22.04.2014 Aufrufe

Download - Paul Hartmann AG

Download - Paul Hartmann AG

Download - Paul Hartmann AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

AKTUELLES<br />

bestimmte Unternehmensgröße gebunden.<br />

Es gilt für Großkliniken wie<br />

Praxen mit nur einigen Beschäftigten<br />

gleichermaßen.<br />

Kunde: Jeder Empfänger (Person, Unternehmen<br />

oder Untereinheiten davon)<br />

einer Leistung.<br />

Lieferant: Jeder Erbringer (Person, Unternehmen<br />

oder Untereinheit davon) einer<br />

Leistung.<br />

Die beiden letzten Begriffsdefinitionen<br />

stellen Kunden und Lieferanten in<br />

ein ständiges Wechselspiel (z. B. Krankenkassen<br />

und Leistungserbringer, Klinik<br />

und einweisender Arzt, im Krankenhaus<br />

eine Pflegestation und eine Funktionsabteilung<br />

usw.).<br />

Kontroverse Meinungen gibt es zu<br />

der Frage: Ist der Patient auch ein Kunde?<br />

Die Antwort lautet: Im Sinne der<br />

Arbeitsbegriffe, d. h. zur Festlegung<br />

eines Leistungserbringers bzw. -empfängers,<br />

ist der Patient auch Lieferant<br />

bzw. Kunde. Im Sinne eines gewerblichen<br />

Kunden ganz eindeutig aber<br />

nein. Es empfiehlt sich daher, in Diskussionen<br />

eher von „Patienten und anderen<br />

Kunden“ zu sprechen.<br />

Mit dem Begriffspaar Kunde – Lieferant<br />

schlagen wir den Bogen zurück<br />

zur Definition von Qualität. Wer Forderungen<br />

stellt, ist Kunde, wer sie, um<br />

Qualität zu erbringen, in einem möglichst<br />

hohen Grad erfüllen muß, ist Lieferant.<br />

Qualität ist damit definiert als Erfüllungsgrad<br />

der Kundenforderung. Sie<br />

ist immer relativ zur Kundenforderung<br />

zu definieren und kann sich ständig ändern.<br />

Qualität ist daher nie normierbar,<br />

da auch Kundenforderungen nie in<br />

einer Norm festzulegen sind. Trotzdem<br />

ist es möglich, die Kundenforderung,<br />

also das Ziel, festzulegen, auch wenn<br />

es einem ständigen Wandel unterliegt.<br />

Dieses Ziel nennen wir Standard.<br />

Zur vollständigen Kennzeichnung<br />

von Qualität fehlt noch, daß Qualität<br />

meßbar sein muß. Eine der schwierigsten<br />

Aufgaben ist es, im Ergebnisbereich<br />

Meßeinheiten, sog. Kriterien, zu<br />

entwickeln. Wenn es um Minuten (z. B.<br />

OP-Zeiten, Wartezeiten), Tage (z. B.<br />

Verweildauer), Prozente (z. B. Fehlzeiten,<br />

nosokomiale Infektionen) geht, ist<br />

es noch einfach. Sehr schwierig sind<br />

Meßwerte z. B. zu Behandlungsergebnissen<br />

zu definieren. Zu meßbaren und<br />

damit vergleichbaren Aussagen zur Ergebnisqualität<br />

zu kommen, ist eine der<br />

großen Herausforderungen an die<br />

Qualitätswissenschaft.<br />

WIE KANN QUALITÄT BEI DEN<br />

HERAUSFORDERUNGEN AN DAS<br />

GESUNDHEITSWESEN HELFEN?<br />

Die Neuordnung der Beziehungen<br />

zwischen Leistungserbringern und Leistungsempfängern<br />

ist das zukunftssichernde<br />

Potential, das in der Zuwendung<br />

zum Qualitätsbegriff steckt.<br />

Wenn jede Seite bemüht ist, (als Kunde)<br />

Forderungen deutlich zu formulieren<br />

und (als Lieferant) Leistungen mit<br />

hohem Erfüllungsgrad zu erbringen,<br />

werden Effektivität und Effizienz<br />

