in den meisten Fällen von Mutter oder<br />
Vater unterschrieben werden. Schliesslich<br />
wird er vom kantonalen Berufsbildungsamt<br />
offiziell genehmigt. Dann gilt er.<br />
Warum also in deinem Fall nur eine<br />
schriftliche Bestätigung? Will sich da die<br />
Firma eine Hintertür offen lassen und sich<br />
zum Beispiel je nach Auftragslage oder<br />
finanzieller Situation kurzfristig noch zurückziehen?<br />
Vielleicht. Vielleicht gibt es<br />
aber auch einen viel einfacheren Grund.<br />
Darum empfehle ich dir, bei der Firma<br />
direkt nachzufragen. Sag am besten ganz<br />
offen, dass du dir Sorgen machst. Du hast<br />
nichts zu verlieren. Je nach Antwort weisst<br />
du dann, woran du bist. Entweder wird klar,<br />
dass die Firma es wirklich ernst meint und<br />
du die Stelle auf sicher hast. Oder dass du<br />
weitersuchen musst, damit du schliesslich<br />
nicht noch ohne Lehrstelle dastehst.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
40<br />
<strong>KV</strong> Aktuell<br />
Kultur geniessen und online einkaufen<br />
Neue Vergünstigungen: Pünktlich zur Vorweihnachtszeit<br />
haben wir unsere Angebotspalette<br />
für Sie weiter ausgebaut. Als <strong>KV</strong>-Mitglied<br />
profitieren Sie bei unseren neuen<br />
Partnern DAS Zelt und Shariando.com von<br />
attraktiven Vorzugstarifen.<br />
Das grösste <strong>Schweiz</strong>er Tourneetheater<br />
Bereits seit knapp zehn Jahren tourt DAS<br />
ZELT als mobile Theaterplattform durch die<br />
ganze <strong>Schweiz</strong>. <strong>Die</strong> Tournee 20<strong>11</strong> fand an<br />
insgesamt 16 Orten in allen drei Landesteilen<br />
statt und verzeichnete rund 200 000 Besuchende.<br />
Auf der Bühne standen <strong>Schweiz</strong>er<br />
Unterhaltungsgrössen wie Massimo<br />
Rocchi, das Duo Fischbach oder La Famiglia<br />
Dimitri. Auch im kommenden Jahr hält<br />
DAS ZELT wieder ein kunterbuntes Unterhaltungsprogramm<br />
bereit, das für jeden<br />
Geschmack etwas zu bieten hat.<br />
Dass wir DAS ZELT für eine Zusammenarbeit<br />
gewinnen konnten, freut uns sehr.<br />
Damit können wir Ihnen als <strong>KV</strong>-Mitglied im<br />
Bereich Unterhaltung/Kultur ein hochkarätiges<br />
Angebot bieten, bei dem Sie dank Ihrer<br />
Mitgliedschaft von exklusiven Vorzugstarifen<br />
profitieren: Sie erhalten auf<br />
ausgewählte Shows einen Rabatt von 20<br />
Prozent auf den Eintrittspreis.<br />
Lassen Sie ab und zu den Geschäftsalltag<br />
hinter sich und geniessen Sie unterhaltsame<br />
und entspannende Stunden im ZELT.<br />
So kommen Sie zu Ihrem persönlichen Aktionsticket:<br />
www.daszelt.ch/aktionen<br />
(Kennwort: <strong>KV</strong>2012)<br />
Und so funktioniert es: Registrieren Sie<br />
sich unter www.kv-ch.shariando.com und<br />
schon beim ersten Login können Sie auf alle<br />
Onlineshops zugreifen. Bei jedem Anbieter<br />
wird die Höhe des jeweiligen Cash-Backs<br />
direkt angezeigt. Nach erfolgreichem Einkauf<br />
bei einem dieser Shops wird Ihnen auf<br />
Ihrem Benutzerkonto der entsprechende<br />
Geldbetrag gutgeschrieben. <strong>Die</strong>sen kann<br />
man sich anschliessend auf das Bankkonto<br />
(oder via PayPal) auszahlen lassen.<br />
Wir freuen uns, Ihnen mit Shariando.<br />
com einen zeitgemässen und attraktiven<br />
Partner im Bereich Online-Shopping anbieten<br />
zu können. Das Angebot auf Shariando.<br />
com wird übrigens laufend ausgebaut.<br />
Marketing <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Onlineshopping mit Cash-Back<br />
Shariando.com ist das Online-Einkaufsportal<br />
exklusiv für Mitglieder von <strong>Schweiz</strong>er<br />
Verbänden. In über 100 Shops können Sie<br />
einfach und bequem Ihre Einkäufe erledigen.<br />
Das Beste dabei: Sie erhalten auf jeden<br />
Einkauf Geld zurück (Cash-Back).<br />
SektiONen<br />
RegiON BASel-stADt<br />
<strong>KV</strong> BASel<br />
Telefon 061 271 54 70<br />
Fax 061 272 24 41<br />
info@kvbasel.ch<br />
www.kvbasel.ch<br />
English Club<br />
All meetings will be held on Tuesdays<br />
at 8 pm at the <strong>KV</strong> building. For<br />
any suggestions contact Gaby Felix:<br />
phone 061 228 90 34 or Felix<br />
Schurter: phone 062 868 74 00<br />
Zieglerstrasse einige Schritte weiter<br />
in das alte «Stuckerhaus» an der<br />
Schlösslistrasse 29, gleich hinter<br />
dem heutigen Gebäude gezogen.<br />
