28.04.2014 Aufrufe

Stahlbauer setzen ein Denkmal Stahlbauer setzen ein ... - Metallbau

Stahlbauer setzen ein Denkmal Stahlbauer setzen ein ... - Metallbau

Stahlbauer setzen ein Denkmal Stahlbauer setzen ein ... - Metallbau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MANAGEMENT<br />

58<br />

Hochschule München<br />

Zwischen Betrieb und Hochschule<br />

Verbundstudium Stahl – Metall – Glas<br />

Duale Studiengänge stellen <strong>ein</strong>e gelungene Kombination von theoretischem<br />

Lernen an der Hochschule und praktischer Ausbildung im Betrieb dar.<br />

metallbau stellt in loser Folge verschiedene Angebote an deutschen Hochschulen<br />

vor, beginnend mit der Hochschule München.<br />

Magnus Hilger<br />

Seit dem Wintersemester 2013/14 bietet<br />

die Hochschule München an der Fakultät<br />

für Bauingenieurwesen erstmals<br />

das Verbundstudium Stahl – Metall – Glas<br />

an. Verantwortlich dafür ist Dr. Jörg Ansorge,<br />

Sprecher der Studienrichtung Stahlbau<br />

und Professor für die Fachgebiete Stahlbau<br />

und Stabilität. Das Studienangebot verbindet<br />

<strong>ein</strong>e betriebliche Ausbildung mit <strong>ein</strong>em<br />

Bachelorstudium. Grund für den neuen Ausbildungsgang<br />

ist <strong>ein</strong> zunehmender Bedarf<br />

an akademisch ausgebildeten Fachkräften<br />

im Bereich <strong>Metallbau</strong>. „Mich erreichten regelmäßig<br />

Anfragen von Stahlbaubetrieben<br />

aus dem ganzen Bundesgebiet nach <strong>ein</strong>er<br />

akademischen Ausbildung mit Schwerpunkt<br />

Stahlbau. Oft waren dies auch Familienbetriebe,<br />

in denen schon die Eltern im ehemaligen<br />

Studiengang Stahlbau studiert haben und<br />

nun die nächste Generation <strong>ein</strong>e Ausbildung<br />

anstrebt“, berichtet Ansorge.<br />

Als weiteren Grund für den Wunsch nach<br />

<strong>ein</strong>em dualen Studium sieht Ansorge den<br />

Wegfall des ersten, praktischen Studiensemesters<br />

und dessen Ersatz durch <strong>ein</strong> sechswöchiges<br />

Vorpraktikum: „Mit dem Verbundstudium<br />

kommt man dem Ideal, den Beruf von<br />

der Pike auf zu lernen, wieder nahe.“ Anders<br />

als bei herkömmlichen Studiengängen steht<br />

bei dem Verbundstudium<br />

die intensive<br />

Verknüpfung von<br />

Theorie und Praxis<br />

im Mittelpunkt. Die<br />

Studierenden absolvieren<br />

zunächst<br />

den ersten Teil der<br />

Ausbildung im Betrieb.<br />

Der Besuch der<br />

Berufsschule erfolgt<br />

freiwillig. Erst nach<br />

<strong>ein</strong>em Jahr, im Oktober<br />

2014, beginnt Jörg Ansorge<br />

dann das eigentliche<br />

Studium in München. In der vorlesungsfreien<br />

Zeit und nach dem vierten Fachsemester<br />

steht wieder die Ausbildung im Betrieb an,<br />

gefolgt von der Gesellenprüfung nach drei<strong>ein</strong>halb<br />

Jahren. Ein weiteres Jahr später erwerben<br />

die Studierenden den Abschluss Bachelor<br />

of Engineering (siehe Studienablauf).<br />

Sie werden damit zu Bauingenieuren mit<br />

<strong>ein</strong>er vertieften Ausbildung in den stahlbaulichen<br />

Fächern und erwerben die Bauvorlageberechtigung.<br />

Inhaltlich umfasst das Studium<br />

u.a. die Bereiche Bauordnungs- und Bauvertragsrecht,<br />

Stahlbau und Stabilitätslehre,<br />

Grundlagen der Werkstoff- und Schweißtech-<br />

Die Versuche in den Labors der Hochschule München sind bei den Studierenden beliebt<br />

Hochschule München<br />

Bernd Fürbringer<br />

nik oder Grundlagen der Fassadentechnik<br />

und des Glasbaus.<br />

„Erfahrungsgemäß sind Studierende, die<br />

gleichzeitig <strong>ein</strong>e Berufsausbildung und <strong>ein</strong><br />

