Nr. 11 / November 2011 - Die Pause (PDF, 5016 kb) - KV Schweiz
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nuss. Sie rät: «Körperhaltung, Ort, Kopfinhalte<br />
und Tätigkeit ändern.»<br />
«<strong>Pause</strong>n sind wichtig für das Zwischenmenschliche<br />
im Betrieb», sagt<br />
Maytssek ausserdem. In <strong>Pause</strong>n wird<br />
kommuniziert. Experten bezeichnen sie<br />
deshalb heute als wirksames und kostengünstiges<br />
Instrument zur Teamentwicklung.<br />
Wobei dies nur wirkt, wenn alle mitmachen,<br />
und zwar regelmässig respektive<br />
angeordnet. Dadurch wird der Informationsfluss<br />
verbessert, kleinere Entscheidungen<br />
können ohne viel Bürokratie getroffen<br />
werden und man lernt sich besser<br />
kennen, was eine Grundlage für ein erfolgreiches<br />
Team ist.<br />
Ideale Räume<br />
<strong>Die</strong> Qualität einer <strong>Pause</strong> hängt auch von<br />
den Örtlichkeiten ab. Wenn es keinen ansprechenden<br />
Treffpunkt gibt, sind Kommunikation<br />
und Erholung nicht unbedingt<br />
gewährleistet. Wie schon für <strong>Pause</strong>n<br />
gibt es für <strong>Pause</strong>nräume allerdings keine<br />
gesetzlichen Bestimmungen. Im Prinzip<br />
gilt, was auch für Arbeitsräume zu beachten<br />
ist: Sie müssen ansprechend ausgestattet<br />
sein in Bezug auf Bau, Beleuchtung,<br />
Klima, Akustik, Gesundheit und Lärm.<br />
Sie sollten Sicht aufs Freie bieten.<br />
Nicht überall kann dies umgesetzt<br />
werden. Unsere Bildstrecke gibt einen<br />
Eindruck von unterschiedlichsten <strong>Pause</strong>nräumen<br />
verschiedener Branchen.<br />
Auszeit nehmen<br />
Während Kaffee- und Mittagspausen in<br />
Bezug auf Räumlichkeiten und vor allem<br />
Zeit begrenzt sind, gibt es eine Art <strong>Pause</strong>,<br />
eine Auszeit, die zwischen zwei und<br />
zwölf Monate dauern kann: <strong>Die</strong> Rede ist<br />
vom Sabbatical. Der Ausdruck stammt<br />
vom hebräischen Wort Schabbat ab. <strong>Die</strong>ses<br />
bezieht sich auf die biblische Überlieferung,<br />
dass selbst Gott am siebten Tag<br />
seines Schöpfungsprojekts geruht hat respektive<br />
sich eine Auszeit davon genommen<br />
hat.<br />
Mitarbeitende machen ein Sabbatical,<br />
um sich persönlich um- oder neu zu orientieren.<br />
Manch einer stellt für diese Zeit<br />
die Familie oder ein Projekt in den Vordergrund.<br />
Andere wollen sich schlicht erholen.<br />
«<strong>Die</strong> Kunst des Ausruhens ist ein Teil<br />
der Kunst des Arbeitens.» – John Steinbeck<br />
Genaue Planung<br />
Auf eine solche <strong>Pause</strong> besteht kein Rechtsanspruch.<br />
<strong>Die</strong> Chancen darauf steigen<br />
aber, je länger jemand in einem Betrieb<br />
arbeitet. Und wenn gute Gründe angeführt<br />
werden. Es gilt hervorzuheben, dass<br />
man sich im Anschluss besser, ungeteilter<br />
und motivierter aufs Erwerbsleben<br />
konzentrieren kann und wird. Zudem erwirbt<br />
man sich je nach Sabbatical Sprachkenntnisse,<br />
interkulturelle Kompetenzen,<br />
Fach- und Sozialkompetenzen.<br />
Eine Auszeit bedingt jedoch von beiden<br />
Seiten eine genaue Planung. Eine<br />
Firma braucht sechs bis achtzehn Monate<br />
Vorlaufzeit, um die Absenz respektive Vertretung<br />