<strong>Die</strong> Telefonnummern und alle<br />
E-Mail-Adressen bleiben unverändert.<br />
RegiON MittellAND<br />
<strong>KV</strong> AARgau West<br />
Telefon 062 837 65 15<br />
Fax 062 837 65 19<br />
info@kvagwest.ch<br />
www.kvagwest.ch<br />
Steuerseminar 2012<br />
Das «Steuerseminar» gibt kurz über<br />
Wichtiges zu den Steuern in Basel-<br />
Stadt und Basel-Landschaft Auskunft<br />
und bietet Gelegenheit, um<br />
Fragen zu stellen. Referenten:<br />
Martin Werdenberg und Anita Kunz,<br />
Steuerverwaltung Basel-Stadt sowie<br />
Erika Thommen, Steuerverwaltung<br />
Basel-Landschaft.<br />
Teil 1: Kurzreferat über Steuersystem,<br />
Steuerpflicht sowie Wichtiges<br />
zur Steuererklärung in den beiden<br />
Kantonen.<br />
Teil 2: Fragerunde.<br />
Kosten: CHF 30.– für <strong>KV</strong>-Mitglieder,<br />
CHF 80.– für Nichtmitglieder.<br />
<strong>Die</strong>nstag, 14. Februar im <strong>KV</strong> Basel,<br />
Aeschengraben 15, Saal 6. Stock,<br />
von 19 bis ca. 21 Uhr.<br />
Pensioniertengruppe<br />
Einladung zum gemütlichen Adventsnachmittag<br />
mit Zvieri. Mittwoch,<br />
7. Dezember um 14 Uhr, im <strong>KV</strong><br />
Basel, Saal (6. Stock)<br />
Kosten: <strong>KV</strong>-Mitglieder CHF 20.–,<br />
Nichtmitglieder CHF 40.–<br />
RegiON BeRN<br />
<strong>KV</strong> BeRN<br />
Telefon 031 390 60 30<br />
Fax 031 390 60 20<br />
info@kvbern.ch<br />
www.kvbern.ch<br />
Neue Adresse<br />
<strong>Die</strong> <strong>KV</strong>-Geschäftsstelle ist an einem<br />
neuen Standort. Wir sind von der<br />
Neue Adresse: Kaufmännischer Verband<br />
Bern, Schlösslistrasse 29,<br />
3008 Bern, Postfach 6976, 3001<br />
Bern.<br />
Vergünstigungen SBB<br />
<strong>Die</strong> SBB werden die Vergünstigung<br />
für verbilligte Gutscheine auf Ende<br />
2012 streichen. Beachten Sie bitte,<br />
dass wir den Rabatt von 5% letztmals<br />
für Bestellungen gewähren,<br />
die bis spätestens am 30. <strong>November</strong><br />
bei uns schriftlich eingehen.<br />
Für Bestellungen, die nach dem<br />
30. <strong>November</strong> eintreffen, erhalten<br />
Sie nur noch den Rabatt von 2,5%.<br />
<strong>Die</strong>se Regelung gilt bis Ende 2012.<br />
Danach entfällt die Vergünstigung<br />
ganz.<br />
Weihnachtsferien<br />
Das Sekretariat ist von Freitag, 23.<br />
Dezember bis Freitag, 6. Januar<br />
geschlossen.<br />
Vergünstigungen<br />
SBB-Gutscheine mit 5% Vergünstigung<br />
können bis zum 30. <strong>November</strong><br />
bestellt werden und müssen bis am<br />
15. Dezember bezahlt und abgeholt<br />
sein.<br />
Reka-Guthaben 20<strong>11</strong> sowie nicht abgeholte<br />
SBB-Gutscheine verfallen.<br />
Handelsschule <strong>KV</strong> Aarau<br />
Führungsakademie<br />
Telefon 062 837 97 29<br />
www.hkvaarau.ch<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
SektiONen<br />
Seminarangebot<br />
Jetzt die aktuelle Broschüre mit<br />
dem ansprechenden und breiten<br />
Seminarangebot 2012 bestellen.<br />
E-Mail an Marianne Wagner:<br />
m.wagner@hkvaarau.ch<br />
Seminar<br />
«Dipl. Mentalcoach» – Start:<br />
Basismodul, 28. April.<br />
Informationsanlässe: <strong>Die</strong>nstag,<br />
17. Januar oder Mittwoch, 7. März,<br />
um 18.30 h<br />
Infos: Marianne Wagner E-Mail:<br />
m.wagner@hkvaarau.ch<br />
<strong>KV</strong> BASellAND<br />
Telefon 061 926 70 10<br />
Fax 061 926 70 15<br />
info@kvbl.ch<br />
www.kvbl.ch<br />
Vergünstigungen SBB/Reka<br />
Letzter Bestelltermin für SBB-Gutscheine<br />
mit 5% Rabatt ist Mittwoch,<br />
30. <strong>November</strong> – der Versand erfolgt<br />
am 14./15. Dezember.<br />
Letzter Bestelltermin für Reka-<br />
Schecks ist Montag, 19. Dezember –<br />
der Versand erfolgt am 21./22. Dezember.<br />
Reka-Guthaben können<br />
nicht auf das nächste Jahr übertragen<br />
werden. Bis 22. Dezember nicht<br />
bezogene Guthaben verfallen ausnahmslos.<br />
<strong>KV</strong> SolothuRN<br />
Telefon 032 622 31 21<br />
Fax 032 622 31 56<br />
info@kvsolothurn.ch<br />
www.kvsolothurn.ch<br />
Seniorengruppe<br />
<strong>Die</strong> Seniorinnen und Senioren treffen<br />
sich einmal im Monat zu einem<br />
Anlass mit anschliessendem gemütlichem<br />
Zusammensein. Infos: Kurt<br />
Müller, Telefon 032 622 23 43,<br />
Mobile 079 794 58 04, E-Mail:<br />
kurta.muellerhugi@bluewin.ch<br />
SFW Forum für Weiterbildung,<br />
Solothurn<br />
Telefon 032 624 90 50<br />
