Nr. 11 / November 2011 - Die Pause (PDF, 5016 kb) - KV Schweiz
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Daniel Jositsch (46) ist Strafrechtsprofessor an der Universität<br />
Zürich und SP-Nationalrat. Am 9. <strong>November</strong> ist er zum neuen<br />
ZV-Präsidenten gewählt worden. Jositsch ist in Zürich aufgewachsen<br />
und hat an der Hochschule St. Gallen studiert. Er lebt<br />
in Winterthur und ist Vater eines siebenjährigen Sohnes.<br />
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lumbien. Wir haben dort mit <strong>Schweiz</strong>er<br />
Unternehmen Gespräche geführt und dabei<br />
wurde schnell einmal klar: In diesem<br />
Land fehlt ein Berufsbildungssystem. Es<br />
gab zwar sehr viele Uniabsolventen, aber<br />
keine ausgebildeten Berufsfachleute. So<br />
nahmen wir uns vor, dort mit der kaufmännischen<br />
Lehre das duale Bildungssystem<br />
zu implementieren.<br />
Warum gerade mit dem <strong>KV</strong>?<br />
Es war insofern naheliegend, als es<br />
Kaufleute in allen Branchen braucht, und<br />
weil man später das System auch auf<br />
diese anderen Branchen übertragen<br />
konnte. Jedenfalls nahm ich dann Kontakt<br />
mit dem <strong>KV</strong> Zürich auf und bin dort<br />
mit meinem Anliegen auf Interesse gestossen.<br />
Wir haben ein Konzept ausgearbeitet,<br />
welches wir interessierten Firmen<br />
in Kolumbien vorlegten. Zurück in der<br />
<strong>Schweiz</strong> bin ich dann dem <strong>KV</strong> Zürich beigetreten.<br />
Einfach auch weil ich fand, dass<br />
es eine gute Organisation ist.<br />
Sie waren in den vergangenen Wochen<br />
mit zahlreichen Sektionen und Regionen<br />
in Kontakt. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?<br />
<strong>Die</strong> Vielfalt. Von der grossen städtischen<br />
Organisation bis zur kleinen Sektion<br />
in ländlichem Umfeld. Unterschiede<br />
gibt es aber nicht nur in der Grösse, sondern<br />
auch in der Kultur, in der Professionalität<br />
und in den regionalen Eigenheiten.<br />
Ich glaube, die Kunst besteht darin, den<br />
Mitgliedern trotz dieser unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen überall die gleichen<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen anzubieten. Das<br />
Mitglied einer Kleinstsektion soll zu den<br />
genau gleichen <strong>Die</strong>nstleistungen Zugang<br />
haben wie ein Mitglied in der Stadt. Wenn<br />
diese Voraussetzung erfüllt ist, spielt es<br />
nicht so eine grosse Rolle, ob die Strukturen<br />
bleiben, wie sie gewachsen sind, oder<br />
ob sich einzelne Sektionen zusammenschliessen.<br />
Das müssen diese am besten<br />
selber wissen.<br />
Der Verband engagiert sich für Bildungsanliegen<br />
und setzt sich für Angestelltenpolitik<br />
ein. Was liegt Ihnen näher?<br />
Es sind beide wichtig und notwendig.<br />
<strong>Die</strong>se beiden Bereiche ergänzen sich in<br />
idealer Weise.<br />
Kürzlich gab es im «Tages-Anzeiger» eine<br />
Debatte über den Stellenwert der dualen<br />
Bildung beziehungsweise der akademischen<br />
Bildung. Ihre Meinung dazu?<br />
Auch hier gilt: Es braucht beides. Das<br />
eine gegen das andere auszuspielen halte<br />
ich für falsch. Ich bin ja die personifizierte<br />
Vereinigung von beiden Konzepten: Ich<br />
lehre an der Universität und setze mich<br />
für duale Bildung ein. Es müssen entsprechend<br />
ihren Fähigkeiten die richtigen<br />
Leute an den Hochschulen sein, und genau<br />
dasselbe gilt für die Berufspraxis.<br />
Hier haben sich mit den Fachhochschulen<br />
viele neue und attraktive Perspektiven<br />
eröffnet. Viele Leute glauben noch<br />
immer, eine akademische Karriere sei<br />
besser als eine nicht-akademische, oder<br />
Universitäten seien mehr wert als Fachhochschulen.<br />
Aber das sind Vorurteile<br />
mangels besseren Wissens. Das wird sich<br />
in absehbarer Zeit ändern.<br />
In Ihrer Laufbahn scheint alles wie am<br />
Schnürchen zu laufen. Ist Ihr beruflicher<br />
Weg von langer Hand geplant?<br />
Nein, so würde ich das nicht sagen. So<br />
etwas funktioniert doch sowieso nicht.<br />
Wichtig ist, dass man seinen Neigungen<br />
nachgehen kann und weiss, was man will.<br />
Das war bei mir der Fall. Es gibt aber auch<br />
Dinge, die nicht unbedingt zum Image<br />
eines sozialdemokratischen Parlamentariers<br />
passen.<br />
Was zum Beispiel?<br />
Dass ich an der Hochschule St. Gallen<br />
studiert und im Militär Karriere gemacht<br />
habe. Ich war Major.<br />
Wie sind Sie aufgewachsen?<br />
In einer klassischen Mittelstandsfamilie.<br />
Mein Vater war Ingenieur.<br />
War es immer klar, dass sie ins<br />
Gymnasium gehen würden?<br />
Nein, gar nicht. Ich habe die Primarschule<br />
in Altstetten besucht und bin dann<br />
erst nach der zweiten Sekundarklasse ins<br />
Gymnasium. Ausbildung war zwar schon<br />
wichtig, aber Leistung beruhte immer auf<br />
Freiwilligkeit.<br />
«Es braucht beides, die Berufsbildung und<br />
die akademische Bildung. Man sollte sie nicht<br />
gegeneinander ausspielen.»<br />
Sind Sie auch schon einmal gescheitert?<br />
Ja, mit dem ersten Versuch im Gymnasium.<br />
Ursprünglich ging ich nach der<br />
sechsten Klasse ins Gymnasium und<br />
musste dann abbrechen. Wenn es beim<br />
zweiten Versuch nicht geklappt hätte,<br />
wäre ich vermutlich auch in eine <strong>KV</strong>-<br />
Lehre eingetreten, da sich meine handwerklichen<br />
Fähigkeiten in Grenzen hielten.<br />
Welchen Stellenwert hat Arbeit in Ihrem<br />
Leben?<br />
Arbeit ist für mich etwas sehr Wichtiges.<br />
Ich habe das Glück, verschiedenen<br />
Tätigkeiten nachzugehen, die mich wirklich<br />
interessieren. Wobei, Glück ist es<br />
nicht nur. Ich habe mir das auch ganz bewusst<br />
so eingerichtet. Mein Ziel ist es, am<br />
Morgen aufzustehen und mit Freude an<br />
die Arbeit zu gehen.<br />
Haben Sie neben Ihrer Tätigkeit als<br />
Strafrechtsprofessor und Nationalrat<br />
genügend Zeit für das Engagement im<br />
<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>?<br />
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