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Abt Theoger von St. Georgen - Michael-buhlmann.de

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eichte, <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re die Sandalen und die Handschuhe sowie alle heiligen Gewän<strong>de</strong>r, die im Übrigen<br />

bei <strong>de</strong>r Weihe eines Bischofs nach <strong>de</strong>m Vorrecht <strong>de</strong>r Verdienste gereicht wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r<br />

<strong>St</strong>un<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Prozession sah <strong>de</strong>r ehrwürdige und Gott würdige Erzbischof <strong>von</strong> Salzburg <strong>de</strong>n Heiligen<br />

Gottes an, <strong>de</strong>r durch die Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Segnung ergriffen war und <strong>de</strong>m er sich, wie wir schon<br />

sagten, <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Seite näherte. Er sagte: „O Bischof, niemals ist in unseren Tagen so etwas geschehen,<br />

dass zwei Erzbischöfe eine Weihe auf <strong>de</strong>r linken Seite [vom zu Weihen<strong>de</strong>n] begleitet<br />

haben. Aber an <strong>de</strong>iner Person ist die göttliche Wür<strong>de</strong> durch uns heute erfüllt wor<strong>de</strong>n.“ Weil er<br />

[<strong>Theoger</strong>] nämlich ein Mann hohen Charakters war, sind solche Ehren innerhalb eines Zeitraums<br />

<strong>von</strong> ungefähr einhun<strong>de</strong>rt Jahren nur <strong>de</strong>m <strong>Theoger</strong>, <strong>de</strong>r sich selbst versteckt hielt, zugetragen<br />

wor<strong>de</strong>n. Der Mann Gottes konnte in jener ganzen Zeit seiner Weihe die Tränen nicht zurückhalten,<br />

wo ihm <strong>von</strong> allen sowohl Bewun<strong>de</strong>rung als auch Hochachtung begegneten.<br />

18. 19. Nach<strong>de</strong>m er daher die bischöfliche Weihe empfangen hatte, weihte <strong>de</strong>r selige Bischof<br />

<strong>Theoger</strong> zuerst bei <strong>de</strong>mselben Kloster die Kirche zu Ehren <strong>de</strong>s heiligen Märtyrers Georg, damit<br />

er beson<strong>de</strong>rs diesen [Heiligen] in <strong>de</strong>r <strong>Abt</strong>ei als Patron hatte. Auch führte er in seinem Bistum<br />

<strong>de</strong>ssen wohltätigen Schutz zum ersten Mal ein. Aber auch die Krypta <strong>de</strong>r Corveyer Kirche und<br />

<strong>de</strong>n Altar <strong>de</strong>s seligen Apostels Andreas [weihte er] [Lücke].<br />

20. [Lücke] An diesem Punkt gab das Pferd, auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Heilige saß, <strong>de</strong>n rechten Weg auf. Keine<br />

Schläge, keine Führung brachten es weiter. Den Bischof hinüberzubringen o<strong>de</strong>r vom Pferd zu<br />

steigen, war nicht möglich; hier drohten zu bei<strong>de</strong>n Seiten Felswän<strong>de</strong>, dort ein ungeheurer Abhang.<br />

Endlich gab es keine Hoffnung, das Lasttier zu wen<strong>de</strong>n, weil <strong>de</strong>r Ort so eng war wie die<br />

kleinste Grube einer Zelle im Gefängnis. Nicht fern befand sich <strong>de</strong>r Schüler [Erbo], <strong>de</strong>n er [<strong>Theoger</strong>]<br />

liebte, und er stand <strong>de</strong>m Greis bei, so dass die Sache ihren [guten] Ausgang nahm. Durch<br />

die Fürsorge Gottes aber geschah es, dass das wil<strong>de</strong> Tier, unruhig gewor<strong>de</strong>n, unbeweglich da<br />

stand und fühlte, wie sich <strong>de</strong>r heiligste Bischof darauf setzte, so wie es ihn zu diesem Ort getragen<br />

hatte. Endlich drehte sich das Pferd und brachte sich und <strong>de</strong>n unverletzten Priester zurück.<br />

Ich je<strong>de</strong>nfalls glaubte, die Sache kurz zu streifen, und weiß nicht, ob ich sie sorgfältig beschrieben<br />

habe. Ich weiß dies Eine, dass er <strong>de</strong>m Tod nicht entronnen wäre, wenn er nicht auf göttliche<br />

Hilfe vertraut hätte.<br />

21. Danach kehrte er <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Versammlung [zu Fritzlar] zurück und gelangte, <strong>von</strong> <strong>de</strong>m besagten<br />

Archidiakon [Albero] ehrerbietig geführt, zum Ort, <strong>de</strong>r Dieulouard heißt. Dort erwarteten ihn eine<br />

Anzahl <strong>von</strong> Äbten und Geistlichen, die im Bistum <strong>de</strong>n gesün<strong>de</strong>ren Teil bil<strong>de</strong>ten. Auch fromme<br />