Fax 032 624 90 59<br />
info@sfw.ch<br />
www.sfw.ch<br />
Seminare<br />
> > «Briefe, E-Mail & Co.» mit Thomas<br />
Hilfiker; Mittwoch, 7. Dezember<br />
> > «<strong>Die</strong> Kunst der konstruktiven<br />
Kritik» mit Joachim Hoffmann;<br />
Freitag, 9. Dezember<br />
> > «Arbeitsplatzorganisation»<br />
mit Darya Haller; Montag,<br />
12. Dezember (1 Vormittag)<br />
> > «Gelassen und selbstbewusst –<br />
im Beruf und privat» mit Joachim<br />
Hoffmann; Freitag, 16. Dezember<br />
(2 Tage)<br />
> > «Outlook – Schaltzentrale Ihrer<br />
Arbeit» mit Willy Knüsel; <strong>Die</strong>nstag,<br />
17. Januar<br />
> > «Arbeitsplatzorganisation» mit<br />
Darya Haller; Freitag, 27. Januar<br />
(1 Vormittag)<br />
> > «Mit PEP an die Arbeit» mit Willy<br />
Knüsel; <strong>Die</strong>nstag, 31. Januar<br />
> > «Zielorientierte Mitarbeitergespräche»<br />
mit Peter Bösiger;<br />
Freitag, 24. Februar und<br />
12. März (2 Tage)<br />
> > «Effizienter arbeiten mit MS<br />
Word» mit Lilly Anselmetti;<br />
Mittwoch, 29. Februar<br />
> > «E-Mail Flut – kein Problem » mit<br />
Willy Knüsel; Donnerstag, 1. März<br />
> > «Gelassen und selbstbewusst –<br />
im Beruf und privat» mit Joachim<br />
Hoffmann; Freitag, 2. und 27. März<br />
(2 Tage)<br />
RegiON OstSCHWeiz<br />
<strong>KV</strong> Ost<br />
Telefon 071 274 36 50<br />
Fax 071 274 36 56<br />
info@kvost.ch<br />
www.kvost.ch<br />
Bewerbungscheck<br />
Ein perfektes Bewerbungsdossier<br />
steigert die Chancen auf dem<br />
Arbeitsmarkt. Der Kaufmännische<br />
Verband Ost bietet neu mit dem Bewerbungscheck<br />
Soforthilfe für Lehr-<br />
41<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
42<br />
SektiONen<br />
abgänger/innen und junge Berufsleute<br />
in Büro und Verkauf an.<br />
Fachpersonen prüfen das Bewerbungsdossier<br />
und geben Tipps<br />
zur Verbesserung.<br />
Anmeldung für das Einzelgespräch<br />
unter www.kvost.ch/Beratung/Laufbahnberatung<br />
Seminare<br />
Das Seminarprogramm 2012 ist<br />
eingetroffen und kann ab sofort<br />
über seminare@kvost.ch oder per<br />
Tel. 071 274 36 50 bestellt werden.<br />
Freizeitclub 60+<br />
Jahresabschluss-Essen im Aussichtsrestaurant<br />
Scheitlinsbüchel in<br />
St. Gallen; Mittwoch, 14. Dezember<br />
Weitere Infos: telefonisch, E-Mail:<br />
info@kvost.ch oder unter<br />
www.kvost.ch/Veranstaltungen/<br />
Freizeitclub<br />
CelARIS<br />
eine Schule des <strong>KV</strong> Ost und des<br />
SIB <strong>Schweiz</strong>erisches Institut für<br />
Betriebsökonomie Zürich<br />
Lehrgang<br />
«Personalassistent/in Zertifikatsprüfung»<br />
Start: Montag, 9. Januar<br />
Infoanlässe<br />
> > «Personalassistent/in Zertifikatsprüfung»;<br />
Mittwoch, 18. Januar<br />
> > «HR-Fachfrau / HR-Fachmann mit<br />
eidg. FA»; Mittwoch, 18. Januar<br />
> > «dipl. Leiter Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />
NDS HF»; Mittwoch, 8. Februar<br />
> > «Fachausweis Rechnungswesen»;<br />
Mittwoch, 8. Februar<br />
Weitere Infos: Telefon 071 272 66 00<br />
oder www.celaris.ch<br />
<strong>KV</strong>-Ost-Mitglieder erhalten<br />
Vergünstigungen!<br />
RegiON SüDOStSCHWeiz<br />
<strong>KV</strong> Chur<br />
Telefon 081 254 14 94<br />
kv-sks@spin.ch<br />
www.kvchur.ch<br />
Weiterbildung<br />
<strong>KV</strong> Chur Mitglieder erhalten 10%<br />
Rabatt für Seminare und Sprachkurse<br />
an der ibW Höhere Fachschule<br />
Südostschweiz. Infos: Daniela<br />
Heinz, Telefon 081 254 14 74<br />
RegiON ZentRAlSCHWeiz<br />
<strong>KV</strong> LuzeRN<br />
Telefon 041 210 20 44<br />
Fax 041 210 78 50<br />
info@kvluzern.ch<br />
www.kvluzern.ch<br />
Tagesseminare in Luzern<br />
> > «Protokollführung» mit Ignaz<br />
Wyss; Donnerstag, 1. Dezember<br />
> > «Mikropausen» mit Claude Weill,<br />
Montag, 27. Februar, 18 bis 21 h<br />
> > «Rechtliche Probleme rund um die<br />
Beendigung des Arbeitsverhältnisses»<br />
mit Claudia Eugster;<br />
<strong>Die</strong>nstag, 28. Februar, 8.30 bis<br />
12.30 h<br />
> > «Ablagemanagement» mit<br />
Fabienne Simmen; Montag,<br />
5. März, 8.30 bis 12.30 h<br />
> > «Powernapping über Mittag» mit<br />
Lars Sonderegger; <strong>Die</strong>nstag,<br />
6. und 13. März, 12.15 bis 13.45 h<br />
> > «Ihrer Stimme Kraft geben» mit<br />
Dana Stratil; Mittwoch, 7. März<br />
> > «Erfolgreich führen» mit Verena<br />
Portmann; Donnerstag und<br />
Freitag, 8. und 9. März<br />