Studium bewältigen, besonders motiviert,<br />

engagiert und leistungsfähig“, berichtet Ansorge.<br />

„Die Belastung für die Studierenden<br />

ist zwar höher, allerdings besteht für sie<br />

wiederum finanzielle Sicherheit, die Zeit für<br />

intensives Studieren schafft.“ Dafür sorgen<br />

die beteiligten Unternehmen, die den dual<br />

Studierenden <strong>ein</strong> Gehalt zahlen.<br />

Von dem Verbundstudium sollen nicht nur<br />

die Studierenden profitieren, sondern auch<br />

der universitäre Betrieb. Ansorge: „Wir versprechen<br />

uns Impulse für die Lehre und die Anwendungsforschung<br />

durch Fragen aus der Praxis,<br />

die über die Studierenden direkt an uns herangetragen<br />

werden können.“ Im Labor für Stahlund<br />

Leichtmetallbau und im Kompetenzzentrum<br />

Kleben werden interessierte Studierende<br />

an aktuelle Forschungsthemen herangeführt<br />

und finden so Aufgabenstellungen für ihre<br />

Bachelor- und Masterarbeiten. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt besteht durch die Stiftungsprofessur<br />

Glas- und Fassadenbau.<br />

Gestiegene Anforderungen. Einer der beteiligten<br />

Betriebe ist die Firma Franz Kassecker.<br />

11/2013<br />

Kassecker<br />

Der Ablauf des Verbundstudiums<br />

Die Ausbildung der Studierenden findet in den<br />

Betrieben, wie hier bei Kassecker statt<br />

11/2013<br />

Kassecker<br />

Das Unternehmen aus Waldsassen mit rund<br />

450 Mitarbeitern ist in den Geschäftsfeldern<br />

Stahl- und <strong>Metallbau</strong>, Hoch- und Industriebau,<br />

Tiefbau sowie Bahn- und Ingenieurbau<br />

tätig. „Der Bedarf an akademisch gebildeten<br />

Mitarbeitern hat in den letzten Jahren<br />

deutlich zugenommen“, berichtet Bernd Fürbringer,<br />

der kaufmännische Geschäftsführer.<br />

„Diese Entwicklung ist der Globalisierung<br />

der Märkte geschuldet.“ Viele der Vertragswerke<br />

sind inzwischen in englischer Sprache<br />

verfasst und bei Projekten sind umfangreiche<br />

Dokumentationen vorgeschrieben. „Ein<br />

Vertrag per Handschlag, wie es früher üblich<br />

war, geht heute nicht mehr“, betont Fürbringer.<br />

„Wir benötigen Fähigkeiten wie analytisches<br />

und kritisches Denken, um die Projekte<br />

zu verstehen und umzu<strong>setzen</strong>.“ Im Unternehmen<br />

hat man bereits sehr gute Erfahrungen<br />

mit dualen Studiengängen gemacht. „Wir bieten<br />

schon seit zwei Jahren zum Beispiel die<br />

Ausbildung zum Technischen Zeichner an,<br />

verbunden mit dem Studiengang Bauingenieurwesen“,<br />

berichtet Fürbringer. „Die dualen<br />

Studiengänge sind Teil unseres mittelfristigen<br />

Personalaquisitionprogramms.“ An dieser Art<br />

der Ausbildung schätzt er besonders, dass<br />

die Studierenden sowohl ihr Handwerkszeug<br />

beherrschen als auch das klassische Theoriewissen<br />

aus dem Hochschulstudium erwerben.<br />

Damit verbunden sind analytische Fähigkeiten,<br />

kritisches Denken und die eigenverantwortliche<br />

Informationsbeschaffung. „In Kombination<br />

ist das <strong>ein</strong>e sehr gute Geschichte“,<br />

betont Fürbringer.<br />

Weitere Gründe, um das duale Studienangebot<br />

auszubauen, sind sowohl der demografische<br />

Wandel als auch die Standortsituation.<br />

So werden in absehbarer Zeit aus Altersgründen<br />

zahlreiche Führungskräfte ausscheiden,<br />

weswegen rechtzeitig für Nachwuchs gesorgt<br />

werden muss. Eine ähnliche Entwicklung<br />

konnte auch Ansorge schon in den bisherigen<br />

Studiengängen im Bereich Bauingenieurwesen<br />

beobachten: „Viele Studierende haben<br />

bereits in den letzten Semestern <strong>ein</strong>e feste<br />

Stellenzusage – und tauchen damit als Bewerber<br />

gar nicht mehr auf. Parallel zum Studium<br />

arbeiten sie oft schon als Werkstudenten<br />

in Ingenieurbüros. Die Prognosen gehen nach<br />

