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Abt Theoger von St. Georgen - Michael-buhlmann.de

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Bewohner <strong>von</strong> Aasen] sich gleich darauf [nach <strong>de</strong>m Eingreifen <strong>de</strong>s Herzogs nämlich] <strong>von</strong> <strong>de</strong>m<br />

Weg, wo sie hinwollten, zurückgezogen hatten, fragte er [<strong>de</strong>r Herzog] allerdings mit gebühren<strong>de</strong>m<br />

Unwillen, was sie vorhätten. Als ihn ihre günstigen Antworten nicht zufrie<strong>de</strong>n stellten, wusste<br />

er, dass das Geschlecht <strong>de</strong>r Diener nicht nur durch Worte zu bezwingen sei und hielt einen je<strong>de</strong>n<br />

mit seinen Amtsträgern durch Ruten in Schach. Und so befahl er, dass die ganze traurige, teils<br />

unbewaffnete Menge weggehe. Dann aber wüteten sie noch mehr und wollten am nächsten Tag<br />

gegen die Diener Gottes aufbrechen; sie wur<strong>de</strong>n gezwungen, dies so zu tun, damit <strong>de</strong>r Ort [<strong>St</strong>.<br />

<strong>Georgen</strong>] zur Einsamkeit zurückkehre und <strong>de</strong>r Mann Gottes mit <strong>de</strong>n Seinen ungerecht behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>. Dies war ihr Willen, dies ihr Beschluss. Aber darüber entschied <strong>de</strong>r Herr auf an<strong>de</strong>re Weise.<br />

Als sie die Möglichkeit hatten, ergriffen sie die Waffen und sich selbst anfeuernd kamen sie zu<br />

<strong>de</strong>m Ort auf wun<strong>de</strong>rbare Weise, während sich <strong>de</strong>r Teufel freute, als das, was er lange betrieben<br />

hatte, sich endlich erfüllen wür<strong>de</strong>. Und schon näherte sich jenes starke Heer <strong>von</strong> fern <strong>de</strong>n Toren<br />

<strong>de</strong>s Klosters, während <strong>Theoger</strong> mit <strong>de</strong>n Seinen drinnen das heilige Fest <strong>de</strong>r Messe feierte. Aber<br />

sie hatten kaum die erste Schwelle [<strong>de</strong>s Klosters] betreten, als die <strong>St</strong>immen beim Psalmengesang<br />

sie erfreuten. Ihr Sinn verän<strong>de</strong>rte sich, sie legten Waffen und Trotz nie<strong>de</strong>r und betraten als<br />

Beten<strong>de</strong> die Kirche und for<strong>de</strong>rten hinsichtlich <strong>de</strong>m, was sie gegen <strong>de</strong>n heiligen Mann töricht getan<br />

hatten, Vergebung. Wer zweifelt <strong>von</strong> daher, dass diese Tugend <strong>de</strong>s <strong>Theoger</strong> es war, die wil<strong>de</strong><br />

Menschen, die die Autorität <strong>de</strong>s mächtigen Herzogs mit Drohungen und Bitten nicht zu bezwingen<br />

vermochte, durch ein Gebet zu Gott bezähmte, dass auch jene Dank leisteten, sie mithin<br />

nicht ihrer Fehleinschätzung unterlagen und dass sie <strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn, die unter ihm [<strong>Theoger</strong>] Gott<br />

dienten, wünschten, dass diese Frie<strong>de</strong>n und Ruhe erlangten. Alle, die <strong>de</strong>n ehrwürdigen Mann mit<br />

tödlichem Hass verfolgt hatten, kehrten daher mit diesem in die Gna<strong>de</strong> [Gottes] zurück. Und sie<br />

fingen an, ihn wie einen Vater <strong>de</strong>s Vaterlan<strong>de</strong>s zu lieben und zu verehren, boten und überbrachten<br />

ihm Geschenke. Viele auch übergaben sich und alles, was ihnen gehörte, und nahmen das<br />

geistliche Leben an. Und so geschah es, dass auch ein Teil jenes Ortes [Aasen] mit einer nicht<br />

unbeträchtlichen Menge an Äckern in das Recht dieser Kirche durch rechtmäßige Schenkung gelangte.<br />

17. Es ist nicht wert, durch irgen<strong>de</strong>ine Überlegung zu streifen, dass sie [die Mönche] dort in <strong>de</strong>r<br />

ganzen Anfangszeit <strong>de</strong>r Gründung [<strong>de</strong>s Klosters] Mangel litten. Oft entschie<strong>de</strong>n sie, <strong>de</strong>n Ort aufzugeben,<br />

die einen zu an<strong>de</strong>ren Klöstern zu schicken, die an<strong>de</strong>ren überhaupt aus <strong>de</strong>r Gemeinschaft<br />

auszuschließen, als endlich <strong>Theoger</strong> sie durch seine Geduld bezähmte, durch Tröstungen<br />

besänftigte und durch Verdienste empor hielt. Wie viele in jener Gemeinschaft <strong>de</strong>r Heiligen waren<br />

verwöhnt und rechneten [<strong>de</strong>nnoch] damit, trockenes Brot wie einen höchsten Genuss zu erhalten!<br />