> > «Weniger Stress – Mehr Lebensqualität»<br />
mit Evi Giannakopoulos;<br />
Donnerstag, 8. und 15. März,<br />
18 bis 20.30 h<br />
> > «Einführung in die Motivationspsychologie»<br />
mit Gabriela<br />
Straubinger; Mittwoch, 13. März<br />
<br />
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> > «Arbeitszeugnisse – Grundlagen»<br />
mit Edi Class; Freitag, 3. Februar<br />
> > «Selbstbewusst auftreten»<br />
mit Mona Ziegler; Mittwoch,<br />
8. Februar<br />
Abendseminar in Luzern<br />
«Wie ich das Qualifikationsverfahren<br />
erfolgreich bestehe!» mit Mona<br />
Ziegler; Montag, 6. Februar, 18 bis<br />
21.30 h<br />
RegiON<br />
ZüriCH-StADt<br />
<strong>KV</strong> ZüriCH<br />
Telefon 044 2<strong>11</strong> 33 22<br />
Fax 044 221 09 13<br />
info@kvz.ch<br />
www.kvz.ch<br />
Öffentliche Seminare<br />
Jeweils von 9 bis 17 Uhr, Ausnahmen<br />
werden speziell vermerkt. Weitere<br />
Informationen auf www.kvz.ch.<br />
> > «Mindmapping» mit Barbara<br />
Stauffer; Freitag, 27. Januar<br />
> > «Leben lernen live» mit Rolf Butz<br />
und Henry Goldmann; Donnerstag,<br />
23. Februar, 18 bis 20.30 h<br />
> > «Auftrittskompetenz» mit<br />
Susanne Mouret;<br />
Freitag, 24. Februar<br />
Cercle Français<br />
Notre cercle nous permet de cultiver<br />
le français littéraire et quotidien,<br />
d’approfondir le vocabulaire et la<br />
grammaire, d’apprendre davantage<br />
sur la France géographique, politique,<br />
culturelle et touristique. Toute<br />
personne intéressée à améliorer<br />
ou à entretenir «son français» est<br />
bienvenue dans notre cercle. Chaque<br />
mercredi 18.45 bis 20 h, <strong>KV</strong>Z,<br />
Kurierstube, Talackerstrasse 34,<br />
8001 Zurich. Contact: hugo.schnurrenberger@tele2.ch,<br />
ou erika.salzmann@gmx.ch,<br />
téléphone 044 462<br />
16 74<br />
Öffentliche Veranstaltung für<br />
Frauen<br />
Klug entscheiden mit Kopf und<br />
Bauch – Wer gute Entscheidungen<br />
trifft, hat mehr vom Leben. Das<br />
wichtigste Hilfsmittel hierzu ist der<br />
eigene Körper. Denn um kluge Entscheidungen<br />
im Alltag treffen zu<br />
können, braucht es mehr als einen<br />
klaren Kopf. Maja Storch, Diplom-<br />
Psychologin und Psychoanalytikerin,<br />
erklärt auf unterhaltsame und<br />
verständliche Art die wissenschaftliche<br />
Theorie und die praktischen<br />
Konsequenzen für den Alltag.<br />
Montag, 12. Dezember, 19 Uhr,<br />
Kaufleutensaal, Pelikanstrasse 18,<br />
8001 Zürich.<br />
Anmeldung an <strong>KV</strong> Zürich.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
FrauenNetz<br />
Grundsätzlich Ganzheitlich – Eine<br />
Fülle von Arzneimitteln stehen uns<br />
heute in der Apotheke zur Verfügung:<br />
von der Homöopathie über<br />
anthroposophische zur chinesischen<br />
Medizin sowie die Phytotherapie<br />
und klassische Schulmedizin.<br />
Welches Mittel ist nun das Richtige?<br />
<strong>Die</strong>ser Herausforderung stellt sich<br />
Elfi Seiler von der St. Peter Apotheke,<br />
Zürich. Mittwoch, 18. Januar,<br />
18.30 Uhr, Verbandshaus Kaufleuten,<br />
Talacker 34, 8001 Zürich.<br />
Anmeldung an <strong>KV</strong> Zürich.<br />
Tagesseminare<br />
> > «Effiziente Protokollführung» mit<br />
Daniel L. Ambühl, Praxis für Unternehmenskommunikation;<br />
<strong>Die</strong>nstag, 28. Februar<br />
> > «Mental- und Intuitionstraining<br />
(6. Sinn)» mit Thomas Frei, Mental-<br />
und Intuitionstrainer;<br />
Donnerstag, 1. März<br />
> > «Rhetorik – selbstbewusst und<br />
sicher auftreten» mit Mona Ziegler,<br />
Mentalcoach und Rhetoriktrainerin;<br />
<strong>Die</strong>nstag, 6. März<br />
PeRSONen im <strong>KV</strong><br />
Carmen Miracola, 41, Leiterin Sekretariat <strong>KV</strong> Solothurn<br />
43<br />
Ladies’ English Club<br />
All meetings will be held on<br />
Mondays at 6.45 p.m. in the Kurierstube,<br />
First Floor, Talacker 34,<br />
Kaufleuten Building, 8001 Zürich.<br />
Erika Weibel, Phone 044 362 96 13,<br />
www.raccourci.ch/ladies.<br />
Guests are welcome.<br />
Programme December<br />
> > 5 – Christmas Party<br />
No separate notice will be sent!<br />
> > 12 – Christmas Dinner at Restaurant<br />
Glogge-Egge, Glockenhof,<br />
Sihlstrasse 31, 8001 Zurich<br />
Men’s English Club<br />
Meetings held tuesdays at 7 pm unless<br />
otherwise indicated. Meeting<br />
Place: Talacker 54 (First Floor) –<br />
