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Abt Theoger von St. Georgen - Michael-buhlmann.de

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wirrbar war, in eine klare und <strong>de</strong>utliche Form brachte, und weil er dadurch <strong>de</strong>n Späteren ein Zeichen<br />

seiner Klugheit gab, sind die Verbesserungen bei uns am vorzüglichsten bis heute erhalten.<br />

10. Weil er <strong>von</strong> Tag zu Tag Fortschritte machte, för<strong>de</strong>rte ihn <strong>de</strong>r <strong>Abt</strong> mit Amt und Ehre; und er befahl<br />

ihm, als erstes in <strong>de</strong>r Zelle <strong>de</strong>s seligen Papstes Gregor [(Kloster-) Reichenbach] das Priorat,<br />

das bis jetzt in seiner Fürsorge war, zu verwalten [ca.1085]. Er wollte je<strong>de</strong>nfalls für ihn, sich und<br />

die Seinen sorgen: für ihn, damit er dadurch seine Güte vergrößere; für die Seinen aber, dass sie<br />

durch die Einsetzung <strong>von</strong> jenem weiterkämen; für sich selbst schließlich, dass er durch die auf<br />

an<strong>de</strong>re verteilte Last seine fast unablässige Sorge vermin<strong>de</strong>re. Es geschah <strong>de</strong>shalb durch die<br />

Gna<strong>de</strong> Gottes das, was jener gläubige Verwalter fromm beabsichtigte, weil jener nicht für sich allein,<br />

son<strong>de</strong>rn auch für alle an<strong>de</strong>ren arbeitete, so dass auch <strong>de</strong>ssen Brü<strong>de</strong>r durch Nachahmung<br />

Fortschritte [im geistlichen Leben] machten. Und an <strong>de</strong>n Erfolgen aller erfreute sich <strong>de</strong>r <strong>Abt</strong> im<br />

Innersten, und er hoffte, dass das allgemein sein wer<strong>de</strong>, was die guten [Mönche] unter <strong>de</strong>n Seinen<br />

hätten. Es hatte nämlich <strong>de</strong>r ehrwürdige <strong>Theoger</strong> seinen Erfolg aus <strong>de</strong>r Genugtuung heraus,<br />

weil mehrere in heiliger Umkehr sich mit ihm, <strong>de</strong>r gut [gemäß <strong>de</strong>r Regel] lebte, verban<strong>de</strong>n; und<br />

am En<strong>de</strong> empfing er das ewige Leben auf die Art und Weise, wie <strong>de</strong>r es wollte, <strong>de</strong>r ihn segnete<br />

und erhöhte. Dieser bestätigte ihn danach als Gläubigen, nicht viel später setzte er ihn über vieles,<br />

weil er ja in <strong>de</strong>n Himmeln war, wo er <strong>von</strong> Gott hörte, dass er ein guter und gläubiger Diener<br />

war. Weil dieser [<strong>Theoger</strong>] geraume Zeit das ihm auferlegte Amt lobenswert verrichtete, wollte ihn<br />

<strong>de</strong>r <strong>Abt</strong> [Wilhelm] <strong>de</strong>n Gottesdienst anvertrauen und strebte danach, ihn als Priester einzusetzen,<br />

weil er meinte, dass die Kirche mit solch einem Priester gesegnet wer<strong>de</strong>n sollte. Jener aber hat –<br />

ein gerechter Mann wie er war – <strong>de</strong>n Dienst am heiligen Altar mit großer Ehrerbietung und Gottesfurcht<br />

ausgeführt, so dass er sogar in <strong>de</strong>n ersten vierzehn Tagen, als es dazu gekommen war,<br />

dass man ihm auf seine Schultern dieses Joch Gottes auferlegte – nämlich die heilige <strong>St</strong>ola, die<br />

er kurz zuvor empfangen hatte –, aus <strong>de</strong>r Überlegung <strong>de</strong>s heiligen Mysteriums und <strong>de</strong>r Sakramente<br />

heraus es kaum wagte, diese mit <strong>de</strong>r Hand zu berühren o<strong>de</strong>r sie auf <strong>de</strong>n Schultern zu tragen;<br />

vor allzuviel Angst mochte er kaum [damit] hintreten. So zitterte er stehend und stand zitternd,<br />

weil sein Geist mit großer Furcht Gott diente, auch die <strong>St</strong>arrheit seines Körpers ihn verriet.<br />

11. In jenen Tagen sind die [christlichen] Wahrheiten <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Menschensöhnen geschmälert<br />

wor<strong>de</strong>n, und nicht einer war da, <strong>de</strong>r Gott bemerkte und vermisste. Sowohl <strong>de</strong>r König als auch eine<br />

große Zahl <strong>de</strong>r Fürsten <strong>de</strong>s Königreiches, aber auch die meisten Priester wen<strong>de</strong>ten ihren Sinn<br />

ab und verschlossen ihre Augen, damit sie nicht <strong>de</strong>n Himmel schauten und nicht das Jüngste Gericht<br />

sahen. Als diese nämlich wagten, <strong>de</strong>n römischen Bischof die geschul<strong>de</strong>te Unterwerfung zu<br />

verweigern, hatten sie durch die Macht <strong>de</strong>r Fürsten und die Eingebung <strong>de</strong>r Priester nur noch die<br />

