Nr. 11 / November 2011 - Die Pause (PDF, 5016 kb) - KV Schweiz
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Führen, aber richtig<br />
Politik und Wirtschaft<br />
Leadership <strong>Die</strong> Anforderungen an Führungskräfte haben sich in den letzten Jahren<br />
deutlich verändert. <strong>Die</strong> fachgerechte Begleitung eines Teams trägt zum Geschäftserfolg<br />
bei, deshalb sind Aus- oder Weiterbildungen unerlässlich. Von Helen Weiss<br />
«<br />
In jedem Unternehmen gibt es eine eigene<br />
Kultur der Personalführung»,<br />
sagt Werner Finck von Human Resources<br />
Management Consulting in Chur. Der<br />
ehemalige oberste Leiter Human Resources<br />
bei der EMS-Chemie bietet Management<br />
Schulung, Beratung und Coaching<br />
im Bereich Personalführung an. Grundsätzlich<br />
muss für Finck ein Personalleiter<br />
ehrlich sein und offen kommunizieren<br />
können. Mut zu kalkulierbarem Risiko,<br />
Gradlinigkeit und Berechenbarkeit zeichnen<br />
eine Führungskraft ebenfalls aus.<br />
Laut Finck hat sich die Personalführung<br />
in den letzten Jahren stark verändert:<br />
«Früher war der Personalchef<br />
<strong>Die</strong>nstleister. Heute trägt er zunehmend<br />
AUFGABEN IN DER PERSONALFÜHRUNG<br />
Um in der Personalführung erfolgreich<br />
zu sein, gilt es, einige Punkte zu beachten.<br />
Wie man zu einer guten Führungskraft<br />
wird und welche Fehler man vermeiden<br />
sollte, zeigen die nachfolgenden<br />
«Gebote» auf.<br />
> Definieren Sie klare Verantwortungsbereiche<br />
und Prioritäten für Ihre Mitarbeitenden.<br />
Beziehen Sie Ihr Team in<br />
Entscheidungsprozesse ein und fördern<br />
Sie eine offene und unkomplizierte<br />
Zusammenarbeit.<br />
> Ein Unternehmen entwickelt sich beständig<br />
weiter – führen Sie mit Ihrem<br />
Team notwendige Veränderungen herbei<br />
und unterstützen Sie so aktiv den<br />
Verbesserungsprozess.<br />
> Schaffen Sie Freiräume für Initiative<br />
und Selbstständigkeit Ihrer Mitarbeitenden.<br />
Fördern Sie dadurch die Eigenverantwortung.<br />
> Achten Sie auf eine gute Zusammenarbeit<br />
unter den Mitarbeitenden, indem<br />
sie die individuellen Stärken der Einzelnen<br />
zu einem erfolgreichen Team<br />
zusammenführen.<br />
Mitverantwortung bei der Wertschöpfung.»<br />
Fällt das Unternehmensergebnis<br />
schlecht aus, merkt auch die Human-Resources-Abteilung,<br />
was eine misslungene<br />
Rekrutierung kostet. Gute Führungsqualifikationen<br />
sind jedoch nicht nur im Personalwesen<br />
gefordert, sondern auch im<br />
Management. Häufig werden Chefs aufgrund<br />
ausgezeichneter fachlicher Qualifikationen,<br />
fundierter Erfahrung in der<br />
Branche, guter Netzwerke oder langer Betriebszugehörigkeit<br />
in ihre Führungsposition<br />
ernannt. Fachspezifisches Wissen<br />
und selbst jahrelange Betriebszugehörigkeit<br />
qualifizieren jedoch noch lange nicht<br />
ausreichend zum Führen von Betrieben,<br />
von Abteilungen oder von Teams.<br />
> Als Führungskraft müssen Sie ein Vorbild<br />
für Ihre Mitarbeitenden sein.<br />
> Drohung, Einschüchterung und Blossstellung<br />