Frauen und Adlige besuchten ihn oft in <strong>de</strong>r Mühsal heiliger Aufmerksamkeit, die <strong>de</strong>n äußersten<br />

Besatz seiner Kleidung berührte, da sie glaubte, dadurch selig zu wer<strong>de</strong>n. Im Übrigen erlaubte<br />

die Menge an Bun<strong>de</strong>sgenossen jenes verbrecherischen Bischofs es ihm nicht, in die <strong>St</strong>adt [Metz]<br />

einzudringen. Nicht wenige stan<strong>de</strong>n diesem Ansinnen entgegen, wodurch sie sich durch das Unrecht<br />

<strong>de</strong>s Priesters [Adalbero] das Wohlwollen <strong>de</strong>s Königs verschafften. Nämlich <strong>de</strong>r König, wenn<br />

er <strong>de</strong>nn nicht einen Bischof einsetzen wollte, neigte dazu, dass dieser [Adalbero] nicht abgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r ihm durch nahe Verwandtschaft und Gunst beistand. Schon vergingen die meisten<br />

Tage, und <strong>de</strong>r heilige Bischof [<strong>Theoger</strong>] wan<strong>de</strong>rte, geführt vom Archidiakon, unstet umher. Und<br />

die heilige Ansicht entflammte bei allen, dass sie sich als <strong>de</strong>ssen [<strong>Theoger</strong>s] Söhne bezeichnen<br />

wollten – nämlich <strong>de</strong>ssen große Leutseligkeit und das Vertrauen <strong>de</strong>r Vielen in ihm rief Eifer hervor<br />

-, aber er konnte endlich nicht die Metzer überzeugen, dass sie ihm die <strong>St</strong>adt öffneten. Der<br />

fortgeschrittene Wahnsinn dieser [<strong>St</strong>adtbewohner] war, dass sie gemeinsam entschie<strong>de</strong>n, dass,<br />

wenn irgendwer diesen [<strong>Theoger</strong>] als Bischof anerkenne, er alles, was er hat, verliere und die<br />

<strong>St</strong>adt verlassen müsse. Es wur<strong>de</strong> [bei <strong>de</strong>n Anhängern <strong>Theoger</strong>s] Rat gehalten, alle, die bei ihm<br />

[<strong>Theoger</strong>] in Gehorsam verweilten, wur<strong>de</strong>n weggeschickt, <strong>de</strong>r Bischof wollte in seinem Kloster<br />

[<strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong>] bleiben, bis die Untreue <strong>de</strong>r Schismatiker aufhören und die Metzer Kirche Frie<strong>de</strong>n<br />

empfangen wür<strong>de</strong>. Er beschwor dies und reiste mit seinen Begleitern ab.<br />

22. Und <strong>de</strong>r Teufel ließ durch solche Mühen nicht zu, dass er [<strong>Theoger</strong>] ermü<strong>de</strong>te o<strong>de</strong>r ein wenig<br />

Atem holte. Auf <strong>de</strong>m Weg, <strong>de</strong>n er bereiste, lauerten Hinterhalte. Jene Einö<strong>de</strong> nämlich, die für gewöhnlich<br />

Vogesen genannt wird, betrat er und wandte sich bei Sonnenuntergang zu einem gewissen<br />

Kloster, das die Reliquien und <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>s seligen Gregor besaß [Münster im Gregoriental].<br />

Als er sich am folgen<strong>de</strong>n Tag erhob, sagte er <strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn Lebwohl und setzte die begonnene<br />

[Reise] durch das Gebiet fort. Zu Mittag war ihm schon heiß, und obwohl die Jahre <strong>de</strong>s<br />

Alters <strong>de</strong>n durch Fasten entkräfteten Körper schwächten, besiegte er endlich das Alter durch <strong>de</strong>n<br />

Geist, und ein kräftiger Wan<strong>de</strong>rer, ungeduldig bei Verzögerungen, setzte <strong>de</strong>n vorbereiteten Weg<br />

fort. Soldaten, die <strong>von</strong> zwei Basler Geistlichen angestiftet wur<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Heiligen einen Hinterhalt<br />

legten, weil dieser, als er <strong>von</strong> Metz wegging, reichlich Geld besaß, stürzten sich plötzlich auf<br />

ihn. Frech suchten sie eifrig nach <strong>de</strong>m Geld, nach<strong>de</strong>m nämlich die Begleiter [<strong>Theoger</strong>s] untersucht<br />

wor<strong>de</strong>n waren; jener hielt die Suchen<strong>de</strong>n nicht auf und hörte nicht auf, Psalmen vorzutragen,<br />

die er kurz zuvor <strong>de</strong>r Seelenruhe verstorbener Schüler gewidmet hatte, Zeugen eines friedfertigen<br />

Herzens. Zuletzt wur<strong>de</strong> er aber <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Soldaten umzingelt und betastet. Man befahl<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>Abt</strong> <strong>Theoger</strong> <strong>von</strong> <strong>St</strong>. <strong>Georgen</strong> 28

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