Download - Paul Hartmann AG
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AKTUELLES<br />
bestimmte Unternehmensgröße gebunden.<br />
Es gilt für Großkliniken wie<br />
Praxen mit nur einigen Beschäftigten<br />
gleichermaßen.<br />
Kunde: Jeder Empfänger (Person, Unternehmen<br />
oder Untereinheiten davon)<br />
einer Leistung.<br />
Lieferant: Jeder Erbringer (Person, Unternehmen<br />
oder Untereinheit davon) einer<br />
Leistung.<br />
Die beiden letzten Begriffsdefinitionen<br />
stellen Kunden und Lieferanten in<br />
ein ständiges Wechselspiel (z. B. Krankenkassen<br />
und Leistungserbringer, Klinik<br />
und einweisender Arzt, im Krankenhaus<br />
eine Pflegestation und eine Funktionsabteilung<br />
usw.).<br />
Kontroverse Meinungen gibt es zu<br />
der Frage: Ist der Patient auch ein Kunde?<br />
Die Antwort lautet: Im Sinne der<br />
Arbeitsbegriffe, d. h. zur Festlegung<br />
eines Leistungserbringers bzw. -empfängers,<br />
ist der Patient auch Lieferant<br />
bzw. Kunde. Im Sinne eines gewerblichen<br />
Kunden ganz eindeutig aber<br />
nein. Es empfiehlt sich daher, in Diskussionen<br />
eher von „Patienten und anderen<br />
Kunden“ zu sprechen.<br />
Mit dem Begriffspaar Kunde – Lieferant<br />
schlagen wir den Bogen zurück<br />
zur Definition von Qualität. Wer Forderungen<br />
stellt, ist Kunde, wer sie, um<br />
Qualität zu erbringen, in einem möglichst<br />
hohen Grad erfüllen muß, ist Lieferant.<br />
Qualität ist damit definiert als Erfüllungsgrad<br />
der Kundenforderung. Sie<br />
ist immer relativ zur Kundenforderung<br />
zu definieren und kann sich ständig ändern.<br />
Qualität ist daher nie normierbar,<br />
da auch Kundenforderungen nie in<br />
einer Norm festzulegen sind. Trotzdem<br />
ist es möglich, die Kundenforderung,<br />
also das Ziel, festzulegen, auch wenn<br />
es einem ständigen Wandel unterliegt.<br />
Dieses Ziel nennen wir Standard.<br />
Zur vollständigen Kennzeichnung<br />
von Qualität fehlt noch, daß Qualität<br />
meßbar sein muß. Eine der schwierigsten<br />
Aufgaben ist es, im Ergebnisbereich<br />
Meßeinheiten, sog. Kriterien, zu<br />
entwickeln. Wenn es um Minuten (z. B.<br />
OP-Zeiten, Wartezeiten), Tage (z. B.<br />
Verweildauer), Prozente (z. B. Fehlzeiten,<br />
nosokomiale Infektionen) geht, ist<br />
es noch einfach. Sehr schwierig sind<br />
Meßwerte z. B. zu Behandlungsergebnissen<br />
zu definieren. Zu meßbaren und<br />
damit vergleichbaren Aussagen zur Ergebnisqualität<br />
zu kommen, ist eine der<br />
großen Herausforderungen an die<br />
Qualitätswissenschaft.<br />
WIE KANN QUALITÄT BEI DEN<br />
HERAUSFORDERUNGEN AN DAS<br />
GESUNDHEITSWESEN HELFEN?<br />
Die Neuordnung der Beziehungen<br />
zwischen Leistungserbringern und Leistungsempfängern<br />
ist das zukunftssichernde<br />
Potential, das in der Zuwendung<br />
zum Qualitätsbegriff steckt.<br />
Wenn jede Seite bemüht ist, (als Kunde)<br />
Forderungen deutlich zu formulieren<br />
und (als Lieferant) Leistungen mit<br />
hohem Erfüllungsgrad zu erbringen,<br />
werden Effektivität und Effizienz<br />
sprunghaft steigen. Insbesondere werden<br />