Kaufleuten Building – 8001 Zürich.<br />
Guests are most welcome.<br />
Web page: http://mec.ch.to<br />
Programme December<br />
6 – Tolstoy – the story of a bear<br />
13 – The Stone Spheres of Costa Rica<br />
16 – (Friday) Christmas Dinner<br />
Veteranen- und Senioren-<br />
Vereinigung, <strong>KV</strong>Z<br />
Einladung zur VSV-Jahresendfeier<br />
am Montag, 19. Dezember um<br />
14.30 Uhr im Kaufleutesaal, Zürich.<br />
(Anmeldung erforderlich)<br />
RegiON ZüriCH-lAND –<br />
SCHAFFHAusen<br />
<strong>KV</strong> SCHAFFHAusen<br />
Telefon 052 630 78 78<br />
Fax 052 630 78 77<br />
info@kv-sh.ch<br />
www.kv-sh.ch<br />
Sprachkurse und Seminare<br />
Angebote auf der Homepage<br />
igKG SH - Interessengemeinschaft<br />
kaufmännische Grundbildung<br />
«Update für <strong>KV</strong>-Lehrmeister und<br />
Ausbildungsbeauftragte»;<br />
Freitag, 2. Dezember, 8 bis 17 h<br />
Frauennetz<br />
«Besuch und Führung in der Stadtbibliothek<br />
Münsterplatz»:<br />
Donnerstag, 23. Februar<br />
Senioren Club Kaufleute<br />
«Wasser – Abwasser – Kanalsystem»:<br />
März (Datum folgt)<br />
<strong>KV</strong> Winterthur<br />
Telefon 052 269 09 09<br />
Fax 052 269 09 08<br />
info@kv-winterthur.ch<br />
www.kv-winterthur.ch<br />
Rekaguthaben<br />
Zur Erinnerung: Reka-Guthaben<br />
können nicht auf das nächste Jahr<br />
übertragen werden. Bis am<br />
23. Dezember nicht bezogene<br />
Guthaben verfallen ausnahmslos.<br />
Weihnachtsferien<br />
Unser Büro bleibt ab Freitag,<br />
23. Dezember ab 15.30 Uhr bis<br />
<strong>Die</strong>nstag, 3. Januar geschlossen.<br />
Seminare<br />
> > «Besser schreiben – pfiffig und<br />
stilsicher formulieren» mit<br />
Gabriela Baumgartner; Freitag,<br />
9. und 30. März<br />
> > «Schwierige Mitarbeitende –<br />
Herausforderung für Führung<br />
und Team» mit Felix Kobelt;<br />
Freitag 16. März<br />
Was machen Sie für den <strong>KV</strong>?<br />
Meine Hauptaufgabe als Sekretariatsleiterin<br />
beim <strong>KV</strong> Solothurn<br />
besteht in der Führung der Mitgliederverwaltung.<br />
Ich erfasse<br />
alle Mutationen, also Eintritte,<br />
Austritte und Adressänderungen.<br />
Daneben beantworte ich telefonische<br />
Anfragen und erledige den<br />
Mail-Verkehr. Zur Sekretariatsarbeit<br />
gehören auch der Verkauf von<br />
Reka-Checks und SBB-Gutscheinen<br />
sowie der Versand von Info-<br />
Schriften an unsere Mitglieder. In<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>KV</strong>-Vorstand<br />
organisieren wir für unsere<br />
Mitglieder Informationsveranstaltungen<br />
zu aktuellen Themen.<br />
Auch der Versand von Werbebriefen<br />
an alle Lernenden ist ein Teil<br />
meiner Tätigkeit.<br />
Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit<br />
am besten?<br />
Vor allem die Selbstständigkeit.<br />
Es ist immer spannend, was an<br />
meinen Bürotagen jeweils auf<br />
mich zukommt. Ich arbeite Teilzeit,<br />
und jeder Arbeitseinsatz hat<br />
seine eigene Dynamik. Ich schätze<br />
den Kontakt zu den Mitgliedern.<br />
Oft lerne ich sie sogar persönlich<br />
kennen. Freude bereitet mir die<br />
Arbeit im <strong>KV</strong>-Vorstand. Wir sind<br />
ein junges Team, das viele gute<br />
Ideen hat.<br />
Was haben Sie vorher gemacht?<br />
Nach der <strong>KV</strong>-Lehre absolvierte ich<br />
einen dreimonatigen Aufenthalt<br />
in einer Sprachschule in England.<br />
Im Anschluss habe ich in der Uhrenbranche<br />
gearbeitet, meist in<br />
Exportabteilungen. Nach rund 20<br />
Jahren fand ich es an der Zeit,<br />
Neues anzugehen; ich suchte<br />
eine neue Herausforderung. Zu<br />
diesem Zeitpunkt wurde diese<br />
Stelle frei. <strong>Die</strong>s erfuhr ich von<br />
meiner Schwägerin, die im Vorstand<br />
engagiert ist. Gereizt hat<br />
mich an dieser Stelle, dass ich dadurch<br />
im kaufmännischen Bereich<br />
immer auf dem Laufenden bin.<br />
Davon können dann vielleicht einmal<br />
meine Kinder profitieren.<br />
«Freude bereitet mir die Arbeit im <strong>KV</strong>-Vorstand.<br />
Wir sind ein junges Team, das gute Ideen hat.»<br />
Was ist Ihnen im Leben sonst<br />
noch wichtig?<br />
Mein Mann und meine acht- und<br />
elfjährigen Kinder. Dann auch<br />
meine Eltern und Geschwister. Ich<br />
gebe viel auf ein harmonisches Familienleben.<br />
Zudem liebe ich unser<br />
Haus und den Garten – für Ersteres<br />
sind mein Mann und ich<br />
