April / Mai 2007 - Lutherisch in Nordhorn
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BETEN<br />
9<br />
Der Weltgebetstag<br />
der Frauen<br />
Seit 1887 wird dieser von<br />
den Werken der evangelischen<br />
Frauenarbeit gegründete<br />
Gebetsgottesdienst<br />
weltweit am ersten Freitag im März abgehalten.<br />
Inzwischen ist das Weltgebetstags-Komitee ökumenisch.<br />
Jährlich wird e<strong>in</strong> Land der Welt ausgesucht,<br />
das e<strong>in</strong>e Gebetsordnung vorbereitet, <strong>in</strong> der<br />
se<strong>in</strong>e speziellen Nöte und Probleme zum Ausdruck<br />
kommen. Dies gibt Frauen <strong>in</strong> der ganzen Welt die<br />
Möglichkeit, für diese Anliegen nach eben dieser<br />
Ordnung zu beten.<br />
In <strong>Nordhorn</strong> wird der Weltgebetstag seit nunmehr<br />
55 Jahren gefeiert, seit 1972 s<strong>in</strong>d auch die katholischen<br />
Frauen turnusmäßig an der Vorbereitung<br />
beteiligt und laden, wie die reformierten, die altreformierten,<br />
die freikirchlichen und die lutherischen<br />
Frauen <strong>in</strong> ihr jeweiliges Gotteshaus e<strong>in</strong>. Natürlich<br />
s<strong>in</strong>d Männer wie Frauen willkommen, die Vorbereitung<br />
und Durchführung wird aber ausschließlich<br />
von Frauen der jeweiligen Geme<strong>in</strong>de bestritten.<br />
Ich selbst habe mich dem Vorbereitungskreis als<br />
Vertreter<strong>in</strong> aller lutherischen Geme<strong>in</strong>den im Jahre<br />
2000 angeschlossen und diese Arbeit macht mir<br />
viel Freude. Für me<strong>in</strong> Empf<strong>in</strong>den liegt der besondere<br />
Charakter des Weltgebetstages im „<strong>in</strong>formierten<br />
Beten“.<br />
Jedes Jahr lernen wir e<strong>in</strong> anderes Land kennen,<br />
das sich uns durch die Gottesdienstordnung mit<br />
ihren Liedern und Gebeten erschließt, dessen spezielle<br />
Eigenheiten wir aber zusätzlich <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiven<br />
Vorbereitungstagen und –abenden kennen lernen<br />
dürfen. Der Ste<strong>in</strong>-Verlag <strong>in</strong> Nürnberg, der die jeweilige<br />
Vorbereitungsgruppe mit den notwendigen<br />
Materialien versorgt, stellt im Auftrag des Gebetstagskomitees<br />
e<strong>in</strong>e Fülle von Anregungen u. a.<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Handbüchle<strong>in</strong> zur Verfügung, durch das<br />
wir Frauen viele Länder kennen gelernt haben, von<br />
denen wir sonst vielleicht noch nicht e<strong>in</strong>mal die<br />
Lage auf der Landkarte wussten. Wir lernen die<br />
zum Teil erschreckenden Zustände wie Gewalt,<br />
Krieg, Mangelernährung, Gesundheitsprobleme<br />
und die spezielle Rolle der Frauen kennen. Davon<br />
erfahren wir sonst eigentlich wenig bis nichts über<br />
unsere Medien. Die gesamte Kollekte des Weltgebetstages<br />
geht an spezielle Projekte <strong>in</strong> dem aktuell<br />
ausgewählten Land, die über den Gottesdienst h<strong>in</strong>aus<br />
weiter begleitet werden können.<br />
Alle Vorbereitung zielt auf e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />
Gottesdienstabend h<strong>in</strong>, auf den wir uns freuen oder<br />
dem wir auch, wenn unsere Geme<strong>in</strong>de verantwortlich<br />
ist, entgegenfiebern. Haben wir an alles gedacht,<br />
klappt unser Anspiel, werden alle Beiträge<br />
gut zu verstehen se<strong>in</strong> und – am wichtigsten – erreichen<br />
wir mit unseren Ideen die Herzen der Gottesdienstbesucher,<br />
so dass sie mit allen S<strong>in</strong>nen die<br />
Situation des jeweiligen Landes erfassen und wir<br />
mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> angemessener Weise die Anliegen<br />
der Menschen <strong>in</strong> dem Land vor Gott br<strong>in</strong>gen?<br />
Ich habe diese Gottesdienste noch nie anders als<br />
erfüllend und Solidarität für dieses Land erweckend<br />
erlebt. Das Wissen, dass rund um den Erdball<br />
Millionen von Frauen mit uns <strong>in</strong> dieselben<br />
Gebete e<strong>in</strong>stimmen und vor Gott ausbreiten wie<br />
mit e<strong>in</strong>er Stimme, ist etwas ganz Besonderes!<br />
Almut Sander<br />
Beten <strong>in</strong> Taizé<br />
Almut Sander<br />
Alle drei Monate f<strong>in</strong>det im<br />
Kloster Frenswegen e<strong>in</strong> so genanntes<br />
Taizé-Gebet statt. Jeder,<br />
der teilnehmen möchte, ist<br />
dazu e<strong>in</strong>geladen, hier trifft sich<br />
ke<strong>in</strong> geschlossener Kreis. Was<br />
aber ist das, e<strong>in</strong> „Taize-Gebet“? Warum wird dort<br />
so viel gesungen und so wenig gepredigt?<br />
Frère Roger, der vor kurzem 80jährig e<strong>in</strong>es gewaltsamen<br />
Todes starb, schreibt zum Thema Gebet:<br />
„Viele Christen schöpfen im Gebet den Mut,<br />
verantwortliche Aufgaben zu erfüllen. Sie halten<br />
sich an die Quellen Christi und leben ihren Glauben<br />
als Wagnis.“<br />
Gut lutherisch gehört für den reformierten Geistlichen<br />
Roger Schutz das Gebet mit dem Handeln<br />
zusammen. Als er 1945 se<strong>in</strong>e „Communauté de<br />
Taizé“ – e<strong>in</strong>e mönchische Geme<strong>in</strong>schaft von Brüdern<br />
verschiedener Konfessionen – gründete, wollte<br />
er nach den verstörenden Erfahrungen des 2.<br />
Weltkrieges <strong>in</strong> ihr e<strong>in</strong> Gleichnis von Geme<strong>in</strong>schaft<br />
leben, wie Christus sie gewollt hat. Im Zeichen der<br />
Versöhnung bot die Geme<strong>in</strong>schaft zunächst besonders<br />
Kriegsgefangenen und Verfolgten Schutz.<br />
Da sich <strong>in</strong> der Nachkriegszeit Erwachsene und<br />
besonders Jugendliche aus vielen Ländern für dieses<br />
„Gleichnis“ zu <strong>in</strong>teressieren begannen und es<br />
mitleben wollten, empfängt seit etwa 1960 die<br />
Communauté für jeweils e<strong>in</strong>e Woche Gäste, die