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Tunçay Kulaoğlu: IMPULS - Metropole Ruhr

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Und ganz zum Schluss noch ein Wort zu meinen Eltern: Ihren Lebensabend<br />

verbringen sie in ihrer Heimatstadt Izmir und sie sind mächtig stolz auf das, was sie<br />

geschafft haben, Dank und trotz Almanya. Sie sind vorsichtig. Als ich meinem Papa<br />

von dieser Konferenz heute erzählte, fragte er: Sohn, machst du es ehrenamtlich?<br />

Und drehe deine Worte zweimal im Mund um, bevor du sie aussprichst! Almanya<br />

macht einen vorsichtig...<br />

So ungefähr einmal im Jahr sind meine Eltern in Nürnberg, wenn sie mal wieder<br />

Wehwehchen haben. Da machen sie dann Gebrauch vom deutschen<br />

Gesundheitssystem - Autonomie der Migration. Wir sehen uns kaum. Ich weiss,<br />

dass ich in der Schuld meiner Helden und Heldinnen der ersten Stunde stehe. Ich<br />

wollte immer etwas wieder gut machen. Anfang der Woche habe ich sie angerufen:<br />

Mama, Papa, am Sonntag sind hier die Wahlen, ihr durftet ja nie wählen all die Jahre,<br />

ich stelle euch meine Stimme zur Verfügung. Besprecht das untereinander, ihr habt<br />

zwei Stimmen und gebt mir Bescheid, wen ihr wählen wollt. Welche Partei, welchen<br />

Direktkandidaten. Ich mache die Kreuze für euch! Sie baten um Bedenkzeit. Eine<br />

halbe Stunde später rief meine Mutter an und fragte nur: Sohn, was machen<br />

eigentlich unsere Pflanzen in Gostenhof?<br />

Ich glaube, ich muss demnächst nach Nürnberg fahren um nach dem Rechten zu<br />

schauen...<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Ach so, und für alle Wahlmüden, Unentschlossenen, Protestler unter Ihnen, die kein<br />

Bock haben am Sonntag zur Wahlurne zu latschen, stehe ich gerne zur Verfügung.<br />

Die Formel ist einfach: Sie verschenken einfach Ihre Stimme, wenn Sie keine Lust<br />

haben selbst das Kreuzchen zu machen, an einen Menschen, der nicht wählen darf.<br />

Ich bringe Sie mit den Wahllosen in Kontakt. Ich kenne einige von diesen einigen<br />

Millionen! Das wäre nur eine symbolische Aktion, aber glasklar konkret und krass,<br />

denn jede Stimme zählt. Also eine Art postmigrantische Kulturpraxis... Ich habe<br />

keinen Schimmer, was dabei raus kommt, aber es lohnt sich...<br />

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