zu organisieren. Vorgängig geklärt<br />
werden muss überdies die Finanzierung.<br />
Es gibt Betriebe, wo Überstunden verwaltet<br />
werden und im Rahmen von Sabbaticals<br />
bezogen werden können. Im Normalfall<br />
ist eine Auszeit jedoch unbezahlt. AHV,<br />
IV und Pensionskassen müssen aber einbezahlt<br />
werden. Abzuklären gilt auch, wie<br />
Lea Bärlocher (25) hat bereits zwei<br />
drei monatige Sabbaticals genossen.<br />
<strong>Die</strong> Angestellte einer Grossbank kann<br />
solche Auszeiten nur empfehlen.<br />
«2005 habe ich die kaufmännische Lehre<br />
mit Berufsmatura bei einer mittelgrossen<br />
Bank abgeschlossen. Heute bin ich in einer<br />
Grossbank tätig und absolviere berufsbegleitend<br />
ein Bachelor-Studium Betriebsökonomie<br />
an der Zürcher Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften.<br />
Dazwischen liegen zwei Sabbaticals, je<br />
drei Monate Auszeit, zu denen ich mich<br />
aus unterschiedlichen Gründen entschlossen<br />
habe.<br />
2007 nahm ich unbezahlten Urlaub,<br />
um während eines Sprachaufenthalts in<br />
Kanada meine Englischkenntnisse zu<br />
verbessern. Ein Jahr später fasste ich mit<br />
dem Fachhochschul-Studium eine grössere<br />
Weiterbildung ins Auge. Es war absehbar,<br />
dass vier strenge Jahre auf mich<br />
zukommen würden. Bevor es losging,<br />
wollte ich mir ein paar Wochen ohne jede<br />
Verpflichtung gönnen. <strong>Die</strong> Idee war, dass<br />
ich während dieser<br />
Zeit gleichzeitig abschalten<br />
und neu<br />
auftanken konnte.<br />
Während einigen<br />
Monaten legte ich<br />
Geld auf die Seite.<br />
Ich wohnte noch bei<br />
meinen Eltern und<br />
konnte deshalb sparsam<br />
leben. Da ich nicht allein herumreisen<br />
wollte, besuchte ich eine Freundin in<br />
Australien und gemeinsam reisten wir<br />
dann der Küste entlang. Anschliessend<br />
verbrachte ich noch gemeinsam mit meiner<br />
Mutter einen Monat in Thailand. Insgesamt<br />
habe ich es sehr genossen, einmal<br />
ein ganz anderes Leben zu führen. Nur<br />
manchmal fragte ich mich, ob ich zurück<br />
«<strong>Die</strong> Idee war, dass<br />
ich während dieser Zeit<br />
gleichzeitig abschalten<br />
und neu auftanken<br />
konnte.»<br />
in der <strong>Schweiz</strong> wieder eine Stelle finden<br />
würde, denn inzwischen machten sich<br />
die Auswirkungen der Finanzkrise bemer<strong>kb</strong>ar.<br />
Nach meiner Rückkehr schrieb ich ein<br />
paar Bewerbungen, doch sehr schnell<br />
hörte ich von einer Vakanz bei meinem<br />
früheren Arbeitgeber. Ich bewarb mich<br />
und bekam eine Zusage.<br />
Nur wenige Monate<br />
danach – wieder<br />
über private Kontakte<br />
– wurde ich auf eine<br />
Stelle bei einer Grossbank<br />
aufmerksam,<br />
die vom Tätigkeitsgebiet<br />
her wie auf mich<br />
zugeschnitten war.<br />
Wiederum bewarb ich mich erfolgreich.<br />
So begann ich im Sommer 2009 fast<br />
gleichzeitig mit dem Studium beim neuen<br />
Arbeitgeber. Ob nach meiner Rückkehr<br />
alles so gut lief, weil ich von meiner Auszeit<br />
her über viel neue Energie verfügte,<br />
kann ich nicht sagen. Schon möglich. Jedenfalls<br />
kann ich eine solche Auszeit jedem<br />
nur empfehlen.» tj<br />
context <strong>11</strong> – 20<strong>11</strong>