Komplette Ausgabe - Medizin-EDV
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Experten<br />
<strong>Ausgabe</strong> 2013<br />
Prof. Dr. Walter Swoboda,<br />
Hochschule Neu-Ulm<br />
Prof. Dr. Harald Mehlich,<br />
Dekan Fakultät Gesundheitsmanagement<br />
an<br />
der Hochschule Neu-Ulm<br />
Claus Meisel, stellvertretender<br />
Leiter der Abteilung<br />
für <strong>Medizin</strong>technik<br />
und IT am Klinikum der<br />
Universität München<br />
Dr. Harald Kruber, Leiter<br />
der Abteilung <strong>Medizin</strong>technik<br />
und IT am Klinikum<br />
der Universität<br />
München<br />
speichert, welche sind<br />
erforderlich? Welche<br />
Daten werden im System<br />
gespeichert?<br />
Für einen ersten<br />
Überblick ist das<br />
Programmablaufdiagramm<br />
also gut geeignet,<br />
für eine genauere<br />
Betrachtung<br />
ist es nicht ausreichend.<br />
Notaufnahme-<br />
Prozess mittels<br />
BPMN<br />
dokumentiert<br />
Abbildung 3 zeigt<br />
den oben beschriebenen<br />
Prozess als<br />
BPMN-Grafik. Es<br />
soll an dieser Stelle<br />
nicht die gesamte<br />
BPMN-Notifikation<br />
beschrieben werd -<br />
en, dafür gibt es ge -<br />
eignete Lehrbücher<br />
[3]. Die wichtigs -<br />
ten Merkmale von<br />
BPMN können aber<br />
gut am Beispiel -<br />
prozess erläutert<br />
werden. BPMN<br />
hat relative wenige<br />
Grundelemente (Abbildung<br />
1). Neben<br />
den zwei üblichen<br />
Ereignissen „Start“<br />
und „Stopp“ verfügt<br />
BPMN über eine<br />
ganze Reihe weiterer<br />
Ereignisse. Daneben<br />
existieren „Gateways“,<br />
die Prozessflüsse<br />
nach den Regeln<br />
der booleschen<br />
Logik aufteilen und<br />
vereinigen. Funktionen<br />
werden ähnlich<br />
wie im Flussdiagramm<br />
durch Rechtecke gekennzeichnet,<br />
allerdings abgerundet.<br />
BPMN ermöglicht die Erstellung eines<br />
einzigen realitätsnahen Prozesses, der durch<br />
zwei horizontale ‚swim-lanes‘ in die Zuständigkeiten<br />
der Verwaltung und der <strong>Medizin</strong><br />
aufgeteilt wird. Der Prozess hat drei Einstiegspunkte,<br />
je nach Ankunftsart des Patienten.<br />
Das folgende „Oder“-Gateway regelt, dass<br />
genau ein Einstiegspunkt zutrifft. Die folgende<br />
Triage wird von einen Unterprozess<br />
übernommen (gekennzeichnet mittels umrahmten<br />
„+“ am unteren Ende). Ergebnis dieses<br />
Unterprozesses ist der ausgefüllte Triage-Bogen.<br />
Der Triage-Unterprozess hat ein<br />
Ausnahme-Ereignis: Wenn sofortiges Eingreifen<br />
erforderlich ist, wird die folgende<br />
Warteschleife übersprungen. Diese funktionsbezogenen<br />
Ereignisse sind ein Hauptvorteil<br />
von BPMN. Die gerade ausgeführte Handlung<br />
kann jederzeit unterbrochen werden.<br />
Mittels „Und“-Gateway teilt sich der Prozess<br />
danach in zwei parallele Teile, die gleichzeitig<br />
durchlaufen werden. Im oberen Teil übernimmt<br />
die Administration die Aufnahme des<br />
Patienten und die Dateneingabe, händigt die<br />
Tracking-Geräte aus und entlässt oder verlegt<br />
den Patienten. Im unteren Teil kommt der Patient<br />
in eine Warteschleife. Abhängig vom Triage-Ergebnis<br />
wird eine Höchstwartedauer festgelegt,<br />
nach der die Wartezeit Ereignis-gesteuert<br />
unterbrochen wird. Wird der Patient vorher<br />
angefordert, so wird sein Tracker aktiv.<br />
Beim Behandlungs-Unterprozess werden<br />
Daten ins KIS eingespeist. Danach laufen der<br />
medizinische und der administrative Prozess<br />
wieder zusammen. Das „Oder“-Gateway bedeutet<br />
hier, dass beide Eingänge aktiv sein<br />
müssen. Es muss also die Behandlung und<br />
die Aufnahme stattgefunden haben, bevor<br />
der Patient entlassen werden kann. Danach<br />
endet der BPMN-Prozess.<br />
Bewertung<br />
Viel zu selten werden die eigenen Prozesse<br />
vom Kunden genau dokumentiert und optimiert,<br />
bevor ein neues IT-Tool beschafft<br />
wird. Der Normalfall ist leider der, dass<br />
man darauf vertraut, dass das neue Produkt<br />
die Prozesse ‚gerade rücken‘ wird. Das kann<br />
erhebliche Nachteile mit sich bringen.<br />
Wenn die Prozesse stattdessen genau festgelegt<br />
werden sollen, damit über ein Pflichten-<br />
Abbildung 2: Notaufnahme (Flussdiagramm)<br />
heft die eigenen Anforderungen eingefordert<br />
werden können, gibt es leider keinen einfachen<br />
Weg. Zwar reichen einfache Flussdiagramme<br />
für einen ersten Überblick aus, eine genauere<br />
Betrachtung verlangt aber mächtigere Werkzeuge<br />
wie zum Beispiel BPMN. Diese erfordern<br />
jedoch eine genaue Prozessaufnahme und<br />
eine eingehende Beschäftigung aller Beteiligten<br />
mit der Materie.<br />
Dafür entschädigen Sie mit einer realitätsnahen<br />
Beschreibung der Vorgänge. BPMN ist<br />
mittlerweile so nah an der Realität, dass es<br />
möglich ist, direkt aus den Prozessbeschreibungen<br />
geeignete IT-Systeme zu erzeugen [4].<br />
Quellen<br />
[1] http://www.bpmi.org/<br />
[2] http://www.ersteinschaetzung.de/<br />
[3] J Freund, B Rücker: Praxishandbuch<br />
BPMN 2.0 (2011) Hanser-Verlag<br />
München Wien<br />
[4] http://www.bizagi.com/<br />
Abbildung 3: Notaufnahme (BPMN)<br />
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