26 C Ausstellungen im Ausland 19 20 21 19 Bill Bollinger, Ausstellungsansicht, SculptureCenter, New York; Foto: SculptureCenter 20 Nordlicht, Ausstellungsansicht, Palais <strong>Liechtenstein</strong>, Feldkirch, Foto: Stefan Altenburger 21 Arte Povera, Ausstellungsansicht, Neues Museum, Weimar, Foto: Maik Schuck
Bill Bollinger: The Retrospective 22. April – 30. Juli <strong>2012</strong> SculptureCenter, New York Das radikale plastische Werk des nahezu in Vergessenheit geratenen amerikanischen Künstlers Bill Bollinger (1939–1988) wurde mit dieser Werkschau des <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Liechtenstein</strong> erstmals seit den 1970er Jahren wieder gezeigt. Als Pionier zeitgenössischer Kunst brachte Rolf Ricke in den 1960er-Jahren Künstler der amerikanischen Minimal- und Postminimal Szene nach Europa, darunter Richard Serra, Keith Sonnier, Lee Lozano und auch Bill Bollinger. Nach Stationen in Vaduz, Karlsruhe und Edinburgh wurde die Ausstellung Bill Bollinger, die das <strong>Kunstmuseum</strong> 2011 produziert hatte und die von der führenden Kunstzeitschrift Artforum zu einer der besten Ausstellungen weltweit in 2011 gekürt wurde, nach New York in das SculptureCenter eingeladen, wo sie vom 22. April bis 30. Juli <strong>2012</strong> zu sehen war. Die Ausstellung stiess dabei auf weitreichende Resonanz, neben ausführlichen Artikeln in der New York Times oder etwa im Time Out New York wurde die Ausstellung in der Kunstwelt New Yorks intensiv diskutiert. Diese erste, umfassende Werkschau, kuratiert von Christiane Meyer-Stoll in konzeptueller Zusammenarbeit mit Rolf Ricke, ist eine Produktion des <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Liechtenstein</strong>. Nach Stationen im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und in The Fruitmarket Gallery, Edinburgh, war sie <strong>2012</strong> im SculptureCenter New York zu sehen. Nordlicht. Das <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Liechtenstein</strong> präsentiert zeitgenössische Kunst aus Skandinavien 30. Mai – 8. Juli <strong>2012</strong> Kunst Palais <strong>Liechtenstein</strong>, Feldkirch Im Rahmen des Feldkirch Festival <strong>2012</strong> zeigte das <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Liechtenstein</strong> im Kunst Palais <strong>Liechtenstein</strong> Werke skandinavischer Künstler aus seiner Sammlung. Die Ausstellung gab einen exemplarischen Einblick in das Kunstschaffen in Skandinavien seit den 1960er Jahren. So unterschiedlich die einzelnen künstlerischen Arbeiten auch sind, gemeinsam ist ihnen die Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie wir uns und unsere Umwelt wahrnehmen. Eine Frage bleibt dabei grundlegend: Können wir zwischen Realität und Illusion unterscheiden? Mit Werken von Claus Carstensen, Carin Ellberg, Hreinn Fridfinnsson, Robert Jacobsen, Arthur Köpcke und Matts Leiderstam. Eine Kooperation mit Kunst Palais <strong>Liechtenstein</strong>, Feldkirch, kuratiert von Friedemann Malsch. Arte Povera – Aus der Sammlung des <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Liechtenstein</strong> 28. August – 21. September <strong>2012</strong> Neues Museum Weimar, anlässlich des Kunstfestes «pèlerinages», Weimar Vom Kunstfest «pèlerinages» in Weimar wurde das <strong>Kunstmuseum</strong> <strong>Liechtenstein</strong> zu einer Präsentation seiner Arte Povera-Bestände, die zu den weltweit bedeutendsten gehören, eingeladen. Gegen Ende der 1960er-Jahre herrschte in vielen europäischen Ländern Aufbruchstimmung, in der Gesellschaft wie in den Künsten. Die Arte Povera war die bedeutendste «rebellische» Kunst-Strömung aus Italien. Der Kunstkritiker Germano Celant prägte den Begriff «Arte Povera» und fasste darunter verschiedene künstlerische Positionen aus Turin, Mailand und Rom zusammen. Das Bestreben dieser Künstler war es, die Distanz zum Betrachter zu verringern, die Schwelle von Kunst und Leben zu überbrücken und die Wahrnehmung zu erweitern. Uns vertraute und alltägliche, zumeist als wertlos erachtete Dinge wurden als neue, kunstwürdige Materialien entdeckt und zu bedeutungsvollen Werken transformiert. Einfacher und bescheidener in ihren Mitteln, authentischer in ihren Materialien sollte die neue Kunst sein. So eröffnen die Werke der Arte Povera in sinnlichpoetischer Weise den Blick auf die Welt und die allem Sein zugrundeliegenden Energien. Sie schaffen Sinnbilder auch für jene geistigen Kräfte, die zur Veränderung erstarrter Strukturen drängen. Der Wunsch der jungen Künstler, die Distanz zum Betrachter zu verringern, unsere Wahrnehmung zu schärfen und auf eine soziale und ästhetische Verwandlung des Alltags zu setzen, wurde durch den internationalen Erfolg der Arte Povera bestätigt. Die stilistische Freiheit, die der provokative neue Gattungsname erlaubte, führte zu einem breit gefächerten Spektrum der Arbeiten und wurde ausserordentlich einflussreich für die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst seither.
Die Präsentation dieser «Kunst mit einfachen Mitteln» harmonierte mit dem spirituellen Motto «Anrufung» des Kunstfestes Weimar <strong>2012</strong>. In diesem Kontext hat die Rückbesinnung der Arte Povera-Künstler auf die essenziellen und existenziellen Dimensionen unseres Daseins ihren genauen Platz. Längst schon sind Überfluss, Wachstum und Fortschritt zu bedrohlichen Faktoren in unserer Gesellschaft geworden. Die Ausstellung war eine Kooperation mit dem Kunstfest Weimar «pèlerinages», kuratiert von Friedemann Malsch in Zusammenarbeit mit Valentina Pero. 27