zuständig, um letzteren kümmert<br />
sich nur mein Mann. Wichtig ist mir<br />
weiter, gute Freunde zu haben und<br />
diese Freundschaften pflegen zu<br />
können. Mit grösstem Vergnügen<br />
unternehme ich mit meiner Familie<br />
kurze Reisen. Oft zieht es uns in<br />
Richtung Heimat: Ich komme aus<br />
Neapel, mein Mann aus Sizilien.<br />
Aber wir lernen auch gerne andere<br />
Regionen Italiens kennen.<br />
Über wen im Verband möchten<br />
Sie mehr wissen?<br />
Über Christine Mangold, Geschäftsführerin<br />
<strong>KV</strong> Baselland.<br />
Sie wird in der nächsten Ausgabe vorgestellt<br />
(die Red.).<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
SektiONen<br />
ImpreSSum<br />
44<br />
> > «Effiziente Protokollführung» mit<br />
Daniel L. Ambühl;<br />
Donnerstag 22. März<br />
<strong>KV</strong> BildungsgruPPe<br />
SCHWeiz AG<br />
Telefon 079 388 53 40<br />
peter.rueegger@kvbildung.ch<br />
www.kvbildung.ch<br />
Facebook: <strong>KV</strong> Bildungsgruppe<br />
<strong>Schweiz</strong><br />
Standorte<br />
Aarau, Baden, Basel, Bern, Luzern,<br />
Winterthur, Zürich. Über 100 verschiedene<br />
Lehrgänge auf der Informations-<br />
und Buchungsplattform<br />
www.kvbildung.ch. Neu in der Gruppe<br />
ist das zB. Zentrum Bildung –<br />
Wirtschaftsschule <strong>KV</strong> Baden.<br />
Infoveranstaltungen<br />
Auf www.kvbildung.ch oder<br />
entsprechende Schulwebsite.<br />
Aktuelle Angebote<br />
> > Aarau: Siehe Einträge bei «Region<br />
Mittelland, Aargau West»<br />
> > Baden: Neue Kurse; «Gesundheitsmanagement<br />
für Führungskräfte»<br />
und «Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
für HR<br />
Management» mit Michelle Hofmann;<br />
Montag, 16. Januar, Donnerstag,<br />
19. Januar, Montag, 23.<br />
Januar und Donnerstag, 26. Januar.<br />
Weitere Informationen und Anmeldung<br />
unter<br />
www.zentrumbildung.ch.<br />
> > Basel: Wer verdient im Internet<br />
wie Geld? Wie werden User-Daten<br />
gesammelt und was kann das für<br />
Nutzerinnen und Nutzer bedeuten?<br />
In individuellen Seminaren<br />
erfahren Personalverantwortliche<br />
und weitere Interessierte, wie die<br />
«andere» Seite des Internets funktioniert.<br />
Details: www.dermarc.ch<br />
> > Bern: Im neuen Bildungsgang<br />
«Business Coach» entwickeln Sie<br />
eine professionelle Coachinghaltung<br />
und erweitern Ihre Methoden,<br />
um Coaching in der täglichen<br />
Arbeit einzusetzen und Menschen<br />
in herausfordernden Situationen<br />
gewinnbringend zu begleiten.<br />
Beginn: Freitag, 19. Oktober<br />
> > Luzern: <strong>Die</strong> Weiterbildungspalette<br />
der <strong>KV</strong> Luzern Berufsakademie<br />
wird in attraktivem Format und leserfreundlichem<br />
Aufbau vorgestellt.<br />
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des neuen Katalogs<br />
«Karriere»: www.kvlu.ch<br />
> > Winterthur: Unser privater Träger,<br />
der Kaufmännische Verband Winterthur,<br />
fördert mit eigenen Seminarangeboten<br />
die Fähigkeit seiner<br />
Mitglieder, sich vorausschauend<br />
den Herausforderungen der heutigen<br />
Berufswelt zu stellen. Details:<br />
www.kv-winterthur.ch<br />
> > Zürich: Neu mit gratis iPhone App.<br />
Wie steht es um Ihre Fremdsprachenkenntnisse?<br />
Liegen Ihre Interessen<br />
und Neigungen bei Finanzdienstleistungen,<br />
HR, Informatik,<br />
Leadership, Marketing/Verkauf,<br />
Organisation, Projektmanagement<br />
oder Rechnungswesen? Unser App<br />
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«Selbsttest» oder «<strong>KV</strong> Zürich»<br />
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auf www.kvbildung.ch.<br />
Besuchen Sie die <strong>KV</strong> Bildungsgruppe<br />
<strong>Schweiz</strong> auch auf Facebook.<br />
SIB SCHWeizeriSCHes<br />
iNStitut für BetrieBS-<br />
ÖKONOMie<br />
Telefon 043 322 26 66<br />
Fax 043 322 26 51<br />
info@sib.ch<br />
www.sib.ch<br />
Öffentliche Seminare<br />
Beginn jeweils um 18 h<br />
> > «Karriere und Umgangsformen»<br />
mit Praline E. Kubli-Adunka; Donnerstag,<br />
1. Dezember<br />
> > «Protokollführung» mit Matthias<br />
Frey; <strong>Die</strong>nstag, 6. Dezember<br />
> > «Berufliche Vorsorge und Pensionskassen»<br />
mit Bruno Ern; <strong>Die</strong>nstag<br />
und Mittwoch, 6. und 7. Dezember<br />
> > «Führungsworkshop für neue<br />
Führungskräfte» mit Stephan<br />