wie vor von <strong>ein</strong>em großen Bedarf an Nachwuchs<br />

aus.“<br />

Zudem sei die Lage in der nördlichen<br />

Oberpfalz beim Werben um akademische<br />

Fachkräfte nicht unbedingt <strong>ein</strong> Pluspunkt,<br />

berichtet Fürbringer. Dem lässt sich durch das<br />

duale Studium gegensteuern: „Viele der Kandidaten<br />

für das Studium kommen hier aus<br />

der Region, sind sehr heimatverbunden und<br />

bleiben danach gerne in der Gegend“, weiß<br />

Fürbringer. Dabei haben aber auch ortsfremde<br />

Bewerber <strong>ein</strong>e Chance.<br />

Eine direkte Verpflichtung, nach dem Studium<br />

im Unternehmen zu bleiben, besteht<br />

nicht. „Eine Bindung ans Unternehmen durch<br />

vertragliche Klauseln ist arbeitsrechtlich<br />

nicht haltbar“, erklärt Fürbringer. Er setzt<br />

stattdessen auf <strong>ein</strong>e andere Taktik. „Wir wollen<br />

den Studierenden die Tätigkeit im Unternehmen<br />

durch <strong>ein</strong> gutes Betriebsklima und<br />

<strong>ein</strong>e aussichtsreiche betriebliche Zukunft so<br />

schmackhaft machen, dass sie gar nicht auf<br />

den Gedanken kommen, zu wechseln.“<br />

Hochschule München<br />

Gute Zusammenarbeit. Von den 42 Auszubildenden<br />

im Betrieb absolvieren acht <strong>ein</strong> duales<br />

Studium, darunter auch Kevin Puss. Er ist<br />

gerade in der Ausbildungsphase und wird im<br />

Oktober 2014 dann das Studium in München<br />

aufnehmen. Ausschlaggebend für ihn waren<br />

die Aussichten auf praktische Erfahrung in<br />

der Konstruktion und gleichermaßen theoretisches<br />

Wissen. Als Vorteile sieht er das schnellere<br />

Lernen, mehr Fachwissen sowie die Nähe<br />

zur Fertigung. Durch Ferienarbeit hatte er früher<br />

schon die Möglichkeit, das Unternehmen<br />

kennenzulernen.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen<br />

und der Hochschule hat Andreas<br />

Eckert initiiert. Der Leiter der Stahlbauabteilung<br />

bei Kassecker hat selbst in München<br />

studiert und pflegt weiterhin den Kontakt zu<br />

der Bildungs<strong>ein</strong>richtung: „Wir haben regelmäßig<br />

telefonisch und per E-Mail Kontakt mit<br />

der Hochschule und auch persönliche Treffen<br />

fanden statt.“<br />

Bei der Planung des Studiums waren neben<br />

der Universität auch Unternehmen und<br />

die Industrie- und Handelskammern beteiligt.<br />

„Durch intensive Gespräche haben wir bereits<br />

im Vorfeld versucht, mögliche Schwierigkeiten<br />

auszuräumen“, berichtet Professor<br />

Ansorge. „Sollten sich im laufenden Betrieb<br />

Probleme ergeben, beispielsweise bei Prüfungsterminen,<br />

werden wir diese auf kurzem<br />

Weg im direkten Kontakt lösen.“<br />

Nach dem erfolgreichen Abschluss besteht<br />

für die Studierenden, neben der beruflichen<br />

Karriere, auch die Möglichkeit, das Studium<br />

noch fortzu<strong>setzen</strong>. „Als nächster Schritt wäre<br />

<strong>ein</strong> Masterstudium, beispielsweise Stahlbau<br />

und Gestaltungstechnik, in 3 Semestern Vollzeit<br />

oder in 5 Semestern Teilzeit möglich“,<br />

erläutert Professor Ansorge. „Daran lässt sich<br />

auch <strong>ein</strong>e Doktorarbeit anschließen. Es gibt<br />

aktuell drei Doktoranden, die den Master<br />

sehr erfolgreich abgeschlossen haben und<br />

jetzt <strong>ein</strong>e Promotion anstreben.“<br />

Info & Kontakte<br />

Hochschule München<br />

FK02 Studienschwerpunkt Stahlbau<br />

Karlstraße 6<br />

80333 München<br />

Tel. 089 1265-2688<br />

ansorge@stahlbaustudium.de<br />

www.bau.hm.edu/studienangebot/<br />

verbundstudium/verbundstudium.de.<br />

Franz Kassecker GmbH<br />

Egerer Straße 36<br />

95652 Waldsassen<br />

Tel. 09632 501-0<br />

info@kassecker.de<br />

www.kassecker.de<br />

59

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!