Not und das Flehen. So hatte die Verblendung alle erfasst, um <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kirche in Unordnung<br />

zu bringen. Danach offenbarten sich durch <strong>de</strong>n Herrn <strong>de</strong>ssen Barmherzigkeit und <strong>de</strong>ssen<br />

Wun<strong>de</strong>rtaten <strong>de</strong>n Menschensöhnen, weil keine Weisheit, kein Wissen und keine Überlegung gegen<br />

<strong>de</strong>n Herrn ist. Es fing nämlich die Kirche an, unter <strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n Fortschritte zu machen und<br />

das Haupt <strong>de</strong>r Schlange, die vielfältige Übel durch ihren <strong>St</strong>achel verursacht hatte, durch männliche<br />

bewaffnete <strong>St</strong>andhaftigkeit zu zerreiben. Und sie hörte nicht auf, <strong>de</strong>m schlechten Ansinnen<br />

<strong>de</strong>r [Gegner] zu wi<strong>de</strong>rstehen, solange bis <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>n Feind Israels in die Hand einer Frau gab.<br />

Dann erblühte in wun<strong>de</strong>rbarer Weise die christliche Religion, die schon angefangen hatte, missachtet<br />

zu wer<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>r vermehrt auf. Es waren nämlich nicht wenige, die lieber wollten, alles<br />

und das Äußerste zu erldul<strong>de</strong>n, als durch irgen<strong>de</strong>in Geschick mit <strong>de</strong>n [vom Glauben] Abgefallenen<br />

vereint zu wer<strong>de</strong>n. Diese [Anhänger <strong>de</strong>r Kirche] entfernten sich <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Schuld <strong>de</strong>r Exkommunizierten<br />

und erbaten die Kümmernisse <strong>de</strong>r Welt, nach<strong>de</strong>m sie sich <strong>von</strong> ihren Taten losgesagt<br />

hatten. Sie errichteten auch neue Gebäu<strong>de</strong> für die Diener Gottes o<strong>de</strong>r erweiterten schon Erbautes;<br />

sie ordneten sich auf ewig <strong>de</strong>m Dienst <strong>de</strong>s allmächtigen Gottes unter. Es erhob sich in jenen<br />

Tagen ein gewisser frommer und adliger Mann mit Namen Hezelo, und er erbaute, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

fromme und adlige Mann Hesso dazugestoßen war, mit Rat und Hilfe jenes, wie die göttliche Güte<br />

es eben einrichtet, in einem undurchdringlichen und dichten Wald ein Kloster, <strong>de</strong>m dann <strong>de</strong>r<br />

Name Zelle <strong>de</strong>s heiligen Georg beigegeben wur<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>ssen Ehre man das Kloster weihte. An<br />

diesen Ort gelangte <strong>de</strong>r ehrwürdige Vater Wilhelm auf Bitten jener [Klostergrün<strong>de</strong>r] und richtete<br />

[dort] eine Mönchsgemeinschaft ein. Und drei Äbte setzte er hintereinan<strong>de</strong>r ein. Den [in <strong>de</strong>r zeitlichen<br />

Reihenfolge] Mittleren dieser [Äbte, nämlich Konrad], einen einfachen und ruhigen Mann,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n ungünstigen Notwendigkeiten nicht genügend entsprach, rief er dazu ins Mutterkloster<br />

[Hirsau] zurück und setzte ihn gegen die kanonischen Verordnungen und ohne Unterrichtung und<br />

Wissen <strong>de</strong>s Diözesenbischofs ab. Dieses Vorgehen kränkte <strong>de</strong>n Bischof.<br />

12. Und nach einiger Zeit vertraute <strong>de</strong>r eine [Hesso] <strong>von</strong> <strong>de</strong>n zweien, die, wie wir sagten, die<br />

Grün<strong>de</strong>r jenes Ortes waren, – <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re [Hezelo] war schon in Christus verstorben – <strong>de</strong>m Herrn<br />

seine Angelegenheiten an, begab sich wie<strong>de</strong>rum zu <strong>de</strong>m ehrwürdigen <strong>Abt</strong> Wilhelm, seinem<br />

[geistlichen] Vater und ersuchte noch gemäß <strong>de</strong>r ihm gegebenen [Möglichkeit zur] Wahl um <strong>Theoger</strong><br />

als dritten <strong>Abt</strong>. Als dies die Mitbrü<strong>de</strong>r [<strong>Theoger</strong>s] hörten, waren eine große Zahl <strong>von</strong> Män-<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Theoger</strong> <strong>von</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong> 6

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