Kissling; Mittwoch und Donnerstag,<br />
7. und 8. Dezember<br />
> > «Sich selber besser verkaufen»<br />
mit Ellen M. Schaad; Donnerstag,<br />
8. Dezember<br />
> > «Verhandlungs- und Verkaufstechnik»<br />
mit Jacqueline Steffen; Montag,<br />
12. Dezember<br />
> > «Perfekte Briefe schreiben» mit<br />
Angelika Ramer; <strong>Die</strong>nstag und<br />
Mittwoch, 13. und 14. Dezember<br />
> > «Sitzungen leiten» mit Matthias<br />
Frey; Mittwoch, 14. Dezember<br />
Infoveranstaltungen<br />
Beginn jeweils um 18 h<br />
> > «Dipl. Controller/in NDS HF»;<br />
Montag, 12. Dezember<br />
> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />
HF»; Montag, 12. Dezember<br />
> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />
Mittwoch, 14. Dezember<br />
> > «Dipl. Leiter/in Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />
NDS HF»; Donnerstag,<br />
15. Dezember<br />
> > «Dipl. Personalleiter/in NDS HF»;<br />
Donnerstag, 15. Dezember<br />
> > «Dipl. Business Engineer NDS<br />
HF»; Mittwoch, <strong>11</strong>. Januar<br />
> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />
HF»; Montag, 16. Januar<br />
> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />
<strong>Die</strong>nstag, 17. Januar<br />
> > «Dipl. Controller/in NDS HF»;<br />
<strong>Die</strong>nstag, 17. Januar<br />
> > «Dipl. Leiter/in Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />
NDS HF»; Mittwoch, 18. Januar<br />
> > «Dipl. Personalleiter/in NDS HF»;<br />
Mittwoch, 18. Januar<br />
> > «Management-Diplom SIB»;<br />
Mittwoch, 25. Januar<br />
Studiengänge<br />
> > «Management Diplom SIB»;<br />
Beginn März<br />
> > «Dipl. Leiter/in Finanzen & <strong>Die</strong>nste<br />
NDS HF»; Beginn April<br />
> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />
HF»; Beginn April<br />
> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />
Beginn April<br />
> > «Dipl. Schulverwaltungsleiter/in<br />
SIB/VPZS»; Beginn Mai<br />
> > «Certified Online Marketing Expert<br />
bsw/SIB»; Beginn Mai<br />
> > «Dipl. Personalleiter/in NDS HF»;<br />
Beginn August<br />
> > «Dipl. Betriebswirtschafter/in<br />
HF»; Beginn Oktober<br />
> > «Dipl. Marketingmanager/in HF»;<br />
Beginn Oktober<br />
> > «Certified Innovation Manager<br />
SIB»; Beginn Oktober<br />
<strong>KV</strong>-Mitglieder erhalten eine<br />
Ermässigung!<br />
<strong>Nr</strong>.<strong>11</strong> – <strong>November</strong> 20<strong>11</strong><br />
ISSN 1424-5345<br />
Herausgeber<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Telefon 044 283 45 45<br />
www.kvschweiz.ch<br />
Verlagsleitung<br />
Ingo Boltshauser (ibo),<br />
ingo.boltshauser@kvschweiz.ch<br />
Redaktion<br />
Therese Jäggi (tj)<br />
therese.jaeggi@kvschweiz.ch<br />
Andrea Mašek (ajm)<br />
andrea.masek@kvschweiz.ch<br />
Rolf Murbach (mur)<br />
rolf.murbach@kvschweiz.ch<br />
Redaktionsadresse<br />
Kaufmännischer Verband <strong>Schweiz</strong><br />
Context<br />
Hans-Huber-Strasse 4<br />
Postfach 1853, 8027 Zürich<br />
Telefon 044 283 45 33<br />
context@kvschweiz.ch<br />
www.context.ch<br />
Sekretariat: Andrea Stoop<br />
Bildnachweise<br />
S. 9: zvg.; S. 10: AP Photo/Matt Dunham/<br />
Keystone; S. 13/17: zvg.; S. 19: Tomas Wuethrich/<br />
Pixsil; S. 20/23: zvg.; S. 21: Gaetan Bally/<br />
Keystone; S. 25: Karl-Josef Hildenbrand/<br />
Keystone/DPA; S. 26: Martin Ruetschi/<br />
Keystone; S. 27: zvg.; S. 28: Context/Marion<br />
Nitsch; Portraits S. 29–32: zvg.; S. 43: zvg.<br />
Adressänderungen<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong><br />
Mitgliederadministration<br />
Telefon 044 283 45 30<br />
mitgliederadmin@kvschweiz.ch<br />
oder im Mitgliederbereich:<br />
www.kvschweiz.ch/login<br />
Erscheinungsweise<br />
Monatlich (<strong>11</strong> Ausgaben)<br />
<strong>11</strong>5. Jahrgang<br />
Auflage: 45 307 Exemplare<br />
(WEMF-beglaubigt 20<strong>11</strong>)<br />
Abonnemente<br />
12 Monate CHF 48.–<br />
Anzeigen<br />
Creative Media GmbH<br />
Zürichstrasse 135<br />
8910 Affoltern am Albis ZH<br />
Telefon 043 322 60 30<br />
context@c-media.ch<br />
Druckerei<br />
Vogt-Schild Druck AG<br />
4552 Derendingen<br />
Konzeption, Layout, Druckvorstufe<br />
Partner & Partner AG<br />
8400 Winterthur<br />
www.partner-partner.com<br />
Context bekennt sich zum «Code of Conduct»<br />
der <strong>Schweiz</strong>er Presse. Werbung und<br />
