Nr. 11 / November 2011 - Die Pause (PDF, 5016 kb) - KV Schweiz
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Dabei machen gerade solche Kompetenzen<br />
einen guten Chef aus. «Eine Führungskraft<br />
sollte die Grundmotivation<br />
seiner Teammitglieder möglichst schon<br />
bei der Auswahl und später beim Einsatz<br />
erkennen können und entsprechend darauf<br />
reagieren», sagt Rolf Wunderer. Dabei<br />
ist Voraussetzung, dass der Chef selbst<br />
motiviert ist. Zudem sollte man die Mitarbeiter<br />
möglichst individuell führen und<br />
motivieren. Wunderer: «Durch Beobachtung<br />
von Arbeitsverhalten und -leistung<br />
sowie durch Qualifikationsgespräche<br />
kann man individuell beurteilen und die<br />
einzelnen Mitarbeitenden mit den entsprechenden<br />
Massnahmen motivieren.»<br />
Defizite ausgleichen<br />
Viele Verhaltensweisen, über die man<br />
nicht einmal nachdenkt, da sie einem so<br />
selbstverständlich erscheinen, führen bei<br />
Mitarbeiterinnen zur Demotivation. Launenhaftes<br />
oder willkürliches Verhalten,<br />
fehlendes Verständnis für persönliche Probleme<br />
einzelner Teammitglieder oder aber<br />
mangelndes Vertrauen können Mitarbeiter<br />
verletzen und die Lust an der Arbeit<br />
nehmen. Demotivierende Verhaltensweisen<br />
muss man selbst erkennen – Selbstkritik<br />
sollte man gerade als gute Führungskraft<br />
bestens beherrschen. «Man muss stetig<br />
an sich arbeiten», rät Wunderer.<br />
Dabei geht es jedoch nicht nur um das<br />
berufliche Können, also die Fachkompetenz,<br />
sondern auch um die Verbesserung<br />
der Methodenkompetenzen. Planungsoder<br />
Entscheidungsschwächen lassen<br />
sich jedoch nicht so einfach kompensieren.<br />
«Auch wenn man sich ernsthaft bemüht,<br />
fällt man immer wieder in alte Verhaltensmuster<br />
zurück», weiss Wunderer.<br />
«Deshalb ist es wichtig, die eigenen Defizite<br />
auch organisatorisch, etwa durch einen<br />
Stellvertreter mit komplementären<br />
Fähigkeiten, auszugleichen.»<br />
Helen Weiss ist Journalistin im Basler<br />
Pressebüro Kohlenberg. weiss@kohlenberg.ch<br />
«Persönliche Gespräche<br />
sind unersetzlich»<br />
<strong>Die</strong> ehemalige Lehrerin Nadine Gembler<br />
arbeitet seit 13 Jahren in der Personalführung<br />
bei Coop. Sie liess sich zur eidgenössisch<br />
diplomierten Personalfachfrau ausbilden<br />
und absolvierte 2008 den Executive<br />
Master of Business Administration.<br />
Context: Sie arbeiten seit über zehn Jahren<br />
im Personalbereich. Wo sehen Sie die Herausforderungen<br />
in Ihrem Arbeitsalltag?<br />
Nadine Gembler: Oftmals wird die<br />
Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
unterschätzt. Ein Team fachgerecht<br />
zu leiten und zu begleiten, ist sehr<br />
anspruchsvoll. Dabei gilt es manchmal<br />
auch, ein unangenehmes Gespräch zu<br />
führen. Gerade eine gute Kommunikation,<br />
nämlich Probleme rechtzeitig und in<br />
einem guten Ton anzusprechen, gehört<br />
aber meiner Meinung nach zu den wichtigsten<br />
Aufgaben und grössten Herausforderungen.<br />
Wie beschreiben Sie Ihren persönlichen<br />
Führungsstil?<br />
Ich versuche, meine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter möglichst selbstständig<br />
arbeiten und entscheiden zu lassen. Begleitung<br />
in den unterschiedlichen Prozessen<br />
sowie regelmässige Rückmeldungen<br />
sind dabei jedoch unerlässlich; das Team<br />
darf sich nicht allein gelassen fühlen.<br />
Auch persönliche Gespräche sind unersetzlich:<br />
Es lohnt sich, Zeit dafür zu investieren.<br />
Wichtig ist mir zudem, mich ständig<br />
selbst zu reflektieren, indem ich aktiv<br />
ein Feedback von meinem Team einfordere.<br />
<strong>Die</strong> Führung der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter ist bei Coop in zehn Regeln<br />
festgelegt, die der ehemalige CEO<br />
und aktuelle Verwaltungsratspräsident<br />
Hansueli Loosli selbst verfasst hat. <strong>Die</strong><br />
erste Regel lautet: Führung durch Vorbild.<br />
Oftmals wird behauptet, dass Kaderleute<br />
zwar fachlich äusserst kompetent sind,<br />
aber Führungsqualitäten vermissen<br />
lassen. Teilen Sie diese Einschätzung?<br />
Das ist tatsächlich oft so. <strong>Die</strong> Personalführung<br />
hat sich jedoch in den letzten<br />
Jahren stark gewandelt. Bei Coop wird<br />
heute in sogenannten Assessments für<br />
höhere Kaderstellen nicht mehr ausschliesslich<br />
auf fachliche Qualitäten, sondern<br />
auch auf Punkte wie Sozialkompetenz<br />
und Selbstkompetenz geachtet. <strong>Die</strong><br />
Anforderungsprofile haben sich deutlich<br />
verändert. Zudem ist bei Coop ab einer gewissen<br />
Kaderstufe eine regelmässige Weiterbildung<br />
Pflicht.<br />
Nadine Gembler ist als Leiterin Personal und Ausbildung<br />
national bei Coop tätig.<br />
13<br />
› Rechnungswesen,<br />
Treuhand, Vermögen<br />
Zum Beispiel: hkvaarau.ch/rw-treuhand<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>