wir im Gesundheitswesen allgemein<br />
(z. B. die Mauer zwischen niedergelassenem<br />
und stationärem Bereich)<br />
und im speziellen (z. B. Prozeßvernetzung<br />
in einer Klinik) die ressourcenfressenden<br />
Schnittstellen definieren<br />
und ihre ökonomischen und arbeitspsychologisch<br />
nachteiligen Folgen beseitigen<br />
können.<br />
Den weltweiten und für jedes Land<br />
festzustellenden Kostenanstieg im Gesundheitswesen<br />
kann auch eine intensive<br />
Beschäftigung mit Qualität und<br />
Umsetzung des Qualitätsgedankens in<br />
die Praxis nicht verhindern. Aber qualitätsvolles<br />
Arbeiten kann bewirken, daß<br />
wir unsere begrenzten Ressourcen länger<br />
für unser (noch existierendes) Ziel<br />
einer umfassenden Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Gesundheitsleistungen<br />
aufrechterhalten können.<br />
Es ist aber eine Tatsache, daß die<br />
Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen<br />
im Gesundheitswesen durch<br />
Qualitätsmaßnahmen und dadurch erzielte<br />
Effizienzsteigerung nicht ausgeglichen,<br />
sondern nur vermindert werden<br />
kann. In diesem Sinne ist die Zuwendung<br />
zur Qualität keine Mode,<br />
sondern für unsere Gesellschaft zwingend<br />
notwendig.<br />
Die unabwendbare Diskussion um<br />
Rationierung von Gesundheitsleistungen<br />
muß Qualitätsaspekte beinhalten,<br />
wird aber nicht durch diese, sondern<br />
durch gesellschaftspolitischen Konsensus<br />
entschieden.<br />
Dr. med. Albrecht Köder<br />
Stabsstelle Qualitätsmanagement<br />
Kreiskrankenhaus Heidenheim<br />
89522 Heidenheim<br />
BUCHTIP<br />
U. Toellner-Bauer<br />
Standards in der<br />
Intensivpflege<br />
Die unabdingbare Voraussetzung<br />
für jeden Behandlungserfolg<br />
ist die sach- und fachkompetente<br />
Pflege. Standardisierte Handlungsvorgänge<br />
sind eine wichtige Hilfe<br />
für die qualitative Verbesserung<br />
der Pflege und die Behandlung<br />
des Patienten. Sie können dazu<br />
beitragen, die Pflege sicherer zu<br />
gestalten, sie schneller den Bedürfnissen<br />
der Kranken anzupassen<br />
und sie wirtschaftlicher zu machen.<br />
Die Standardisierung von<br />
Pflegeverrichtungen macht transparent,<br />
was Pflege leisten soll und<br />
will. Auf dieser Grundlage kann die<br />
Pflege dann auch berechtigt die<br />
Mittel einfordern, die eine qualitative<br />
Arbeit nach ihren eigenen Vorstellungen<br />
und nicht nur nach den<br />
Vorgaben des GSG möglich macht.<br />
Im ersten Teil des Buches werden<br />
die Notwendigkeit eines Systems<br />
zur Qualitätssicherung und<br />
seine Umsetzungsmöglichkeiten<br />
diskutiert. Der Hauptteil besteht<br />
aus Basis- und Ablaufstandards<br />
zur Grundversorgung eines Intensivpatienten.<br />
Die hier vorgestellten<br />
Standards wurden für die Intensivabteilungen<br />
der medizinischen<br />
Einrichtungen der Universität zu<br />
Köln erarbeitet und vom klinischen<br />
Vorstand verabschiedet.<br />
Gustav Fischer Verlag, Stuttgart,<br />
1997, 161 Seiten, DM 39,80, ISBN<br />
3-437-45490-0<br />
HARTMANN WundForum 4/97<br />
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