sprunghaft steigen. Insbesondere werden<br />

wir im Gesundheitswesen allgemein<br />

(z. B. die Mauer zwischen niedergelassenem<br />

und stationärem Bereich)<br />

und im speziellen (z. B. Prozeßvernetzung<br />

in einer Klinik) die ressourcenfressenden<br />

Schnittstellen definieren<br />

und ihre ökonomischen und arbeitspsychologisch<br />

nachteiligen Folgen beseitigen<br />

können.<br />

Den weltweiten und für jedes Land<br />

festzustellenden Kostenanstieg im Gesundheitswesen<br />

kann auch eine intensive<br />

Beschäftigung mit Qualität und<br />

Umsetzung des Qualitätsgedankens in<br />

die Praxis nicht verhindern. Aber qualitätsvolles<br />

Arbeiten kann bewirken, daß<br />

wir unsere begrenzten Ressourcen länger<br />

für unser (noch existierendes) Ziel<br />

einer umfassenden Versorgung der Bevölkerung<br />

mit Gesundheitsleistungen<br />

aufrechterhalten können.<br />

Es ist aber eine Tatsache, daß die<br />

Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen<br />

im Gesundheitswesen durch<br />

Qualitätsmaßnahmen und dadurch erzielte<br />

Effizienzsteigerung nicht ausgeglichen,<br />

sondern nur vermindert werden<br />

kann. In diesem Sinne ist die Zuwendung<br />

zur Qualität keine Mode,<br />

sondern für unsere Gesellschaft zwingend<br />

notwendig.<br />

Die unabwendbare Diskussion um<br />

Rationierung von Gesundheitsleistungen<br />

muß Qualitätsaspekte beinhalten,<br />

wird aber nicht durch diese, sondern<br />

durch gesellschaftspolitischen Konsensus<br />

entschieden.<br />

Dr. med. Albrecht Köder<br />

Stabsstelle Qualitätsmanagement<br />

Kreiskrankenhaus Heidenheim<br />

89522 Heidenheim<br />

BUCHTIP<br />

U. Toellner-Bauer<br />

Standards in der<br />

Intensivpflege<br />

Die unabdingbare Voraussetzung<br />

für jeden Behandlungserfolg<br />

ist die sach- und fachkompetente<br />

Pflege. Standardisierte Handlungsvorgänge<br />

sind eine wichtige Hilfe<br />

für die qualitative Verbesserung<br />

der Pflege und die Behandlung<br />

des Patienten. Sie können dazu<br />

beitragen, die Pflege sicherer zu<br />

gestalten, sie schneller den Bedürfnissen<br />

der Kranken anzupassen<br />

und sie wirtschaftlicher zu machen.<br />

Die Standardisierung von<br />

Pflegeverrichtungen macht transparent,<br />

was Pflege leisten soll und<br />

will. Auf dieser Grundlage kann die<br />

Pflege dann auch berechtigt die<br />

Mittel einfordern, die eine qualitative<br />

Arbeit nach ihren eigenen Vorstellungen<br />

und nicht nur nach den<br />

Vorgaben des GSG möglich macht.<br />

Im ersten Teil des Buches werden<br />

die Notwendigkeit eines Systems<br />

zur Qualitätssicherung und<br />

seine Umsetzungsmöglichkeiten<br />

diskutiert. Der Hauptteil besteht<br />

aus Basis- und Ablaufstandards<br />

zur Grundversorgung eines Intensivpatienten.<br />

Die hier vorgestellten<br />

Standards wurden für die Intensivabteilungen<br />

der medizinischen<br />

Einrichtungen der Universität zu<br />

Köln erarbeitet und vom klinischen<br />

Vorstand verabschiedet.<br />

Gustav Fischer Verlag, Stuttgart,<br />

1997, 161 Seiten, DM 39,80, ISBN<br />

3-437-45490-0<br />

HARTMANN WundForum 4/97<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!