redaktioneller Teil sind klar getrennt.<br />
Context wurde vom Verband<br />
SCHWEIZER PRESSE für das Jahr<br />
2010 mit dem Gütesiegel<br />
«Q-Publikation» ausgezeichnet.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
äTSel<br />
Tal<br />
Fluss<br />
Berg<br />
Stadt<br />
Kapelle<br />
Dorf<br />
See<br />
Region<br />
Pass<br />
45<br />
<strong>Die</strong> Kapelle<br />
Vielleicht wissen Sie noch nicht, wohin Ihr nächster Ausflug<br />
führen soll. Wir hätten da einen interessanten Tipp. Wohin es geht,<br />
müssen Sie allerdings selber herausfinden. Wenn Sie uns die<br />
Lösung schicken, nehmen Sie an der Verlosung von drei Tageskarten<br />
der SBB (gültig mit Halbtax) im Wert von CHF 64.– teil.<br />
3 SBB-Tageskarten<br />
zu gewinnen!<br />
Eine wunderbare Landschaft. Im Herbst<br />
sind die Laubbäume in den Hängen golden,<br />
es scheint zu glühen. <strong>Die</strong> Aussicht<br />
von der Terrasse der kleinen Gaststätte,<br />
wo wir sitzen, ist lieblich und grossartig<br />
zugleich. Man sieht weit ins Tal hinauf,<br />
von dem wiederum viele kleine Täler abzweigen.<br />
Rechts und nicht weit erkennt<br />
man den Pizzin, in der Ferne den Monte<br />
Rosa, und wenn der Blick auf die andere<br />
Talseite schwenkt, so staunt man über das<br />
kleine Dorf, das einsam auf einem Hügel<br />
liegt. Ein paar Häuser, eine Kirche. Eine<br />
Seilbahn führt steil hinauf.<br />
Eigentlich wollten wir dahin. Wir kamen<br />
von einem Ort am See. <strong>Die</strong> Stadt ist<br />
bekannt für ihren grossen Platz, und man<br />
denkt hier gerne an Leoparden. Wir entschieden<br />
uns für dieses sich lang hinziehende<br />
Tal, das nach Italien führt, machten<br />
zuerst Halt in einem kleinen Dorf, wo<br />
sich viele junge Leute tummelten. Sie wollen<br />
alle Schauspieler, Gaukler, Clowns<br />
und Bewegungskünstler werden. Es war<br />
gerade Tag der offenen Tür und so sahen<br />
wir unverhofft eine Aufführung. In einer<br />
Palestra gab ein Mann am Schlagzeug<br />
den Takt. <strong>Die</strong> jungen Leute bewegten sich<br />
zu den Rhythmen und erzählten mit ihren<br />
Körpern Geschichten.<br />
Dann gings also weiter, wir waren mit<br />
dem Auto unterwegs. <strong>Die</strong> Strasse schlängelte<br />
sich talaufwärts. Ab und zu überquerten<br />
wir die Geleise der Bahn, die<br />
durch hundert Täler fährt. Nach etwa<br />
zwanzig Minuten kamen wir zu einer Art<br />
Mini-Verkehrsknotenpunkt: ein kleiner,<br />
einsamer Bahnhof und zwei Bergbahntalstationen.<br />
<strong>Die</strong> Fahrt zum besagten<br />
Dorf hatten wir knapp verpasst, also entschieden<br />
wir uns für die Alternative und<br />
schon sassen wir in den knallgelben Vierergondeln<br />
und schwebten in die Höhe.<br />
Oben angekommen fanden wir einen<br />
idealen Ausgangspunkt für kürzere und<br />
längere Wanderungen: weiter hinauf zu<br />
einem Monte oder auf alten Säumerpfaden<br />
in Täler oder eine Rundtour über<br />
Wiesen, durch Wälder, vorbei an herausgeputzten<br />
Rustici und Bächen. Wir entschieden<br />
uns für den Rundweg und<br />
machten, kurz bevor wir zur Kapelle kamen,<br />
einen Abstecher ins Hochmoor. Fast<br />
magisch war hier das Herbstlicht. Wären<br />
wir weiter gelaufen, steil hinunter, wir<br />
hätten ein Tal erreicht und später ein Dorf.<br />
Hier spielt Max Frischs Erzählung «Der<br />
Mensch erscheint im Holozän».<br />
Nun bogen wir rechts ab und kamen<br />
nach einer Senkung zu einer kleinen romanischen<br />
Kapelle. Wir waren sehr überrascht,<br />
hier einen Ort der Stille zu finden.<br />
Es war fast unwirklich, ein Ort wie aus einer<br />
fernen Zeit. Später, als wir in dem besagten<br />
Garten sassen und die hausgemachte<br />
Torta di pane assen, ins Tal und<br />
eben zum gegenüberliegenden einsamen<br />
Dorf blickten, sprachen wir nochmals<br />
über die Kapelle, wie schön sie sei. mur<br />
Wie heisst die Kapelle?<br />
Schicken, faxen oder mailen Sie das<br />
Lösungswort bis spätestens 06.12.20<strong>11</strong> an:<br />
Redaktion Context<br />
Postfach 1853, 8027 Zürich<br />
Fax 044 201 50 95<br />
raetsel@kvschweiz.ch<br />
Gewinnerin des letzten Georätsels<br />
(einer Übernachtung für zwei Personen):<br />
Nicole Roser-Bernath, Basel<br />
Lösungswort <strong>Nr</strong>. 10: Birrwil<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>
46<br />
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