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PRAXISWISSEN<br />
PARAMETER ZUR WUNDDOKUMENTATION<br />
Entsprechend des komplexen Vorgangs<br />
der Wundheilung sind bei der<br />
Dokumentation eine Vielzahl von Parametern<br />
zu berücksichtigen, die am besten<br />
in einer Tabellenform aufbereitet<br />
werden.<br />
Wundklassifikation (z. B. Dekubitus,<br />
Ulcus cruris venosum usw.),<br />
Lokalisation der Wunde,<br />
Schweregrad der Wunde (z. B. Dekubitus<br />
Grad 1-5),<br />
Größe und Tiefe der Wunde,<br />
Beurteilung des Wundzustandes,<br />
Taschenbildung, Unterminierung,<br />
Anteil nekrotischen Gewebes (geschlossene<br />
schwarze Nekrosekappe,<br />
Schorf, schmierige Beläge),<br />
Beschaffenheit und Menge des Exsudats<br />
(serös, blutig-serös, eitrig),<br />
Anteil und Beschaffenheit des Granulationsgewebes<br />
(schlaff-blaß, zyanotisch,<br />
frisch-rot),<br />
Epithelbildung sichtbar,<br />
Infektionszeichen (Rötung, Ödeme,<br />
Schmerz, Geruch: jauchig, süßlich),<br />
sonstiger Wundschmerz vorhanden,<br />
Zustand der Wundränder (Farbe,<br />
Ödeme),<br />
Zustand der Hautumgebung (Erythem<br />
vorhanden, allgemeine Beschaffenheit:<br />
trockene oder sezernierende<br />
Ekzeme),<br />
allergische Reaktionen auf Wundpräparate,<br />
Therapie (systemisch, lokal, Patientencompliance).<br />
VERFAHREN ZUR WUNDDOKUMENTATION<br />
Im Rahmen des Wundassessment<br />
und der Dokumentation ist vor allem<br />
die exakte Flächen- und Volumenbestimmung<br />
der Wunde von Bedeutung.<br />
Die allmähliche Verkleinerung einer<br />
Wunde vom Wundrand und Wundgrund<br />
her ist ein sicheres Indiz für eine<br />
Heilungstendenz, so daß die in regelmäßigen<br />
Zeitabständen vorgenommene<br />
Größenmessung auch prognostischen<br />
Wert hat. Welche Verfahren sich<br />
dazu in der Praxis etabliert haben, ist in<br />
der nebenstehenden Tabelle aufgeführt<br />
und bewertet. Nicht bildgebende<br />
Dokumentationsmaßnahmen sind außerdem<br />
das Ausmessen der Wunde mit<br />
einem Lineal oder Zentimetermaß sowie<br />
die Anwendung von Knopfsonden<br />
und Knopfkanülen bei Fisteln.<br />
Nachteil aller aufgeführten Dokumentationsmethoden<br />
ist, daß nur eine<br />
Circa-Flächenberechnung möglich ist.<br />
BEURTEILUNG DER IN DER PRAXIS ETABLIERTEN MÖGLICHKEITEN<br />
ZUR WUNDDOKUMENTATION<br />
Verfahren Vorteile Nachteile<br />
Polaroidphoto<br />
Diapositiv<br />
Folienschablonen<br />
Spezielle Zweischichtfolien<br />
2D-Vermessung chronischer<br />
Wunden (Digitale Ulcometrie 2,0)<br />
3D-Vermessung chronischer<br />
Wunden<br />
Dies bedeutet, daß bei tiefen und zerklüfteten<br />
Wunden, und im Extremfall<br />
bei mit Fistelgängen behafteten Wunden,<br />
nur eine ungenügende Aussage<br />
über das tatsächliche Ausmaß des Gewebsdefekts<br />
und des Volumens der<br />
Wunde möglich ist.<br />
FÜR EINE EXAKTE VOLUMENMESSUNG –<br />
DAS „AUSLITERN“ DER WUNDE<br />
Eine exakte Gewebsdefekt- und Volumenangabe<br />
liefert dagegen die von<br />
uns in unserer chirurgischen Abteilung<br />
praktizierte Methode des Ausliterns.<br />
Mit einem geringen Zeit- und Kostenaufwand<br />
läßt sich damit sehr genau<br />
– günstige Anschaffungskosten,<br />
einfache Handhabung<br />
– Dokument liegt nach kurzer Zeit<br />
(ca. 3 Min.) vor<br />
– sehr gute und scharfe Bildqualität<br />
– hohe Farbstabilität<br />
– kann jederzeit vervielfältigt werden<br />
– Vergrößerung möglich<br />
– farbliche Nacharbeitung durchführbar<br />
(Digiprint)<br />
– einfache und problemlose Handhabung<br />
für alle Mitarbeiter<br />
– Größe des Defekts läßt sich exakt<br />
nachzeichnen<br />
– Größenentwicklung (Zunahme,<br />
Verkleinerung) läßt sich problemlos<br />
nachvollziehen<br />
– einfache Handhabung<br />
– exakte Flächenberechnung<br />
– Volumenangabe möglich<br />
– meist schlechte Bildqualität<br />
– langfristig keine Farbstabilität<br />
– teures Filmmaterial<br />
– keine Kompatibilität bei Film- und<br />
Fotozubehör<br />
– keine Vervielfältigungsmöglichkeit<br />
– keine Vergrößerungsmöglichkeit<br />
– es muß immer aus der gleichen<br />
Entfernung fotografiert werden<br />
(Maßband)<br />
– hohe Anschaffungskosten für eine<br />
Spiegelreflexkamera (Makroobjektiv,<br />
Ringblitz, Diaprojektor ...)<br />
– handelsüblich 36er Filme<br />
– Entwicklungszeit<br />
– es muß immer aus der gleichen<br />
Entfernung fotografiert werden<br />
(Maßband)<br />
– nur Circa-Durchmesser der<br />
Wunde kann dokumentiert werden<br />
– Kontaminationsgefahr bei<br />
unsachgemäßer Handhabung<br />
– im Handel werden nur Rundschablonen<br />
angeboten<br />
– nicht steril<br />
– nur Flächenberechnung möglich<br />
– die Folie für das Dokumentationssystem<br />
darf bei der Durchführung<br />
keinen Kontakt mit der Wunde haben<br />
(Keime)<br />
– kostenintensive Beschaffung spezieller<br />
PC-Programme erforderlich<br />
– hoher Zeitaufwand<br />
– nur von geschultem Personal<br />
durchführbar<br />
– kostenintensiv<br />
– Verfahren befindet sich noch in der<br />
Entwicklung<br />
das Ausmaß des tatsächlichen Gewebsdefektes<br />
in ml oder ccm ermitteln.<br />
Der gewonnene Wert ist für alle an der<br />
Therapie beteiligten MitarbeiterInnen<br />
problemlos nachvollziehbar. Dies ist<br />
auch für Laien im Rechtsstreit von<br />
Wichtigkeit.<br />
Vorgehensweise bei der Methode des<br />
Ausliterns<br />
Die Wunde wird mit einer semipermeablen<br />
Folie (z. B. Hydrofilm) abgedeckt.<br />
Es ist darauf zu achten, daß die<br />
Folie die Wundränder um 2-3 cm überdeckt.<br />
Am höchsten Punkt der Wunde<br />
wird die Folie mit einer Kanüle durch-<br />
HARTMANN WundForum 4/97<br />
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