sind ungeeignete Motivationsmittel.<br />
Nehmen Sie Ihre Mitarbeitenden<br />
ernst und schaffen Sie ein<br />
Klima des gegenseitigen Vertrauens.<br />
> Spannungen lösen sich nicht von<br />
selbst. Erkennen Sie Konflikte frühzeitig<br />
und schlichten Sie Auseinandersetzungen<br />
mit Ihren Mitarbeitenden in einem<br />
klärenden Gespräch.<br />
> Nehmen Sie Ihre Aufgabe als Führungskraft<br />
ernst: Halten Sie Entscheidungen<br />
und Zusammenhänge transparent, indem<br />
Sie Ihr Team offen und umfassend<br />
über aktuelle Projekte aufklären.<br />
> Reagieren Sie nicht ungehalten auf Kritik<br />
seitens Ihrer Mitarbeitenden. Denn<br />
wer Kritik austeilt, muss auch bereit<br />
sein, Kritik einzustecken.<br />
> Vermeiden Sie Zwang, um die Leistung<br />
Ihres Teams zu steigern. Geben Sie Anreize<br />
und anerkennen Sie gute Leistungen.<br />
Wo nötig, üben Sie konstruktive<br />
Kritik.<br />
Verantwortung ist wichtig<br />
Nicht selten erlebt man, dass solche Führungskräfte<br />
alles selbst erledigen wollen:<br />
Angeblich fehlt die Zeit für lange Diskussionen<br />
oder die Mitarbeiterin hat nicht<br />
genügend Fachkenntnisse um eigene Entscheidungen<br />
zu treffen. Nicht verwunderlich<br />
ist in solchen Situationen, dass die<br />
Mitarbeitenden unmotiviert sind und nur<br />
ihren Aufgaben nachkommen, ohne Bereitschaft,<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Doch ein Team, das nichts verantwortet,<br />
leistet nicht nur weniger, sondern<br />
schadet auch der Produktivität. Von der<br />
guten Führung eines Teams hängt somit<br />
ein grosser Teil des Erfolgs einer Firma ab.<br />
Entsprechend wichtig ist für Führungskräfte<br />
eine gute Aus- oder Weiterbildung.<br />
Das Angebot ist breit und reicht<br />
vom mehrtägigen Coaching-Kurs bis hin<br />
zum Zertifikatskurs zur Entwicklung von<br />
Führungskompetenzen an Fachhochschulen.<br />
Zu den Inhalten zählen Prozessgestaltung<br />
sowie Führungstechniken<br />
und -methoden. Neben dem Erlernen von<br />
Techniken zur Personalselektion oder Potenzialbeurteilung<br />
der Mitarbeitenden<br />
wird auch an der Persönlichkeitskompetenz<br />
der künftigen Führungskräfte gearbeitet.<br />
Soft-Kompetenzen unerlässlich<br />
Ob und inwieweit Führungsqualitäten<br />
durch Schulungen erlernbar oder in früher<br />
Kindheit erworben werden, wird laut<br />
Rolf Wunderer, emeritierter Professor und<br />
Gründer des Instituts für Führung und<br />
Personalmanagement an der Uni St. Gallen,<br />
auch in der Psychologie breit diskutiert.<br />
Der Anteil früh geprägter Eigenschaften<br />
ist relativ hoch. «Sicher ist, dass<br />
man gerade als Führungskraft eine Vorbildrolle<br />
hat», sagt Wunderer. Werner<br />
Finck ist überzeugt, dass man den technischen<br />
Teil der Kompetenzen – Handwerk<br />
und Methoden des Führens – durchaus<br />
lernen kann. «Hingegen entwickeln sich<br />
die sogenannten Soft-Kompetenzen wie<br />
Intuition oder Menschenkenntnis bei den<br />
einen mit der Zeit und der Erfahrung, bei<br />
den andern dagegen nie», sagt Finck.<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>