Nahrungsmittel zur Bewirtung fehlten, ja sogar die, die mehrmals zu einer heiteren Mahlzeit eingela<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n, ent<strong>de</strong>ckten entwe<strong>de</strong>r weithin nichts o<strong>de</strong>r nur Kleinigkeiten [zum Essen]. Als jene<br />

bei seiner [<strong>Theoger</strong>s] Rückkehr zusammen die Psalmen mit so großem Wollen und Jubel sangen,<br />

dass du glaubtest, sie wären trunken, spien sie allerdings <strong>de</strong>n Weinrausch heraus, wobei<br />

<strong>de</strong>r Herr durch <strong>de</strong>n Profeten gesagt hatte, dass seine Diener sich berauschen sollen, wobei sie<br />

nicht wussten, dass die Schüler Christi, eines zu Unrecht verleum<strong>de</strong>ten Ju<strong>de</strong>n, um die dritte<br />

<strong>St</strong>un<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tages betrunken waren und das Zeugnis <strong>de</strong>r Wahrheit dargeboten hatten. Und weil<br />

ja die mönchische Gewohnheit dies verlangt, dass wir dann für jene beten, durch <strong>de</strong>ren Freigebigkeit<br />

wir versorgt wer<strong>de</strong>n, haben wir gesagt, dass die nicht unverdient glücklich gewesen sind,<br />

für die <strong>von</strong> so vielen gebetet wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Bauch die Völlerei nicht beschwert, und für die die<br />

Frömmigkeit das Gebet empfiehlt. Nämlich ausdrücklich trank <strong>de</strong>r ehrwürdige Vater [<strong>Theoger</strong>] mit<br />

jenen [Mönchen] diesen Wein <strong>de</strong>r Reue, <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Herr mit <strong>de</strong>m Profeten getrunken<br />

hatte [Ps. 59,5], dann das Wasser <strong>de</strong>r Erfrischung, über das ebenso vom Herrn berichtet wur<strong>de</strong><br />

[Ps. 22,2], aus <strong>de</strong>m vollen Becher <strong>de</strong>r Liebe, damit sie nicht Hunger und Durst haben und glauben,<br />

diesen Wunsch <strong>de</strong>s Herrn zu erfüllen, wenn sie endlich im Überfluss gesättigt sind und, in<strong>de</strong>m<br />

sie sich ganz <strong>de</strong>r Lehre <strong>de</strong>s Vaters widmen, die Süße <strong>de</strong>s himmlischen Lebens zuvor genießen.<br />

Du siehst schon in seiner Schülerschaft nicht allein die ausgedienten Greise, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die [durch die Profess] vereidigten Jünglinge Christi, die wissen um die ganze Schuld <strong>de</strong>r<br />

Versuchung, weil eine gewisse Begier<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Alten durch die Natur erstarrt. Und eine unbeständige<br />

Zeit schwin<strong>de</strong>t hin durch langes Fasten, die Nahrung wird wichtiger als die Ausgelassenheit.<br />

Durch dies gab es fürwahr gemäß <strong>de</strong>m Wort <strong>de</strong>s Apostels [Paulus; Eph. 6,12] keinen<br />

Kampf gegen das Fleisch und das Blut. Allerdings quälten die, die schon die ganze fleischliche<br />

Begier<strong>de</strong> durch das Joch <strong>de</strong>r Enthaltsamkeit besiegt hatten, ihre Glie<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. In dieser<br />

Sache, die sich nicht allein bei diesem Apostel zeigt, son<strong>de</strong>rn auch beim ehrwürdigen <strong>Theoger</strong>,<br />

kümmerte er [<strong>Theoger</strong>] sich <strong>von</strong> daher auch darum, seine Kirche Christus als keusche Jungfrau<br />

zu offenbaren: geliebteste Söhne, Nachahmer <strong>de</strong>s Glücks, durch <strong>de</strong>ssen teure Kraft <strong>de</strong>r Keuschheit<br />

[die Kirche] daraufhin in <strong>de</strong>r Botschaft <strong>de</strong>r Heiligkeit unvergleichlich blühte. Nicht wenige in<strong>de</strong>s,<br />

die aus jener Gemeinschaft <strong>de</strong>r Gerechten durch irgen<strong>de</strong>ine Anwandlung <strong>von</strong> Leichtsinn geflohen<br />

waren, sanken durch diese Sinnesän<strong>de</strong>rung herab und erlitten sogleich ihren Untergang,<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Theoger</strong> <strong>von</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong> 10

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